FCZ Frauen verpassen Exploit im LIPO Park – reisst die Titelserie?

Die FCZ Frauen spielen im wohl meisterschaftsentscheidenden Direktduell gegen den FC Neunkirch im LIPO Park Schaffhausen wie schon vor sieben Wochen in der Qualifikation erneut 1:1-Unentschieden, und verpassen damit den erstmaligen Sprung and die Tabellenspitze. Damals ging der FCZ durch die sich aktuell in Spitalpflege befindliche Selina Kuster (Kreuzband- und Aussenmeniskusriss) früh mit 1:0 in Führung , und musste am Ende der Partie noch den Ausgleich durch die Slowakische Innenverteidigerin Lucia Harsyanova hinnehmen. Diesmal ging Neunkirch durch die Italienische Nationalspielerin Valentina img_1941Bergamaschi in der 54. Minute in Front – der Zürcher Ausgleich folgte in der 83. Minute. Mit Riana Fischer war erneut eine Verteidigerin erfolgreich – diesmal vom Penaltypunkt nach einem Foul an Fabienne Humm im Strafraum. In der Schlussphase drückte der FCZ auf den Siegtreffer, welcher aber auch in der vierminütigen Nachspielzeit nicht mehr gelang.

Im Vergleich mit der letzten Direktbegegnung war bei Neunkirch Schlüsselspielerin Lucia Ondrusova wieder dabei. Die Slowakische Nationalspielerin Patricia Hmirova wurde so auf die Ersatzbank verwiesen. Beim FCZ bekam die ehemalige Neunkirchnerin Sara Krisztin auf der linken Seite eine Chance von Beginn weg. Seit der gerade noch rechtzeitigen Rückkehr der davor angeschlagenen Ondrusova treten die Schaffhauserinnen wieder deutlich souveräner auf und stehen damit zwei Runden vor Schluss kurz vor ihrem ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte.

Der hochdotierte FC Basel mit der ehemaligen Bayern-Trainerin Sissy Raith hat zuletzt nicht den Anschein erweckt, als könnte er die Neunkirchnerinnen am übernächsten Mittwoch auf der Sportanlage St.Jakob noch ernsthaft in Gefahr bringen. Der FCZ muss seine letzten beiden Partien gegen YB und in Luzern gewinnen und auf eine Niederlage Neunkirchs in Basel hoffen (das abschliessende Heimspiel Neunkirchs gegen Lugano sollte für den Leader eine Formsache werden). Immerhin stehen bei den Rot-Blauen mit Stenia Michel, Stefani Liebhart, Egzona Seljimi, Stefanie de Alem, Sandra Aloi und Meriame Terchoun gleich sechs ehemalige FCZ-Spielerinnen in der Mannschaft, die gegen Neunkirch im Idealfall gleich doppelt motiviert sein werden.

Für die sympathische, bunt gemischte Truppe aus Neunkirch könnte der erste Meistertitel zugleich auch der letzte sein. Die bisherige Geldquelle ist versiegt – die Gönnervereinigung sorgt dafür, dass die aktuelle Saison noch in geregelter Form zu Ende gespielt werden kann. Danach gibt es verschiedene Optionen: 1) Finden eines neuen Hauptsponsors, 2) Rückzug des Teams, 3) Weiterführung, aber mit tieferem Budget und schwächerer Mannschaft, oder 4) Integration in den FC Schaffhausen. FCS-Präsident Aniello Fontana hat erste Gespräche bezüglich Option 4 bestätigt.

Für die FCZ Frauen wird sich nun möglicherweise das trotz guter Leistung knappe Ausscheiden vor zwei Jahren in den Champions League-Sechzehntelfinals gegen die starken Norwegerinnen von Lilleström doppelt rächen. Mit 1:1 und 0:1 waren die Ergebnisse und auch der Spielverlauf damals denkbar knapp. Nun liegt Norwegen auf die kommende Saison hin in der UEFA-Fünfjahreswertung nur 0.5 Punkte vor der Schweiz auf Platz 12, welcher zu zwei Champions League-Teilnehmern (einer in der Qualifikation) berechtigt. Nur ein zusätzlich erzieltes Tor damals gegen Lilleström hätte wohl gereicht, und die FCZ Frauen hätten in der kommenden Saison auch als Meisterschaftszweiter an der Champions League-Qualifikation teilnehmen können. Nun wird, wenn in den letzten zwei Runden nicht noch eine Überraschung passiert, der FCZ 2017/2018 unter dem neuen Trainer Luca Fiorina erstmals seit sechs Jahren nicht international dabei sein, und nach fünf Meistertiteln in Folge die grossartige Titelserie unter dem abtretenden Trainer Dorjee Tsawa reissen.

FCZ Frauen wahren im LIPO Park ihre Titelchance

Beim ersten Spitzenkampf in Basel hatten die FCZ Frauen eine Top-Leistung gezeigt, in Schaffhausen gegen Neunkirch war die Performance immer noch gut. Zum Sieg reichte es am Ende aber nicht. Im ersten NLA-Spiel in neuen LIPO Park von Schaffhausen standen sich zwei ganz unterschiedliche Equipen gegenüber. 1 Schweizerin und 10 Legionärinnen bei Neunkirch – beim FCZ genau umgekehrt. Das Durchschnittsalter – 22 Jahre beim FCZ, und für NLA-Verhältnisse ziemlich hohe 26 Lenze bei Neunkirch.

Die Schaffhauserinnen mussten weiterhin auf Captain Lucia Ondrusova verzichten. Die Slowakin befindet sich im Aufbautraining und wird wohl in der entscheidenden Phase der Meisterschaft wieder eingreifen können. Beim FCZ fehlte die zuletzt formstarke Mittelfeldspielerin Lesley Ramseier gesperrt. Dies löste in der Startaufstellung der Zürcherinnen eine Rotation aus: Sandrine Mauron rückte von der Sechs auf die Achterposition Ramseiers, Moser aus der Dreierabwehr auf die Sechs, und Lienhard von rechts aussen auf Mosers halbrechte Position in der Dreierabwehr. Rein kam auf der rechten Seite Karin Bernet.

Die im Februar aus der U21 aufgerückte 18-jährige Rahel Moser war auch auf der Sechserposition der ruhende Pol. Die gleichaltrige Nathalie Lienhard spielte in der Dreierabwehr ordentlich, konnte aber nicht verbergen, dass sie auf der Seite ihre (offensiven) Stärken besser ausspielen kann, was sich unter anderem in der 77. Minute schon nach wenigen Sekunden manifestierte, als Lienhard nach der Auswechslung Bernets sofort über die Seite eine der wenigen FCZ-Möglichkeiten der 2. Halbzeit im gegnerischen Strafraum kreierte. Andererseits hatte sie in ihrer unüblichen Abwehrrolle bis zu diesem Zeitpunkt die wuslige Slowakin Hmirova relativ gut in Schach halten können. Dies zusammen mit dem Spielrhythmus war wohl auch der Grund, warum sich Trainer Dorjee Tsawa für Lienhard und gegen einen Einsatz von Luana Bühler oder Riana Fischer in der Startformation entschied. In der besagten 77. Minute kam Fischer dann zu ihrem Comeback, worauf Moser zurück in die Abwehr, Gensetter ins Mittelfeld und Lienhard auf den Flügel rückten.  

Zürich fokussierte von Beginn weg auf schnelles und möglichst direktes Umschaltspiel und konnte mit diesem Lücken beim Gegner ausnutzen. Dies führte zu einem klaren Chancenplus für die Gäste aus der Limmatstadt. Bereits in der 4. Minute brachte Selina Kuster das Team von Dorjee Tsawa mit 1:0 in Front, nachdem eine flache Hereingabe Karin Bernets von rechts den Weg zwischen den Neunkirchner Abwehrspielerinnen hindurch gefunden hatte. In der 7. Minute lag der Ball erneut im Netz der eine starke Partie liefernden Slowakischen Nationaltorhüterin Maria Korenciova. Fabienne Humm hatte sich bei einem weiteren schnellen Konter den Ball erlaufen und getroffen. Der während der ganzen Partie ziemlich überfordert wirkende Assistent auf der Gegentribünenseite (musste mehrmals von der Schiedsrichterin überstimmt werden) hatte aber unerklärlicherweise seine Fahne gehoben – Offside soll es gewesen sein. In der 15. Minute wurde Humm dann im gegnerischen Strafraum in guter Abschlussposition in den Rücken gestossen. Die Pfeife der Schiedsrichterin blieb stumm.

In den zehn Minuten vor der Pause war es dann wiederum Humm, die zwei hochkarätige Chancen vergab. Erst überlobte sie in der 36. Minute aus rund 22 Metern Korenciova – der Ball drehte sich aber nach aussen links am leeren Tor vorbei. Und in der 40. Minute konnte Korenciova im Strafraum den Schlenzer, der erneut alleine vor ihr auftauchenden Humm zum Eckball parieren. Zu Beginn der 2. Halbzeit konnten die Neunkirchnerinnen die Partie dann aber an sich reissen. Der FCZ kam zeitweise nur noch selten aus der eigenen Spielhälfte heraus. Julia Stierli hatte in den Laufduellen mit der gefährlichsten Gegnerin, Valentina Bergamaschi, ihre liebe Mühe. Trotzdem kam Neunkirch durch ebendiese Bergamaschi erst in der Schlussphase zur ersten grossen Chance, als die von Lugano gekommene Flügelspielerin den Ball aus vier Metern übers Tor lenkte.

Die 20-jährige war Teil jenes Italienischen Nationalteams, welches am Zypern Cup gegen die Schweiz mit Friedli (Länderspieldébut), Kuster, Humm und Mauron im letzten Gruppenspiel gleich mit 0:6 verlor. Durch den hohen Sieg erreichten die Schweizerinnen den Final gegen Südkorea und konnten diesen dank eines Freistosstores der ehemaligen Zürcherin Lara Dickenmann für sich entscheiden. Gleichzeitig gewannen die in den Reihen von Neunkirch engagierten Slowakischen Nationalspielerinnen Korenciova, Harsanyova und Hmirova den weniger gut besetzten Istria Cup im Final gegen Bosnien Herzegovina.

In der 86. Minute fiel dann doch noch der 1:1-Ausgleich, als Lagonia einen von mehreren Eckbällen von der linken Seite treten und die ansonsten stark spielende Torhüterin Friedli sich leicht verschätzte und den Ball deshalb nur nach vorne ablenken konnte, wo Innenverteidigerin Harsanyova bereit stand. Aufgrund des Spielverlaufes jubelte am Ende die Neunkirchner Bank, die Zürcherinnen waren enttäuscht. Die Übernahme der Tabellenspitze wurde verpasst. Andererseits haben die FCZ Frauen in den zwei Spitzenspielen auswärts vier Punkte geholt. Sie haben den Rückstand nach der Winterpause von 12 auf 2 Punkte reduziert, und können den Titel wieder aus eigener Kraft schaffen, was bei einer Niederlage im LIPO Park nicht mehr der Fall gewesen wäre. Dieser eine Punkt kann am Ende also noch Gold wert sein. Vor allem aber stimmen die über weite Strecken guten Leistungen in den beiden Spitzenspielen optimistisch. Neunkirch ist ohne Zweifel ein harter Konkurrent, aber der FCZ hat trotzdem realistische Chancen auf den Titel.

Neunkirch – FCZ 1:1 (0:1)

Tore: 4. Kuster (Bernet) 0:1; 86. Harsanyova (Lagonia) 1:1.

Neunkirch: Korenciova; Bunter (81. Bell), Harsanyova, Amaral, Zigic; Bergamaschi, Sorrano, Maendly, Hmirova; Pietrangelo, Lagonia.

FCZ: Friedli; Lienhard, Gensetter, Stierli; Bernet (77. Fischer), Moser, Kuster; Mauron, Deplazes (71. Krisztin); Franssi (90.+3 Willi), Humm.

Schaffhauser Tag für den FCZ

In seinen zwei Jahren als Trainer des FC Basel verlor Murat Yakin beide Cupfinals. Erst gegen Uli Forte, dann gegen den FCZ. Heute tritt er mit dem FC Schaffhausen bei FCZ UND Forte an. Schaffhausen ist nach Servette und Xamax das drittbeste Rückrundenteam der Challenge League und damit aktuell besser unterwegs, als der FCZ. Die Munotstädter strahlen die für Yakin-Teams typische Geduld aus. Dazu habe sich Steven Lang und Shkelqim Demhasaj zu regelmässigen Torschützen entwickelt. Der grösste Vorteil des FCZ liegt im Teamvergleich auf der Ersatzbank. Dort sind die Schaffhauser deutlich dünner besetzt.

Bevor es aber zum Regionalduell im Letzigrund kommt, treffen die FCZ Frauen im LIPO Park am frühen Nachmittag ebenfalls auf ein Schaffhauser Team. Im Fussball gehören die Schaffhauser Teams ja ebenfalls dem Fussballverband der Region Zürich an. Deshalb sind solche Duelle auf Amateur- und Juniorenstufe häufig. Gleich zwei Duelle auf nationaler Ebene am gleichen Tag sind aber aussergewönlich – der 1.April 2017 ist der Schaffhauser Tag für den FCZ. Das NLA-Duell zwischen Neunkirch und den FCZ Frauen ist ausserdem der absolute Spitzenkampf!

Leader und Herbstrunden-Dominator Neunkirch liegt nach dem einen oder anderen Punktverlust mittlerweile nur noch zwei Punkte vor den FCZ Frauen. Es ist also ein echter Kampf um die Tabellenspitze! Das Team der Neunkirchnerinnen besteht vorwiegend aus Akteurinnen aus drei Ländern: Slowakei, Italien, Kanada (inklusive mehrerer Nationalspielerinnen). Dazu kommen die beiden Schweizerinnen Lorena Baumann (ehemaliges FCZ-Talent) und Sandy Maendly (langjährige Stammspielerin der Nationalmannschaft). Die Züri Frauen erwarten beim ersten Frauenspiel im LIPO Park ein ausgeglicheneres Duell, als vor einer Woche in Basel, wo sie im St.Jakob Park das klar bessere Team gewesen waren. 

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