Komm  Mike geh, geh! Sango, Sango, heija, heija, heija! Zurück, zusammen! Nicht zu tief, nicht zu tief, Mike… Höher, höher gehen Sango. Avance! Avance! Hey! Gut. Zurück! Bewegung, hey! Geh jetzt, Sango! Frei, frei, frei! Jetzt, geh, geh, geh Mike! Druff! Los zwei gegen eis! Druff! Druff! Gut, Leo.  Geh Mike, geh, geeeeht – Mike, jetzt. Jetz wechsle!! Gut Mike. Zusammen, zusammen! Zusammen, zusammen, hey! Distanze kurz! Gut Sango! Gut Sango. Gut Sango. Gut Anto! Weiter, weiter, weiter! Er hat gegebe. Positione. Breit, breit. Kommt eine… Gut, Geh, geh, geh, geeeeh Mike! Geh! Oh! Nicht dribble, schiesse! Gut Leo. Druff!! Gut Sango! Zurück zusammen. Zurück zusammen, zurück zusammen. Weiter gehts! Weiter gehts! Weiter gehts! Tempo halten! Sango, vorne! Vorwärts, Sango! Haaa! Okay, okay! Weiter, weiter. Anto zumachen. Zwischen, zwischen, zwischen. Zwischen Anto. Gut Jungs, gut Jungs! Zweite Ball! Zweite Ball! Druff! Druff! Druff! Flanke! Schiessen, Jungs, schiessen hey! Weiter gehts! Druff! Gut. Okay,Sango. Gut Anto! Gut gmacht, gut gespielt. Andere Seite. Kommen zurück. Gut Leo. Wie viele im Strafraum. Sango, Sango, Sango. Zusammen jetzt, zusammen jetzt. Kompakt, kompakt. Spreche wieder einmal sprechen zusammen. Rugge! Kommt eine, kommt eine. Geh! Komm Franckie! Weiter gehts! Schön Alain. Inne, inne, inne Sango! Schön! Eeee! Wachsam! Wachsam!  Bewegung. Zusammen, zusammen Mitte zu! Zwei gegen eins! Los Bewegung! Gut, druff! Hey! Kevin links! Kevin links! Zusammen, zusammen, zusammen, zusammen, zusammen! Rückraum, hey! Rückraum! Ruhe. Mike, Mike, Mike! Mike geh hintään! Gut Sango. FC Zürich – FK Qəbələ 0:4.

Seit Sonntag hat die zweite Etappe der Rückrundenvorbereitung für den FCZ in Lara begonnen. Die durch Spielerabgänge frei gewordenen Plätze wurden im Flieger durch eine verstärkte medizinische Abteilung kompensiert. Zu dieser Verstärkung zählt auch ein auf einem Schnappschuss jovial lächelnder „Brummbär“ im FCZ-Gewand flankiert von Aleksandr Kerzhakov und Artjom Simonyan.

Es ist Sergey Kolesnikov, seines Zeichens langjähriger Physiotherapeut von Zenit St.Petersburg und der Russischen Nationalmannschaft. Nach dem Transfer von drei Stürmern, die den FCZ in diesem Winter verlassen, ein weiteres glasklares Zeichen, dass man an der Werdstrasse für die kommenden Monate auf Kerzhakov baut, und diesem die bestmöglichen Bedingungen bieten will. Kolesnikov ist kein Wintertransfer des FCZ. Er hat sich spontan und auf Initiative seines langjährigen „Kunden“ für die Zeit des Trainingslagers dem FCZ angeschlossen. Und scheint sich im Kreise der Zürcher pudelwohl zu fühlen.

Vor dem Abflug in die Türkei hat sich der ehemalige Zenit-Bomber Kerzhakov gegenüber  der Sport-Tageszeitung „Sovetskij Sport“ über seine ersten Eindrücke in Zürich geäussert. Züri Live liefert das Interview nach:

Sovetskij Sport: Wenn Sie mit einem Wort die erste Woche in Zürich beschreiben müssten, welches Wort wäre das?

Kerzhakov: Positiv. Es ist ein gutes Kollektiv. Und mit der Klubführung herrscht ein sehr warmes Verhältnis. Mit einem Wort kann ich das alles gar nicht beschreiben.

SS: Bei Zenit gibt es eine Tradition: ein neuer Spieler muss einen Spiessrutenlauf absolvieren bei welchem ihm die Mitspieler auf den Hinterkopf schlagen. Wie werden die Neuen beim FC Zürich begrüsst?

Kerzhakov: Ich würde nicht sagen, dass dies bei Zenit wirklich eine Tradition ist. Vor der Ära „Villas Boas“ gab es das nicht – das hat er eingeführt. Und beim FC Zürich verhält man sich Neuen gegenüber easy und relaxed. Ich musste auch keine Reden halten.

SS: Nach all den Russischen Wintertrainingslagern sind für Sie die Schweizerischen wohl eher putzig?

Kerzhakov: Nein, in Bezug auf die Belastung ist es das Gleiche wie damals im ersten Zenit-Wintertrainingslager 2003 mit Trainer Vlastimil Petrzela. Jeden Tag zwei Trainings und sehr viel Laufarbeit. Dann geht es für 10 Tage in die Türkei und bereits am 7. Februar haben wir das erste Meisterschaftsspiel.

SS: Die Trainingsplätze sind gut?

Kerzhakov: Ja, die sind hier gut. Allerdings, nun regnet es bereits 24 Stunden am Stück, und heute konnten wir deshalb nicht auf dem Platz trainieren, damit dieser nicht zerstört wird.

SS: Es heisst, Sie hätten vier Konkurrenten im Sturm. Läuft der Konkurrenzkampf schon heiss?

Kerzhakov: Zuerst einmal reisen wir ins Traininglager und dann spielen wir das erste Testspiel. Erst dann werde ich ein Gespür für die Situation bekommen können. Alle Fragen bezüglich Konkurrenten und Anzahl Spieler pro Position müssen Sie dem Trainerstab stellen. Ich bin nicht dafür da, um die Anzahl Stürmer oder Verteidiger zu zählen.

SS: Der Präsident Ihres neuen Klubs hat gesagt, dass Sie sehr viel über Zürich wissen. Wussten Sie auch, dass in der Stadt mehr als ein Jahr lang Lenin gelebt hat?

 Kerzhakov: So wie ich herausgefunden habe, hat hier nicht nur Lenin gelebt, sondern es leben in Zürich auch heute viele berühmte Leute – Celebrities und Geschäftsleute. Zum Beispiel hält sich hier auch (Margarita) Louis-Dreyfus, die Besitzerin von Olympique Marseille, häufig auf.

SS: Ein interessanter Ausschnitt aus der Biografie Lenins über das Leben in Zürich: „Ein Grossteil seiner Zeit hat er in der Stadtbibliothek verbracht, und in der Freizeit liebte er mit seiner Partnerin auf den Zürichberg zu gehen, im Gras zu liegen, und Schweizer Schokolade zu essen“. Was denken Sie, werden die Historiker über Ihre Zeit in Zürich einmal schreiben?

Kerzhakov: Ich glaube, dass ich viel weniger Freizeit haben werde, als Lenin. Ich habe hier ein bisschen andere Aufgaben und Ziele…

SP: Und weiter: „Das Ehepaar Ulyanov hat seine Zürcher Wohnung im Frühling 1917 verlassen, als sie von der beginnenden Revolution in Russland erfahren haben, und haben sich in den Zug nach St.Petersburg gesetzt“.

Kerzhakov: Ich empfinde hier überhaupt keine Parallelen. Und ausserdem mag ich es nicht, mit Lenin verglichen zu werden.

SS: Dann wenigstens dies: Schweizer Schokolade oder Russische?

Kerzhakov: Wenn ich mir vorstelle, dass vor mir eine Tafel Russische und eine Tafel Schweizer Schokolade hingelegt würde, dann würde ich unsere essen. Ich habe seit meiner Kindheit Sowjetische Schokolade gegessen und finde nicht, dass sie schlecht ist, oder schlechter als Schweizer Schokolade. Dies obwohl Schweizer Kühe das frische Gras der Alpenwiesen essen und ihre Milch daher eine bessere Qualität hat.

SS: Zudem ist die Schweizer Schokolade deutlich teurer.

Kerzhakov: Ja, die Preise sind in Zürich deutlich höher, als in St.Petersburg. Wenn man es in Rubel umrechnet, so sind die Preise hier etwa doppelt so hoch.

SS: Haben Sie gelesen, was die Schweizer über Sie schreiben?

Kerzhakov: Ich kann kein Deutsch.

SS: Im „Blick“ gab es einen Artikel mit dem Titel: „Neuer Zar von Zürich“

Kerzhakov: Eine übertriebene Einschätzung. Viele Journalisten schreiben um einer heissen Schlagzeile willen Dinge, die keine wirkliche Grundlage haben. Gebt mir doch wenigstens erst mal ein paar Minuten Spielzeit mit dem FC Zürich in der Meisterschaft! Danach gibt es dann zumindest etwas, worüber man sprechen kann. Aber so: ich habe kaum ein bisschen trainiert – und bin bereits der Zar! Wenn sie das gleiche immer noch schreiben, wenn die Rückrunde voll im Gange ist, ist das eine andere Sache.

SS: Der Untertitel im „Blick“ ist noch interessanter: „Putin ist sein Freund“. Wir, so scheint es, haben etwas nicht mitbekommen?

Kerzhakov: Um ehrlich zu sein, weiss ich selbst nichts davon. Ich verstehe nicht, woher sie das haben. Wenn es in diesem Artikel Aussagen von mir persönlich gehabt hätte, dann würde ich das jetzt kommentieren, Aber Sie wissen ja selbst am besten, was manchmal alles in den Zeitungen geschrieben wird. In dem Sinne ist es ja eigentlich ganz gut, dass ich kein Deutsch verstehe.

SS: Im gleichen Artikel wird der Präsident des FC Zürich, Ancillo Canepa, zitiert, dass die Verhandlungen mit Ihnen nicht mehr als 10 Minuten gedauert hätten. „Mich hat die Sachkundigkeit Kerzhakovs über den Klub und die Stadt positiv überrascht. Ich musste ihn nicht überzeugen.“

Kerzhakov: Und wozu hätte er mich denn überzeugen müssen? Als ich in die Schweiz zum Treffen mit Canepa geflogen bin, wusste ich genau warum ich dahin gehe und was ich dort tun werde. Das ist eine bewusste Entscheidung, ich hatte schon zuvor alle Pluspunkte und Minuspunkte abgewägt. Bei diesem Wechsel gab es für mich deutlich mehr Pluspunkte, als bei einem Wechsel zu irgendeinem anderen Verein. Und Minuspunkte habe ich eigentlich überhaupt keine dabei gesehen.

SS: Sie haben gesagt, sie hätten auch zu einem Premier League-Klub wechseln können, aber es hätten Ihnen drei Länderspiele gefehlt. Wer von den Russischen Spielern kann denn diese Anforderungen überhaupt erfüllen?

Kerzhakov: Derjenige, welcher für die Nationalmannschaft mindestens 75% aller Spiele der letzten zwei Jahre absolviert hat.

SS: Aber Sie sind doch ein verdienstvoller Spieler? Erhält man da kein Gehör?

Kerzhakov: Im Prinzip hätte man da wohl schon etwas machen können. Irgendwohin eine Anfrage machen, damit Sie meinen Fall genauer anschauen. Aber dann hätte ich die Leute vom FC Zürich hinhalten müssen. Sie haben mir eine konkrete Offerte gemacht, die mir gefallen hat. Es wäre nicht fair gewesen, das ganze erst mal „on hold“ zu stellen. Ich wollte wissen, woran ich bin, und nicht irgendwelche eventuell besseren Offerten abwarten.

 

FCZ-Präsident Ancillo Canepa zeigt sich im Gespräch mit der russischen Nachrichtenagentur TASS überzeugt, dass der neuverpflichtete Stürmer Aleksandr Kerzhakov zusätzliche Zuschauer ins Stadion locken werde. Der Transfer sei bei den Fans und in der Schweizer Presse ausschliesslich positiv aufgenommen worden. Von „Supertransfer“ oder „bester Ausländer in der Geschichte des FCZ“ sei die Rede gewesen. Schon eine halbe Stunde nachdem der Russische Stürmer sein Büro verlassen gehabt habe, hätten ihm trotz Geheimhaltung des Transfers bereits die ersten Journalisten angerufen, weil Kerzhakov auf der Strasse erkannt worden sei, meint Canepa.

Der FCZ sei stolz auf die Verpflichtung und Kerzhakov habe von Beginn weg  einen tollen Eindruck gemacht: „Er hat sich sehr gut informiert. Bei unserem Treffen wusste er bereits alles über den FCZ. Er spricht sehr gut Englisch. Und ich war überrascht, wie jung er aussieht. Man gibt ihm auf den ersten Blick höchstens 25 Jahre. Er ist sehr gut in Form und verhält sich professionell. Deshalb ist es nicht wirklich von Belang, dass er das letzte Halbjahr nicht gespielt hat.“

Canepa erwartet, dass Kerzhakov sofort zur rechten Hand von Trainer Sami Hyypiä und zum Vorbild für die Mannschaft wird. So eine Persönlichkeit habe bisher vielleicht im Team gefehlt. Ausserdem soll Kerzhakov ganz einfach Tore erzielen: „wir spielen schönen Fussball, aber unser Problem ist die Effizienz vor dem Tor. In dieser Hinsicht soll Kerzhakov uns weiterhelfen“.

Der angesprochene zeigt sich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf und lässt im Sportsender „Match TV“ die Fans wissen, dass ihm das Training beim FCZ viel Freude bereite. Kerzhakovs erste Trikotwahl wäre übrigens seine Lieblingsnummer 11 gewesen, welche aber zu jenem Zeitpunkt noch für den nun ausgeliehenen Armando Sadiku reserviert war. Daher hat der St.Petersburger Stürmer die Nummer 72 gewählt: als Hommage an einen Freund, den NHL-Profi Artemi Panarin (Chicago Blackhawks), welcher ebenfalls diese Nummer trägt.

 

 

Wie seit gestern bekannt, plant der FCZ nicht mehr mit den beiden aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Berat Djimsiti und Leandro Di Gregorio, sowie Amine Chermiti und Davide Chiumiento.

Aussenverteidiger Di Gregorio hatte sich nochmal eine Chance bei seinem Stammklub verdient, nachdem er mit Lugano aufgestiegen und dazu vor allem durch Standards 10 Assists  beigetragen hatte. In den letzten Monaten zeigte sich aber klar die für Super League-Verhältnisse mangelhafte Präsenz, Zweikampfstärke und Schnelligkeit beim Zürcher. Zudem wirkte er nicht wie einer, der um jeden Preis um seine Chance kämpfen will. Und selbst in seiner Spezialdisziplin „Standardsituationen“ wollte ihm nichts gelingen – auch bedingt durch eine gewisse Schlampigkeit. Im zweiten Saisonviertel hatte Di Gregorio bei Züri Live bei seinen wenigen Einsätzen eine Durchschnittsnote von 4 (Skala: 1 – 10).

???????????????????????????????

Freistossflanke Kukuruzovic, Kopfballverlängerung Raphael Koch, und Berat Djimsiti muss den Ball nur noch ins leere Tor schieben. Bei seinem Startelf-Début unter dem damaligen Interimstrainer Urs Meier erzielte Berat Djimsiti gleich das entscheidende Tor zum 1:0-Derbysieg im Mai 2012. Von diesem Moment an war der Stadtzürcher nun dreieinhalb Jahre ununterbrochen Stammspieler, und wurde durch Sami Hyypiä in diesem Herbst erstmals in Frage gestellt. Dies aber nur, weil Vorgänger Urs Meier mit dem Spieler aus der eigenen Academy zuvor jeweils sehr viel Geduld bewiesen hatte. Das erste Mal auf der Ersatzbank Platz genommen hatte der Verteidiger übrigens in der Allianz Arena von München 9 Monate vor seinem Startelfdébut bei der 0:2-Niederlage in der Champions League-Qualifikation.

???????????????????????????????

Nach einer guten ersten Saison wurde Djimsiti in der Folge tendenziell eher wieder schlechter. Mit zunehmender Körpermasse wurde er zu schwerfällig und die mittelmässige Technik fiel nun noch mehr ins Gewicht. Sein grösstes Problem war aber der häufig fehlende Fokus aufs wesentliche auf dem Platz, sei es im Spiel oder im Training. Spiele mit gleich drei bis fünf groben Schnitzern Djimsitis wurden immer häufiger. Der vielseitige Verteidiger kostete den FCZ gerade in der Saison 14/15 einige Punkte. An der generellen Abwärtstendenz änderte für den ehemaligen Schweizer U21-Nationalspieler auch die erfolgreiche EM-Qualifikation mit der Albanischen Auswahl nichts. Die Züri Live-Durchschnittsnote Djimsitis im zweiten Saisonviertel war 4.8, aufgewertet vor allem durch eine seltene „8“, die er sich dank eines starken Kurzeinsatzes in der Schlussphase beim Cuperfolg in Bern verdient hatte. Auf der anderen Seite der Skala stand eine „2“ bei der 1:5-Niederlage in Thun, wo Djimsitis Spielweise expemplarisch für die schlechte Teamleistung war. Schon am Tag der Bekanntgabe von Djimsitis Abgang hat sich übrigens Neuzugang Leonardo Sanchez dessen Nummer „5“ gekrallt.

Mit Amine Chermiti geht eine langjährige Offensivkraft, die sich trotzdem nie richtig zum Leistungsträger hat entwickeln können. Noch am ehesten einen Unterschied konnte der Tunesier im Europacup gegen Teams von qualitativ tieferer Qualität machen. Unvergessen sein schöner Dreierpack letzte Saison in Zlate Moravce bei Spartak Trnava. Und in der aktuellen Saison war er der einzige Zürcher, welcher im diesmal kurzen Europacupabenteuer den Ball über die Linie bugsieren konnte. Diese Spiele erinnerten Chermiti wohl immer auch an seinen grössten Erfolg, den Gewinn der Afrikanischen Champions League im November 2007 mit Etoile Sportive du Sahel, als der flinke Stürmer acht Tore in elf Partien erzielte, darunter das Game-Winning Goal im Final in der „Höhle des Löwen“ in Kairo gegen Favorit Al-Ahly – in der 93.Minute! Chermitis Züri Live-Note im zweiten Saisonviertel ist eine 4.5, und bewegt sich dabei zwischen einer „6“ (gegen Vaduz) und einer „3“ (in Thun).

???????????????????????????????

Neben der „2“ (Di Gregorio), der „5“ (Djimsiti) und der „9“ (Chermiti), trägt auch der vierte aussortierte Spieler eine Startelf-Nummer – mit Davide Chiumiento geht die Nummer „10“ des FCZ. Chiumiento war sicherlich ein Spieler, an dem sich die Geister schieden. Er kam vor dreieinhalb Jahren gleichzeitig mit Djimsiti, Da Costa, Gavranovic und Kukeli in die Mannschaft. Zusammen mit Oliver Buff war er der beste Techniker im Team, sorgte aber auch lange Zeit für ein Verschleppen und Verlangsamen des Zürcher Spiels. Zu Beginn der Saison 14/15 schien sich alles doch noch zum Guten zu wenden. Der Appenzeller hatte mehr Selbstvertrauen getankt, war fit wie schon lange nicht mehr, und fing plötzlich auch noch an, regelmässig zu treffen. Das Aarau-Spiel mit der Verletzung von Yapi, und den häufigen Ausfällen von Kukeli, war dann für Chiumiento genauso wie fürs ganze Team die entscheidende Zäsur, welche diesen Aufschwung wieder bremste. Es fehlte in der Folge die spielintelligente und technisch starke Absicherung im Rücken von Chiumiento und Co. – die Balance im Zürcher Spiel ging verloren, des Gegners Bälle konnten nicht mehr so schnell zurückerobert werden. Dazu kam in der Rückrunde eine ganze Serie von unglücklichen Schiedsrichterentscheiden gegen den FCZ, zu welchen auch die zu harte Rote Karte (inkl. 2 Spielsperren) gegen Chiumiento (Tackling mit angewinkelten Beinen, viel Theatralik bei Delgado) in Basel gehörte.

???????????????????????????????

Interessant zu beobachten im Hinblick auf die kommende Saison war gestern zudem eines der ersten Freundschaftsspiele nach der Winterpause zwischen Basel und Biel (3:2) auf dem zum grössten Teil von FCB-Ehrenpräsidentin Gigi Oeri gesponserten Nachwuchs-Campus in Münchenstein, nahe des St.Jakob Parks. FCZ-Verpflichtung Antonio Marchesano spielte in der defensiven Phase als hängende Spitze hinter Gaëtan Karlen, wich bei Ballbesitz aber häufig auf die Seiten aus und fütterte seine Mitspieler mit vielen langen präzisen Bällen. Der Tessiner bringt in gewissen Bereichen ähnliche Qualitäten wie Buff oder Chiumiento mit. Ebenfalls gut sichtbar war allerdings, dass der Tessiner Offensivmann in Laufduellen mit den Basler Verteidigern keinen Stich hatte. Der aus der FCZ Academy nach Biel ausgeliehene Mirlind Kryeziu spielte nach der Rückkehr von Beg Ferati zum FC Sion ebenfalls von Beginn weg in der Innenverteidigung. Der 18-jährige hatte den einen oder anderen technischen Fehler und Stellungsfehler in seinem Spiel, und benötigt sicherlich noch viel Erfahrung auf Niveau Challenge League, bevor er einmal für die Super League zum Thema werden könnte. Mit höchster Wahrscheinlichkeit in Zukunft nicht mehr zum FCZ zurückkehren wird Maurice Brunner, der bei einer Topchance alleine vor dem Basler Tor den Ball wie so häufig (erfolglos) querlegte, anstatt den Abschluss selbst zu suchen.

???????????????????????????????

Der Abgang von Amine Chermiti zur Winterpause ist mehr als nur der Abschied von einem langjährigen Spieler – es ist das Ende der Tunesischen Ära im FC Zürich. Die wie das Präsidenten-Ehepaar in Kilchberg wohnenden Tunesier waren der rote Faden der bisherigen Präsidentschaft von Ancillo Canepa. Frisch im Amt reiste er zusammen mit dem damaligen Sportchef Fredy Bickel im Mai 2007 nach Tunesien und sicherte sich die Dienste des dort bereits zum Star erhobenen 20-jährigen Jungspundes Yassine Chikhaoui.

Auf guten Start folgt jeweils das Mittelmass

Chikhaoui kam nach Zürich und realisierte in den ersten zwei Monaten vom 26.Juli bis 29.September 2007 sagenhafte dreizehn Super League-Skorerpunkte (7 Tore und 6 Assists in 10 Partien). Die Krönung war sein Sololauf zur Eröffnung des neuen Letzigrundstadions – nach zwei weiteren Chikhaoui-Assists hatte der FCZ das Derby 4:0 gewonnen. Hätte der FCZ zu jenem Zeitpunkt einen guten Wahrsager in seinem Staff beschäftigt gehabt, hätte dieser empfohlen, den Tunesier nach diesem Startfurioso gleich wieder ziehen zu lassen. Denn in den folgenden acht langen Jahren kam nüchtern betrachtet vom Hoffnungsträger nichts wesentliches mehr. Für die nächsten 13 Skorerpunkte beispielsweise benötigte Chikhaoui volle fünfeinhalb Jahre! Die Mannschaft und der Klub verbrachte Jahr um Jahr entweder mit dem Warten auf die baldige Rückkehr des immer wieder verletzten „Fussball-Messias“ oder dann mit der Anpassung an seine gerade auch für die Mitspieler nicht immer einfach zu durchschauenden Spielweise, wenn er doch mal wieder auf dem Platz stand.

Auch Amine Chermiti war zu Beginn seiner FCZ-Zeit mit Abstand am wirkungsvollsten, und fiel danach für die folgenden fünf Jahre ins Mittelmass zurück. Der Stürmer konnte in der Folge nie zu einem echten Leistungsträger werden. In seiner ersten Saison 10/11 sah das noch anders aus: Chermiti war zwar häufig verletzt, aber wenn er spielte, agierte er schnell, spritzig und zielstrebig. Trotz nur 17 Einsätzen kam er auf 9 Tore und 6 Assists. In jener Saison war der FCZ nahe am Meistertitel dran, was unter anderem auch das Verdienst von Tunesier Nummer drei, Chaker Zouaghi, war. Der häufig verkannte Defensivmann war in seiner ersten von zwei FCZ-Saisons ein wichtiges Element des starken Jahrgangs rund um Djuric, Aegerter, Koch, Teixeira, Schönbächler, Mehmedi und Alphonse. Chikhaoui hingegen hatte in jener Saison durch seinen Schienbeinbruch und eine spätere Knieverletzung kaum einen Einsatz.

Generation mit viel Vorschusslorbeeren – und wenig Biss

Erfolgsgaranten waren die Tunesier in ihrer langen FCZ-Ära nie. In der Meistersaison 08/09 hatte Chikhaoui ganze 6 Einsätze vorzuweisen gehabt, und zum Cuptitel 13/14 trugen Chikhaoui und Chermiti kein einziges Tor bei. Die Schlüsselspieler beim Meistertitel waren Tihinen, Abdi, Hassli, Alphonse, Aegerter und Leoni – und beim Cupsieg Da Costa, Gavranovic, Etoundi, Chiumiento, Buff und Schönbächler – aber nicht die beiden Tunesier. Sie sind damit sinnbildlich für eine ganze Generation von im Heimatland mit viel Vorschusslorbeeren bedachten jungen Spielern, von denen sich aber kaum einer in Europa richtig hat durchsetzen können. Wer kann sich noch an weitere Tunesische Nationalspieler in der Super League wie Oussama Darragi, Saïf Ghezal oder Ammar Jemal erinnern? Kleine Ausnahmen bilden einzig die beiden Innenverteidiger Aymen Abdennour (Valencia) und Karim Haggui (heute Düsseldorf). Es ist eine Generation von Spielern, die zuhause von Fans und Medien allzuschnell in den Himmel gehoben wurde, im Ausland dann aber zu wenig Biss zeigte. Das höchste der Gefühle für die meisten Tunesischen Nationalspieler war in den letzten Jahren schlussendlich ein lukrativer Vertrag auf der Arabischen Halbinsel.

2004 gewann Tunesien zum ersten und bisher einzigen Mal den Afrika Cup und nahm 2006 letztmals an einer WM teil. Seither haben die „Adler von Karthago“ an der alle zwei Jahre stattfindenden Kontinentalmeisterschaft nie mehr den Viertelfinal überstanden. Der einzige Sieg an einem WM-Turnier ereignete sich vor grauer Urzeit am 2.Juni 1978 im argentinischen Rosario bei einem 3:1 gegen Mexiko. Teil des 2004 Afrika Cup-Siegerteams war der eingebürgerte Brasilianer Francileudo Santos gewesen. Dieser stand vor genau 9 Jahren am Anfang der Tunesischen Ära im FCZ. Für gerade mal ein paar Monate von Toulouse zum FCZ ausgeliehen, zeichnete sich Santos im Gegensatz zu den auf ihn folgenden gebürtigen Tunesiern durch eine ausgeprägte Winnermentalität aus.  In den letzten drei Partien der Saison 06/07  trug er mit je einem Tor bei jedem seiner Teileinsätze viel zur Sicherung des zweiten Zürcher Meistertitels der Neuzeit bei. Seit Juli 2015 ist der heute 36-jährige übrigens wieder auf Schweizer Fussballplätzen unterwegs. Für den jurassischen FC Porrentruy hat er im Oktober in der 2.Liga Interregional gegen Allschwil und Muttenz je ein Tor erzielen können. Seine Mannschaft liegt aber trotzdem mit nur 6 Punkten zur Winterpause auf dem letzten Platz.

chikhaoui family 1

Mit Kind, Kegel und Plastiksack: als am 29.Mai nach dem 4:3 im Derby zum versöhnlichen Abschluss der Saison alle schon weg waren, genoss Yassine Chikhaoui mit seiner Familie die Ruhe und Musse, um sich vor einer damals noch ungewissen Zukunft schon mal vom Letzigrund zu verabschieden. Der Ort, wo acht Jahre zuvor alles so kometenhaft begonnen hatte, war zu einer Arena der Hoffnung und des Leidens – und gerade deshalb zu einem Stück Heimat geworden.    

Au revoir, nos aigles de Carthage! Et merci pour vos émotions et pour vivre avec nous le FC Zurich! Une fois Zurichois, toujours Zurichois… 

Schauspieler Leonardo Nigro („Schellen Ursli“, „Die Schwarzen Brüder“, „Der Match“) bringt dem FCZ als Co-Kommentator gegen Lugano den ersten Heimsieg der Saison. Im Gespräch mit Züri Live schwelgt der FCZ-Anhänger („Als Stadtchind git’s nume de FCZ. Punkt.“) in seinen ersten Fussballerinnerungen an der Langstrasse und im Letzigrund, und erzählt, wo und wann er auch als Schauspieler dem Traum Fussball-Profi nahe kommen konnte.

Nigro empfiehlt zur Lektüre den Klassiker „Fever Pitch“ von Nick Hornby und teilt seine Lebensabschnitte auf der Basis von WM- und EM-Turnieren ein. Der Familienvater berichtet ausserdem von Treffen mit Lugano-Trainer Zdenek Zeman und Michael Schumacher, und verrät, wie er auf Tore für und Schiedsrichterentscheide gegen die Azzurri reagiert. Damit der Bildungsauftrag von Züri Live nicht zu kurz kommt, hat sich Nigro ausserdem dazu bereit erklärt, den Unterschied zwischen einem Simulant und einem Schauspieler zu erklären.

 

Glarner haben Tradition beim FCZ – mit Fritz Künzli und René Botteron stammen zwei der grössten Letzigrund-Idole aller Zeiten aus dem „Zigerschlitz“. In Zeiten einer nun stündlichen direkten S-Bahnverbindung ist der von seinen langwierigen Verletzungen wiedergenesene Armin Alesevic der Glarner Vertreter im aktuellen Fanionteam. Kein Glarner war hingegen trotz seines Namens Stefan Glarner, welcher bis vorletzten Sommer zweieinhalb Jahre lang die Zürcher Farben trug. Dafür aber André Gonçalves: er ist zwar in Meiringen – der Heimat von Stefan Glarner – geboren, ist aber im Kanton Glarus aufgewachsen.

Ausgerechnet als Einwechselspieler für ebendiesen (Stefan) Glarner kam Gonçalves zu seinem bis anhin einzigen Super League-Einsatz: am 2.März 2013 kam er in einem Heimspiel gegen Sion eine Viertelstunde vor Schluss beim Stand von 3:1 in die Partie. Es sind bis dato die einzigen 16 Super League-Minuten für den vielseitigen Gonçalves geblieben. Denn sein Vertrag wurde zwei Monate später nicht verlängert, und Gonçalves wechselte zum FC Schaffhausen, wo der Glarner seither engagiert ist. Gonçalves ist in Schaffhausen in gesundem Zustand Stammspieler, kann allerdings eher selten Akzente setzen und gehört nicht zum Kern der Leistungsträger.

Der Aussenverteidiger wurde 2009 mit der Schweizer U17 Weltmeister. Gonçalves wurde damals von Trainer Dani Ryser in allen sieben Partien  (auf unterschiedlichen Positionen) eingesetzt und erzielte im Achtelfinal gegen Deutschland (mit Mario Götze und Marc-André Ter Stegen) in der Verlängerung das entscheidende 4:3. Auf seiner Stammposition rechts hinten war sein Hauptkonkurrent der heutige Aarauer Bruno Martignoni. Zum FC Aarau in die Challenge League ausgeliehen war Gonçalves dann von 2010 bis 2012 zwei Jahre lang.

In der Mitte dieser Zeit wollte der FCZ sein Eigengewächs in der Sommervorbereitung in Celerina mit dabei haben. Bei Aarau rückte daher der eigentlich vor dem Absprung zu Baden stehende Silvan Widmer als Lückenbüsser nach. Nach dem Trainingslager schickte der FCZ Gonçalves wieder zu Aarau zurück, aber in der Zwischenzeit hatte ihm Widmer den Platz hinten rechts weggeschnappt. Der Aargauer spielt heute in der Serie A. In der darauffolgenden Saison bekam Gonçalves dann die Chance, sich ein Jahr lang in der 1.Mannschaft des FCZ im Training aufzudrängen, was ihm aber nicht gelang.

Im einem längeren Gespräch mit Züri Live äussert sich André Gonçalves über seinen bisherigen Karriereweg, die U17-WM in Nigeria, seine „schwerste Zeit des Lebens“ mit der Thrombose und Lungenembolie vor einem Jahr – und verrät, dass er im Sommer gerne den nächsten Schritt machen will, und den Abschied von Schaffhausen in Betracht zieht – ob Richtung In- oder Ausland lässt der sympathische Verteidiger noch offen.