„Freue mich auf Schönbi“: YB Heimspiel-Vorschau mit Georgio Mettler und Ludo Magnin

Züri Live-Experte Georgio Mettler „YB wird effizienter sein, als Lugano“ analysiert den FCZ vor dem Heimspiel gegen den souveränen Meisterschaftsleader YB und spricht über die Spieler, die im Verlauf des letzten Jahres den Sprung von der U21 in die 1.Mannschaft geschafft haben wie Aliu, Rexhepi, Rohner, Rüegg und (wieder) Brecher. Dazu gibt es Statements von Cheftrainer Ludo Magnin. Mettler wird am 15. April beim „Rückspiel“ in Bern als Experte dabei sein. Das Spiel aus dem Letzigrund kommentiert Lukas Stocker mit dem angehenden Mediziner Martin „Polo“ Büchel. Michi Frey ist gesperrt, Neuverpflichtung Tobias Schättin rekonvaleszent, und Innenverteidiger Bangura ist fraglich. Antonio Marchesano und Raphaël Dwamena konnten hingegen unter der Woche wieder mittrainieren. Davor trifft die U21 um 16h im Heerenschürli im Derby auf United mit dem Teilzeit-Comeback von Marco Schönbächler als Highlight:

Von Anfang Woche – die Soccer Lounge zum Spiel YB – FCZ: mit Carlos Varela, Ivan Benito und Lukas Stocker (Züri Live):

3:0 – aber kaum Offensivaktionen / FCZ – Lugano Stats & Spielinfos

Zum zweiten Mal in dieser Saison 3:0 zu Hause gegen Lugano. Mehrere Faktoren führen dazu, dass es aus FCZ-Sicht in den meisten Kategorien (Freistösse, Eckbälle, Steilpässe, Flanken,…) tiefe Zahlen oder gar Minusrekorde zu verzeichnen gibt. Erstens tut man sich gegen die Tessiner allgemein schwer, zu vielen Tormöglichkeiten zu kommen. Zweitens ist der FCZ mitten in einem tiefgreifenden Entwicklungsprozess und in den neuen Konstellationen alles andere als eingespielt. Drittens musste das Team von Trainer Magnin nach der frühen 3:0-Führung auch nicht mehr allzu viel fürs Spiel tun. Diesbezüglich erinnerte die Partie etwas an den 4:1-Sieg im Cup-Achtelfinal bei Stade Lausanne-Ouchy.

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Mit ihrem «pochi tocchi»-Spiel ist und bleibt Lugano ein unbequemer Gegner. Fabian Rohner ist der Spieler des Spiels und nach dem «Lausanne-Debakel» unmittelbar vor sowie der Heimniederlage gegen Thun unmittelbar nach der Winterpause zum dritten Mal insgesamt und nun zum ersten Mal bei einem Sieg Züri Live-MVP. Nicht nur gelingt dem schnellen Offensivmann beim 1:0-Führungstreffer die Szene des Spiels, er kann auch als einziger FCZ-ler über die ganze Spieldauer hinweg immer wieder positive Akzente setzen.

Der 18-jährige Izer Aliu spielt von Beginn an und ist mit seinem Entwicklungspfad aktuell im Plan. Auch wenn der Auftritt über die gesamten 90 Minuten hinweg noch durchschnittlich ist, ist der Mittelfeldakteur an allen drei Zürcher Treffern beteiligt. Der FCZ gewinnt, obwohl seine besten Akteure aus dem Cuphalbfinal, Cédric Brunner und Raphaël Dwamena nicht dabei sind und dazu der eingewechselte Stephen Odey diesmal eher unglücklich kämpft. Der Nigerianer kam zur Pause für Adrian Winter rein, was das Trainerduo Magnin / Van Eck zu einer taktischen Umstellung von 4-4-1-1 auf 3-4-1-2 nutzt. Winter hatte sich beim 2:0 von Alain Nef leicht am Kopf verletzt und musste an der Seitenlinie gepflegt werden.

Fabrikumbau bei laufender Produktion mit vielen Lehrlingen / FCZ – Lugano 3:0 Analyse & Highlights

Die Mannschaft des FCZ ist zur Zeit wie eine Belegschaft, welche die eigene Fabrik komplett umbaut unter der Vorgabe, dass die Produktion gleichzeitig parallel weiterlaufen soll. Einzelne Abschnitte von Produktionslinien fehlen, es muss improvisiert werden. Der Mitarbeiter orientiert sich jeden Morgen wieder neu und versucht herauszufinden, welche Rolle und Aufgaben er heute übernehmen soll. Aber das ist noch nicht alles: gleichzeitig ist auch der Lehrlingsanteil an der Belegschaft drastisch erhöht worden. Viel frischer Elan wuselt durch die Fabrikhallen, die erfahreneren Arbeiter fühlen sich durch die vielfältigen Herausforderungen (Umbau, Produktion, Integration der Jungen) herausgefordert.

Für die laufende (Tor-)Produktion fokussiert man daher erstmal auf einfache Rezepte, wie: finde die Schwachstelle beim Gegner und nutze sie konsequent. Die ausgemachte Schwachstelle bei Lugano ist ein gebürtiger Walliser und heisst Steve Rouiller. Gleichzeitig werden die Lehrlinge und ihre Talente ins Zentrum gestellt. Fabian Rohner spielt seine Schnelligkeit aus, Izer Aliu (an allen drei Toren beteiligt) schlägt einen seiner Eckbälle mit spezieller Flugbahn, bei welcher der Ball auf Höhe des gegnerischen Tores aus grosser Höhe urplötzlich runterfällt wie eine reife Frucht – und Alain Nef am schnellsten erfasst, wo das sein wird. Mit Beginn der Partie gegen Lugano ist klar, dass Trainer Ludo Magnin sein Team in Basel wie vermutet im 4-4-1-1 hätte spielen lassen. Er bringt nochmal das gleiche Personal und dieselbe Taktik.

Die Anfangsphase ist ausgeglichen und von wenig zusammenhängenden Aktionen auf beiden Seiten geprägt. Lugano hat Mühe, sich mit dem teilweise unbekannten Personal und der neuen Taktik des Gegners zurechtzufinden. Aber auch beim FCZ selbst gibt es immer wieder Probleme mit der Zuordnung. Spielerisch überzeugen die Luganesi in mehreren Phasen des Spiels mit ihrem Direktspiel mit «pochi tocchi» (Zitat: Mattia Bottani). Ihre Vordermannschaft gehört schliesslich auch zu den individuell am besten besetzten der Liga. Während aber der improvisierende FCZ (in der Halbzeitpause vom 4-4-1-1 auf ein 3-4-1-2 umstellend) im Abschluss konsequent agiert, fehlt dem in unveränderter Art und Weise spielenden Lugano der Fokus am und im gegnerischen Sechzehner, so dass drei Viertel ihrer Abschlüsse entweder danebengehen oder geblockt werden.

FCZ-Torhüter Brecher muss trotz mehrerer brenzliger Situationen in Strafraumnähe kaum einmal selbst eingreifen. Antonio «Tonino» Marchesano gelingt derweil mit 27 Jahren ausgerechnet gegen ein Tessiner Team sein erster Super League-Treffer. Erneut kann der FCZ gewinnen, ohne dass ein Stürmer ein Tor erzielen muss. Michi Frey wartet seit dem Cup-Viertelfinal gegen Thun Ende November auf einen eigenen Treffer. Gegen seinen Stammklub YB nächsten Samstag kann er seine Bilanz wegen Sperre nicht aufbessern. Er hat in seiner Karriere bisher aber noch nie mehr als neun Super League-Tore pro Saison erzielt. Aktuell sind es sechs – ausserdem hat Frey schon jetzt beinahe seinen Rekord an Spielminuten aus der Saison 13/14 bei YB unter Trainer Uli Forte geknackt.

https://soundcloud.com/fcz-radio/fcz-lugano-30-highlights-1

FCZ – Lugano 3:0 (3:0)

Tor: 9. Rohner (Aliu) 1:0, 15. Nef (Aliu) 2:0, 19. Marchesano (Frey) 3:0.

FC Zürich 1. Halbzeit: Brecher; Rüegg, Nef, Bangura, Pa Modou; Winter, Aliu, Palsson, Rohner; Marchesano; Frey.

FC Zürich 2. Halbzeit: Brecher; Nef, Bangura, Palsson; Rohner, Aliu (62. Thelander), Rüegg, Pa Modou; Marchesano (67. Rexhepi); Odey, Frey.

Lugano: Kiassumbua; Yao, Sulmoni, Rouiller; Crnigoj (71. Carlinhos), Ledesma (46. Piccinocchi), Mihajlovic; Sabbatini, Mariani; Gerndt (46. Janko), Bottani.

Cédric Brunner im Cup „on fire“ / FCZ – GC 2:1 Stats & Spielinfos

Cédric Brunner und der Schweizer Cup, das passt zusammen. Sein erstes Tor für die 1. Mannschaft erzielte der Zürcher im August 2014 in Schönbühl nach Zuspiel von Namensvetter Maurice aus 20 bis 25 Metern. Hier das Züri Live-Interview mit Brunner nach jenem Spiel (7:0):  

In der aktuellen Saison wurde der Allrounder im Cupwettbewerb drei Mal eingesetzt: in Bassersdorf, bei Stade Lausanne-Ouchy und nun auch im Halbfinalderby gegen GC – zum dritten Mal wird Brunner mit einer Topleistung zum Züri Live-MVP gekürt. In der Liga hat der Arztsohn diese Auszeichnung in der aktuellen Saison hingegen noch nie zugesprochen erhalten. Gegen GC sorgte Brunner sowohl im Spielaufbau wie auch vorne für Druck und Torgefahr. Zusammen mit Antonio Marchesano hatte der Verteidiger die höchste Anzahl Top-Offensivaktionen (8). Bei Kopfbällen im gegnerischen Strafraum hatte er im Gegensatz zu den in den letzten Wochen in diesem Bereich wenig überzeugenden Teamkollegen das richtige Timing und sorgte zwei Mal für erhebliche Gefahr im Fünfmeterraum. Das erste Tor bereitete er mit einer scharfen Direktflanke mit links von der linken Seite entscheidend vor und das Siegtor schoss er in der Nachspielzeit selbst.

Verteidiger Brunner zusammen mit Marchesano bester Offensivspieler – und Michael Frey einmal mehr bester Defensivmann mit fünf Top-Defensivaktionen. Auch der Fakt, dass abgesehen von Torhüter Brecher und dem in der Nachspielzeit eingewechselten Fabian Rohner (keine Ballberührung) alle eingesetzten FCZ-Spieler an Torchancen und/oder Toren beteiligt waren, illustriert die gute Teamleistung. Die Topchance von Adrian Winter in der 62. Minute beispielsweise war ein über 14 Stationen aufgebauter Angriff. Kein Feldspieler hatte im Halbfinal-Derby eine ungenügende Note, was aussergewöhnlich ist.

Beide Zürcher Tore entstanden nach Standards (Einwurf, Freistoss) durch gefährliche Hereingaben in den Strafraum (durch Brunner, Rüegg), welche Rhyner beziehungsweise Bergström nur bis an die Strafraumgrenze klären konnten, wo wiederum Rüegg / Brunner bereit standen. Kapic beziehungsweise Taipi verteidigten diesen Raum dabei jeweils zu wenig konsequent. Bereits in der 13. Minute hätte der FCZ einen Handspenalty zugesprochen erhalten müssen. Bergströms Oberarm ging zum Ball, der zuvor bei einem weiten Einwurf von Alain Nef lange in der Luft war. Stattdessen pfiff Ref Fedayi San «Stürmerfoul» von Raphael Dwamena, der sich festgehalten von Bergström nicht bewegte, als der rückwärtslaufende Basic in ihn prallte. Dazu kam das Foul von GC-Keeper Lindner gegen Dwamena in der 59. Minute, welches nach einem verunglückten Rückpass von Rhyner ebenfalls hätte Elfmeter geben können.

Warum Brecher die neue Nr. 1 ist – Kadertalk nach der Disco-Party in Basel

Die Disco-Party vom Samstagabend in Basel konnte leider auf Züri Live nicht kommentiert werden, da auch das Netz des Telekomanbieters weitgehend zusammengebrochen war. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Match zu einem späteren Zeitpunkt diesen Frühling neu angesetzt wird. So zogen Mannschaft, Fans und auch Medienleute unverrichteter Dinge wieder ab. Oder doch nicht ganz? Denn das Spielchen rund um die Aufstellungen der beiden Equipen war vor dem Match gespielt worden. Beim FCB hätte Samuele Campo eine Chance in der Startformation bekommen, und der Ex-FCZ-ler Kevin Bua hätte an Stelle des ehemaligen Zürcher Nachwuchsmannes Dimitri Oberlin ebenfalls die Partie auf dem Platz begonnen. Angesichts des weiterhin verletzten Eder Balanta und des gesperrten Taulant Xhaka hätte Basel-Coach Raphaël Wicky fast schon gezwungenermassen im Gegensatz zum mit 0:2 verlorenen Cup-Halbfinal in Bern auf eine Viererabwehr gesetzt – mit dem Paraguayer Blas Riveros an Stelle von Raoul Petretta auf der linken Seite. Fabian Frei und Valentin Stocker wären auf der Ersatzbank gesessen.

Beim FCZ waren nach Trainer Ludovic Magnins Ankündigung («wer gegen Basel in der Startformation steht, ist die (vorläufige) Nummer 1») die Ereignisse vor der Partie diesmal wichtiger und vor allem entscheidender als das Spiel selbst. Das Trainerteam hat sich für Yanick Brecher (24) entschieden, der nun aller Voraussicht nach bis Ende Saison zwischen den Pfosten stehen wird. Aus Magnins Begründung war herauszulesen, dass es durchaus gute Gründe für Andris Vanins (37) gegeben hat, schlussendlich aber den Ausschlag gab, dass Brecher besser zur von Magnin angestrebten Spielidee passt. Auch wenn dies nicht weiter erläutert wurde, ist klar, worum es dabei in erster Linie geht. Brecher ist mit den Füssen überdurchschnittlich gut und kann mit seinen Spieleröffnungen zu einem wichtigen Puzzleteil im Angriffsspiel des FCZ werden. Die Erfolgschancen eines jeden Vorstosses werden mit einem schnellen und gleichzeitig präzisen Ersten Pass deutlich erhöht. Wie wenn man im Schach «einen Zug voraus» ist. Die immer wiederkehrenden Probleme Brechers im Timing und in der Entscheidungsfindung können Magnin nicht entgangen sein. Aber es geht ihm sicherlich vor allem auch darum, seine Spielidee mit der ganzen Mannschaft möglichst rasch zu implementieren und braucht dafür einen Torhüter, mit welchem dies möglich ist. Der Torhüter sollte die mittelfristige taktische Entwicklung des Teams als Ganzem nicht bremsen.

Das offensive Denken hat Priorität. Letzte Saison hat Lucien Favre bei Nizza einem Innenverteidiger, der sich viel zugemutet, und dabei mit einem Fehlpass ein Gegentor verursacht hatte, in der Pause mitgeteilt: «Ich wechsle dich nicht wegen diesem Pass aus. Aber ich werde dich auswechseln, wenn du diesen Pass nicht wieder genau gleich zu spielen versuchst.» Magnin hat sicherlich von verschiedenen Trainern Ideen übernommen, aber die «Favre-Schule» ist bereits jetzt in verschiedenster Hinsicht am deutlichsten erkennbar. Magnin will Mut und Risiko belohnen. Wer Risiko nimmt, hat kurzfristig eine erhöhte Fehlerwahrscheinlichkeit, lernt gleichzeitig aber mehr. Und wer das Risiko beherrschen lernt, erreicht individuell und als Team ein höheres Level. Vor diesem Hintergrund kann davon ausgegangen werden, dass die Zeit von Andris Vanins als Nummer 1 auch mittelfristig abgelaufen ist. Was aber nicht automatisch bedeutet, dass Brecher auch nächste Saison sicher die Nummer 1 sein wird.

Lässt sich ein Torhüter finden, der mit den Füssen ähnlich gut wie Brecher, gleichzeitig in der Kernarbeit eines Torhüters noch solider ist, wäre ein Transfer nicht ausgeschlossen. Der nach Rapperswil ausgeliehene Novem Baumann (22) steht in der Hierarchie zu Recht hinter Yanick Brecher und kommt kaum in Frage. Yann-Alexandre Fillion (22) soll in der U21 zu Einsatzzeit kommen, aber ob der Kanadier auf der Basis der neuen Prioritäten in der «Torhüterdoktrin» noch als mögliche künftige Nummer 1 gesehen wird, steht stark auf dem Prüfstand. Calvin Heim (17) hat einiges an Potential, aber dass er bereits im Sommer ein ernsthafter Nummer 1-Kandidat in der 1. Mannschaft sein könnte, ist aufgrund der noch fehlenden Erfahrung eher unwahrscheinlich.

Aufgrund der Startformation ist am wahrscheinlichsten, dass der FCZ in Basel mit einem modifizierten 4-4-2 (4-4-1-1 beziehungsweise 4-2-3-1) angetreten wäre. Aber auch das zuletzt übliche 3-4-1-2 wäre mit dieser Formation denkbar gewesen. Dass Ludovic Magnin Izer Aliu im Zentralen Mittelfeld das Vertrauen schenkt, ist wie schon zu einem früheren Zeitpunkt besprochen, keine Überraschung. Somit konnte erwartet werden, dass dieser in dieser Englischen Woche zwei Mal zum Einsatz kommt. Das wäre nach der Pause im Cup-Halbfinal in Basel wieder der Fall gewesen. Der zur Zeit formschwache Rasmus Thelander wäre auf der Bank gesessen. Wenn Mirlind Kryeziu im Training Gas gibt, hat er sicherlich Chancen, in nächster Zeit zu Einsätzen zu kommen. Kevin Rüegg sieht Magnin grundsätzlich auf der Rechten Seite (ist aber natürlich bei Bedarf immer auch eine Option im Zentrum) und Fabian Rohner wohl vorwiegend im Sturm (mit Option Flügelpositionen).

Auf der Ersatzbank in Basel wären neben Roberto Rodriguez und Stephen Odey ausserdem Toni Domgjoni und Maren Haile-Selassie gewesen, während Lavdrim Rexhepi beim Rückrundenauftakt der U21 im Heerenschürli gegen Promotion League-Leader Kriens ein Tor zum 3:1-Heimsieg beitrug (weitere Torschützen; Yannick Kouamé und Liridon Berisha). Die Innerschweizer (mit den ehemaligen FCZ U21-Spielern Stefano Cirelli und Marco Mangold, sowie dem früheren U18-Coach Bruno Berner an der Seitenlinie) sind wie letzte Saison Aufstiegsfavorit, haben personell eine Topmannschaft und eine gute Spielanlage, machen sich aber mit Unaufmerksamkeiten in gewissen Spielphasen das Leben immer wieder selbst schwer. Den Jungs aus der FCZ U21 könnte die Ernennung ihres bisherigen Trainers zum Chefcoach der 1. Mannschaft nochmal einen zusätzlichen Schub verleihen, weil die Chancen jedes Einzelnen auf Einsätze im Profiteam weiter gestiegen sind.

Interimistisch wird die Mannschaft zur Zeit von Academy-Leiter Heinz Russheim betreut. Bemerkenswert, dass Lindrit Kamberi (18) in der Dreierabwehr diesmal im Zentrum agierte und Florian Stahel halbrechts. Vor allem aber erfreulich: nach 16-monatiger Verletzungs- und Rehapause steht Marvin Graf (22) erstmals wieder in einem Wettbewerbsspiel auf dem Platz und zwar in der Sturmspitze. In der Wintervorbereitung hatte der schnelle Offensivmann auch Trainings mit der 1. Mannschaft absolviert. Eingewechselt wurde der ebenfalls längere Zeit verletzt gewesene Juniorennationalspieler Kenith Catari (18), genauso wie der aus der U18 aufgerückte Defensivmann Noah Lovisa (17). Auf der Ersatzbank sass der ebenso neu aus der U18 dazugestossene Offensivspieler Guillaume Furrer (16). Stürmer Filip Stojilkovic (17) gehört genauso neu der U21 an. Laut unbestätigten Quellen soll auch Mittelfeldspieler Sandro Stalder (21) von Winterthur zurückgekehrt sein. Der in der Winterpause auf der linken Seite getestete Ambre Nsumbu (20) tauchte hingegen (noch?) nicht im Matchkader auf.

Über NoBillag, Mentalitätsgräben und den Schweizer Fussball

Es ist irgendwie erstaunlich, fast schon surreal, wie viel Energie, Emotionen, Kreativität aber auch Absurdität in den letzten Monaten in den Abstimmungskampf für und vor allem gegen «NoBillag» geflossen sind. Viel mehr als bei politischen Grundsatzfragen in Gesundheits-, Aussen- oder Energiepolitik. Medienschaffende schauen zu Recht beispielsweise der Pharmabranche auf die Finger, wenn diese sich in einem Abstimmungskampf im Gesundheitswesen engagiert. Was aber „abgeht“, wenn Journalisten und Kulturschaffende ihre eigenen finanziellen oder politischen Privilegien in Gefahr sehen, sprengt offenbar alle Grenzen. Auch hat gerade der Abstimmungskampf die viel zu grosse Abhängigkeit vieler kleinerer Medien vom grossen «SRG-Topf» offensichtlich werden lassen. Die fehlende Konkurrenz und Unabhängigkeit vor allem der elektronischen, zum Teil aber auch der Printmedien, ist sowohl ein wirtschaftliches Problem, als auch ein Handicap für die Demokratie. «Too big to fail» sollte es nicht nur im Bankensektor, sondern auch bei den Medien nicht geben.

Herrscht Konkurrenz, können die Medienkonsumenten vergleichen und wählen. Schlechte Qualität oder Falschinformationen werden so viel schneller entlarvt. Auch fliessen dann mehr Mittel in Bereiche, welche die Menschen wirklich interessieren. Womit wir beim Fussball wären – und dessen Stellung im Vergleich zu den anderen Sportarten. Es kann wohl kaum bestritten werden, dass der «Sonderfall Schweiz» in Bezug auf die elektronische Medienlandschaft dem Schweizer Fussball schadet. Umso erstaunlicher daher, dass sich die Liga und der Verband kaum für die «NoBillag»-Initiative engagiert haben. Würde eine Annahme der Initiative doch tendenziell mehr Vielfalt und Konkurrenz versprechen. Schiss vor der grossen SRG, dem langjährigen Medienpartner? Als in Deutschland Ende der 80-er / Anfang 90-er Jahre (selbst dies war eigentlich bereits relativ spät) Privatfernsehsender in die Fussballberichterstattung einstiegen, waren die Bundesligastadien vielerorts zur Hälfte oder gar zwei Dritteln leer. Und ohne Konkurrenz hatte sich bei den Staatlichen Sendern ARD und ZDF eine steife, qualitativ schlechte und teilweise gar skurrile oder gar ethisch fragwürdige Kultur der Fussballberichterstattung entwickelt.

Mit dem Einstieg der Privatfernsehsender wurde der Fussball bildlich, akustisch und dramaturgisch deutlich attraktiver in Szene gesetzt. Inhaltlich waren die Angebote vor allem zu Beginn von unterschiedlicher Qualität. Die Konkurrenzsituation an und für sich führte aber nicht zuletzt auch bei ARD und ZDF selbst zu einem «Wake Up-Call». «Alte Zöpfe» konnten Schritt für Schritt abgeschnitten und die Qualität deutlich gesteigert werden. Vor allem aber war und ist die Konkurrenz im Bereich der bewegten Bilder ein Geldsegen. Moderne Trainingszentren konnten deutschlandweit aufgebaut und ausländische Topspieler (auch aus der Schweiz) verpflichtet werden. Und es wurden dank den vorhandenen Mitteln Zehntausende von Arbeitsplätzen geschaffen. Sowohl der Sportbereich im engeren Sinn, als auch das ganze «Drumherum» wurde enorm professionalisiert. Die Fussball-Bundesliga vermochte ihre Stellung als Nr. 1 im Vergleich zu anderen Sportarten und Unterhaltungsangeboten wieder deutlich auszubauen, und nicht zuletzt ihre gesellschaftliche und politische Relevanz zu stärken. Und entgegen anfänglichen Unkenrufen kamen mit mehr Fussball im TV nicht weniger Zuschauer ins Stadion, sondern sogar mehr. Die Arenen füllten sich bis auf das heute beeindruckende Level. Das Fernsehen nahm sich nicht ein Stück eines begrenzten Kuchens, sondern vergrösserte diesen in grossem Masse.

Die Schweiz hingegen hinkt im TV- und Radio-Bereich seinen Nachbarländern hinterher und hat diesbezüglich immer noch eine mit einem Land wie Russland vergleichbare Medienkonzentration – und glaubt man den Prognosen über den Abstimmungsausgang, wird dies vorläufig auch so bleiben. Die Schweizer Super League wird neuerdings im UEFA-Ranking selbst von der Tschechischen Liga hart bedrängt – auch weil diese trotz allgemein immer noch deutlich tieferer Kaufkraft im Vergleich zur Schweiz einen ausgezeichneten TV-Vertrag hat aushandeln können. Der Meister Dänemarks oder ein kleiner Deutscher Zweitligist wie der SV Sandhausen verdienen dank einer vielfältigeren Fernsehlandschaft mit TV-Geldern ein Mehrfaches des Schweizer Meisters. Selbst Polen, Rumänien oder Norwegen sind dank Privatfernsehen daran, die Schweiz bei den TV-Geldern zu überholen. Die Fortschritte hierzulande sind klein. Die SRG hat der überragenden Bedeutung des Fussballs innerhalb des Sportes zuletzt etwas nachgegeben – aber bei weitem noch nicht im vergleichbaren Mass wie in den meisten anderen Europäischen Länder. Und seit der Pay-TV Sender Teleclub Spielzusammenfassungen gratis ins Internet stellt, mussten viele SRF-Kommentatoren ihre Einseitigkeit in der Berichterstattung zugunsten ihres persönlichen Lieblingsvereines etwas zurückschrauben.

Nur dank herausragender Jugendarbeit können die Schweizer Super League-Teams mit dem Europäischen Mittelfeld noch mithalten. Die Luft wird aber zunehmend dünner, wenn Klubs aus Ländern wie Tschechien oder Zypern sich teilweise bessere ausländische Spieler leisten können, als Schweizer Klubs. Und wenn die Gehaltsdifferenzen so gross werden, dass die besten Schweizer Talente selbst in Jugendakademien im Ausland mehr verdienen, als in der Schweiz als Teil eines Profiteams. Nicht nur für die Liga sind diese Talente verloren, sondern häufig zusätzlich auch noch für die Nationalmannschaft.

Die fehlenden finanziellen Mittel führen ausserdem zu einer ganzen Kaskade von Folgeproblemen. Zum Beispiel sind fast alle Schweizer Klubs defizitär. Kein vernünftig denkender Schweizer mit Familie und ein paar Millionen im Sack engagiert sich heute noch finanziell in einem Fussballklub der höchsten Ligen. Denn es ist neben weiteren Unannehmlichkeiten meist ein Fass ohne Boden. Dies führt dazu, dass sich nur noch «Verrückte» dafür interessieren, einen Schweizer Klub zu besitzen. Wenn man Glück hat, ist es ein «positiv Verrrückter» – wenn man Pech hat, ein «dubios Verrückter». Mit mehr TV-Geld hätte in der Mehrheit der Fälle auch verhindert werden können, was in den letzten Jahren der Challenge League widerfahren ist: praktisch nur noch Absteiger aus finanziellen, statt sportlichen Gründen. Oder dass für Lausanne-Sport kein anderer Käufer als ein ausländischer Chemiekonzern mit Reputationsproblemen gefunden werden kann, der dann das traditionelle Logo dem Firmenlogo anpassen will.

Die Welt und die Schweiz wird weder bei einer Ablehnung noch bei einer Annahme der Initiative untergehen, wie dies die Angstmacher-Kampagnen vor allem der Gegnerseite haben weismachen wollen. Jedem Medienerzeugnis steht ein grosser Variantenreichtum an möglichen Ressourcen zur Verfügung. Sind diese Ressourcen nicht vorhanden, ist offensichtlich das Interesse auch nicht ausreichend gegeben. Weder von den Machern selbst, noch von den Konsumenten. Für hochrelevante und / und hochinteressante Themen finden sich immer bis zu einem gewissen Grad engagierte Freiwillige, die auch ohne Entschädigung Beiträge leisten. Oder man findet Spender, die das Projekt unterstützen. Oder Werber, für die ein vielbeachtetes Medienerzeugnis immer interessant ist. Oder ein konkretes Format wird von der Politik für wertvoll gehalten, und mit Staatsgeldern direkt unterstützt.

Wenige Meter Distanz können manchmal eine andere Welt sein. Im März 1980 die wenigen Meter zwischen West-Berlin und Ost-Berlin, oder im Mai 2006 die wenigen Meter zwischen Muttenzerkurve und Gästeblock im St. Jakob Park in Basel. Ein Mentalitätsgraben verläuft zur Zeit auch zwischen dem Haus im Zürcher Kreis 3, in dem ich wohne, und dem benachbarten hippen Café. Dort verkehren unter anderem Profiteure der Billag-Gelder. Schweizer Schauspieler, Moderatoren oder Kulturschaffende. Das ist die Welt derjenigen, die sehr stolz darauf sind, dass sie sich gratis (!) in diesem Abstimmungskampf für ein „NEIN“ engagiert haben.

«Mein Haus» hingegen ist von Kopf bis Fuss international mit Menschen aus allen Ecken der Welt. Da kaum jemand ausser mir als Kind in der Schule Deutsch gelernt hat, wurde ich schon immer gerne für administrative Probleme und Aufgaben zu Rate und Diensten gezogen, sei es vom jungen Somalischen Single, der eine mehrjährige Hauswirtschaftslehre absolviert, vom verheirateten Bengalen, der in einem nahegelegenen In-Restaurant arbeitet, oder dem älteren Flüchtling aus Afghanistan, der lange Zeit im Unternehmen einer FCZ-Legende in der Region Zürich gearbeitet hat, bis er chronisch krank und bettlägrig wurde.

Es gibt in den Gesprächen mit diesen Menschen seit Jahren ein Wort, welches alle zusammenzucken und das Gesicht eine stressvolle Mimik annehmen lässt – «Billag». Erschreckend ist für sie der hohe Betrag, die aus ihrer Sicht fehlende Verhältnismässigkeit, und vor allem auch die Erfahrungen mit der unbarmherzigen Maschinerie der Erhebung und des Einzugs dieser Gelder, welche ihr Bild von der Schweiz mitgeprägt hat – und dies nicht im positiven Sinne. Ähnliches höre ich von einem Kollegen, der ein kleines Handelsunternehmen für Sportutensilien betreibt, und unter sehr hohen Billag-Beiträgen leidet, weil die Bemessungsgrundlage realitätsfremd sei. Mein Kollege konnte immerhin abstimmen gehen. Das können «meine» Ausländer nicht. Die Mehrheit von ihnen hätte «JA» gestimmt.

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