Schär: „Ausschluss der FCZ-Fans falsche Massnahme“

Christoph Schär, Sportjournalist aus der Region Aarau, ist wie schon im November als Experte auf Züri Live beim Spiel Aarau – FCZ dabei. Im Vorschaugespräch spricht er über die voraussichtliche Taktik Aaraus, warum Raimondo Ponte Sandro Wieser nicht von Beginn weg bringen will, die Reaktionen beim FC Aarau auf die Massnahme der Kantonspolizei Aargau, die FCZ-Fans auszuschliessen, und mögliche Sicherheitsszenarien rund um die Partie.

 

Aargauer KaPo dreht an der Gewaltspirale

Die Kantonspolizei Aargau verfügt die Sperre des Gästeblockes im Fussballspiel FC Aarau gegen den FC Zürich von heute Samstag und behauptet, dies mit dem Ziel zu tun, die öffentliche Sicherheit zu wahren. Die Meldung kommt unerwartet, aber keineswegs überraschend. Man braucht kein Hellseher zu sein, um vorauszusehen, dass diese Massnahme grosses Potential hat, genau das Gegenteil von öffentlicher Sicherheit hervorzubringen. In den letzten Jahren war es rund um Fan-Randale an Fussballspielen in der Schweiz ziemlich ruhig geworden. Experten der Materie meldeten einen Rückgang der Vorfälle, in Basel beispielsweise war man drauf und dran, die Polizeikontingente für Einsätze an Fussballspielen wieder zu reduzieren.

Offenbar war es verschiedenen Verantwortlichen im Polizeiapparat nun zu ruhig geworden. Denn im Zuge des berühmt-berüchtigten „Hooligan-Konkordats“ waren den „Ordnungshütern“ ja weitreichende Ermächtigungen in die Hand gegeben worden, und dieser neugewonnenen Macht wollte man sich nun natürlich betätigen. Dies ist alles keine Überraschung. Denn es braucht schon sehr viel Naivität in Kombination mit einem Fensterplatz im Geschichtsunterricht, um den salbungsvollen Beteuerungen eines Staatsapparates vom „massvollen“ Einsatz solcher Machtmittel glauben zu schenken. Ebenfalls alles andere als ein neues Phänomen ist, dass die Staatsmacht massive Einschnitte in die Freiheits- und Menschenrechte zuerst gegen eine in der breiten Bevölkerung unbeliebte Gruppe, im aktuellen Fall die „Fussball-Fans“, einsetzt. Dies dient sowohl der Rechtfertigung wie auch der Gewöhnung der Bürger an verfassungswidrige Mittel, welche im Normalfall nie und nimmer mehrheitsfähig wären.

Der relativen Ruhe rund um Schweizer Fussballspiele wurde am 21.Februar mit dem im voraus geplanten Überfall der Zürcher Stadt- und Kantonspolizei auf 800 (!) friedlich Richtung Stadion ziehende FCZ-Fans und der anschliessenden sechsstündigen (!) Einkesselung ein Ende gesetzt. Wie an dieser Stelle damals vermutet, hat dieses Ereignis in der Südkurve ganz offensichtlich zu einer Radikalisierung geführt. Man braucht nicht Psychologie studiert zu haben, um zu verstehen, dass solche Ungerechtigkeiten und Kollektivbestrafungen, und dann noch von Seiten der mit besonderen Vollmachten ausgestatteten Ordnungshüten, selbst bei ansonsten eher harmoniebedürftigen Gemütern starke Ressentiments wecken. Die radikalsten Elemente einer Fangruppierung erhalten so massiv Auftrieb, weil sie nun auch bei den Gemässigten zumindest teilweise auf Verständnis stossen.

Ganz in der Tradition ihrer Zürcher Kollegen eskaliert nun die Aargauer Kantonspolizei das Problem einer kleinen gewaltbereiten Gruppe innerhalb der Fanszene und schliesst gleich alle FCZ-Fans vom Spiel aus. Selbst Kinder dürfen nicht mit FCZ-Fanutensilien ins Stadion. Der lokale TV-Sender TV M1 schliesst daraus: „Zürcher Fans wollen wir nicht“. Nun heisst es also plötzlich ganz allgemein „Zürcher“ gegen „Aargauer“ – als Folge davon werden natürlich die radikalsten Strömungen in beiden Fanlagern starken Zulauf erhalten. Die ziemlich kurzfristig verhängte Massnahme der Aargauer KaPo wird heute zudem gewaltbereite Jugendliche aus der ganzen Schweiz wie die Motten zum Licht nach Aarau ziehen. Diese Entwicklungen müssen die Polizeistrategen voll und ganz auf ihre Kappe nehmen.

Im Brügglifeld-Stadion hatte es mit den FCZ-Fans in den letzten Jahren nie wesentliche Probleme gegeben. Im November war im Gegenteil der Zürcher Spieler Nico Elvedi von einem Wurfgeschoss aus dem Aarauer Sektor am Kopf getroffen worden. Und im Stadion randaliert wurde in den letzten Jahren nur ein einziges Mal, und dies durch Basler Fans nach dem Gewinn der Meisterschaft. Ansonsten gab es jeweils ausserhalb des Stadions wesentlich häufiger Probleme, als innerhalb –  zuletzt während und nach dem Heimspiel gegen St.Gallen, als die Gästefans ebenfalls angereist waren, aber aus Protest gegen die Preispolitik nicht ins Stadion hineingingen.

In einer Strassenumfrage eines VJ’s der Aargauer Zeitung äusserten gestern mehrere Aarauer Passanten, dass sie sich im Stadion jeweils sicher fühlen, in der Innenstadt aber nicht immer. Kein Wunder nehmen die Zuschauerzahlen in der Super League seit Jahren konstant zu. Die regelmässigen Stadionbesucher wissen, wie die Situation tatsächlich ist, während die Abwesenden durch die Medien-Hysterie rund um das Thema „Fussball-Fans“ eine andere Realität aufgetischt erhalten.  Man fühlt sich beim Lesen vieler Zeitungsartikel und Online-Kommentare über Fussball-Fans an Tacitus erinnert, welcher zu Zeiten Julius Cäsars die nördlich des Rheins lebenden Völker aus Propagandagründen rundweg als Barbaren beschrieben hat.

Die Polizeistrategen betreiben derweil Arbeitsbeschaffung für ihre Mitarbeiter. Es ist nicht immer klar, was als Grundlage ihrer Entscheidungen jeweils überwiegt: der böse Wille oder schlicht und einfach Ignoranz und Inkompetenz. Vor Jahresfrist bereits hatten die Zürcher und die Aargauer Kantonspolizei in einem gemeinsamen Effort mit absurden Sicherheits- und bürokratischen Hürden ein Testspiel zwischen dem FC Zürich und dem FC Biel untersagt, bei welchem vielleicht ein Dutzend Rentner und ein oder zwei Journalisten als Zuschauer anwesend gewesen wären. Die gleichen Stellen sind nun offenbar der Meinung, ein Aussperren aller Zürcher Fans würde in Aarau zur öffentlichen Sicherheit beitragen.

In Tat und Wahrheit werden hingegen sogar im Stadion selbst durch diese Massnahme die Risiken eher erhöht, denn normalerweise lassen sich die Ultras bereitwillig in ihren Fansektor einpferchen. Nun ist ein Stadionsturm nicht ausgeschlossen. Dies wäre im Brügglifeld von allen Seiten problemlos möglich. Und dies alles nur, weil es laut Mediensprecher Bernhard Graser offenbar das oberste Ziel der Kantonspolizei Aargau ist, „ein Zeichen zu setzen“. Genauso wie ein Teil der Zürcher Südkurve in den letzten Partien mit ihren Böllern „ein Zeichen setzen“ wollte gegen die Degradierung ihres Lieblingstorhüters David Da Costa, oder wie ein Teil der Basler Muttenzerkurve mit ihrem Sturm der Haupttribüne „ein Zeichen setzen“ wollte gegen das aus ihrer Sicht freche Auftreten der Gästefans. Die Polizei übernimmt bewusst oder unbewusst die Denk- und Handlungsweise der Ultras – es geht offenbar auch den Uniformierten in erster Linie darum, Präsenz zu markieren, Macht zu demonstrieren, Ohnmacht zu therapieren, zu zeigen, dass man „da“ ist, und sich nicht alles gefallen lässt. Die Polizeistrategen sollten sich vielleicht nochmal klar darüber werden, was eigentlich ihr Ziel ist. Kämpfen sie gegen die Hooligans oder gegen den Hooliganismus? Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe und erfordern völlig unterschiedliche Arten von Massnahmen. Im einen Fall wird eskaliert, im anderen deeskaliert.

Gilles Yapi trainiert wieder mit Ball

Ausgerechnet in der Woche vor dem Spiel in Aarau trainiert Gilles Yapi wieder mit Ball! Der Ivorer kämpft sich auf dem Nebenplatz unterstützt von Athletiktrainer Tobias Powalla wieder an die Mannschaft heran, bereits auch mit leichten Übungen mit Ball zusammen mit dem zu Beginn der Saison so kongenialen Mittelfeldpartner Burim Kukeli. Dies sechseinhalb Monate nachdem Gegenspieler Sandro Wieser Yapis Karriereende mutwillig in Kauf genommen hatte.

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In derselben Partie hatte Nico Elvedi per Kopf das bisher einzige Tor in den drei Duellen zwischen dem FC Zürich und dem FC Aarau in dieser Saison erzielt. Elvedi war in jenem Spiel bei der Ausführung eines Einwurfes von einem Gegenstand aus dem Aarauer Fansektor am Kopf getroffen worden. Gesperrt ist aber nun am Samstag im Brügglifeld der Sektor der FCZ-Gästefans. Ob eine solche Massnahme wirklich zielführend ist, vor allem für die Situation ausserhalb des Stadions, wo wie immer am meisten Gefahr droht? Im Stadion selbst hatten in den letzten Jahren ja einzig die FCB-Fans einmal für Tumulte gesorgt gehabt.

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Zurück zum FCZ-Training vom Donnerstag: Marco Schönbächler ist der dritte im Bunde auf dem Nebenplatz – begleitet vom medizinischen Leiter Stefan Rausch versucht er einige Schüsse aufs Tor zu bringen, muss diese Übung aber bald abbrechen. Der „Flügelflitzi“ ist noch mitten in der Leidenszeit, während Yapi nach seinen Übungen bereits am Spielfeldrand sehnsuchtsvoll den Kollegen beim Training zuschaut, und den Tag herbeisehnt, wann er wieder voll im Mannschaftstraining dabei sein kann. So wie Oliver Buff, welcher wieder voll mittun kann. Die lange Verletzten- und Gesperrtenliste auf Urs Meiers Kaderliste lichtet sich langsam wieder. Dieser drängt seine Mannen in den Übungen immer wieder darauf, auch im Training im Abschluss voll fokussiert zu sein. Denn wer im Training nicht trifft, trifft häufig danach auch im Spiel nicht…

IMG_0414                                                                                                                                                                                                                                 IMG_0400

 

Meisterinterview Cinzia Zehnder

Die FCZ Frauen feiern nach einem harzigen Kampf und dem Stolpertor von Barla Deplazes gegen die physisch starken Luzernerinnen mit dem 1:0 im Heerenschürli den 19.Meistertitel im Norden Zürichs (früher in Seebach, nun in Schwamendingen). Die Mittelfeldspielerin Cinzia Zehnder ist eines der grössten Schweizer Talente, konnte sich unter den Augen von Nationaltrainerin Voss-Tecklenburg erneut als Schaltzentrale des Zürcher Kombinationsspiels präsentieren, und hat intakte Chancen auf die WM-Teilnahme im Juni in Kanada. Die Teamkolleginnen verwehrten der 17-jährigen dann allerdings beim Feiern den Alkohol, dafür durfte sie Züri Live das offizielle Meisterinterview geben:

 

FCZ – FCSG 1:2 – Statistiken, Noten und Informationen

Statistik:

Tore: 1 – Etoundi

Torchancen: 13  – Chikhaoui (3), Rodriguez (3), Sadiku (2), Etoundi (2), Gavranovic, Schneuwly, Nef

Vorlagen (zu Toren und Torchancen):  Etoundi (2), Chikhaoui (2), C.Brunner (2), Schneuwly, Kleiber, Brecher, Rodriguez

Top-Aktionen: 5 – Etoundi (2), C.Brunner, Elvedi, Rodriguez

Noten (Skala 1-10):

Präsenz: 6

Spielfreude: 6

1 vs. 1: 4

Solidarität: 6

Zielstrebigkeit: 6

Standards: 4

Best Player: Cédric Brunner

Brecher (5); Elvedi (7), Nef (5), Djimsiti (5); Rodriguez (6),  Sarr (6), Schneuwly (7), C.Brunner (8), Kleiber (8) (76. Gavranovic (4));  Chikhaoui (4), Etoundi (8) (87. Sadiku (5)).

Davide Mariani: „Cupsieg schönster Tag meines Lebens“

Davide Mariani, das ist 12 Jahre FCZ, gefolgt vom aktuell ersten Jahr in der Fremde, ausgeliehen nach Schaffhausen in die Challenge League. Der Stadtzürcher für den es „immer nur den FCZ“ gab, stand im Alter von 12 Jahren in der Südkurve, als es weniger Pyro, dafür häufiger ab und zu mal eine „Schlegi“ gab. Nach dem Treffen in Baulmes nach dem Match gegen Le Mont (3:0 für Schaffhausen, Tor zum 1:0 durch einen anderen ehemaligen FCZ-Junior, André Gonçalves),  folgte Davide spontan der Einladung am Folgetag nach Basel in den St.Jakob Park, um die FCZ-Teamkollegen zu verfolgen. Dass Davide trotz aktuellem Fokus auf Schaffhausen diese weiterhin als Teamkollegen sieht, hört man unter anderem daran, dass er weiterhin häufig von „wir“ spricht.

Schade, war Mariani nur auf der Medientribüne und nicht auf dem Platz dabei, denn der FCB liegt dem Offensivspieler offensichtlich – sowohl gegen die Profis, wie auch gegen die Basler U21 hat er eine positive Bilanz, und hat in der Super League gegen die Rotblauen schon zwei Mal einen Penalty herausgeholt, wovon einer verwertet werden konnte. Der Cupsieg im Wankdorf im letzten Frühling bezeichnet Mariani, welcher damals in der 86.Minute für Oliver Buff eingewechselt worden war, als bisher schönsten Tag seines Lebens.

Sich in der anspruchsvollen Challenge League zu etablieren, war für Mariani trotz seiner Super League-Erfahrung nicht einfach. In den letzten Partien gelang ihm dies aber zunehmend besser. In den Ausschnitten aus den ausführlichen Gesprächen in Baulmes und Basel ebenfalls zu hören ist, in welcher Statistik Mariani aktuell beim FC Schaffhausen vorne liegt, was speziell an der Challenge League ist, mit welchen FCZ-Teamkollegen er am meisten Kontakt hält, seine Einschätzung der aktuellen Saison des FCZ, und was er von Yannick Brecher, Shkelzen Gashi oder Davide Callà hält.

FCB – FCZ 5:1 Analysen + Statistiken

Statistik:

Tore: 1 – Etoundi

Torchancen: 7  –  Rikan (2), Gavranovic, Nef, P.Koch, Kajevic, Elvedi

Vorlagen (zu Toren und Torchancen):  Schneuwly (3), Etoundi (2), Rikan, Kajevic

Top-Aktionen: 6 – Elvedi (5), Rikan

Noten (Skala 1-10):

Präsenz: 6

Spielfreude: 7

1 vs. 1: 3

Solidarität: 6

Zielstrebigkeit: 4

Standards: 2

Best Player: Franck Etoundi

Brecher (5); Nef (3), Kedojevic (2), Djimsiti (4); P.Koch (4), Chiumiento (4), Elvedi (7), Rikan (6), Kajevic (5) (58. M.Brunner (5)); Etoundi (7)  (81. Sadiku (4)), Gavranovic (4) (43. Schneuwly (6)).

Franck Etoundi bricht die Torflaute nach 345 torlosen Minuten, der FCZ zeigt viel Spielfreude, versagt aber bei den defensiven Standards, und bringt bei den offensiven Standardsituationen erst in der Endphase durch Schneuwly und Elvedi etwas zustande.  Nico Elvedi gelingen sage und schreibe fünf Top-Aktionen, er verschuldet zusammen mit Ivan Kecojevic dann aber gleichzeitig auch das letztlich entscheidende 0:3 kurz nach der Pause. Christian Schneuwly bringt nach seiner Einwechslung die  benötigte spielerische Qualität ins Spiel – Mann des Spiels aus Zürcher Sicht ist einmal mehr Franck Etoundi, welcher in Abwesenheit des verletzten Marco Schönbächler sich mehr und mehr zum im positiven Sinne konstantesten Zürcher mausert.

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