Vorrundenrückblick, Teil 6: Michael Frey ist Spieler der Vorrunde

Die Artikelreihe zur statistischen Analyse der FCZ-Vorrunde 17/18 auf Züri Live neigt sich vor Rückrundenstart dem Ende entgegen und es wurden schon einige Einzelaspekte beleuchtet.

Bisher publiziert:

Vorrundenanalyse, Teil 1 – Torbeteiligungen

Vorrundenanalyse, Teil 2 – Schiessen und Treffen / Winter am effizientesten

Vorrundenanalyse, Teil 3 – Rodriguez, Sarr, Nef, Frey erfolgreich bei Standards

Vorrundenanalyse, Teil 4 – die Zürcher Mauer zerbricht vorne und im Mittelfeld

Schlagzeiten: Vorrundenrückblick, Teil 5

Wir schauen nun auf die Gesamtleistung der einzelnen Spieler. In jedem der 23 Wettbewerbsspiele des Herbstes kürte Züri Live einen Most Valuable Player. Mit Abstand am häufigsten verliehen wurde diese Auszeichnung Michael Frey (7x). Der Berner zeigte damit in beinahe einem Drittel der Partien den wertvollsten Beitrag zur Teamleistung. Frey kommt von allen regelmässig eingesetzten Spielern auch auf die beste Durchschnittsnote (7,2). Dies trotz einzelnen nicht guten Phasen speziell Ende September mit zwei ungenügenden (unter 5) Noten hintereinander in Lausanne und Basel.

Dies war gleichzeitig genau die Phase, in welcher es Raphael Dwamena besonders gut lief. Der Ghanaer war Züri Live-MVP in Lausanne, in Basel und anschliessend zu Hause gegen Lugano in drei Partien hintereinander. Die im Zusammenhang mit Dwamena häufig repetierte Storyline, er habe stark begonnen und sei dann wegen des missglückten Transfers nach England für den Rest der Vorrunde nicht mehr in der Lage gewesen, gute Leistungen zu erbringen, ist aus Züri Live-Sicht nicht ganz korrekt. Der 22-jährige hatte seine beste Phase der Vorrunde nach seiner Rückkehr in die Mannschaft. Es schien zwei, drei Wochen lang Ende September / Anfang Oktober, als könne Raphael zu einer wichtigen FCZ-Stütze in dieser Vorrunde werden. Erst danach kam der leistungsmässige Einbruch.

Neben der Anzahl MVP-Auszeichnungen und der Durchschnittsnote ist Michi Frey auch bezüglich Anzahl Top-Aktionen (136) die Nummer 1 der Mannschaft. Sogar in der Rangliste der Top-Defensivaktionen ist die Sturmspitze Viertbester nach Kevin Rüegg, Umaru Bangura und Alain Nef. Ein Drittel seiner Top-Aktionen sind defensiver Natur. Am meisten Top-Offensivaktionen (101) kann aber Roberto Rodriguez aufweisen, der von den regelmässig eingesetzen Spielern beim Notenschnitt (6,9) an dritter Stelle hinter Frey und Rüegg liegt. Danach folgen Michael Frey (90), Raphael Dwamena (66) sowie Kevin Rüegg und Adrian Winter (je 50).

Alain Nef, Rasmus Thelander, Cédric Brunner und Andris Vanins haben vor allem dank zeitweise starken Spieleröffnungen von hinten heraus einen relativ hohen Anteil an Top-Offensivaktionen. Auch die Verteilung der Top-Aktionen bei Sangoné Sarr (ein Drittel Defensiv, zwei Drittel Offensiv) zeigt möglicherweise seine vielleicht etwas überschätzte defensive und gleichzeitig etwas unterschätzte offensive Wirkung. Letzteres einmal abgesehen von seiner Schusstechnik, bei welcher gar nicht die Möglichkeit besteht, sie zu unterschätzen.

Die mit Abstand beste Durchschnittsnote weist Fabian Rohner auf, der sich bei seinem Super League-Début gegen Luzern und in Lausanne jeweils die Note 9 auf einer Skala von 1-10 verdiente und in Lausanne zur Pause beim Stand von 0:4 eingewechselt, als «Hansdampf in allen Gassen» wesentlich dafür mitverantwortlich war, dass die Mannschaft nicht noch weiter auseinanderfiel. An zweiter Position im Notenranking folgt Maren Haile-Selassie, welcher zu Beginn der Saison einige Einsätze in der Liga hatte, beim Cupspiel in Chippis zum MVP gewählt wurde, dann aber im weiteren Verlauf der Saison auch in den Trainings und Testspielen etwas nachliess.

Immerhin acht Spieler weisen bisher eine ungenügende Durchschnittsnote auf. Dzengis Cavusevic und Kay Voser reichte es leistungsmässig nicht mehr auf Super League-Niveau ihr Team adäquat zu unterstützen – und gehören mittlerweile nicht mehr dem Kader der Ersten Mannschaft an. Dies kann unter anderem auch eine Chance für junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs werden, zu mehr Spielzeit zu kommen – vor allem auf den Seiten (Rohner, Aliu) als Einwechselspieler oder gar Ersatz für Adrian Winter und/oder Pa Modou.

Dieser Pa Modou Jagne gehörte zusammen mit Victor Palsson und Sangoné Sarr zu einer Gruppe von Spielern mit sowohl von Spiel zu Spiel, wie auch innerhalb derselben Partie stark schwankenden Leistungen – zur Mehrheit ungenügend. Umaru Bangura begann die Saison solide, hatte aber als Verteidiger mit Qualität, dessen grösster Feind der eigene Schlendrian ist, bezeichnenderweise beim 3:0-Sieg im Cup in Bassersdorf seine erste ungenügende Note – in einer Partie, wo man sich wirklich speziell «Mühe geben» muss, um einen ungenügenden Eindruck zu hinterlassen. Im Anschluss daran folgten zwei weitere ungenügende Leistungen Banguras in Lausanne (1:1) und bei der ersten Saisonniederlage in Basel (0:1), wo der Nationalspieler Sierra Leones mit Note «3» enttäuschte.

Es folgten bunt vermischt durchschnittliche, gute und weniger gute Leistungen, bis dann in der letzten Partie in Lausanne der totale Absturz erfolgte. Die Folge: Tiefstnote «1» (genauso wie bei Stürmer Raphael Dwamena), welche auf Züri Live genauso wie die «10» nur höchst selten vergeben wird. Banguras Leistungen können durchaus als Indikator für den Auftritt der Mannschaft als Ganzes genommen werden, ist die Entwicklung doch über weite Strecken deckungsgleich, was sicherlich auch die Wichtigkeit des zentralen Verteidigers für das Team betont.

Obwohl nur in den vier Cuppartien (wovon drei gegen unterklassige Gegner) eingesetzt, konnte Yanick Brecher die negativen Eindrücke aus der Abstiegssaison nur unwesentlich korrigieren. Er kommt damit ebenso auf eine ungenügende Durchschnittsnote wie der mit durchschnittlich 3,5 schlechteste FCZ-ler der Vorrunde, Yassin Maouche, bei welchem jeweils sowohl im Spiel wie auch im Training auf eine gute Aktion jeweils drei schlechte folgen. Nach der Winterpause hat sich der Genfer zudem im Training einen Aussenbandanriss zugezogen.

 

 

Vorrundenanalyse, Teil 4 – die Zürcher Mauer zerbricht vorne und im Mittelfeld

Insgesamt spielte der FCZ eine Vorrunde 17/18 zwischen genügend und gut. Die Züri Live-Durchschnittsnote der eingesetzten Spieler war nur im letzten Spiel in Lausanne mit 4,9 knapp ungenügend. Bis zum mit 0:4 verlorenen Derby am 21. Oktober gab es nie mehr als zwei Spiele hintereinander eine Durchschnittsnote unter „Sechs“ (auf einer Skala von 1-10). Gegen GC (5,0), Stade Lausanne-Ouchy (5,4) und Basel (5,6) blieb der FCZ dann drei Mal in Folge unter dieser Marke. In Sion (Vorrundenbestnote 6,7) und im Heimspiel gegen Lausanne (6,4) gab es in der Folge zwei gute Leistungen in drei Partien, bis zum Ende der Vorrunde die Durchschnittsnote gleich vier Mal in Folge (Thun 5,6, St. Gallen 5,0, Luzern 5,6, Lausanne 4,9) tiefer als „Sechs“ war.

Die insgesamt wie schon im Vorjahr zum Ende der Vorrunde abnehmenden Leistungen korrespondieren aber nicht mit der Entwicklung der Anzahl Top-Aktionen – tolle Dribblings, präzise geschlagene Flanken oder wichtige Tacklings gab es zum Ende der Vorrunde nicht weniger als zuvor – eher im Gegenteil. Was sich aber stark veränderte, war die Fehlerquote – Fehlpässe, schlechtes Zweikampfverhalten oder ungenügende Mitarbeit im Pressing nahmen gegen Ende der Vorrunde zu.

In der Züri Live-Analyse der Team Performance ist ersichtlich, dass die Defensivleistung vor allem an vorderster Front und im Mittelfeld am Ende der Vorrunde speziell tief war – mit deutlich ungenügenden Noten zwischen „Drei“ und „Vier“.

Die Züri Live-Team Performance bewertet die Defensivleistung und Offensivleistung in den drei Zonen des Feldes, ist also nicht 1-zu-1 übertragbar auf „Verteidiger“, „Mittelfeldspieler“ und „Stürmer“. Wenn beispielsweise Stürmer Michi Frey sich viel ins Mittelfeld zurückfallen lässt, um dort in der Defensivarbeit mitzuhelfen, gilt dies als Defensivleistung im „Midfield“.

Die Defensivarbeit an vorderster Front war insgesamt nur zu Saisonbeginn und dann später vor allem in der Phase mit den Partien gegen Basel, in Sion und bei YB genügend. Wirklich zerbröselt oder gar zerbrochen ist am Ende die Zürcher „Mauer“, als im „Frontfield“ sowie auch im „Midfield“ die Defensivleistung in den letzten fünf Partien deutlich nachliess. Die Siegesserie gegen Lausanne, Thun (Cup-Viertelfinal) und in St. Gallen war trügerisch und kam vor allem dank hoher Abschluss-Effizienz zustande. Die Grundprobleme waren aber schon in diesen Partien vorhanden und zeigten sich am Ende der Vorrunde brutal, als im Abschluss die Effizienz deutlich nachliess, und gleichzeitig ganz am Ende auch noch rund um den eigenen Strafraum die Defensivleistung ungenügend wurde.

Dies bedeutet nicht, dass sich die Anzahl der Top-Defensivaktionen verringerte – aber die Fehlerquote erhöhte sich. Grundsätzlich korreliert die Anzahl der Top-Defensivaktionen im Verlauf der Vorrunde weitgehend mit der Anzahl kassierter Gegentore – das heisst, eine Steigerung von Top-Defensivaktionen führt zu weniger Gegentoren. Vor allem die letzten zwei Partien gegen Luzern und in Lausanne funktionierten aber nicht nach diesem Prinzip. Trotz einer Zunahme an Top-Defensivaktionen fielen mehr Gegentore.

Am überzeugendsten im Zürcher Offensivspiel war in der Vorrunde der Spielaufbau im Mittelfeld. Der FCZ agierte in diesem Spielfelddrittel sehr variabel und in einigen Partien kam das Team mit zunehmendem Spielverlauf in einen richtiggehenden „Flow“ mit Angriffen „wie aus einem Guss“ in denen in Abwesenheit von „Mister One-Touch“ Antonio Marchesano häufig Roberto Rodriguez als Relaisstation eine wichtige Rolle spielte. Aber auch aufrückende Backs oder sich zurückfallenlassende Forwards wie vor allem, aber nicht ausschliesslich Michi Frey, trugen viel zum phasenweise guten bis sehr guten Mittelfeldaufbauspiel bei. In den letzten beiden Partien der Vorrunde funktionierte dann aber das Angriffsspiel nicht mehr gut, wobei gegen Luzern das Problem in erster Linie im Mittelfeld lag, während in Lausanne vor allem die vorderste und die hinterste Reihe offensiv ungenügend agierten.

Die durchschnittliche Anzahl Top-Offensivaktionen waren bereits in den Partien gegen Basel (0:0), bei Sion (1:1) und YB (1:2) deutlich angestiegen. Profitieren von dieser Entwicklung konnte die Mannschaft anschliessend gegen die gerade auch auf der Torhüterposition weniger starken Gegner Lausanne (2:0), Thun (4:3) und St. Gallen (3:1), wo sich die zusätzlichen Offensivbemühungen dann auch in Tore ummünzen liessen.

Die Anzahl Steilpässe pro Spiel lag zwischen vier (mehrere Partien) und 15 (in Sion). Ein Zusammenhang zwischen den Anzahl Steilpässen und Anzahl Toren pro Spiel ist aber nicht ersichtlich.

Das gleiche gilt auch für die Anzahl Flanken. Die durchschnittliche Anzahl Flanken scheint zumindest was diese FCZ-Vorrunde betrifft, nichts über die durchschnittliche Anzahl erzielter Tore auszusagen. Die Diskrepanz der Anzahl Flanken war von Partie zu Partie gross. Bei Stade Lausanne-Ouchy (4:1-Sieg) beispielsweise spielte der FCZ hauptsächlich direkt durch die Mitte und verlegte sich nach der Führung aufs solide und einsatzfreudige Verteidigen des Vorsprunges – und so wurden in dieser Partie von Züri Live nur vier Flanken, die diese Bezeichnung verdienen, gezählt. Das andere Extrem war ebenfalls eine Cup-Partie in Bassersdorf, wo gleich 34 Flanken vom Forte-Team geschlagen wurden, und trotzdem insgesamt „nur“ drei Tore (3:0) resultierten.

Die einzigen zwei Penalties der Vorrunde bekam der FCZ gleich zu Beginn gegen GC und Sion zugesprochen. Auch wenn diese berechtigt waren, passte es zum Start zurück in der Super League verbunden mit der Leaderposition bis zum sechsten Spieltag. Nach diesem glücklichen Beginn kamen andere Zeiten mit beispielsweise irregulären entscheidenden Treffern des Gegners bei der ersten Saisonniederlage in Basel (0:1) und dem 1:2 in Bern gegen YB – auch wenn in beiden Partien der Sieg des jeweiligen Kontrahenten abgesehen von seiner Entstehung nicht unverdient war. Die Anzahl der eigenen Standardsituationen in der Offensivzone sagen aber ähnlich wie die Flanken und Steilpässe in der Vorrunde 2017/18 nichts über den gesamten Offensiverfolg des Teams aus. Von den letzten vier Toren der Vorrunde entstanden aber drei auf Standards – zwei nach in der untenstehenden Graphik nicht gezählten Einwürfen – und eines auf einen Eckball. Ungenügend war in vielen Phasen aber die Anzahl Tore aus dem Spiel heraus.

Bisher publiziert:

Vorrundenanalyse, Teil 1 – Torbeteiligungen

Vorrundenanalyse, Teil 2 – Schiessen und Treffen / Winter am effizientesten

Vorrundenanalyse, Teil 3 – Rodriguez, Sarr, Nef, Frey erfolgreich bei Standards