Auch die formstarken Domgjoni und Rohner nicht dabei: Lugano – FCZ Vorschau, Aufstellungen und Frage zum Spiel

Lugano ist das Team mit den meisten Unentschieden der Liga und der zweitbesten Defensive nach YB. Die Bianconeri haben die Verletzungssorgen überwunden. Dies war ein wesentlicher Faktor für den wichtigen 3:0-Auswärtssieg in Sion. Die ligaweit wegen ihrer überdurchschnittlichen Stabilität gefürchtete Dreierabwehr mit Kecskes, Maric und Daprelà ist wiedervereint. Für die zwei Sturmpositionen hat Trainer Maurizio Jacobacci die Qual der Wahl mit Gerndt, Bottani, Abubakar, Ardaiz und Lungoyi. Heute gegen den FCZ beginnen wie schon im Wallis erneut erstere zwei.

Unter dem ehemaligen Lugano-Profi Ludovic Magnin als Trainer hatte der FCZ eine Serie von sechs Partien ohne einen einzigen Torerfolg gegen Lugano. In den beiden bisherigen Begegnungen der Saison 20/21 hat der FC Zürich gegen die Tessiner wieder getroffen und vier Punkte geholt.

Welcher Zürcher erzielt heute in Lugano ein Tor?

View Results

Wird geladen ... Wird geladen ...

Im Kader des FCZ gibt es abgesehen von den Verletzten und Angeschlagenen Akteure mit Formschwankungen wie Doumbia, Omeragic, Khelifi, Schönbächler, Winter oder Brecher. Die zwei Stürmer Ceesay und Kramer funktionieren nur in einer begrenzten Anzahl von Spielsituationen. Dann gibt es solche, die zuletzt das für die Liga notwendige Niveau häufig haben vermissen lassen, oder denen man es bisher noch nicht zugetraut hat, wie Frei, Schättin, Wallner, Dzemaili, Hekuran Kryeziu oder Gnonto. Die Basis, welche dieses Team trägt, ist daher schmal. Sie beschränkt sich im Wesentlichen auf Antonio Marchesano und Toni Domgjoni.

Das sind die zwei Spieler, welche nie unter ein gewisses Niveau fallen und gleichzeitig eine Führungsrolle auf dem Platz übernehmen. Nur: Marchesano ist in Lugano gesperrt – und Domgjoni in den Tagen davor fraglich gemeldet. Für Marchesano kommen in Abwesenheit des ebenfalls ausfallenden Nils Reichmuth Marco Schönbächler, Salim Khelifi oder Wilfried Gnonto für die 10er-Position in Frage – alle drei haben zuletzt eine leichte Steigerung ihrer Leistungskurve erkennen lassen. Die Rechte Seite muss unbedingt defensiv wieder stabiler werden. Adrian Winter als Ergänzung zu Fabian Rohner wäre diesbezüglich eine valable Option. Der Routinier ist aber nicht mit ins Tessin gereist.

Nach dem langfristigen Ausfall von Lasse Sobiech ist zudem Nathan Pelae zum zur Zeit wohl wichtigsten Spieler im Kader geworden. Ohne zumindest einen „Turm“ im Abwehrzentrum wird es mit diesem Team fast unmöglich, dem Abstiegsstrudel zu entweichen. Man erinnere sich unter anderem an die entscheidende Verletzung von Leonardo Sanchez in der Abstiegssaison – oder an die Partie zuletzt in Genf mit drei Gegentoren aus den ersten fünf Eckbällen. Fidan Aliti ist als Unterstützung Nathans bei gegnerischen Standardsituationen ebenfalls unentbehrlich, auch wenn der generell sehr solide agierende Kosovarische Nationalspieler zuletzt absteigende Form hatte und etwas überspielt wirkte. Zudem hat Fabian Rohner das Vertrauen in ihn bisher voll bestätigt – ausser natürlich, er wird dazu eingeteilt, den besten gegnerischen Strafraumstürmer (Stevanovic, Servette) bei Eckbällen zu decken. Und dann wäre da noch Stephan Seiler, der sich ähnlich wie zuvor Rohner mit seinen guten Joker-Einsätzen eine Nomination in der Startaufstellung mal wieder verdient hat.

Update: Stephan Seiler steht in Lugano tatsächlich in der Startformation. Vermutlich wird er als Rechtsverteidiger eingesetzt werden – eine Position, die er in der 1. Mannschaft speziell in Testpartien schon häufiger gespielt hat. Eine Formation mit Dreierabwehr wäre grundsätzlich aber auch denkbar. In der üblichen Formation würde wohl Schönbächler auf der 10-er Position auflaufen (Alternative: Khelifi, der im Forechecking etwas aggressiver ist). Toni Domgjoni ist definitiv nicht dabei. Genauso fehlt Fabian Rohner im Aufgebot, welches auf der Ersatztribüne nur fünf Feldspieler aufführt: Tobias Schättin, Blerim Dzemaili, Willie Gnonto, Filip Frei und Silvan Wallner.

Emblematisches Duell Rüegg vs. Yao: FCZ – Lugano Analyse

Am Wochenende hatte St. Gallen eine halbe Stunde lang gegen den FCZ das Spiel so dominiert gehabt, dass sich manche fragten, wie die Ostschweizer diese Partie verlieren konnten. Am Ende verzeichnete der FCZ aber ein klares Chancenplus und aus dieser Warte war der Auswärtssieg logisch. Analog erlebten die Zuschauer im Letzigrund eine intensive Zürcher Druckphase in der halben Stunde nach der Pause, welche den FCZ am Ende als logischen 1:0-Sieger erscheinen liess. Nur: gemäss Expected Goals-Statistik hatte Lugano in dieser Partie insgesamt die besseren Torchancen gehabt. Der FCZ konnte zwar doppelt so viele Abschlusschancen zu verzeichnen, wie in St. Gallen, als man 4:0 gewann, aber die Chancen waren in der Summe viel weniger vielversprechend. Nun fliessen im Ansatz hervorragende Möglichkeiten, die nicht zu einem Abschluss führen (wie beispielsweise die Szene, in welcher Lugano-Keeper Baumann den Ball fallen lässt) nicht in die Expected Goals-Statistik ein. Ebensowenig „Fahrradkette“-Diskussionen wie „hätte er doch Schönbi angespielt, der war links ganz frei“. Substanziell ändert dies aber nichts am Befund.

Die 0:4-Heimniederlage im Letzigrund gegen den gleichen Gegner zum Saisonauftakt lief in vielerlei Hinsicht ähnlich. Nur traf damals Aratore mit einem Sonntagsschuss ins Netz und diesmal Sabbatini nur die Latte. Der FCZ erzielte zudem auf einen Standard das erste Tor, während damals Lugano in grosser Hitze von einem geschenkten Penalty zum 0:1 profitierte. Gravierende Fehler im Zürcher Spiel gab es auch diesmal. So leitete beispielsweise Kevin Rüegg mit einem Fehlpass in der 28. Minute die Szene zum Pfostenschuss von Eloge Yao ein. Bei diesem machte sich Yanick Brecher im Eins gegen Eins nicht wirklich breit und hatte Glück, dass Yao durch die entstehende Lücke nicht das Tor traf. In der 77. Minute war Yanick Brecher gegen Yao ein zweites Mal bereits geschlagen, aber diesmal rettete an Stelle des Pfostens Becir Omeragic vor der Linie (Michael Kempter wäre dahinter ebenfalls noch bereitgestanden). Auch in dieser Szene hatten beim FCZ unverständlicherweise Sohm, Janjicic und allen voran Rüegg „geschlafen“, als Lavanchy mit einem Bogenball von Lovric gefährlich hinter die Abwehr angespielt worden war.

Rüegg, Janjicic und Sohm schalten ab, während Lavanchy einen Ball quer durch den Fünfmeterraum spielt

Omeragic musste nach der Kopfballabwehr angeschlagen ausgewechselt werden. Zuvor hatte bei einem Freistoss Tosin einen schärferen und aus kürzerer Distanz geschossenen Ball von Gerndt in der Mauer mit der Stirn geblockt. Kevin Rüegg ist aktuell der Spieler mit den grössten Leistungsschwankungen innerhalb eines Spiels. Er setzte gleich zu Beginn mit seinem Engagement und Kampfgeist wichtige Zeichen. In der Rückwärtsbewegung konnte er hingegen immer wieder froh sein, dass Nathan ihm in vielen Situationen tatkräftig zur Seite stand. Das Duell Rüegg gegen Yao war emblematisch für die Partie. In der Ersten Halbzeit standen die Lugano-Aussenspieler, speziell Yao, sehr hoch, und banden Rüegg und Kempter etwas zurück. In der Zweiten Halbzeit war es dann eher umgekehrt. Luganos situativ ständig zwischen 3-5-2 und 4-4-2 hin- und herwechselnde Formation vermochte im zweiten Durchgang die Räume nicht mehr so konsequent zu schliessen, auch weil beim FCZ in der ganzen Mannschaft mehr Bewegung im Spiel war.

Das Duell Rüegg gegen Yao war emblematisch für die Partie

Wie schon in Bern und St. Gallen ersichtlich, hat der FCZ die Corona-Pause ganz offensichtlich genutzt, um das Pressing zu verbessern und die Gegenstrategien gegen die stärksten Waffen der Ligagegner zu verfeinern. Ein Beispiel dafür war das Verhalten der Innenverteidiger Omeragic und Nathan in der Angriffsauslösung Luganos. Die beiden Stürmer Gerndt und Janga beteiligten sich nicht am kompakten Defensivblock der Tessiner und warteten an der Mittellinie auf Gegenstossmöglichkeiten. Der FCZ nahm dabei das potentielle Risiko eines zwei gegen zwei auf sich. Omeragic und Nathan antizipierten Luganos Konterauslösungen speziell über den Schlüsselspieler Gerndt gut und folgten in diesen Situationen den beiden Stürmern in enger Manndeckung, um zu verhindern, dass diese sich drehen und einen entscheidenden Steilpass oder Seitenwechsel spielen konnten.

Zu den Zürcher Offensivwaffen gehören nach der Corona-Pause neuerdings die Standards. Nachdem der FCZ jahrelang bei den „Set pieces“ so gut wie nichts zustande gebracht hatte, erzielte man nun schon zum dritten Mal in Folge ein Standardtor. Marco Schönbächler, der für den gesperrten Benjamin Kololli fast alle Stehenden Bälle trat, brauchte bei Eckbällen neun Versuche, aber einer davon, der spielentscheidende, kam ideal auf den Kopf von Marchesano, nachdem die Haupttribüne mit „Schönbi! Schönbi!“-Rufen just vor diesem Corner den Zürcher Flügelspieler aufgemuntert hatte. Es war das erste Tor gegen Lugano nach mehr als zehn Stunden Spielzeit. Ein weiterer Trumpf ist aktuell Michael Kempter, welcher sich gegen Lugano im Vergleich zum St. Gallen-Spiel noch weit häufiger offensiv einschalten konnte und zur Zeit einfach „funktioniert“.

Am anderen Ende der Skala befindet sich unter anderem Blaz Kramer, welcher in allen Rückrundenspielen eine ungenügende Züri Live-Note erhalten hat. Mit seinen vielen Ballverlusten und verlorenen Zweikämpfen, gerade auch in der Luft, ist er eher eine Hypothek im Zürcher Aufbauspiel, und wenn der Slowene dann zusätzlich auch noch seine eine Topchance, die er pro Spiel bekommt, nicht nutzt, wird es schwierig. Tosin liess so viele Chancen ungenutzt wie noch nie. Ähnlich wie bei Rüegg war sein Auftritt gegen Lugano ein grosses Auf und Ab. Am Ende liess man den Nigerianer minutenlang hinkend weiterspielen, bevor es mit seinem Rechten Knie überhaupt nicht mehr weiter ging. In der 78. Minute kam der 19-jährige Henri Koide zu seinem Super League-Début. Die Einwechslung hätte schon in der 73. Minute erfolgen sollen, wurde dann aber durch Marchesanos Tor um fünf Minuten verschoben. Das Team insgesamt kommt auf einen Notenschnitt von 6.0, womit zum ersten Mal in dieser Saison in drei Spielen hintereinander „die Sechs steht“ (YB 6.1, FCSG 6.3).

78. Minute: Henri Koide kommt zu seinem Super League-Début

FC Zürich – Lugano 1:0 (0:0)
Tore: 73. Marchesano (Schönbächler) 1:0.
FCZ – Brecher; Rüegg, Nathan, Omeragic (78. M. Kryeziu), Kempter; Sohm (78. H. Kryeziu), Janjicic; Tosin (90.+2 Domgjoni), Marchesano (78. Koide), Schönbächler; Kramer (60. Winter).
Lugano – Baumann; Kecskes, Maric, Daprelà; Lavanchy, Selasi (78. Lungoyi), Yao (90. Jefferson); Lovric (90. Covilo), Sabbatini; Janga (78. Holender), Gerndt (67. Bottani).

(Bilder: Züri Live, RSI Standbild)


Harmlos und verunsichert: Lugano – FCZ Analyse

Nach dem Tiefpunkt in Sion hatte der FCZ gegen Basel, im Derby und gegen YB kontinuierlich eine Steigerung an den Tag gelegt, für welche ein einziger Punkt ein schlechter Lohn war. Nach dem Auswärtsspiel in Lugano muss man aber von einem erneuten Rückschritt sprechen – es ist ein Spiel, das man nicht hätte verlieren dürfen. Schon nach dem Aufwärmen und in der Partie selbst von der Ersten Minute an war zu spüren, dass die Präsenz auf dem Platz von hinten bis vorne viel zu gering für den benötigten Effort war. Zu keiner Sekunde hatte man zumindest von der Aussenwirkung her das Gefühl, dass die Spieler die Partie im Tessin als eine wichtige «Finalpartie» gegen einen direkten Gegner in der Schlussphase der Saison auffassten. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison baut der FCZ auswärts einen direkten Konkurrenten, der wie im Fall von Lugano seit Oktober nicht mehr zu Hause hatte gewinnen können, entscheidend auf.

Über vier Direktbegegnungen und mehr als 360 Minuten hat das Letzigrundteam gegen die Tessiner tatsächlich kein einziges Tor zustande gebracht! Ins Gewicht fiel sicherlich auch, dass der sich zuletzt im Aufwind befindliche Assan Ceesay ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub gesperrt war, und dem durchaus immer wieder rackernden Stephen Odey im Abschluss das Selbstvertrauen weiterhin abgeht. Nachdem das Team in den letzten fünf Partien insgesamt nur einen einzigen Ball im Netz versenkt hat, scheint es bei seinen Angriffen langsam aber sicher immer weniger dran zu glauben, dass sie am Ende von Erfolg gekrönt sein könnten. Überzeugung und Zuversicht sieht anders aus. Der schon lange physisch nicht wirklich robust wirkende Hekuran Kryeziu verletzte sich leider in der 13. Minute beim Versuch, den Rückstand auf Numa Lavanchy beim Kampf um den Ball mit einem gewagten Tackling zu kompensieren.

Joël Untersee kam rein und Kevin Rüegg wechselte ins Zentrale Mittelfeld. Der Zürcher Captain ist aber zur Zeit in vielen Spielen ein Schatten seiner selbst – in Lugano wirkt er unaufmerksam mit nonchalantem Passspiel, dreht sich in Zweikämpfen weg und lässt sich zu einfach ausspielen. An solchen Tagen bräuchte es die Unterstützung von einem Captain der Gambischen Nationalmannschaft wie Pa Modou, aber dieser agierte selbst zu halbherzig und hatte keinen positiven Einfluss auf die Mannschaft. Antonio Marchesano liess vorne in den meisten Aktionen Präzision und Biss vermissen, was Lugano immer wieder ermöglichte, sich rechtzeitig zu gruppieren. Unter dem Strich war am Ende Andris Vanins trotz drei kassierten Gegentoren noch der beste FCZ-Akteur. Die ersten beiden Gegentore waren ein Sinnbild des ganzen Zürcher Auftrittes – beim ersten weiss Rüegg bei einem eigenen Konter vorne nichts mit dem Ball anzufangen und der auf sich alleine gestellte Kharabadze verliert den Ball. Denkbar wäre, dass der FCZ halt eher vorsichtig agiert, um sich nicht auskontern zu lassen. Aber das ist nicht der Fall. Gerade eben noch hatte der Georgier vorne zu wenig Unterstützung erhalten, sind dessen Teamkollegen auch in der Rückwärtsbewegung wieder zu spät – Domgjoni winkt sie vergebens energisch zurück.

Der FCZ präsentiert sich in dieser Szene alles andere als vorteilhaft. Man ist weder richtig vorne am Angreifen, noch richtig hinten am Verteidigen – sondern irgendwo verloren in der Mitte, und jedes Mal wenn man endlich am Ort des Geschehens auftaucht, ist die Party schon vorbei. Beim zweiten Gegentor spielt Rüegg im Mittelfeld einen nonchalanten Pass auf Untersee, wodurch dieser unter Druck gerät und einen Freistoss verursacht. Anschliessend stellt sich Untersee im Zweikampf mit Mihajlovic auf seiner Rechten Seite wenig souverän an, Mirlind Kryeziu antizipiert in der Mitte etwas zu spät, dadurch steht er nicht nah genug bei Carlinhos, Kharabadze versucht auf wenig erfolgsversprechende Art und Weise zu Hilfe zu eilen und lässt dabei den anschliessenden Torschützen Brlek völlig frei stehen – eine Fehlerkette wie aus dem Lehrbuch. Im Pausengespräch mit Züri Live zeigte sich Lugano-Experte Ugo Morselli enttäuscht über die Zürcher Hintermannschaft. Sie sei zu langsam, vernachlässige die Deckungsarbeit und speziell über Pa Modous linke Seite komme Lugano immer wieder viel zu einfach zum Flanken. Er vermutete, dass der verletzungsbedingte Ausfall von Hekuran Kryeziu dem FCZ einen Strich durch die Rechnung gemacht habe und lobte das laufstarke Lugano-Zentrum mit Sabbatini und Vecsei sowie die defensiv gut mitarbeitenden Gerndt und Carlinhos, welche die fehlende Laufbereitschaft Sadikus kompensieren würden:

Vor sieben Wochen wurden hier an dieser Stelle vier Baustellen des FCZ ausgemacht und diskutiert. Die erste war der eklatante Unterschied zwischen dem (sehr guten) Start in eine Partie und dem weiteren Spielverlauf. Mittlerweile hat sich das geändert, aber nicht unbedingt so, wie gewünscht. Der Start in die Partie ist mehrheitlich nicht mehr gut. Im Verlaufe des Spiels versucht der FCZ dann jeweils aufzudrehen, manchmal mit Überzeugung, manchmal aber auch auf eher  hilflose Art und Weise. Die zweite Schwachstelle Standards hat man in der Zwischenzeit klar verbessern können. Die defensive Anfälligkeit darauf ist bei weitem nicht mehr so hoch, wie noch zu Beginn der Rückrunde. Die dritte Baustelle «Sturm» hat sich hingegen weiter verschärft. Die seit Mitte November feststellbare Abwärtstendenz in diesem Mannschaftsteil hält an. In den letzten vier Partien hatte der FCZ kumulierte „Expected Goals“ von 3,45 zu verzeichnen, was nicht allzu viel ist. Aber von diesen 3,45 Expected Goals wurde dann auch noch nur eines tatsächlich erzielt. Abgesehen davon, dass man sich in der Mehrheit der Partien zu wenig Torchancen erarbeitet, ist nun also auch noch fehlende Effizienz im Abschluss dazugekommen, welche zuvor in dieser Saison noch ordentlich war. Die psychologische Komponente (die berüchtigte „Abwärtsspirale“) spielt bei diesem Punkt sicherlich entscheidend mit hinein. Die vierte Baustelle, Benjamin Kololli, war zuletzt verletzt, nachdem er zwischenzeitlich als Sturmspitze die Mannschaft besser unterstützen konnte, als zuvor im Linken Mittelfeld.

Als nächstes warten Sion und zwei Mal Basel – das zweit- und drittbeste Team der letzten sechs Runden. Und gerade Basel kassiert in der Rückrunde kaum noch Gegentore – ein steiler Berg zu erklimmen für den FCZ. In der Vorrunde hatte man noch trotz oder vielleicht auch wegen gleichzeitigen Europacupspielen noch fast gleich viele Punkte geholt, wie in der Saison zuvor. Die Rückrunde hingegen ist bisher punktemässig die schlechteste seit Einführung der Super League. Der FCZ hat deshalb nun nach 30 Runden (erst) gleich viele Punkte wie in der Abstiegssaison in der Endabrechnung. Ein Muster, welches sich durch vier der letzten fünf Spielzeiten durchzieht, ist der gute Start und Leistungseinbruch beginnend etwa Mitte November. Dies war 14/15 unter Trainer Urs Meier gleich wie 16/17 und 17/18 unter Uli Forte und nun auch 18/19 bei Ludo Magnin – nur in der Abstiegssaison (Sami Hyypiä) war man in allen Saisonphasen etwa gleich schlecht. Dies im Gegensatz zu den vorangegangenen vier Spielzeiten 10/11, 11/12, 12/13 und 13/14, als der FCZ jeweils in der Rückrunde (zum Teil deutlich) mehr Punkte holte. Die prägenden Spieler der aktuellen „Frühstarter-Generation“ sind Alain Nef, Adrian Winter und Umaru Bangura – die „Spätstarter“ wurden angeführt von Philippe Koch, Marco Schönbächler und Jorge Teixeira.

Lugano – FCZ 3:0 (1:0)

Tore:  40. Carlinhos (Gerndt) 1:0; 83. Brlek (Carlinhos) 2:0, 90.+1 Carlinhos (Bottani) 3:0.

Lugano: Baumann; Sulmoni, Maric, Daprelà; Lavanchy, Vecsei, Sabbatini, Crnigoj (69. Mihajlovic); Carlinhos, Gerndt (76. Brlek); Sadiku (65. Bottani).

FCZ: Vanins; Rüegg, Maxsø, M. Kryeziu, Pa Modou; Khelifi, Domgjoni, H. Kryeziu (15. Untersee), Kharabadze; Odey, Marchesano (80. Binous).

 

Sturmkrise! FCZ – Lugano 0:1 Analyse

Dem FCZ gelingt es eine Halbzeit lang in Überzahl nicht, den 0:1-Rückstand im Letzigrund gegen den FC Lugano wettzumachen und muss die dritte Super League-Heimniederlage in der einjährigen Amtszeit von Ludovic Magnin hinnehmen. Dabei kamen diesmal zumindest zwei der zuletzt hier als Baustellen beschriebenen Probleme nicht zum Vorschein. Erstens gab es kein Gegentor auf einen Eckball – dies allerdings nicht, weil man diese gut verteidigt hätte, sondern weil man den Gästen aus dem Tessin überhaupt keinen Corner zugestand. Zweitens blieb der bisher in dieser Rückrunde so typische leistungsmässige Einbruch aus. Die Überzahlsituation wurde seriös angegangen – es gab kein Nachlassen, und im Gegenteil rund 80% Ballbesitz in der Zweiten Halbzeit.

Die Baustelle «Sturm» trat aber gegen Lugano mehr denn je zu Tage. Gegen die Bianconeri hat man nun in 270 Minuten dieser Saison noch keinen einzigen Treffer erzielen können. Speziell der Ex-Luganesi Assan Ceesay müsste kurz vor Schluss alleine vor dem gegnerischen Goalie Baumann einen Treffer erzielen. Dies war aber nur das eklatanteste Beispiel. Allen Zürcher Spielern fehlte auf den letzten 20 Metern die Zielstrebigkeit und «Grinta». Auch die vierte «Baustelle», Benjamin Kololli, bildete im gegnerischen Strafraum keine Zürcher Ausnahme. Man muss von einer Sturmkrise sprechen. Ob der frisch engagierte ehemalige Weltklasse-Offensivmann Florent Malouda daran etwas ändern kann?

Pech kam auch noch dazu, als Assistent Bekim Zogaj in einer Zentimeterentscheidung den eingewechselten Alain Nef bei dessen Kopfballtreffer im Offside sah. Allerdings hatte auf FCZ-Seite Hekuran Kryeziu in der Ersten Halbzeit auch einmal Glück gehabt, dass er von Schiedsrichter Sandro Schärer nach einem harten Einsteigen gegen Fabio Daprelà nicht mit «Gelb-Rot» vom Platz gestellt worden war. Fast schon unerklärlich waren die vielen leichten Ballverluste diesmal speziell von Umaru Bangura und Salim Khelifi. Dafür gelang Winterneuverpflichtung Grégory Sertic erstmals ein über 90 Minuten vorwiegend gutes Spiel.

Die Zuschauerzahl war mit 8’434 deutlich tiefer als der Saisonschnitt – allerdings waren es seit den 80-er Jahren gegen diesen Gegner nur zwei Mal (knapp) mehr gewesen. Letztmals ein Meisterschaftsspiel gegen Lugano im Letzigrund mit mehr als 10’000 Zuschauern gab es im März 1972 (mit Vorspiel Young Fellows – Red Star).

FCZ – Lugano 0:1 (0:1)

Tore:  30. Gerndt (Sadiku) 0:1.

FCZ: Vanins; Rüegg, Bangura, Maxsø, Kharabadze; Sertic, H. Kryeziu; Winter (46. Kololli), Zumberi (66. Ceesay), Khelifi (79. Nef); Odey.

Lugano: Baumann; Yao, Kecskés, Sulmoni, Daprelà; Piccinocchi, Sabbatini; Carlinhos (77. Covilo), Bottani (55. Crnigoj), Gerndt; Sadiku (46. Mihajlovic).

 

Nef bringt Schwung, aber nicht den Sieg / FCZ – Lugano Analyse und Highlights

Alain Nef war beim ersten Saisonspiel gegen den FC Thun der Best Player und ist es zum Ende der Vorrunde gegen Lugano erneut. Schon in der Challenge League-Saison hat der Routinier immer wieder unter Beweis gestellt, dass er der Mannschaft speziell gegen unbequeme „kleine“ Gegner mit seiner Mentalität wichtige Impulse bringt. Im Duo mit dem ähnlich gepolten Adi Winter vermochte der nach etwas mehr als einer Stunde eingewechselte Nef über rechts für so viel Druck zu sorgen, dass nach einer verkorksten und ziemlich ereignislosen Ersten Halbzeit das 1:0 eigentlich noch hätte fallen müssen. Aber ähnlich wie schon beim Heimspiel gegen Neuchâtel Xamax vergab der FCZ auch gegen die Tessiner zu viele Torchancen. Die beiden Partien gegen den FCZ (1:0, 0:0) sind für Lugano somit die einzigen beiden der Vorrunde ohne Gegentreffer! Und dies obwohl beide Teams einander im Mittelfeld relativ viel Platz liessen. Dieser konnte nicht genutzt werden, weil dem FCZ speziell über links lange Zeit viel zu viele einfache Fehler unterliefen.

Der FCZ versuchte zwar gezielt mit überdurchschnittlich vielen hohen Bällen eine der Schwachstellen Luganos konsequent auszunutzen, was aber nicht gelang. In der Ersten Halbzeit liefen die Zielspieler in der Regel konsequent an den nahen Pfosten, während der Flankengeber den Ball Richtung entfernten Pfosten brachte. In der Zweiten Halbzeit waren die Hereingaben und die Abstimmung deutlich besser, aber da haperte es dann am Abschluss. Stephen Odey kam zu so vielen Torchancen wie sonst in dieser Vorrunde nur noch beim 2:0-Derbysieg Anfang Dezember, wirkte aber etwas überspielt.

FCZ – Lugano 0:0

FCZ: Brecher; Winter, Bangura, Maxsö, Guenouche; H. Kryeziu, Domgjoni; Khelifi, Marchesano (64. Kasai), Kololli (64. Nef); Odey.

Lugano: Baumann; Maric, Covilo, Sulmoni; Mihajlovic, Sabbatini, Piccinocchi, Daprelà; Vecséi (69. Macek), Brlek (60. Crnigoj); Gerndt.

Uli Forte vor der ersten richtigen Auswärtspartie der Saison

Lugano spielt dieses Jahr die Rolle des FCZ als direkt für die Europa League-Gruppenphase qualifiziertes Team. Die Heimspiele werden die Luganesi in Luzern austragen müssen, wobei die Miet- und Sicherheitskosten bei Heimspielen die Ausgaben für die Auswärtsreisen noch übersteigen werden. In der Zürcher Abstiegssaison resultierten aus den ersten drei Direktbegegnungen fünf Punkte für den FCZ, obwohl es neun hätten sein müssen (bei den zwei 0:0-Unentschieden im Tessin konnte das Letzigrund-Team viele Topchancen nicht verwerten) und verlor im Mai dann die vorentscheidende Partie gegen die Tessiner im Letzigrund gleich mit 0:4, nur um kurz danach an gleicher Stätte den Cupfinal gegen den gleichen Gegner zu gewinnen.

Mit einem Jahr Verspätung schaffte nun Lugano den direkten Sprung in die Europa League-Gruppenphase dank eines dramatischen Schlussspurtes Ende letzter Saison doch noch. Mit „Piu“ Da Costa und Silvano Schäppi gesellen sich zwei weitere Spieler aus der FCZ Academy zu Davide Mariani, welcher im Tessin den Klub gefunden zu haben scheint, der am besten zu seiner Spielweise passt. Mit dem Zuzug Alexander Gerndt, der am Samstag möglicherweise bereits an der Seite der letztjährigen Challenge League-Entdeckung Younes Bnou Marzouk im Sturm auflaufen könnte, hat Lugano im Hinblick auf die Saison 17/18 ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt. Wie die personelle Situation aussieht, und welche Fussballbegriffe auf italienisch man unbedingt beherrschen sollte, verrät der Zürcher Coach im Gespräch mit Züri Live kurz vor der Abfahrt ins Tessin:

Brutalo-Fouls gegen die Konkurrenz: die dunkle Seite der FCB-Meistertitel

An der Pressekonferenz vor dem kapitalen Duell gegen Lugano im Letzigrund tat FCZ-Trainer Sami Hyypiä etwas für ihn aussergewöhnliches – er strich auf Nachfrage die Bedeutung eines einzelnen Spielers für das Team heraus: „Wir gewinnen in Basel, wenn Sanchez nicht verletzt raus muss“.

Hyypiä sieht in jenem Zweikampf, als der Basler Jungspund Cédric Itten den Argentinischen Verteidiger zehn Minuten nach der Pause im Mittelfeld von hinten attackierte, den Knackpunkt, welcher den FCZ nach ansprechendem ersten Teil der Meisterschafts-Rückrunde nochmal in akute Abstiegsgefahr gebracht hat. Tatsächlich ist der Punkteschnitt ohne Sanchez von 1.33 auf mickrige 0.2 pro Spiel gesunken.

Die legitime Praxis, den grössten Konkurrenten wie GC oder YB die Schlüsselspieler Hakan Yakin, Petric, Smiljanic, Yapi oder Bobadilla abzukaufen, betreibt der FCB seit Beginn der neuen Meisterära um die Jahrhundertwende. In den letzten vier der sieben Meistersaisons in Folge wurde nun aber das Ausschalten der Konkurrenz aus Zürich und Bern durch Brutalo-Fouls von ehemaligen FCB-Junioren zu einem zusätzlichen, nicht unwesentlichen, aber bisher wenig thematisierten Faktor.

Das bedeutet nicht, dass es sich hier um eine gezielte Strategie der FCB-Klubführung handelt. Dies hält Züri Live für eine höchst unwahrscheinliche Erklärung des Phänomens. Die These vom reinen „Zufall“ kann bei einer solchen Häufung von sich wiederholenden Fällen bei ernsthafter Betrachtung aber ebenso ausgeschlossen werden.  Es würde erstaunen, wenn bei gründlicher Untersuchung bei ehemaligen FCB-Junioren nicht Spuren von gegenseitiger Anstachelung zu solchen Taten gefunden werden könnten.

3.Februar 2013: In einem fair und ruhig geführten Testspiel fügt Simon Grether mit einem plötzlichen vorsätzlich gesundheitsgefährdenden Einsteigen FCZ-Schlüsselspieler Burim Kukeli einen Schien- und Wadenbeinbruch zu. Grether meint nach dem Spiel: „Dem FCZ fehlt für längere Zeit ein wichtiger Spieler. Das tut mir leid“. Die Spätfolgen dieser Aktion werden Kukeli wohl immer verfolgen. Selbst heute noch muss der Mittelfeldspieler immer wieder mehrere Spiele hintereinander pausieren. Simon Grether stammt aus dem FCB-Nachwuchs.

8.Februar 2014: Zur Winterpause ist das Meisterrennen eng mit drei Teams innerhalb von zwei Punkten. Beim Spitzenspiel am zweiten Spieltag der Rückrunde im St.Jakob Park säbelt Taulant Xhaka den sich in blendender Verfassung befindlichen YB-Stürmer Alexander Gerndt mit beiden Beinen von hinten um. Gerndt fällt lange aus, und YB in der Folge in der Tabelle zurück. Basel wird Meister. Taulant Xhaka stammt aus dem FCB-Nachwuchs.

5.Oktober 2014: Der FC Zürich ist hervorragend in die Saison gestartet und übernimmt nach dem Heimsieg gegen Vaduz die Leaderposition. Zu Reden gibt aber ein Vorfall in der 22.Minute. SRF.CH meint dazu: „Aus unerklärlichen Gründen stieg Innenverteidiger Simone Grippo im Mittelfeld Davide Chiumiento von hinten in die Beine. Die direkte rote Karte an die Adresse von Grippo war die logische Konsequenz.“. Die Aktion ist vorsätzlich gesundheitsgefährdend. Der sich zum damaligen Zeitpunkt einer sehr guten Form erfreuende Chiumiento („der beste Chiumiento aller Zeiten“) verletzt sich glücklicherweise aber nicht. Simone Grippo stammt aus dem FCB-Nachwuchs.

wieser foul

9.November 2014: Der FCZ bedrängt den FCB einen Monat später immer noch an der Spitze der Liga, als Sandro Wieser sehenden Auges und mit viel Tempo FCZ-Schlüsselspieler Gilles Yapi im Mittelfeld niederstreckt. Die Bilder gehen als „horror tackle“ um die Welt. Eine lebenslange Sperre für Wieser wird gefordert. Der Tritt auf dem Brügglifeld räumt dem FCB schlagartig den härtesten Meisterschaftskonkurrenten aus dem Weg. Der FCZ gerät ohne Yapi auf die Verliererstrasse und kann am Ende der Saison gerade noch so mit Ach und Krach einen Europacupplatz sichern. Als Spätfolge wird kurz nach Beginn der neuen Saison Trainer Urs Meier entlassen. Der neue Trainer Sami Hyypiä braucht bei laufender Saison viel Zeit, um das Team kennenzulernen, was weitere Punkte kostet. Yapi kehrt zurück, ist aber bis heute noch nicht der „Alte“, und muss im Abstiegskampf verletzungsbedingt pausieren.  Das ebenfalls gut in die Saison gestartete Aarau wird durch den Vorfall genauso aus der Bahn geworfen, und steigt ab. Sandro Wieser stammt aus dem FCB-Nachwuchs.

10.April 2016: Der FCZ ist nun in Abstiegsgefahr geraten und verpflichtet in der Winterpause Alexander Kerzhakov und Leonardo Sanchez. Der Argentinische Verteidiger stabilisiert sofort die Abwehr des Hyypiä-Teams. Nach 2,2 Gegentoren pro Spiel in der Vorrunde, lässt der FCZ mit Sanchez plötzlich nur noch 0,6 Gegentore pro Partie zu. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Der Stadtclub scheint sich gefangen zu haben. Im Aufeinandertreffen mit dem FCB im St.Jakob-Park räumt Cédric Itten mit seinem harten Einsteigen im Mittelfeld Sanchez vom Platz. Ohne den Argentinier wird für den FCZ die Abstiegsgefahr durch nur einen Punkt in vier Spielen mit 9 Gegentoren (wieder ein ähnlicher Schnitt wie in der Vorrunde) plötzlich wieder akut. Cédric Itten stammt aus dem FCB-Nachwuchs.