Gute Spielanlage, aber zu viele individuelle Mankos: Lugano – FCZ 1:0 Analyse

Dem FCZ-Spiel in Lugano merkt man an, dass die Quarantäne-Spieler wieder zurück sind. Speziell Toni Domgjoni bringt viel Aggressivität, Zielstrebigkeit im Spiel nach vorne und Laufbereitschaft ins Zürcher Mittelfeld. Zu Beginn läuft er gar wortwörtlich für zwei, denn bei Lugano lässt sich der als zweiter Stürmer nominierte Jonathan Sabbatini (laufstärkster Luganesi) immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen, wodurch sich eine Lugano-Überzahl im Zentrum ergibt (vier gegen drei). Das nominelle 3-5-2 wird in der Realität häufig zu einem 3-6-1. Ludovic Magnin reagiert darauf in der 17. Minute, indem er Hekuran Kryeziu aus der Dreierabwehr vorzieht, womit der FCZ nun genauso wie faktisch auch Lugano mit einer Mittelfeldraute spielt. Bis dahin hatte Domgjoni die sich ergebenden Lücken gestopft.

Es stand wieder ein ganz anderer FCZ auf dem Platz. Von der ersten Sekunde an mit einem effektiven Mittelfeldpressing, vielen guten Umschaltmomenten und Angriffsauslösungen. Allerdings gab es ein wesentliches Problem und das hiess Blaz Kramer. Die Aktionen liefen jeweils wie im Lehrbuch – bis der Slowene angespielt wurde und wegen technischen Unzulänglichkeiten den Ball wieder verlor. Dies verhinderte, dass der FCZ in einen Flow kommen konnte und war jedes Mal ein Geschenk für den Gegner. Alleine in den ersten 72 Sekunden der Partie wurden gleich drei aussichtsreiche Angriffe der Gäste aus Zürich durch die Fehler des eigenen Stürmers zunichte gemacht. In der ersten Szene schätzt er scheinbar gedankenverloren die Flugbahn eines Kopfballs Kempters völlig falsch ein, in der zweiten schafft er es nicht, mit dem Rücken zum Tor den Ball abzudecken und für den mitgelaufenen Schönbächler abzulegen, und in der dritten verspringt ihm nach einer wunderschönen Spieleröffnung Kempters an der Mittellinie der Ball fast schon im Slapstick-Stil ins Seitenaus.

Neben Kramer kam auch Schönbächler insgesamt nicht gut in die Partie und wurde zur Pause ausgewechselt. Ebenfalls raus zur Halbzeit musste Simon Sohm. Von diesem war zuletzt in Neuenburg und gegen YB zu wenig gekommen. In Lugano war er hingegen wieder deutlich besser im Spiel und an vielen gemeinsamen Balleroberungen beteiligt. Kramer seinerseits konnte sich in der Zweiten Halbzeit etwas steigern, genauso wie beispielsweise auch Kevin Rüegg, welcher in den zweiten 45 Minuten mit seinem Einsatz und Kampfgeist das Team mitzureissen versuchte. Die Mehrzahl der FCZ-Akteure spielte allerdings in der 1. Halbzeit besser, als im zweiten Durchgang. Zur Pause wechselte der FCZ taktisch vom 4–4-2 mit Raute auf ein 4-4-1-1 mit einem „flachen“ Mittelfeld und Toni Domgjoni auf der Position hinter der einzigen Spitze Kramer. Mit diesem System hatte man sich in Thun in den ersten 20 Minuten drei Gegentreffer eingefangen. Gegen Lugano funktionierte es aber besser, da der Gegner mit Dreierabwehr spielte und die äusseren Mittelfeldspieler Koide und Kololli im Pressing weit nach vorne aufrückten. Der FCZ wollte nach den von der Spielanlage her guten, aber durch die gegenseitige Neutralisation der beiden Teams gleichzeitig chancenarmen ersten 45 Minuten aufgrund des Rückstandes etwas ändern. Die Partie konnte so tatsächlich stärker in die Lugano-Platzhälfte verlegt werden. Die Tessiner verteidigten aber gut und nahmen mit verschiedenen Spielunterbrüchen in der Zweiten Halbzeit den Rhythmus aus der Partie. Gleichzeitig blieb auf Zürcher Seite einmal mehr nicht verborgen, dass sowohl Koide wie auch Kololli im Sturmzentrum besser zur Geltung kommen, wo stattdessen weiterhin Kramer seinen Dienst verrichten durfte.

Die Abwehrkette verschob sich im Tessin wieder besser als zuletzt. Nathan, der in der Corona-Zeit aufgrund eines Schicksalsschlages im engsten Familienkreis nach Brasilien reisen durfte, ist durchaus auch verständlicherweise zur Zeit noch nicht auf dem Niveau wie vor seiner zweiten Isolation, nachdem er bereits unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Brasilien für einige Tage aus Sicherheitsgründen von der Mannschaft getrennt worden war. Davor hatte Nathan beim Auswärtssieg in St. Gallen zum Beispiel 70% seiner Zweikämpfe gewonnen gehabt – nun im Cornaredo hingegen gerade mal noch 47%: für einen Innenverteidiger ein sehr tiefer Wert. Benjamin Kololli war vor der Quarantäne in einer der besten Phasen seiner Karriere mit jeweils 16-17 Top-Offensivaktionen gegen Thun, Servette und Xamax. In Lugano spielte der Waadtländer nicht schlecht, aber es waren halt trotzdem wie schon gegen YB nur noch sieben Top-Offensivaktionen. Seine Standards sind immer noch ordentlich bis gut, aber nicht mehr so exzellent wie gerade noch vor kurzem. Immerhin: erstmals seit dem 4:0-Auswärtssieg in St. Gallen hatte der FCZ wieder einmal ein positives Expected Goals-Verhältnis (0,87 : 0,64) – ein 1:1 Unentschieden wäre also das „logische Resultat“ dieser Partie gewesen. Stattdessen traf mit Olivier Custodio erneut ein Luganesi mit einem Sonntagsschuss gegen den FCZ – ein Abschluss mit einem Expected Goals-Wert von gerade mal 2%. Dass Custodio vor dem Zürcher Strafraum so frei zum Schuss kam, war allerdings auch selbstverschuldet. Marco Schönbächler hatte seine Aufgabe bei Eckbällen vor der Strafraumgrenze aufzuräumen vernachlässigt, und hatte stattdessen halbherzig einen hohen Ball zu erreichen versucht, den Teamkollege Benjamin Kololli ohne Probleme aus dem Strafraum rausköpfen konnte – ein Blackout von Schönbi. Positiv zu erwähnen: Schiedsrichter Alessandro Dudic erkannte im Gegensatz zu Alain Bieri vor fast exakt einem Jahr (21. Juli 2019 – 22. Juli 2020!) die Schwalbe von Jonathan Sabbatini im Zürcher Strafraum (damals traf im Letzigrund Mijat Maric per Penalty zur 1:0-Führung für die Tessiner).

Lugano – FC Zürich 1:0 (1:0)
Tore: 36. Custodio (Lovric) 1:0.
Lugano: Baumann; Kecskes, Maric, Daprelà; Lavanchy, Custodio, Yao (76. Jefferson); Lovric (78. Covilo), Guidotti; Sabbatini, Lungoyi (90. Macek).
FCZ – Brecher; Nathan, H. Kryeziu (78. Winter), M. Kryeziu; Rüegg, Sohm (46. Seiler), Domgjoni, Kempter; Schönbächler (46. Koide); Kramer, Kololli.

(Standbilder: Teleclub)

Match-Vorschau: findet der FCZ bei Servette die Balance?

FCZ-Trainer Ludovic Magnin kündigt vor der Partie in Genf Umstellungen in der Startformation an. Die beste Punktebilanz der häufig eingesetzten Spieler haben Toni Domgjoni, Mirlind Kryeziu, Marco Schönbächler und Simon Sohm mit zwischen 1,75 und 1,63 Punkten insgesamt sowie 1,33 und 1,17 Punkten in Meisterschaftsspielen. Am wenigsten Punkte geholt haben in (mindestens drei) Super League-Partien Benjamin Kololli, Blaz Kramer, Willie Britto und Assan Ceesay. Trotz der vergleichsweise positiven Bilanz und starken Partien unter anderem in Luzern oder gegen St. Gallen könnte es in Genf Mirlind Kryeziu treffen, welcher durch den defensiv solideren Nathan ersetzt werden könnte. Für Popovic könnte Domgjoni, für Kharabadze Pa Modou und für Blaz Kramer Tosin in die Startelf rücken.

Mit Denis Popovic, Mimoun Mahi, Antonio Marchesano und je nach Aufstellung Benjamin Kololli, Blaz Kramer, Umaru Bangura, Levan Kharabadze oder Assan Ceesay hat der FCZ zu viele Spieler auf dem Platz, die wenig zur defensiven Stabilität beitragen. Es fehlt die richtige Balance zwischen defensiven und offensiven, technischen und physischen Elementen. Im heutigen Fussball verträgt es im Normalfall höchstens einen solchen Spieler gleichzeitig auf dem Platz – wenn alle Anderen dafür sehr diszipliniert arbeiten. Denis Popovic beispielsweise hat in Orenburg umringt von neun echten “Arbeitern“ in einer “Kontermannschaft“ erfolgreich seine Rolle als Spielgestalter und Standardspezialist umsetzen können. Umringt von einem Marchesano, Mahi, Bangura, Kharabadze und Co, funktioniert dies aber nicht.

Aufsteiger Servette hat diese Saison zu Hause noch kein Spiel verloren. Zuletzt beim 0:0 gegen Lugano stellte Trainer Alain Geiger nach der ernüchternden Niederlage in St. Gallen das System auf ein 4-4-2 mit Raute um. Dies war allerdings gegen ein im 3-5-2 auch eher praktikabel, als gegen einen FCZ, den Geiger wohl weiterhin mit je zwei Aussenspielern erwarten wird. Die würde für eine Rückkehr des zur Zeit etwas ausser Form geratenen Tasar und zum 4-2-3-1 System sprechen. Falls Captain Anthony Sauthier (der mit dem Traumtor gegen den FCZ in der Challenge League-Saison) nicht rechtzeitig fit wird, wird wohl mit Steve Rouiller ein anderer Walliser auf rechts verteidigen und die Captainbinde übernehmen.

 

Frage zum Spiel: Schafft es Servette als erster Aufsteiger nach Aarau 2013 den FCZ in der ersten Begegnung zu bezwingen?

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Mutige Taktik nicht belohnt / FCZ – FCB 0:2 Analyse

Der FCZ verliert nach dem Spiel Zwei auch das Spiel Drei (von fünf) der Saison gegen den FC Basel mit dem Ergebnis von 0:2. Beide Teams traten ganz anders an und auf als noch in den Auswärtsspielen am Wochenende in Sion und Luzern. Basels Trainer Marcel Koller, der beim 1:0-Sieg bei den grossgewachsenen Innerschweizern noch eine relativ konservative taktische Linie vorgegeben und auf physisch stärkere Spieler wie Balanta, Xhaka, Kuzmanovic, Stocker und Ajeti gesetzt hatte, ging richtigerweise von einem FCZ aus, der mitspielen will und brachte eher seine wirbligen, schnellen und/oder technisch starken Leute wie Campo, Van Wolfswinkel, Kalulu oder Widmer – dazu war Spielgestalter und Teamleader Fabian Frei, der beim 2:0-Heimsieg gegen den FCZ im Dezember eine Top-Leistung abgeliefert hatte, wieder in der Startformation. Ausserdem verlangte Koller von seinen Spielern diesmal von Anfang an mit Vollgas in hohem Tempo zu pressen. Nicht per Zufall stibitzte Van Wolfswinkel schon nach wenigen Sekunden den Ball vom Fuss Umaru Banguras und holte einen Eckball heraus. Die enorm fehlerhafte Vorstellung des Zürcher Innenverteidigers in Sion ist den Baslern natürlich nicht entgangen. Der FCB suchte zudem immer wieder lokal Überzahlsituationen zu kreieren und liess dabei gleichzeitig andere Räume ungenutzt und von Akteuren der Zürcher Abwehrformation nutzlos besetzt.

Der FCZ hatte nur zwei personelle Wechsel im Vergleich zu «Sion» – Stephen Odey fiel verletzt aus, dafür kehrte der gesperrte Toni Domgjoni wieder zurück. Für den im Wallis in den Zweikämpfen auf der Seite zu häufig unterlegenen Joel Untersee rückte Kevin Rüegg wieder auf die Rechtsverteidigerposition und der schussstarke Offensive Mittelfeldspieler Lavdim Zumberi kam rein. Wie der FCB ging auch der FCZ von der Ersten Minute an hohes Tempo und presste hoch. Da beide Mannschaften das Gleiche praktizierten, entstand durch das Tempo und die grossen Distanzen im Mittelfeld ein stürmischer Schlagabtausch – mit klaren Vorteilen auf Seiten der Rot-Blauen aufgrund tieferer Fehlerquote und höherer individueller Qualität. In Sion war der FCZ noch vom sich zurückziehenden Gegner weit in dessen Hälfte gelockt worden, um hinter der Zürcher Abwehr Raum für das Yakin’sche schnelle Umschaltspiel zu schaffen. Aber auch dort waren es in erster Linie die zu zahlreichen individuellen Fehler beim FCZ, welche Sion die entscheidenden Vorteile verschafften.

Im August hatte der FCZ gegen Basel noch ungewöhnlich (zumal in einem Heimspiel) defensiv in einem de facto 5-2-3 agiert und sich in «Sion-Manier» in die eigene Hälfte zurückgezogen gehabt. Der taktische Kniff ging auf – der FCZ hätte die Partie (1:1) an den Torchancen beziehungsweise «expected Goals» gemessen gewinnen müssen. Allerdings war damals der FCB auch weit von seinem heutigen Niveau entfernt und das für den aktuellen FCZ in der Regel so wichtige Aussenverteidigerduo Rüegg / Pa Modou stand von Beginn weg auf dem Platz. Im Dezember beim 0:2 im St. Jakob Park hatte sich Basel immer noch nicht ganz erholt und der FCZ hätte zu jenem Zeitpunkt gute Chancen auf einen Punkt gehabt, agierte aber in jener Partie vor allem in der Ersten Halbzeit zu wenig wach, präsent und clever auf dem Platz. Man baute den Gegner unnötig auf. Am Ende war die Statistik bei den «expected Goals» trotzdem ausgeglichen.

Im April kam nun ein deutlich stärkerer FC Basel in den Letzigrund. Trotzdem war die Strategie des FCZ von Beginn weg das Szepter in diesem Spiel zu übernehmen – was misslang. Dafür war unter anderem auch die enorm schnelle und gute Reaktion der Basler auf die taktische Ausrichtung des FCZ entscheidend. Dies vor allem auch dank ihren enorm routinierten Teamleadern Fabian Frei, Marek Suchy und Ricky Van Wolfswinkel. Der FCZ trat nämlich in einer Mittelfeldraute an, einem in der Super League selten gespielten System. Gegen die meisten Liga-Gegner hätte man damit bestimmt das Überraschungsmoment auf seiner Seite gehabt und sich in der Anfangsphase Vorteile erspielen können. Nicht aber gegen den aktuellen FC Basel, wie man spätestens nach diesem Spiel weiss.

Die Raute funktioniert nur, wenn man es schafft, das Spiel in die Hand zu nehmen und den Ballbesitz auf seine Seite zu bringen. Dies gegen den FCB in der aktuellen Form so konsequent anzustreben ist je nach Sichtweise mutig oder naiv. Im Nachhinein ist man sowieso immer klüger. Auf jeden Fall gelang es dem FCZ in der Startphase nicht, dieses Zwischenziel zu erreichen, worauf er die Formation in der 15. Minute auf ein 4-4-2 mit einem «flachen» Mittelfeld änderte. Diese Ausrichtung ist defensiv stabiler, vor allem die Seiten sind deutlich besser geschützt. Dies wirkte sich sofort aufs Basler Angriffsspiel aus. Die Spielauslösung des Koller-Teams dauerte deutlich länger und zögerlicher, weil nun die einfache Lösung über die Seite nicht mehr zur Verfügung stand. Dafür hatte im Gegenzug der FCZ selbst nun auch nicht mehr diese gefährlichen Umschaltmomente durch die im Rautensystem zahlreich bevölkerte Mitte, wie es sie in der Anfangsphase zwei Mal gegeben hatte. Insgesamt wurde die Partie deutlich ausgeglichener mit sporadischen guten Tormöglichkeiten auf beiden Seiten.

Auch wenn es aufgrund des Chancenverhältnisses auf den ersten Blick nicht so aussieht, war dieses Basel-Heimspiel eine Leistungssteigerung gegenüber dem Sion-Match, sowohl als Mannschaft wie auch in vielen Fällen individuell. Man versuchte in der Anfangsphase die Differenzen in der individuellen Qualität der beiden Teams mit einem riskanten System zu neutralisieren, was nicht funktionierte. In der Folge vermochte Toni Domgjoni im flachen 4-4-2 als zweite Spitze Assan Ceesay immer wieder wirkungsvoll beim Stören der Basler Angriffsauslösung zu unterstützen. Der in der Raute auf seiner Idealposition als 10er beginnende Lavdim Zumberi versuchte sich sichtlich und erfolgreich auch im Linken Mittelfeld von seiner aktuell besten Seite zu zeigen mit engagierter Defensivarbeit sowie nach vorne zielstrebigen Vorstössen, einem starken Weitschuss und zum Abschluss seines Einsatzes einer sehr guten Flanke.

Trotzdem tat die Einwechslung Pa Modous für Zumberi dem FCZ für die Schlussphase zusätzlich gut. Mit dem danach vorgerückten Levan Kharabadze, der sich im Vergleich zu seinen letzten Einsätzen verbessert zeigte und in der Ersten Halbzeit Kalulu (zur Pause ausgewechselt) praktisch ausschaltete, verstand sich der Gambier bei seinem Comeback auf der linken Seite von Anfang an gut. Assan Ceesay spielte sein wohl bisher bestes Spiel als Starter im FCZ-Dress mit vielen guten Kopfballweiterleitungen, Ballgewinnen und Sprints. Ein engagiertes Début allerdings ohne zu wesentlichen torgefährlichen Szenen zu kommen bestritt der 19-jährige Stürmer Nicolas Andereggen aus dem Argentinischen San Jeronimo Norte.

Ein Spiel «zum Vergessen» wars hingegen für Captain Kevin Rüegg. Bangura war besser als in Sion, aber unter dem Strich noch nicht genügend. Grégory Sertic zauberte direkt aus einem Corner einen Lattenkreuzknaller hin und beteiligte sich phasenweise konstruktiv am Aufbauspiel – was aber leider im negativen Sinn mehr als aufgewogen wird durch seine Körpersprache und ungenügendem Einsatz in vielen Aktionen – schon ab der 17. Minute begann der Franzose wie ein Grümpelturnierfussballer bei Ballverlusten stehen zu bleiben und zu hadern, statt wie ein Profi sofort die entstehende Lücke schliessen zu helfen. Schlimm wurde es dann vor allem in der Zweiten Halbzeit als Sertic beim Stand von 0:1 trotz reellen Chancen auf den Ausgleich wiederum viel zu früh die Segel strich.

Insgesamt erinnert die Partie an das Heimspiel gegen Napoli, als der Live-Eindruck des FCZ im Stadion ebenfalls schlecht war, bei genauerer Betrachtung im Nachhinein aber auch viele positive Aspekte offenbart wurden. Vor allem scheint den Spielern die anspruchsvolle Spielsweise für die individuelle Lernkurve gut zu tun. Realistischerweise muss man allerdings auch einräumen, dass eine Kanterniederlage diese positiven Aspekte gefährdet hätte. Beim 0:1 durch Samuele Campo, der wie schon im August erneut gegen den FCZ im Letzigrund das Führungstor erzielte, war entscheidend, dass der umsichtige Fabian Frei Toni Domgjoni im Mittelfeld von Eray Cömert weglockte, was diesem erlaubte ohne jeglichen gegnerischen Druck den sehr guten langen Ball hinter die Abwehr zu spielen, den Campo direkt nahm. Umaru Bangura kam gegen Campo zwar zu spät, aber im Gegensatz zu vielen anderen Szenen zuletzt kann man in diesem Fall nicht von einem groben Schnitzer des Innenverteidigers aus Sierra Leone sprechen. Grundsätzlich reagierte er schnell, stand davor vielleicht wenige Zentimeter zu weit vorne – Cömert und Campo machten ihre Sache aber halt einfach auch sehr gut. Derjenige, der das Tor am ehesten hätte verhindern können, war Domgjoni.

Das 0:2 entstand aus einem schlecht ausgeführten Einwurf des eingewechselten Pa Modou. Albian Ajeti stand beim Zuspiel von Zdravko Kuzmanovic allerdings im Offside (im Standbild klar an der Grasnarbe erkennbar). Toni Domgjoni wurde zudem im Basler Strafraum nach klarem Foul von Zuffi ein Penalty verwehrt. Der zweite nicht gegebene klare Penalty in Folge gegen den FCB nach dem Handspiel Kalulus im St. Jakob Park im Dezember. Mühe hatte der FCZ wieder einmal bei gegnerischen Eckbällen, auch wenn daraus diesmal kein Gegentor resultierte. Maxsö nahm wie immer den gefährlichsten Gegenspieler aus dem Rennen. Suchy versuchte es einmal mit einem Stoss in den Rücken des Dänen, welcher aber von Referee Klossner korrekterweise geahndet wurde.

Grégory Sertic (diesmal gegen Van Wolfswinkel) ist zwar im Luftduell nicht stark, verkörpert aber mehr Routine als die meisten seiner Mitspieler, und weiss, wie man einen Gegenspieler genügend stören kann, ohne dass es einem Foulspiel entspricht. Kharabadze macht seine Sache bei gegnerischen Standards mehrheitlich gut, aber einmal entwischte ihm Fabian Frei trotzdem. Umaru Bangura hatte diesmal Glück, denn sein Gegenspieler Silvan Widmer wurde von Luca Zuffi nie anvisiert. Dafür stand diesmal die zweitgrösste Schwachstelle Kevin Rüegg im Fokus, der mit seinem U21-Nationalteamkollegen Eray Cömert seine liebe Mühe hatte. Dieser nutzte in seinen Laufwegen erfolgreich Mit- und Gegenspieler als „Kurveninnenseite“, um seinen Kontrahenten abzuschütteln. Eine einstudierte irreguläre Eckballvariante hatte Basel ebenfalls noch im Köcher (siehe Bildfolge unten). Bei dieser stürzten sich vor dem Strafraum ausserhalb des Sichtfeldes von Ref Klossner Silvan Widmer und Aldo Kalulu zu zweit wie Defensive Tackles im American Football auf Toni Domgjoni, damit dieser seinem Gegenspieler Campo nicht folgen konnte, worauf dieser nach dem kurz und flach gespielten Ball Zuffis frei zum Abschluss kam, der dann allerdings vom aufmerksamen Maxsö geblockt wurde. Der Däne ist der Züri Live-MVP der Partie und wird im Derby gesperrt fehlen.

FCZ – Basel 0:2 (0:0)

Tore:  54. Campo (Cömert) 0:1, 89. Ajeti (Kuzmanovic).

FCZ: Brecher; Rüegg, Bangura, Maxsø, Kharabadze; Sertic; H. Kryeziu, Domgjoni (82. M. Kryeziu); Zumberi (58. Pa Modou); Khelifi, Ceesay (78. Andereggen).

Basel: Omlin; Widmer, Cömert, Suchy, Petretta; Frei, Zuffi; Kalulu (46. Ajeti), Campo (81. Xhaka), Okafor (62. Kuzmanovic); Van Wolfswinkel.

(Standbilder: Teleclub)