FCZ kontert Bundesliga-Mitfavoriten aus – Ceesay trifft in jedem Vorbereitungsspiel

Letzte Woche war bei Bundesliga-Mitfavorit (letzte Saison beste Defensive und zweitbestes Rückrundenteam) RB Leipzig viel Betrieb. Mit Julian Nagelsmann hält einer der begehrtesten Trainer weltweit in Sachsen Einzug – der Mitteldeutsche Rundfunk übertrug das erste öffentliche Training direkt, genauso wie die Pressekonferenz zum Saisonstart. Seinen Einstand feiert der erst 31-jährige Spitzencoach gegen den FC Zürich. Die Spritzigkeit ist bei den Leipzigern so kurz nach Trainingsstart noch nirgendwo. Trotzdem vermögen die Sachsen in mehreren Phasen der Partie das Spieldiktat zu übernehmen und den Ball in der gegnerischen Hälfte zu monopolisieren. Dies allerdings auch dank der neuen Spielweise des FCZ, der sich im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich häufiger zurückzieht und mit schnellen Kontern reüssieren will – mit Erfolg.

Sowohl das 1:0 als auch das zweite Tor fallen in den ersten 17 Minuten durch Gegenstösse nach jeweils einem Leipziger Fehler im Mittelfeld. Zuerst fing Khelifi einen Ball von Captain Willi Orban ab und stürmte in den gegnerischen Strafraum. Über Ceesay kam der Ball zu Marchesano, der eigentlich die Kugel bereits hätte versenken müssen, im Nachfassen holte dies dann Benjamin Kololli nach. Beim zweiten war es Kololli, der einen Martel-Pass abfing und Ceesay über links lancierte, welcher dann im Strafraum von halblinks überlegt in die entfernte Ecke schob. Somit hat Assan Ceesay tatsächlich in allen sechs Vorbereitungsspielen getroffen.

Den ersten Eckball der Partie nach einer guten Marchesano-Aktion trat dann Salim Khelifi von rechts, Marchesano verlängerte per Kopf am nahen Pfosten und Simon Sohm musste nur noch einschieben – das erste Tor im Dress der 1. Mannschaft für den 18-jährigen. Das 4:0 war wie die ersten beiden Tore erneut ein Konter. Der gerade zwei Minuten davor eingewechselte Izer Aliu lancierte nach einem Forsberg-Fehlpass schnell Assan Ceesay über links, der an die Strafraumgrenze zu Aliu zurücklegte. Und der 19-jährige versenkte den Ball völlig freistehend in die linke Ecke. In der 82. Minute stösst Mahi an der eigenen Grundlinie im Strafraum in einer ungefährlichen Situation Augustin zu ungestüm in den Rücken. Trotzdem erstaunte der Penaltypfiff, da fast kein Schiedsrichter eine solche Szene an der Grundlinie jeweils pfeift. Forsberg verwandelte gegen Vanins sicher.

Die Aktion von Mahi war bezeichnend für seinen laschen Auftritt. Er beantwortete die Frage, warum er nicht in der Startaufstellung stand, auf dem Platz gleich selbst. Zum wiederholten Male in dieser Vorbereitung hatte der Offensivspieler zudem davor eine Topchance alleine vor Yvon Mvogo fahrlässig vergeben. Ähnlich sieht die Personale Mirlind Kryeziu aus: der 1,98m-Mann ist zur Zeit körperlich und damit auch mental nicht bereit für den Super League-Start. Nathan zeigte in seinem ersten Einsatz für den FCZ das, was man von ihm kennt: viel Mentalität, bescheidener Spielaufbau. Popovic vermochte sich im Vergleich zu seinem ersten Teileinsatz gegen Stuttgart bereits wesentlich zu steigern. Weitgehend zu überzeugen vermochten auch die beiden 18-jährigen Simon Sohm und Becir Omeragic (in der Rolle als Rechtsverteidiger). Beide standen in der Startformation und sind echte Stammplatzkandidaten. Sohm trägt viel zu einer stilsichereren und zielgerichteteren Ausstrahlung des Teams bei und Omeragic erfüllt seine Aufgabe mit Ruhe und Geschick.

Von den eingewechselten Akteuren zeigte neben Aliu auch Kramer ansprechende Ansätze. Eine spezielle Story war der Probe-Auftritt von William Le Pogam. Dass der FCZ noch auf der Suche nach einem Linksverteidiger ist, überrascht nicht. Dass aber Le Pogam kurz nach seiner vom Spanischen Drittligisten San Fernando als perfekt gemeldeten Verpflichtung mit dem FCZ in Leipzig auftaucht schon. Der 26-jährige Franzose wurde letzten Sommer bei Servette nach zwei Saisons nicht mehr benötigt und kam anschliessend bei Xamax, teilweise verletzungsbedingt, so gut wie nie zum Einsatz. Le Pogams Qualitäten liegen wie diejenigen der anderen FCZ-Aussenspieler auf links in der Offensive. Auch wenn ihm ein, zwei Fehler unterliefen, zeigte er, dass das benötigte Format für die Rolle als Kharabadze-Backup zumindest ansatzweise vorhanden ist. In Leipzig dabei, aber nicht eingesetzt wurden Yann Kasai und Nicholas Andereggen. Yanick Brecher wurde nach einem Zusammenprall mit Borkowski leicht angeschlagen ausgewechselt.

Rasenballsport Leipzig – Fussball Club Zürich 1:4 (0:3)

Tore: 13. Kololli (Marchesano) 0:1, 17. Ceesay (Kololli) 0:2, 29. Sohm (Marchesano) 0:3; 64. Aliu (Ceesay) 0:4. 82. Forsberg (Foulpenalty, Augustin) 1:4.

RB Leipzig: Gulasci (46. Mvogo, 85. Schreiber); Martel (46. Mukiele), Krauss (46. Ilsanker), Orban (46. Jäkel); Laimer (46. Wosz), Bidstrup (46. Demme), Candido (46. Halstenberg); Hartmann (46. Sabitzer), Kampl (46. Forsberg); Poulsen (46. Borkowski, 73. Krauss), Werner (46. Augustin).

FC Zürich: Brecher (75. Vanins); Omeragic (83. Maouche), Bangura, Nathan (62. M. Kryeziu), Kharabadze (62. Le Pogam); Sohm (83. Sauter), Popovic (62. Aliu); Khelifi (46. Mahi), Marchesano (62. Kramer), Kololli; Ceesay.

Izer Aliu nach neun Monaten zurück – FCZ mit ordentlichem Test gegen den FC Wil

Der FCZ gewinnt nach dem Auftakt-Unentschieden gegen Winterthur seinen zweiten Test gegen einen Challenge League-isten im Heerenschürli mit 4:0. Der Rhythmus war trotz der Hitze etwas höher, als noch im ersten Testspiel. Salim Khelifi zeigte vollen Einsatz und war in der 1. Halbzeit der auffälligste Spieler auf dem Platz. Dass der Flügelspieler dann auch das 1:0 durch Marco Schönbächler, der halblinks alleine vor Torhüter Kostadinovic auftauchte, mit einem Sololauf mustergültig vorbereitete, war die logische Folge davon. Blaz Kramer gewann jedes Kopfballduell und bringt allgemein mehr Gradlinigkeit in die Zürcher Vorderreihe. Bangura und vor allem Sauter verteilten die Bälle von hinten.

Britto vermochte auch in seinem zweiten Testspiel gute Ansätze zu zeigen. Auf der Rechtsverteidigerposition scheint er auf Super League-Niveau auf den ersten Blick auch etwas besser aufgehoben zu sein, als im Zentrum. Als (im Vergleich zum in die Challenge League abgewanderten Fabio Dixon talentierteren) Backup von Kevin Rüegg könnte man sich den Ivorer gut vorstellen. Als zweiter Testspieler neu mit dabei war im Defensiven Mittelfeld der türkischstämmige Belgier Erdem Sen (30) vom Portugiesischen Erstligaabsteiger GD Chaves, der seine ersten Einsätze im Erwachsenenfussball beim FC Kreuzlingen hatte. In der Anfangsphase war dieser an mehreren Offensivaktionen beteiligt, unter anderem kratzte Wil-Keeper Kostadinovic einen Sen-Kopfball reaktionsschnell von der Linie. Insgesamt fehlte es Sen in dieser Partie aber an Geschwindigkeit – er kam mehrmals spät in die Zweikämpfe und vermochte sich nur noch mit Fouls zu behelfen.

An Lavdim Zumberi lief die Partie in den ersten 45 Minuten weitgehend vorbei, auch wenn er zwei Mal zum Abschluss kam. In der 62. Minute kam dann Izer Aliu nach neun Monaten verletzungsbedingter Absenz zu seinem Comeback. Auch wenn der 19-jährige nur knapp eine halbe Stunde auf dem Platz stand, versteckte er sich trotzdem über weite Strecken, um dann nach einem eigenen Abschluss im Strafraum in der 84. Minute allerdings doch noch mit einem öffnenden Pass nach rechts aussen auf Matteo Di Giusto das 3:0 einzuleiten. Di Giusto selbst ist nach seiner Leihe in der Freiburger U19 wohl eher ein Kandidat für die FCZ U21, die vor einem schwierigen Umbruch und möglicherweise der herausfordernsten Saison der letzten Jahre in der Promotion League steht.

Weshalb sah man unter anderem beim heutigen Gegner Wil. Da standen in der 1. Halbzeit die letzte Saison in der Promotion League zu den Stammspielern gehörenden Bledian Krasniqi (leihweiser Wechsel) und Kastrijot Ndau (fixer Transfer) auf dem Platz und traten abwechslungsweise die Standards. Sie bringen ins Team der vom zurückgekehrten Routinier Philipp Muntwiler angeführten Ostschweizer das wichtige spielerische Element mit ein. In der 2. Halbzeit agierte zudem Ex FCZ-Junior Filip Stojilkovic als Stossstürmer und der über vier Jahre für die FCZ U21 auflaufende Yannick Kouamé als Linksverteidiger im Dress der Wiler. Diese Position hatte der gelernte Stürmer schon beim FCZ in letzter Zeit mehrfach eingenommen gehabt. Dazu wurde in der 54. Minute für den mit muskulären Problemen ausgeschiedenen Mergim Brahimi mit Valentino Pugliese ein weiterer junger Spieler mit FCZ-Vergangenheit eingewechselt. Für Dynamik und Schnelligkeit könnten beim FC Wil in der kommenden Saison die beiden 22-jährigen Kwadwo Duah (von YB) und Ibrahima Gueye (Sion U21, im Test) sorgen.

Auf FCZ-Seite vermochte sich Nicholas Andereggen auf der linken Seite leider erneut nicht in Szene zu setzen. Yann Kasai traf mit einem nicht sonderlich scharf oder platziert geschossenen Nachschuss nach einem Eckball des FCZ mit Rechts zum 2:0. In der Schlussphase konnte Assan Ceesay das Nachlassen des Gegners zu je einem Treffer nach einer Flanke Di Giustos (im Strafraum in den Ball „reingelaufen“) und einem Steilpass des engagiert spielenden Stephan Seiler (Schlenzer mit links alleine vor Kostadinovic) nutzen. Der von Challenge League-Absteiger Rapperswil-Jona zurückgekehrte Sangoné Sarr fiel auf der Innenverteidigerposition weder speziell positiv noch negativ auf.

FC Zürich – Wil 4:0 (1:0)

Tore: 35. Schönbächler (Khelifi) 1:0; 60. Kasai 2:0, 84. Ceesay (Di Giusto) 3:0, 89. Ceesay (Seiler) 4:0.

FC Zürich (1. Hz.): Brecher; Britto, Bangura, Sauter, Kempter; Sen, Sohm; Khelifi, Zumberi, Schönbächler; Kramer.

FC Zürich (2. Hz.): Brecher; Rohner, Kamberi, Sarr, Erne; Di Giusto, Sen (62. Aliu), Seiler, Andereggen; Ceesay, Kasai.

Wil (1. Hz.): Kostadinovic; Nick Von Niederhäusern, Rahimi, Schmied, Wörnhard; Muntwiler, Ndau; Seidija, Krasniqi, Duah; Silvio.

Wil (2. Hz.): Kostadinovic; Celant, Rahimi, Schmied, Kouamé; Schmid, Breitenmoser; Gueye, Brahimi (54. Pugliese), Ajdini; Stojilkovic. 

«Ach dieser FCZ!» – Tages-Anzeiger in Abstiegsgefahr

Berechtigte Zurechtweisung und Kritik gibt es in verschiedenen gesellschaftlichen Konstellationen. Der Richter gegenüber dem Angeklagten, die Eltern gegenüber ihren Kindern, Lehrer bei Schülern oder Arbeitgeber mit Mitarbeitern. Basis dafür ist erstens die gesetzlich legitimierte Autorität und zweitens ein hohes Mass an Kompetenz und Wissen. Sportjournalisten und -medien haben keine gesetzlich legitimierte Autorität. Sie sind alle selbsternannte Kritiker. Daher wäre es umso wichtiger, dass dafür wenigstens ein hohes Mass an Kompetenz und Wissen vorhanden wäre.

Wer die sportliche Führung eines Super League-Klubs kritisiert, müsste eigentlich selbst journalistisches Super League-Niveau an den Tag legen – im Minimum. Die Zweifel mehren sich Tag für Tag, ob diese Voraussetzungen auf dem Platz Zürich wirklich gegeben sind. Zeitungsartikel über den hiesigen Fussball erinnern eher an einen Vater, der seinen kleinen Sohnemann dafür kritisiert, die Schuhbändel nicht geschnürt zu haben, dabei ist dessen Schuhwerk mit Klett-Verschluss ausgerüstet. So ein Gefühl erschleicht den Leser des Artikels von Thomas Schifferle (und Florian Raz) über den FC Zürich im Tages-Anzeiger. Da heisst es zum Beispiel:

«Auf einmal ist Neuenburg der Nabel für die Zürcher Fussballwelt. Aus Neuenburg kommt der Xamax FCS, der letzten Sommer Aufsteiger in die Super League war und gleich als erster Kandidat auf den Abstieg gehandelt wurde.»

Was soll man dazu sagen? Ja, Xamax wurde als Absteiger gehandelt – vor allem in den Massenmedien. Der FCZ hingegen hatte in der Challenge League-Saison vier heisse und enge Duelle mit Xamax ausgefochten und kannte schon vor der Saison die Qualitäten dieser Mannschaft sehr gut.

Weiter wird im «Tagi» mit grossem Bedauern über das Fehlen von Xamax’ Raphaël Nuzzolo am kommenden Samstag lamentiert:

«Sein einziges Glück ist, dass ­Xamax auf seinen überragenden Topskorer Raphaël Nuzzolo verzichten muss, weil er in Thun für ein Dutzendfoul verwarnt wird und darum gesperrt ist.»

Nuzzolo traf mit gestrecktem Bein nur den Mann. Ein nicht weniger schwerwiegendes Foulspiel, als beispielsweise dasjenige, welches zur Gelb-Roten Karte des Thuners Chris Kablan führte.

Weiter im Text:

«In Zürich dachten sie bei GC und beim FCZ nicht im Traum daran, dass sie diese Saison in Tabellenregionen landen würden, wo Xamax erwartet wurde. Europa League hiess ihre Vision, Platz 4. Ein Leben auf grossem Fuss. Zürcher Träume halt.»

Was soll hier auf salopp-populistische Weise ausgedrückt werden? Doch nicht etwa ein Zürich-Bashing im Facebook-Kommentar-Stil? Und das in einer Zeitung mit dem Zürcher Wappen im Logo? Jeder in dieser Liga träumt vom Europacup und dies völlig zurecht, denn alle Super League-isten haben da schon gespielt, und für viele, darunter auch für den FCZ, ist das noch nicht so lange her… – etwas mehr als zwei Monate, um es genau zu sagen.

«GC und der FCZ zahlen für die gleiche Schwäche: ihre fatale Verblendung.»

Zumindest in Bezug auf den FCZ trifft der Begriff «Verblendung» sicherlich nicht zu. Die Ziele, die er sich aktuell gesetzt hat, hat er auch in der Ära Canepa schon mehrmals erreicht. Man jagt also keine Fata Morgana.

«Je 20 Millionen geben sie aus, um in der Super League zu spielen. Den Misserfolg könnten sie auf jeden Fall auch billiger haben.»

FCZ und GC spielen nicht nur in der Super League, sondern zusätzlich in der Promotion League / 1. Liga, Nationalliga A (Frauen) und Dutzenden von Junioren- und Juniorinnenligen. 20-23 Millionen ist der Aufwand für den Gesamtverein inklusive Nachwuchs, Frauen, Trainingszentrum, (Stadion-)Mieten, Sicherheit, Reisen, Administration und so weiter. St. Gallen hat ca. 27 Millionen Gesamtaufwand, Luzern 25 Millionen und selbst der «kleine FC Thun» in einem preislich vergleichsweise günstigen Umfeld im Berner Oberland kommt auf mehr als 13 Millionen. Die laufenden Ausgaben für die 1. Mannschaft liegen für alle Super League-Teams ausser Basel, YB (und Sion) im einstelligen Millionenbereich oder knapp darüber. Die finanziellen Unterschiede unter den Teams auf den Rängen 3-10 sind klein im Vergleich zur Diskrepanz nach oben – und dies wird durch die aktuellen Punkteabstände ziemlich genau wiedergegeben. Gemessen an den Cuptiteln und Europacupteilnahmen der letzten Jahre hat der FCZ deutlich mehr aus seinen finanziellen Möglichkeiten herausgeholt, als mancher Ligakonkurrent.

«Bei den Grasshoppers beginnt das noch ein wenig früher als beim FCZ, vor fünf Jahren schon, als Stephan Anliker Präsident wird. Mit seinem Namen steht er für ihren Zerfall. Er steht für den fatalen Hang bei GC, aufs falsche Personal zu setzen. Das beginnt beim CEO (Manuel Huber), geht weiter über die diversen Sportchefs (Rapic, Thoma, Huber, Walther) und Trainer (Bern­egger, Yakin, Fink und Stipic) bis zu den Spielern.»

Sind Bernegger, Yakin, Fink und Stipic wirklich pauschal schlechte Trainer? Und Rapic, Thoma, Huber und Walther alle schlechte Sportchefs? Praktisch alle diese Personen haben im Verlauf ihrer Karriere auch schon erfolgreich als Trainer oder Sportchef gearbeitet. Dass die jetzigen Resultate schlecht sind, weiss jeder. Aber lag es wirklich an der grundsätzlichen Qualität des Trainer- und Sportchef-Personals? Und wie genau kommt der «Tagi» zu diesem Schluss? (Zeigefinger anfeuchten und in die Luft halten gilt als Antwort nicht)

«Was die Spieler betrifft, ist die Liste fast ein Buch lang. Wer das aktuelle Kader anschaut, der kann nur den Kopf darüber schütteln, was sich Mathias Walther und Thorsten Fink bei seiner Zusammenstellung gedacht haben. Im Dezember zum Beispiel sagte Fink noch, ein, zwei Spieler würden sie noch holen, nicht mehr. Und was passierte? Sechs kamen, aber alle sechs sind Fehlgriffe, ­angefangen bei den teuersten: ­Yoric Ravet und Caiuby.»

«Gedacht» haben sich Walther und Fink genauso wie alle anderen Sportlichen Verantwortlichen in der Super League sicherlich sehr viel. Sie haben einen Souleyman Doumbia definitiv übernommen und diesen dann nur ein halbes Jahr später für das Zehnfache weiterverkaufen können. Sie haben Spieler für die bei hiesigen Fussballexperten und -journalisten so gerne zitierte «Achse», das Grundgerüst der Mannschaft geholt, wie Raphael Holzhauser, Arlind Ajeti, Nathan oder Marco Djuricin. Dazu für Super League-Verhältnisse durchaus überdurchschnittliche Talente wie Diani, Goelzer oder Ngoy.

Wenn es geklappt und die Mannschaft zusammengefunden hätte, hätte der «Tagi» von «weitsichtiger Transferpolitik mit System» geschrieben. Nun hat es aber nicht geklappt, und der Tagi kann wichtigtuerisch «nur den Kopf darüber schütteln». Ohne als Beweis einen Artikel vorweisen zu können, in welchem man schon zum Zeitpunkt der Verpflichtung von Spieler X oder Spieler Y gewusst hat, dass dieser wegen Grund A, B und C nichts reissen wird.

Ganz im Gegenteil: im Februar schrieb nämlich der «Tagi» über Yoric Ravet: «Die willkommene Inspiration für die bisher in dieser Saison so berechenbare GC-Offensive». Und über Caiuby: «Nun ist er da, der Retter des Rekordmeisters – zumindest soll er es werden».

«Sie kamen von den Ersatz­bänken der Bundesliga mit der Vorstellung, bei GC um vordere Plätze zu spielen.»

Tatsächlich? Wie ist das zu verstehen? Ravet und Caiuby sind in der Winterpause nach Zürich gekommen, und haben sich erst nach Vertragsunterschrift darüber informiert, auf welchem Tabellenplatz GC liegt?

«Serey Dié bringt das ­Realitätsdenken zum Ausdruck, das bei Xamax vorherrscht. ­Daran kann nicht einmal mehr Präsident Binggeli etwas ändern, der sich aus dem Schatten von Trainer Stéphane Henchoz lösen will und sich zunehmend als Selbstdarsteller gefällt.»

Im Februar schrieb der Tages-Anzeiger zum Trainerwechsel von Michel Decastel zu Stéphane Henchoz: «Man wolle mit der Trainerentlassung für den «notwendigen Elektroschock sorgen, damit die Mannschaft für die nächsten wichtigen Spiele neue Energiezufuhr erhält», erklärte Xamax-Präsident Christian Binggeli den eher unerwarteten Schritt. Vorerst übernimmt Decastels bisheriger Assistent Stéphane Henchoz die Mannschaft. Der 44-jährige frühere Internationale und Verteidiger von Liverpool war noch nie in der Super League als Cheftrainer tätig.»

Weitherum haben Journalisten und Experten im Februar Präsident Binggeli für dessen Trainerwechsel von Decastel zu Henchoz kritisiert. Nun bezeichnen dieselben Experten Binggeli als «Selbstdarsteller», weil er den Vertrag mit Henchoz nicht verlängert… Wir reden hier zudem von demjenigen Binggeli, der Xamax mit seinem kleinen Team von der 2. Liga Interregional zurück in die Super League geführt hat. Und welcher zu 100% demjenigen Präsidententypus entspricht, nach welchem nach der Ära Chagaev alle verlangt hatten: vernünftig wirtschaftend, systematisch planend, langfristig orientiert, über den aktuellen Totomat hinausgehend, mit viel Realismus, Step by Step. Eben genauso einer, der aufgrund der Planungen im Juniorenbereich unabhängig von Abstieg oder Klassenerhalt einen dazu passenden Coach wie Joël Magnin für die Profis holt, und sich bewusst ist, dass die aktuelle Mannschaft trotz der aktuellen Erfolgswelle ihren Zenit bald überschritten haben wird.

«Bei GC müssen nun Stephan Rietiker als Präsident und Uli Forte als Trainer die Scherben aufkehren. Die Schuldigen dagegen lassen es sich gut gehen. Walther postet Bilder aus Istanbul, während GC leidet, Fink kassiert selbst nach seiner Entlassung 44’000 Franken im Monat.»

Und was ist genau der Vorschlag? Reiseverbot für alle ehemaligen Sportchefs? Freiwilliger Lohnverzicht für ehemalige Trainer? Einen Profi-Fussballklub zu führen, ist um ein vielfaches schwieriger, als Zeitungsartikel zu schreiben. Es reicht, ein klein bisschen schlechtere Entscheidungen getroffen zu haben, als die Mitkonkurrenten, und man steigt ab. Auch ganz ohne, dass es Scherben gegeben hat, oder dass man im Strafrechtsjargon gleich von «Schuldigen» sprechen muss.

«Und der FCZ? Ach, dieser FCZ!»

Achtung! Jetzt wird’s dramatisch!

«Er hat sich bei den Transfers genauso verkalkuliert wie GC. Spätestens im Winter hätte er darauf reagieren müssen, dass er nach den Abgängen von Raphael Dwamena und Michael Frey im letzten Sommer keine Stürmer hat, die zu seinen Plänen passen.»

Der Gambische Nationalspieler Assan Ceesay ist ein ähnlicher Stürmertyp wie Raphael Dwamena. Beide sind schnell und bringen mit ihrem Rechten Fuss wenig zustande. Ceesay hatte in der Vorrunde verletzungsbedingt wenig gespielt und war im Winter wieder gesund. Einen Michael Frey verpflichten zu können, war hingegen für einen Klub mit den Möglichkeiten des FCZ ein Glücksfall –  dank dessen Situation bei YB und der persönlichen Beziehung zum damaligen Trainer Uli Forte. Genauso war es Pech, ihn im letzten Herbst kurz vor Transferschluss abgeben zu müssen. Wegen des Wertverfalls der Türkischen Lira mussten die Spitzenklubs vom Bosporus ihre Stars verkaufen. Plötzlich gab es für jemanden wie Frey kurzfristig die Chance, zu einem Grossklub wie Fenerbahce wechseln zu können, wo nicht lange zuvor noch ein Giuliano, Emenike oder Robin Van Persie gestürmt hatten. Der Tages-Anzeiger hätte den FCZ ganz sicher kritisiert, wenn dieser Frey gezwungen hätte, in Zürich zu bleiben, und dessen Leistungen dann nicht mehr gepasst hätten. Für einen Klub wie den FCZ ist es alles andere als selbstverständlich, einen solchen Stürmer adäquat ersetzen zu können – und in einem Wintertransferfenster sowieso praktisch unmöglich. Versucht hat mans sicherlich.

«Er holte Spieler, ja, aber für die U-21, weil er da angeblich unterbesetzt war. «

«Angeblich»? Der FCZ hat schon seit vielen Jahren Mühe, Stürmer mit dem benötigten Level aus der U18 in die Promotion League-Equipe zu bringen. Entweder sie werden schon vorher von einem ausländischen Klub abgeworben, oder es ist im jeweiligen Jahrgang gar kein Stürmer auf diesem Niveau vorhanden. Nur drei Super League-Klubs unterhalten eine Promotion League-Mannschaft. Basel ist schweizweit top in der Entwicklung junger Stürmer. Sion hingegen verpflichtet einen grossen Teil seiner U21 extern. Der FCZ wiederum bringt auf anderen Positionen viele gute Talente heraus, hatte aber seit Josip Drmic (vor bald 10 Jahren) kein Sturm-Toptalent aus der eigenen U18 mehr. Man ergänzt daher die Promotion League-Mannschaft schon seit vielen Jahren auf dieser Position mit Spielern aus auswärtigen Nachwuchsabteilungen – die Namen Jordi Nsiala, Aldin Turkes, Kilian Pagliuca oder Shpetim Sulejmani sind dem Tages-Anzeiger vielleicht ein Begriff – vielleicht aber auch nicht… Bei U21-Spielen im Heerenschürli sucht man auf jeden Fall Tages-Anzeiger Sportjournalisten jeweils vergebens. Wie kommt es daher zu dieser Einschätzung einer «angeblichen» Unterbesetzung? Fakten? Wissen? Oder eine weitere flapsige Behauptung ohne jegliche Basis?

«Dafür gibt er Victor Palsson ab. Und macht Kevin ­Rüegg zum Nachfolger des Isländers als Captain. Sportchef Thomas Bickel sagt, dieser Entscheid verkörpere die Philosophie des FCZ. Rüegg allerdings ist überfordert mit der Aufgabe, mit seinen 20 Jahren ist er alles, nur keine Führungsfigur, kein Palsson. Nicht jeder ist in diesem ­Alter ein Matthijs de Ligt.»

Wenn im Winter statt Victor Palsson Antonio Marchesano nach Deutschland gewechselt wäre, dann würde nun dieser vom «Tages-Anzeiger» in den Himmel gelobt. Palssons miserable Leistungen vor und nach der Winterpause vor Jahresfrist hatten wohl auch ihren Anteil an der damaligen Freistellung von Trainer Uli Forte. Der Isländer hat in seiner Karriere ständig den Klub gewechselt. Er wollte schon im Sommer gehen – und würde man den Leistungen Palssons heute auf dem Platz ansehen, dass er eigentlich weg wollte, würde der FCZ vom «Tagi» auch bei ihm heftig dafür kritisiert werden, ihn nicht gehen gelassen zu haben. Kevin Rüegg macht persönlich eine gute Entwicklung durch. Er hilft zugunsten der Mannschaft wegen Verletzungen im Mittelfeld aus, was auf der sportlichen Schiene kein Vorteil für ihn ist.

«Je schlechter die Resultate geworden sind, desto mehr haben Präsident Ancillo Canepa und Trainer Ludovic Magnin dazu ­geneigt, über die Schiedsrichter herzuziehen. Canepa nennt sie «dünnhäutig», ausgerechnet er»

Mit gleichen Ellen gemessen müsste man dann analog schreiben: „Der Tages-Anzeiger neigt dazu, über Ancillo Canepa herzuziehen“, denn er bezeichnet diesen ja hier ebenfalls implizit als dünnhäutig. Wäre nicht schlimm, aber dann müsste fairerweise an dieser Stelle auch eine Tagi-Einschätzung der Schweizer Fussball-Schiedsrichter folgen. Vielleicht empfindet der „Tagi“ ja einzelne Schweizer Schiedsrichter ebenfalls als dünnhäutig, aber dies zuzugeben würde die ganze Rhetorik über den Haufen werfen. Oder man hat gute Begründungen, warum dies nicht so ist.

«Magnin bezeichnet sie einmal gar als «Betrüger».»

Magnin bestreitet dies – das müsste zumindest erwähnt werden. Oder war der «Tagi» live dabei?

«Lange haben sie von zwei ­Siegen gelebt: von jenem vor einem Jahr im Cupfinal gegen YB und jenem im Oktober in der Europa League gegen Leverkusen. Magnin nutzte das, um sich als Trainer für grosse Spiele zu inszenieren. Inzwischen ist er nur noch ein Trainer für Niederlagen, acht sind es allein in der Rückrunde.»

Da wird wieder einiges verdreht, verschwiegen und misinterpretiert. Erstmal: Magnin ist als Spieler mit dem kleinen Yverdon in die Super League aufgestiegen, wurde als einer von ganz wenigen Bundesligaspielern der Geschichte mit zwei verschiedenen Klubs Deutscher Meister, ohne jemals bei Bayern gespielt zu haben – und in der Nationalmannschaft spielte er ebenfalls am besten, wenn es gegen grosse Gegner oder um wichtige Spiele ging. Als Trainer der FCZ U18 beendete er die Finalrunde auf dem fünften Platz, sein Team legte dann in den Playoffs einen Steigerungslauf hin, war in Viertelfinal, Halbfinal und Final gegen Servette, Basel und GC jeweils das bessere Team und wurde Schweizer Meister (im Bild unter anderen: Maren Haile-Selassie, Kevin Rüegg, Fabian Rohner, Bojan Milosavljevic, Dimitri Volkart, Gianni Antoniazzi, Arbenit Xhemajli). Als kurzzeitiger Co-Trainer der 1. Mannschaft gewann er an der Seite von Uli Forte den Schweizer Cup. Magnin war nie ein herausragender Spieler und als Trainer hatte er erst einen sehr kleinen Weg zurückgelegt, trotzdem riefen er und seine Teams zumindest in den «grossen Spielen» überdurchschnittlich häufig die Bestleistung ab und überzeugten durch Mentalität. Magnin als «Mann für die grossen Spiele» ist keine «Inszenierung», sondern schlichtweg Fakt aus Sicht eines aufmerksamen Chronisten. Nur für jemanden, der Magnin als Trainer noch nicht kannte und sich auch nicht mehr richtig an seine Spielerkarriere erinnern konnte, musste das seltsam klingen. «Ein Mann für die grossen Spiele» zu sein, bedeutet ja eben gerade nicht, dass man alles gewinnt – sonst wäre man ja der «Mann für alle Spiele». Es ist die Bezeichnung für jemanden, der weit davon entfernt ist, herausragend zu sein, es aber immer wieder in entscheidenden Momenten schafft, im Team über sich hinauszuwachsen. Und dies setzte sich in seiner Funktion als Cheftrainer der 1. Mannschaft fort: Meisterschaftsderby verloren, aber danach den Cup-Halbfinal gegen den gleichen Gegner gewonnen, Cupsieg im Wankdorf gegen Meisterschaftsdominator YB, einziger Sieg gegen den FCB in den letzten fünf Jahren (4:1) und in der ersten Hälfte der Europa League-Gruppenphase alle drei Spiele gewonnen. Gute erste Meisterschaftshälfte, aber dann eine Krise im Frühling.

«Der Vielredner kann ebenso wenig ausblenden, dass unter ihm kein Spieler besser geworden ist.»

Im Ernst? Yannick Brecher ist besser und konstanter als noch unter Uli Forte, Andreas Maxsø hat sich zu einem Top-Super League-Innenverteidiger entwickelt, Levan Kharabadze innert kürzester Zeit ans deutlich höhere Niveau in der Schweiz angepasst, die ultrajungen Sohm, Krasniqi und Omeragic wurden im richtigen Moment eingesetzt und überzeugten alle in grossem Masse. Der von vielen als «talentfrei» bezeichnete Fabio Dixon, welcher selbst in der U21 nicht zu den Überfliegern gehörte, kam in Neuenburg rein und rettete der Mannschaft bei seinem ersten Super League-Teileinsatz einen Punkt. Sogar Alain Nef und Andris Vanins scheinen im „hohen“ Alter wieder besser zu werden. Der von Uli Forte verschmähte Toni Domgjoni spielt als Stammspieler auf konstant gutem Super League-Niveau. Izer Aliu war vor seiner Verletzung auf gutem Weg zum Stammspieler. Dem über seine ganze Karriere hinweg immer in der Zweiten Reihe / Liga stehenden Antonio Marchesano gelangen unter Magnin im Cupfinal und gegen Leverkusen endlich die grossen Spiele, von denen er immer geträumt hatte. Auch ein Palsson oder Thelander zeigten im Cupfinal ihr mit Abstand bestes Spiel im FCZ-Dress. Benjamin Kololli, der sich bisher in seiner Karriere nie über längere Zeit auf Super League-Niveau etablieren konnte, versetzte Magnin in den Sturm, wo der Waadtländer besser zur Geltung kommt. Stephen Odey hat sich schneller als erwartet entwickelt, und Mirlind Kryeziu unter Magnin wieder an die Startelf rangekämpft. Kevin Rüegg wurde von Magnin mehrheitlich auf der Rechten Seite eingesetzt, wo Rüeggs Stärken deutlich besser zur Geltung kommen und wo er auch international auf sich aufmerksam machen konnte. Pa Modou ist konstanter geworden und schiesst neuerdings dank Sondertraining Tore mit Rechts und per Kopf. Selbst der «Forte-Spieler» Adi Winter hat seinen Züri Live-Notenschnitt diese Saison nochmal leicht gesteigert, und auch Salim Khelifi sich im Vergleich zu seiner schwierigen Zeit zuletzt in Braunschweig wieder etwas gefangen. Hekuran Kryeziu hat sich beim FCZ unter der Ägide Magnins im Offensivspiel verbessert, spielt schneller und direkter. Der in der Winterpause dazugestossene Joel Untersee zeigte nach harzigem Beginn zuletzt vor seinem zweiten verletzungsbedingten Ausfall vier Spiele in Folge gute bis sehr gute Leistungen. Assan Ceesay hat sich bis zu seinem mässigen Auftritt in Basel zuletzt Spiel für Spiel gesteigert. Lavdim Zumberi, dessen Super League-tauglichkeit in der Vergangenheit immer etwas fraglich war, zeigte in Napoli und gegen Basel erstaunlich reife Auftritte.

Nun ist es natürlich möglich, dass man bei einzelnen Spielern unterschiedliche Meinungen vertreten kann. Aber einfach salopp einen Satz wie «kein Spieler ist besser geworden» in die Druckerpresse zu schicken ohne Begründung, Beweise, Beispiele? Das ist schwach! Der Eindruck entsteht, dass die Autoren sich zu dieser Aussage gar nicht wirklich Gedanken gemacht haben. Aus Sicht von Züri Live jedenfalls kann man den Faktor «Entwicklung der Einzelspieler» als möglichen Grund für die aktuelle Resultatmisere streichen. Daran liegt es am wenigsten.

Fazit: es ist alles noch viel schlimmer für Zürich als gedacht. Nicht nur ist GC so gut wie abgestiegen, und der FCZ hat schwere Aufgaben vor sich, sondern auch der Tages-Anzeiger ist in akuter Abstiegsgefahr – von der 2. Liga Interregional in die 2. Liga Regional des Journalismus.

(Bild Drmic: CC BY-SA 3.0 Steindy, Ravet: CC BY-SA 3.0 Ludovic Peron, Tages-Anzeiger: CC BY-SA 4.0 Steven Lek no changes)

Breitenrain penetriert erfolgreich die Lücke im Zürcher Abwehrverbund, FCZ rettet sich über Ziellinie / Breitenrain – FCZ 2:4 Analyse und Highlights

Mit Glück und Können kann der FCZ in der Zweiten Halbzeit gegen Promotion League-Klub Breitenrain auf dem kleinen Spitalacker im Cup-Sechzehntelfinal nach einer 3:0-Pausenführung eine Verlängerung abwenden. Speziell der ehemalige Luzern-, Lugano- und Dinamo Bukarest-Profi Gëzim Shalaj war vom FCZ nicht in den Griff zu bekommen – und dies zunehmend in der Zweiten Halbzeit, als er vom linken auf den rechten Flügel wechselte und auf seiner Seite Pa Modou (zusammen mit Kololli beziehungsweise später Rodriguez) regelrecht demontierte.

Dies begann gleich nach dem Pausenpfiff – glücklicherweise für den FCZ gelang Breitenrain nach Lattentreffer, geblockten Schüssen und Vanins-Rettungstaten der erste Treffer durch den 41-jährigen (!) in der Rolle des Sturmtanks sieben Minuten zuvor eingewechselten ehemaligen YB-, Basel- und Luzern-Verteidigers Raphael Kehrli aber erst in der 82. Minute.  Ein kleines Highlight gab es im insgesamt sehr zu wünschen übrig lassenden Auftritt Pa Modous aber doch: sein Eckball von der rechten Seite fand den Kopf von Alain Nef am nahen Pfosten zum zwischenzeitlichen 3:0 – es war letztendlich das Game Winning Goal. Damit weist Pa Modou bei Standards eine deutlich höhere Effizienz auf als der aktuelle etatmässige Standardschütze Kololli, dem neben defensiven Defiziten in der Ersten Halbzeit aber auch ein schöner Weitschusshammer nach einem Lauf über das halbe Feld zum 2:0 gelang, nachdem Andris Vanins im eigenen Strafraum Breitenrain-Offensivmann Colic ausgetanzt und Maxsö den Ball weitergeleitet hatte.

Abschlusseffizienz war schlussendlich der Schlüssel zum Einzug in den Achtelfinal. Antonio Marchesano versuchte sich fünf Mal erfolglos, aber aus den restlichen sechs Abschlüssen des FCZ resultierten vier Tore – Benjamin Kololli, Alain Nef und Roberto Rodriguez versenkten ihren jeweils einzigen Abschlussversuch auch gleich im Netz. Der FC Breitenrain hatte übrigens in der Folge an diesem Cup-Highlight zu beissen und verlor gleich vier der folgenden fünf Promotion League-Partien, davon die erste mit 0:6 in Cham, bevor man sich wieder fing und auf den fünften Platz zurück nach vorne arbeitete.

Breitenrain – FCZ 2:4 (0:3)

Tore: 4. Odey (Marchesano) 0:1, 23. Kololli (Maxsö) 0:2, 40. Nef (Pa Modou) 0:3; 82. R. Kehrli (Schwab) 1:3, 90. Konopek (Shalaj) 2:3, 90.+3 Rodriguez (Marchesano) 2:4.

Breitenrain: Hornung; Lüthi, Schmied, Galli, Schirinzi; Schwab, Stoller (67. Briner); Kastrati (79. Ciftci), Colic (75. R. Kehrli), Shalaj; Konopek.

FCZ: Vanins; Rüegg, Nef, Maxsö, Pa Modou; Aliu, Palsson, Marchesano; Khelifi (65. Winter), Odey (75. Domgjoni), Kololli (65. Rodriguez).

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Motivierte Europacup-Débutanten mit wegweisendem Auftaktsieg / AEK Larnaca – FCZ Analyse und Highlights

2014 begann die Europa League-Gruppenphase für den FCZ mit einer 2:3-Niederlage im GSP Stadion von Nikosia gegen Apollon Limassol. Fast auf den Tag genau vier Jahre später gelingt nach einer deutlich reiferen Leistung mit einer im Schnitt anderthalb Jahre jüngeren Mannschaft mit sieben Europacup-Débutanten in der Startformation gleichenorts gegen das gleich stark einzustufende AEK Larnaca ein 1:0-Auftakterfolg. Man spürte jederzeit, dass der FCZ dieses Spiel unbedingt gewinnen wollte. Innenverteidiger Andreas Maxsö agierte bei seinem Wettbewerbsspieldébut für den FCZ äusserst aufmerksam und trug zusammen mit Mittelfeldspieler Hekuran Kryeziu viel zur Stabilität und Kompaktheit des Teams bei. Auch bei eigenen Eckbällen ging das Magnin-Team gegen den konterstarken Gegner keine unnötigen Risiken ein.

Vor dem Spiel gegen den FCZ hatte AEK Larnaca in sieben Europacupheimspielen in Folge kein Gegentor kassiert bei einem Gesamtscore von 20:0. Sturm Graz, welches in der Champions League-Qualifikation gegen Ajax Amsterdam ganz ordentlich aufgetreten war, und gerade im Hinspiel einiges an Pech mit Schiedsrichterentscheiden erlitten hatte, wurde durch AEK in der Europa League-Qualifikation mit insgesamt 0:7 Toren richtiggehend vorgeführt. Der ehemalige FCB-Trainer Heiko Vogel meinte danach: «AEK Larnaca hat es sehr sehr gut gemacht. Schnell gespielt. Gutes Positionsspiel, klare Technik, ausgezeichnete Automatismen. Grosses Kompliment. Sie haben es verdammt gut gemacht.»

Trotzdem war beim FCZ nicht alles gold. Der September war beispielsweise ganz generell nicht Pa Modou Jagne’s Monat. Vor und nach der Länderspielpause stand der Captain der Gambischen Nationalmannschaft etwas neben den Schuhen, so auch in Nikosia, als ihm während der ganzen Partie wenig gelang und er am Ende auch noch mit einer Gelb-Roten Karte vom Platz gestellt wurde. Das entscheidende Tor fiel trotzdem im Anschluss an einen Einwurf des Linksverteidigers. Antonio Marchesano provozierte AEK-Abwehrmann Daniel Mojsov mit seinem Lauf im Strafraum an die Grundlinie zu einem unkontrollierten Tackling, welches zum von Benjamin Kololli sicher verwandelten Handspenalty führte. Wie schon einmal in seiner Geschichte profitierte der FCZ in dieser Szene von einem zu weit vorne ausgeführten Einwurf. Und zwar hatte diesmal Schiedsrichter Jonathan Lardot dem FCZ einen Einwurf zugesprochen, nachdem Larnaca-Aussenverteidiger Igor Silva den Ball deutlich zu weit vorne eingeworfen hatte. Ein weitere positive Notiz des Zypern-Trips war das Wettbewerbsdébut von Assan Ceesay in der Schlussphase der Partie, während auf der Seite der Negativerlebnisse die im Training erlittene Kreuzbandverletzung Izer Alius stand.

AEK Larnaca – FCZ 0:1 (0:0)

Tore: 61. Kololli (Handspenalty) 0:1.

AEK Larnaca – Toño; Igor Silva (80. Gbayera), Mojsov, Gonzalez, Ioannou; Larena (83. Garcia); Acoran, Hevel, Trickovski, Tete (64. Taulemesse); Giannou.

FCZ – Brecher; Rüegg, Bangura, Maxsö, Pa Modou; Khelifi (90.+2 Winter), Palsson, H. Kryeziu, Kololli; Marchesano (86. Nef); Odey (75. Ceesay).

 

Interviews und Geschichten des Europa League-Auftaktsieges nach Mitternacht in Nikosia

Da ist es wieder, das Cupgesicht des FC Zürich. Der Europacup-Auftakt ist mit dem 1:0-Auswärtssieg gegen AEK Larnaca rundum geglückt. Zum ersten Mal kann der FCZ in einer Europa League-Gruppenphase ein Auswärtsspiel gewinnen! Und AEK Larnaca mit seiner Wahnsinns-Europacupheimserie (sieben Spiele, 20:0 Tore!) kommt dank der solidarischen Leistung der Limmatstädter praktisch nie dazu, seine gefürchteten Bälle hinter die gegnerische Abwehr spielen zu können. Die Gesamtleistung des Magnin-Teams erinnerte an die starken Auftritte in den entscheidenden Spielen des nationalen Cupwettbewerbes. Das sah auch der Zürcher Trainer nach der Partie so: „Wir schaffen es, uns in grossen Momenten zu steigern. Der nächste Schritt ist nun, dass wir lernen müssen, im „Alltag“ solche Leistungen auf den Platz zu kriegen, Routine zu gewinnen.“

Hekuran Kryeziu zeigte sein bisher bestes Spiel im FCZ-Dress und Captain Victor Palsson präsentierte sich annähernd in Cupfinal-Form. Bei Stephen Odey sind von Spiel zu Spiel Fortschritte zu erkennen und Assan Ceesay feierte ein gelungenes Début, auch wenn Trainer Ludo Magnin im Interview mit Züri Live noch „viel Arbeit“ für diesen vor sich sieht. Arbeit, die im Falle von Odey langsam aber sicher Früchte trägt.

Ceesays Landsmann Pa Modou ist hingegen seit dem Lugano-Spiel kurz vor der Nati-Pause von einem Moment auf den anderen in ein Leistungsloch gefallen – die Gelb-Rote Karte nach Zeitspiel und Foul passt da ins Bild. Dem immer wieder angeschlagenen Umaru Bangura unterliefen zudem in der Starthalbstunde fast im Fünfminutentakt grobe Fehlzuspiele. Das wirkliche Sorgenkind ist aber Izer Aliu. Vom Fuss bis weit über das Rechte Knie dick einbandagiert, bewegt der 18-jährige sich nach dem Spiel als einziger Zürcher mit einer nachdenklich-bitteren Miene an Krücken Richtung Mannschaftsbus. Bei seinen Comebacks in Lugano und bei Breitenrain hatte er bereits wieder gute Ansätze gezeigt. Die Art der im Abschlusstraining in Nikosia zugezogenen Verletzung wird nach der Rückkehr in Schweiz (die Mannschaft fliegt um die Mittagszeit) genau analysiert werden, aber es könnte sich um eine Knieverletzung mit längerer Ausfalldauer handeln. Neben der Leistung des FCZ, der Larnaca als erstes europäisches Team diese Saison zähmen und zurückbinden konnte, war Benjamin Kolollis Jubel vor der Südkurve nach seinem von Antonio Marchesano herausgeholten Handspenalty das Thema des Abends. Der Waadtländer hatte Routinier Toño im Larnaca-Tor in die falsche Ecke geschickt, dann die erste Bande übersprungen, dann die zweite …und…oh Schock!….dahinter war ein tiefes Loch. Glücklicherweise konnte der Flügelspieler, der in der Schlussphase für Pa Modou weiter nach hinten rückte, von den Teamkollegen unverletzt wieder hochgezogen werden.

Startrakete Adi Winter mit eindrücklicher Bilanz: FCZ – Thun 2:1 im Review

Gegen einen im Vergleich zu den letztjährigen Direktbegegnungen eher mässig gut auftretenden FC Thun schaffte der FCZ zum Auftakt zu Hause den ersten „Dreier“ und geht damit im Tennisjargon als „Frontrunner“ mit gehaltenem Aufschlag ins Derby gegen GC.

In der Ersten Halbzeit zeigte das Letzigrund-Team vor 9’300 Zuschauern eine gute Leistung und kontrollierte das Spiel. In Halbzeit Zwei war dann hingegen der Wurm drin. Der FCZ kam nicht gut aus der Kabine und nur das entgegen dem Spielverlauf fallende Game Winning-Goal zum zwischenzeitlichen 2:0 konnte die drei Punkte retten. Bei diesem hatte Toni Domgjoni mit grossem Einsatz und Zielstrebigkeit die Vorarbeit geleistet. Torschütze war der zur Pause für den angeschlagenen Izer Aliu eingewechselte Adi Winter.  Dieser baut damit seine eindrückliche Saisonstart-Bilanz weiter aus. Vor Jahresfrist hatte Winter im ersten Saisonspiel gegen GC bereits ein Assist beigesteuert – im Jahr davor gegen Winterthur gar zwei Torvorlagen! Das ist aber noch nicht alles: auch bei Orlando City traf Winter zum Saisonstart und in Luzern holte er ebenfalls in all seinen drei Saisons im ersten Spiel Skorerpunkte – angefangen mit  dem 1:1-Ausgleich in der 94. Minute gegen den FCZ auf Vorlage von… Florian Stahel am 15. Juli 2012 auf der Luzerner Allmend. Der in jungen Jahren auch im Schwimmbecken reüssierende Zürcher schafft es dabei Jahr für Jahr zum ersten offiziellen Anpfiff explosiv vom Startblock zu kommen.

Züri Live-MVP ist aber diesmal trotzdem der in der 64. Minute eingewechselte Alain Nef, welcher in der Schlussphase in der zur Fünferabwehr mutierten Zürcher Hintermannschaft der ruhende Pol war, und kurz vor dem Schlusspfiff für den bereits geschlagenen Yanick Brecher auf der Linie rettete. Brecher hatte die Partie zuvor mit einem Schnitzer gegen den eingewechselten Dennis Salanovic noch einmal spannend gemacht, wobei sich dieser mit einem ähnlichen Fehler des Zürcher Torhüters davor im Duell mit Dejan Sorgic bereits angedeutet hatte. Ähnlich war es auf Seiten des FC Thun, wo dem das 0:1 durch Marco Schönbächler verursachenden Roy Gelmi bereits zuvor ein vergleichbarer, aber im ersten Anlauf noch folgenloser Fehler unterlaufen war.

Hekuran Kryeziu spielte ein paar gute Bälle im Spielaufbau, agierte in mehreren Situationen aber noch etwas zu nonchalant. Izer Aliu gelang, wenn auch unter gütiger Mithilfe von Roy Gelmi, das Assist zum 1:0, konnte bis zu seiner Auswechslung aber bei Standards nicht wie gewohnt für Gefahr sorgen.

Ein schöner Kreis wieder geöffnet wurde von Marco Schönbächler, der nach beinahe einjähriger Verletzungsabsenz beim letzten Meisterschaftsspiel in Lugano bereits sein Tor erzielt hatte. Nun traf er auch beim Saisonauftakt gegen Thun – gegen denselben Gegner, gegen welchen er sich in der Saisonvorbereitung 2017 (ohne wesentliche Einwirkung des Gegners) einen Kreuzbandriss zugezogen hatte.

FC Zürich – FC Thun 2:1 (1:0)

Zürich, Letzigrund, 9’300 Zuschauer.

Tore: 16. Schönbächler (Aliu) 1:0; 62. Winter (Domgjoni) 2:0, 87. Sorgic (Salanovic) 2:1.

FC Zürich: Brecher; Rüegg, Palsson, M. Kryeziu, Pa Modou; H. Kryeziu; Domgjoni, Aliu (46. Winter); Khelifi (64. Nef), Schönbächler (86. Dwamena); Frey.

Thun: Faivre; Glarner, Sutter, Gelmi (67. Fatkic), Facchinetti (86. Kablan); Hediger; Karlen, Stillhart; Tosetti (82. Salanovic), Spielmann; Sorgic.

 

 

 

 

 

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