Der Tessiner Sportjournalist Robert Szendröi über seine Einschätzung des aktuellen FCZ, den FC Lugano, Patrick Rossini und seine Eishockey-Liebe:
Monat: September 2015
Lugano – FCZ 0:0 Highlights
Comebacks von Alesevic und De Filippo im Espenmoos
Die 2.Mannschaft des FCZ feiert am Sonntagnachmittag nach beinahe schon traditionell resultatmässig eher harzigem Saisonstart im Espenmoos einen 4:1-Auswärtssieg gegen die Reserven des FC St.Gallen. Die Ostschweizer traten dabei immerhin mit drei Kaderspielern der 1.Mannschaft an: Salli, Eisenring und Scherrer. Im alten Heimstadion der FCSG-Profis im Osten der Stadt, in welchem die Haupttribüne mit den Kabinentrakten immer noch steht, und fleissig benutzt wird, spielen neben der Nachwuchsequipe auch die St.Galler Frauen in der NLA.
Speziell erwähnenswert auf Zürcher Seite sind die Comebacks von Armin Alesevic und Giuseppe De Filippo. Alesevic (21) trainiert nach Operationen an beiden Knien seit zwei Wochen wieder mit der 1.Mannschaft, und will unbedingt in der „U2“ Spielpraxis sammeln. Dazu wurde der aus dem FCZ-Nachwuchs stammende Giuseppe De Filippo (23) eingewechselt, und erzielte gleich ein Tor. Vor Jahresfrist hatte er zum FC Wohlen gewechselt, sein Vertrag dort wurde aber nicht verlängert. Nun scheint er also zur FCZ-Reserve zurückgekehrt zu sein, und kann sicherlich mindestens bis im Winter mit seiner Erfahrung mithelfen, die notwendigen Punkte zu holen.
(Armin Alesevic zurück im Training der 1.Mannschaft)
Nicht im Aufgebot stand der von Lazio gekommene Brasilianische Aussenverteidiger Vinicius. Vor zwei Wochen hatte er in Genf gegen Servette (1:3-Niederlage) noch seinen ersten Ernstkampfeinsatz im FCZ-Trikot gefeiert. Vor Wochenfrist gegen Old Boys (2:3-Niederlage) wurde er dann von Trainer Sami Hyypiä bewusst nicht in die Reserve beordert, weil er drei Tage später je nach Verletzungen oder Sperren allenfalls in Lugano im Kader der 1.Mannschaft hätte stehen können. Hyypiä lässt Vinicius selbst entscheiden, ob er mit der 2.Mannschaft spielen will. Der Grund, warum er in St.Gallen nicht dabei war, ist Züri Live noch nicht bekannt.
Tore: 17. Ribeiro 0:1, 39. Zoller 0:2, 70. Gebistorf 0:3, 93. Pavlovic 1:3, 94. De Filippo 1:4.
Wechsel: 57. Sadrijaj für Markaj, 59. Graf für Zoller, 67. De Filippo für Ribeiro.
Cup 2.Runde: Wohlen – FCZ 0:1 Highlights
FC Wohlen – FC Zürich 0:1 (0:0)
Niedermatten – 3120 Zuschauer – SR San
Tor: 77. Buff 0:1
Wohlen: Tahiraj; Urtic, Dünki (87. Weber), Muslin, Stadelmann (55. Lika); Ramizi, Geissmann, Grether, Thaqi (50. Brown); Schultz, Abegglen.
Zürich: Favre; Di Gregorio, Brunner (76. Djimsiti), Kecojevic, Koch; Bua, Cabral, Kukeli (86. Yapi), Buff; Gavranovic, Sadiku (69. Etoundi).
Luzern – FCZ 1:0 Highlights
FC Luzern – FC Zürich 1:0 (0:0)
swissporarena – 10 420 Zuschauer – SR Schärer
Tor: 51. Yesil 1:0
Luzern: Zibung; Thiesson, Affolter, Puljic, Lustenberger; Arnold; Kryeziu (74. Haas), Freuler; Hyka (87. Fandrich), Marco Schneuwly, Yesil (65. Jantscher).
Zürich: Brecher; Brunner, Kecojevic, Djimsiti, Koch; Yapi (75. Grgic); Bua, Christian Schneuwly (65. Gavranovic), Buff, Simonyan (46. Chiumiento); Etoundi.
Mit offensiver Aufstellung in Luzern
FCZ-Trainer Sami Hyypiä schickt eine offensiv ausgerichtete Mannschaft in Luzern aufs Feld. Artjom Simonyan bekommt eine Chance von Beginn und bildet wohl mit Kevin Bua die Flügelzange. Franck Etoundi ist zurück in der Startformation, dazu kommen mit Buff und Schneuwly neben dem „Sechser“ Yapi zwei weitere eher offensiv ausgerichtete Mittelfeldspieler zum Einsatz.
Der ehemalige Liverpooler Teamkollege Markus Babbel vertraut in Abwesenheit des gesperrten Lezcano ein junges Team auf den Platz. Remo Arnold (als Captain und MVP Blue Stars/FIFA Youth Cup-Sieger 2015 im Final gegen den FCZ) und der neuverpflichtete Samed Yesil kommen zum ersten Mal zu Hause von Beginn weg zum Einsatz.
Lugano – FCZ Aufstellungen
Wohlen – FCZ Aufstellungen
Das ist der FC Wohlen
Der FC Wohlen hat nach dem Abgang des erfolgreichen „Local Boy“ Ciriaco Sforza in die Super League mit Martin Rueda denjenigen Trainer wieder verpflichtet, welcher die Wohler 2002 in die Challenge League geführt hat, wo die Freiämter sich seither ununterbrochen halten können, was eine grandiose Leistung darstellt. In diesem Sommer hat das Team von der Niedermatten mit Rapp, Buess (beide Torschützen mit Thun gegen den FCZ vor Wochenfrist), Pnishi, Brahimi (beide GC) und Bühler (Vaduz) gleich fünf Spieler an Super League-Teams verloren. Das Kader war selbst kurz vor Saisonstart so klein, dass das Matchblatt nicht immer ganz gefüllt werden konnte. Mit den vorhandenen Spielern schafft es der FC Wohlen zur Zeit ein Maximum aus seinen Möglichkeiten herauszuholen, denn die Wohler waren im bisherigen Saisonverlauf in praktisch keinem Spiel die schwächere Mannschaft, und hatte auch in den Partien in Aarau oder in Lausanne die Vorteile eher auf ihrer Seite.
Wie folgt könnte heute im Cupmatch die Aufstellung gegen den FCZ aussehen:
Im Tor steht mit Joel Kiassumbua ein Schweizer U17-Weltmeister – allerdings in der Rolle als Ersatztorhüter. Die Nummer 1 Benjamin Siegrist war damals klar stärker und eine wichtige Teamstütze – mit Kiassumbua im Tor wäre die Schweiz nicht Weltmeister geworden. Von Luzern über Kriens wechselte er zwischenzeitlich in die 1.Liga Classic zu Rapperswil-Jona. Dann aber fand er beim FC Wohlen Unterschlupf, wo er trotz zu Beginn fehlendem Challenge League-Niveau stark gefördert und unter den Fittichen von Torhütertrainer Boris Ivkovic zur Stammkraft aufgebaut wurde. Mittlerweile gehört Kiassumbua in der zweitobersten Liga eher zu den besseren Torhütern.
Die Innenverteidigung werden wohl der beim FC Wil nicht mehr erwünschte Franzose Marko Muslin (30, beinahe 200 Challenge League-Einsätze) und der aus dem FCB-Nachwuchs stammende Simon Dünki (21) bilden. Dünki ist ähnlich wie beim FCZ Djimsiti etwas unbeweglich und langsam, und spielt zur Zeit nur dank einer Verletzung des talentierteren Nicolas Bürgy (20, aus dem YB-Nachwuchs).
Den grössten Entwicklungssprung im letzten Jahr hat der vom FC Luzern stammende Marijan Urtic genommen, welcher in aktueller Form zu den Besten im Team gehört. Nach Sforza setzt nun auch Rueda auf den vielseitigen und sehr laufstarken Spieler, welcher auch mal mit dem Ball am Fuss ein Solo über den ganzen Platz versucht, und danach trotzdem wieder rechtzeitig auf seiner Position zurück ist. Vielleicht wird ihn Trainer Rueda gegen den FCZ statt auf der Aussenverteidigerposition auf dem offensiven Flügel bringen. Auch auf der linken Seite hat Wohlen mit dem Waadtländer Dylan Stadelmann einen äusserst lauf- und kampfstarken Spieler, welcher für jeden Gegenspieler unangenehm werden kann, und viel für die Offensive tut.
Im zentralen Mittelfeld übernimmt der ehemalige Aargauer Junioren-Nationalspieler Joël Geissmann (Ex-GC, 22) eine immer wichtigere Rolle und nimmt diese nach gewissen Anlaufschwierigkeiten auch immer mehr an. Neben Geissmann wird wohl ein Spieler aus dem FCB-Nachwuchs spielen – entweder das Raubein Simon Grether (verantwortlich für die lange Verletzung von Kukeli, eine ähnliche Story wie beim ebenfalls aus dem FCB-Nachwuchs stammenden Sandro Wieser mit Gilles Yapi) oder der offensiv stärkere Michael Weber.
Auf dem Flügel spielt der torgefährliche Genfer Samir Ramizi und dazu wohl der im Tausch mit Brahimi von GC neu zu Wohlen gestossene Ex-Wiler Jordan Brown, welcher gegen den FCZ zu seinem Début in der Startformation kommen könnte, nachdem er in der Liga zuletzt eingewechselt worden war.
Im Sturm agiert zurückhängend Captain Alain Schultz mit seinen Weitschussqualitäten und rund 180 Pflichtspielen für den FC Wohlen, und davor der Ostschweizer Nico Abegglen, welcher sich mit jeder Partie besser ins Mannschaftsgefüge einpassen kann.
Hyypiä: „0:0 ist immerhin 1 Punkt“
Der FCZ empfängt zur Premiere des neuen Trainers Sami Hyypiä im Letzigrund den FC Thun. Nach der Länderspielpause stehen dem FCZ ausser den langzeitverletzten Alesevic, Kleiber und Schönbächler alle Mann zur Verfügung. Das heisst: Gilles Yapi ist grundsätzlich wieder einsatzfähig. Die Tendenz geht bei Sami Hyypiä aber eher in die Richtung, den Ivorer noch nicht, oder zumindest nicht von Beginn weg einzusetzen. Erstens hat er bei seiner letzten Trainerstation bei Brighton & Hove Albion schlechte Erfahrungen mit dem zu frühen Einsatz von langzeitverletzten Spielern gemacht, und ausserdem würde ihm dies eine von drei Auswechseloptionen von vornherein wegnehmen, da mit Yapi ein Spieler auf dem Platz stehen würde, der unabhängig vom Spielverlauf schon mal ziemlich sicher ausgewechselt werden müsste. Vinicius ist gemäss Hyypiä noch nicht ready für einen Einsatz in der Super League – ihm wurde angeboten, dass er sich in der U21 Spielpraxis holen könne. Vinicius nahm dieses Angebot an, und spielte gestern bei der 1:3 Niederlage im Stade de Genève gegen Servette von Beginn an.
Hyypiä war positiv überrascht über die von den Spielern gezeigte hohe Intensität im Training. Auch an der Stimmung und Chemie im Team können gemäss Hyypiä die zuletzt mehrheitlich negativen Resultate nicht gelegen haben. Den Hauptgrund sieht er im fehlenden Selbstvertrauen durch die fehlenden Erfolgserlebnisse und einzelne Fehler in der Defensive, die abgestellt werden müssen. Auch wenn Hyypiä betont, dass die Offensive auch wichtig ist, besteht kein Zweifel, dass der Hauptfokus des ehemaligen Innenverteidigers erst mal auf der Defensive liegen wird. Hyypiä will geduldig spielen lassen, das Risiko dosieren, und nicht wie beispielsweise zuletzt im Heimspiel gegen Luzern, mit einer guten eigenen Leistung dem Gegner ins offene Messer zu laufen.
Angesprochen auf die äusserst seltenen Heimsiege in diesem Kalenderjahr betont Hyypiä im Vorschaugespräch erneut, dass es erst mal darum gehe, keinen Gegentreffer zu kassieren. „Und wenn es dann 0:0 steht, und nichts geht, dann bleibt es halt 0:0. Das gibt immerhin 1 Punkt“. Deutet sich da ein Kulturwandel an? Seit den Favre-Zeiten hat der FCZ immer offensiv ausgerichtet gespielt und wollte das Spiel bestimmen. Dies ist deshalb auch die Spielphilosophie in der ganzen Academy, mit welcher die Einzelspieler sich auch besser entwickeln können.