Wie Tottenham – Ajax: FCZ – Sion 1:0 Analyse

Die defensivere Grundpositionierung zahlte sich für den FCZ auch gegen Sion aus – man kam so vor dem gegnerischen Tor dank mehr Umschaltsituationen wie schon im Cup gegen Basel zu einem Expected Goals-Wert von beinahe 2. Dass es erneut nur ein Tor gab, deutet darauf hin, dass an der Effizienz im Abschluss weiterhin gearbeitet werden muss. Glücklicherweise war das ansonsten in den letzten Wochen sehr abschlusseffiziente Sion im Letzigrund für einmal ebenfalls zu wenig konsequent im Abschluss.  Dass es weniger Raum hinter der Zürcher Abwehr geben könnte, als noch beim Aufeinandertreffen im Tourbillon einen Monat zuvor, schien Sion-Coach Yakin nach Analyse der letzten FCZ-Spiele antizipiert zu haben und liess möglicherweise auch deshalb den vor allem mit seinen langen Bällen hinter die gegnerische Abwehr gefährlichen André Luis Neitzke zuhause.

Ex FCZ-Junior Anto Grgic kam zwar erneut zum Zug, war unter diesen Umständen aber ebenfalls nicht mehr so gefährlich wie noch im Wallis. Die Intention, den Gegner hoch zu pressen und diesem gleichzeitig hinter der eigenen Abwehr möglichst wenig Raum zu lassen, führte immer wieder zu zwei praktisch auseinandergerissenen Mannschaftsteilen und einem Fünf gegen Fünf oder Vier gegen Sechs in beiden Spielhälften – ähnlich wie im Champions League-Halbfinal Tottenham – Ajax, einfach auf Super League-Niveau. Der Raum und die Lücken im Mittelfeld waren gross, das Spiel somit zügig und aus Sicht vieler Zuschauer abwechslungsreich. Es gab lange hohe Bälle, es wurde schnell gespielt und die Tiefe gesucht. Ausser dem verletzungsbedingt früh ausgewechselten Joel Untersee kamen alle eingesetzten Zürcher zu Top-Offensivaktionen.

Der FCZ vermochte unter anderem eine hohe Anzahl an Steilpässen (13) und Flanken (19) zu spielen. Es war die höchste Anzahl von Flanken der Saison, ex aequo mit dem ersten Heimspiel gegen… Sion, im November (1:2). Das Chancenverhältnis war damals ebenfalls einigermassen ausgeglichen gewesen, mit dem besseren Spielausgang für die Walliser. Auch die Züri Live-Durchschnittsnote der Spieler ist mit 6,0 praktisch identisch mit derjenigen bei der damaligen Heimniederlage. Und sie ist auf dem gleichen Niveau wie in den beiden Heimniederlagen kürzlich gegen Basel – aber nicht so gut, wie beim 1:1 gegen GC und dem 0:1 vs. YB. Dass der FCZ nach sechs Wochen wieder zu einem Heimsieg kam, hing demzufolge auch mit dem eher unterdurchschnittlichen Auftritt des Gegners zusammen.

Neben den Aussenspielern Kharabadze und Schönbächler am meisten Flanken spielte Assan Ceesay, der vermehrt wie Raphael Dwamena zu dessen Anfangszeit in Zürich erfolgreich über die linke Seite vorzustossen vermochte. Der Gambier schafft so mit seiner Schnelligkeit am Ball sowohl in die Tiefe als auch in die Breite wichtige Räume für nachrückende Teamkollegen. Alain Nef vermochte als dritter Einwechselspieler auf der Rechten Seite wesentlich mitzuhelfen, in der Schlussphase für die notwendige Entlastung und Stabilität zu sorgen.

FCZ – Sion 1:0 (0:0)

Tore:  69. Odey (Marchesano) 1:0.

FCZ: Brecher; Untersee (6. Kharabadze), Maxsø, Bangura, M. Kryeziu, Schönbächler (81. Nef); Rüegg; Domgjoni, Marchesano; Ceesay (69. Kololli), Odey.

Sion: Fickentscher; Maceiras, Kouassi, Ndoye, Abdellaoui; Grgic (81. Adryan), Kukeli (74. Djitté); Toma, Kasami, Lenjani; Uldrikis.

Viertelherzige Defensivarbeit, Sion gewinnt die Duelle / Sion – FCZ 1:0 Analyse

Die Partie im Wallis war einerseits geprägt von einem FC Sion, der nach einiger Anlaufzeit den «Yakin-Stil» immer besser verinnerlicht hat: wenig Ballbesitz, Konterfussball im eigenen Stadion mit langen Diagonalbällen über die Seiten hinter die Abwehr. Schlüsselpositionen in Yakins neuem FC Sion nehmen unter anderem Christian Zock und André Luis Neitzke ein, mit denen Yakin als Schaffhausen-Coach in der Challenge League-Rückrunde der Saison 16/17 mehr Punkte als Forte’s FC Zürich geholt hatte. Neben Neitzke waren mit Grgic (gleichzeitig entscheidender Vorbereiter und Vollstrecker beim 1:0-Siegtreffer) und Toma in der Mittelfeldreihe zwei weitere Spieler in der Startformation, die schnell gute Bälle in die Tiefe spielen können. Vorne ist natürlich Pajtim Kasami der Schlüsselspieler, welcher zusammen mit Ermir Lenjani die Anfälligkeit des FCZ über die Seiten optimal zu nutzen wusste. Die Sittener liessen defensiv nur einen Freistoss in Strafraumnähe und sieben Flanken zu. So wenige Hereingaben von der Seite hatte der FCZ letztmals im Heimspiel gegen Napoli geschlagen. Insgesamt kam das Letzigrund-Team ebenfalls gerade mal zu sieben Abschlüssen im ganzen Spiel – nur bei der Auswärtsniederlage bei YB waren es im Jahr 2019 ebenso wenig gewesen. Sion hatte zwar auch nicht mehr als 12 Abschlüsse, durch die Kontersituation waren diese aber im Durchschnitt deutlich gefährlicher.

Der FCZ setzte andererseits im Wallis nach dem erfolgreichen im 3-4-1-2 errungenen Heimsieg gegen Xamax (2:1) auf eine deutlich offensivere Ausrichtung in einem verkappten 4-3-3. Die Konstruktion des Spiels war zu Beginn durchaus ansehnlich, aber die Balance zwischen Offensive und Defensive ging wieder verloren. Eine Viererkette, in welcher drei Spieler (Bangura, Kharabadze, Untersee) eher offensiv orientiert denken und gleichzeitig Schwächen in den Zweikämpfen haben, ist zu wenig stabil. Umaru Bangura gewann in Sion beispielsweise nur 29% seiner Zweikämpfe, und liess die Gegenspieler vor allem in seiner katastrophalen Ersten Halbzeit mit mehreren Blackouts Mal für Mal frei gewähren. In den Zweikämpfen war Sion stärker. Die in diesem Bereich ebenfalls anfälligen Untersee und Kharabadze konnten zudem auf der Seite von Odey sowie Khelifi zu wenig unterstützt werden. Im Mittelfeldzentrum brachte der 6er Grégory Sertic wie schon gegen Xamax im Spiel (im Gegensatz zu seinen Standards) viel zu wenig Präsenz auf den Platz. Der Franzose verrichtet die Defensivarbeit eher viertelherzig als halbherzig, geht in der eigenen Hälfte sorglos mit dem Ball um, führt Zweikämpfe eher alibimässig und hielt beispielsweise vor dem 0:1 gegenüber Pajtim Kasami gebührenden Respektsabstand nach dem Motto: «nur nicht stören». Während es Spieler wie Sertic in vielen Situationen zu gemütlich nahmen, agierten andere wiederum zu hektisch – so beispielsweise Kharabadze und Khelifi, welche beide einen Einwurf zu schnell ausführten und so die dafür noch nicht bereiten Teamkollegen in die Bredouille brachten.

Die vor Sertic auf den Achterpositionen agierenden Rüegg und vor allem Hekuran Kryeziu (letzterer trotz offensichtlich noch nicht ganz abgeklungenen Rückenbeschwerden nach der Attacke Pietro Di Nardos im Xamax-Spiel) trugen deutlich mehr zur Zürcher Präsenz im Mittelfeld und schnellem Direktspiel nach vorne zur Überwindung der Walliser Abwehrmauer bei. Assan Ceesay vermochte allein im Sturmzentrum keine Wirkung zu entfalten. Daher verschob Ludo Magnin den Linksfuss noch vor der Pause auf die linke Seite, wo der Gambier ähnlich wie einst Raphael Dwamena nach vorne deutlich mehr Wirkung erzielen kann. Der eingewechselte Marco Schönbächler hatte nach guter Vorarbeit von Rüegg und Untersee eine gute Torchance, bei welcher er aber deutlich zu lange mit dem Abschluss zögerte. Die Szene war das Spiegelbild von «Schönbis» seit der letzten Verletzung komplett verschwundenem Selbstvertrauen im Abschluss. Aziz Binous bestritt einen ansprechenden ersten FCZ-Teileinsatz in der Super League und hätte nach schöner Hereingabe Untersees von rechts die Chance auf den Ausgleich nutzen können, wenn er nicht (tendenziell regelwidrig) von Xavier Kouassi daran gehindert worden wäre.

Sion – FCZ 1:0 (1:0)

Tore:  6. Grgic (Uldrikis) 1:0.

Sion: Fickentscher; Maceiras, Kouassi, Neitzke, Morgado; Toma, Zock, Grgic, Lenjani (80. Carlitos); Kasami (88. Mveng), Uldrikis (68. Fortune).

FCZ: Brecher; Untersee, Bangura, Maxsø, Kharabadze; Sertic; Rüegg, H. Kryeziu; Odey, Ceesay (77. Binous), Khelifi (61. Schönbächler).

Alte Fehler, zu viel Selbstsicherheit – aber dank kluger Taktik trotzdem ein Punkt in Unterzahl / FCZ – Sion 3:3 Spielanalyse und Interviews

Nach dem 3:3 im Letzigrund ist die Konsternation bei Spielern, Trainerstaff und Journalisten aus Sion gross. Aufgrund der Überzahl, der verspielten 2:0-Führung, der Tabellensituation und vor allem auch dem Auftreten der Mannschaft. Es war wahrlich ein insgesamt schlechter Auftritt von beiden Teams, welcher am Ende auch keinen Sieger verdient hatte. Ganz anders, als noch bei der FCZ-Auswärtspartie vor Wochenfrist in Luzern, wo die Zuschauer ein packendes Spiel mit hohem Tempo, über weite Strecken kompakten Defensivleistungen und kreativen Offensivaktionen beider Mannschaften gesehen hatten. Im Letzigrund spielten der FCZ und Sion beide von Beginn weg pomadig. Es fehlte das Feuer. Bezüglich der sich im “Überlebenskampf“ befindlichen Walliser noch eine Spur erstaunlicher, als beim erneut mit vielen jungen Eigengewächsen antretenden FCZ.

Trainer Ludo Magnin stellte sein Team wieder mal mit einer Dreierabwehr auf (welche aber von Beginn weg eher wie eine Fünferkette agierte). Dies auch im Nachhinein gesehen zu Recht, weil er diesmal Sion aufgrund der Absenzen von Kasami und Carlitos  mit einer stark veränderten Spielanlage erwartete. Die Walliser griffen tatsächlich deutlich weniger über die Seiten an und spielten nicht mehr die noch beim 1:1 im Tourbillon praktizierten gefährlichen scharfen Diagonalbälle. Der wie immer agile Maceiras zog in der gegnerischen Hälfte meist Richtung Mitte und von Lenjani auf der anderen Seite war kaum etwas zu sehen. Ein weiterer Grund für die taktische Umstellung auf Zürcher Seite mag auch die Absenz der aktuell zwei besten Innenverteidiger Bangura und Nef gewesen sein.

Mit einem dritten Mann wurde hinten das Zentrum quantitativ gestärkt. Wichtiger als Quantität ist in der Regel aber die Qualität. Captain Victor Palsson konnte im Abwehrzentrum einmal mehr nicht verbergen, dass er auf dieser Position auf Niveau Super League nicht genügt. Cédric Brunner lieferte wenige Tage nach seiner Vertragsunterschrift in Bielefeld einen der schlechtesten Auftritte der aktuellen Saison ab, und der zuletzt wenig berücksichtigte Rasmus Thelander vermochte ebenfalls nicht Werbung in eigener Sache machen. In den Anfangsminuten war der FCZ klar die «weniger schlechte Mannschaft» auf dem Platz und hatte dadurch ein Übergewicht.

Es war dann aber Sion, welches mit seiner ersten «Halbchance» in der 7. Minute gleich in Front ging. Dies mit einem kleinen Cornertrick, der über die Jahre hinweg bei unterschiedlichstem Personal und unter den unterschiedlichsten Trainern gegen den FCZ immer wieder gut zu funktionieren scheint: dem Überkreuzen. Diesmal praktizierten dies Schneuwly (Gegenspieler: Brunner) und Bamert (Gegenspieler: Pa Modou) beim Eckball des ehemaligen FCZ-Juniors Anto Grgic wieder einmal erfolgreich. Pa Modou verlor seinen Gegenspieler komplett aus den Augen und der ehemalige GC-Junior konnte ziemlich freistehend einköpfen, weil Brunner in Unterzahl die Situation auch nicht mehr zu retten vermochte.

https://soundcloud.com/fcz-radio/rasmus-thelander-hatte-das-gefuhl-rot-war-ein-fehlentscheid

In der 29. Minute unterlief dann Aliu mit einem nach hinten losgehenden «Blindgänger» ein Missgeschick im Mittelfeld. Thelander hätte allerdings genug Zeit gehabt, die Situation zu klären, zögerte aber zu lange. Den Platzverweis nach dem Foul Thelanders am flinken Cunha mehr als 25 Meter vor dem Tor hätten die meisten Schiedsrichter in derselben Situation aber wohl nicht ausgesprochen, denn der ohne Ball im Normalfall schnellere Palsson stand auf gleicher Höhe und eine klare Torchance für Cunha damit eher nicht vorhanden. Die Positionen im Zürcher Spiel wurden nicht gross geändert. Ohne Thelander wurde aus der Fünferkette einfach eine Viererkette. Das im Schnitt 18,7 Jahre alte Mittelfeld mit Rüegg, Domgjoni und Aliu blieb intakt und vorne agierte mit Frey und Dwamena weiterhin ein Zweimannsturm.

Zur Pause konnte man aus FCZ-Sicht ganz und gar nicht zufrieden sein: Resultat und Auftritt waren nicht genügend und dazu war man noch in Unterzahl. Antonio Marchesano ersetzte Adrian Winter – Kevin Rüegg rückte auf die rechte Seite. Wie schon in Luzern wirkte die Mannschaft aber schon bald nach der Pause müde und liess sich auch unter Berücksichtigung der Unterzahlsituation zu stark einschnüren. Aus so einer Situation entstand dann auch das 0:2. Bei diesem Gegentreffer spazierte der unter dem Strich durchaus wieder eine gute Partie abliefernde Izer Aliu etwas gedankenverloren an der Strafraumgrenze herum, war zu wenig aufmerksam und liess so Bastien Toma frei zum Abschluss kommen. Davor hatte Kevin Rüegg Cunha nicht an der Hereingabe im Strafraum hindern können. Einerseits lag dies an der Qualität von Cunha im Eins-gegen-Eins, andererseits aber auch am jugendlichen Optimismus Rüeggs, der in vielen Szenen „zu viel“ will: auch noch den zweiten oder dritten Gegenspieler umdribbeln, statt den einfachen Querpass spielen – oder den Ball sofort zurückerobern wollen, statt einfach mitlaufen und die Flanke verhindern. Ob Rüeggs Risiko aufgeht, oder nicht, hängt jeweils in erster Linie von der Qualität des Gegenspielers ab. In der Defensive gegen einen Cunha in Form geht es meistens schief. Später vor dem 2:2-Ausgleichstreffer hingegen konnte Rüegg die Sion-Abwehr aus den Angeln heben, weil er sich gegen den wenig überzeugenden Lenjani trotz zu weitem Vorlegen des Balles seitlich des gegnerischen Strafraumes durchsetzen konnte. In der 78. Minute wiederum überschätzte Rüegg seine Kräfte und konnte nur noch schleppenden Schrittes zurücktraben, was Aimery Pinga die goldene Sion-Chance zum 3:4 alleine vor Yanick Brecher ermöglichte.

Der Zürcher Torhüter zeigt weiterhin aufsteigende Tendenz. Der Lapsus beim 3:3 war dann aber eine Aktion, wie sie von Brecher auch in der aktuellen Saison in Promotion League, Cup und Super League schon mehrmals zu sehen war. Ähnlich wie Rüegg überschätzte er sich – und bei einem Torhüter führt so etwas häufig gleich zu einem Gegentor. Selbstsicherheit ist gut, aber ein Quentchen mehr Vorsicht ist für die Mischung dieser Torhüter-Suppe vonnöten. Dies könnte sich Brecher bei seinem Torhüterkollegen Vanins oder auch einem seiner Vorgänger, Johnny Leoni (mittlerweile übrigens mit Tochigi von der Dritten in die Zweite Japanische Liga aufgestiegen) abschauen. Vanins spielte unter Trainer Forte sehr solide. Mit den Vorgaben des Trainerduos Magnin/Van Eck hätte der Lette aber sicherlich noch mehr Probleme als Brecher und würde wohl mehr Fehler begehen als dieser.

Genau fünf Monate nach seinem Doppelpack im Cup-Viertelfinal gegen Thun fand Stürmer Michael Frey endlich  wieder mal das Tornetz. Nach dem 0:2 durch Toma in der 56. Minute zeigte sich Sion etwas zu sorglos und der FCZ konnte sich endlich zu einer Reaktion aufraffen, was in der Summe zu zwei Treffern innert zwei Minuten zum 2:2-Ausgleich führte. Es dauerte noch etwa fünf weitere Minuten bis Trainer Magnin Stürmer Dwamena links ins Mittelfeld zurückbeorderte und aus einem 4-1-2-2 ein 4-4-1 wurde. Dem verbliebenen Stürmer Frey gab Magnin die Anweisung, seine Defensivarbeit zu reduzieren und seine Kräfte stattdessen für Konterangriffe aufzusparen, was dieser dann auch eindrücklich umsetzte, und mit einer Energieleistung im gerade noch tolerablen Zweikampf gegen den an diesem Nachmittag häufig indisponierten André Neitzke den 3:2-Führungstreffer und einen lupenreinen Hattrick realisierte.

https://soundcloud.com/fcz-radio/michi-frey-anweisung-von-magnin-krafte-fur-entscheidende-aktionen-zu-sparen

In der Schlussphase wurden weiter munter die Positionen rotiert. Als in der 79. Minute Mirlind Kryeziu für Raphael Dwamena eingewechselt wurde, stellte der FCZ wieder auf die anfängliche Fünferabwehr um und igelte sich weitgehend am eigenen Strafraum ein. Unter den Voraussetzungen des zuvor aufkommenden «Schlagabtausches» in welchem Sion Vorteile hatte, sicherlich eine vernünftige Massnahme. Fabian Rohner ersetzte dann in der 83. Minute Izer Aliu, wodurch Kevin Rüegg wieder zurück ins Zentrale Mittelfeld wechselte. Rohner war es dann auch, der sich von rechts von der Mittellinie startend mit seinem Antritt zwischen Succar und Neitzke hindurchzwängte und zu einer Topchance an der Strafraumgrenze kam – inklusive Nachsetzen von Frey direkt vor der Torlinie. Sion hatte aber mit Pinga und Bamert ebenfalls noch zwei sehr gute Möglichkeiten, das Spiel zu entscheiden.

https://soundcloud.com/fcz-radio/toni-domgjoni-kontertaktik-hat-in-2-halbzeit-geklappt

FCZ – Sion 3:3 (0:1)

Tore: 7. Bamert (Grgic) 0:1; 56. Toma 0:2, 59. Frey (Dwamena) 1:2, 61. Frey (Dwamena) 2:2, 72. Frey (Pa Modou) 3:2, 74. Grgic (Cunha) 3:3.

FC Zürich: Brecher; Thelander, Palsson, Brunner; Winter (46. Marchesano), Rüegg, Pa Modou; Domgjoni, Aliu (83. Rohner); Frey, Dwamena (79. Kryeziu).

Sion: Fickentscher; Maceiras, Bamert, Neitzke, Lenjani (88. Angha); Toma, Kouassi, Grgic (85. Succar); Schneuwly, Cunha, Adryan (71. Pinga).

Forte’s Experiment geht schief: FCZ – Schaffhausen 2:1 Highlights

Das seit Mitte November den FCZ heimsuchende Leistungstief hält weiter an. Trainer Uli Forte versuchte es zu Hause gegen Schaffhausen mit einer sehr offensiven Aufstellung mit zwei Sturmspitzen (Raphael Dwamena, Moussa Koné) und zusätzlich dem fast ausschliesslich mit offensiven Qualitäten ausgestatteten Antonio Marchesano im Zentralen Mittelfeld neben Sangoné Sarr. Das Experiment ging schief.

Vom Sturmduo Dwamena/Koné kam insgesamt zu wenig. Die Defensivarbeit der beiden Forwards war ungenügend, und die Offensivaktionen meist zu überhastet und unkontrolliert. Im Mittelfeld entstanden durch die offensive Ausrichtung zu grosse Lücken, die Schaffhausen nutzte, um das Spiel in die Hand zu nehmen und über weite Strecken zu kontrollieren. Dazu kamen speziell in der 1.Halbzeit potentiell entscheidende Fehler des eigentlich als defensive Absicherung gedachten Sangoné Sarr, der sich Mal für Mal überschätzte und in Ballbesitz auf Zweikämpfe mit dem deutlich robusteren Christian Zock einliess.

Dass es trotzdem zu drei Punkten reichte, lag daran, dass der Gegner nicht seinen besten Tag erwischte, und zusätzlich beim letzten Pass ungewöhnlich häufig zu unpräzis agierte. Kurz: es war wieder mal eines jener Spiele, wo der FCZ vom «Letzigrund-Bammel» des andere Kulissen gewohnten Challenge League-Gegners profitierte.   

Dazu kam ein kurzes Zwischenhoch in den zehn Minuten nach der Pause, als nach nur 35 Sekunden das 2:0 durch Moussa Koné fiel. Ausgehend von einem weiten Ball von Andris Vanins konnte Roberto Rodriguez die «Kopfballablage» Muhamed Demiris aufnehmen und die Lücken in der an diesem Tag häufig ebenfalls zu offensiv stehenden Schaffhauser Mannschaft nutzen, durchs Mittelfeld spazieren und Raphael Dwamena lancieren, der mit dem Querpass vor dem Tor seinen Sturmpartner fand. Es war kein Offside, wie von André Luis Neitzke reklamiert. Der Schaffhauser Captain liess sich in der Szene von der Schnelligkeit des Senegalesen düpieren. Und Demiri, der als der kleinere Spieler im Mittelfeld noch das Kopfballduell mit Koné gewonnen hatte, war ironischerweise genau aus diesem Grund wenige Sekunden später beim Abschluss des Zürcher Stürmers im Strafraum zu spät.

Auch beim frühen, entgegen dem Spielverlauf gefallenen Führungstor hatte der FCZ von sehr weit aufgerückten Schaffhausern profitiert. Die Gäste wurden in ihrer anfänglichen Druckphase übermütig und konnten nach einem eigenen Eckball durch Bunjaku an der Mittellinie gerade noch in höchster Not einen alleinigen Durchmarsch Moussa Konés Richtung Tor verhindern. Diesser zog aber richtigerweise durch, und setzte den von Bunjaku mit einem Rückpass angespielten Schaffhausen-Keeper Ilija Kovacic unter Druck. Die Verteidigung der Schaffhauser war immer noch entblösst, und so konnte Marchesano den Befreiungsschlag Kovacics abfangen und Roberto Rodriguez im Strafraum bedienen, dem sein zweites Rückrundentor gelang.

Erst in der 90. Minute dann der mehr als verdiente Schaffhauser Anschlusstreffer durch Lang, nachdem Brunner durch Nachlässigkeit seinem Gegenspieler Tranquilli auf der Seite zu viel Raum liess, und auch Torhüter Vanins seinen Arm zur Abwehr des Abschlusses zu wenig schnell hochbrachte. Es läuft nicht beim FCZ. Und in so einer Situation ist es angebracht, aus einer soliden Defensive heraus zu agieren, und aus dieser Position heraus die Offensive und das Selbstvertrauen Step by Step zu entwickeln. Der Versuch von Forte mit einem offensiv ausgerichteten 4-4-2 ging daneben, weil die gegen Schaffhausen auflaufende Mannschaft nicht die entsprechenden Qualitäten hat, und ausserdem zu diesem Zeitpunkt das Team insgesamt auch nicht in der Verfassung ist, um so auftreten zu können.

FCZ – Schaffhausen 2:1 (1:0)

Tore:  8. Rodriguez (Dwamena) 1:0; 46. Koné (Dwamena) 2:0, 90. Lang (Gül) 2:1.

FCZ: Vanins; Brunner, Nef, Kecojevic, Kempter; Winter, Sarr, Marchesano (68. Yapi), Rodriguez; Dwamena (68. Schönbächler), Koné (84. Rohner).

Schaffhausen: Kovacic; Lekaj (54. Gonçalves), Neitzke, Demiri, Mevlja; Bunjaku (54. Gül), Zock; Lang, Taipi, Mikari; Demhasaj (77. Tranquilli).

Buff leitet Sieg bei letztem Auftritt auf der Breite ein: Schaffhausen – FCZ 1:3 Highlights

In einem erneut chancenarmen Spiel erzielt der FCZ trotzdem drei Tore in Schaffhausen und bleibt damit Leader der Challenge League. Eine regelrechte Invasion fand im Schaffhauser Breite-Quartier mit 4’000 Zuschauern (davon mindestens die Hälfte Gästefans) in einem der letzten Heimspiele im altehrwürdigen Stadion statt. Seit einem Jahrzehnt und der letzten Super League-Saison der Munotstädter waren nicht mehr so viele Zuschauer im Stadion gewesen.

Oliver Buff lieferte die Vorarbeit zu den beiden ersten Toren. Gegen Ende der Partie liess sich der FCZ bei 2:1-Führung auf einen etwas riskanten Schlagabtausch ein, mit meist vier Offensivspielern, die vorne stehen blieben und nicht mehr hinter den Ball kamen, dank der individuellen Qualität vor allem der Innenverteidiger Nef und Kecojevic ging die Sache gut, und der eingewechselte Moussa Koné konnte mit seinem Abstauber zum 3:1 direkt vor der eigenen Fankurve einen emotionalen Boost feiern.

FC Schaffhausen – FC Zürich 1:3 (0:1)

Breite – 3’964 Zuschauer – SR Fedayi San

Tore: 11. Neitzke (Eigentor, Buff) 0:1, 51. Sadiku (Buff) 0:2, 69. Tranquilli (Gonçalves) 1:2, 89. Koné (Cavusevic) 1:3

Schaffhausen: Grasseler, Gonçalves, Neitzke, Mevlja, Menezes; Bunjaku (62.Vilela), Facchinetti;   Gül (87. Gautreaux), Frontino,  Tranquilli (78.Demhasaj); Rossi.

Zürich: Vanins; Brunner, Kecojevic, Nef, Voser; Winter, Sarr, Kukeli, Schönbächler (75. Koné); Buff (87. Cavusevic), Sadiku (84. Yapi).