Ifeanyi Mathew – ein Buchhalter für den Talentschuppen

Der FCZ gibt zum Ende des Transferfensters die Verpflichtung des nigerianischen Mittelfeldspielers Ifeanyi Mathew (26) von Lilleström bis Sommer 2025 bekannt. Mathew wurde 2015 U20-Afrika Cup-Sieger – zusammen mit dem in den letzten zwei Jahren unter Urs Fischer bei Union erfolgreichen Stürmer Taiwo Awoniyi. Nachdem mit Donis Avdijaj, Karol Mets und Bogdan Vyunnik drei Spieler im Winter das Kader verlassen haben, sind mit Stephan Seiler, Roko Simic, Daniel Afriyie, Ifeanyi Mathew sowie Calixte Ligue und Ramon Guzzo sechs neue Spieler dazu gekommen – trotz wegfallender “Doppelbelastung“. Auch was die Position im Zentralen Mittelfeld betrifft, erscheint die Verpflichtung aus kurzfristiger Sicht auf den ersten Blick nicht notwendig. In den ersten Partien nach der Winterpause ist das Mittelfeldzentrum der stärkste Mannschaftsteil beim FCZ. Cheick Condé ist gesetzt und neben ihm bringen Bledian Krasniqi, Stephan Seiler, Marc Hornschuh und Blerim Dzemaili ebenfalls gute Leistungen. So war beispielsweise Seiler bei der als Team durchzogenen Leistung gegen Winterthur klar bester Mann. Ab Sommer kann die Situation auf dieser Position allerdings wieder anders aussehen.

Als Spielertyp unterscheidet sich Mathew von seinen neuen Teamkollegen auf der gleichen Position relativ stark. Während Condé und Seiler immer für spektakuläre Balleroberungen gut sind und ein Krasniqi oder Dzemaili mit ihrer Kreativität nach vorne glänzen, spult Mathew wie ein zuverlässiger Buchhalter sein Pensum ab – weder mit noch ohne Ball speziell auffällig. Seine grösste Stärke ist die Einfachheit, Nüchternheit und Entscheidungsschnelligkeit seines Spiels. Er fällt schnell eine Entscheidung und setzt diese ohne Umschweife um – wie ein Rad in einer gut geölten Maschine. Mathew bringt zudem ein gutes Positionsspiel mit und bietet sich fortlaufend für ein Zuspiel an. Gerade für das von den diesjährigen Trainern Foda und Henriksen bevorzugte Ballbesitzspiel kann eine gewisse Schnörkellosigkeit nützlich sein. Denn der Ball läuft grundsätzlich schneller als ein Mann. Zu Mathews Schwächen gehören Zweikämpfe, Pressingresistenz und seine tendenziell überdurchschnittliche Fehlerquote mit Ball.

Mathew ist also ein Spieler, der eine gewisse fussballerische Bodenständigkeit ins Team bringen kann. Dies drückt sich unter anderem auch in der Vereinstreue aus. Nach sechs Jahren bei Lilleström ist der FCZ (abgesehen von einer kurzen Leihe in die Türkei) erst Mathews zweiter Klub in Europa. Was man hingegen nicht erwarten kann, ist eine Erhöhung der Individuellen Qualität des Teams, wie dies beispielsweise ein Condé oder Simic mitbringen. Von den Umständen her wird es für Mathew wenig Umstellungen geben. Die Agglomeration Oslo. die Eliteserien und Lilleström sind sehr gut mit Zürich, der Super League und dem FCZ vergleichbar. Mit dem Traditionsklub Lilleström (Europacup-Gegner der FCZ Frauen 2015/16) stieg Mathew in der Saison 2019 in die zweithöchste Liga ab und in der Saison danach als Zweitplatzierter wieder auf. Die letzten zwei Saisons wurde Mathew mit Lilleström als Stammspieler Vierter in der Eliteserien. Diesen Winter kam es aber zu einem grossen Umbruch in der Mannschaft. Zwei der vielversprechendsten Spieler des Kaders wechselten für Millionensummen nach Tschechien – und weitere Stammspieler wie Mathew folgten: in seinem Fall ablösefrei zum FC Zürich.

Die grosse Analyse: Foda vs. Breitenreiter – was war wirklich anders?

Es ist wohl der spektakulärste Absturz in der Geschichte des Schweizer Fussballs! Der FC Zürich fällt von einem mit 14 Punkten Vorsprung souverän errungenen Meistertitel in wenigen Monaten auf den letzten Platz zurück, schiesst in der Liga praktisch keine Tore mehr und erringt erst am 30. Oktober (14. Runde) den ersten Sieg. Wie sowas möglich ist, wird uns in den Analysen des Klubs und der Liga wohl noch lange begleiten. Man wird noch in vielen Jahren Vergleiche zu diesen zwei Saisons ziehen und zukünftige Massnahmen mit Verweis auf 21/22 und 22/23 begründen oder kritisieren. In Bezug auf die Liga zeigt das Beispiel des FCZ wie eng die Teams tatsächlich beieinander liegen. Auch kleine Änderungen können grosse Auswirkungen haben. Eine Aussage über das Niveau lässt sich daraus nicht ableiten. Man kann sowohl auf hohem Niveau wie auch auf tiefem Niveau sowohl eng wie auch weit auseinanderliegen.

Die leistungsmässig beste Phase unter Franco Foda war bereits nach zwei Wochen mit dem Heimspiel gegen Qarabag (2:2 n.V.) und den Auswärtspartien in St. Gallen (0:2) und bei Linfield (2.0) erreicht. Danach sank der Notenschnitt bei Züri Live kontinuierlich von 6.0 auf unter 5.4. Resultatmässig ging es zwar zwischendurch mit den drei Siegen hintereinander gegen Hearts (2x) und Cham noch einmal hoch, danach begann sich der Leistungseinbruch mit sechs Niederlagen in Folge auch in den Resultaten zu zeigen.

Leistungsabfall von Dzemaili, Hornschuh und Condé entscheidend

Die Aussenläufer / Aussenverteidiger waren in der Hälfte der sechs Phasen à drei Spielen unter Franco Foda der beste Mannschaftsteil – die Flügel zur Hälfte der schlechteste. In der besten Phase (Qarabag, St. Gallen, Linfield) waren der Torhüter, das Mittelfeld und die Aussenläufer gut. Die Spieler im Offensivzentrum steigerten sich mit der Zeit, wohingegen die kontinuierlich sinkende Leistung des Zentralen Mittelfeldes bestimmend war für den Leistungsabfall der Mannschaft insgesamt.

Zu Beginn war Cheikh Condé der beste Zentrale Mittelfeldspieler, dann Bledian Krasniqi. Für den Leistungsabfall im Zentralen Mittelfeld im Verlauf der zwei Monate unter Franco Foda verantwortlich waren Dzemaili, Hornschuh und Condé. Krasniqi und Selnaes hatten hingegen tendenziell eher eine steigende Leistungskurve. Dzemailis Auftritte waren den grössten Schwankungen unterworfen. Nach jeder kurzen Verletzungspause muss er jeweils erst wieder aufgebaut und in den Rhythmus gebracht werden, was der Mannschaft jeweils Punkte kostet.

Thesen bezüglich Konstanz und Umschaltspiel bestätigen sich immer wieder

Die Fussball-Experten haben sich darauf geeinigt, dass der FCZ nach dem Abgang André Breitenreiters idealerweise eine Kopie des Meistertrainers hätte engagieren sollen. Der Wechsel des Spielsystems und des Kommunikationsstils des neuen Trainers hätten den Absturz bewirkt. Nachdem wir mit der Erfassung und Analyse des zweiten Cup-Outs in Folge im Waadtland nun jede Minute der 18 Partien unter Foda (acht Meisterschaft, zwei Cup, acht Europacup) durchgeackert haben, wollen wir nun die Früchte dieser Arbeit ernten – mit dem Vergleich Foda vs. Breitenreiter im Detail. Welche Diagnosen stimmen? Welche sind falsch? Gibt es zusätzliche bisher noch nicht berücksichtigte Aspekte?

Auf der Basis unserer Analysen haben sich hier auf Züri Live in den letzten Jahren zwei Thesen herauskristallisiert, die sich seither in der Realität immer wieder bestätigt haben, so auch diese Vorrunde wieder.

  • These 1: Konstanz bei Personal, Spielweise und Taktik bringt in der Super League Erfolg
  • These 2: Der FCZ ist mit schnellem Umschaltspiel am erfolgreichsten

Sion als Gegenstück des FCZ im Saisonvergleich

Die Detailanalyse bezüglich personeller und taktischer Konstanz der Super Leage-Teams wurde für die noch laufende Vorrunde noch nicht gemacht. Trotzdem fällt auf: das letzte Saison personell und taktisch konstanteste Super League-Team (FCZ) hatte in der neuen Spielzeit in jeder Dimension viele Wechsel von Spiel zu Spiel zu verzeichnen – und fällt dabei vom Ersten auf den Letzten Platz zurück. Der FC Sion auf der anderen Seite geht anfangs den umgekehrten Weg. Letzte Saison noch mit vielen Wechseln, ändert Coach Tramezzani zu Beginn dieser Saison fast nichts – und hat damit Erfolg. Dann beginnt er Mitte der Vorrunde doch wieder mehr zu wechseln – und fällt mit seinem Team zurück.

Auch die These mit dem Umschaltspiel hat sich seit Sommer 2019 immer bestätigt. Die kurzen Phasen in denen unter den Trainern Magnin und Rizzo so gespielt wurde, waren unter diesen Trainern die mit Abstand erfolgreichsten Wochen. Breitenreiter liess gar eine ganze Saison so spielen und wurde Meister. Unter dem neuen Trainer Foda sollte die Mannschaft hingegen wieder mehr den Ball kontrollieren. Das war sicherlich nicht nur die Idee des Trainers, denn auch schon die Transfers deuteten in diese Richtung. Umschaltfussballer wie Ceesay, Kramer oder Doumbia wurden nicht durch ähnliche Spielertypen ersetzt. Es kamen Zugänge mit mindestens so viel Qualität – aber anderem Profil. Dass aber selbst mit neuem Personal Umschaltspiel wohl immer noch besser funktioniert, zeigten unter anderem die Vergleiche im Europacup gegen Arsenal und PSV. Gegen den Premier League-Leader war man aus einer sicheren Deckung in der Schlussphase der Partie zwei Mal nahe an einem Unentschieden dran. Gegen die Holländer stand man deutlich höher, wollte mitspielen . und lief ins offene Messer. Wie in den letzten Jahren häufig auch gegen Mannschaften wie YB oder Servette.

Manndeckung auf dem ganzen Platz tut dem FCZ gut

André Breitenreiters Team spielte aber nicht während der ganzen Saison gleich. Zu Beginn lebte man von einer einmaligen Serie von direkt verwandelten Freistössen und vom Konterspiel aus einer sicheren Deckung. Breitenreiter experimentierte mit einem 4-3-3 und nicht alle Akteure, welchen er zu Beginn der Saison das Vertrauen gab, zahlten dies auch zurück. Das Jubiläumsspiel gegen Sion mit der Leistungssteigerung in der 2. Halbzeit zum 6:2 mit vielen Kindern im Stadion und dem Umzug aller Teams des Vereins auf der Tartanbahn war dann ein emotionaler Booster. Dazu kam eine Mischung von Wettkampfglück und Willensleistung mit dem Last Minute-Siegtreffer Ceesays im ersten Derby, dem unglaublichen Ende mit ebenfalls einem Last Minute-Ceesay Treffer beim 3:3 gegen Basel und dem ersten Liga-Sieg gegen YB seit langer Zeit – eher entgegen dem Spielverlauf.

Breitenreiter hatte mittlerweile seine Stammformation gefunden und hielt in der Folge daran fest. Taktisch gab es aber durchaus eine Entwicklung im Verlauf der Saison. Spielte man zu Beginn noch vorwiegend aus einer tiefen Position auf Konter, nahmen im Verlauf der Saison die Pressingphasen immer mehr zu. Das Grundprinzip Umschaltspiel blieb, die Bälle wurden einfach häufiger weiter vorne gewonnen. Der FCZ spielte Manndeckung auf dem ganzen Platz, was eine hohe Aufmerksamkeit und Laufbereitschaft erforderte. Aber genau deshalb scheint ein solcher Ansatz dem FCZ gut zu tun. Die Jungs müssen gefordert werden, damit sie gar nie ins Studieren oder in den „08/15-Verwaltungsmodus“ geraten, welcher dem Team in den letzten Jahren noch nie gut getan hat.

Nach Expected Goals verlor Foda nur drei von 18 Partien

21/22 war die Mannschaft meist gut im Spiel und erzielte in der Liga fast drei Mal so viele Tore als in der Ära Foda (2.19 statt 0.75). Berücksichtigt man alle Wettbewerbe, sind es 64% mehr. Allerdings können 75% dieser enormen Differenz durch die bessere Chancenverwertung erklärt werden. Wie gross dieser Effekt ist, wird unter anderem dadurch illustriert, dass Franco Foda gemessen an den Torchancen (Expected Goals, gerundet) nur drei seiner 18 Partien verloren hat: Sion (H), Arsenal (H) und Bodö/Glimt (A)! Der Unterschied bei den Erwarteten Toren und den Abschlüssen ist im Vergleich Breitenreiter vs. Foda nicht gross. Die Mannschaft erspielte sich in der Meistersaison also nur wenig mehr Torchancen, aber diese wurden viel besser verwertet. Letzte Saison wurden zudem mehr als doppelt so viele Konterangriffe gefahren und 40% mehr „intelligente Pässe“ (Smart Passes) gespielt als nun in der Foda-Zeit.

Etwa 20% der Differenz zur letzten Saison bei den erzielten Toren macht der Faktor aus, dass die Torchancen letzte Saison im Durchschnitt etwas gefährlicher waren und nur zu 5% gab es mehr Tore aufgrund einer grösseren Anzahl an Torchancen.

Santini und Avdijaj am gefährlichsten im Abschluss

Mit Abstand am meisten Abschlüsse hatte Aiyegun Tosin (38) und machte unter Foda fünf davon rein – drei gegen den SC Cham. Die klar beste Abschlusseffizienz kann Donis Avdijaj mit 27.3% vorweisen – und dies im Gegensatz zu den auf den nachfolgenden Plätzen liegenden Dzemaili und Kryeziu ohne einen Penalty treten zu dürfen. Am meisten Tore erzielt aber eigentlich Ivan Santini. Der Kroate schoss unter Franco Foda pro 90 Minuten 0.6 Treffer. Dass es insgesamt bisher nur zwei waren, lag an der geringen Einsatzzeit. Antonio Marchesano und Willy Gnonto trafen trotz vieler Abschlusschancen das Tor nur je ein Mal. Nikola Boranijasevic gelang trotz 13 Abschlüssen unter Foda kein einziger Treffer.

Boranijasevic hatte unter Foda trotz grundsätzlich guter Leistungen eine tiefe Torbeteiligung (0,6 pro 90 Minuten) und Abschlussbeteiligung (4,3 pro 90 Minuten), Noch weniger an Toren und Abschlüssen beteiligt waren Becir Omeragic und Mirlind Kryeziu. Willy Gnonto hatte unter dem neuen Trainer kaum Wirkung nach vorne. Bei Okita, Krasniqi oder Rohner ist die Abschlussbeteiligung sehr gut, aber es fielen aus diesen Aktionen zu wenig Tore, was daran liegen kann, dass beispielsweise in der Abschlussvorbereitung ein Spieler zu stark gezögert hat – wodurch aus einer Top-Chance nur noch eine „Halbchance“ wurde. Die hohen Werte von Kostadinovic, Hodza und Gogia sind nicht sehr aussagekräftig, da diese drei Spieler (fast) ausschliesslich gegen den SC Cham zum Einsatz gekommen sind. Unter dem Strich am besten in den Bereichen Tor- und Abschlussbeteiligungen pro 90 Minuten schneidet daher erneut Ivan Santini ab. Krasniqi, Rohner, Okita und in geringerem Masse Dzemaili sind sehr häufig an der Entstehung von Abschlusschancen beteiligt.

Yanick Brecher nach der Vertragsverlängerung im Tief

Unter Foda wurde der Ballbesitz in Liga-Partien um mehr als 11% auf 51.8% erhöht. Bis und mit dem Heimspiel gegen Basel (2:4) waren es gar um die 57% gewesen – wenn man von der Auftaktpartie bei YB absieht. Danach wurde der Ballbesitz gegen Lugano (1:2) und in Genf (2:3) auf unter 50% reduziert, was Foda letztendlich aber auch nicht mehr half. Das Pressing unter Breitenreiter war insgesamt etwas intensiver, bewegte sich aber auch damals nicht im Top-Bereich der Liga, in dem sich St. Gallen, YB und Basel bewegen. In beiden Saisons liegt der FCZ beim Pressing im Super League-Vergleich auf dem 5. Platz.

Auch bei den Erwarteten Gegentoren ist der Unterschied zwischen der Breitenreiter- und Foda-Ära erstaunlich klein – bei den tatsächlichen Gegentoren, speziell in der Liga, hingegen sehr gross. Die Differenz zwischen Gegentoren und Erwarteten Gegentoren ist eine Messgrösse für die Defensivleistung des Torhüters. Neben Marchesanos, Gnontos und Boranijasevics Ladehemmung im Abschluss und den Anlaufschwierigkeiten einiger neuer Spieler, ist von den Einzelleistungen also vor allem auch die verschlechterte Abwehrleistung von Yanick Brecher nach seiner Vertragsverlängerung im Sommer für die schlechteren Resultate verantwortlich.

Offensivstandards das grosse Plus unter Breitenreiter

Defensiv ist das Team unter Franco Foda (abgesehen von Torhüter Brecher) im Vergleich zur Meistersaison kaum schlechter geworden – bei der Verteidigung von Standards sogar besser, nicht nur relativ, sondern auch in absoluten Zahlen. Dies wird den ein oder anderen Beobachter nach der grossen Diskussion um die Defensivstandards nach dem Heimspiel gegen den FC Basel (2:4) erstaunen. Tatsache ist aber, dass diese Partie untypisch für Foda’s FCZ war. Wegen Taulant Xhaka war der Anteil an Freistossgegentoren unter Foda im Vergleich zu Breitenreiter identisch, aber Corner- und Penaltygegentreffer gab es weniger. Die Pressingresistenz, eine der grossen Stärken des Breitenreiter-Teams, hat hingegen unter Foda deutlich abgenommen. Bereits in der ersten Partie in Bern kassierten die Zürcher gleich viele Pressing-Gegentore wie die ganze vorherige Saison zusammengezählt!

Erzielte Tore pro Spiel gab es unter Breitenreiter in absoluten Zahlen in jeder Kategorie (Aufbauspiel, Umschaltspiel, Standards) mehr als unter Foda. Relativ dominieren bei Foda wenig überraschend die Tore aus dem Aufbauspiel. Umschaltspieltore sind prozentual etwa auf gleicher Höhe – in absoluten Zahlen waren es deutlich mehr unter Breitenrreiter. Der grösste Unterschied zwischen den beiden Coaches besteht aber bei den Offensivstandards. Ein grosser Faktor spielten dabei natürlich die direkt verwandelten Freistösse zu Beginn der Saison durch Marchesano, Kryeziu und Coric. Aber auch bei Eckbällen war man deutlich besser – während Foda’s Truppe anteilsmässig mehr von verwandelten Penaltys profitierte.

Routiniers gegen starke Gegner zu langsam

Adrian Guerrero schlug unter André Breitenreiter fast die Hälfte aller Standards. In der neuen Saison wurde er unter den Linksfüssern von Neuverpflichtung Ole Selnaes auf die zweite Position verdrängt. Bei den Rechtsfüssern blieb Antonio Marchesano der Nummer 1-Standardschütze, sein Standard-Anteil nahm sogar zu. Die Nummer Zwei bei den Rechtsfüssern war letzte Saison Ante Coric – nun teilen sich diese Rolle Bledian Krasniqi und Neuzugang Jonathan Okita. Auch Blerim Dzemaijli tritt wie letzte Saison aus bestimmten Positionen immer wieder mal einen Freistoss. Guerrero, Marchesano und Coric waren letzte Saison alle aussergewöhnlich gefährlich bei Standards. Selnaes, Krasniqi und Okita sind diese Saison alle ganz ansprechend, aber nicht herausragend. Marchesano und Guerrero traten ihre Bälle nicht mehr auf dem Niveau der Vorsaison.

Den besten Züri Live-Notenschnitt in den 18 Spielen unter Trainer Franco Foda hatten Antonio Marchesano und Fabian Rohner mit 6,9, dicht gefolgt von Bledian Krasniqi (6,8) sowie Nikola Boranijasevic und Bohdan Vyunnik (beide 6,7). Danach folgt ein Abstand von einer halben Note zu Kryeziu, Guerrero, Condé und Aliti. Die deutlich schlechtesten Noten erhielten der noch in der Sommerpause nach Dresden gewechselte Andy Gogia sowie Blerim Dzemaili und Becir Omeragic. Die letzteren beiden hatten speziell in defensiver Hinsicht einige nicht Super League-würdige Auftritte, welche die insgesamt ziemlich gute Defensivarbeit der Mannschaft immer wieder zunichte machten. Das defensiv grösste Problem unter Foda lag im Zentralen Mittelfeld, wo neben Dzemaili auch Hornschuh und Selnaes einen defensiv ungenügenden Notenschnitt haben. Foda tendierte in der Rotation dazu, die erfahrenen Spieler gegen starke Gegner zu bringen, was aber wegen fehlender Schnelligkeit und Laufvermögen immer wieder schief ging. Durfte hingegen mal ein junger, flinker Mann wie Krasniqi gegen einen starken Gegner wie Arsenal im Zentrum ran, funktionierte es sofort deutlich besser.

Die Besten unter Foda: Rohner, Marchesano, Krasniqi, Boranijasevic, Vyunnik

Von den Neuen waren Vyunnik und Condé gut. Vyunniks bester Auftritt war gleich sein erster in Winterthur, wo er fast als Einziger für Betrieb sorgen konnte und für den wichtigen Punktgewinn in der Schlussphase entscheidend war. Condé begann stark mit Top-Auftritten in den beiden Partien gegen Qarabag sowie in St. Gallen. Ab dem Hearts-Auswärtsspiel fiel er aber etwas in ein Loch. Speziell in der Rückwärtsbewegung brachte der Guineer in dieser Phase zu wenig. Donis Avdijaj wirkte noch nicht ganz integriert in der Mannschaft, zeigte aber speziell in den Heimspielen gegen Sion und Arsenal sehr gute Leistungen. Es gab aber auch schlechte Auftritte wie bei seinem Ex-Klub Hearts (wo die Fans nicht gut auf ihn zu sprechen waren) und in Genf, als er in Unterzahl als eingewechselter Mittelstürmer vorne keinen Ball halten konnte. Auf das Testspielduell mit seinem Jugendklub Schalke in der Winterpause freute er sich sehr, fiel aber angeschlagen aus.

Ole Selnaes war eine wichtige Rolle zugedacht worden. Der Norweger war wie Blerim Dzemaili beim Shenzhen FC engagiert gewesen – spielte dort im Gegensatz zu Blerim aber auch wirklich – insgesamt waren es dreieinhalb Jahre in China. In der Schweiz hatte er zu Beginn grosse Mühe mit dem höheren Rhythmus, vermochte sich dann aber gegen Ende der Foda-Zeit kontinuierlich zu steigern. Die neuen Stürmer Santini und Okita hatten unter dem Strich unter Franco Foda eine ungenügende Note. Santini spielte gegen Luzern, Linfield sowie in der Cup-Partie in Lausanne sehr gut. Er brachte aber nach drei Jahren hauptsächlich in China und Saudi-Arabien ähnliche Rhythmus-Probleme wie Selnaes mit – allerdings mit den erschwerenden Faktoren, dass er fünf Jahre älter ist und in Zürich weniger Einsatzzeit und Vertrauen erhielt, um den Rhythmus zu finden. In manchen Partien sah Santini kaum einen Ball, da die Gegenspieler jeweils schneller waren. Er kam eher selten zum Abschluss, aber wenn, dann war er fast immer torgefährlich – unter dem Strich im Abschluss der gefährlichste Mann zusammen mit Donis Avdijaj. Jonathan Okita schwankte zwischen Top und Flop. Sein Potential ist für Super League-Verhältnisse grundsätzlich hoch, aber er muss in seinem Spiel noch etwas intelligenter, pragmatischer werden. Willy Gnonto wirkte unter Franco Foda wie ausgewechselt und schien nicht bei der Sache zu sein. Tosin konnte die Erwartungen auch nicht erfüllen.

Brecher am Polarkreis spielerisch brilliant

Die beiden Aussenläufer Boranijasevic und Guerrero tauschten im Züri Live-Ranking die Positionen. Guerrero hatte unter Breitenreiter den besseren Notenschnitt gehabt. Unter Foda steigerte sich Boranijasevic, während Guerrero auf immer noch gutem Niveau nachliess. Vermutlich gehörten speziell Guerrero und dessen Kumpel Marchesano zu den Spielern, die auf der kommunikativen Ebene am meisten von Breitenreiter profitierten und mit Foda weniger gut zurecht kamen – obwohl beide italienisch sprechen und Foda italienische Wurzeln hat. Die Leistungen von Gnonto, Omeragic, Dzemaili, Gogia, Seiler und Mets litten unter dem Trainerwechsel aber am meisten. Es gab aber auch Spieler, die sich unter Foda steigerten – allen voran Krasniqi, aber auch Rohner und Boranijasevic. Die Steigerungen von Hodza und Kostadinovic sind aufgrund der geringen Einsatzzeit nicht aussagekräftig.

Die grösste Diskrepanz zwischen Offensiv- und Defensivnote hatte Marc Hornschuh und zwar zugunsten der Offensive. Der eigentlich als Defensivspezialist bekannte Deutsche hatte in seinem Kerngebiet grosse Probleme, vor allem mit der Schnelligkeit und Wendigkeit von guten Gegenspielern. Die 2:4-Heimniederlage gegen Basel verschuldete er fast im Alleingang. Ebenfalls offensiv deutlich besser als defensiv waren Rohner, Aliti und Selnaes. Rohner war schon immer offensiv überragend und defensiv mit Schwierigkeiten. Den ausgezeichneten Passspielern Aliti und Selnaes kam offensiv der Spielstil unter Franco Foda entgegen. Beide hatten aber gleichzeitig wie Hornschuh, Dzemaili oder Santini Probleme gegen schnelle, wendige Gegner. Rohner war offensiv der beste FCZ-ler in der Foda-Ära. Yanick Brecher baute defensiv im Vergleich zur letzten Saison deutlich ab, spielte andererseits offensiv ein paar ganz starke Partien – vor allem im Auswärtsspiel in Bodö war brilliant, wie gut der Männedorfer mit seinen fussballerischen Qualitäten auf dem Kunstrasen das gefürchtete Hohe Pressing der Norweger immer wieder aushebeln konnte.

Teamleader verschlechterten sich unter Foda am meisten

Defensiv am stärksten war Bledian Krasniqi, was bemerkenswert ist, lebte er doch während seiner Juniorenzeit fast ausschliesslich von seinen Offensivqualitäten und seinem Spielwitz. Vor allem die zwei Jahre in der Challenge League beim FC Wil, aber auch die Zeit seit seiner Rückkehr haben ihm geholfen, ein ausgewogenerer Spieler zu werden. Krasniqi ist auch heute kein Defensivstratege vor dem eigenen Strafraum, aber in der Umschaltphase bei Ballverlust von seiner Achter- oder Zehnerposition aus wohl mittlerweile der stärkste Spieler beim FCZ. Teilweise war er auch im Pressing erfolgreich. Seiler, Gogia, Okita und Gnonto waren ebenfalls alle defensiv klar besser, als offensiv, was aber bei diesen Spielern eher an den offensiv über weite Strecken enttäuschenden Auftritten lag, als an besonders starken Defensivleistungen.

Zusammenfassend kann rekapituliert werden: in gewissen Bereichen war der FCZ unter Foda wirklich schlechter, als unter Breitenreiter. An erster Stelle steht hier die Pressingresistenz. Ausserdem fällt auf, dass speziell die Teamleader der letzten Saison (Marchesano, Dzemaili, Brecher (im Defensivbereich), Gnonto und Guerrero) unter Foda einen Leistungsabfall erlitten. Diejenigen Spieler, die sich unter Foda steigerten und von seiner Art von Fussball profitierten (Krasniqi, Rohner, Boranijasevic), gehören hingegen nicht zu den einflussreichen „Lautsprechern“ im Team. Defensiv war das Team unter Foda grundsätzlich gut organisiert. Defensive Schwachpunkte waren aber das Zentrale Mittelfeld und der Torhüter. Der Leistungsabfall dieser zwei Mannschaftsteile in den zwei Monaten Wettbewerbspartien unter Foda war entscheidend.

Unglaubliche 16 Tore Unterschied in 16 Spielen zwischen Erwarteter und tatsächlicher Tordifferenz

Der Vergleich zwischen Breitenreiter und Foda besteht aus zwei Komponenten. Einerseits dem über dem eigentlichen Leistungsvermögen liegenden Erfolg von 21/22 – und andererseits dem Absturz weit unter das erwartbare Tabellenmittelfeld bei Foda. Ein Sonderfaktor bei ersterem Phänomen bildet die unglaubliche Serie an direkt verwandelten Freistössen gleich zu Beginn der Breitenreiter-Saison, welche einen grossen Einfluss auf den weiteren Saisonverlauf hatte. Dazu der emotionale Boost durch das Vereinsjubiläum und den Einzug ins Home of FCZ. Der mit Abstand grösste Unterschied zwischen der Zeit der beiden Trainer machte aber die Abschlusseffizienz sowohl offensiv wie auch defensiv aus. Letzte Saison war man sehr effizient unterwegs. Diese Vorrunde hätte man nach Erwarteten Toren in 16 LIga-Partien eine um 16 (!) Tore bessere Tordifferenz haben müssen. Das ist eine unglaublich hohe Zahl und möglicherweise Europarekord. Nach Expected Goals verlor Franco Foda nur drei seiner 18 Wettbewerbspartien. Es liefen sehr viele Details auf dem Platz gegen ihn.

Frage zum Auftakt in Luzern: „Hat der FCZ in der Winterpause sein Stürmerproblem gelöst?“

Hat der FCZ in der Winterpause sein Stürmerproblem gelöst?

  • Ja, die Neuen Simic, Afriyie und Ligue werden einschlagen! (41%, 55 Votes)
  • Das Problem löst sich von selbst - Tosin, Okita, Vyunnik, Santini, Avdijaj und Co. geht der Knopf auf! (31%, 41 Votes)
  • Nein, das Problem wird auch den FCZ-Frühling prägen! (28%, 37 Votes)

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Transferspekulationen – die Kandidaten des FCZ Forums im Überblick

Vorfreude ist die schönste Freude. Und zur Zeit der Vorfreude gehören im Fussball unabdingbar die Transferperioden. Es wird über Zu- und Abgänge spekuliert, diskutiert. An diese personellen Rochaden knüpfen sich die Hoffnungen der Fans auf eine bessere Runde – diesmal die um zwei Spiele verlängerte Frühlingssaison. Zusätzlich befeuert wurde die Diskussion im FCZ-Umfeld durch Aussagen des Trainers und des Präsidenten nach dem Ende der in den nationalen Wettbewerben enttäuschenden Herbstrunde. 

Von Wohlen bis Hoffenheim – breite Palette an Wunschspielern

Es werden fortlaufend Namen in den Ring geworfen, so dass man sich manchmal an die noch vor ein paar Wochen heiss diskutierten Kandidaten kaum mehr erinnert. Züri Live schafft Abhilfe mit einem Überblick über alle vom 1. November bis heute im FCZ Forum diskutierten Transferkandidaten. Die Spekulationen und Vorschläge stammen dabei teilweise aus Drittquellen, teilweise aus dem Forum selbst. Auf Züri Live-Vorschläge oder vermutete Transferziele des Klubs soll dabei weitgehend verzichtet werden. Der Überblick fokussiert sich auf die Kandidaten aus dem FCZ Forum.

Das Feld der vorgeschlagenen Neuverpflichtungen ist breit gefächert. Es reicht von einem Spieler aus dem Schweizer Amateurbereich bis zu Bundesliga- und Serie A-Akteuren. Von einem Marktwert von Null bis vier Millionen Franken. Letzteren Betrag sind Jacob Bruun Larsen (Hoffenheim) sowie Josh Maja (Bordeaux, Ligue 2) gemäss “Transfermarkt“ wert. Der Amateurspieler ist der 17-jährige Alessandro Vogt vom FC Wohlen. Nur wenige der aufgeführten Kandidaten sind keine Offensivspieler, mehr als die Hälfte sind Mittelstürmer.

Eingrenzung des Kandidatenkreises durch die Kriterien „Kurzfristiger sportlicher Nutzen“ und „Realisierbarkeit“

Gruppiert werden die Kandidaten nach den Kriterien «Kurzfristiger sportlicher Nutzen» und «Realisierbarkeit». Das Kriterium «Realisierbarkeit» zeigt die Wahrscheinlichkeit nach Einschätzung von Züri Live, dass der FCZ oder ein mit dem FCZ vergleichbarer Klub den entsprechenden Spieler in dieser Winter-Transferperiode verpflichten könnte – vorausgesetzt der Spieler ist wechselwillig. Der Wechsel von Stephan Seiler von Winterthur zum FCZ wurde bereits bekannt gegeben. Daher liegt die Realisierbarkeit für Seiler bei 100%. Die vom FCZ in die Challenge League verliehenen Wallner, Koide und Nils Reichmuth haben mit 80% ebenfalls eine hohe Realisierbarkeit. Will der Spieler und will der FCZ, dann würde der Leihklub Wil oder Xamax einer vorzeitigen Rückkehr mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls zustimmen – oder müsste möglicherweise sogar aufgrund einer Klausel.     

Eine Realisierbarkeit von 0% hat der Schwedische Mittelfeldspieler Darijan Bojanic von Hammarby, dessen Wechsel nach Südkorea bereits in trockenen Tüchern ist. Ebenfalls eine äusserst tiefe Realisierbarkeit sieht Züri Live bei Bruun Larsen, Dawid Kownacki (Düsseldorf) oder Maja. Stürmer dieses Kalibers würden in der Super League wie Formel 1-Maschinen bei einem Bergrennen auf einer Schweizer Passstrasse wirken. Sie sind für eine andere Umgebung gemacht und werden sich auch weiterhin auf Top-Niveau bewegen.

Neuverpflichtung, die im ersten Halbjahr nicht einschlägt, als Normalfall

Eine immer noch sehr tiefe, aber aufgrund von Sonderfaktoren trotzdem leicht höhere Realisierbarkeit haben Spieler wie Ricardo Rodriguez (Torino), Mark Uth (1. FC Köln), Smajl Prevljak (KAS Eupen), Simone Zaza (vereinslos), Andrea Compagno (FCSB) oder Yacine Brahimi (Al Gharafa). Prevljak und Compagno spielen bei Klubs, die nicht viel höher als der FCZ einzustufen sind, Brahimi in Saudi Arabien, Uth und Zaza hatten zuletzt Verletzungsprobleme und brauchen eventuell einen neuen Anlauf und Rodriguez möchte zum FCZ zurückkehren – wenn auch wahrscheinlich nicht schon jetzt. Würde Rodriguez seinen Platz in der Nationalmannschaft nicht mehr haben, wäre dies aber sicherlich ein Faktor, der die Rückkehr zum FCZ beschleunigen würde.

Das zweite Kriterium zeigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Spieler dem FCZ kurzfristig (im Frühling) einen sportlichen Nutzen bringen würde. 100% beträgt diese Wahrscheinlichkeit bei keinem Spieler, Bruun Larsen oder Rodriguez erhielten einen sehr hohen Wert. Bei Uth ist nicht sicher, wie schnell er nach seinen körperlichen Problemen wieder in Form kommt. Und Kownacki hat ein paar wenige Schwachpunkte im Kurzpassspiel sowie in der Luft. Typischerweise sind diejenigen Spieler, die den FCZ praktisch sicher verstärken würden, für diesen kaum realisierbar. Alle Spieler, die mit mehr als 60% Wahrscheinlichkeit kurzfristig dem FCZ helfen können, sind zu höchstens 10% realisierbar. Dies offenbart die Schwierigkeit der Aufgabe des Sportchefs – und dass unter diesen Bedingungen ein Spieler, der im ersten Halbjahr nicht gleich einschlägt, eher der Normalfall, als ein Spezialfall ist. Dies gilt dementsprechend auch für die Neuverpflichtungen des Sommers 2022.

Moussa Konaté – abgetaucht nach Siegtor im Türkischen Cupfinal

Die Trendlinie ist in der Grafik gestrichelt eingezeichnet. Spieler, die sich oberhalb dieser Linie befinden, kommen für den FCZ zum jetzigen Zeitpunkt tendenziell in Frage. Diejenigen, die sich darunter befinden, tendenziell nicht.  In der linken unteren Ecke anzutreffen und damit am wenigsten in Frage kommt Yacine Brahimi. Er verdient in Saudi-Arabien sehr gut und hat gleichzeitig unter den dortigen Bedingungen bereits ziemlich stark an Qualität eingebüsst, so dass er dem FCZ kaum mehr helfen könnte. Ebenfalls kaum in Frage kommen Moussa Koné, Milan Pavkov, Christoffer Nyman, Moussa Konaté, Nikola Stulic, Nikola Krstovic, Matej Vydra, Mario Gavranovic und Simone Zaza. Gründe dafür gibt es verschiedene – beispielsweise finanzielle. Selbst der zur Zeit arbeitslose Vydra oder der in der Slowakei bei Dunajska Streda engagierte Krstovic könnten für den FCZ bereits zu teuer sein. Nyman hat beschränkte Fähigkeiten und lebt stark von seiner Mentalität und Captain-Rolle bei seinem Stammverein IFK Norrköping. Er würde in der Schweiz nicht so gut funktionieren. Vydra kommt zusätzlich aus einem Kreuzbandriss. Bei Zaza (ohne Klub) gibt es ebenfalls relativ grosse gesundheitliche Fragezeichen (Rücken, Knie). Stulic und Krstovic sind Vollblutstürmer mit Abschlussqualitäten, die mit ihrer etwas rudimentären Ballführung sowie Beweglichkeit aber gegen die relativ flinken und schnellen Super League-Verteidiger Probleme bekämen – speziell Stulic. Sie haben ihre Tore bisher gegen Gegner auf tieferem Niveau erzielt. 

Pavkov ist wie Brahimi in Saudi-Arabien sportlich in eine Negativspirale geraten. Koné (Nîmes) und Gavranovic (Kayserispor) sind Umschaltfussballer, die von ihren Qualitäten her nicht zum Fussball von Bo Henriksen passen. Moussa Konaté ist sowieso eine Story für sich: immer haarscharf an der Grenze zum Offside – auf dem Platz, und manchmal auch daneben. Beim für das Wallis legendären Cupfinal 2015 im St. JaKob Park hatte er so für Sion gegen den FCB das frühe 1:0 erzielt (Endresultat: 3:0). Im Mai dieses Jahres wurde Konaté nun zum zweiten Mal in seiner Karriere Cupsieger. Ausgeliehen zu Sivasspor hatte der Senegalese fast ausschliesslich Kurzeinsätze gehabt und dabei kein einziges Mal das Tor getroffen. Dann wird er im Türkischen Cupfinal iin der 111. Minute eingewechselt und erzielt auf Zuspiel des Ex-Luzerners Olarenwaju Kayode nur zwei Minuten später das Siegtor für Sivasspor zum 3:2. Mario Gavranovic (Kayseri) hatte nach einer Stunde mit einem Ballverlust im Mittelfeld Sivas zurück ins Spiel gebracht. Nach diesem Triumph sollte Konaté wieder zu seinem eigentlichen Arbeitgeber Dijon zurückkehren. Wie schon zuvor in Amiens wollte er aber auch in Dijon nicht in der Ligue 2 antreten und tauchte nach seinem Leihjahr in Tunesien und in der Türkei zum Trainingsstart einfach nicht mehr auf. Der 29-jährige Senegalese soll sich beim Sporting Club Gagnoa in der Elfenbeinküste aufhalten. Dijon überlegt sich rechtliche Schritte.        

Die Leistungsträger der Meistermannschaft 21/22 wurden alle in der Challenge League geformt

Generell kommen Kandidaten, die nicht einen höheren kurzfristigen sportlichen Nutzen als die FCZ-Leihspieler bringen, eher nicht in Frage. Matteo Di Giusto blüht bei Aussenseitern auf, die auf Umschaltspiel setzen. Er braucht Platz für sein Spiel und ist kein Ballbesitzfussballer. Linksfuss Sofian Bahloul (Wil) ist für die Super League wohl zu wenig widerstandsfähig. Das gleiche gilt noch stärker ausgeprägt für Camilo Mena (Valmiera). Die Durchsetzungsfähigkeit auf Super League-Niveau geht zumindest kurzfristig auch den beiden aus dem Rückraum torgefährlichen Mohamed Dhaoui (von Chikhaoui-Klub Etoile Sahel) und Shkelqim Vladi (Aarau) etwas ab, wobei beide sich mittel- bis langfristig diesbezüglich noch entwickeln können. Sie liegen auf jeden Fall knapp über der Trendlinie. Klar darüber liegen Alessandro Vogt (Wohlen) und Rayan Philippe (Hesperingen). Der 17-jährige Vogt ist ein Stürmertyp à la Cédric Itten und wäre sicherlich schon heute ein Spieler für die U21 in der Promotion League . Rayan Philippe ist bereits 22 und stärkt aktuell in Luxemburg mit mehr als zwei Skorerpunkten pro Spiel sein Selbstvertrauen. Dort kann der grossgewachsene Dribbler auch mit einer nicht allzu engen Ballführung reüssieren. Er wäre erstmal für einen (ambitionierten) Challenge League-Klub ein interessanter Mann. Natürlich wäre es grundsätzlich eine Option für den FCZ, einen Spieler wie Dhaoui oder Philippe erstmal zu übernehmen und in die Challenge League oder eine vergleichbare Liga auszuleihen. Das wäre aber ein finanzielles Risiko.

Die aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Leihspieler Nils Reichmuth, Henri Koide und Silvan Wallner profitieren auf jeden Fall von ihren Einsätzen in der Challenge League. Die Leistungsträger der Meistermannschaft 21/22 haben gemeinsam, dass für sie alle die Challenge League ein wichtiger Entwicklungsschritt in ihrem Werdegang war: Yanick Brecher, Mirlind Kryeziu, Ousmane Doumbia, Antonio Marchesano, Assan Ceesay. Kryeziu, Doumbia und Marchesano hatten gar mehrere Stationen in der zweithöchsten Schweizer Liga. Auch Bledian Krasniqi und Lindrit Kamberi trugen einen wesentlichen Anteil zum Titel bei. Sie sind die aktuell positiven Beispiele des Challenge League- Werdegangs. Beide wurden zwei Jahre dahin ausgeliehen, bevor sie den Schritt in den erweiterten Kreis der Stammkräfte (erste 16 des Kaders) beim FCZ schafften. Rohner war ein Jahr in Wil. Kostadinovic bringt ausgiebig Challenge League-Erfahrung mit. Dass einen zwei Jahre in der Challenge League nicht automatisch in den engeren Kreis der 1. Mannschaft bringt, zeigt das Beispiel Ilan Sauter. Er wurde von Anfang an beim FCZ etwas überschätzt. Einzelne glanzvolle Auftritte bei den Junioren täuschten über seine allgemeinen Schwachpunkte hinweg.

Silvan Wallner und Nils Reichmuth brauchen noch Zeit

Stephan Seiler (22) wurde von Winterthur zurückgeholt. Mit seiner Explosivität kann er im Gegenpressing ein wichtiger Faktor werden. Allerdings muss er sich in der Rückwärtsbewegung und bezüglich Standfestigkeit noch steigern – so wie Bledian Krasniqi (21), der sich in dieser Hinsicht in den letzten ein, zwei Jahren deutlich verbessert hat. Nils Reichmuth (20), Henri Koide (21) oder Silvan Wallner (20) jetzt zurückzuholen, würde wenig Sinn ergeben. Sie können aktuell alle drei der Mannschaft wenig helfen.  Wallner spielt in Wil wieder auf seiner angestammten Innenverteidigerposition. Ob dies langfristig so bleiben wird, ist fraglich. Wallner war auch schon im Spitzenjuniorenbereich ein überdurchschnittlich fehleranfälliger und unkonstanter Spieler. Dies hat sich in seiner ersten Saison in Wil nicht geändert.

Die Äbtestädter profitieren neben der guten Arbeit des Trainerteams in dieser bisher erfolgreich verlaufenen Saison stark davon, dass neben Mittelfeldspieler Muntwiler und Stürmer Silvio mit dem Spanier Genis Montolio von der FCZ U21 nun auch noch ein Leader für die Hintermannschaft dazugekommen ist. Die Mischung stimmt. Wallner braucht für seine Entwicklung sicherlich nicht nur die folgende Rückrunde, sondern danach wie Krasniqi und Kamberi auch noch eine zweite Saison in der Challenge League. Bereits in seiner zweiten Saison in Wil befindet sich Nils Reichmuth. Die erste war durch die späte Ankunft und die Krankheit zum Ende der Saison faktisch auf ein halbes Jahr verkürzt. Er ist etwas weiter in seiner Entwicklung als Wallner. Aber auch Reichmuth benötigt im Minimum noch diese Frühlingsrunde im Bergholz.

Koide, Mehmedi, Sohm, Janko: Rückkehrer-Optionen mit Mankos

Der ältere der beiden Reichmuth-Brüder zeichnet sich durch sein gutes Raumverständnis, Positions- und präzises Passspiel aus – und ist im Strafraum torgefährlich, weshalb er in der Vergangenheit auch schon als hängende Sturmspitze eingesetzt wurde. Der Linksfuss muss aber analog Bledian Krasniqi in Wil noch zu einem kompletteren Spieler reifen. Denn auf den aktuellen Qualitäten alleine lässt sich noch keine Profikarriere aufbauen. Henri Koides Skorerpunkte pro Einsatzminuten sind gut, aber es unterlaufen ihm wie Silvan Wallner noch zu viele für sein Team schmerzhafte Fehler. Xamax läuft es diese Saison sportlich erneut nicht und Koide war an den beiden bisher einzigen Saisonsiegen nicht entscheidend beteiligt, was seine Position nicht stärkt.  Er ist zudem ein Umschaltspieler, der wohl nicht optimal zur aktuellen Spielweise des FCZ in der Nach-Breitenreiter-Ära passt.

Knapp unter dem Strich in der Züri Live-Grafik liegen auch Admir Mehmedi (Antalyaspor), Simon Sohm (Parma), Ivan Prtajin (SV Wehen) und Saidy Janko (Vfl Bochum). Mehmedi hat zuletzt zwar in einem Test gegen Napoli ein Tor erzielt, würde nach seinen vielen Verletzungspausen trotz seiner Erfahrung und dem FCZ-Herz dem Stadtclub wohl kurzfristig wenig helfen können. Die zuvor schon international unterdurchschnittliche Handlungsschnelligkeit ist noch weiter reduziert, was auf seiner Position ein entscheidender Faktor ist. Simon Sohm hat speziell im Spiel mit Ball herausragende Qualitäten, gerade in defensiver Hinsicht fehlt ihm aber wie schon zu seiner Zeit in der 1. Mannschaft des FCZ weiterhin die Konstanz. Janko ist ein kräftiger Rechtsverteidiger mit Schwächen im Passspiel. Er wäre die Variante mit stärkerem Fokus auf defensiven Qualitäten im Vergleich zu Boranijasevic. Es ist aber nicht die Position, auf der beim FCZ am meisten Bedarf herrscht. Der ehemalige Schaffhausen-Stürmer Prtajin schiesst in der 3. Liga Deutschlands viele Kopfballtore, ist beidfüssig und glänzt mit präzisen Weiterleitungen von hohen und tiefen Bällen im Spielaufbau. Gegen die taktisch gewiefteren und schnelleren Super League-Verteidiger würde er allerdings weniger häufig so frei zum Abschluss kommen, wie dies zur Zeit der Fall ist.

Der Favorit: Djibril Gueye

Nachdem wir die Kandidaten mit sehr tiefer Realisierbarkeit und zu tiefem kurzfristigem sportlichen Nutzen abgehakt haben, kommen wir nun zum Kreis der vielversprechendsten der FCZ Forum-Transferkandidaten. Als Favorit kristallisiert sich dabei Djibril Gueye vom Lettischen Überraschungsmeister Valmiera heraus. Die Mannschaft aus der Kleinstadt im Norden des Landes hat vor einem Monat zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den nationalen Titel geholt. Gueye machte dabei im Fernduell mit dem FC Riga am letzten Spieltag mit einem Kontertor zum 2:0 in der Nachspielzeit in Liepaja alles klar.

Gueye weist gewisse Ähnlichkeiten aber auch Unterschiede zu Assan Ceesay auf. Ebenfalls grossgewachsen und «schlaksig», kann der Senegalese mit seinen langen Beinen im Rücken einer gegnerischen Abwehr entwischen. Seine Abschlussqualitäten sind etwas schlechter als bei Ceesay in der Saison 21/22, aber besser als bei Ceesay in den Saisons davor. Im Gegensatz zu Ceesay bringt Gueye zusätzlich Defensivqualitäten mit. Er kann als Alternative auch im Zentralen Mittelfeld eingesetzt werden und ist in der Lage, gute lange Bälle zu spielen. Gueye ist bereits 26 Jahre alt, was viele potentielle Interessenten abschreckt und daher die Realisierbarkeit eines Transfers erhöht. Nach vier Jahren bei zwei Erstligisten aus Dakar hat er erst vor etwas mehr als zwei Jahren den Schritt nach Europa zu Valmiera gemacht. Er scheint mittlerweile gut adaptiert an den europäischen Fussball und bereit, den nächsten Schritt zu machen. Gueye wirkt wie ein reifer Spieler, der Verantwortung übernimmt und nun in seine beste Karrierephase kommt. Diese Aspekte erinnern wiederum an Ousmane Doumbia, der im noch reiferen Alter von 28 Jahren erst den Schritt in die Super League zum FCZ geschafft, und dann in der Meistermannschaft auch neben dem Platz eine wichtige Rolle eingenommen hat.  

Baltikum bleibt für den FCZ interessant

Bei Valmiera sind insgesamt vier Senegalesen engagiert. Als Ausnahme von der Regel nur im FCZ Forum erwähnte Spieler zu besprechen sei hier noch Linksverteidiger Pape Fall (22) erwähnt. Ebenfalls grossgewachsen, mit guter Technik und verwertbaren Flanken, aber auch diszipliniert in der Rückwärtsbewegung, scheint der Linksfuss als Alternative für Adrian Guerrero als Linker Aussenläufer fast ideal geeignet.  Einzig seine ungestümen Tacklings müsste Fall noch zu reduzieren und dosieren lernen. Bezüglich sportlichem Nutzen auf gleicher Stufe aber wohl schwieriger zu realisieren ist Gueye’s lettischer Teamkollege Raimonds Krollis. Mittelstürmer Krollis ist mit 21 Jahren Captain des neuen Lettischen Meisters und mit 2,5 Millionen Euro auf Transfermarkt aktuell der wertvollste Spieler aus dem Baltikum. Er wirkt nach aussen fast wie eine Kopie von Bohdan Vyunnik, ist aber etwas weniger lauffreudig, dafür eher ein typischer Strafraumstürmer. Krollis hat als erster Spieler überhaupt seines kleinen Stammklubs Metta den Sprung in die Lettische Nationalmannschaft geschafft. In der Liga hat Krollis in der abgelaufenen Saison 24 Tore erzielt. Allerdings muss dabei klar herausgestrichen werden, dass er weder im Nationalteam noch im Klub bisher jemals ein Tor gegen einen Gegner erzielt hat, der sich auf Super League-Niveau bewegt. Gelegenheiten dazu gab es auch noch kaum.

Ebenfalls mit 60% Wahrscheinlichkeit bezüglich sportlichem Nutzen für den FCZ und wohl ein klein bisschen einfacher zu realisieren als Krollis sind die Sturmkandidaten Mathias Oyewusi (23) und Nicolai Jörgensen (31). Oyewusi ist in der Schweiz bekannt durch seinen Doppelpack gegen Basel mit dem Oli Buff-Klub Zalgiris aus Litauen. Drei Monate vorher hatte Oyewusi in der Champions League-Qualifikation auch schon gegen Malmö getroffen (Zalgiris gewann 1:0 und 2:0), konnte dann aber gegen den späteren FCZ-Gegner Bodö/Glimt nicht nachlegen (0:5, 1:1). Seine zwei Treffer im St. Jakob Park täuschen ein wenig darüber hinweg, dass der grossgewachsene Nigerianer kein klassischer Vollstrecker ist, sondern auf Super League-Stufe wohl als Flügelstürmer besser aufgehoben wäre.

Teddy Okou – Schrittfrequenz wie eine Nähmaschine

Der 31-jährige Nicolai Jörgensen ist ein Landsmann von FCZ-Coach Henriksen. Dies und das Timing könnte dazu führen, dass der FCZ diesen normalerweise für die Zürcher nicht erschwinglichen Stürmer zumindest mal für das nächste Halbjahr engagieren könnte. Jörgensen ist seit ein paar Monaten vereinslos, weil der deutlich über dem FCZ einzustufende FC Kopenhagen keine Verwendung mehr für ihn hatte. Gespräche mit Ligakonkurrent OB hätten sich gemäss Jörgensen zerschlagen. Er tendiert zu einem Wechsel ins Ausland und wäre unter anderem offen für die USA. Jörgensen ist ein technisch und taktisch sehr gut ausgebildeter 1,90m-Mann mit Vergangenheit bei Leverkusen, Kaiserslautern und Feyenoord, wo er vor allem in der ersten von fünf Saisons seine beste Zeit hatte. Jörgensens Spiel kann auch etwas zu lehrbuchmässig daherkommen – es fehlen die für einen Mittelstürmer nicht unwichtigen Haken, Ösen und Überraschungsmomente. Für eine Mannschaft, die Ballbesitz haben will, aber sicherlich auf Super League-Niveau eine gute Lösung.

Teddy Okou ist ein kleingewachsener Forward aus der Region Paris mit der Schrittfrequenz einer Nähmaschine. Im FCZ Forum wurde über den Einsatz des Linksfusses als Aussenläufer und damit Alternative zu Adrian Guerrero debattiert. Auf dieser Position wäre Okou aber sicherlich Fehl am Platz. Er kann hingegen auf allen Positionen vorne eingesetzt werden, am ehesten Flügelstürmer oder Mittelstürmer. Nachdem der heute 24-jährige in Frankreich vom Talentkarussell abgeworfen worden ist, hat er im Januar bei Stade Lausanne-Ouchy unter den Coaches Meho Kodro und Anthony Braizat einen Neustart machen können. Die grosse Frage ist, ob Okou auch in der Super League reüssieren könnte, oder ob die körperlichen Nachteile zu schwer wiegen. Am Einsatzwillen würde es sicherlich nicht mangeln. Okou scheint bereits jetzt in der Challenge League seinen Körper immer wieder ans Limit zu treiben, was nach speziellen Sprints jeweils zu leichten muskulären Problemen auf dem Platz führt.

Iker Pozo – möglicher FCZ-Ergänzungsspieler von Manchester City

Ebenfalls über dem Strich liegt in der Züri Live-Grafik schliesslich Iker Pozo von Manchester City. Die Realisierbarkeit sollte bei ihm das kleinere Problem sein. Der Zentrale Mittelfeldspieler ist teilweise ein ähnlicher Fall wie Arnau Comas vom FC Basel. Im Alter von zwölf Jahren wechselte der 22-jährige Spanier von Real Madrid zu Manchester City und verbrachte dort fast das ganze letzte Jahrzehnt in der Akademie. Bei einer Leihe vorletzte Saison zum holländischen Zweitligisten FC Eindhoven spielte Pozo zum bisher einzigen Mal im Männerfussball. Technisch, taktisch und im Passspiel muss man Pozo sicherlich nicht viel erklären oder vormachen. Ob er sich allerdings auch auf Super League-Niveau durchsetzen könnte, ist unklar. Eine Leihe nach Rijeka ist dieses Jahr im Sand verlaufen. Im Zentralen Mittelfeld hat der FCZ mit Krasniqi / Condé bereits ein talentiertes Duo mit Potential, das sich auch gut ergänzt. Dazu möchte Ole Selnaes trotz bisher durchzogenen Leistungen eine wichtige Rolle einnehmen. Stephan Seiler ist zurück. Pozo könnte da erstmal allenfalls als zusätzliche Alternative fungieren. Zum Ballbesitzfussball würde er passen.

Keep it simple – FCZ beim ersten Test gegen Dornbirn (2:1)

Erster Schneefall beim ersten Test des FC Zürich nach der „Winterpause“ 22/23. Nicht mit von der Partie sind Marchesano, Kryeziu, Hornschuh, Dzemaili, Hodza, Reichmuth, Avdijaj, Kostadinovic und De Nitti. Der Gegner im Heerenschürli ist ein österreichischer Zweitligist aus dem nahen Dornbirn mit Sportdirektor Eric Orie und Coach Thomas Janeschitz (unter Marcel Koller Co-Trainer der Österreichischen Nationalmannschaft und des FC Basel). Bei Dornbirn wird auf dem Platz Schweizerdeutsch gesprochen. Beim FCZ Englisch. Der FCZ hat in der Vergangenheit immer gerne gegen vorarlbergische Zweitligisten getestet, vor allem Austria Lustenau (heute ein Erstligist). Seit den Ligavergrösserungen hat das Niveau der zweithöchsten Liga in Österreich allerdings deutlich abgenommen und das merkte man auch bei diesem Test.

Angriffsauslösung: einfach und vorhersehbar

Trotzdem hatte der FC Zürich Mühe mit dem Gegner. Das lag in erster Linie daran, dass Dornbirn sichtlich motivierter war, in diesem Test auch ein gutes Resultat zu holen. Nach wenigen Trainingstagen überwiegen beim FCZ im Vergleich zu vor der Winterpause die Konstanten. Bo Henriksen lässt seine Mannschaft weiterhin einen ähnlichen Fussball wie Vorgänger Foda spielen. Dazu gehört Ballbesitz und kontrollierter Spielaufbau mit punktuellen Tempoverschärfungen. Schnelles Umschaltspiel sah man nicht. Als „Breitenreiter-Element“ erkennbar war hingegen der Trend zu einer gewissen Einfachheit und Vorhersehbarkeit im Aufbauspiel. Mit der Idee: der Gegner weiss genau, was wir machen, aber wir machen es so gut, dass er es trotzdem nicht verteidigen kann. Man eruiert dabei einzelne hervorstechende Qualitäten von einzelnen Spielern und versucht diese repetitiv wieder und wieder auszunutzen.

Letzte Saison war das zum Beispiel die Aktion Steilpass Marchesano auf Ceesay, der mit dem richtigen Timing hinter die Abwehr in die Tiefe läuft. Gegen Dornbirn hatte der FCZ zwei Standard-Angriffsvarianten – eine für die Erste Halbzeit, die andere für die Zweite. In der Ersten Halbzeit wurde jeweils Linksfuss Selnaes am rechten Flügel angespielt und dieser schlug von dort eine Richtung Tor gezogene Flanke. In der Zweiten Halbzeit wurde Jonathan Okita auf der linken Seite angespielt. Dieser ging ins Eins-gegen-Eins gegen immer denselben Gegenspieler. Unterschiedlich war nur der Zeitpunkt in welchem Okita in die Mitte zieht – und ob er für einen Mitspieler ablegt oder (erfolglos) selber schiesst. Die Repetition immer gleicher Angriffszüge in einem Testspiel muss allerdings nicht zwingend darauf hindeuten, dass man es dann in der Meisterschaft ebenso macht – es kann auch eine in ein Testspiel integrierte Form von Training sein.

Geändertes Aufbauspiel in der 2. Halbzeit

Die taktische Formation war das übliche 3-3-2-2. In der Ersten Halbzeit tauschten die Achter mit den Aussenläufern jeweils die Position, sobald sie in die Angriffszone kamen: der Achter (Selnaes, Seiler) bewegte sich auf den Flügel, der Aussenläufer (Boranijasevic, Guerrero) zog nach innen. Dies ist nicht eine neue Angriffsform. Neu war aber, dass man es bei jedem Angriff so machte – mit Ausnahme ausgerechnet desjenigen, der zum 1:0-Führungstreffer führte. Da blieb Selnaes ausnahmsweise zentral und Boranijasevic lief über aussen durch und spielte mit seinem starken Rechten Fuss von rechts hinter die Abwehr, wo Okita freistehend einschieben konnte.

In der Zweiten Halbzeit wechselte Selnaes von der rechten Achter- auf die Sechserposition und Okita vom Sturm auf die linke Aussenbahn. Ob der 26-jährige auf dieser Position auch defensiv seine Aufgabe zufriedenstellend erledigen könnte, konnte gegen einen Gegner wie Dornbirn nicht getestet werden. Tosin musste im Verlauf der Ersten Halbzeit angeschlagen den Platz verlassen und wurde frühzeitig durch Bohdan Vyunnik ersetzt. Der Ukrainer gefällt wie gehabt durch Engagement und Laufbereitschaft – ebenso fehlt ihm weiterhin häufig noch etwas die Ruhe und das richtige Timing vor dem gegnerischen Gehäuse. Sein 2:1-Siegtreffer entstand eher zufällig als Santini am Ball ausrutschte und dieser so überraschend zu Vyunnik sprang.

Dreierabwehr noch eingerostet beim ersten Test

Santini selbst hat weiterhin grosse Mühe überhaupt ins Spiel zu finden. Fabian Rohner gelang auf der Rechten Seite in der Zweiten Halbzeit mit Ausnahme einer tollen Flanke ebenfalls wenig. Er sollte wie Okita über aussen selbst bis auf Strafraumhöhe vorstossen, was ihm selten gelang. Im Gegensatz zum ersten Durchgang wurde also nach der Pause der Positionstausch zwischen Achter und Aussenläufer nicht mehr vorgenommen: Seiler und Krasniqi versuchten sich durch die Mitte mit Tempodribblings durchzusetzen, was sie recht gut machten. Seiler lässt in der Rückwärtsbewegung aber weiterhin dem Gegner häufig zu viel Raum.

Noch grössere Probleme in der Rückwärtsbewegung hatte die Dreierabwehrkette der Ersten Halbzeit Kamberi – Katic – Sauter. Sie war für den Gegner extrem einfach mit einem langen Ball zu überwinden und stellte sich in den Zweikämpfen auch nicht geschickt an, so dass Dornbirn in den ersten 45 Minuten ohne viel vom Spiel zu haben zu einem Chancenplus kam. Auch das einzige Gegentor entstand aus einer Situation, wo sich die Dreierabwehr im Spielaufbau unnötig in Nöte brachte, worauf der in die Mitte zum Helfen geeilte Boranijasevic in Bedrängnis einen Rückpass spielte, der im eigenen Tor landete, weil Yannick Brecher nicht darauf gefasst war. Omeragic – Mets – Aliti in der Zweiten Halbzeit wirkten etwas sicherer.

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