Besserer Auftritt als im Hinspiel, aber es fehlt noch an vielem / AJax – FCZ Frauen Spielbericht und Analyse

Die FC Zürich Frauen verlieren in den Champions League-Playoffs auch das Rückspiel ohne ein Tor erzielt zu haben. Die Ajax-Topskorerin Romée Leuchter erzielte beim Rückspiel in Amsterdam beide Treffer zum 2:0 und erzielte damit sage und schreibe fünf der acht Treffer dieses Duells. Die FC Zürich Frauen haben schon fünf Mal den Sprung unter die besten 16 Teams Europas geschafft, darunter auch letztes Jahr – diesmal aber nicht. Knapp 2’000 Zuschauer sahen im Amsterdamer „De Toekomst“ (Hinspiel im Letzigrund: 3’500) die Qualifikation ihres Ajax-Frauenteams für die Champions League-Gruppenphase. In dieser wird die Mannschaft von Trainerin Suzanne Bakker dann auch im benachbarten Ajax-Hauptstadion (Jonan Cruijf-Arena) antreten dürfen.

Das erste Gegentor wieder auf einen Torhüterinnenfehler

Qualifiziert haben sich für die Runde der besten 16 Teams Europas ausserdem FC Barcelona, Olympique Lyonnais, Bayern, Chelsea, PSG, Slavia, Real Madrid, Rosengard, St. Pölten, SL Benfica, BK Häcken, AS Roma, Paris FC, SG Eintracht und SK Brann. Aufsehen erregend sind die Resultate des Paris FC, der nach dem letztjährigen Halbfinalisten Arsenal nun auch noch den Finalisten Wolfsburg schon vor der Gruppenphase ausgeschaltet hat. Damit sind zwei Teams aus Paris bei den besten 16 mit dabei. Paris FC (bis Sommer mit der Zürcherin Eseosa Aigbogun, die sich mit der Roma für die Gruppenphase qualifiziert hat) ist schon seit Jahrzehnten die in der öffentlichen Wahrnehmung etwas stiefmütterlich behandelte Nummer 3 des französischen Frauenfussballs. Das früher in Juvisy südlich von Paris beheimatete Team konnte sich in der Saison 2012-13 gegen die FCZ Frauen knapp durchsetzen (Gesamtskore: 2-1).

Die FCZ Frauen traten in Amsterdam nicht so extrem hoch angreifend wie im Hinspiel an und dementsprechend konnte Ajax nicht von den sich im Letzigrund bietenden Räumen profitieren. Der FCZ verteidigte aber bei weitem nicht so tief wie die Gegnerinnen von Ajax in der holländischen Meisterschaft. Aus dem Angriffspressing wurde eher ein Mittelfeldpressing, so dass Ajax trotzdem immer noch Räume für lange Bälle hinter die meist weit vor dem eigenen Strafraum stehende Zürcher Abwehrreihe fand. Die 1. Halbzeit endete aber 0:0, wobei der FC Zürich im zweiten Spielviertel sogar leichte Vorteile hatte. Wie schon im Hinspiel war es dann wieder ein Torhüterfehler von Noemi Benz (19), welcher für Ajax in der 73. Minute zum „Dosenöffner“ wurde. Im Vergleich zur letzten Saison ist die Defensivzentrale der Zürcherinnen aktuell schlechter besetzt. Es fehlt mit Seraina Friedli die solide Torhüterin und mit Laura Vetterlein die Vollblut-Verteidigerin, welche fast jede brenzlige Situation auszubügeln vermochte. Julia Stierli braucht zudem noch ein wenig Zeit, um nach ihrer Verletzungspause in die Saison zu finden.

Zukunftsweisende Aufstellung?

Dem Zürcher Mittelfeld, welches über viele Jahre das Herzstück der Mannschaft mit dem grössten Konkurrenzkampf gewesen war, fehlt es aktuell an Profil, wobei man Romy Baraniak (20) in beiden Partien eine ordentlich bis gute Leistung attestieren kann. Die früher vorwiegend weiter vorne eingesetzte Deutsche agierte in Amsterdam auf der 6er-Position in einem 4-3-3 mit Seraina Piubel und Viktoria Pinther auf den beiden Achterpositionen vor sich. Ein Modell und eine Zusammensetzung, welche auf Sicht in der Super League durchaus funktionieren könnte. Im Sturm sind die Zürcherinnen hingegen nicht schlechter geworden. Aber es fehlt wie schon letzte Saison gegen europäische Gegnerinnen von hohem Niveau etwas an Präzision und Kaltblütigkeit. In der heimischen Liga fällt dies weniger ins Gewicht, weil den Zürcher Stürmerinnen da viel mehr zweite Bälle vor die Füsse fallen und sie so zu einer grösseren Zahl an Abschlusschancen kommen – und dies gegen im Vergleich mit der Champions League schwache Torhüterinnen. In Amsterdam stellte Ajax die rechte Zürcher Angriffsseite häufig zu, aber mit Seitenwechseln nach Links auf Alayah Pilgrim konnte der FCZ ein paar Mal gute Gegenstösse fahren. Die beste Torchance vergab Pilgrim aus etwa 14 Metern allein mit freier Schussbahn vor dem gegnerischen Tor, da ihr Abschluss nicht präzis genug war und von Torhüterin Van Eijk entschärft werden konnte.

Die Begegnungen mit AJax waren speziell für die jungen Spielerinnen im Zürcher Kader lehrreich. Sie konnten erfahren, was noch fehlt, um sich auf höherer Stufe als der nationalen Meisterschaft durchsetzen zu können. Dazu braucht es als ersten Schritt in der Women’s Super League ein solideres und souveräneres Auftreten als bisher in dieser Saison. Bereits am Samstag treten die FCZ Frauen auf dem Nebenplatz der Swissporarena gegen die kampfstarken Luzernerinnen an, gegen die man immer auf die spieltintelligente Stürmerin Sina Cavelti achtgeben muss. Das Spiel findet um 18:00 zeitlich parallel mit dem Super League-Spitzenspiel YB – FCZ in Bern statt.

Ajax – FCZ Frauen Match-Infos (UEFA)

Ajax – FCZ Frauen Highlights im Video (Ajax)

Spieltagsplanung auf Holländisch / Champions league Playoff-Rückspiel in der Züri Live-Vorschau

Die Spielplaner der Vrouwen Eredivisie haben alles dafür getan, dass ihre beiden Vertreter Ajax und Twente den Sprung in die Champions League-Gruppenphase schaffen. Schon vor den Playoff-HInspielen sorgte man dafür, dass die beiden Holländischen Spitzenteams ausgeruht in die Partie gehen können. Und die Meisterschaftsrunde des Wochenendes zwischen Hin- und Rückspiel fand ebenfalls ohne Ajax und Twente statt. Die jeweiligen Spiele wurden verschoben. Geholfen hat dies sicherlich. In den HInspielen haben beide Vertreter vom Resultat her eher über den Erwartungen abgeschnitten.

Der eigene Verband erschwert den FCZ Frauen den Vorstoss in die Gruppenphase

Das pure Gegenteil in der Schweiz: die Spielplaner der Women’s Super League haben den FCZ Frauen vor dem wegweisenden Hinspiel im Letzigrund den Kalender bis oben hin vollgestopft. Zuerst mit einer im Schweizer Frauenfussball höchst seltenen Englischen Woche im Meisterschaftsbetrieb. Das Hinspiel gegen Ajax war das vierte Spiel in 10 Tagen. Zwischen den Champions League-Playoff Partien wurde noch eine Cuprunde reingedrückt und drei Tage danach folgt auch noch die Auswärtspartie in Luzern: insgesamt sieben Partien in 22 Tagen! Und dies bei einem Kalender, der im Rest des Jahres viel mehr Pausen bietet, als bei den Männern (wo YB und Lugano dieses Jahr für ihre Europacup Playoff-Partien eine Spielverschiebung zugesprochen erhalten haben).

Natürlich hat Ajax auch bei den Frauen generell das bessere Team als der FCZ, aber die Differenz im Hinspiel war grösser als sie hätte sein müssen. Fürs Rückspiel (heute live ab 18:50 auf Züri Live) im Amsterdamer Kleinstadion „De Toekomst“ (die Zukunft) bleibt den Zürcherinnen eine Chance aufs Weiterkommen, die wohl kleiner als bei 1% liegt. Zumal wenn man zusätzlich auch noch die Qualitätsunterschiede berücksichtigt. Trotzdem darf man gespannt sein, wie sich die Frauen von Jacqueline Dünker schlagen. Geht man in Führung, kehrt nochmal ein klein wenig Hoffnung zurück. Im Hinspiel hatten die FCZ Frauen auf dem grossen Platz im Letzigrund ihr Pressing nicht in jeder Szene durchziehen können und wurden von den Niederländerinnen bei vier Gegentreffern ausgekontert. Dann kamen auch noch ein schönes Freistosstor von Mittelstürmerin Romée Leuchter und ein Tor gegen tief stehende, aber nicht mehr konsequent verteidigende Zürcherinnen dazu.

Wenig Rotationen zu erwarten

Bei den Niederländerinnen könnte es angesichts des Hinspiel-Resultates auf zwei oder drei Positionen eine Chance für ein weiteres aufstrebendes Talent geben.

Die FCZ Frauen gewannen am Samstag in der 2. Cup-Runde mit einer Mannschaft mit Durchschnittsalter 19,7 Jahre bei Châtel St-Denis mit 13:0. Alayah Pilgrim (5) und Monika Ibishaj (4) waren dabei die erfolgreichsten Torschützinnen. In Amsterdam wird grösstenteils aber wohl wieder die gleiche Startformation wie im Hinspiel auflaufen. Vorstellbar ist, dass Chiara Bücher für die im Hinspiel zur Pause ausgewechselte Vanessa Bernauer beginnt und dadurch die offensive Ausrichtung noch mehr betont wird. In der Sturmspitze würde es zudem ziemlich sicher Sinn machen, eine Spielerin aufzustellen, welche die im HInspiel überragende De Sanders und Routinier Spitse von der 1. Minute an etwas mehr beschäftigen kann – wie Alayah Pilgrim oder Oliwia Wòs.

Einschätzungen und Stimmen zur 0:6-Klatsche gegen Ajax

Die FC Zürich Frauen gehen mit einer brutalen 0:6-Hypothek ins Rückspiel in einer Woche in Amsterdam. Die Chancen aufs Weiterkommen tendieren naturgemäss gegen Null. Beide Teams standen vor einer stimmungsvollen Kulisse im Letzigrund sehr hoch und betrieben ein Pressing, das in dieser Form im Frauenfussball immer noch eher selten anzutreffen ist. Den Zürcherinnen gelangen wie schon in der letztjährigen Champions League-Saison aussergewöhnlich viele Ballgewinne in der gegnerischen Platzhälfte, machten dann aber in den Umschaltsituationen wie auch schon damals deutlich weniger daraus, als die Gegnerinnen aus den Niederlanden. Diese erzielten vier ihrer sechs Treffer mit Konterangriffen gegen hoch stehende Zürcherinnen – mehrheitlich gleich im Anschluss an im Ansatz vielversprechende Offensivaktionen des FCZ. Aus der heimischen Liga sind sich das die Amsterdamerinnen nicht gewohnt. Da verteidigen die meisten Gegner mit Frau und Maus am eigenen Strafraum, womit Ajax seine Probleme und nur wenige Tore erzielt hat.

Grosse Unterschiede in der Rückwärtsbewegung

Der FC Zürich blieb gegen Ajax offensiv im Angriffsdrittel harmlos. Viktoria Pinther konnte sich kaum mal durchsetzen und hatte eine Passstreuung, die einer Zufallsverteilung glich, Fabienne Humm sah kaum einen Ball, Leela Egli frustrierte, dass man auf diesem Niveau nur mit Wucht alleine und mit dem Kopf durch die Wand nicht vors gegnerische Tor kommt, Seraina Piubel fehlte eine Sparringpartnerin für ihre Doppelpässe und Alayah Pilgrim etwas der Fokus. Am besten wirkte das Team vorne in der Schlussphase, als Trainerin Jacqueline Dünker mit Verteidigerin Oliwia Wos eine “Brechstangen-Spielerin“ in den Sturm stellte. Die Polin machte ihre Sache gut und verschaffte den Teamkolleginnen Luft und Zeit zum Nachrücken.

Der noch viel grössere Unterschied zwischen den beiden Teams bestand aber in der Rückwärtsbewegung. Die bereits 35-jährige Irische Nationalspielerin Diane Caldwell hat bisher in der Super League nicht überzeugt und war gegen einen Gegner wie Ajax deutlich überfordert. Neben ihr verteidigte Julia Stierli, die nach einer Verletzung zu ihrem ersten Saisoneinsatz in der Startformation kam. Marion Rey ist aktuell weit von ihrer letztjährigen Form entfernt und als Aussenverteidigerin wohl auch auf der falschen Position. Im Zentralen Mittelfeld fehlt eine Spielerin mit defensivem Gewissen wie Rey eine ist, die Sechserposition blieb häufig verwaist. Die Flügelspielerinnen unterstützten die Aussenverteidigerinnen zu wenig und vorne im Zentrum kamen Pinther und Humm häufig zu spät, um einen präzisen langen Ball zu verhindern. Bei Ajax hingegen war das Dreiermittelfeld mit Sabajo, Yohannes und Van Gool das Prunkstück der Mannschaft. Die drei gingen immer hart in die Zweikämpfe, welche von der Iitalienischen Schiedsrichterin häufig akzeptiert wurden – Stichwort: internationale Härte. Was für ein Kontrast zum Wochenende, wo der Schweizer Unparteiische in Bern einen Mini-Rempler von Naomi Mégroz im eigenen Strafraum gleich mit Rot und Penalty bestraft hatte.

Torhüterinnenposition ein grundsätzliches Schweizer Problem

Das frühe erste Gegentor in der 9. Minute wurde zudem wesentlich durch Torhüterin Noemi Benz verursacht, die eine Flanke von Tiny Hoekstra vor die Füsse von Torschützin Quinty Sabajo prallen liess. In der Person von Benz manifestiert sich die allgemein schlechte Lage auf der Torhüterinnenposition in der Schweiz. Es ist die Position auf welcher international in den letzten Jahren mit die grössten Fortschritte erzielt worden sind. Die Schweiz hatte bisher mit Thalmann und Friedli zwei international gesehen unterdurchschnittliche, aber immerhin einigermassen solide Torhüterinnen zur Verfügung. Dahinter kommt aber aktuell nichts, was dem internationalen Vergleich auch nur annähernd Stand halten würde.

Nach der Partie standen die junge Flügelstürmerin Chiara Bücher sowie die Routiniers Julia Stierli und Naomi Mégroz Züri Live für eine Einschätzung zum Spiel und weiteren Fragen zur Verfügung.

Naomi Mégroz: „Wir wollten unser Spielsystem nicht ändern“

Züri Live: Naomi Mégroz, eine 0:6-Niederlage gegen Ajax: das ist eine brutale Klatsche!

Naomi Mégroz: Ja, auf jeden Fall. Natürlich hatten wir uns das anders erhofft. Ich fand, wir sind eigentlich nicht schlecht in die Partie gestartet, haben uns dann aber schnell ausspielen lassen. Das erste Tor fiel sehr früh. Ajax war überlegen und einen Tick besser.

ZL: Beide Teams betrieben ein sehr Hohes Pressing. War das im Nachhinein etwas zu optimistisch von eurer Seite?

NM: Wir wollten es so machen wie immer und unser Spielsystem nicht ändern. Das war natürlich auf diesem grossen Platz schwieriger als sonst. Wir haben es nicht richtig hingekriegt. Aber natürlich lag es nicht nur am Platz.

ZL: Du hast heute wieder auf einer Position gespielt, die dir besser behagt.

NM: Ja, Ich war froh wieder auf meiner gewohnten Position zu spielen. Ich war auch froh, dass Julia Stierli in die Innenverteidigung zurückgekehrt ist. In der gegenseitigen Abstimmung hat aber noch nicht alles gestimmt. Jetzt müssen wir einfach das Team weiter aufbauen und weitermachen.

ZL: Im Vergleich zu letzter Saison fehlt euch aber schon noch einiges?

NM: Ja, es fehlt noch einiges. Wir hatten Abgänge, aber wir sind eigentlich gut in die Saison gestartet. Viele Gegentore erhalten wir durch individuelle Fehler. Wir müssen jetzt einfach fokussiert weiterarbeiten.

Julia Stierli: „Ajax hat unsere Schwächen aufgezeigt“

Züri LIve: Julia Stierli, heute war es brutal gegen Ajax.

Julia Stierli: Ja, das ist so. Sie waren heute in allen Belangen überlegen. Unsere Leistung hat nicht gereicht. Sie haben uns aufgezeigt, wo unsere Schwächen liegen.

ZL: Du bist nach einer Verletzungs- und Aufbauphase heute erstmals in der Startformation gestanden. Wie hast du dich auf dem Platz gefühlt?

JS: Ich habe natürlich schon gemerkt, dass ich sehr wenige Spiele in den Beinen habe. Neben der Spritzigkeit fehlt auch die Schnelligkeit. Da brauche ich noch etwas Zeit, um reinzukommen.

ZL: Ajax hat natürlich auch grosse Qualität, sie sind vor allem eingespielt, und ihr hattet immer wieder grosse Probleme mit den langen Bällen hinter die Abwehr…

JS: Ja. Wir haben gewusst, dass sie vorne schnelle Leute haben und dass sie gerne Pässe in die Tiefe spielen. Ich finde, wir haben es nicht clever gemacht und ihnen dies ermöglicht.

ZL: Was ist nun das Ziel für das Rückspiel?

JS: Im Fussball ist grundsätzlich immer alles möglich. Natürlich haben wir einen grossen Rückstand. Es geht aber vor allem auch darum, Erfahrungen zu sammeln, zu lernen, aufzustehen und eine gute Leistung zu bringen.

Chiara Bücher: „Wir setzen alles aufs Rückspiel“

Züri Live: Chiara Bücher, wie war es für dich, in deinem ersten Champions League-Heimspiel in der 2. Halbzeit einen Einsatz zu kriegen, bei Rückstand deiner Mannschaft?

Chiara Bücher: Es war zu dem Zeitpunkt schon 0:5. Es gibt noch ein Rückspiel. Wenn wir jetzt einfach aufgeben, wäre es sowieso vorbei. Daher setzen wir jetzt alles auf das Rückspiel. Nach dem 0:5 liess die eine oder andere etwas den Kopf hängen, aber ich finde, wir haben es den Umständen entsprechend gut über die Zeit gebracht.

ZL: Wie hast du dich eingelebt in Zürich?

CB: Sehr gut, das Team macht es mir auch einfach. Im Team stimmt eigentlich alles.

ZL: Du hast mit Bayer Leverkusen Bundesliga gespielt. Wie siehst du die Women’s Super League im Vergleich?

CB: Es gibt bei den oberen Teams der Tabelle schon Konkurrenz. Es ist ein Unterschied zu Deutschland, vor allem wenn ich an Wolfsburg oder Bayern denke – aber gegen diese Spitzenteams hat auch Leverkusen Schwierigkeiten. Vom Umfeld her und in Sachen Professionalität ist die Schweiz auf einem guten Weg, da sind die Unterschiede zu Deutschland nicht gross.

ZL: Und was hat dich überzeugt hierhin zu kommen?

CB: Da gab es mehrere Punkte. Ich bin jung und die Schweizer Liga ist gut darin, junge Spielerinnen auszubilden. Hier kann man zu Spielzeit und in den Spielrhythmus kommen.

Julia Stierli zurück für den Knüller gegen Ajax / Champions league Playoff in der Züri Live-Vorschau

Champions League im Letzigrund! Die FCZ Frauen treffen im Hinspiel der “Playoffs“ auf Ajax aus den Niederlanden. Die Partie entspricht einem 1/16-Final, da sich der Sieger für die Gruppenphase der besten 16 Teams Europas qualifiziert. Der FC Zürich hat sich mit einem 3:1-Sieg gegen Birkirkara (Malta) in diese Runde vorgearbeitet. Während Birkirkara für einen “1/32-Final“ ein eher einfaches Los dargestellt hatte, hat man nun mit Ajax den schwerstmöglichen Gegner auf dem „Champions Path“ zugelost erhalten. Dies bestätigt FCZ-Trainerin Jacqueline Dünker im Vorschau-Gespräch mit Züri Live. Allerdings meint sie gleichzeitig selbstbewusst: „Auch Ajax hätte sich sicherlich einen einfacheren Gegner gewünscht“.

Spitse führt die Niederländischen Meisterinnen an

Favorit ist in diesem Duell der Niederländische Meister rund um Captain Sherida Spitse. Spitse (33 Jahre) ist als Europameisterin 2017 und mit 223 (!) Länderspielen eine der renommiertesten holländischen Fussballspielerinnen aller Zeiten. Spitse konnte sich in den Farben des damaligen Norwegischen Meisters Lilleström vor acht Jahren im 1/16-Final Rückspiel in einem dramatischen 1:1 nach Verlängerung gegen den FCZ im Letzigrund durchsetzen. Fabienne Humm hatte damals mit einem Treffer in der 88. Minute nach dem Auswärts-0:1 die Verlängerung erzwungen. Abgesehen von Spitse ist nur noch Flügelspielerin Tiny Hoekstra (27) über 25 Jahre alt. Die 16-jährige Lily Yohannes ist drauf und dran, sich im Mittelfeld einen Stammplatz zu erkämpfen. Sie ist Amerikanerin von Nationalität, aber wie alle anderen Ajax-Spielerinnen in den Niederlanden aufgewachsen. Die Niederländerinnen spielen einen gepflegten Fussball und sind speziell mit Flanken gefährlich. FCZ-Coach Jacqueline Dünker lobt ihre Kompaktheit. Mittelstürmerin Romée Leuchter schiesst im Schnitt pro Wettbewerbsspiel ein Tor. Im Europacup konnte das Team von Trainerin Suzanne Bakker zuletzt überzeugen. Letzte Saison setzte es sich gegen Kristianstads (Schweden) und das deutsche Spitzenteam Eintracht Frankfurt durch und scheiterte nur knapp an Arsenal. Diese Saison kam Ajax gegen das nicht zu unterschätzende Dinamo Minsk deutlich mit 3:0 weiter.

Der FCZ ist in der Meisterschaft mit vier Siegen gegen Aarau, Thun, GC und Basel, einem 1:1 gegen St Gallen sowie zuletzt einer 1:3-Niederlage in Bern gegen YB gestartet. Nach der Englischen Woche sprach die in dieser Partie zu einem Teileinsatz kommende Sanja Kovacevic im Interview davon, dass das Team „mit dem Kopf nicht bei der Sache“ gewesen sei. Es lag aber sicherlich nicht alleine daran. YB zeigt weiter eine positive Tendenz und ist nicht zu unterschätzen. Die Bernerinnen haben schon seit Jahren mit dem FCZ zusammen die beste Nachwuchsentwicklung und können diese Saison auf einzelne zusätzliche Verstärkungsspielerinnen zählen. Ausserdem spielte den Zürcherinnen eine hanebüchene Schiedsrichterentscheidung nicht in die Karten, als die in der Anfangsphase dieser Saison auf der Innenverteidigerposition aushelfende Flügelspielerin Naomi Mégroz Gegenspielerin Strode beim Stand von 1:2 im eigenen Strafraum nur leicht rempelte und dafür einen Penalty und zusätzlich direkt Rot kassierte. Jacqueline Dünker tönt im Gespräch mit Züri Live an, dass die angeschlagen in die Saison startende Nationalspielerin Julia Stierli gegen Ajax wohl in die Startformation zurückkehren und Mégroz möglicherweise auf ihrer favorisierten Aussenposition antreten können wird.

FCZ noch im Aufbau, aber wieder mit Stierli

Diese Verstärkung ist gegen eine über den Sommer weitgehend zusammengebliebene holländische Mannschaft dringend notwendig. Denn das Team ist aktuell noch ein gutes Stück von der Qualität und Form der Mannschaft entfernt, die Anfang Juni mit begeisterndem Fussball im Meisterschaftsfinal Servette schlagen konnte. Seraina Friedli (zu Anderlecht), Marie Höbinger (Liverpool), Nadine Riesen (Eintracht Frankfurt), Laura Vetterlein (Co-Trainerin Wolfsburg) und Irina Pando (Karriereende) fehlen der Mannschaft mit ihrer Qualität, Konstanz und Erfahrung. Speziell das Zürcher Mittelfeld ist eine Baustelle. Es fehlt dort eine defensiv solide Spielerin, auch weil Marion Rey auf der Rechtsverteidigerposition aushelfen muss. Die jungen deutschen Neuzugänge Schuster, Baraniak und Bücher müssen sich erst langsam etablieren. Fabienne Humm agiert vermehrt etwas zurückgezogen auf einer Zehnerposition und lässt die Vorarlbergerin Viktoria Pinther ins Pressing gehen. Das hohe Angreifen der Gegnerinnen scheint diese Saison noch mehr zelebriert zu werden als in der letzten Spielzeit. Positiv hervorzuheben ist, dass vorne viele Akteurinnen für Tore gut sein können: neben Humm treffen auch Pinther, Egli, Piubel, Pilgrim und als Distanzschützin Romy Baraniak regelmässig. Ausserdem hat der FCZ mehr Spielerinnen mit A-Nationalteam-Erfahrung in seinen Reihen als Ajax. Man darf gespannt sein, wie die Mannschaft sich gegen das starke aber für die FCZ Frauen durchaus in Reichweite liegende Ajax präsentieren wird. Die beiden Playoff-Partien sind wohl die aufregendsten Begegnungen des Jahres.

Geradezu erbärmlich ist das Medieninteresse vor diesem möglicherweise hochkarätigsten Spiel des Jahres im Schweizer Frauenfussball (das Nationalteam trägt nur Freundschaftspartien aus). Bei der “Pressekonferenz“ war einzig Züri Live anwesend. Das Spiel überträgt neben Züri Live (ab 19:50 live aus dem Letzigrund) nicht etwa SRF, sondern es springt einmal mehr im Schweizer Frauenfussball abseits.ch in die Bresche. Es gibt auf SRF und auch sonst nirgends eine echte Vorschau zum Spiel. Züri Live wird übrigens auch das Rückspiel in einer Woche (Mittwoch, 18.10., 19:00) direkt aus dem Stadion „De Toekomst“ aus Amsterdam übertragen.

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