Challenge League-„Dream Team 2016“ – ein ernsthafter Vorschlag

13 (!) FCZ-Spieler waren an den heutigen SFL Awards für das Challenge League «Dream Team 2016» nominiert und gleich 8 (!) wurden gewählt. Bei aller Liebe: das ist auch für einen Tabellenführer ein extremer Wert. Sind die Juroren jetzt plötzlich alle FCZ-Fans geworden?  Nein, natürlich nicht! Die Antwort ist: die SFL Awards konnte man in Bezug auf die Challenge League-Auszeichnungen noch nie ernst nehmen – so war es auch diesmal.

Gewählt werden jeweils nicht die Spieler, welche in den letzten Monaten die beste Leistung erbracht haben, sondern die Namen, die alle kennen.  Das Rezept für die Zusammenstellung des Challenge League Dream Teams ist jedes Jahr das gleiche: man nehme die aus der Super League bekanntesten Namen und mische die zwei Stürmer mit den meisten erzielten Toren hinzu: voilà!

Auch der Begriff «Dream Team 2016» führt in die Irre. Denn es geht jeweils einzig und allein um die Vorrunde der neuen Saison – denn ansonsten müssten ohne Zweifel Spieler von Aufsteiger Lausanne mit dabei sein! Züri Live hat immerhin 50% aller 90 Spiele der Vorrunde live und in voller Länge gesehen und erlaubt sich daher, ein etwas ernsthafteres nicht auf Namedropping basierendes Dream Team der Challenge League-Vorrunde 16/17 zusammenzustellen: voilà! Die Diskussion ist eröffnet!

cl-team-der-vorrunde-1617-zlDie Entdeckung der Vorrunde war aus Sicht von Züri Live der junge Innenverteidiger Ivan Lurati von Chiasso, der nicht zufälligerweise Interesse aus der Serie A weckte. Zusammen mit dem sehr spielstarken Schweizer Juniorennationalspieler Nikola Milosavljevic hat sich aber Sion vom finanziell darbenden Chiasso die beiden Tessiner Juwelen gleich im Doppelpack unter den Nagel gerissen. Der Liechtensteinische Nationalspieler Daniel Kaufmann ist der wohl solideste und fehlerfreiste Innenverteidiger dieser Vorrunde. Lucas überzeugte vor allem mit seinen Offensivvorstössen und konnte nach Luzern verkauft werden.

William Le Pogam zeigte auf der linken Seite eine Dynamik, wie man sie bei Aussenverteidigern auch in der Super League selten sieht, und auf rechts kam es unter Trainer Decastel bei Xamax zur Rennaissance des einstigen grossen Talentes Mike Gomes, der unter Experten zum sicherlich unbestrittenen «Flankengott» der Liga avancierte. Mit Thibault Corbaz übernahm beim starken Xamax ein ehemaliger U21-Nationalspieler im Mittelfeld die zentrale Rolle. Der junge Servettien Mirsad Hasanovic überzeugte mit seiner Laufstärke und Kampfgeist.

Ridge Mobulu gehörte zu den Offensivkräften mit der grössten Qualität, war aber genauso wie Lurati und Le Pogam zeitweise verletzt. Moussa Koné schaffte nach längerer Anlaufzeit den Durchbruch und war deutlich konstanter und auch vielseitiger als der Servettien Jean-Pierre Nsamé oder der Xamaxien Gaëtan Karlen. Und der Ur-Zürcher Oliver Buff brachte mit seiner aussergewöhnlichen Technik Glanz und Spektakel in die Liga.

FCZ bereit für Rückrundenstart – 3:2 nach Blitzstart gegen St.Gallen

Der FCZ setzt seinen Steigerungslauf Richtung Rückrundenstart in Genf fort. Zurück in der Schweiz wurde die Testpartie gegen den img_1551FC St.Gallen auf Kunstrasen in Schaffhausen beinahe schon im Wettkampfrhythmus angegangen. Das Letzigrund-Team gab von der ersten Minute an Vollgas und überrumpelte die Ostschweizer mit drei Toren in den ersten 10 Minuten. Tempo, Zielstrebigkeit, Präzision – es war eine Freude, dem Team zuzuschauen. Zudem war jeder Abschluss ein Treffer. Dies galt allerdings auch für den FC St.Gallen. Schon nach 26 Sekunden rannte Marco Schönbächler nach einer Steilvorlage Vosers ab durch die Mitte allen davon und versenkte vor Daniel Lopar cool links unten zur frühen Führung. Dann reüssierte Schönbächler am rechten Pfosten mit einer Direktabnahme nach einer weiten Buff-Flanke von links, die so scharf und präzis war, dass Torhüter Lopar beim «Verschieben» am entfernten Pfosten leicht zu spät kam – ein typisches «Eishockeytor».

Dann spielte in der 10.Minute Roberto Rodriguez von der rechten Seitenlinie den Ball durch die Lücke in die Tiefe, Dzengis Cavusevic umkurvte am nahen Pfosten Lopar rechts herum und schob aus spitzem Winkel ins leere Tor. Im neuen Schaffhauser Stadion sind aber die Tribünen sehr nahe an den Spielfeldrand gebaut – gleich hinter dem Tor folgt nach einem kleinen Asphaltstreifen eine Wand aus Beton. «Dzenga» konnte nach seinem Tor nicht mehr abbremsen und machte die schmerzhafte Erfahrung eines Crash Test Dummy. Es ging dann aber weiter für den Slowenen. Seit dem Abgang Sadikus scheint sich der wuchtige Stürmer noch wohler zu fühlen. Er arbeitet sichtlich hart, sucht so viel wie möglich den Abschluss und ist definitiv besser drauf, als img_1556noch im Sommer, als er relativ spät zum Team stiess. Eine positive Überraschung waren zwei weitere Spieler aus der vorderen Reihe. Marco Schönbächler wirkte so durchsetzungsstark wie noch nie seit seinem Comeback – nicht nur mit seinem Speed, sondern auch im Zweikampf konnte der Zürcher dagegenhalten. Und Oliver Buff scheint nach seiner Verletzung endlich wieder befreiter aufspielen zu können und zeigte sich spielfreudig und fokussiert.

Und dann war da natürlich noch das Début des neuen Stürmers Raphael Dwamena aus Ghana im FCZ-Dress. In der Pause hatte er sich mit Konditionstrainer Philippe Hasler separat auf diesen Auftritt vorbereitet und durfte daraufhin noch 22 Minuten ran. In diesem Spielviertel wusste der 22-jährige zu gefallen. Dwamena scheint die Mischung aus Technik, Physis und Zielstrebigkeit mitzubringen, die ein erfolgreicher moderner Stürmer braucht. Er gehörte zum letzten Team der 2013 aufgelösten Red Bull-Akademie in Ghana. Nach drei Jahren in Österreich soll er bereits gut Deutsch (natürlich mit starkem österreichischen Akzent) sprechen. Sein Spielstil ist im Vergleich zu einem Sangoné Sarr oder Moussa Koné sehr viel europäischer und erinnert an den jungen Josip Drmic zur Zeit seines Durchbruchs beim FCZ und in Nürnberg. Er wird also kaum so viel Anlaufzeit benötigen, wie die beiden direkt aus dem Senegal geholten Sarr und Koné.

Da der FCZ bewusst sehr offensiv agierte, ergaben sich für St.Gallen Lücken für Konter, die Roman Buess zwei Mal nutzen konnte. Einmal verwertete der Offensivjoker des U17-Weltmeisterteams um Oli Buff eine Hereingabe des links durchgebrochenen Ajeti, einmal traf er eine weite Flanke von Wittwer mit einer gefühlvollen Direktabnahme optimal, so dass sich der Ball aus rund 15 Metern im hohen Bogen über Andris Vanins hinweg ins Netz senkte. Es war im ersten Viertel der Partie wirklich Unterhaltung auf höchstem Niveau für den jugendlichen Südkürvler aus dem Kreis 3, der es als einziger Fan ins Stadion geschafft hatte. St.Gallens Trainer Joe Zinnbauer wurde nach dem frühen 0:3-Rückstand grantig und sein Team begann das vom FCZ angeschlagene hohe Tempo mitzugehen. Rückkehrer Tranquillo Barnetta trat praktisch alle Standards und hatte in der 1.Halbzeit die Chance zum 3:3, als er den Ball vor dem Tor knapp verpasste. Die Partie blieb bis zum Ende umkämpft, auch wenn das Tempo und die Wucht der Anfangsphase nicht bis zum Schluss durchgehalten werden konnte.

FC Zürich – St.Gallen 3:2 (3:2)

LIPO-Park, Schaffhausen.

Tore: 1. Schönbächler (Voser) 1:0, 4. Schönbächler (Buff) 2:0, 10. Cavusevic (Rodriguez) 3:0, 12. Buess (Ajeti) 3:1, 25. Buess (Wittwer) 3:2.

FCZ: Vanins; Brunner, Nef, Bangura (84. Rüegg), Voser (72. Stettler); Schönbächler, Marchesano, Kukeli, Rodriguez; Buff, Cavusevic (68. Dwamena).

St.Gallen: Lopar; Hefti (86. Mutsch), Haggui, Wiss (70. Gaudino); Aratore (80. Cueto), Toko, Gelmi, Wittwer (80. Gouaida); Barnetta (77. Aleksic); Buess (77. Tafer), Ajeti (82. Babic).

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Die Karriere des anderen Favre aus St.Barthélemy (Le Mont-Serie, Teil 3)

Der dritte und letzte Teil der kleinen Le Mont-Serie ist Anthony Favre gewidmet. Nach der Verletzung von Stammtorhüter Kostadinovic teilt sich bei Le Mont mit Anthony Favre ein weiterer Ex FCZ-ler die Spielzeit zwischen den Pfosten mit dem jungen Namensvetter Anthony Mossi. Ebenfalls Namensvetter, aber bezüglich dem Familiennamen, ist Favre mit dem früheren FCZ-Trainer. Die beiden waren Nachbarn in ihrem Heimatdorf Saint-Barthélemy, wo fast jeder zweite Einwohner «Favre» heisst, und aus welchem auch die ATP Nummer 4 Stan Wawrinka stammt.

Anthony Favre steht im modernen Fussball, der immer stärker von Karriereplanung und Nachwuchsakademien dominiert wird, für eine etwas andere Kategorie von Fussballprofis – für die es notabene auch heute noch Platz gibt. Mit einem Bein im Fussball-Business, mit dem anderen lange Zeit Teilzeit im Büro arbeitend und ständig parallel in der Weiterbildung – immer bereit für den Fall, dass es im Fussball nicht mehr weiter geht. Nun schliesst sich für Favre im Stadion Sous-Ville ein Kreis. Nach dem Début im Profibereich bereits im Oktober 2002 bei Servette (in der 16.Minute nach Notbremse-Rot für Ex FCZ-Keeper Marco Pascolo eingewechselt und in Luzern gleich vier Gegentore kassiert) konnte sich der heute 32-jährige zwei Jahre später mit dem FC Baulmes als Stammtorhüter in der Challenge League beweisen. Vor ihm verteidigte auch damals schon François Marque.

In Erinnerung bleiben wird Favre als Cup-Goalie. Obwohl die ganze Karriere zwischen Challenge League und Super League pendelnd, stand der Waadtländer zwei Mal im Cupfinal!

Und beide Male war er anschliessend mit einem Zweitligisten in der Europa League-Gruppenphase unterwegs. Eine europaweit einmalige Geschichte! Auch auf dem Weg in den Cupfinal 2010 gelang Favre und seinem Team ein erinnerungswürdiger Auswärtssieg im Stade de Suisse. Nachdem auf der Lausanner Pontaise witterungsbedingt nicht gespielt werden konnte, bestimmte der Verband, dass der Viertelfinal gegen YB auf dem Kunstrasen in Bern ausgetragen werden soll. Der Unterklassige gab die Antwort auf dem Platz und siegte gleich mit 4:1.

Sechs Jahre später musste Favre, diesmal mit dem FCZ, nach einer hervorragenden Leistung beim 3:1-Auswärtssieg im Achtelfinal im Stade de Suisse beim Stand von 1:1 in der 74.Minute verletzt ausgewechselt werden.

Favre bestreitet in der Saison 15/16 nicht nur alle Cuppartien, sondern ersetzt den wenig überzeugend agierenden Yanick Brecher gleich zwei Mal für mehrere Wochen als Stammkraft in der Liga. Zwar sieht Favre beim mit 0:5 verlorenen Derby Ende November nicht gut aus, agiert ansonsten aber deutlich sicherer und solider, als sein junger Torhüterkollege. Mit dem Punkteschnitt von Favre (1,14 pro Spiel, hochgerechnet 41, gleich viel wie Thun) wäre der FCZ nicht abgestiegen. Über alle Wettbewerbe hinweg hat Favre mit 1,7 Punkten pro Spiel abgesehen von den beiden nur sporadisch eingesetzten Alesevic und Di Gregorio den besten Punkteschnitt in der Abstiegs- und Cupsiegersaison. 

https://youtu.be/27s90kfR8t4

Neben dem «Cupsieg dihei» 2016 im Letzigrund, an welchem Torhüter Favre wie zwei Jahre zuvor Piu Da Costa grossen Anteil hatte, wird aber sicherlich noch eine weitere Knockout-Partie unvergesslich bleiben. Auch in dieser musste der Waadtländer nach einer guten Leistung verletzt ausgewechselt werden. Es war im August 2010 im Nordosten Moskaus. Favre hatte sich unter anderem zusammen mit den heutigen Winterthurern Silvio, Katz und Avanzini sowie dem aktuellen GC-Stürmer Munsy als Challenge League-ist überraschend ohne Niederlage gegen die Erstligisten Banja Luka und Randers durchgesetzt und stand in der 3.Qualifikationsrunde dem Russischen Spitzenteam Lokomotive Moskau gegenüber. Hinspiel: 1:1 auf der Pontaise.

Im Rückspiel bringt Silvio Lausanne bereits in der 17.Minute in Front. In der 83.Minute nimmt der Ukrainische Supertechniker Aliev Anlauf – der Freistoss wird abgefälscht und landet hinter Favre im Netz. Mehr noch: weil der Schuss abgefälscht wurde, macht Favre eine unglückliche Bewegung und muss ausgewechselt werden. Obwohl Ersatzmann Castejon hypernervös wirkt, schaffen es die Russen weder in der Verlängerung, noch im Penaltyschiessen (einmal Aluminium, einmal darüber), die Oberhand zu gewinnen. Die Sensation ist perfekt! Lausanne, der Schweizer Zweitligist, hat sich für die Europa League-Gruppenphase qualifiziert.

Anthony Favres Vertrag beim FCZ läuft Ende Saison aus, und er überlegt sich, die Goaliehandschuhe möglicherweise an den Nagel zu hängen. Mit 32 Jahren für einen Goalie wäre es relativ früh – sein erster Profi-Einsatz war allerdings bereits vor mehr als 14 Jahren!  Annähernd 300 Wettbewerbsspiele hat Favre in dieser Zeitperiode bestritten, wovon 26 mit dem FC Zürich (15 Siege, 5 Unentschieden, 6 Niederlagen) und sechs gegen den FCZ (0 Siege, 1 Unentschieden, 5 Niederlagen).  So oder so: Bonne Chance, Antho!

Simonyan: „Möchte für die Ehre des FCZ kämpfen und spielen“ (Le Mont-Serie, 2.Teil)

Im ersten Teil der Mini-Serie über den FC Le Mont haben wir einen Blick auf die Rückrundenvorbereitung bei den Waadtländern geworfen. Im zweiten Teil lassen wir in seinem ersten Interview bei uns den FCZ-Leihspieler Artjom Simonyan zu Wort kommen. Das Interview wurde zu einem Zeitpunkt geführt, als uns noch nicht bekannt war, dass Cabral bei Le Mont mittrainiert.

Züri Live: Artjom, wie sind Deine ersten 3 Monate bei Le Mont verlaufen? Du hast noch nicht viel gespielt. Hat es für die Integration eine Rolle gespielt, dass Du zu Beginn noch mit der Nachwuchsnationalmannschaft unterwegs warst? Oder warst Du zusätzlich verletzt?

Simonyan: Ja, ich bin erst am 14.Oktober zu Le Mont gestossen, weil ich zuvor noch mit der Juniorennationalmannschaft img_1389unterwegs war. Die Equipe war zu diesem Zeitpunkt eingespielt und erfolgreich. Da war es schwer, sofort reinzukommen. Ich musste Geduld haben und gut trainieren.

Züri Live: Wie hast Du Dich eingerichtet? Wohnst Du zur Zeit im Waadtland oder pendelst Du von Zürich aus?

Simonyan: Ich habe hier eine Wohnung gemietet.

 Züri Live: In Baulmes trainiert ihr aber nie, dort finden nur die Spiele statt?

Simonyan: Ja, wir trainieren in Le Mont oder Lausanne (genauer: Chavannes – die Red.).

Züri Live: In den Testspielen spielt ihr wieder im 4-3-3 nachdem ihr in der Vorrunde mit der Dreierabwehr viel Erfolg gehabt hattet. Ist das wegen dem Abgang von Lucas aus der Not geboren oder trainiert ihr verschiedene taktische Varianten?

Simonyan: Der Trainer entscheidet, welche Taktik wir anwenden. Hauptsache, wir gewinnen.

Züri Live: Was erwarten der FCZ und Trainer Uli Forte von Dir und Deiner Entwicklung in Le Mont? Gab es schon Gespräche bezüglich der Zukunft ab Sommer?

1607-simonyan-in-schaffhausen-1Simonyan: Gespräche gab es noch keine. Aktuell gebe ich mein Bestes für Le Mont. Ich würde aber sehr gerne im Sommer zurückkehren, um für die Ehre des FCZ zu kämpfen und spielen.

Züri Live: Du sprichst Armenisch, Russisch, Englisch, Spanisch und etwas Deutsch. Und jetzt kommt auch noch Französisch dazu?

Simonyan: Na ja, ich besuche keinen Französischunterricht. Gewisse Alltagssätze versuche ich aber zu lernen.

Züri Live: Noch eine Frage zu Artur Petrosyan. Wie wurde er als neuer Nationaltrainer Armeniens empfangen und wie ist die Atmosphäre nach dem sich bereits sehr schnell einstellenden ersten Erfolg (nach zuvor 0 Punkten unter dem alten Trainer zum Auftakt überraschender 3:2-Heimsieg gegen Tabellenführer Montenegro in der WM-Qualifikation: die Red.)?

Simonyan: Petrosyan ist ohne Zweifel ein aussergewöhnlicher Trainer und ich bin sicher, dass dies bald die ganze Fussballwelt erfahren wird. Er konnte in kürzester Zeit der Mannschaft Impulse geben, was zu diesem unglaublichen Comeback nach 0:2-Rückstand im ersten Spiel geführt hat. Ich wünsche ihm Glück und hoffe, dass ich im Nationalteam viel bei ihm lernen kann.

Die Armenische Nationalmannschaft und Artur Petrosyan waren auch der Grund, warum Simonyan in Zürich gelandet ist. Der damalige Zenit-Trainer André Villas-Boas hatte dem in St.Petersburg aufgewachsenen hoffnungsvollen Junior abgeraten, das Aufgebot für die Armenische Nationalmannschaft anzunehmen. Doppelbürger Simonyan wollte aber für das Heimatland seiner Eltern spielen, was wegen der Ausländerregelung der Russischen Liga gleichzeitig die Möglichkeit in seinem Stammklub in die 1.Mannschaft aufzusteigen, faktisch verunmöglichte. Die Ausländerplätze sind für etablierte Starspieler reserviert. Petrosyan lotste den Nationalmannschaftdébutanten daraufhin nach Zürich. Dort wurde er von dessen Familie „adoptiert“ und verbrachte viel Zeit mit „Turi“’s Söhnen.

FCZ auf Kurs Richtung Rückrundenstart in Genf – 1:0 vs. Dinamo Bukarest

Der Auftritt des FCZ im dritten Testspiel im Rahmen des Trainingslagers in Spanien war erfreulich. Die Zürcher machten den Eindruck einer Mannschaft, die im Hinblick auf die Rückrunde in Kürze in die Startblöcke steigt und langsam, aber sicher in den Wettkampfmodus kommt. Von den Rumänen konnte man das überhaupt nicht behaupten, obwohl sie zwei Tage vor dem FCZ mit dem Spitzenkampf gegen Leader Viitorul Constanta in die Rückrunde der obersten Rumänischen Liga starten. Dinamo ist 18-facher Meister und liegt nach der Vorrunde auf dem 5.Platz. Vor allem aber hat der Klub die eigenen Fans glücklich gemacht, weil das Derby schlechthin im Rumänischen Fussball gegen den FCZ-Europa League-Gegner Steaua zwei Mal gewonnen werden konnte bei einem Unentschieden in drei Wettbewerbsspielen. Ansonsten wird das Jahr 2016 in der Dinamo-Chronik eher in dunkler Erinnerung bleiben, nachdem der ehemalige Lausanner Mittelfeldspieler Patrick Ekeng im Mai bei einem Meisterschaftsspiel gegen Viitorul auf dem Platz zusammenbrach und später im Spital starb. Die Nummer 14 des Kameruners wird nicht mehr vergeben.

Beide Equipen traten mit den besten verfügbaren Spielern an und wechselten praktisch durch. Beide hatten im vorhergehenden Testspiel ein Team aus der 2.Bundesliga besiegt – allerdings war das im Falle des FCZ Tabellenschlusslicht St.Pauli gewesen, währenddessen Dinamo gegen Tabellenführer Eintracht Braunschweig 1:0 gewonnen hatte. Im Schweizerisch-Rumänischen Testduell war der FCZ aber die bessere Mannschaft. Es war eine Spielidee erkennbar, der Rhythmus wurde im Vergleich zu den vorhergehenden Partien gesteigert, und der Testlauf vom Team sichtlich ernst genommen. Einzig an der Effizienz im Abschluss haperte es erneut, denn die Mannen von Trainer Uli Forte hätten gut und gerne deutlich höher gewinnen können.

Auch wenn Andris Vanins und Yann-Alexandre Fillion im Zürcher Kasten kaum etwas zu halten hatten, machten beide den gewohnt sicheren und fokussierten Eindruck in ihren Aktionen. Vorne war Dzengis Cavusevic gut aufgelegt, und wurde von den Mitspielern gerne gesucht. Roberto Rodriguez zog immer wieder in die Mitte und spielte Steilpässe in die Tiefe, so wie vor dem 1:0, als er Winter mit einem guten Ball hinter die Abwehr auf die Reise schickte. Die Kombination von Kampfgeist und technischen Qualitäten machte „Robi“ schon in der Vorrunde zu einem wertvollen Spieler im Zürcher Kollektiv. Noch nicht richtig im Flow ist Moussa Koné, der schon in den letzten Wochen der Vorrunde etwas überspielt wirkte. Ein bisschen ähnlich ist es bei Oliver Buff, der in jedem Spiel drei, vier sehr starke Szenen hat, nach seiner Verletzung in Genf insgesamt aber noch ein ganzes Level entfernt ist von der Form, die er über weite Strecken im Herbst hatte. Dass Gilles Yapi wieder regelmässig eingesetzt werden kann, tut der Mannschaft sichtlich gut, und Kevin Rüegg ist eigentlich die ideale Ergänzung des Captains im Zentralen Mittelfeld.

Miro Muheim, der in den letzten Jahren im Juniorennationalteam als Offensivspieler mehrere enttäuschende Auftritte hinter sich hatte, bestätigte auch gegen Dinamo, dass die Position als Linksverteidiger für ihn eine Chance ist. Davide Chiumiento gab sich auf der Position im Zentralen Mittelfeld zwar Mühe, konnte aber auch diesmal nicht überzeugen. Der zuvor angeschlagene und erstmals wieder eingesetzte Burim Kukeli fand nicht überraschend noch nicht richtig ins Spiel. Bei Adrian Winter und Marco Schönbächler lief es etwas besser, als zuletzt. Dafür entfaltete Fabian Rohner über links etwas weniger Wirkung, als in den ersten beiden Testspielen über rechts.

Sehr wohltuend für einen Daheimgebliebenen war der Kommentator des Spiels auf Dolce Sport. Schon in den Europa League-Duellen mit Steaua war die Professionalität, das gute Auge und die Fussballkenntnis der Rumänischen Sportjournalisten positiv aufgefallen. Sehr aufmerksam entging ihm kein taktisches und situationsbezogenes Detail. Er hatte die Entwicklung jedes einzelnen Spielers und vergangene Partien präsent, holte das Maximum aus dem nicht eben inspirierenden Auftritt seiner Landsleute heraus, und selbst ohne Kenntnisse der Rumänischen Sprache konnte man mehr interessante Zusatzinformationen über Dinamo und den FCZ erfahren, als mit einem Deutschschweizer Kommentator. Dass beispielsweise die Operation von Burim Kukeli nach dessen Verletzung im Tessin drei Stunden gedauert hat, wusste der Schreibende zuvor jedenfalls nicht – oder hatte es zumindest verdrängt.

FC Zürich – Dinamo Bukarest 1:0 (1:0)

Tore: 38. Cavusevic (Winter).

FCZ: Vanins (46. Fillion); Brunner (46. Stettler), Nef, Bangura, Voser (46. Muheim); Winter (46. Rodriguez), Rüegg (46. Kukeli), Yapi (46. Chiumiento), Schönbächler (46. Rohner); Cavusevic (46. Koné), Marchesano (46. Buff).

Dinamo: Penedo Cano (46. Branescu); Romera Navarro (65. Ceccarelli), Nedelceanu, Maric, Oliva (67. Olteanu); Nistor (77. Gheorge), Busuladzic (65. Dudea), Palic (71. Corbu); Tircoveanu (46. Hanca), Benec (43. D.Popa), Mahlangu (46. Rotariu).

FC Le Mont – kleiner Klub, viele Stories, 1.Teil «Gute Freunde kann niemand trennen…»

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Angefangen hat alles mit einem Hund. Wie bei so manchen Love Stories. Allerdings nicht auf der Allmend Brunau, sondern im Waadtländer Nordjura. Le Mont-Präsident Serge Duperret setzt sich über die Ligaregularien hinweg und bietet Anfang August Kookie Canepa einen Tribünenplatz im Sous Ville zum Spiel von dessen FCZ gegen Le Mont an. Die «Comic-Ikone» sieht so Marco Schönbächlers wunderschönes Comeback-Tor zum 2:0-Auswärtssieg live. Worauf dessen Herrchen als Dankeschön ein paar Wochen später den Captain der Armenischen U21-Nationalmannschaft dem netten Herrn Duperret ausleiht. Auf Hinweis von Züri Live macht der Blick beim zweiten Aufeinandertreffen eine Story über den Le Mont-Edelfan Emmanuel. François Marque seinerseits spielt in dieser Partie wie auf Drogen. provoziert und teilt schon während der Partie mächtig aus, und versetzt Alain Nef nach der Partie einen Kung Fu-Tritt, worauf Züri Live den lieben Herrn Duperret auffordert, Marques Vertrag aufzulösen.

nitaj-marqueZu Beginn der Wintervorbereitung ist von Marque bei Le Mont denn auch nichts zu sehen. Der 33-jährige sei in Malaysia zu einem Probetraining, heisst es, soll die Rückrunde aber trotzdem noch mit Le Mont bestreiten. Der Waadtländer Klub tritt also ohne den Franzosen in einem 4-3-3 zum ersten Testspiel im verschneiten Basel an. Bengondo schiesst das 1:0 für den Aussenseiter. Mit Lucas hat sich ein weiterer Innenverteidiger Richtung Super League verabschiedet. Dieser konnte bei Le Mont unter anderem von der Systemumstellung auf eine Dreierabwehrkette profitieren, die dem Brasilianer auf den Leib geschneidert war. Le Mont wurde zum defensivstärksten Team der ganzen Liga mit nur fünf Gegentoren in den 10 Spielen mit diesem System.

img_1453Le Mont fordert dem FC Thun auch auf Kunstrasen alles ab

Obwohl Le Mont in der Vorbereitung nun wieder mit einer Viererabwehr agiert, beissen sich die Super League-Vertreter Basel und Thun gegen das Team von Trainer John Dragani die Zähne aus. Der FCB kommt auf seinem Nachwuchs-Campus in der Nachspielzeit mit dem letzten Angriff zu einem glücklichen 2:1-Sieg, während Thun angesichts des klaren Le Mont-Chancenplus in der Stockhorn Arena mit einem 0:0 mehr als zufrieden sein muss. Bei dieser Partie ist der in Luzern nicht mehr erwünschte Innenverteidiger Kaja Rogulj bei den Waadtländern im Test.

img_1451So sieht man sich wieder: Cabral und Artjom Simonyan

Im Training auf dem Kunstrasen von Chavannes und in den Testspielen kommt es ausserdem zu einem kuriosen Wiedersehen. Das FCZ-Missverständnis Cabral ist immer in Begleitung seines Beraters im Le Mont-Dress dabei und wird in Thun zur Halbzeit zusammen mit Artjom Simonyan eingewechselt. Vor anderthalb Jahren hatte der beim FCZ erst gerade neu verpflichtete Waadtländer versucht, sich als «Chef» aufzuspielen und den jungen Mitspieler Simonyan mitten im Cupspiel in Tramelan unter Pfiffen des Heimpublikums physisch attackiert, weil sich dieser erdreistet hatte, einen Freistoss auszuführen.

Gute Freunde kann niemand trennen… Das wusste schon der «Kaiser». Darum wohl sind Simonyan und Cabral nun wieder vereint.

https://youtu.be/03RdBvlA0bw

Während sich Simonyan mit seinen neuen Teamkollegen bereits gut versteht, würdigte er Testspieler Cabral in der Kühlbox von Thun keines Blickes. Dessen Auftritt war denn auch wie gehabt: zuerst ein Anschiss für Mitspieler Titié weil dieser einen von Cabral unpräzise gespielten Pass nicht im Feld halten konnte. Dann wartet der Cousin von Gelson und Edimilson Fernandes jeweils viel zu lange mit dem Abspiel, und als er einmal den offenen Raum nach vorne nutzen will, springt ihm unbedrängt der Ball weit vom Fuss. Le Mont-Trainer John Dragani wird sein funktionierendes Gefüge nicht mit einem solchen Spieler schwächen wollen. Den Auftritt in Thun hatte Dragani allerdings gar nicht mitbekommen. Den in einem Skilager (!) weilenden erfolgreichen Le Mont-Coach ersetzte aushilfsweise Ex-Trainer Claude Gross an der Seitenlinie. Auf der Tribüne sass zudem das von Präsident Duperret kurz vor dem Spiel vom Team Aargau neu verpflichtete Verteidigertalent Anis Ramcilovic.

img_1427Matchblatt bei Thun – Le Mont, im Bild: der im Skilager weilende John Dragani in Jugendjahren, die Unterschrift: von Aushilfs- und Ex-Coach Claude Gross

Muheims erste und Chiumientos letzte Chance – Sieg gegen St.Pauli im Polo Club

Im dritten Testspiel der Wintervorbereitung gegen den FC St.Pauli kam der FCZ zum zweiten Sieg (2:0) und war weitgehend die überlegene Mannschaft, welche sich auch eine Vielzahl von Torchancen erarbeiten konnte.

St.Pauli trat mit einer Mischung aus Stammspielern und Ergänzungsspielern an – alle mindestens 20 Jahre alt und mit Ausnahme des Südkoreaners Park auch allesamt diese Saison in der 2.Bundesliga eingesetzt. Dort liegen die Hamburger zur Zeit allerdings auf dem letzten Platz. Auf jeden Fall war es für den FCZ ein deutlich schwächerer Gegner, als Dynamo Dresden. Die Begegnung gegen den FCZ war für St.Pauli der 1.Teil des letzten Trainingslagertages in Sotogrande, welches der mit seinem Aussenseiterimage viel Merchandising verkaufende Klub ausgerechnet im mondänen Ayala Polo Club absolvierte.

Klare Unterschiede gab es natürlich im Coaching während dem Spiel. Da Uli Forte und Sandro Chieffo mit konkreten Anweisungen/Korrekturen, aber auch Lob für gelungene Aktionen – dort Ewald Lienen scheinbar ständig am Rande des Nervenzusammenbruchs. Die eingeübten Automatismen offensiv und im Spiel gegen den Ball waren beim FCZ ersichtlich – seit den letzten Wochen der Vorrunde hat die zuvor sehr gute Effizienz vor dem gegnerischen Tor aber nachgelassen, und ist noch nicht zurückgekommen.

In der Einzelbewertung bestätigten sich die Tendenzen aus dem Dresden-Spiel. Fabian Rohner und Kevin Rüegg finden sich nahtlos ins Team ein, und sind nicht nur «junges Beigemüse», sondern ernsthafte Konkurrenten um die Stammplätze. Der ein Jahr jüngere Izer Aliu hingegen muss sich erst noch an den höheren Rhythmus gewöhnen. Für Miro Muheim ist die Probe als Linksverteidiger eine Chance, denn auf seinen angestammten Offensivpositionen hätte es der Zürcher aufgrund seiner im Vergleich beispielsweise zum gleichaltrigen Fabian Rohner immer noch ziemlich reduzierten Handlungs- und Reaktionsschnelligkeit nicht einfach, sich als Profi durchzusetzen. Dank seinem starken linken Fuss und dem taktisch guten Zweikampfverhalten hat Muheim als Linksverteidiger hingegen eine Chance.

Beim Thema Handlungsschnelligkeit noch grössere Sorgen macht aber Davide Chiumiento. Das reicht so auch für die Challenge League nicht mehr! Bis sich der Ostschweizer überlegt hat, was er mit dem Ball tun will, ist der Gegenspieler schon längst da. Der letzte Strohhalm in solchen Situationen ist dann jeweils der Versuch, einen Freistoss herauszuholen, was ab und zu gelingt – meist aber im Ballverlust endet. Nicht gross diskutiert werden muss die grosse Wirkung auf die Mannschaft und den Spielverlauf, wenn im Tor ein Andris Vanins steht. Bei seinem ersten Testspieleinsatz des Winters strahlte der Lette die gewohnte Ruhe und Sicherheit aus.

Im Vergleich zum Sommer, wo Uli Forte die jungen Spieler wie Baumann, Sadrijaj, Stettler, Janjicic und Koné stark forcierte, erhalten nun alle fitten Spieler gleich viel Spielzeit. Weiterhin ohne Einsatz bleiben die beiden angeschlagenen zentralen Mittelfeldspieler Burim Kukeli und Sangoné Sarr, welche gegen Dresden während des Spiels am Rande des Spielfelds ihr Programm absolvierten. Antonio Marchesano wurde deshalb auch gegen St.Pauli wieder auf deren Position eingesetzt – diesmal als einziger Spieler gar mehr als eine Halbzeit. Der Tessiner fiel positiv auf, weil er diese Rolle wie schon gegen Dresden sichtlich ernst nahm, und auch in die Zweikämpfe ging. Trotzdem ist der 26-jährige nach der Rückkehr von Kukeli und Sarr und angesichts der Schwäche von Chiumiento sicherlich auch in der Rückrunde in der Regel wieder eher in der vordersten Reihe zu erwarten, zumal er im Forechecking Fortschritte gemacht hat.

FC Zürich – St.Pauli 2:0 (1:0)

Tore: 32. Buff (Penalty, Koné) 1:0, 92. Rodriguez (Winter) 2:0.

FCZ: Vanins; Stettler (46. Brunner), Nef (46. Kecojevic), Bangura (46. Alesevic), Voser (46. Muheim); Rohner (46. Winter), Marchesano (72. Rüegg), Yapi (46. Aliu), Schönbächler (46. Rodriguez); Koné (46. Cavusevic), Buff (46. Chiumiento).

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