Villarreal – FCZ: Schliesst sich für Schönbi ein Kreis?

Nach zwei Jahren darf der FCZ in der Europa League-Gruppenphase erneut gegen Villarreal antreten. Der Klub aus der Kleinstadt in der Nähe von Valencia, finanziert von einem lokalen Industriemagnaten, hat letzte Saison mit tollem Fussball in der Europa League den Halbfinal erreicht, und erst beim Auswärtsspiel in Liverpool (0:3) die Segel streichen müssen. In der Meisterschaft war das Team des damaligen Trainers Marcelino als «Best of the Rest» hinter Barcelona, Real und Atlético Vierter geworden – noch vor weiteren viel beachteten Grossklubs wie Europa League-Sieger Sevilla. Diese Saison wird es erneut die Europa League, da das «Yellow Submarine» in der Champions League-Qualifikation am wiedererstarkten Monaco scheiterte.

Beim 3:2-Heimsieg zeigte der FCZ im Duell mit Villareal einen offensiven Schlagabtausch der oberen Güteklasse. Die 1:4-Auswärtsniederlage zuvor in Villarreal wiederspiegelte das Spielgeschehen nicht adäquat. Das Team des damaligen Trainers Urs Meier konnte recht gut mithalten, musste dann aber wegen dem an diesem Tag völlig indisponierten Berat Djimsiti drei Gegentreffer und zwei weitere Grosschancen zulassen. Der vierte Gegentreffer war ein fälschlicherweise gepfiffener Freistoss durch Bruno Soriano, welcher als Captain immer noch das Spiel bei Villarreal bestimmt.

Aus der Startformation jenes Oktoberabends 2014 sind mehr als die Hälfte der Akteure immer noch im FCZ-Kader dabei: Nef, Buff, Kukeli, Yapi, Schönbächler und Chiumiento. Letzterer ist nicht mit nach Spanien gereist, genauso wenig wie die Jungen Kempter, Stettler, Aliu, Simonyan oder Pagliuca. Am speziellsten wird das Wiedersehen wohl für Marco Schönbächler werden. Vor zwei Jahren war der flinke Flügel in der Form seines bisherigen Fussballerlebens. Im El Madrigal liess er mit einem frechen Übersteiger gleich zwei Gegenspieler ins Leere laufen und erzielte auf Vorlage von Chikhaoui das zwischenzeitliche 1:1.

Video: Don Ursulo Youtube-Channel

Es war voraussehbar, dass der fliessend Spanisch sprechende Roberto Rodriguez zusammen mit Trainer Uli Forte zur Pressekonferenz im Stadionbauch des Madrigal vor dem Abschlusstraining erscheint. Wirklich erfreut darüber wirkte er dabei aber nicht. Der von einem Mittelhandbruch genesene Mittelfeldspieler wollte die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen und auf den Platz. Wie der Rest des Teams wirkte er mental bereit, mit der richtigen Mischung aus Lockerheit und Fokus. Vor zwei Jahren war sein jüngster Bruder Francisco hier im Madrigal im Verlauf der zweiten Halbzeit eingewechselt worden. Er selbst hatte im Jahr davor in der Europa League Gruppenphase im nahen Valencia mit St.Gallen bei der damaligen 1:5-Niederlage 65 Minuten auf dem Platz gestanden. Mit einem sensationellen Auswärtssieg bei Spartak Moskau hatten sich die Ostschweizer für die Gruppenphase qualifiziert.

Trainer Uli Forte sprach im anschliessenden Interview mit Züri Live davon, dass er nur «ein oder zwei» Änderungen vornehmen will, um von den nun seit Saisonbeginn eingespielten Automatismen profitieren zu können. Der Zürcher Übungsleiter betont die defensive Kompaktheit, welche gegen ein konterstarkes Villarreal, welches seiner Meinung nach aber meist in Ballbesitz sein wird, der entscheidende Faktor werden soll.

Aus Sicht von Züri Live möglich ist daher die Variante, dass Gilles Yapi wie schon in der Schlussphase gegen Chiasso die Position von Oli Buff als hängende Spitze hinter Armando Sadiku einnehmen wird, um so im Zentrum mit Sarr und Kukeli für zusätzliche Stabilität zu sorgen. Die Flügel Winter und Rodriguez haben sich bisher als sehr kampfstark erwiesen, werden aber wohl etwas defensiver agieren, als in der Meisterschaft üblich, und häufiger die Hinteren Aussenspieler unterstützen. Für diese Positionen wurden mit Brunner und Voser nur zwei Spieler mitgenommen. Bei einer allfälligen Auswechslung eines der beiden könnten Sarr, Nef oder Bangura die Position übernehmen. Im Tor wird es eher keinen Wechsel geben. Vielleicht bekommt der letztjährige erfolgreiche Cupgoalie Anthony Favre in Bellinzona Einsatzzeit. Dieser stand ja ebenfalls im Tor, als mit Lausanne-Sport letztmals ein Challenge League-Team in der Europa League spielte.

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Die gegen Chiasso nach ihrem zweitägigen Nationalteam-Einsatz zu Beginn geschonten Burim Kukeli und Armando Sadiku haben gute Chancen, in Villareal wieder in der Startaufstellung aufzutauchen. Eine Alternative wäre eine Fünferabwehrkette mit Umaru Bangura in der Mitte, wie in der Schlussphase gegen Xamax praktiziert. In diesem Fall könnte Buff neben Kukeli ins Zentrale Mittelfeld zurückgezogen werden, um aus der Tiefe heraus Sadiku, Rodriguez oder Winter zu lancieren. Schönbächler, welcher defensiv noch nicht so sicher, und im Abschluss bisher noch mit wenig Selbstvertrauen wirkt, wird wohl eher wieder von der Bank kommen.

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Bei Villarreal wird Europacupgoalie Andres Fernandez für Stammkeeper Sergio Asenjo im Tor stehen. In der Innenverteidigung könnte 4 Mio-Einkauf Alvaro Gonzalez neben Stammkraft Victor Ruiz zu seinem Début kommen. Auf den Aussenverteidigerpositionen werden die Stammkräfte Jaume Costa (Torschütze zuletzt beim 2:0-Sieg in Malaga) und Gaspar erwartet.

Dass die «Amarillos» sehr heimstark sind, muss man eigentlich nicht mehr speziell erwähnen. Letzte Saison haben sie im Madrigal gegen die grossen Drei Barça, Real und Atlético 7 von 9 möglichen Punkten geholt. Im Europacup waren sie vor der 1.2-Heimniederlage im August gegen Monaco gleich sieben Mal in Folge als Sieger vom Platz gegangen. Neben Captain und Schlüsselspieler Bruno Soriano könnte der für 8 Mio Franken von Betis Sevilla verpflichtete Senegalese Alfred N’Diayé im Zentralen Mittelfeld auflaufen.

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Denis Cheryshev und Jonathan Dos Santos wird von den fünf täglich erscheinenden Sportzeitungen unter dem Strich als die wahrscheinlichste Flügelzange angesehen. Beide waren schon vor zwei Jahren dabei. Der aus der Real Madrid-Jugend stammende Cheryshev damals noch als Leihspieler – nun wurde er vo den Madrilenen für 8 Mio Franken fix übernommen. Jonathan bringt ähnlich viel Qualität mit, wie sein berühmterer Bruder Giovanni Dos Santos, der mittlerweile zu Los Angeles Galaxy weitergezogen ist.

Am wenigsten einig sind sich «AS», «Sport», «Super Deporte», «Mundo Deportivo» und «Marca» was das Sturmzentrum betrifft. Der ehemalige Milan-Star Pato stand bisher in vier von fünf Pflichtspielen von Beginn weg auf dem Platz und könnte nach dem Aussetzen wegen einer leichten Verletzung in Malaga nun wieder in die Startelf zurückkehren. Neben dem Brasilianer könnte in Abwesenheit der verletzten Soldado und Bakambu (Villarreal verlangt für ihn mehr als 50 Mio Franken, Manchester United hat Interesse) der Kolumbianer Santos Borré oder der Italiener Roberto Soriano (nicht verwandt mit Captain Bruno Soriano) spielen. Züri Live tippt aber auf Nicola Sansone – von Bayern München ausgebildet und von Sassuolo für 14 Mio Franken verpflichtet. Sansone hat im August noch im Europacup zwei Mal gegen Luzern gespielt. Am Samstag gelang ihm in Malaga erstmals für Villarreal in der Liga ein Tor.

In einer Kleinstadt steht man zu seinem Verein – Villarreal: 

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Vor zwei Jahren besetzten 600 FCZ-Fans den oberen Rang hinter dem Tor und sorgten trotz Niederlage mehrheitlich für die Stimmung im Madrigal: 

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