Frappante Parallelen zur Abstiegssaison nehmen zu / FCZ – Basel Vorschau

Anfang September wurde hier auf Züri Live ein Artikel mit dem Titel „FCZ im Abstiegskampf – was lehrt uns die Saison 15/16?“ publiziert. In diesem wurden Parallelen zur Abstiegssaison beschrieben und diese haben seither nicht wie man denken könnte, abgenommen, sondern im Gegenteil zugenommen! Wie damals hat der FCZ in der Vorsaison um den Titel gespielt. Wieder war man im Europacup engagiert, diesmal noch deutlich länger und intensiver. Die Rotation durch den Dreitage-Spielrhythmus führte zu personeller Inkonstanz. Wie zu Beginn der Abstiegssaison war man zudem in der Startphase dieser Saison häufig die Mannschaft mit den besseren Torchancen, nutzte diese aber nicht. Von den ersten 14 Partien unter Franco Foda verlor der FCZ nur eine einzige nach “Expected Goals“.

Hyypiä von Ende Oktober bis Mitte April besser als Henriksen

Zu den Parallelen, die nun seit dem September-Artikel dazugekommen sind, gehört die frühe Trainerfreistellung. In der Saison 15/16 durfte Urs Meier das Team gerade mal drei Liga-Runden coachen, bei Franco Foda waren es acht. 15/16 fiel man in der Übergangsphase unter Interimscoach Massimo Rizzo auf den letzten Platz zurück. Diesmal gab es ebenfalls eine nicht sonderlich erfolgreiche Übergangsphase unter Genesio Colatrella. Man handelte sich sowohl 15/16 wie auch 22/23 im ersten Viertel der Saison eine so grosse Hypothek ein, dass man sich für den Rest der Saison zwangsläufig auf dünnem Eis bewegte. Aus so einem Loch kommt man bis Saisonende in der Super League in der Regel nicht mehr raus. Und wie bei der Credit Suisse genügt in einer dergestalt geschwächten Position ein einziges negatives Ereignis, um den Absturz zu besiegeln. Die letzten Jahre seit dem Wiederaufstieg war das nie so gewesen. Die Vorrunde beendete man unter Forte, Magnin, Rizzo und Breitenreiter immer mindestens auf dem Vierten Platz.

Weitere Parallele: Sowohl 15/16 wie auch 22/23 kam im Herbst ein neuer Trainer mit „H“ aus Nordeuropa. Und in beiden Fällen ging es mit den Resultaten aufwärts. Sami Hyypiäs Punkteschnitt von Ende Oktober bis Mitte April war sogar besser als der aktuelle Punkteschnitt von Bo Henriksen! Dies gilt sowohl inklusive internationale Spiele, als auch wenn man nur die Partien auf nationaler Ebene berücksichtigt! Unter anderem erreichte man unter Hyypiä in dieser Phase mit Auswärtssiegen gegen drei Super League-isten (YB, Thun, Sion) den Cupfinal.

Brecher, Xhaka, Nef, Callà, Contini – gleiche Protagonisten wie vor sieben Jahren

Damals wie heute traf man in der 27. Runde auf den FC Basel! Ein schlechtes Omen? Kommt es zur Wiederauferstehung der Geister der Vergangenheit? Sowohl die beiden heutigen Captains Yanick Brecher und Taulant Xhaka, wie auch die beiden Assistenztrainer Alain Nef und Davide Callà standen am 10. April 2016 auf dem Platz. Michael Lang hatte sich in der Woche davor einen Muskelfaserriss zugezogen und der an einer Schulterverletzung laborierende Philipp Degen zierte im Anzug das Matchprogramm. Der FC Zürich hatte vor der Partie auf dem achten Rang liegend sieben Punkte Vorsprung auf den Letztplatzierten Vaduz. Die Liechtensteiner hatten am Wochenende davor in Luzern mit 1:5 verloren, der andere Konkurrent im Abstiegskampf, Lugano, gar 0:6 gegen Sion. Der FCZ galt zu diesem Zeitpunkt in der Medienlandschaft als „gerettet“.

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Das 2:2 im St. Jakob Park (nach 2:0-Führung) wurde als positives Resultat betrachtet, obwohl dadurch der Vorsprung auf Vaduz auf fünf Punkte schrumpfte. Die damals von Giorgio Contini trainierten Liechtensteiner hatten einen 3:0-Derbysieg gegen St. Gallen gefeiert – während Zdenek Zeman’s Lugano in Bern am gleichen Wochenende sogar 0:7 auf die Kappe bekam. Heute hat Henriksen’s FCZ vor dem Basel-Spiel der 27. Runde ebenfalls auf dem achten Platz liegend nur drei Punkte Vorsprung auf die beiden Letztplatzierten Winterthur und Sion. Damals wie heute reicht(e) der Neunte Rang für den Klassenerhalt.

Fluide Formation: Vogel wie Magnin

2016 trat in Basel der eingewechselte Cédric Itten den Zürcher Abwehrchef Leonardo Sanchez von Schiedsrichter Fedayi San ungestraft mit einer Attacke von hinten vom Platz. Aufgrund des Muskelfaserrisses des Argentiniers wurde die zuvor dank ihm stabilisierte FCZ-Defensive wacklig und es folgte ein Serie von nur einem Punkt in sieben Partien. Der FCZ war wieder Letzter! Diesmal zog sich schon eine Woche vor dem Basel-Match der aktuell wohl wichtigste FCZ-Akteur, Aiyegun Tosin, ebenfalls eine Muskelverletzung zu. Diesmal ohne wesentliche Fremdeinwirkung, als er im Kybunpark kurz vor der Pause bei einer “hundertprozentigen“ Torchance am Ball vorbeischlug. Tosin hat sieben der letzten zehn FCZ-Tore erzielt. Ohne seine Treffer hätte man in diesen sieben Partien nur einen einzigen Punkt geholt.

Wie 15/16 spielte der FC Basel vor dem Duell der 27. Runde gegen den FCZ zu Hause gegen YB. Der Mann des Sanchez-Fouls, Cédric Itten, schoss dabei zwei Treffer für die Berner. Der FCB schied im Cup-Halbfinal aus. Wie früher der FCZ unter Coach Ludo Magnin formiert FCB-Trainer Vogel sein Team in der offensiven und defensiven Phase häufig unterschiedlich. Während man im 4-4-2 verteidigt, greift man dann jeweils im 3-4-1-2 an. Einer der Aussenverteidiger, Lang oder Calafiori, rückt dann nach innen, der andere rückt vor auf die Höhe des Flügels. Der zweite Flügel (Amdouni links oder Ndoye rechts) rückt ins Zentrum auf die Zehnerposition.

Sechserposition gegen Basel entscheidend

Der Formationswechsel beim Umschalten in die Defensive funktioniert aber gerade gegen Gegner von der Qualität YB’s nicht immer wunschgemäss. Der FCZ muss gegen Basel vor allem den Raum vor dem eigenen Strafraum im Griff haben, denn aus diesem heraus fallen fast alle FCB-Tore. Der FCB versucht mit Kombinationsspiel in der mittleren Zone die gegnerischen Mittelfeldspieler herauszulocken und den entscheidenden Raum zwischen gegnerischer Verteidigungs- und Mittelfeldlinie so freizuschaufeln. Der FCZ-Sechser (wohl wieder Cheick Condé) muss seine Position daher unbedingt halten, wenn möglich unterstützt durch Ifeanyi Mathew, der in St. Gallen als Condé’s Ersatz auf dieser Position bester Zürcher war.

Ausserdem sollten möglichst wenig Standardsituationen versursacht werden, denn Taulant Xhaka ist in diesen Situationen weiterhin gefährlich – genauso wie Linksfüsser Darian Males. Vor allem profitiert der FCB vorne aber davon, dass viele Spieler auf verschiedene Arten Tore erzielen können. Die drei jungen Westschweizer Nationalstürmer Amdouni, Ndoye und Zeqiri beispielsweise treffen das Tor jeweils mit beiden Füssen – und auch per Kopf. Gleichzeitig ist der FCB selbst bei gegnerischen Standards ebenfalls verletzlich. Die Verteidiger gehen Risiko und sind fehleranfällig. Der Anteil des defensiven Gewissens der Mannschaft ist gering.

Darf Hornschuh von Beginn weg ran?

Beim FCZ fällt mit Tosin „Mister 70%“ aus, denn der für Benin spielende Nigerianer hat zuletzt 70% der Zürcher Tore erzielt, nachdem er zu Beginn der Saison vor dem gegnerischen Gehäuse noch ineffizient gewesen war. Adrian Guerrero hat diese Woche wieder mittrainiert und Ole Selnaes kam in St. Gallen nach der Gelb-Roten Karte gegen Becir Omeragic in den Schlussminuten zu seinem Comeback. Bei beiden geht die Tendenz in Richtung Matchkader ja, Startformation nein. Katic und Kryeziu werden wohl tendenziell eher nicht gemeinsam auflaufen, was zu einem Startelfeinsatz von Marc Hornschuh in der Dreierabwehr führen könnte.

Mit der U21 Nati-Achse in den Tabellenkeller / Halbzeitanalyse, Teil 10 (Nachwuchsreport)

Zum Abschluss der Super League-Vorrundenanalyse werfen wir traditionellerweise einen Blick auf die Integration des Nachwuchses in die jeweiligen 1. Mannschaften. Es gibt dabei einige neue Entwicklungen zu beobachten. So hat neuerdings Servette eigenen Nachwuchsspielern im U21-Alter am meisten Einsatzzeit gegeben! Die Genfer waren lange Zeit in dieser Hinsicht eines der grössten Sorgenkinder gewesen. Eigene Nachwuchskräfte wanderten auch deshalb reihenweise ab – unter anderem zum FC Zürich. Nun haben sie reagiert. Der sich immer noch im U21-Alter befindliche Kastriot Imeri schaffte nach langer Anlaufzeit (viereinhalb Jahre, mittlerweile 138 Spiele für die 1. Mannschaft) den Durchbruch zum Leistungsträger und steht nun praktisch immer in der Startaufstellung. Daneben erhielten auch Nicolas Vouilloz, Alexis Antunes und Edin Omeragic jeweils hunderte von Einsatzminuten. Ausserdem kamen Azevedo, Nyakossi und Sawadogo (mittlerweile leider verletzt) zu Super League-Spielzeit. Die Einsatzzeit eigener junger Spieler in der 1. Mannschaft, die seit der Übernahme durch die neue Klubführung um Didier Fischer und zu Beginn auch unter Trainer Alain Geiger in den Keller gerasselt war, zeigt nun nach oben.

Dicht dahinter folgt an 2. Position Lausanne-Sport. Die aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Anel Husic (20) und Karim Sow (18) waren über weite Strecken der Vorrunde Stammspieler. Husic legte einen raketenhaften Aufstieg praktisch aus dem Nichts zum Stammspieler der U21-Nationalmannschaft hin und stand diesen Herbst kurzzeitig gar nahe an einem Aufgebot für die A-Nationalmannschaft Murat Yakins. Ebenfalls sowohl in seinem Stammklub und in der U21-Nationalmannschaft profilieren konnte sich Gabriel Barès (21, in der Winterpause Transfer zu Montpellier in die Ligue 1) und der aus der See-Region, aber nicht aus dem Lausanne-Nachwuchs stammende Zeki Amdouni (21). Mehrere Chancen, sich zu zeigen, erhielt auch der aus dem eigenen Nachwuchs stammende Alvyn Sanches (19). Dazu kam der ebenfalls aus dem eigenen Nachwuchs stammende Marc Tsoungui. Und dabei ist ein Cameron Puertas gar nicht mitgerechnet, weil er erstens schon 23 ist und zweitens im Team Vaud nur in der “U21“ (2. Mannschaft) gespielt hat, welche zum Erwachsenenfussball zählt.

Nachdem Lausanne über Jahrzehnte in den Schweizer Nachwuchsauswahlen meist untervertreten war, bildeten diesen Herbst auf einmal Husic, Barès und Amdouni die “Achse“ von Mauro Lustrinellis neuer U21-Nati. Die grosse Mehrheit der Super League-Konkurrenten hat nicht annähernd so viel auf den eigenen Nachwuchs gesetzt, wie die Waadtländer unter Ilija Borenovic. Zusammen mit nicht aus dem eigenen Nachwuchs stammenden jungen Spielern wie den Ivorern N’Guessan, Zohouri oder Ouattara setzte Lausanne mit Abstand am meisten Spieler im U21-Alter ein. Das Beispiel Lausanne zeigt, dass in Klubs mit ausländischen Besitzern nicht automatisch weniger auf den eigenen Nachwuchs gesetzt wird.

Keine einzige Einsatzminute für den Basler Nachwuchs

Im Super League-Mittelfeld bezüglich Einsatz eigener Nachwuchsspieler befinden sich in dieser Vorrunde Luzern, St. Gallen und YB mit Talenten wie Burch, Rupp, Stergiou, Besio, Mambimbi und Rieder. Der FCZ führt hingegen in dieser Wertung nur die hintere Tabellenregion an. Die unter Massimo Rizzo eingesetzte Abwärtstendenz hat sich unter André Breitenreiter noch weiter akzentuiert – nachdem zuvor unter Magnin der FCZ am meisten eigene Junioren eingesetzt hatte. Nur Bledian Krasniqi kam diesen Herbst regelmässig zum Einsatz. Dazu gesellten sich sehr knapp bemessene Kurzeinsätze von Silvan Wallner und Stephan Seiler. Hinter dem FCZ folgt Sion mit Theler und Berdayes. GC (Hoxha, Kacuri) und Lugano (Nikolas Muci) gaben diesen Herbst eigenen Nachwuchsspielern so gut wie keine Einsatzzeit. Noch schlimmer wars beim FC Basel: Null. Nada. Keine einzige Einsatzminute für den eigenen Nachwuchs beim zwischenzeitlichen Vorzeigeverein bezüglich Nachwuchsausbildung der Schweiz! Schaut man hingegen auf die Einsatzzeit von Spielern im U21-Alter ingesamt, dann liegt der FCB hinter Lausanne an zweiter Position.

Freipass für eigenen Nachwuchs wie unter Magnin vorbei

Der FCZ ist in dieser Hinsicht an fünfter Postion. Nur 28% der Einsatzzeit von U21-Spielern ging an Spieler aus der eigenen Academy. Mit den jungen Grgic, Buff, Brunner und Brecher aus dem eigenen Nachwuchs als Stammspieler ist der FCZ 15/16 abgestiegen. Unter Ludovic Magnin kamen jeweils rund ein Dutzend Academy-Spieler zu ihren Wettbewerbs-Einsätzen – in der Corona-geprägten Saison 19/20 waren es gar deren 19. In der aktuellen Saison unter Breitenreiter hingegen bisher erst drei. Über die letzten 10 Jahre gesehen liegt der FCZ bezüglich Einsatzminuten eigener Nachwuchsspieler im Vergleich mit den anderen Vetretern der „Big6“ YB, FCB, GC, Lausanne und Servette immer noch klar vorne. Aber die Zeiten, wo Academy-Spieler einfach weil sie jung sind und in der U21 zwei, drei ansprechende Spiele gemacht haben, zu Super League-Einsatzminuten kommen, sind wohl vorbei.

Wer auf Junge setzt, muss Vollgas-Fussball spielen lassen

Leider ist es nicht von der Hand zu weisen, dass ein Ausbau von Einsatzzeiten für junge Spieler, speziell solche aus dem eigenen Nachwuchs, in den letzten Jahren tendenziell zu Rückschlägen in der Tabelle und anschliessenden Trainerentlassungen geführt haben. Magnin (FCZ) und Borenovic (Lausanne) sind zwei der klarsten Beispiele dafür. Aber auch YB und Basel haben mehr Probleme, eine gewisse Konstanz zu erreichen, wenn sie mehr junge Spieler einsetzen. Die Wende zum Erfolg bei den Bernern kam, als unter Christoph Spycher und Adi Hütter die Einsatzzeiten der eigenen Nachwuchsspieler nach der Bickel-Ära drastisch zurückgefahren wurden. Eine Ausnahme bildet der FC St. Gallen in der Saison 19/20, aber auch dieser konnte seinen zwischenzeitlichen Höhenflug mit einer jungen Mannschaft noch nicht bestätigen. Bezeichnend auch, dass dieses Beispiel vor allem darum funktionierte, weil die Spielweise stark auf die Qualitäten von jungen Spielern (körperliche Belastbarkeit, Schnelligkeit, Aggressivität) ausgerichtet war. Dem gleichen Prinzip folgen auch Klubs wie Salzburg oder Leipzig.

Wilfried Gnonto und Becir Omeragic statt Matteo Di Giusto und Arbenit Xhemajli

Talent ist nicht gleich Talent. Aussschlaggebend ist ein hohes Potential in allen wichtigen Bereichen wie Technik, Physis, Schnelligkeit, Mentalität und Spielverständnis. Nachwuchsspieler vom Level eines künftigen Nati-Stammspielers wie Nico Elvedi oder Ricardo Rodriguez erhöhen die Qualität einer Super League-Mannschaft schon mit 17 oder 18 Jahren. Jeder Trainer, der ein Auge für Qualität hat, setzt sofort auf solche Spieler – nicht nur wenn er ein Herz für den Nachwuchs hat, sondern auch wenn er nichts anderes als Erfolg will. Nur: Talente von diesem Schlage gibt es in den meisten Jahrgängen nicht. Zusätzlich auch weil in der Vergangenheit die Mehrzahl von Talenten, die dem Niveau eines Elvedi oder Rodriguez nahe kamen, zu früh in eine Nachwuchsakademie nach England oder Italien gewechselt sind, und dort dann stagniert haben. Einige von ihnen haben dank ihrem Talent später immer noch einen ordentlichen Werdegang, aber nicht mehr die Top-Karriere, die möglich gewesen wäre.

Zur nächsten Talentstufe könnte man einen Bledian Krasniqi zählen. Talente, die nicht ganz die Voraussetzungen mitbringen, schon mit 17, 18 Jahren in der Super League einzuschlagen, danach aber schon – vorausgesetzt, sie erhalten genug Spielzeit in einer Liga, die von der Qualität her nahe an der Super League anzusiedeln ist. Das könnte beispielsweise die oberste Liga Schwedens oder Polens sein. Oder eben die Challenge League. Dank dem Modus mit zwei Zehnerligen, hat die Challenge League eine Qualität nahe der Super League. Es spielen da die Teams Nummer 11 bis 20 des Schweizer Fussballs. Von Gegenspielern von der Qualität eines Fatkic, Hasler oder Njie werden Talente vom Schlage eines Krasniqi genügend gefordert, ohne dass sie überfordert werden, wie dies mit 17 gegen einen Fabian Frei oder Théo Valls der Fall gewesen ist / wäre. Einem Anto Grgic beispielsweise, der in der Abstiegssaison Stammspieler war, hätten zu dem Zeitpunkt zuerst mal ein bis zwei Jahre Challenge League von denen ein Manuel Akanji (BVB) oder Denis Zakaria (Juve) profitieren durften, für seine Entwicklung wohl gut getan.

Bei allem, was talentmässig hingegen darunter anzusiedeln ist, macht es letztendlich wenig Sinn, Spielzeit in der obersten Liga zu gewähren – ausser man richtet wie St. Gallen die Spielweise voll auf die Jungen aus. Ein wichtiger Faktor dabei ist, dass in der Schweiz und anderswo die Toptalente und deren Umfeld im Vergleich zu vor 10 Jahren deutlich vernünftiger geworden sind und ihre Karriere Step by Step aufbauen. Genauso wie ein Krasniqi zwei Jahre Aufbau in der Challenge League bei Wil gebraucht hat, sind ein Wilfried Gnonto oder Becir Omeragic trotz vieler Angebote von reicheren Klubs aus grösseren Ligen schon früh einen Vertrag in einer Top 5-Liga zu erhalten, den Schritt zum FC Zürich gegangen. Sie nehmen nun die entsprechenden Plätze im Kader der 1. Mannschaft ein. An Stelle von etwas weniger talentierten Spielern aus dem eigenen Nachwuchs wie beispielsweise Arbenit Xhemajli oder Matteo Di Giusto. Für das Niveau und den Erfolg der 1. Mannschaft ist dies positiv. Die Hürde für den Schritt in die 1. Mannschaft ist anspruchsvoller geworden. Das heisst auch: wenn einer jetzt den Schritt schafft, hat dies eine grössere Bedeutung. Man kann es bei weitem nicht mehr einfach „erwarten“.

Halbzeitanalyse, Teil 1 – Erfolgsfaktoren, Folgerungen und Ausblick

Halbzeitanalyse, Teil 2 – Mehr Gegentore auf Konter und Weitschüsse

Ceesay defensiv schon vor zwei Jahren mit Quantensprung / Halbzeitbilanz 21/22, Teil 3

Für welchen Gegner welche Taktik? – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 4

Tosin, Marchesano und Gnonto die Offensivstützen – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 5

Ende Flaute: Boranijasevic effektiv über rechts – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 6

Tosin und Pollero die produktivsten Torschützen, Ceesays Fehlen zum Start kein Nachteil – Halbzeitanalyse, Teil 7

Tosin Notenbester, Plus- / Minusbilanz spricht für Coric – Halbzeitanalyse, Teil 8

Konstanz als Erfolgsfaktor in der Super League – Halbzeitanalyse, Teil 9

Simonyan zu Challenge League-Konkurrent?

Nach U21-Stürmer Kilian Pagliuca, der zum kommenden Challenge League-Gegner Wohlen ausgeliehen wurde, sucht der FCZ auch für Artjom Simonyan eine Lösung. Simonyan hat beim FCZ einen Vertrag bis 2018. Ein möglicher Leihtransfer könnte noch heute unter Dach und Fach gebracht werden. Zu den Interessenten gehört unter anderem der FC Le Mont.

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Der Armenische U21-Nationalspieler wartet immer noch auf seinen ersten Einsatz in der Challenge League. Zu Beginn der letzten Saison hatten die damaligen Trainer Meier und Rizzo auf ihn gesetzt und gegen GC (2:3-Derbyniederlage) und in St.Gallen (2:0-Auswärtssieg) zwei Mal von Beginn weg gebracht. Unter Trainer Hyypiä kam der heute 21-jährige dann aber nur noch zu zehn weiteren Teileinsätzen. In der Sommervorbereitung unter dem neuen Trainer Uli Forte wurde Simyonan 303 Minuten eingesetzt (mehr als Winter, nur knapp weniger als Schönbächler und Rodriguez), konnte seine Chance in diesen Partien aber trotz eines Tores gegen Austria Lustenau nicht nutzen.

Groundhog Day in der Saalsporthalle

Die Challenge League-Saison beginnt für den FCZ in drei Tagen. Alles neu in einer neuen Liga? Nicht was die Medienkonferenz betrifft. Vollversammlung in der Saalsporthalle. Es ist Groundhog Day. Dieselben grimmigen Gesichter. Dieselben grimmigen Fragen. Einer will wissen, ob die Profis den Ernst der Lage begriffen hätten. Dieselbe Frage stellt er schon seit Jahren – in guten, wie in schlechten Zeiten. Aussagen von Forte und Bickel werden mit abschätzigen Lauten aus der hinteren Reihe kommentiert. Wie schon bei Fischer. Wie schon bei Meier. Wie schon bei Hyypiä. Man wähnt sich in einer pubertierenden Schulklasse. Hyypiä hat sich dies jeweils nicht gefallen lassen. Mehrmals hat sich der Finne während seiner Amtszeit über die Respektlosigkeit von Schweizer Fussball-Journalisten beklagt, und diese dann jeweils zum Vieraugengespräch zitiert. Die Medienkonferenzen waren in der Folge schlechter besucht, aber deutlich informativer. Einerseits entspricht die ehrliche und direkte Kommunikation der Mentalität des grossen Finnen, vor allem aber spielt die Gunst der Schweizer Journalisten für seine berufliche Zukunft keine Rolle. Für einheimische Trainer ist dies anders. Deutlich mehr als 100 von ihnen haben die UEFA Pro Lizenz.

Wirklich neue Informationen gab es wenig zu berichten. Der Dominguez-Transfer zu Lausanne ist definitiv, und es wird noch weitere Zu- und Abgänge geben. Mit Cabral «wird eine Lösung gesucht», so Bickel. Yapi und Kukeli sind weiterhin fraglich und Winter sowie Voser haben am Uhrencup einen Schlag kassiert. Der FCZ habe nicht nur ein Transferplus erwirtschaftet, sondern die Lohnsumme der Spieler ist gemäss Bickel zur Zeit auch tiefer, als im letzten Jahr. Aber mit Betonung auf «zur Zeit». Sie kann sich derjenigen des letzten Jahres wieder angleichen, wenn vor allem der zusätzliche Verteidiger, der noch gesucht wird, verpflichtet werden kann. Man wolle aber auf keinen Fall einen Schnellschuss machen, es müsse mittel- bis langfristig passen. Zudem müssen die Kandidaten auch die finanziellen Rahmenbedingungen akzeptieren – zwei gute interessierte Kandidaten seien aus diesem Grund leider ausgeschieden. Zum Thema fehlender Hauptsponsor zum Saisonstart meint Uli Forte: «Das hatten wir bei YB auch. Es ist nicht mehr so einfach wie früher, Sponsoren zu finden. Aber generell ist das nicht meine Baustelle.» Winterthur schätzt Forte als guten Auftaktgegner ein: „Silvio ist auf Challenge League-Niveau für 15 bis 20 Tore gut. Auch die Qualität von Spielern wie Radice oder Russo ist bekannt.“

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