8 Vorwürfe an Ancillo (und Heliane) Canepa und was von ihnen zu halten ist

Vorwurf 1: «Ancillo Canepa hinterlässt verbrannte Erde.»

JA. Der FCZ hätte theoretisch ein enormes Netzwerk an Topspielern aus der eigenen Jugendabteilung, an Experten und Sympathisanten, die einmal für den Klub gearbeitet haben oder sich anderweitig mit ihm verbunden fühlen. Ein viel zu grosser Anteil davon hat zur Zeit ein eher gespaltenes Verhältnis zum Klub wegen der Person Ancillo Canepa und der Art und Weise wie man sich irgendwann einmal getrennt hat. Es ist wohl der grösste echte Kritikpunkt an Canepas Führung und diesbezüglich MUSS er sich verbessern.

Vorwurf 2: «Ancillo Canepa hat zu viel Macht»

NEIN. Die gleichen Leute, die Canepa zu viel Macht attestieren, schnöden gleichzeitig über die «Unübersichtlichkeit» der Machtverhältnisse bei GC mit seinen Owners, und dass bei so einer Struktur «alle dreinreden» würden. Jede Struktur hat ihre Vor- und Nachteile. Den Fünfer und das Weggli gibt es nicht. Soll jemand im siebenstelligen Bereich einen Verein mit dem persönlichen Vermögen absichern, dann will diese Person auch das Sagen im Verein haben. Kann ein potentieller Gönner die Entscheidungen nicht wesentlich beeinflussen, sinkt der Wille zum finanziellen Engagement tief runter in den fünfstelligen Bereich. Darum läuft es bei Fussballklubs, die auf Mäzenatengelder angewiesen sind, um ihrem eigenen Anspruch gerecht zu werden, praktisch immer auf eine «Alleinherrschaft» eines einzelnen Eigentümers hinaus. Einzige Alternative wäre, die sportlichen Ansprüche und Träume auf ein natürliches und nachhaltiges Niveau zu senken. Dann kann man ohne Mäzen an der Spitze auskommen.

Vorwurf 3: «Ancillo Canepa hat in der Trainerwahl einen schlechten Job gemacht»

JEIN. Es war Ancillo Canepa, welcher an Urs Fischer als Trainer geglaubt und ihm die Chance in der Super League gegeben hat. Die Zürcher Medien waren bezüglich dieser Wahl damals skeptisch – nur geben sie dies heute natürlich nicht mehr gerne zu. Auch Bernard Challandes und Urs Meier haben Titel geholt, gute internationale Auftritte gehabt, und einen erfolgreichen Fussball spielen lassen. Vertan hat sich Canepa bei Fringer und Hyypiä – nicht nur bezüglich der Wahl, sondern vor allem auch in Bezug auf das Timing. Es gibt eine gewisse Parallele zwischen den wild im eigenen Strafraum grätschenden Brecher oder Sanchez, und dem übermotivierten Trainerwechsel nach drei guten und einem schlechten Spiel zu Beginn der Saison. Aber: auch andere Vereine liegen in der Trainerwahl immer wieder mal falsch. Deshalb: über die ganze Amtszeit hinweg gibt es eine Durchschnittsnote.

Vorwurf 4: «Ancillo Canepa hat eine Kompetenzausblutung in der sportlichen Führung zu verantworten.»

JA. Auch wenn die Situation nicht so dramatisch ist, wie manchmal dargestellt, aber ein gewisses Korrektiv und eine klare Linie fehlt im sportlichen Bereich. Einer, der an den richtigen Orten Geld sparen kann, und die Mittel effizienter einsetzt – mit einem noch grösseren Fokus auf der Nachwuchsförderung und mehr Qualität statt Quantität bei der Verpflichtung von auswärtigen Spielern. So jemanden zu finden, ist aber nicht einfach – es muss ein guter Mann sein, der neben seiner Fachkompetenz und konsequenten Arbeitsweise auch in der Lage ist, eine gute Balance im Dreieck mit Präsident und Trainer herzustellen. Einfach einen Sportchef verpflichten, nur damit man einen Sportchef hat, würden hingegen eher kontraproduktiv sein. Man muss übrigens nicht immer zum Branchenprimus nach Basel schielen. Auch ein Dölf Früh in St.Gallen könnte in gewissen Bereichen ein gutes Vorbild für die Führung eines Schweizer Profiklubs abgeben.

Vorwurf 5: «Der Name «Canepa» taucht im Organigramm 13 Mal auf – das ist unprofessionell»

NEIN. Dieser Vorwurf stammt von Leuten, die kein Organigramm lesen können. Auch in einem klassischen Organigramm mit einer Geschäftsleitung bestehend aus CEO und Funktions-/Spartenleitern entscheidet der CEO in allen Bereichen mit. Der Unterschied zum im Tages-Anzeiger wie das Amen in der Kirche allwöchentlich zitierten Organigramm vom Juli 2014 mit den verschiedenen Kommissionen besteht in der Praxis alleine darin, dass dort die Spezialisten für den Finanz-, den Marketing- oder den Sportbereich nur in ihrem eigenen Bereich mitentscheiden, und nicht auch noch in die jeweils anderen Bereiche reinreden. Das kann man auch durchaus als sinnvoll betrachten. Wie häufig der Name des Full-time Präsidenten im Organigramm auftaucht, ist eine Frage des Detaillierungsgrades und Transparenz der Graphik. Offenbar war diejenige vom Juli 2014 für den einen oder anderen Journalisten zu kompliziert. Daher hat der FCZ mittlerweile wieder eine simplere und dementsprechend weniger aussagekräftige publiziert.

Vorwurf 6: «Die Kaderzusammenstellung unter Ancillo Canepa ist ungenügend»

JEIN. Zuerst mal muss festgehalten werden, dass diese Ancillo Canepa nicht allein zu verantworten hat. Und es gab durchaus immer wieder gelungene Transfers in den letzten Jahren: Pedro Henrique, Kukeli, Etoundi oder Yapi. Auch Bua, Sangoné Sarr, Sanchez oder Kerzhakov wird man zu diesen zählen können. Gerade die von den Medien zu Beginn am meisten kritisierten Transfers stellten sich immer wieder als richtig heraus, währenddem die vom Blätterwald gelobten Transfers zu Enttäuschungen wurden. Die Kaderzusammenstellung auf die aktuelle Saison entsprach zudem mehr oder weniger dem Konzept und Spielsystem von Trainer Urs Meier. Für das Konzept des neuen Trainers Sami Hyypiä hingegen war der Kader dann im Nachhinein gesehen falsch zusammengestellt. Ein wichtiger zusätzlicher Punkt, welcher gegen einen Trainerwechsel nach Saisonbeginn sprach. Zudem schien es, als wusste Hyypiä zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung nicht, dass ihm im Winter aufgrund der fast vollen Kontingentsliste kaum Spielraum für Veränderungen zur Verfügung stehen würde. Zu allem Übel kam dann auch noch die Verletzungshexe auf der für Hyypiä zu dünn besetzten Aussenläuferposition hinzu.

Langfristig waren die Verpflichtung von Chiumiento und das lange Festhalten an Chikhaoui und Chermiti im Sinne der Mannschaftsentwicklung, einem effizienten Einsatz der Mittel und auch vor dem Hintergrund der Entwicklung des eigenen Toptalentes Oliver Buff überflüssig. Die Verpflichtung von Cabral, der schon immer ein fehlerhafter und launischer Mitläufer gewesen war, war zudem komplett unverständlich. Weil einem zu grossen Teil der Mannschaft gewisse taktische, technische oder läuferische Qualitäten fehlten, konnte der FCZ in Sachen mannschaftlicher Geschlossenheit mit Teams wie Thun oder Luzern in den letzten Jahren nie mithalten, und dem jeweiligen Trainer waren taktisch die Hände gebunden. Auch das Timing und die Auswahl in Bezug auf die Aufnahme von Nachwuchsspielern in die 1.Mannschaft stimmte nicht immer. So war das offensichtliche Toptalent Djibril Sow für die Saison 15/16 erstaunlicherweise nicht für die 1.Mannschaft vorgesehen. Andere Nachwuchsspieler kamen zu früh in die 1.Mannschaft. Am unglücklichsten lief die Entwicklung bei den Torhütern ab. Der mit sehr guten Anlagen ausgestattete Andres Malloth wurde aufs Abstellgleis gestellt, wohingegen der in vielerlei Hinsicht in seinem Potential beschränkte Yanick Brecher gepusht wurde.

Vorwurf 7: «Ancillo Canepa ist für die Aufgabe als Sportverantwortlicher nicht qualifiziert»

NEIN. Es gibt keine Ausbildung, die nachgewiesenermassen die besten Sportchefs produziert. Fredy Bickel oder Georg Heitz waren Journalisten, und brachten dadurch einen gewissen Background in Bezug auf Öffentlichkeitskommunikation mit. Canepa hatte dafür als ehemaliger CEO von Ernst&Young Schweiz deutlich mehr Erfahrung in der Führung einer Organisation, dem Vertragswesen, Analyse, Verhandlungserfahrung, Finanzen, Compliance und vielen anderen Gebieten. Von seinem Werdegang her weniger qualifiziert für die Aufgabe als Heitz oder Bickel war Canepa zu Beginn seiner Tätigkeit auf keinen Fall. Und heute umso mehr nicht, wo er 10 Jahre Erfahrung in der sportlichen Führung eines Super League-Klubs mitbringt.

Vorwurf 8: Die Pfeife, die Körpergrösse, die Haare, der Hund….

NEIN. Die Schweizer Sportmedien haben eine Tendenz entwickelt, die Besitzer und die Klubführung von Fussballklubs in boshafter und teilweise ehrverletzender Weise persönlich anzugreifen. Dies gilt speziell auch für die Berichterstattung über Ancillo und Heliane Canepa auf dem Platz Zürich. Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass langjährige für Stabilität garantierende Vereinsoberen zermürbt werden, und von den guten Leuten niemand, der einigermassen vernünftig urteilen kann, Lust hat, bei einem Fussballklub einzusteigen.

Man kann in dieser Rolle nur verlieren – neben dem enormen zeitlichen und finanziellen Aufwand wird man persönlich verunglimpft, die Familie und die eigene Firma leiden ebenfalls darunter, und im schlimmsten Fall erwarten einen gar rechtliche Konsequenzen, weil Fehler im Lichte der Öffentlichkeit viel häufiger aufgedeckt und stärker skandalisiert werden. Der Besitz eines Fussballklubs wird so unattraktiv gemacht, dass am Ende häufig nur noch irrationale Hasardeure wie Häfeli oder Chagaev echtes Interesse an einer Übernahme zeigen.

Selbst Bernhard Heusler und früher Gigi Oeri vom FC Basel werden ständig in der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit ihrem Engagement beim FCB persönlich attackiert. Vor diesem Hintergrund muss man «positiv Verrückte» wie Christian Constantin oder Ancillo Canepa mit ihrer dicken Haut und viel persönlicher und wirtschaftlicher Unabhängigkeit im Rücken als Glücksfälle für ihre jeweiligen Vereine bezeichnen.

3 Kommentare

  • Vorwürfe 1 – 8 ein klares JA!!

  • Cillo's Liebling

    im Solde von Cillo dem Allergrössten? Entschuldige, grundsätzlich schätze ich diese Seite, aber dieser Beitrag ist einfach nur gequirlte Sch*****. Alle Vorwürfe sind mit jaaaaaaaaaaaaaaa zu beantworten. Mit Canepa als Alleinherrscher rutschen wir nur noch tiefer in die Scheisse. Er hat Fehler an Fehler gereiht und nachhaltig bewiesen, dass er absolut unfähig ist. Dazu kommen m.E. schwerwiegende charakterliche Mängel. Übertriebener Geltungsdrang………ein Kleiner mit hohen Absätzen halt.

  • Bickel ging doch nach seiner Zeit beim Radio noch ein paar Jahre bei E. Vogel in die Lehre und begann dann seine Tätigkeit als Sportchef bei YB in der Nati B.

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