„Dümmste“ Niederlage in Santinis bestem Spiel / Lausanne-Sport – FCZ Analyse

Cup-Torhüter Kostadinovic degradiert, Dzemaili und Omeragic spielen trotz Kunstrasen, Sturmduo Avdijaj + Santini / Lausanne-Sport – FCZ Vorschau und Matchblatt (Züri Live)

Ludovic Magnin ist endlich zu Hause in Lausanne – und trifft jetzt auf den FC Zürich, seine andere Liebe (Luzerner Zeitung)

In Lausanne fand wieder das Schicksalsspiel für den FCZ-Trainer statt. Genau vor zwei Jahren wurde die Zeit des heutigen Lausanne-Coaches Ludovic Magnin als FCZ-Cheftrainer nach einer 0:4-Niederlage auf der Pontaise beendet. Schon damals unter den Torschützen: Aldin Turkes. Nikola Boranijasevic erzielte ebenfalls ein Tor für Lausanne-Sport. Auf Seiten des FCZ standen damals ebenfalls schon Brecher, Omeragic und Marchesano in der Startaufstellung. Eine weitere Parallele: ein FCZ-Verteidiger, der im Verlauf der 1. Halbzeit verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste – damals Silvan Wallner, diesmal Becir Omeragic.

Warum war es die “dümmste“ Niederlage?

Die letzte Niederlage unter Coach Franco Foda war aus verschiedenen Gründen die “dümmste‘:

  • Der FCZ war dominant, konnte diese Dominanz aber nicht ausnutzen
  • Franco Foda hatte mit seiner Aufstellung und den Wechseln kein gutes Händchen
  • Mehreren Spielern unterliefen entscheidende Blackouts
  • Für einmal wurden gute Standards getreten – aber im Abschluss nicht verwertet
  • Wie so häufig, wenn er ein Spiel in der Liga oder im Cup pfeift, hatte Schiedsrichter Alain Bieri auch diesmal Einfluss auf den Verlauf der Partie

Die Partie begann eher chaotisch. Die ersten beiden Tore waren dafür bezeichnend: ein Eigentor von Lausanne-Verteidiger Anel Husic nach Avdijaj-Hereingabe beim ersten gefährlichen FCZ-Konter und der Ausgleich Brighton Labeaus mit der ersten Lausanne-Torchance. Das Heimteam nutzte dabei unter anderem aus, dass der soeben für den angeschlagenen Becir Omeragic eingewechselte Lindrit Kamberi seine Position noch nicht ganz gefunden hatte. Omeragics Nomination in der Startaufstellung war einer von mehreren unglücklichen Personalentscheiden auf Seiten des FCZ gewesen. Ausgerechnet auf der Tuilière, an welche Omeragic gesundheitlich schlechte Erinnerungen hat, sollte er nach einer Pause von drei Partien sein Comeback feiern.

Coyle bereitet dem FCZ Probleme

Dass Omeragic nicht mehr auf dem Platz war, war grundsätzlich gut für den FCZ, denn er hatte seinen Einsatz katastrophal begonnen und speziell gegen den jungen Sanches grosse Probleme. Kamberi war nach Anlaufschwierigkeiten etwas besser als Omeragic, allerdings in der defensiven Phase auf einem für seine Verhältnisse ebenfalls sehr tiefen Niveau. Es war ganz generell mit einer Durchschnittsnote von bloss 4,3 die bisher klar schlechteste Defensivleistung der Saison. Auch Fidan Aliti, der später eingewechselte Cheick Condé oder Yanick Brecher waren defensiv schlecht. Der Unterschied zwischen Lausanne-Sport und dem FCZ bezüglich Einwechselspieler war frappant. Während bei den Waadtländern Schwizer, Turkes und Koyalipou zur Entscheidung wesentlich beitrugen, hatten auf Zürcher Seite Kamberi, Condé, Okita und Vyunnik nach ihrer Einwechslung längere Anlaufschwierigkeiten zu bewältigen oder waren gar in der Entstehung der Gegentore entscheidend beteiligt. Condé und Vyunnik vermochten sich zumindest in der Verlängerung zu steigern. In dieser war wie schon gegen Qarabag Nikola Boranijasevic auf Zürcher Seite der Beste. Wenn eine Partie mehr als 90 Minuten dauert, dreht der Dauerläufer auf der rechten Seite erst so richtig auf!

Die Führung des FCZ in der 8. Minute ging auf einen Ballverlust des jungen Stammspielers aus dem eigenen Nachwuchs Alvyn Sanches gegen Ole Selnaes zurück. Beim LS-Ausgleich in der 24. Minute ist entscheidend, dass sich Stürmer Trae Coyle wie so häufig ins Mittelfeld zurückfallen lässt, damit Kryeziu und Guerrero aus der Abwehrreihe herauslockt, und dann am Boden liegend mit viel Willen den Dreikampf gegen gleich beide Gegenspieler gewinnt. Wenn Lausanne sich im Spiel nach vorne mal durchsetzen kann, dann fast immer dank des agilen und zielstrebigen Coyle.

Magnins Joker stechen

Die Führung des FCZ in der 36. Minute erzielt wieder mal Antonio Marchesano per Kopf: sein erstes Saisontor, nach Massflanke des offensiv starken und gleichzeitig defensiv ungenügend auftretenden Fidan Aliti. Der 2:2-Ausgleich fällt durch den eingewechselten ehemaligen FCZ-Stürmer Aldin Turkes in der letzten Nachspielminute. Der zuletzt verletzungsgeplagte Turkes hatte zu Beginn seiner Profikarriere seinen Anteil an den Abstiegen des FCZ 15/16 und des FC Vaduz in der Folgesaison. Drei Jahre später wurde er zu einem guten Challenge League-Stürmer und reifte mit der Zeit in Richtung Super League-Niveau, hat aber mit 26 Jahren trotzdem erst 44 Partien in der höchsten Spielklasse auf seinem Palmarès.

Lausanne-Coach Magnin hatte in der 68. Minute mit Dominik Schwizer für Toichi Suzuki die offensivere Variante auf der linken Seite eingewechselt und der Flankenspezialist bereitete den Ausgleich nach einem Blackout von Condé und Boranijasevic denn auch mustergültig vor. Zwei Minuten davor hatte bereits Gaudino den vermeintlichen Lausanner Ausgleich erzielt gehabt. Dieser wurde aber zu Recht aberkannt, weil der im Offside stehende Brighton Labeau Torhüter Yanick Brecher eindeutig die Sicht verdeckte und dieser deshalb erst spät auf den Weitschuss reagieren konnte.

FCZ spielt in einem Hybrid-System

Der Siegtreffer von Turkes in der 114. Minute ging von einem missglückten Freistoss des ansonsten seine Leistungssteigerung im Vergleich zum Anfang der Saison bestätigenden Ole Selnaes aus. Aliti verpasste am gegnerischen Strafraum gegen Giger den entscheidenden Moment, den sich anbahnenden Konter mit einem Tackling zu unterbinden: er hatte noch nicht Gelb gesehen. In der Rückwärtsbewegung agierten Guerrero und Boranijasevic zu ballorientiert. Die eingewechselten Kamberi und Condé bewegten sich viel zu langsam zurück, gaben sich nicht wirklich Mühe, mitzuhelfen. Und Torhüter Yanick Brecher positionierte sich in der schlechtestmöglichen Distanz auf halbem Weg zum Tor. Nicht nahe genug am Stürmer, um wirklich den Winkel verkürzen zu können – und nicht weit genug, um Zeit zu haben, den Schuss zu parieren.

Taktisch verwandelte sich das 4-2-3-1 mit Ball häufig in die von Franco Foda präferierte Raumdeckung im 3-4-3 gegen den Ball. Der Linke Flügel Guerrero orientierte sich dementsprechend defensiv nach hinten und Fidan Aliti rückte nach innen. Die drei Spieler der vordersten Defensivlinie Avdijaj – Santini – Marchesano arrangierten sich flexibel basierend auf der Spielsituation. In den ersten sieben Wettbewerbspartien der Saison hatte der FCZ vier Mal kein Tor erzielt. Danach konnte aber seit dem 0:3 gegen Sion im Letzigrund in jeder der elf letzten Spielen mindestens ein Treffer bejubelt werden.

Personalien

  • Fidan Aliti: Drittes Assist in vier Spielen (darunter ein herausgeholter Penalty gegen Arsenal). Einer der besten Passspieler im Team. Wird in Bezug auf seine Offensivqualitäten von vielen unterschätzt. Sein begrenzter Speed ist defensiv ein grösseres Handicap als offensiv.
  • Nikola Boranijasevic: Der “Duracell-Hase“ des FCZ. Kommt wie schon im Rückspiel gegen Qarabag in der Verlängerung, wo alle anderen in der Startaufstellung stehenden Spieler beider Teams abbauen, erst so richtig in Fahrt.
  • Donis Avdijaj: Wirkt oft etwas unauffällig, lässt aber immer wieder seine Qualität aufblitzen und arbeitet viel. Wie in Norwegen das erste Tor erzielt beziehungsweise provoziert.
  • Ole Selnaes: Bestätigt den Aufwärtstrend. Dank Selnaes und Marchesano gab es in dieser Partie so viele gute FCZ-Standards wie wohl noch nie in dieser Saison – mit der grossen Ausnahme des völlig verunglückten Freistosses, der in der 114. Minute zum entscheidenden Gegentor zum 2:3 führte.
  • Ivan Santini: Sein bisher bestes Spiel, wirkt wie verwandelt. Legt in der Luft und am Boden gut für die Mitspieler ab. Übertrifft seine bisher besten Leistungen gegen Luzern und Linfield. Muss von Gegenspieler Husic extrem viel einstecken, weil dieser von Schiedsrichter Bieri eine Carte Blanche erhält. Dass Santini in diesem Duell eine frühe Gelbe Karte sieht und Husic keine, kann nur als Witz bezeichnet werden. In der Folge bleibt Santini trotz aller Widrigkeiten bis zu seiner Auswechslung in der 85. Minute beim Stand von 2:1 für den FCZ erstaunlich cool. Leider macht in der Folge das Beispiel Husic Schule und Santini wird auch in den kommenden Einsätzen Zielscheibe von Mätzchen und Provokationen von Gegenspielern.
  • Jonathan Okita: Die Gelb-Rote Karte in der 117. Minute ist hart, aber nicht falsch. Der zweite Platzverweis in Folge. Muss sich unbedingt die Plauschfussball-Routine abgewöhnen, bei der Annahme den Ball unnötig weit vom Fuss prallen zu lassen – eine Frage der technischen Qualität ist das bei ihm nicht, es ist Gewohnheit.
  • Lindrit Kamberi: Vier Abschlüsse, die meisten im Team – alle bei Standards. Früh für den angeschlagenen Omeragic eingewechselt, ist es defensiv einer seiner schwächsten Auftritte.
  • Cheick Condé: Agiert erneut zu Beginn nach seiner Einwechslung zu wenig fokussiert und engagiert. Steigert sich in der Verlängerung. Nach starkem Saisonstart zuletzt fünf ungenügende Noten in sechs Einsätzen.

Randnotiz

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Fabian Rohners Tordébut beim zweiten Testspielsieg gegen Rappi

Der FCZ testet 5 Tage vor Rückrundenstart gegen das Spitzenteam der Promotion League, Rapperswil-Jona. Es war in dieser img_1578Saison bereits der zweite siegreiche Test gegen die Rapperswiler, bei welchen mit Egzon Kllokoqi auch ein langjähriger FCZ Academy-Spieler in der Startaufstellung stand – heute ist er einer der besten Innenverteidiger der Promotion League. Im Zentrum der Aufmerksamkeit bewegte sich aber häufiger Rappi-Goalie Ngongo, der mehrere starke Paraden zeigen musste, um eine höhere Niederlage zu verhindern.

Zu Beginn kam der FCZ nicht ins Spiel. Uli Forte bemängelte von der Seitenlinie aus die fehlende Proaktivität bei einzelnen Spielern. Nicht ganz überraschend daher die frühe Führung für Rapperswil durch den jungen Liechtensteinischen Nationalstürmer Dennis Salanovic, welcher den Ball am etwas zögernden Baumann vorbei einschob. Mitte der 1.Halbzeit bekam der FCZ die Partie dann aber in den Griff, und war in der Folge bis etwa 10 Minuten vor Schluss die klar spielbestimmende Mannschaft.

Nicolas Stettler wusste auf der rechten Seite mit Rushes, gutem Timing und präzisen Flanken zu gefallen. Seine Hereingabe stand am Ursprung des 1:1-Ausgleichs durch eine schöne Direktabnahme Fabian Rohners unters Tordach aus rund 10 Metern. Kurz darauf kam Neuverpflichtung Raphael Dwamena für den Torschützen in die Partie. Koné wechselte auf die Flügelposition. Noch vor der Pause ging der FCZ durch Adrian Winter in Führung. Dieser nutzte den ihm zugestandenen Platz zu einem scharfen und gleichzeitig präzisen Weitschuss aus 20 Metern.

img_1579Neuzugang Dwamena verzeichnete mehrere Chancen, hob sein Premierentor aber noch auf. Dafür bediente der Ghanaer im Zuge eines Doppelpasses herrlich den schnellen Moussa Koné, der nach zuletzt vielen vergebenen Torchancen endlich wieder einmal ein Erfolgserlebnis feiern konnte. So kam es insgesamt zu gleich drei Skorerdébuts in der 1.Mannschaft: das erste Tor von Neo-Profi Fabian Rohner, sowie die Assists von Stettler und Dwamena. Kevin Rüegg war im Zentralen Mittelfeld gewohnt aufsässig. Izer Aliu zeigte eine Steigerung im Vergleich zu den letzten Testspieleinsätzen. Albin Sadrijaj hat sich noch nicht aus seiner seit einem halben Jahr andauernden Baisse herausgekämpft. Mirlind Kryeziu gefiel etwas besser – der Innenverteidiger hat sich im Vergleich zu seiner Bieler Zeit, wo er häufig etwas überfordert war, zuletzt in der U21 gesteigert – ein gleichwertiger Ersatz für die aktuellen vier Innenverteidiger wäre er aber noch nicht.

Vor allem aber kam in der 2.Halbzeit Yanick Brecher nach einer achteinhalbmonatigen Pause zu seinem Comeback. In der Endphase der letzten Meisterschaft hatte dieser im Training einen Kreuzbandriss erlitten. Gegen Rapperswil benötigte Brecher in seinem 45-Minuten Einsatz allerdings von allen seinen Bändern fast nur die Stimmbänder. Nur einen einzigen unplatzierten Weitschuss Ramadanis in der 77.Minute musste Brecher halten.

FC Rapperswil-Jona – FC Zürich 1:3 (1:2)

Grünfeld Kunstrasen, Rapperswil-Jona.

Tore: 12. Salanovic (Schwizer) 1:0, 31. Rohner (Stettler) 1:1, 43. Winter (Rüegg) 1:2; 54. Koné (Dwamena) 1:3.

FCZ: Baumann (46. Brecher); Stettler, Sadrijaj, Kryeziu, Muheim; Winter, Aliu, Rüegg, Rohner (33. Dwamena); Chiumiento, Koné.