Der für den verletzten Marius Müller zwischen den Pfosten stehende Pascal Loretz hat bisher in sechs Partien noch kein Gegentor aus dem Spiel heraus kassiert. Luzern spielt mit Rhombus im Mittelfeld und hat im Jahr 2023 die die fast identische Bilanz wie der FCZ. Beide Teams liessen zuletzt tendenziell wenig Gegentore zu. Luzern ist zudem das zweitbeste Auswärtsteam der Liga mit nur zwei Punkten weniger als YB. Genauso wie der FCZ hat Luzern in dieser Saison auswärts mehr Punkte geholt, als zu Hause.

In der Liga gab es für den FCZ bisher erst zwei Heimsiege in dieser Saison – gegen Servette kurz vor der Winterpause und St. Gallen kurz danach. GC beispielsweise hat zu Hause zwei Drittel mehr Punkte geholt, als der FCZ. Beim Stadtclub stellt sich wie immer seit der Winterpause die Frage, ob man mit zwei oder drei Stürmern beginnt. Nach zwei Saisons mit einer negativen Direktbilanz hatte der FCZ letzte Saison mit drei Siegen und einer Heimniederlage zum Abschluss eine positive gegen den FC Luzern. In dieser Saison ist das Duell mit zwei Unentschieden bisher ausgeglichen.

Wer ersetzt Adrian Guerrero? / FCZ – YB Vorschau (Züri Live)

Wie von den Züri Live-Lesern und -Hörern gefordert, ersetzte Fidan Aliti den verletzten Adrian Guerrero gegen YB auf der linken Aussenläuferposition. Dieser wurde von den Teamkollegen aber wenig ins Offensivspiel eingebunden. YB gab Aliti viel Platz. Er stand häufig frei. Der FCZ nutzte aber potentielle zwei gegen eins-Situationen über die linke Seite nicht. Das Spiel lief aber vorwiegend wenn nicht durch die Mitte, dann über die rechte Zürcher und linke Berner Seite. YB-Coach Raphael Wicky wich gegen den FCZ von seinem geliebten Mittelfeld-Rhombus ab und liess sein Team in einem 4-2-3-1 antreten. Dies ist auch ein Kompliment an den Gegner. Die Berner Tendenz unter Wicky viel durch die Mitte zu spielen, blieb trotzdem erhalten.

Züri Live-Leserfrage vor der Partie

FCZ hält YB aus der Gefahrenzone fern

YB hatte mehr den Ball und kam zu einer deutlich höheren Anzahl von Abschlüssen. Die FCZ-Hintermannschaft gemeinsam mit dem Mittelfeld schaffte es aber, die Berner weitgehend aus der Gefahrenzone fernzuhalten, so dass die Abschlüsse der Gäste vorwiegend Weitschüsse oder Versuche aus spitzem Winkel blieben. Es war mit einer durchschnittlichen Defensivnote von 6,8 die zweitbeste Defensivleistung der Saison nach dem 1:0 in Unterzahl gegen den FC St. Gallen. Dies vor allem dank dem Mittelfeldzentrum: Cheick Condé hatte zum vierten Mal im sechsten Spiel nach der Winterpause die Maximalnote „10“ in der defensiven Phase, Krasniqi war defensiv ebenfalls hilfreich und die eingewechselten Dzemaili und Hornschuh leisteten im Spiel ohne Ball ebenfalls gute Dienste.

Die durchschnittliche Offensivnote war mit 5,7 hingegen deutlich schlechter, als noch im Stadtderby und auf gleicher Höhe mit dem Kantonsderby. Insgesamt kam der FC Zürich in dieser Partie gerade mal zu acht Abschlüssen, wovon aber zwei verwertet werden konnten – was zum zweiten Mal hintereinander für die FCZ-Abschlusseffizienz spricht. Das Offensivspiel aus dem Mittelfeld heraus war gut, aber die Stürmer konnten sich vorne zu wenig durchsetzen, waren vor allem in Person von Jonathan Okita zu wenig zielstrebig.

Boranijasevic entscheidend in der Vorbereitung beider Tore

YB glich zwei Mal auf ähnliche Art und Weise aus, wie der FCZ die Führung erzielt hatte. Das 1:0 und das 1:1 fielen jeweils gegen einen relativ hoch stehenden Gegner, bei dem die Stürmer für einen Moment in ihrer Defensivarbeit nachliessen. Das 2:1 und 2:2 wurden hingegen gegen einen jeweils eher tief stehenden Gegner und dank der Energie eingewechselter Spieler erzielt. Das Zürcher 2:1 durch Aiyegun Tosin war der dritte Treffer des FCZ aus einem Hohen Pressing in den letzten zwei Partien. Dies war bisher kein Markenzeichen unter Bo Henriksen.

Mit hervorragenden Bällen von der Seite in den Strafraum war Nikola Boranijasevic an beiden Zürcher Treffern entscheidend beteiligt. Der FCZ-Torschütze zum 1:0, Jonathan Okita, ist der einzige Zürcher mit einer ungenügenden Züri Live-Note. Die Entstehung seines Führungstores war bezeichnend für den Auftritt. Erst bremste Okita nach einem herausragenden langen Ball von Condé hinter die YB-Abwehr ab, und verzichtete darauf, durch die Mitte alleine Richtung gegnerisches Tor zu ziehen. Dann unterlief ihm aus dem Stand auch noch ein Fehlpass in die Füsse von Zesiger. Der Ball kam aber trotzdem nochmal zu Okita und da die YB-Sechser Niasse und Imeri weit und breit nicht zu sehen waren, hatte er genug Platz, um in die rechte untere Ecke zu treffen.

FCZ mit dem besseren Mittelfeldzentrum

Wieder kann der FCZ von Beginn weg im 3-4-3 den Gegner unter Druck setzen. YB spielt daher sehr vorsichtig mit vielen hohen Bällen und lässt sich auf kein risikoreiches Aufbauspiel ein. Der FCZ wagt diesbezüglich etwas mehr. Bei YB verhielt sich der 19-jährige Innenverteidiger Aurèle Amenda noch nicht in jeder Situation optimal. Filip Ugrinic hat sich weiterhin noch nicht richtig im Team integriert, konnte aber den ein oder anderen wichtigen Zweikampf (unter anderem vor dem 2.2-Ausgleich) gewinnen. Und der FCZ hatte an diesem Tag mit Condé / Krasniqi das bessere Zentrum, als der Gegner mit Niasse / Imeri. Letzterer interpretierte seine Rolle als Sechser in gewisser Weise in “Beckenbauer-Manier“, aber ohne grosse Wirkung.

Ab der 65. Minute wechselte YB dann zurück auf die übliche Rhombus-Formation im Mittelfeld. Der FCZ wechselte danach auf ein 3-5-2 und am Schluss auf ein 3-4-1-2. Der fehlende dritte Stürmer spielte defensiv gesehen eine grosse Rolle beim 2:2-Ausgleich YB’s in der 84. Minûte (siehe Rubrik „Randnotiz“ weiter unten). YB zementierte mit diesem Treffer seine hervorragende Trefferquote in der Schlussviertelstunde.

Personalien

  • Bledian Krasniqi: Der Zürcher Ballverteiler hatte in der Vergangenheit immer wieder mal Leistungsschwankungen während eines Spiels. Die Leistung gegen YB ist hingegen sehr konstant über die ganze Einsatzzeit.
  • Jonathan Okita: Trotz 1:0-Führungstreffer einziger FCZ-Spieler mit ungenügender Note. Schlampige Aktionen in Ballbesitz speziell in der ersten halben Stunde. Defensiv fehlt unter anderem bei gegnerischen Einwürfen eine klare Idee, was er machen will.
  • Aiyegun Tosin: In der Ersten Halbzeit fast ausschliesslich mit Defensivarbeit beschäfttigt. Seine Ablage auf Boranijasevic beim 1:0-Führungstreffer in der 40. Minute ist seine erste gute Offensivaktion.
  • Yanick Brecher: Dass Brecher fussballerisch der aktuell wohl beste Super League-Torhüter ist, ist bekannt. Der hohe Ball, den er aber in der 30. Minute ins Mittelfeld spielte, verdient spezielle Erwähnung. Dieser war so raffiniert getreten, dass er erst in einer sehr späten Phase seiner Flugbahn einen starken Seitwärtsdrall erhielt – und dies aber ohne Gefahr zu laufen, ins Seitenaus zu fliegen. Dies ermöglichte Okita, den Ball sicher vor dem Gegenspieler in Empfang zu nehmen und zu verarbeiten. Im Normalfall bei gerade gespielten Bällen verliert Okita praktisch jedes Luftduell oder versucht gar nicht erst, ein solches zu bestreiten.
  • Mirlind Kryeziu: Eine unter dem -Strich durchschnittliche Leistung mit Höhen und Tiefen. Trotzdem deutlich besser, als zuletzt Nikola Katic.
  • Cheick Condé: MVP wie beim Auftakt nach der Winterpause in Luzern. Sowohl defensiv wie offensiv mit der Maximalnote “10′, wenn auch beides knapp. Defensiv mit Durchschnittsnote 9,5 nach der Winterpause. Viele Konkurrenten hätten gerne einen solchen Mann auf dieser Position.
  • Blerim Dzemaili: Die chronisch ungenügende Defensivleistung war lange Zeit sein grösstes Problem. Seit der Winterpause hat sich das stark geändert. Endlich erfüllt er die defensiven Aufgaben auf seiner Position auf Super League-Niveau und ist wie gegen YB diesbezüglich sogar einer der Besten seines Teams. Er wirkt fitter als zuvor und die beschränkte Einsatzzeit kommt ihm zusätzlich entgegen.

Randnotiz – Aus fünf mach zwei: wie YB den FCZ beim 2:2-Ausgleich zerpflückt hat

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Telegramm FCZ – YB (transfermarkt)

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Trainer Bo Henriksen lobt im Interview mit Züri Live die Leistung und vor allem Mentalität seiner Mannschaft in der 2. Halbzeit. Im Gegensatz zum FCB, der an gleicher Stätte vor zwei Wochen einen 0:2-Pausenrückstand gegen Lugano noch in ein 2:2 Unentschieden umwandeln konnte, gelang dem FCZ trotz Chancenplus in beiden Halbzeiten kein Tor. Die beiden Gegenore will Henriksen aber sicherlich noch genauer analysieren.

Lugano hat zuletzt von der taktischen Formation her ähnlich wie der FCZ gespielt. Zwischen den Pfosten könnte der 21-jährige Serif Berbic (ehemaliger Luzern-Junior) zu seinem Profi-Début kommen, falls es dem fraglichen Osigwe nicht reicht. Grundsätzlich hat sich Croci-Tortis Team gefunden. Einige Positionen sind mehr oder weniger fix vergeben. Die Luganesi haben die letzten drei Direktduelle gegen den FCZ gewonnen, erneut den Cup-Halbfinal erreicht und zudem sich in den letzten vier Saisons immer unter den besten Fünf der Liga klassiert. Diese Saison ist man ebenfalls wieder auf gutem Weg, einen Europacup-Platz zu erreichen.

Stephan Seiler war heute mit der U21 gegen den runderneuerten und mit vielen Profis ausgestatteten FC Biel mit 4:1 erfolgreich. Er ist damit in Lugano nicht dabei. Ifeanyi Mathew und Juni Ligue dürften hingegen im Tessin im Aufgebot stehen. Zuletzt hat der FCZ durchs Band in einem 3-4-3 am besten gespielt. Trotzdem weicht Coach Henriksen auch häufig auf ein 3-5-2 aus. Mirlind Kryeziu hat gegen YB nicht komplett überzeugt, aber Nikola Katic gegen Servette noch weniger. Die Position im Abwehrzentrum ist aktuell die Sorgenposition im Team. Ligue könnte eine Alternative sowohl für den zuletzt eher durchschnittlichen Okita wie auch links als offensivere Variante für Aliti sein.

Wie beim 4:1-Heimsieg des FCZ im letzten Spiel vor der Winterpause ist Gegner Servette unter der Woche unweit von Zürich im Cup gegen ein Team der 1. Liga Gruppe 2 weitergekommen. Damals hatten die Genfer allerdings in Wohlen in die Verlängerung gemusst. Diesmal war die Halbfinalqualifikation beim FC Rotkreuz aufgrund er Sperre der drei wichtigsten Rotkreuz-Spieler relativ locker zu bewerkstelligen. Allerdings liess Trainer Geiger diesmal im Cup beinahe die Stammformation antreten. Im Vergleich zum Cupspiel wird im Letzigrund sicherlich Torhüter Frick in die Startformation zurückkehren. Ausserdem ist mit Geburtstagskind Chris Bedia einer der aktuell besten Mittelstürmer der Liga in der Startformation zu erwarten. Rückkehrer Kevin Mbabu entpuppte sich bisher als Schwachpunkt auf der Rechten Seite, weshalb Diallo die besseren Chancen auf die Startformation hat. FCZ-Cornerschreck Théo Valls wird zudem wohl mindestens wieder zu einem Teileinsatz kommen.

In einer hitzigen Partie verlor die FCZ U21 gestern in Bulle mit 0:1. Dabei kam diesmal Daniel Afriyie in der Startformation zum Einsatz und Ifeanyi Mathew war nicht dabei. Daher wird der Nigerianer wohl im Kader gegen Servette dabei sein. Falls Roko Simic wieder in der Startaufstellung steht, wird es wie gegen YB wieder auf ein 3-4-3 herauslaufen. Nikola Katic wird den gesperrten Mirlind Kryeziu ersetzen.

Im Letzigrund treffen die zwei aktuell formstärksten Teams aufeinander, der amtierende gegen den mit grosser Wahrscheinlichkeit neuen, alten Meister. YB spielt unter Trainer Raphael Wicky direkter durch die Mitte und nicht mehr so viel über die Seiten wie früher. Ausserdem geht man im Spiel ohne Ball höher ins Pressing und lässt so auch immer wieder Lücken für schnelle Gegenangriffe zu, die es bei YB in den Jahren zuvor kaum gab. Trotzdem sind die Berner souveräner Leader – auch dank dem homogenen und qualitativ für Schweizer Verhältnisse hochstehenden Kader. „FCZ-Schreck“ Christian Fassnacht, Torschützenleader Jean-Pierre Nsamé und Nationalspieler Fabian Rieder werden vor der Partie als fraglich gemeldet, aber sie alle könnten praktisch gleichwertig ersetzt werden.

Beim FCZ fehlt der gesperrte Nikola Katic, der vermutlich durch Mirlind Kryeziu ersetzt wird. Spielt vorne im Zentrum Roko Simic oder Antonio Marchesano? Die dritte Frage lautet: wer spielt für Adrian Guerrero auf der linken Aussenbahn? Fidan Aliti ist erster Kandidat, aber auch Ramon Guzzo oder Calixte Ligue könnte man sich vorstellen. Beide waren heute bei der U21 in der Partie gegen Breitenrain (2:2) nicht im Kader. Dafür gab Neuverpflichtung Ifeanyi Mathew in der Promotion League sein Début im FCZ-Dress und trug gleich ein Tor bei. Das zweite wurde mit Mathis Holcbecher in der Nachspielzeit zum Endstand durch eine weitere Neuverpflichtung erzielt. Das erste Duell des Tages zwischen Zürich und Bern endete also Unentschieden.

Derby-Doppeltorschütze Schettine gesperrt: Vorteil für den FCZ? / GC – FCZ Vorschau (Züri Live)

Nach der Partie meinte FCZ-Trainer Bo Henriksen in der Pressekonferenz: „Ich hätte zur Pause zehn Spieler auswechseln können“. Aus teampsychologischer Sicht macht die Aussage Sinn. Tatsächlich waren die Leistungen der Spieler aber sehr unterschiedlich. Krasniqi und Kamberi kehrten in die Startaufstellung zurück und beide spielten eine gute Erste Halbzeit, dasselbe gilt für Tosin. Schlecht spielten zwei Spieler in zentralen Positionen: Nikola Katic (Note „1“) und Antonio Marchesano („2“). Marchesano wurde ausgewechselt, Katic steigerte sich nach der Pause. Die Zweite Halbzeit des Innenverteidigers (Note „8“) war seine erste gute seit der Winterpause.

Züri Live-Leserfrage vor der Partie

Nach der Pause schneller, direkter und grossräumiger

Wie schon in der Anfangsphase gegen St. Gallen vermochte der FCZ mit dem Dreimannsturm Tosin / Simic / Okita viel mehr Druck zu entfachen, ohne dass dies auf Kosten der defensiven Stabilität ging: im Gegenteil. Es wurde schneller, direkter und grossräumiger gespielt – mit langen Bällen und vielen gelungenen Seitenwechseln. In der Züri Live-Statistik zeigt sich dies unter anderem daran, dass es auf 14 Abschlüsse nur 12 Pre-Vorlagen gab. Jonathan Okita und der eingewechselte Blerim Dzemaili schlugen zudem ausgezeichnete Standards. Ganz allgemein war die Offensivleistung gut – mit einer Offensivdurchschnittsnote von 6,7, die auf gleicher Höhe mit dem St. Gallen-Spiel liegt. Der FCZ hatte eindrückliche 34% seines Ballbesitzes im Angriffsdrittel des Platzes. Defensiv bekam man abgesehen von den Anfangsminuten gar nicht so viel zu tun, beging gemessen daran aber überdurchschnittlich viele Fehler – allen voran Nikola Katic mit einer Defensivnote „1“.

Personalien

  • Bledian Krasniqi: Da Cheick Condé immer mehr zur defensiven „Bank“ im Mittelfeld wird, kann sich Bledian Krasniqi nun häufiger seinem eigentlichen Spezialgebiet, dem kreativen Spiel nach vorne, widmen.
  • Jonathan Okita: An den gefährlichsten FCZ-Aktionen immer beteiligt. Zu Beginn noch etwas zögerlich, dann kommt er immer besser ins Spiel.
  • Aiyegun Tosin: Schiesst in der 2. Halbzeit seinen Doppelpack, insgesamt aber in der 1. Halbzeit mit der besseren Leistung.
  • Becir Omeragic: Nach seiner Einwechslung für den verletzten Adrian Guerrero in der 22. Minute halblinks in der Verteidigung, tauscht mit Lindrit Kamberi in der 55. Minute dann aber die Position.
  • Blerim Dzemaili: Wie schon im ersten Heimspiel gegen Luzern wieder MVP, spielt auf 10er-Position und trägt mit seiner Defensivarbeit viel zur Sicherung des Derbysieges bei. Sehr gute Standards. Wie im Kantonsderby Stephan Seiler sowohl offensiv wie defensiv mit Maximalnote „10“.

Randnotiz – Fidan Alitis wichtiger Beitrag zum Siegtreffer

GC-Trainer Giorgio Contini klagte nach dem Spiel in der Pressekonferenz: „Es ist jedes Mal ein Anderer, der den entscheidenden Fehler macht“. Tsiy Ndenge und Bendeguz Bolla gehören zu den konstantesten Akteuren in Continis Kader, aber ersterer verlor den Ball gegen Tosin vor dem Ausgleich und der Zweite liess die Flanke Okitas zu, die zum 2:1-Siegtreffer des FCZ führte. Entscheidend dafür war aber auch Fidan Alitis Lauf in die Tiefe ohne den Bolla und Ndenge Okita wohl hätten doppeln und die Flanke verhindern können.

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FCW mit neuer Spielweise nach der Winterpause / FCZ – Winterthur Kantonsderby Vorschau (Züri Live)

Wie zuletzt beim 1:0-Heimsieg gegen den FC Lugano trat Winterthur auch in Zürich mit einem Rhombus-Mittelfeld an. Allerdings zog man sich deutlich weiter zurück, als noch gegen die Tessiner. Winti-Coach Bruno Berner blieb der Linie treu, gegen den amtierenden Meister FCZ so weit zurückzustaffeln wie sonst nur noch jeweils gegen den neuen, alten Meister YB. Hatte der FCW gegen Lugano in der ersten Stunde noch rund 46% Ballbesitz gehabt, waren es beim FCZ im gleichen Zeitraum nur 36%. FCZ-Keeper Yanick Brecher hatte kaum etwas zu tun.

Stephan Seiler offensiv und defensiv mit Maximalnote „10“

Der FCW fokussierte sich ganz auf zwei, drei Kontersituationen und warf dann in diesen in einem unheimlichen Tempo die halbe Mannschaft nach vorne. Einer dieser drei überfallartigen Konter führte zum 1:1-Ausgleich durch Samir Ramizi. Der FCZ hat 14 Abschlüsse, was relativ viel ist. Gemessen an der Qualität der Chancen ist das 1:1 aber das logische Resultat. Die Züri Live-Gesamtnote von 5,8 steht für den negativen Trend seit dem St. Gallen-Spiel – dazu trägt vor allem die Zweite Halbzeit bei. Einwechselspieler wie Simic und Rohner bringen nach vorne zu wenig – Okita und Marchesano bauen im Verlauf der Zweiten Halbzeit ab.

So wie jetzt Winterthur war letzte Saison der FCZ aufgetreten. Unter Coach Henriksen versucht er hingegen das Spiel zu machen – kommt auf diese Weise bisher aber aus dem Spiel heraus nur zu wenigen Torchancen. Unter dem Druck des engen Raumes gute Torchancen herauszuspielen und auch zu nutzen, gehört nicht zu den Stärken dieses Teams. Dank solider Arbeit der ganzen Mannschaft gegen den Ball, speziell des Zentralen Mittelfeldes, und der Ausnutzung vieler Standardsituationen, sind die Resultate zur Zeit trotzdem positiv. Den Führungstreffer gegen Winterthur erzielte man aber dank einem Geniestreich Stephan Seilers, der seine Chance in der Startformation mehr als nutzte. Dass ein Spieler sowohl im offensiven wie im defensiven Bereich eine Züri Live-Note „10“ erzielt, wie Seiler gegen Winterthur, kommt höchst selten vor. Er war zudem sowohl in der Ersten wie in der Zweiten Halbzeit der beste FCZ-Akteur. Er eroberte Bälle sowohl mit starken Gegenpressing- wie auch Backchecking-Situationen und verteilte sie sehr gut weiter.

Nikola Katic lässt sich erneut erwischen

Am anderen Ende der Notenskala liegt erneut Nikola Katic mit einer „2“. Schon in den Testspielen war aufgefallen, wie langsam der Kroate in der Rückwärtsbwegung ist, und dass er grosse Mühe damit hat, die richtigen Entscheidungen zu fällen. Dies setzte sich angefangen beim Luzern-Spiel in der Meisterschaft nahtlos fort. Die Szene, welche zum 1:1-Ausgleich gegen Winterthur führte, hat man als Beobachter von FCZ-Partien in den letzten Wochen so ähnlich schon dutzendfach von Katic gesehen. Dieser folgt dem beileibe nicht allzu schnellen Buess nur zögerlich und verlässt dabei seine Position in der Abwehrkette. Buess erhält den Ball im Mittelfeld zugespielt, kann sich unbehelligt drehen und den entscheidenden Pass auf Matteo Di Giusto in die Tiefe spielen. Katic schaut dem Geschehen aus „sicherer Distanz“ zu. Der Schnellzug ist nun unterwegs, die Post abgeschickt – und während Becir Omeragic den Abschluss von Ardaiz noch auf der Linie klärt, ist selbst zum Zeitpunkt des erfolgreichen Nachschusses von Ramizi vom Zentralen Verteidiger Katic am Brennpunkt weit und breit nichts zu sehen. Winterthur nutzt den gebotenen Platz dankbar aus.

Grundsätzlich versuchen beide Teams schnell umzuschalten, aber der FCZ braucht länger, um mit mehreren Spielern nach vorne zu stossen, weil er viel mehr den Ball und mehr Angriffsaktionen hat. Winterthur spart seine Energie für wenige Aktionen auf, die dadurch mit mehr Power gespielt werden können. Der FCZ baut zu Beginn in einem 4-1-4-1 auf, in welchem Guerrero links und Tosin rechts in der offensiven Mittelfeldreihe positioniert sind. Seiler und Condé bringen mit guten Diagonalbällen und Seitenwechseln den Gegner zum Laufen und die eigenen Seitenspieler in vielversprechende Positionen. Die Abstimmung zwischen den Flügelspielern und den Offensivleuten im Zentrum ist aber häufig ungenügend, die Laufwege wirken uninspiriert. Dies gilt in diesem Spiel auch für die Standards.

Personalien

  • Yanick Brecher: Bis zum Gegentor in der 39. Minute arbeitslos und auch danach unterbeschäftigt.
  • Adrian Guerrero: Führte die meisten Standards aus und hatte neun Abschlussbeteiligungen.
  • Nikola Katic Zum vierten Mal im vierten Spiel nach der Winterpause sowohl offensiv wie auch defensiv deutlich ungenügend. Aktuell fehlt das Super League-Niveau. Bei den meisten Konkurrenten würde er nicht spielen. Stehende Bälle kann er spielen, aber aus dem Spiel heraus viele einfache Fehlpässe. Verliert weiterhin seine defensiven Kopfballduelle mit deutlich kleineren Gegenspielern.
  • Nikola Boranijasevic: Wirkte etwas ausgelaugt, brachte nur eine Flanke in den Strafraum, die anderen wurden von Diaby und Co. geblockt.
  • Antonio Marchesano: Arbeitsbiene – in der ersten halben Stunde an allen Zürcher Torchancen beteiligt.
  • Cheick Condé: Mehr als eine Bank. Im vierten Rückrundespiel zum dritten Mal mit Defensivnote „10“. Der einzige Zürcher, der auch mit der Power des eingewechselten Ballet fertig wird. Offensiv zudem mit guten Spieleröffnungen und Seitenwechseln.
  • Roko Simic: Offensiv ein Ausfall. Bo Henriksen schien ihn als nr. 10 bringen zu wollen, aber er interpretierte seine Rolle eher als Mittelstürmer in einem Dreimannsturm.

Randnotiz – wie gut passt die Mannschaft zum Spielstil von Bo Henriksen?

Wie geeignet ist der Kader des FC Zürich für kontrolliertes Aufbauspiel auf der einen, und Umschaltspiel auf der anderen Seite? Für viel oder wenig Ballbesitz? Für den Rückzug in eine tiefe Position oder für draufgängerisches Pressing? Diese Frage zieht sich jetzt schon mehrere Jahre wie ein roter Faden durch die FCZ-Analysen von Züri Live. Grundsätzlich kann man mit jedem Spielkonzept und jeder Taktik Erfolg haben. Entscheidend ist darum neben finanziellen Mitteln, Sozialkompetenz, Fansupport und weiteren Faktoren vor allem, wie gut das Spielkonzept und die Taktik zu den individuellen Qualitäten der Kaderspieler passt. Können die Spieler ihre Stärken ausspielen? Oder offenbart die Spielphilosophie des Trainers und des Vereins eher ihre Schwachpunkte?

Eine Mannschaft, die kontrolliertes Ballbesitzspiel betreibt, braucht Mittel, um den Gegner auf engem Raum überwinden zu können. Das kann man einerseits mit „Wasserverdrängung“ und andererseits einem hohen Grad an Beweglichkeit bewerkstelligen. Dazu müssen alle zehn Feldspieler technisch versiert sein, um die Fehlerquote gering zu halten. Im Sturmzentrum braucht es ein gutes Timing und Körperbeherrschung in der Luft, da so eine Mannschaft zu vielen Flanken und Standards kommt. Bei einer Mannschaft hingegen, die aus einer tiefen Position kontert, können zwei, drei technisch gute Spieler vollkommen ausreichen. Präzision ist sekundär, wichtiger sind Schnelligkeit in Kopf und Beinen. Die Innenverteidiger so einer Mannschaft müssen typischerweise vor allem hohe Bälle im Akkord zuverlässig aus der Gefahrenzone köpfen – dafür ist Körpergrösse der alles entscheidende Faktor. Eine Mannschaft, die im Spiel ohne Ball hingegen häufig im hohen Pressing angreift, braucht in der Innenverteidigung nicht so sehr den Typ „Abwehrturm“, sondern viel dringender einen vergleichsweise leichtgewichtigen Sprinter, der bei Umschaltmomenten oder fehlgeschlagenem Pressing die gegnerischen Stürmer im Laufduell schlagen kann.

Gehen wir also mal die Startaufstellung des FCZ gegen den FC Winterthur durch. Es fällt auf, dass die Mannschaft von Bo Henriksen mehrheitlich immer noch aus Spielern besteht, die eher für grossräumigen, als für kleinräumigen Fussball gemacht sind. Dies gilt selbst für „Flankengott“ Boranijasevic, der für seine Top-Hereingaben den Platz einer Kontersituation braucht. Steht der Gegner hinten rein, wie Winterthur, bleibt er mit seinen Versuchen hingegen immer wieder hängen. Dies hat unter anderem mit seinem charakteristischen Bewegungsablauf zu tun. Viele Spieler der FCZ-Startaufstellung und des Kaders können gute lange Bälle spielen, sind im Kurzpassspiel aber nicht versiert. Man hat hinten in der Mitte einen Nikola Katic oder als Ersatz Mirlind Kryeziu, welche die Bälle massenweise aus dem eigenen Strafraum rausköpfen können, aber beim Umschalten in die Defensive in der Rückwärtsbewegung langsam sind. Im gegnerischen Strafraum hingegen kommt es selten vor, dass sich Spieler dieses FCZ-Teams in der Luft durchsetzen können. Sie werden meist abgedrängt und neutralisiert, selbst wenn der Standard gut getreten ist.

Die aktuelle Mannschaft des FC Zürich ist von seinen individuellen Qualitäten her also weiterhin alles andere als ein Ballbesitzteam. Kommt sie hingegen mal wieder in eine Kontersituation, zeigt sich auch ohne Ceesay oder Kramer, dass sie dies weiterhin am besten beherrscht. Von der Startaufstellung gegen Winterthur ist kaum einer für Ballbesitzfussball à la YB am besten geeignet: eigentlich nur Cheick Condé – und Torhüter Brecher. Seiler und Omeragic können sich bei einer Pressingspielweise à la St. Gallen am besten entfalten. Die Mehrheit der Startaufstellung, Katic, Aliti, Boranijasevic, Guerrero, Marchesano, Tosin und Okita sind hingegen alle in einer Kontermannschaft am besten aufgehoben. Eine, wie sie der FCZ in der Meistersaison unter André Breitenreiter hatte.

Bo Henriksen ist eindeutig ein taktisch versierter Trainer, hängt dies aber nicht gerne an die grosse Glocke. Er redet gegen aussen lieber von Teamgeist und Siegeswillen. Dies ist nicht unklug, denn nach aussen über Taktik zu reden, bringt einem Trainer und seinem Team wenig Vorteile. In der Kommunikation nach innen sieht dies anders aus. Tatsächlich hat er unter anderem auch mit taktischen Mitteln zur aktuell punktreichen Phase beigetragen. Was Henriksen aber zumindest kurzfristig nicht ändern kann, ist das Stärke/Schwäche-Profil seiner Spieler – und dass sein Team in grossen Teilen nicht wirklich zu seinem Fussball passt. Dies setzt dem aktuellen FCZ gewisse Limiten nach oben. Die Spieler können nicht ihr volles Potential entfalten, so wie sie dies letzte Saison mehrheitlich getan haben.

Wenn man die Kader der anderen Super League-Klubs durchgeht, dann fällt auf, dass es kein Team gibt, das vom Stärke/Schwäche-Profil her zu 100% zum Fussball passt, der von ihnen gespielt wird. Bei Teams wie YB, Servette oder St. Gallen ist die Übereinstimmung aber hoch. Selbst bei diesen Klubs gibt es aus der Reihe tanzende Spieler, die verpflichtet wurden, weil sich eine gute Gelegenheit ergeben hat. Oder weil sie aus Mentalitätsgründen wichtig sind. Aber das sind Einzelfälle. Einigermassen passend zusammengestellt, aber mit wesentlichen Lücken, sind Basel, Lugano oder Luzern.

Ziemlich unpassend zusammengestellt sind hingegen der FCZ, GC, Winterthur und Sion. Bei Winterthur liegt es in der Natur der Sache einer Aufstiegsmannschaft, die zu grossen Teilen zusammengeblieben ist. Sie wurde zusammengestellt, um in der Challenge League oben mitzuspielen und muss nun in der Super League einen anderen Fussball spielen, der für einige Spieler nicht optimal ist. GC und Sion sind ein buntes Puzzle. Aus der fussballerischen Zusammensetzung dieser Mannschaften ist es schwierig, eine Idee zu erkennen. Der FCZ hingegen ist / war für den „Breitenreiter-Fussball“ gut zusammengestellt und befindet sich diese Saison unter Foda und Henriksen in einer radikalen taktischen Transformation, die nicht zur Mehrheit der Stammspieler passt. Die Winterneuverpflichtungen Simic, Mathew oder Afriyie scheinen hingegen relativ gut zur Spielidee unter Henriksen zu passen. Aber sie brauchen alle drei noch etwas Zeit, um sich richtig zu integrieren.

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