Wie der Nachmittag nach einer Party-Nacht / FCZ – Lausanne-Sport in der Züri Live-Analyse

Wer schon direkt nach einer Party-Nacht zur Arbeit gegangen ist, wird möglicherweise überrascht festgestellt haben, wie gut es am Vormittag gelaufen ist. Das Licht des neu anbrechenden Tages zusammen mit dem Adrenalin kann einen noch weit in den nächsten Tag hinein tragen. Wirklich heftig wird dann aber der Nachmittag. Je nach Art der Tätigkeit benötigt man grösste Anstrengung, nicht einzunicken. Ähnlich fühlte sich das Lausanne-Spiel an. Speziell die 1. Halbzeit war in der Meisterschaft die wohl schlechteste der ganzen Saison – und dies nach einer Top-Leistung in St. Gallen im ersten Spiel nach der Meisterparty. Auch nach der gesamten Spielzeit resultierte eine der tiefsten Züri Live-Durchschnittsnoten und Anzahl Defensivpunkte der Saison.

FCZ mit taktischen Problemen

Trainer André Breitenreiter erschien légère in Jeans an der Seitenlinie und griff trotz offensichtlichen taktischen Problemen seines Teams nicht ein. Da bei Lausanne Stürmer Zeki Amdouni weit zurückhängend agierte, hatten die Waadtländer über weite Strecken der Partie im Mittelfeld eine vier gegen drei-Überzahl, womit der FCZ als Team nicht zurechtkam – zumal die Defensivarbeit der Stürmer für einmal eher zu wünschen übrig liess.

Andy Gogia verpatzt erneut seine Startelf-Chance

Ante Coric war im Vergleich zu seinem starken St. Gallen-Spiel nicht mehr wiederzuerkennen. Und Andy Gogia konnte seine Chance erneut nicht nutzen. Als der Deutsche ab der 5. Runde drei Mal in Folge in der Startformation stand, waren dies die ersten drei von vier sieglosen Partien in Folge: die mit Abstand schlechteste Serie der FCZ-Meistersaison. Die in diesen Partien auflaufende Mannschaft hätte keinen Platz unter den ersten drei der Liga erreicht. Aufgrunddessen auf die Bank verbannt, bekam Gogia später in Yverdon eine erneute Chance und war mit seinem schlechten Auftritt in der 1. Halbzeit mitverantwortlich für das Ausscheiden. Mit Gogia auf der Ersatzbank ging es mit dem FCZ hingegen aufwärts. Nach gewonnener Meisterschaft erhielt er nun also nochmal die Möglichkeit, sich als Starter zu beweisen. Wieder wirkte Gogia lustlos und „neben seinen Schuhen stehend“, als würde er die Aufgabe gegen Gegner wie Yverdon oder Lausanne unterschätzen. In beiden Fällen nahm ihn Trainer Breitenreiter zur Pause raus.

Gogia, der Mann mit der Brechstange im Gepäck

Einen positiven Impact hatte Gogia in denjenigen Situationen, wo er zwischen der 70. und 75. Minute bei Rückstand oder Unentschieden eingewechselt wurde und in drei Fällen noch wesentlich zu Last Minute-Punktgewinnen beitrug: beim 2:1-Derbysieg in der 4. Runde, dem verrückten 3:3 gegen den FCB in der 12. Runde und dem 1:1 in Sion in Runde 22. Gogia ist als Einwechselspieler das Gegenstück zu seinem Landsmann Hornschuh. Dieser wird bei Vorsprung eingewechselt und schliesst mit seinem Positionsspiel und Fleissarbeit die Lücken, um den Vorsprung zu verteidigen. Gogia hingegen ist ein eher chaotischer, positiv ausgedrückt: unberechenbarer Spieler, der bei einem Rückstand mithelfen kann, mit der Brechstange noch ein Tor zu erzwingen. Aufgrund der erfolgreich verlaufenden Saison waren Hornschuhs Dienste häufiger gefragt, als diejenigen von Gogia. Dazu kam die Fussverletzung des georgischstämmigen Deutschen in der Rückrunde, zugezogen beim Herausholen des Penaltys in Sion gegen Cavaré.

Guerrero bringt Laufbereitschaft, Dominanz und Siegeswillen

Nach dem Dreifachwechsel zur Pause trat der FCZ besser auf. Speziell MVP Adrian Guerrero brachte mit seinen proaktiven Laufwegen auf der linken Seite viel mehr Dominanz und Siegeswillen ins Zürcher Spiel. Karol Mets und Stephan Seiler spielten während der ganzen Partie nicht mehr so überragend wie in St. Gallen, aber immer noch gut. Die Bestätigung ist bei beiden geglückt. Und der nach der Cupniederlage in Yverdon bei einem Teil der FCZ-Fans nicht hoch im Kurs stehende Zivko Kostadinovic zeigte, dass er eine gute Nummer Zwei ist. Dass dem aus dem Lausanne-Nachwuchs stammenden Keeper in der Nachspielzeit aber mit seinem schwächeren linken Fuss sogar ein grandioser Ball in Richtung Assan Ceesay gelang, der für den späten 2:2-Ausgleich Marchesanos entscheidend war, muss ihn wohl selbst fast am meisten überrascht haben. Denn mit den Füssen kann er grundsätzlich nicht mit dem Niveau eines Yanick Brecher mithalten.

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La Südkurve bien supérieure à l’équipe!

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FCZ – Lausanne-Sport 2:2 (0:1)
Tore: 32. Koyalipou (Coyle) 0:1; 56. Ceesay (Marchesano) 1:1, 63. Kukuruzovic (Penalty, Mahou) 1:2, 90.+2 Marchesano (Ceesay) 2:2.
FCZ – Kostadinovic; Kamberi, Hornschuh (74. Dzemaili), Mets; Rohner (69. Khelifi), Seiler, Coric (46. Doumbia), Gogia (46. Guerrero); Marchesano; Gnonto, Kramer (46. Ceesay).
Lausanne-Sport – Castella; Zohouri, Grippo, Husic; Mahou, Trébel (87. Carraco), Coyle (72. Poundjé); Kukuruzovic, N’Guessan (57. Sanches); Koyalipou (57. Ouattara), Amdouni (87. Pollero).



Sturmduo Kramer – Gnonto startet im Letzigrund / FCZ – Lausanne-Sport Vorschau

Nach Meistertiteln sind der FCZ und Lausanne-Sport die Nummern fünf und sechs des Schweizer Fussballs. Daraus könnte man schliessen, dass die beiden Klubs einiges gemeinsam haben. Dazu gehört sicherlich der See und über lange Zeit ein Stadion mit Leichtathletikbahn. Die sportliche Entwicklung der beiden Klubs verlief aber jeweils gegenläufig. Man schwamm nie zusammen auf derselben Welle, sondern kreuzte sich stattdessen immer wieder mal in wegweisenden Partien: die Einen waren auf dem Weg nach unten, die Anderen nach oben.

Pioniere der Flutlichtspiele

In der Pionierphase des Schweizer Fussballs spielten internationale Schulen bei der Verbreitung des Sportes eine grosse Rolle und diese waren vor allem am Lac Léman beheimatet. In den 30-er Jahren holte Lausanne-Sports (damals mit einem „s“ am Ende) drei Meistertitel. 1954 wurde auf die Fussball-WM hin die Pontaise bezogen, das damals mit Abstand modernste Stadion der Schweiz. „LS“ wurde bekannt als „Könige der Nacht“, weil sie als einziger Schweizer Klub eine Flutlichtanlage hatten und darum abends spielen konnten – häufig spektakulär.

Cupfinal 2000 stellt die Weichen

Lausanne-Sports vermochte seit jener Stadioneröffnung aber nur noch einen seiner insgesamt sieben Meistertitel feiern: 1965. Der Klub blieb trotzdem im Gegensatz zum FCZ bis ins Jahr 2002 ununterbrochen Teil der obersten Schweizer Spielklasse. 1998 bis 2000 standen die Waadtländer in ihrer bisher letzten erfolgreichen Phase drei Mal hintereinander im Cupfinal, wobei sie die ersten zwei gewannen und den dritten im Penaltyschiessen gegen den FCZ verloren. Es war eines dieser charakteristischen Duelle, bei dem sich die Wege kreuzten. Lausanne stieg zwei Jahre später (aus administrativen Gründen) erstmals ab und blieb längere Zeit im Unterhaus, während der Cuptitel 2000 gleichzeitig für den FCZ der Auftakt zu erfolgreichen Nuller-Jahren war.

Auch in den 10er-Jahren immer in der entgegengesetzten Richtung unterwegs

In der Saison 15/16, als der FCZ abstieg, stieg gleichzeitig Lausanne auf. Als der FCZ wieder zurück im Oberhaus war, gings für Lausanne in der gleichen Saison wieder die Treppe runter. Mit dem Zürcher Giorgio Contini als Trainer gelang der erneute Wiederaufstieg im zweiten Jahr und beim starken Saisonauftakt ein deutlicher 4:0-Heimsieg in der 3. Runde, welcher dem Waadtländer Ludovic Magnin beim FCZ den Job kostetete. Bereits dessen Vorgänger Uli Forte hatte seinen Job unter anderem als Spätfolge einer lamentablen Leistung seines Teams auf der Pontaise verloren gehabt. Nur eine Saison später steigt Lausanne nun ab – und der FCZ wird Meister.

Gogia, Wallner, Kostadinovic mit Chance in Startelf?

Wettbewerbsverzerrung kann man beiden Teams nicht vorwerfen, wenn sie Spieler aus der 2. Reihe eine Chance geben. So werden sie dies wohl auch tun. Die Hinterreihe stellt sich in Abwesenheit von Omeragic (verletzt) und Aliti (gesperrt) fast von selbst auf. Im Zentrum könnte wieder das Stammtrio Doumbia – Dzemaili – Marchesano zum Zuge kommen, während möglicherweise auf der Seite das Leistungsniveau von Wallner und Gogia von Beginn weg getestet werden könnte. Denkbar auch, dass ein oder zwei Spieler aus der U21 oder U18 auf dem Matchblatt erscheinen könnten, zum Beispiel Selmin Hodza.

Mirlind Kryeziu ist genauso wie Tosin und Leitner nicht im Aufgebot. Hornschuh beginnt einen Tag nach Bekanntgabe seiner Vertragsverlängerung. Trainer Breitenreiter schickt mit Seiler, Coric und Marchesano ein offensives Zentrum in das Spiel. Je nachdem wie Lausanne im Mittelfeld gruppiert sein wird, wird wohl Coric stärker zurückhängend spielen, als in St. Gallen. Rechts darf Rohner an Stelle von Wallner ran. Auf der Bank: Brecher, Guerrero, Wallner, Krasniqi (wiedergenesen!), Ceesay, Boranijasevic, Doumbia, Dzemaili, Khelifi.

Zukunftsorientierte Aufstellung bei Lausanne?

Bei Lausanne könnte ein Kriterium für die Aufstellung sein, ob ein Spieler noch einen Vertrag für nächste Saison besitzt. Steht daher Castella für Diaw zwischen den Pfosten? Captain Stjepan Kukuruzovic kehrt wohl als Sütze im Zentrum zurück, dafür ist denkbar, dass der 19-jährige Carraco nach dem guten ersten Eindruck bei seinem Teileinsatz gegen Basel in der Startformation stehen könnte.

Lausanne seinerseits tritt im Zentrum mit Kukuruzovic, Trebel und N’Guessan an. Der Offensive Mittelfeldspieler Koyalipou wird wohl links für Poundjé auflaufen. Castella steht tatsächlich wieder im Tor, nachdem Diaw beim 0:0 gegen Basel wieder das Gehäuse gehütet hatte.

Kein Platz im Team verdient – Blerim Dzemaili und das Zentrale Mittelfeld im Fokus

Im Gespräch mit der „TX Group“ meinte FCZ-Neuzugang Blerim Dzemaili vor dem Auswärtsspiel in St. Gallen, er habe mit dem Tempo und der Intensität der Super League „überhaupt keine Probleme“. Dem Realitätscheck hielt diese Aussage nicht stand. In den ersten 30 Minuten konnte Dzemaili im Kybunpark in einem im Vergleich zu früheren Direktbegegnungen eher langsamen Spiel noch halbwegs mithalten – danach musste er ganz abreissen lassen. In einem Radrennen hätte ihn irgendwann der Besenwagen aufgelesen. Daten zu Laufleistung und Sprints haben wir für die Super League leider noch nicht zur Verfügung. Die Beurteilungen dazu ergeben sich aus den Eindrücken der detaillierten Nachanalyse der Spiele. Viele andere interessante Daten sind aber da. Wie schneidet Blerim bisher ab? Wir sind gnädig und messen ihn nicht an den eigenen hohen Ansprüchen (Dzemaili sieht sich und sein Team unter den ersten drei) und vergleichen ihn nicht mit den besten Zentralen Mittelfeldspielern der Liga – sondern mit den ältesten. Milan Gajic (34, Vaduz) und Jonathan Sabbatini (33, Lugano) sind im gleichen Alter wie Dzemaili – Stjepan Kukuruzovic (31, Lausanne-Sport) und Luca Zuffi (31, Basel) haben die 30 auch schon überschritten. Dazu kommen Dzemailis Teamkollegen Domgjoni, Seiler, Doumbia und Hekuran Kryeziu (der im letzten Monat vorwiegend Innenverteidiger spielte). Die Daten beziehen sich auf den Schnitt pro 90 Minuten in der aktuellen Super League-Saison.

Beginnen wir erst mal mit einer für Dzemaili erfreulichen Statistik. Pro 90 Minuten lieferte der Zürcher 0,41 Assists, womit er bisher klar vor dem ebenfalls als Standardspezialisten geltenden Milan Gajic liegt. Die beiden Torvorlagen auf Sobiech und Khelifi gelangen ihm gleich in den ersten zwei Partien. Tore erzielte er im Gegensatz zu Domgjoni, Doumbia, Kukuruzovic und Gajic hingegen bisher noch nicht. Dies obwohl er von den Vergleichsspielern mit Abstand am meisten Schüsse pro 90 Minuten abgab (1,85). Grund: abgesehen davon, dass er noch nicht viele Partien auf dem Buckel hat, war auch die Qualität der Abschlüsse tief. Bei den meisten Versuchen traf er den Ball sehr schlecht. Statistisch gesehen kamen gerade mal 11,1% seiner Abschlüsse überhaupt erst aufs Tor. Nur Seiler und Hekuran Kryeziu, welche beide kaum mal einen Abschluss zu verzeichnen haben, weisen einen noch tieferen Wert aus. Milan Gajic hingegen brachte mehr als die Hälfte seiner Abschlüsse aufs Tor, Luca Zuffi einen Drittel. Wenn die Kraft nachlässt, und das passiert bei Dzemaili sehr schnell, dann lässt häufig auch die Präzision nach. Ausserdem könnte auch eine gewisse Übermotiviertheit und Selbstüberschätzung eine Rolle spielen bei den vielen klaren Fehlschüssen.

Ebenso beginnt zu dem Zeitpunkt, wo Dzemaili nicht mehr mitzuhalten vermag, die Zeit, in welcher er gegenüber Mitspielern und Schiedsrichtern unleidig wird. Dzemaili ist im Vergleich der Zentralen Mittelfeldspieler führend bei der Anzahl Gelber Karten (0,62 pro 90 Minuten), wobei er bisher alle Verwarnungen wegen „Meckerns“ abgeholt hat. Aus Zweikämpfen heraus blieb er bisher von einer Gelben Karte verschont, wobei man in gewissen Szenen das Gefühl hatte, dass Dzemaili genauso wie andere Spieler der Super League, die einen gewissen Promi-Faktor mitbringen, diesbezüglich einen gewissen (unbewussten) Bonus bei den Schiedsrichtern geniesst.

Mit einem Züri Live-Defensivpunkt nur alle 15 Minuten trägt Dzemaili von den Zentralen Mittelfeldspielern des FCZ am wenigsten zur Defensiven Phase bei. Dazu passt unter anderem die geringe Anzahl Balleroberungen pro 90 Minuten. Dzemaili gehört hier zu den wenig effektiven Zentralen Mittelfeldspielern. Stephan Seiler ist in dieser Disziplin top und weist zudem den höchsten Anteil an Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte aus (beinahe 50%). Gefolgt wird Seiler von Ousmane Doumbia, der ebenfalls mehr als 10 Balleroberungen pro 90 Minuten bewerkstelligt. Toni Domgjoni hat nicht die Antrittsschnelligkeit und Beweglichkeit eines Seiler oder Doumbia, die in der Balleroberung eine grosse Rolle spielt: er ist der Typ Dauerläufer, welcher die Löcher stopft. Blerim Dzemaili, der von allen Vergleichsspielern den geringsten Anteil an Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte hat, würde in dieser und vielen anderen Statistiken sicherlich deutlich besser dastehen, wenn er zwei, drei Jahre früher zum FCZ zurückgekehrt wäre.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Interceptions – abgefangene gegnerische Pässe (ohne dass es zu einem Zweikampf kommt). Dzemaili und Domgjoni liegen hinter Seiler, Doumbia und auch Hekuran Kryeziu.

Auch Klärungen in brenzligen Situationen gelingen von den nominellen Zentralen Mittelfeldspielern beim FCZ vor allem Hekuran Kryeziu und Ousmane Doumbia. Dzemaili ist hier zusammen mit Seiler und dem ehemaligen FCZ-ler Kukuruzovic am Ende der Rangliste.

Dzemailis Problem ist, dass er häufig in entscheidenden Szenen gar nicht erst in die Zweikämpfe kommt. Kommt es aber zum Zweikampf, dann gehört er immer noch zu den besseren Zentralen Mittelfeldspielern der Liga in Bezug auf die Offensivzweikämpfe (in Ballbesitz). Da er den Ball relativ gut abschirmen kann, verliert der Gegenspieler häufig die Geduld, und bringt Dzemaili zu Fall. Wobei berücksichtigt werden muss, dass sich viele Offensivzweikämpfe mit letztlich auch bei Dzemaili unsicherem Ausgang vermeiden liessen, wenn er etwas schneller laufen oder handlungsschneller agieren und damit dem Gegenspieler nicht so viel Zeit geben würde, ihn zu stellen. Bei den Defensivzweikämpfen (Gegner in Ballbesitz) ist Dzemailis Erfolgsstatistik hingegen durchschnittlich.

Weit unterdurchschnittlich sieht die Bilanz bei den Luftduellen aus, wo Dzemaili gar hinter Kopfballmuffel wie Milan Gajic oder Luca Zuffi zurücksteht – er verliert trotz seiner mittleren Grösse von 1,80m drei Viertel aller Luftduelle und versucht wenn immer möglich vom Ball regelrecht zu flüchten, wenn dieser hoch in seine Richtung kommt. Ousmane Doumbia hingegen, obwohl mit 1,75m einer der kleinsten im FCZ-Team, ist in den Luftduellen einer der besten, und bekommt deshalb auch bei der Verteidigung von Eckbällen Manndeckungsaufgaben – häufig gegen ungefähr den viertbesten Gegenspieler. Bei dieser Statistik fällt allgemein die Korrelation der orangen Säulen (Erfolg in Luftduellen) mit der blauen Linie (Anzahl Luftduelle) auf, was wohl damit zusammenhängt, dass diejenigen Spieler, die schlecht in der Luft sind, solche Duelle auch im Mittelfeld wenn immer möglich vermeiden.

Von den Vergleichsspielern macht Dzemaili klar am meisten Vorstösse mit dem Ball am Fuss, wie die Statistik zeigt. Hekuran Kryeziu als Gegenpol lässt dies hingegen fast komplett bleiben.

Wie erfolgreich sind aber diese Vorstösse? Bei der folgenden Graphik bezüglich Dribblings müssten wie bei den Luftduellen die orangen Säulen und die blaue Linie wieder eine Parallele bilden, dies ist aber speziell in einem Fall ganz und gar nicht so: bei Blerim Dzemaili. Der Stadtzürcher geht von allen Vergleichsspielern am häufigsten ins Dribbling, obwohl er dabei mit grossem Abstand am häufigsten den Ball verliert. Zwei Drittel seiner Dribblings gehen schief. Genau umgekehrt ist die Quote beim technisch starken Toni Domgjoni, der aufgrund seiner Erfolgsquote wohl noch häufiger das Eins-gegen-eins suchen könnte. Dzemailis Selbstüberschätzung beziehungsweise Unterschätzung der Super League-Gegenspieler in diesen Situationen bewegte sogar den ansonsten sehr bedachten Massimo Rizzo im Spiel gegen YB dazu, unwirsch auf den Platz zu rufen: „Hör auf damit!“ – was Dzemaili dann auch tat, aber da war es schon zu spät.

Dzemaili hat pro 90 Minuten von allen FCZ-Mittelfeldspielern auch am meisten Ballverluste zu verzeichnen – mehr als alle 10 Minuten einen.

Bei der Passgenauigkeit schneidet Blerim Dzemaili von allen Vergleichsspielern im FCZ und bei der Konkurrenz ebenfalls am schlechtesten ab. Luca Zuffi (extern) und Toni Domgjoni (intern) sind in diesem Bereich vorne. Hervorzuheben die Anzahl Pässe pro 90 Minuten (53,44) von Lausannes „Drehscheibe“ Stjepan Kukuruzovic.

Bei der Genauigkeit von nach vorne gespielten Pässen (Anzahl: 15,82 pro 90 Minuten) ist Dzemaili im vorderen Mittelfeld der Vergleichsspieler – nicht ganz auf dem Niveau von Zuffi und Gajic, aber vor allen Teamkollegen.

Wenn man nun aber in diesem Zusammenhang den punktgenauen Pass Dzemailis auf Ceesay im ersten St. Gallen-Match, der zum Penalty zum 1:2 geführt hat, als exemplarisch betrachtet, ist dies irreführend. Denn bei Pässen in die Offensivzone hat Dzemaili nach Ousmane Doumbia die zweitschlechteste Passgenauigkeit. Die über dem Durchschnitt liegende Passgenauigkeit der nach vorne gespielten Pässe bezieht sich also auf Zuspiele, die typischerweise von hinten ins Mittelfeld gespielt werden. Die höchste Passgenauigkeit bei Zuspielen in die Zone 3 beim gegnerischen Tor haben von den „Mittelfelddinos“ der Liga erneut Milan Gajic und Luca Zuffi. Beim FCZ ist Stephan Seiler in dieser Hinsicht am besten. Schade, dass er solche Bälle am wenigsten häufig spielt! Seiler müsste sich mehr zutrauen und den Ball selbst in die Tiefe spielen, anstatt ihn nochmal auf die weniger präzisen Dzemaili oder Doumbia querzulegen.

Seilers Stärke sind die kurzen Pässe vorne zwischen die Linien. Lange Bälle sind hingegen überhaupt nicht sein Ding. Dies in Kombination mit seiner hohen Balleroberungsquote in der gegnerischen Hälfte macht ihn prädestiniert für die Rolle als 10er (speziell bei Hohem Pressing) oder allenfalls 8er – und deutlich weniger als 6er. Dzemaili ist grundsätzlich ein ähnlicher Spielertyp, unter anderem als zweitschlechtester Spieler nach Seiler bei Langen Bällen – und hat auch deshalb in der Nationalmannschaft häufig als 10er gespielt. Zusammen mit Seiler und dem vorsichtigen Zuffi spielt Dzemaili auch am wenigsten Lange Bälle. Die höchste Passgenauigkeit bei weiten Pässen haben aus den Vergleichsspielern Milan Gajic vor Stjepan Kukuruzovic und Hekuran Kryeziu. Toni Domgjoni ist bei den FCZ-lern an Zweiter Position.

Geradezu als unterirdisch muss man schlussendlich Blerim Dzemailis Bilanz bei Rückpässen bezeichnen. Nur gerade 77,8% der von ihm nach hinten gespielten Bälle kommen beim Mitspieler an. Keiner der Vergleichsspieler ist auch nur annähernd so schlecht. Es ist eine weitere entscheidende Fehlerquelle in Dzemailis Spiel. Glücklicherweise spielt Dzemaili nicht so häufig zurück wie Teamkollege Seiler, der als zweitschlechtester Rückpassspieler am häufigsten (8,42 mal pro 90 Minuten) rückwärts spielt. Deutlich sicherer ist an erster Stelle diesbezüglich Hekuran Kryeziu, bei welchem 98,6% der Rückpässe beim Mitspieler ankommen – vor Toni Domgjoni mit 97%.

Basiert man zusammenfassend die Entscheidung auf den Statistiken der bisherigen Spiele, hat Blerim Dzemaili keinen Platz im Zürcher Mittelfeld verdient. Zwar kann er den Ball relativ gut abschirmen und ist leicht über dem Durchschnitt in der Passgenauigkeit nach vorne bei Zuspielen in der eigenen Platzhälfte, hat aber sowohl für die 6er- als auch die 8er- sowie die 10er-Position das deutlich schlechtere Leistungsprofil, als seine Teamkollegen.

Es kristallisiert sich auch aus den Statistiken heraus, dass sich der sowohl technisch wie im Zweikampf starke Dauerläufer Domgjoni im Mittelfeld gut mit einem aggressiven, beweglichen Balleroberer (Doumbia oder Seiler) ergänzt. Bei Pressingsituationen sollte Doumbia / Seiler vorne den Ball (zurückzu)erobern versuchen, um mit einem kurzen Pass in die Schnittstelle sofort Richtung gegnerisches Tor umzuschalten – Domgjoni sichert hinten ab. Baut der FCZ hingegen von hinten auf, sollte sich eher der spielerisch und im Dribbling starke Domgjoni nach vorne verschieben mit Doumbia / Seiler als Absicherung dahinter. Hat der FCZ in einer Partie vor, viel hoch zu pressen, ist Stephan Seiler eine gute Option für die 10er-Position als weitere Alternative zu Marchesano, Schönbächler und Nils Reichmuth. Somit könnten Domgjoni, Doumbia und Seiler auch alle drei gleichzeitig spielen. Stephan Seiler sollte sich zudem unbedingt noch mehr zutrauen und häufiger seine guten kurzen Bälle in die Schnittstelle nach vorne spielen – und gleichzeitig Rückpässe tunlichst vermeiden.

Hekuran Kryeziu ist aufgrund seiner Statistiken auf der Position des Innenverteidigers grundsätzlich gut aufgehoben. Ein Problem ist seine Schwäche in der Manndeckung bei stehenden Bällen. Dieses Problem könnte im aktuellen Kader aber nur Lasse Sobiech wirklich lösen und dieser steht bis Ende Saison nicht zur Verfügung. Was Blerim Dzemaili betrifft, hängt sehr viel am Prinzip Hoffnung, dass ihm wie bei seinen zwei bisherigen Assists (ein Standard, eines aus dem Spiel heraus) wieder einmal eine spezielle Aktion nach vorne gelingen möge. Gleichzeitig bringen aber seine für Super League-Verhältnisse eklatanten Schwächen im Passspiel, im Laufspiel und in der Verteidigung von gegnerischen Angriffen die ganze Mannschaft aus der Balance und den Gegner ins Spiel.

(Daten: Wyscout)

Testspieler Elnouby mit Zaubertor bei FCZ-Testspielsieg gegen Vaduz

Der FCZ gewinnt das Freundschaftsspiel gegen den Super League-Klub Vaduz in Chur vor rund 1’000 Fans (vollbesetzte Haupttribüne) mit 2:0. Die erste Halbzeit gestaltete sich ziemlich ausgeglichen mit einem einem leichten Chancenplus für Vaduz. Ex FCZ-Linksfuss Stjepan Kukuruzovic verfehlte das Ziel aus der Distanz mehrmals nur knapp. Auf der anderen Seite des Spielfeldes traf Davide Chiumiento kurz vor der Pause nach einem Schönbi-Eckball den Pfosten.

In der zweiten Halbzeit konnte der FCZ vor allem mit spielerischen Mitteln immer mehr das Zepter übernehmen. Neben Buff und Chiumiento stand am linken Flügel mit dem 18-jährigen ägyptischen Testspieler Khalil Elnouby ein weiterer spielstarker Mann auf dem Platz. Folgerichtig ging der FCZ  nach sechs Minuten durch den von Moussa Koné an der Strafraumgrenze angespielten Oliver Buff in Führung. Dieser liess Gegenspieler Pfründer mit einem Haken aussteigen und traf überlegt rechts unten.

Was dann folgte ist in Worten schwer zu beschreiben. Uli Forte wird sich auf jeden Fall nun in Zukunft sehr einfach an seinen Hochzeitstag erinnern können, denn es ist der Tag nach dem Zaubertor von Khalil Elnouby. Erst glänzt Davide Chiumiento beim Doppelpass mit Moussa Koné rechts in den Strafraum mit einer filmreifen Zirkusnummer, dann kommt die Flanke Konés in die Mitte eher in den Rücken von Elnouby. Dieser trifft den Ball mit einer schnellen Drehung im Rückwärtsfallen mit dem Rücken zum Tor irgendwie doch noch und dann senkt sich dieser tatsächlich noch über Torhüter Chande hinweg unter die Latte. Das Tor des Jahres!

Neben Elnouby kamen auch Fabian Fellmann (U21), Maren Haile-Selassie (U18) und Shpetim Sulejmani (U21) zu ihren ersten Einsätzen in der 1.Mannschaft des FCZ. Fellmann gelang eine starke Parade bei einem scharfen Abschluss Messaouds aus 10 Metern und auch Haile-Selassie und Sulejmani schlugen sich ordentlich. Am stärksten empfehlen konnte sich aber Testspieler Elnouby. Mit Lulzim Salija war im Mittelfeld in der 1.Halbzeit ein weiterer U21-Spieler dabei. Ausserdem spielte der lange verletzt gewesene Mike Kleiber erstmals 90 Minuten durch. Eher einen zwiespältigen Eindruck hinterliessen Alesevic, Kempter und Brunner, die alle auf dem rutschigen Untergrund einen eher schlechten Tag erwischten.

Vaduz – FC Zürich 0:2 (0:0)
Tore: 51. Buff (Koné) 0:1, 58. Elnouby (Koné) 0:2.
FC Zürich: Favre (46.Fellmann); Kleiber, Bangura (61.Kecojevic), Alesevic (46.Nef), Kempter; Winter (46.Koné), Buff (61.Haile-Selassie), Salija (46.Brunner), Schönbächler (46.Elnouby); Chiumiento, Cavusevic (61.Sulejmani).

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Der FCZ nimmt Aufstellung vor dem Testspiel

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Khalil Elnouby nach seiner guten Halbzeit im FCZ-Dress

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