Der mögliche Doumbia-Ersatz spielt bereits beim FCZ / FCSG – FCZ in der Züri Live-Analyse

Chapeau! Der FCZ schlägt eine Woche nach dem feststehenden Meistertitel die sich in guter Form befindliche zweitbeste Rückrundenmannschaft auswärts im ausverkauften Kybunpark – und dies letztendlich verdient. In einer ausgeglichenen 1. Halbzeit hatte der FCZ bei zwei Fifty-Fifty-Entscheidungen (Offsidetor Guillemenot, mögliches Handspiel Boranijasevics im Strafraum) das Glück zu Beginn auf seiner Seite – und ging mit seiner ersten Torchance in Führung. Leonidas Stergiou liess sich von Ante Coric übertölpeln. Dieser zog den selbst herausgeholten Corner ideal an den nahen Pfosten und ermöglichte Karol Mets dessen erstes Tor im FCZ-Dress.

Brecher mit einer Abwehrquote von 0%

In der 2. Halbzeit hatte der FCZ die besseren Tormöglichkeiten. St. Gallen kam zwar immer wieder zum Abschluss, aber der von Assan Ceesay noch berührte raffiniert geschlagene Direkte Freistosstreffer Quintillas war statistisch der einzige Schuss der Grünweissen, der auf den Kasten von Yanick Brecher kam. Die Abwehrquote des Zürcher Keepers lag also in dieser Partie bei 0%. Dank seinen Offensivqualitäten hat Brecher trotz des letztlich fürs Resultat unerheblichen Patzers beim Offsidetor Guillemenots die Note “6“.

Mets, Gogias Comeback und neu formiertes Zentrum machen Freude

Auch wenn die Gesamtleistung der Mannschaft stark war, gab es im Einzelnen Unterschiede. Das Sturmduo Tosin / Ceesay schien in der 1. Halbzeit noch etwas mit den Gedanken bei der Meisterfeier. Und die rechte Seite war trotz Boranijasevic in der Startformation wie schon gegen Sion in beiden Halbzeiten eine Problemzone. Freude machte das neu formierte Zentrum mit Seiler, Krasniqi und Coric. Auch Karol Mets nutzte in dieser Partie seine Chance – über weite Strecken auf der zentralen Position, nach der Einwechslung Kryezius halblinks. Erfreulich das Comeback Akaki Gogias nach dessen wichtigem Beitrag zum Auswärtspunkt in Sion, bei welchem er sich verletzt hatte.

Ante Coric besteht in St. Gallen mit Technik und Spielwitz

Lindrit Kamberi begann schlecht, konnte sich im Verlauf der Partie dann aber steigern. Wilfried Gnonto vermochte sich auch eingekreist von vier oder gar fünf St. Gallern immer wieder gut zu lösen und Raum für die Mitspieler zu schaffen. Wenn ein Spieler nicht zu den Schnelleren gehört, kann man dies auf Super League-Niveau mit guter Technik in der Regel nicht kompensieren. Ante Corics Technik und Spielwitz ist allerdings nicht gut, sondern herausragend. Der Kroate bewies, dass er auch gegen einen Gegner wie St. Gallen bestehen und dem FCZ mit zum Sieg verhelfen kann – zumal seine defensive Laufleistung im Vergleich zu früheren Saisonpartien ebenfalls verbessert war.

Seiler übernimmt von Beginn weg das Spieldiktat

Most Valuable Player ist aber Stephan Seiler – zuletzt war der 21-jährige Zürcher dies vor einem Jahr bei einer Heimniederlage gegen Luzern gewesen. Damals hatte er noch deutlich mehr Einsatzzeit gehabt, als in der aktuellen Saison. In der 1. Halbzeit lag Seilers Fokus auf der Offensive, im 2. Durchgang war der Zentrale Mittelfeldspieler stärker defensiv gefordert. Vor dem Spiel schien Seiler als Motto mitbekommen zu haben, frisch von der Leber weg zu spielen und etwas zu wagen. Mit der grössten Selbstverständlichkeit übernahm Seiler mit seiner Laufbereitschaft und im Vergleich zu früher stark verbessertem Passspiel von Beginn weg das Spieldiktat. Praktisch jeder gefährliche Zürcher Angriff der 1. Halbzeit lief über ihn. Seine Diagonal- und Steilpässe beschäftigten die Grünweissen mehr als diesen lieb war und verhinderten einen Sturmlauf des Heimteams in der Anfangsphase.

Ähnliches Profil wie Doumbia

In den zweiten 45 Minuten schloss Seiler viele Lücken und half entscheidend mit, die St. Galler Angriffe zu bremsen und entschärfen. Seiler ist von seinem Stärken-/Schwächen-Profil ein sehr ähnlicher Spieler wie Ousmane Doumbia. Und in St. Gallen war er gar besser als der Ivorer: weniger Fehler, besseres Positionsspiel, Technik, Ballführung, Antritt, Beweglichkeit und Handlungsschnelligkeit. Die für Doumbia typischen spektakulären Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte sind auch eine Stärke von Seiler. Wenn der Gegner Sion geheissen hätte, wäre dies auch mehr zur Geltung gekommen. Der mögliche Doumbia-Ersatz spielt also bereits beim FCZ.

Highlights

Performance & Stats

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FCSG – FCZ 1:2 (1:2)
Tore: 10. Mets (Coric) 0:1, 37. Quintilla 1:1, 43. Maglica (Eigentor, Guerrero) 1:2.
St. Gallen – Zigi; Cabral, Stergiou, Maglica, Schmidt; Quintilla; Fazliji (87. Babic), Ruiz (62. Toma); Lungoyi (62. Von Moos), Duah (62. Besio), Guillemenot (75. Jankewitz).
FCZ – Brecher; Kamberi, Mets, Aliti (63. Kryeziu); Boranijasevic (46. Wallner), Krasniqi (58. Hornschuh), Seiler, Guerrero; Coric (81. Gogia); Tosin (46. Gnonto), Ceesay.



Das Breitenreiter-Team im Formcheck (FCZ-Sommer, Teil 3)

Wilfried Gnonto fällt auf durch seinen Kampfgeist und sein Engagement, welches er für seine Farben einsetzt – auf und neben dem Platz. Und nicht nur gegen Kriens, sondern zuvor auch schon gegen Aarau brachte er einen ansprechenden Kopfball aufs gegnerische Tor. Sogar ein für seine Verhältnisse völlig ungewöhnlich präziser und wuchtiger Kopfballtreffer gelang Blaz Kramer nach einer Musterflanke Rodrigo Polleros gegen Xamax. Abgesehen von dieser einen Szene kam vom Uruguayer im ersten Einsatz noch nicht viel. Interessant war sein toller Assist auch deshalb, weil er in der Challenge League bei gerade mal sechs Assists und gleichzeitig 26 Toren in 60 Partien eindeutig als Finisher aufgefallen war – und selbst die paar wenigen Assists waren (fast) alles keine Flanken. Assan Ceesay hatte in seinen ersten Einsätzen Mühe, steigerte sich dann aber parallel mit seinem kongenialen Partner Antonio Marchesano in der letzten Partie gegen Kriens.

Hadern mit Doumbia

Stephan Seilers Auftritte in den Testpartien waren ungenügend und an Nils Reichmuth liefen die Partien fast völlig vorbei, auch wenn gegen Ende der Vorbereitung eine kleine Steigerung ersichtlich war. Bereits gut eingefunden hat sich hingegen Bledian Krasniqi. Im Spiel mit Ball findet der 20-jährige mit seiner Vista praktisch immer die beste Lösung. Vasilije Janjicic steigerte sich im Verlauf der Vorbereitung. Mit dem taktischen Verhalten von Ousmane Doumbia scheint das Zürcher Trainerteam bisher noch mit am meisten zu hadern. Der Ivorer, welcher sich auch auf persönlicher Ebene im Team sehr wohl zu fühlen scheint, überrascht den Gegner immer wieder mit unerwarteten Balleroberungen – aber eben auch die eigenen Mitspieler und Trainer häufig mit unerwarteten Stellungsfehlern. Bis zu einem gewissen Grad sind das zwei Seiten derselben Medaille. An Buschman-Dormond kritisiert Breitenreiter, dass er zu viele «Tricks» versuche. Findet der Kanadier allerdings den Raum zum Kontern vor, wie beim 6:1-Treffer gegen Kriens (Vorbereitung für Ceesay nach einem Eckball der Innerschweizer), kann er seine Schnelligkeit ausspielen.

Energie sparen mit Boranijasevic und Aliti

Der sich in einer schwierigen Karrierephase befindliche Mirlind Kryeziu könnte aufgrund seiner Physis zu den Gewinnern unter dem neuen Trainer gehören, obwohl ihm gegen Xamax ein entscheidender Fehler unterlief, als er kurz nach der Pause den Ball vor dem eigenen Strafraum gegen Veloso verlor, was das frühe und wegweisende 2:1 für die Gäste bewirkte. Bei einer Dreierabwehr wechselte sich im Verlauf der Vorbereitung Kryeziu in der zentralen Position mit Hornschuh und Kamberi ab. Lindrit Kamberi konnte weitgehend an die positiven Eindrücke von Ende letzter Saison anknüpfen, Silvan Wallner hingegen vorwiegend an die negativen. Fidan Aliti spielte genau Fifty-Fifty als Linksverteidiger oder links in der Dreierkette – aber nie als linker Aussenläufer. Er und Neuverpflichtung Nikola Boranijasevic schienen teilweise etwas mit angezogener Handbremse in den Tests aufzutreten – als sparten sie ihre Energie für den richtigen Saisonstart auf. Willie Britto war bezüglich Positionierung teilweise das Pendant zu Aliti auf der rechten Seite – allerdings wurde er auch als Aussenläufer eingesetzt und hat gleichzeitig nicht die gleichen Einsatzchancen wie der Kosovarische Nationalspieler.

Reifen mit Frei

Adrian Guerrero ist ein Mann auf der linken Seite mit gutem Spiel- und Raumverständnis und schlägt zudem gute Standards mit dem linken Fuss – er kann aber aufgrund seiner Konstitution von Gegner auch ziemlich einfach zur Seite gedrückt werden. Dies passiert Filip Frei mittlerweile deutlich weniger als früher. Der letztjährige U20-Nationalspieler hat einen Schritt nach vorne gemacht und sich in den Vorbereitungsspielen erfolgreich von seiner besten Seite gezeigt. Sein enorm fehlerbehaftetes Spiel von früher hat er abgestellt und spielt nun sehr verlässlich, trotz gleichzeitig weiter verbesserter Dynamik. Frei wird von Breitenreiter als Alternative auf allen erdenklichen Aussenpositionen auf beiden Seiten eingesetzt, zusätzlich zur Dreierabwehr – und ist damit zur Zeit der grösste Allrounder im Team.

Aushelfen mit Hornschuh

Marc Hornschuh wurde als wichtige Kaderergänzung geholt, der auf den zentralen Defensivpositionen als verlässliche Option bereitstehen soll, wenn es ihn braucht – wohl vor allem in der Dreierabwehr, denn seine Auftritte im Mittelfeld waren jeweils wenig erbaulich. Becir Omeragic wurde am letzten Spieltag der Vorbereitung genauso wie Buschman zwei Mal als Einwechselspieler eingesetzt. Während dies bei Buschman durchaus ein Zeichen seiner aktuellen Position in der sportlichen Mannschaftshierarchie darstellte, war es bei Omeragic bedingt durch seine vorherige Ferienabwesenheit aufgrund der EM-Endrunde. Ihn schon auf das Lugano-Spiel hinzubekommen, wäre wohl zu knapp und auch etwas riskant.

Fremdgehen mit De Nitti

Bei den Torhütern feierte der von der U18 hochgezogene Gianni De Nitti seine ersten Teileinsätze im Fanionteam (einen davon im Tor des SC Kriens gegen den FCZ). Zivko Kostadinovic agierte in seiner Kernkompetenz als «Torhüter» gewohnt solide. Trainer Breitenreiter war mit seinen Entscheidungen bei den Abstössen aber nicht immer zufrieden. Yanick Brecher hatte wieder zwei, drei Unkonzentriertheiten bei Gegentreffern dabei und schrie sich in der Endphase gegen Xamax, als nichts mehr ging, vergeblich die Lunge aus dem Leib.

6:1 gegen Kriens, 1:4 gegen Xamax – wo liegt die Wahrheit? (FCZ-Sommer, Teil 1)

Totale taktische Variabilität unter Breitenreiter (FCZ-Sommer, Teil 2)

FCZ Kaderplanung 21/22, Teil 6 – die Leihspieler

Wie sieht die Situation der Zürcher Leihspieler aus? Bledian Krasniqi (19) ist nach zwei Jahren in Wil bereit für den nächsten Schritt. Seit Almen Abdi hat es keinen Jungen mit einer solchen Vista und spielerischen Qualitäten aus der eigenen Academy gegeben. Aber selbst für so ein Talent ist nicht selbstverständlich, dass es sich in der Super League durchsetzt. Eine Etage höher gibt es keine Gelegenheit mehr, sich zwischendurch mal zu verstecken. Bezüglich Präsenz und konsequenter Spielweise muss Krasniqi noch zulegen. Lernen kann er dies im aktuellen Stadium seiner Entwicklung nur in Trainings und vielen Spielen auf Super League-Niveau.

Für Haile-Selassie und Sauter wird es schwer

Sogar schon zweieinhalb Jahre in Folge ausgeliehen war Maren Haile-Selassie (22). Nach einer halben Saison bei Rapperswil-Jona, einem Jahr in Neuenburg in der Super League, nun eine weitere Saison in der Challenge League beim FC Wil. Insgesamt kommen da bereits 91 Wettbewerbsspiele im Profibereich zusammen, davon 11 mit dem FCZ. So viel wie in der aktuellen Saison kam der schnelle Standardspezialist noch nie zum Einsatz. Abgesehen von Ludovic Magnin (U18, U21, 1. Mannschaft FCZ) hat er unter keinem Trainer so viel gespielt wie nun bei Magnins ehemaligem Nationalteamkollegen Alex Frei. Allerdings hat sich Haile-Selassie auch in dieser Saison nicht so richtig für die Super League-Equipe des FCZ aufdrängen können. Abgesehen von einzelnen Aktionen kommt unter dem Strich zu wenig. Je nach Situation als Kaderergänzung für den Flügel ist Haile-Selassie beim FCZ nicht auszuschliessen, aber die Tendenz geht eher in Richtung weitere Zukunft in der Challenge League oder einer vergleichbaren Liga.

Ilan Sauter (20) war eine Saison an den FC Wil ausgeliehen und reiht sich ein in die Garde der immer wieder etwas überschätzten Verteidiger aus dem eigenen Nachwuchs (wenn es ausnahmsweise dann doch mal einen richtig talentierten Abwehrmann gibt, dann zieht es diesen frühzeitig ins Ausland, wie im Fall von Andi Hoti (18, Inter)). Sauter hat es schwer, sich überhaupt im Tempo auf Stufe Challenge League etablieren zu können – und wird kaum mal in der Super League zum Thema werden. Eventuell kriegt er beim FC Wil nochmal eine weitere Chance.

Kamberi und Koide haben sich empfohlen

Lindrit Kamberis (21) zweites Leihjahr in der Challenge League wurde vorzeitig abgebrochen, damit dieser dem FCZ in der Schlussphase der Saison auf Super League-Stufe noch helfen konnte, was er dann auch tat. Beim Kopfballgegentor von Pajtim Kasami in Basel war Kamberis für einen Super League-Innenverteidiger geringe Körpergrösse sichtlich als Defizit erkennbar. Bezüglich Fokus und Körpersprache trat er in den paar Einsätzen zum Saisonende hin hingegen deutlich besser auf, als noch beim FC Wil und in Winterthur. Er hat sich damit sicherlich vorerst mal einen Platz im Kader der kommenden Saison verdient, um beweisen zu können, dass er diesen Fokus konstant auf den Platz bringen kann.

Eine ultrakurze Leihe von etwas mehr als zwei Monaten absolvierte Henri Koide (20) beim FC Wil. In seinem einzigen Einsatz über die vollen 90 Minuten erzielte er auch gleich ein Kopfballtor und half anschliessend der Zürcher U21-Equipe unter anderem mit einem Dreierpack beim 4:3-Sieg bei der U21 des FCB im Kampf um den Klassenerhalt in der Promotion League. Koide bringt genug Qualität mit, um nächste Saison wieder dem Kader der 1. Mannschaft in der Super League anzugehören. Spieler, die sich so für die Mannschaft einsetzen und sich über die Seite gut durchsetzen können, hat der FCZ keineswegs zu viele im Kader.

Verletzungsanfälligen Aliu noch nicht abschreiben…

Fünfeinhalb Jahre nach seinem Engagement beim FC Biel wurde Mirlind Kryeziu (24) zum zweiten Mal in die Challenge League verliehen, und zwar ein halbes Jahr zum SC Kriens. Seine Zukunft könnte durchaus weiterhin in der Challenge League liegen, hat Kryeziu mit den Super League-Stürmern bezüglich Antrittsschnelligkeit doch immer wieder seine Probleme gehabt.

Ebenfalls in Kriens zum Einsatz kam zuletzt Izer Aliu (21). Alius spielerische Qualitäten und Standards sind auch für Super League-Verhältnisse überdurchschnittlich. Aber auch in der abgelaufenen Saison wurde der Adliswiler durch eine Verletzung zurückgeworfen, die ihn praktisch die ganze Vorrunde kostete. Eine Steigerung im Vergleich zur letztjährigen Leihe nach Chiasso war dann in der Rückrunde ersichtlich. Bei Aliu befindet sich der FCZ wohl etwas in der Zwickmühle. Einen eigenen Spieler mit solchen Qualitäten lässt man ungern ziehen. Gleichzeitig steht Aliu unter anderem aufgrund der Krankengeschichte in seiner Entwicklung noch nicht dort, wo er sein sollte. Falls der FCZ in der kommenden Saison stark auf Ballbesitzfussball mit drei oder vier zentralen Mittelfeldspielern setzten sollte, könnte er vielleicht als Ergänzung ins Kader rutschen. Im Normalfall bräuchte er aber nochmal mindestens ein halbes Jahr Leihe in die Challenge League.

Wer ist neben Aliu für eine Challenge League-Leihe 21/22 geeignet?

Verletzungsbedingt noch unglücklicher verlief die Leihe von Willie Britto (24) in die Slowakei nach Pohronie (in der Nähe des früheren FCZ-Europacupspielortes Zlate Moravce gelegen) – aufgrund von Muskelproblemen kam der Ivorer insgesamt nur 45 Minuten zum Einsatz. Wie bei Aliu bietet sich bei ihm wohl ebenfalls ein weiteres halbes Jahr Leihe an. Vielleicht diesmal ebenfalls in die Challenge League? Einen physisch so starken Spieler auf der rechten Seite könnte manch ein Team aus der zweithöchsten Schweizer Liga gut gebrauchen. Allerdings werden viele Challenge League-Klubs einen der raren Kontigentslistenplätze für einen „Non-HTP Ausländer“ nicht mit einem Spieler besetzen wollen, der nur sechs Monate bleibt. Silvan Wallner (19), Nils Reichmuth (19) und Vasilije Janjicic (22) sind die weiteren Kandidaten für eine Ausleihe in die Challenge League – Wallner und Reichmuth für ein Jahr, Janjicic allenfalls erstmal für eine halbe Saison. Alle drei sind gut genug, um einem Challenge League-isten sportlich helfen zu können und benötigen Spielpraxis auf diesem Niveau.

FCZ Kaderplanung 21/22, Teil 1 – Trainer und Spielidee

FCZ Kaderplanung 21/22, Teil 2 – das Abwehrzentrum

FCZ Kaderplanung 21/22, Teil 3 – knifflige Seitenpositionen

FCZ Kaderplanung 21/22, Teil 4 – Grundgerüst im Zentrum steht

FCZ Kaderplanung 21/22, Teil 5 – Sturmbedarf

Wohin geht der Weg von Vasilije Janjicic und den FCZ-Talenten in Entwicklung?

Konstruktiv über die Seite, zu wenig entschlossen in Zone 3 / FCZ – SFC 1:2 in der Züri Live-Analyse

Spiel, Gegner und Taktik

Mit Antonio Marchesano kehrt ein weiterer Spieler aus dem FCZ-Lazarett auf den Platz zurück und spielt eine überraschend gute 1. Halbzeit. Die ebenfalls erst kürzlich wieder ins Team zurückgekehrten Blerim Dzemaili und Benjamin Kololli (in der Sturmspitze) spielen insgesamt überlegter als bei ihren durchwegs schlechten Auftritten zuletzt. Allerdings setzt es in der zweiten Partie nach der Winterpause mit mehr Ballbesitz für die Zürcher (nach dem 0:1 gegen Vaduz) erneut eine Heimniederlage ab.

„Domgjoni macht alles älei“ – FCZ-SFC 1:2 Highlights

Eine Steigerung im Vergleich zu den letzten Partien war beim FCZ in mehreren Bereichen erkennbar. Es reichte aber trotzdem nicht, um den letztjährigen Aufsteiger zu bezwingen, der sichtlich durch die anspruchsvolle Cup-Partie in Vevey unter der Woche zurückgebunden wirkte. Der Führungstreffer kurz nach der Pause gab den Genfern den entscheidenden Aufwind, um das Spiel zu gewinnen. Die Franzosen Gaël Clichy, Timothé Cognat und Théo Valls beispielsweise präsentierten sich weit von ihrer Bestform entfernt. Die Standards von Valls waren in keinster Weise vergleichbar mit denen der letzten Direktbegegnung in Genf (1:3 nach Rohner-Führung). So wirkten sich die zu Beginn von Wallner und Omeragic zu einfach zugestandenen Eckbälle und der erneute Ausfall der Ex-Servettiens Nathan und Doumbia in diesen Situationen nicht aus. Dazu kam eine veränderte Zuteilung – so übernahm beispielsweise Hekuran Kryeziu mit Alex Schalk eine einfachere Aufgabe als letztes Mal mit Rouiller. Defensiv wurde der Letzigrundclub in dieser Partie vom Gegner so wenig gefordert wie selten zuvor in dieser Saison. Wenn man die Partie unter diesen Voraussetzungen trotzdem verliert, ist es kein gutes Zeichen für das aktuelle Leistungsvermögen.

Was in St. Gallen bereits angedeutet wurde, hat der Stadtclub gegen Servette verstärkt umgesetzt: mit gezieltem Überzahlspiel über die Seiten nach vorne zu kombinieren, vor allem über Links. Das hat man sich bei Liga-Konkurrenten wie Lausanne oder Luzern abgeschaut. Der schrittweise Einbau von neuen konstruktiven Elementen ins Zürcher Spiel ist erkennbar. Man schaffte es so über weite Strecken, dass der solidarisch nach hinten arbeitende Stevanovic zurückgebunden wurde. Und das Pressing, welches Servette zu Beginn zu betreiben versuchte, wurde ausgehebelt, so dass sich die Genfer zeitweise stark zurückzogen. Der FCZ hätte ziemlich sicher mindestens einen Punkt geholt, wenn er bei seinen Angriffen über die Seite in der Angriffszone die besseren Entscheidungen getroffen und mehr Präsenz in den Fünfmeterraum gebracht hätte. Die Summe der Züri Live-Offensivpunkte ist so hoch wie noch nie in dieser Saison. Aufgrund falscher Entscheidungen / Verhaltens in Zone 3 kommt man aber trotzdem nur auf einen Expected Goals-Wert von 0,79. Schon seit Anfang Februar kann der FCZ in jeder Partie gerundet jeweils ein Tor erwarten – während die Expected Goals-Werte der Gegner bei gerundet einem bis drei Tore liegen. Das heisst: wenns gut läuft, gibts ein Unentschieden. Siege kommen hingegen an den Torchancen gemessen nur ausnahmsweise mal mit viel Glück zustande.

Während die Genfer rechte Seite etwas zurückgebunden wurde, war die rechte Seite des FCZ ein Schwachpunkt, den die Genfer glücklicherweise nicht so häufig wie Andere beackerten, da sie eine Mannschaft sind, die wenig auf den Gegner eingeht. Silvan Wallner hatte trotz einem beherzten Start in die Partie seine Seite nicht im Griff. Mit seinen aktuellen Leistungen hätte er auch in der Challenge League Probleme. Und von Tosin kam unter diesen Umständen zu wenig Unterstützung. Da der FCZ im Schnitt höher stand als üblich, waren gleichzeitig auch die Probleme in der Rückwärtsbewegung stärker erkennbar – speziell Omeragic, aber auch Wallner oder Aliti waren im Umschalten in die Defensive häufig zu langsam. Dafür haben sich Hekuran Kryeziu und die Zentralen Mittelfeldspieler diesbezüglich etwas verbessert. Die Zweikampfbilanz des Spiels ist positiv aus Zürcher Sicht – nur war diese Statistik in den letzten Monaten nie ein Indikator für ein gutes Resultat oder eine gute Leistung. Die Hintermannschaft, welche als Mannschaftsteil in St. Gallen noch die besten Noten bekam, war diesmal am schlechtesten. Bis Ende Februar waren speziell die Aussenverteidiger mit Aliti und Winter / Rohner eine Bank gewesen. Aktuell ist die rechte Seite eine Schwachstelle, speziell wenn Wallner auf dem Platz steht – und Aliti wirkt etwas überspielt. Am konstantesten auf tiefem Niveau bewegen sich beim FCZ seit der Winterpause die Flügelspieler. Die Zentralen Forwards werden vor allem durch Antonio Marchesano im ansonsten ebenfalls tiefen Notenschnitt nach oben gezogen.

Unter der Lupe: Handlungsschnelligkeit in Zone 3 und Präsenz im Fünfmeterraum

Gegen Servette kommt der FCZ überdurchschnittlich viel über die Seiten in die Zone 3. Deshalb fällt in dieser Partie ein schon lange anhaltendes Problem noch stärker ins Gewicht als sonst: die zu geringe Präsenz am und im Fünfmeterraum bei Hereingaben von der Grundlinie. Mit Ausnahme von (teilweise) Blaz Kramer geht kein Zürcher Offensivspieler genug konsequent zum richtigen Zeitpunkt in den Fünfmeterraum, sei es vor dem nahen Pfosten für einen Ablenker oder spekulierend direkt vor dem Tor. Speziell Assan Ceesay, aber auch Aiyegun Tosin oder Benjamin Kololli warten irgendwo zwischen Fünfmeterraum und Elfmeterpunkt auf den Ball – vergebens.

In der Mehrheit der Situationen ist der Flankengeber an der Grundlinie so von einem Gegenspieler in Bedrängnis, dass er gar nicht rückwärts spielen kann, sondern einzig und allein scharf Richtung nahen Pfosten und allenfalls durch den Fünfmeterraum durch. Und wenn dann doch mal die Möglichkeit für einen Rückpass besteht, ist die Zone in der Nähe der 16-Meterlinie viel sinnvoller als Anspielstation, denn die in der Regel an der Fünfmeterlinie aufgereihte gegnerische Hintermannschaft fängt Bälle, die zwischen Fünfmeterlinie und Elfmeterpunkt gespielt werden, praktisch immer ab. Die Situation ist aus dem Spiel heraus ganz anders als bei direkt geschlagenen Eckbällen, welche knapp vor den Fünfmeterraum gezogen werden sollten. Das bedeutet für den Einzelnen: lieber im Verlauf einer Partie vielleicht einmal weniger mit in den Strafraum gehen, dafür, wenn man schon mal dort ist, konsequent den Fünfmeterraum attackieren. Sonst muss man von verschwendeter Energie sprechen.

20. Minute: Tosin bedrängt an der Grundlinie durch Clichy kann den Ball nur in den Fünfmeterraum spielen und tut dies auch. Ceesay beobachtet die Szene aus sicherer Distanz ausserhalb des Fünfers, anstatt dort hineinzustechen „wo’s weh tut“.
34. Minute: Aliti schickt sich an, den Ball in den Fünfmeterraum zu spielen – Kololli und Tosin sind zu weit vom Fünfmeterraum weg und nehmen sich somit selbst aus dem Spiel. Sie dürften zu diesem Zeitpunkt höchstens noch einen bis anderthalb Meter hinter dem Ball sein. Kololli müsste für einen Ablenker beziehungsweise zur Verwirrung von Servette-Torhüter Frick den Raum am nahen Pfosten attackieren – Tosin dahinter auf einen an Frick vorbeifliegenden Ball spekulieren.
48. Minute: Assan Ceesay hat sich wie mehrmals in dieser Partie über die linke Seite durchgesetzt, Gegenspieler Sauthier sitzt auf dem Hosenboden. Das Problem: der Gambier überlegt zu lange, was er jetzt tun soll. So wird er vom mit viel Rückstand gestarteten Miroslav Stevanovic noch eingeholt und vom Ball getrennt. Im Prinzip müsste sich Ceesay schon vor dem Match entscheiden, in solchen Situationen jeweils so schnell wie möglich an die Grundlinie zu rennen. Dort Ball stoppen, aufschauen und die Hereingabe mit seinem starken linken Fuss spielen. Dann kann ihn niemand dran hindern.
9. Minute: Der FCZ hat sich über links gut gelöst. Mittelstürmer Kololli wechselt gerade die Laufrichtung und startet seinen Antritt Richtung nahen Pfosten – sein Gegenspieler Rouiller bewegt sich immer noch Richtung entfernten Pfosten: jetzt ein einfacher flacher Ball von Ceesay, er müsste nicht einmal auf den Meter genau präzis sein, und Kololli steht alleine vor Frick. Aber Ceesay zögert.
32. Minute: Marchesano hat sich nach Vorarbeit von Domgjoni mit einer 360 Grad-Drehung gegen Cespedes den Platz verschafft, Ceesay herrlich zum Konter zu lancieren. Dieser hat freie Bahn Richtung Tor, ist mit Ball schneller als der in Problemen steckende Anthony Sauthier ohne – Ceesay überlegt und zögert aber zu lange, lässt sich unnötig abdrängen und schiesst in den hinteren Bereich des Aussennetzes.
4. Minute: Wallner hat sich im Doppelpass mit Tosin über rechts durchgespielt. Das Genfer Abwehrzentrum ist völlig entblösst. Schafft er es sofort den Ball irgendwie in die Mitte zu lupfen, ergibt sich eine Top-Chance. Er zögert aber einen Sekundenbruchteil und spielt dann dem grätschenden Rouiller den Ball an den sich am Boden aufstützenden Arm – gemäss Regelwerk kein Handspiel des Genfers.

Spielszene im Fokus – Paukenschlag zum 0:1 nach dem Pausentee

46. Minute – Teil 1: Nach einer ansprechenden 1. Halbzeit hat Benjamin Kololli kurz nach der Pause wieder einen seiner Blackouts und versucht an der Mittellinie gedankenverloren seinem Mitspieler Antonio Marchesano den Ball wegzunehmen. Der Genfer Théo Valls profitiert.
46. Minute – Teil 2: Servette schaltet schnell um. Dzemaili gibt vor dem Strafraum im Zweikampf mit Cognat zu früh auf und verzichtet darauf, den Querpass auf Valls zu verhindern. Wallner orientiert sich falsch und lässt so Torschütze Schalk den entscheidenden Raum in der Breite, während der Holländer von Omeragic und Aliti, welche ballfern die Offsidefalle aufheben, auch noch zusätzlich Tiefe geschenkt bekommt. Schlussendlich fällt Yanick Brecher im eins gegen eins etwas in alte Fahrwasser und dreht sich bei der Schussabgabe zu stark seitlich ab.

Personalien

Silvan Wallner (1) – Der schlechteste Spieler auf dem Platz. Auch gegen Servette fehlt die Präsenz, das Gespür für Situationen und ein gutes Stellungsspiel. Von vornherein häufig falsch stehend, kommt er gar nicht erst in die Zweikämpfe, und wenn doch, mag er sich häufig nur mit unbeholfenen Fouls zu helfen.

Hekuran Kryeziu (7) – Entwickelt sich zum Vertragsende hin erstmals in seiner FCZ-Zeit zum sicheren Wert. Ist in den entscheidenden Szenen auf dem Posten. Seine langen Bälle kommen immer regelmässiger präzise und mit dem richtigen Timing beim Adressaten an.

Becir Omeragic (1) – Nutzt gegen das aussergewöhnlich tief stehende Servette den sich bietenden Raum für ein paar Vorstösse in die gegnerische Hälfte. Nach aufmerksamem Beginn bringen ihn dann aber zwei Ballverluste kurz hintereinander in der 24. Minute gegen Miroslav Stevanovic aus dem Konzept. Ist in der Rückwärtsbewegung zu langsam, seine Pässe kommen nicht an, und schaltet selbst bei grösster Torgefahr im eigenen Strafraum immer wieder geistig ab oder trabt nur sehr gemächlich auf seine Position.

Fidan Aliti (3) – Erstmals eine ungenügende Note für die „Zuverlässigkeit in Person“. An der Einstellung liegt es nicht. Das Stellungsspiel und die Aufmerksamkeit sind aber nicht wie sonst. Hätte wohl vor dem 0:2 den Servette-Konter über Stevanovic stoppen können, wenn er nicht ein Foul von Jérémy Frick an Antonio Marchesano im Servette-Strafraum reklamiert hätte (Fricks Aktion war nicht penaltywürdig). Der Kosovarische Nationalspieler hat diese Saison von allen Feldspielern beim FCZ am meisten Spielminuten in den Beinen. Ihn mal ein Spiel pausieren zu lassen, wäre aber wohl zu heikel, denn valable Alternativen scheint es zur Zeit auf seiner Position nicht zu geben.

Toni Domgjoni (8) – Lehnt sich am meisten gegen die drohende Niederlage auf – und stapft nach der Partie sofort wutentbrannt Richtung Kabine. Speziell das Offsidetor von Ceesay in der 52. Minute verleiht ihm nochmal einen Schub. Bereitet mit einem Dribbling an Cognat, Sauthier und Cespedes vorbei sehenswert den 1:2-Anschlusstreffer vor.

Blerim Dzemaili (5) – Scheint vor dem Servette-Spiel über die Bücher gegangen zu sein. Tritt deutlich realistischer und überlegter auf als bisher und erhält erstmals eine genügende Note. Gleich zu Beginn setzt Dzemaili ein Zeichen, als er in ein Kopfballduell (mit Cognat) geht, was er bisher tunlichst vermieden hatte. Hält bei einem Servette-Abschluss in Aliti-Manier auch mal den Kopf hin. Man sieht von Dzemaili keine aussichtslosen Dribblings oder Vorstösse mehr, nach denen er nicht mehr zurücklaufen mag. Zwar unterlaufen ihm auch gegen die Genfer einige Fehlzuspiele, er sieht in den Zweikämpfen oft nicht gut aus, und ist mit seiner Passivität mitbeteiligt am wegweisenden 0:1. Andererseits spielt er so viele gute Bälle nach vorne wie bisher noch nie, und reisst damit beim Gegner Lücken zwischen den Linien auf. Baut speziell in der 1. Halbzeit häufig das Spiel von der Linken Aussenverteidigerposition aus auf, wo er nicht behelligt wird und zu einer Zürcher Überzahl auf der linken Seite beiträgt. Die beste Szene: als er tief in der Nachspielzeit mit einem beinahe idealen Steilpass nochmal Toni Domgjoni in die Tiefe lanciert, obwohl er dabei gleichzeitig von Severin zurückgerissen wird. Dazu kommt ein sehr guter Freistoss von der rechten Seite, den Assan Ceesay direkt auf Jérémy Frick köpft. Negativ: Dzemaili kassiert bereits die vierte Gelbe Karte wegen „Meckerns“ und ist daher in Sion gesperrt. Unter dem Strich wars knapp genügend – und damit das mit Abstand beste Spiel Dzemailis im FCZ-Trikot seit seiner Rückkehr.

Aiyegun Tosin (3) – Nach einer ordentlichen 1. Halbzeit wird der Nigerianer mit Beginn des zweiten Durchganges deutlich schlechter. Macht von seinen Stärken, Zug zum Tor und Abschluss, zu wenig Gebrauch. Versucht stattdessen viel spielerisch zu lösen. Kann Wallner defensiv nicht genügend unterstützen.

Antonio Marchesano (7) – Ungewöhnlich, dass der Tessiner aus einer Verletzungspause direkt so stark zurückkehrt. Ist in der 1. Halbzeit der beste Spieler. Mehrere ausgezeichnete direkte Weiterleitungen im Aufbauspiel des FCZ über die linke Seite. Hat nach der Pause eine schwache Viertelstunde, fängt sich danach bis zu seiner Auswechslung in der 72. Minute aber wieder etwas.

Assan Ceesay (1) – Ist die beste Wahl im Kader für die Position am Linken Flügel und könnte sehr wertvoll für das Team sein. Muss dazu aber bessere und schnellere Entscheidungen treffen. Zwei Tore und drei Assists in der aktuellen Super League-Saison sind zu wenig.

Benjamin Kololli (3) – War über weite Strecken der Partie ähnlich wie Dzemaili auf dem Weg dazu, eine genügende Züri Live-Note zu erspielen, klinkte sich aber speziell in der Schlussphase nach dem Anschlusstreffer, als der FCZ eigentlich mit aller Macht noch den Ausgleich hätte anstreben müssen, aus dem Spiel aus. War zudem mit seinem Blackout an der Mittellinie kurz nach der Pause der Auslöser für das wegweisende 0:1. So lange er im Spiel war, konnte er deutlich mehr lange Bälle in den eigenen Reihen behalten, als wenn Kramer oder Ceesay auf der Position des Mittelstürmers spielen. Dies war ein wichtiger Faktor, warum der FCZ gegen die Genfer besser im Spiel war, als in den letzten Partien. Leider kann er gegen nachlässig verteidigende Servettiens mit seinen Eckbällen diesmal nichts herausholen. Fidan Aliti steht immer frei. Beim vierten Eckball stehen mit Aliti und Dzemaili gar zwei Zürcher frei, weil Cognat auf Dzemailis Vorstoss zu spät reagiert. Auch dass Marchesano seinen Gegenspieler Cespedes immer wieder abzuschütteln vermag, kann Kololli nicht ausnutzen. Was aber nicht bedeuten muss, dass ein anderer Spieler die Eckbälle schlagen sollte.

Marco Schönbächler (7) – FCZ-Trainer Massimo Rizzo erhielt Recht damit, trotz der guten Leistung Schönbächlers in St. Gallen Antonio Marchesano in der Startformation zu bringen, aber nicht damit, Schönbächler erst in der 82. Minute einzuwechseln. Tosin und Marchesano spielten bereits nach dem Pausentee ungenügend. Schönbi kam selbst in der kurzen Einsatzzeit zu zwei Topchancen, von welchen er eine verwerten konnte. Er nutzte dabei beim Abschluss seine Beinahe-Beidfüssigkeit aus. Servette-Torhüter Frick kam aus seinem Kasten raus in der Annahme, dass Schönbächler mit Rechts schiessen würde, dieser legte sich den Ball aber auf den linken Fuss – wodurch Frick falsch stand und die nahe Ecke frei liess.

Telegramm

FC Zürich – Servette FC 1:2 (0:0)
Tore: 46. Schalk (Valls) 0:1, 69. Imeri (Koné) 0:2, 85. Schönbächler (Kololli) 1:2.
FCZ – Brecher; Wallner (90.+1 Seiler), H. Kryeziu, Omeragic, Aliti; Dzemaili, Domgjoni; Tosin (82. Schönbächler), Marchesano (72. Kramer), Ceesay (72. Gnonto); Kololli.
Servette – Frick; Sauthier, Rouiller, Sasso, Clichy; Cespedes (89. Severin); Cognat (89. Mendy), Valls; Stevanovic (79. Fofana), Kyei (67. Koné), Schalk (67. Imeri).

(Standbilder: Blue)

Erneut ohne die Ex-Genfer Nathan und Doumbia: Servette-Standards als Gefahr / FCZ – Servette Aufstellungen

Drei Niederlagen in drei Begegnungen in den letzten etwas mehr als vier Monaten: Servette liegt dem FCZ diese Saison nicht. Kann sich der Letzigrundclub heute gegen die Genfer in diesem wichtigen Direktduell zum Auftakt des letzten Viertels der Saison revanchieren und eine Steigerung zum St. Gallen-Spiel hinlegen?

Wie schon bei der 1:3-Niederlage Ende Februar in Genf fehlen die ehemaligen Servettiens Ousmane Doumbia und Nathan. Damals konnte dies Servette mit drei Toren nach Eckbällen ausnutzen. Daher werden die SFC-Standards auch in dieser Partie wieder zu einem entscheidenden Faktor. Auf den Weitschützen Fabian Rohner kann der FCZ diesmal zusätzlich nicht bauen. Dafür ist Antonio Marchesano wieder zurück. Kann sich Assan Ceesay diesmal im Zentrum besser durchsetzen, als noch in Genf?

Zumal bei Servette der im Vorfeld fraglich gemeldete Standardspezialist Théo Valls mit dabei ist. Mit Ausnahme des Wechsels Cespedes für Ondoua (überraschend nicht im Aufgebot) auf der Sechserposition tritt Servette mit der gleichen Mannschaft an wie bei der letzten Direktbegegnung im Stade de Genève. Als Ersatztorhüter sitzt unter anderem Becirs Cousin Edin Omeragic auf der Tribüne.

Alle für Schönbi, Schönbi für alle / Lugano – FCZ 0:1 in der Züri Live-Analyse

Spiel, Gegner und Taktik

„Khelifi hat hoffentlich jetzt den Durchblick“: Lugano – FCZ 0:1 Highlights

An Stelle des gesperrten Antonio Marchesano beginnt in Lugano Marco Schönbächler auf der 10er-Position, was das Spiel des FCZ im Cornaredo wesentlich prägt. Einerseits trägt Schönbis ausserordentlicher Spielwitz und Raumgefühl zu einigen attraktiven Gegenstössen und dem Freistoss-Traumtor in der 18. Minute vom rechten Strafraumeck aus bei. Andererseits war Schönbächler zusammen mit Kramer eine so durchlässige erste Zürcher Linie in der Defensive, dass der Druck des Gegners auf die hinteren beiden Linien viel grösser wurde, als notwendig. Die Tessiner, sonst eigentlich ein Team, welches auch eher auf Gegenstösse ausgerichtet ist, kamen so zu für ihre Verhältnisse rekordhohen 70% Ballbesitz.

In der 24. Minute riss Mittelfeldspieler Seiler und Innenverteidiger Hekuran Kryeziu der Geduldsfaden, als Schönbächler und Kramer zu lange trödelten, um in ihre Position zurückzukommen. Weil Seiler und kurz danach auch Kryeziu ihre Position verliessen, kam Lugano zu einer formidablen Doppelchance durch Bottani und Lavanchy zentral aus kurzer Distanz, die nur zunichte gemacht werden konnte, weil sich nacheinander Nathan und Aliti heroisch im Eishockey-Stil in die Schüsse warfen.

24. Minute: Fidan Aliti wirft sich in „Eishockey-Manier“ in einen Schuss von Numa Lavanchy aus kurzer Distanz. Nathan liegt daneben getroffen vom ersten Abschluss Mattia Bottanis.

Obwohl in komplett anderer Aufstellung angetreten als noch gegen Luzern, war die Rechte Seite beim FCZ auch in Lugano eine Problemzone. Lugano griff daher wie Luzern viel über diese Seite an, und dies obwohl in Abwesenheit des angeschlagenen Guerrero mit Facchinetti der schwächste Bianconero auf dieser Seite spielte.

Personalien

Becir Omeragic (3) – Erstmals in diesem Kalenderjahr mit zwei ungenügenden Spielen (Luzern, Lugano) hintereinander. Verliert viele Luftduelle, einfache Bälle verspringen, geht mal zu ungestüm und dann wieder zu wenig konsequent in den Zweikampf.

Hekuran Kryeziu (4) – Wie Becir Omeragic mit einem Zickzack-Kurs in seine Leistungen, aber interessanterweise genau entgegengesetzt: spielt Omeragic gut, tritt Kryeziu eher schlecht auf – und umgekehrt. Das Lugano-Auswärtsspiel ist das erste im 2021, wo beide keinen allzu guten Tag erwischen. Kryeziu zwar mit deutlich weniger Fehlern als Omeragic, aber mit den grösseren. Trotzdem schaut am Ende der erste Sieg der Saison mit Kryeziu in der Startformation heraus.

Stephan Seiler (9) – Hat sich mit seinen sehr guten Joker-Einsätzen in Genf und gegen Luzern den Startelfeinsatz verdient und bestätigt dabei die beiden vorangegangenen Leistungen voll. Seiler ist insgesamt zum dritten Mal in der 1. Mannschaft in einem Ligaspiel beim Anpfiff auf dem Feld (erstmals im Zentralen Mittelfeld).

Ousmane Doumbia (7) – Im eigenen Strafraum muss er jeweils noch aufmerksamer sein und schneller reagieren, baut zudem gegen Ende der Partie etwas ab. Insgesamt aber ein sicherer Wert. Abgesehen von den beiden Duellen mit dem FCB sein bisher bester Match im Jahr 2021.

Salim Khelifi (4) – Gute Offensivaktionen zu Beginn, bleibt aber so lange wie noch nie in diesem Kalenderjahr im Spiel (Auswechslung erst in der Nachspielzeit) und baut im Verlauf der Zweiten Halbzeit stark ab.

Marco Schönbächler (9) – Von Beginn weg sehr spielfreudig, wirkt wie befreit, erinnert an den Schönbi der besten Zeiten. Hat in einem Spiel mehr Top-Offensivaktionen, als in allen bisherigen Partien des Kalenderjahres zusammengezählt. Dass ihm nach einem selbst herausgeholten Freistoss am Lugano-Strafraum ein Klasse-Freistosstor gelingt, ist die nahtlose Fortsetzung einer offensiv brillanten Startphase. Bis zum Tor von Blaz Kramer im Dezember war Schönbächler zweieinhalb Jahre lang der letzte FCZ-Torschütze im Cornaredo gewesen. Dies war übrigens im Alter von 28 Jahren Schönbächlers allererstes Spiel in Lugano – obwohl er mittlerweile bezüglich FCZ-Ligaspieleinsätze gemäss dbfcz in den Top 10 angelangt ist. Nun trifft der Urdorfer an gleicher Stätte erneut. In defensiver Hinsicht kann er Antonio Marchesano auf der 10er-Position nicht ersetzen. Die Mittelfeldspieler und Verteidiger müssen wegen Schönbi manchen Ball „wegputzen“ und brenzlige Situationen überstehen. Da dem FCZ zum zweiten Mal in Folge ein 1:0-Sieg in Lugano gelingt, kann am Ende konstatiert werden: Alle für Schönbi – Schönbi für alle.

Wilfried Gnonto (7) – Erst ein paar Minuten auf dem Flügel mit einem schlechten Start in seinen Einsatz, nach der Schönbi-Auswechslung dann auf der 10er-Position und Leistungssteigerung vor allem in defensiver Hinsicht. Vorbereiter der Top-Chance Schättins zum möglichen 0:2.

Blerim Dzemaili (1) – Ein Teileinsatz geprägt von Fehlpässen und verlorenen Luftduellen. Geht Zweikämpfen richtiggehend aus dem Weg und stellt die entscheidenden Passwege nicht zu. Ein wichtiger Grund, warum der FCZ in der Schlussphase nochmal richtig ins Zittern gerät.

Tobias Schättin (1) – Hätte gleich zu Beginn der mehr als acht Minuten langen Nachspielzeit bei einem von mehreren flüssigen Zürcher Kontern nach Vorlage Gnontos für die Entscheidung sorgen können. Geht zu lasch in die Zweikämpfe und versucht erst gar nicht Bälle zu blocken. In Ballbesitz verliert er diesen meistens.

Silvan Wallner (9) – Seine Einwechslung für die Nachspielzeit war wichtig. Mehrere effektive Aktionen zur Rettung der drei Punkte. Kann aber trotzdem nicht verbergen, dass er in der aktuellen Verfassung zu wenig Qualität mitbringt, um der Mannschaft in einer Startformation eine Stütze zu sein. Eine Leihe in die Challenge League kommende Saison wäre wohl sinnvoll.

„Beste Halbzeit 2021“ – Lugano-FCZ Kommentare

Telegramm

Lugano – FC Zürich 0:1 (0:1)
Tore: 18. Schönbächler 0:1.
Lugano – Baumann; Kecskes, Maric, Daprelà (90. Ziegler); Lavanchy, Covilo (46. Lovric), Facchinetti; Sabbatini (85. Ardaiz), Custodio (90. Macek); Gerndt (65. Abubakar), Bottani.
FCZ – Brecher; Omeragic, H. Kryeziu, Nathan, Aliti; Seiler (70. Dzemaili), Doumbia; Khelifi (90.+2 Wallner), Schönbächler (76. Schättin), Ceesay (70. Gnonto); Kramer.

(Standbilder: Blue)

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