Am Ende rettete den FC Wil wie auch schon einige Male in der vergangenen Saison die Stärke bei Standardsituationen. Gjelbrim Taipi konnte zwei Eckbälle von rechts in den Zürcher Strafraum schlagen, die Zürcher waren nach den Wiler Einwechslungen in der Zuteilungen zu wenig schnell organisiert, so dass der eingewechselte Jocelyn Roux zu frei zum 1:1 einköpfen konnte. In der Ersten Halbzeit hatte sich der FCZ in einem verhaltenen Durchgang mit zwei kleinen Wiler Chancen zuerst mal an den speziellen Kunstrasen im Bergholz gewöhnen müssen.

Alain Nef wurde bei einem Zürcher Standard im Strafraum zurückgerissen – der Penaltypfiff von Schiedsrichter Urs Schnyder blieb aus. Zuvor hatte sich bereits Egemen Korkmaz eine üble Tätlichkeit an Oliver Buff geleistet gehabt, welche ebenfalls ungestraft blieb, weil Schnyder damit beschäftigt war, Paul Papp zu verwarnen und sein Assistent nicht aufgepasst hatte. Ebenfalls von letzter Saison bekannt ist das häufige „sterbender Schwan“ spielen von Wiler Akteuren wie Erhan Yilmaz, Korkmaz und jetzt neu auch Nduka Ozokwo – manchmal fiel Schnyder drauf herein, manchmal nicht.

Ein Foul direkt an (oder auf?) der Strafraumgrenze gegen Roberto Rodriguez führte zu einem weiteren Freistoss für den FCZ, den Buff von links an der Strafraumkante herrlich in die nahe obere Ecke verwandelte. Bereits letzte Saison war der Offensivspieler mit 10 Toren (alle Wettbewerbe) bester Zürcher Torschütze gewesen. Nach der Pause musste Wil mehr öffnen, was dem FCZ endlich mehr Räume für Konter bescherte. Adrian Winter konnte drei Topchancen zur Vorentscheidung vor dem gegnerischen Tor nicht nutzen – zwei Mal rettete der Zürcher Oberländer Steven Deana, einmal ging der Drehschuss Zentimeter vorbei.

Die Partie wurde hektischer – mehrmalige Schläge und Griffe ins Gesicht des Gegenspielers durch Korkmaz Johan Vonlanthen und Murat Akin wurden nicht mit Karten geahndet, genauso wenig wie der Schlag von Armando Sadiku gegen Basil Stillhart – dieser musste danach mit drei Stichen genäht werden. Ausserdem sprang Nef der Ball im eigenen Strafraum aus kurzer Distanz an den Arm. Der ehemalige FCZ-Goalgetter und heutige Wil-Assistenztrainer Ercüment Sahin war nach dem Match deswegen enerviert wegen einer angeblichen Benachteiligung, „vergass“ dabei aber all die Szenen, bei welchen sein Team bei Schiedsrichterentscheiden Glück gehabt hatte.

Neben den verpassten Konterchancen verursachte der FCZ in der Endphase zu viele Freistösse und Eckbälle, auch in Situationen, die anders hätten gelöst werden können. Der zweite Eckball von Taipi war dann einer zu viel. Mit Burim Kukeli und Sangoné Sarr mussten zwei Spieler angeschlagen ausgewechselt werden, bei letzterem war es allerdings „nur“ ein Krampf. Positiv hervorzuheben gilt es neben den 4’440 mindestens zur Hälfte Zürcher Fans (Stadionrekord) die kämpferische Leistung von Rodriguez und die aufmerksame Unnachgiebigkeit Ivan Kecojevics.

1607 fcz aufstellung in wil

1607 wil aufstellung vs fcz

FC Wil – FC Zürich 1:1 (0:1)

IGP Arena – 4’440 Zuschauer – SR Schnyder

Tore: 41. Buff 1:0, 87. Roux (Taipi) 1:1

Wil: Deana; Nganga, Papp, Korkmaz, Bühler; Akin, Stillhart (66.Taipi); Ozokwo, Yilmaz (77.Spielmann), Vonlanthen; Fazli (67.Roux).

FCZ: Vanins; Brunner, Nef, Kecojevic, Voser; Winter, Sarr (84.Cavusevic), Kukeli (54.Yapi), Rodriguez; Buff (71. Marchesano), Sadiku.

 

 

 

Der ehemalige Red Star-Offensivspieler Adrian Winter gibt bei seinem Pflichtspieldébut für den FCZ wie bereits in den Vorbereitungspartien Vollgas, und hat grossen Anteil am deutlichen Chancenplus gegen Winterthur im Letzigrund. Weitere Pflichtspieldébuts in der 1.Mannschaft des Stadtclubs feiern Vasilije Janjicic, Roberto Rodriguez, Dzengis Cavusevic, Antonio Marchesano, Andris Vanins und Kay Voser.

1607 fcz - winterthur match stats

1607 fcz - winterthur match performance

Vor der Challenge League 10-er Liga Rekordkulisse von 13’700 Fans zeigt der FCZ von Beginn weg, dass er die Liga, den Kampf und die Platzverhältnisse annimmt. Das Schussverhältnis war am Ende mit 21:4 deutlich auf Seiten des Stadtclubs. Trotzdem war Winterthur nicht chancenlos. Die Mannen von Uli Forte sprachen denn auch nach der Partie in der Mixed Zone von verschiedenen Dingen, die noch verbessert werden müssen. Sinnbild für die erfreuliche Leistung zum Start war Adrian Winter. Der zweifache Torschütze aus den Vorbereitungspartien war an vielen Offensivaktionen beteiligt, lenkte nach 12 Minuten eher unfreiwillig, aber entscheidend, einen Abschluss von Rodriguez nach Schuler-Fehler ins Winterthurer Tor ab, und bereitete zudem in der 82.Minute das 2:0 von Sadiku mit einer Kurzflanke vor.

Erfreulich zudem der Besuch im Gästesektor bei diesem „kleinen Zürcher Derby“ – abgesehen von GC hat kaum ein Super League-Klub letzte Saison mehr Gästefans mobilisieren können. Mit insgesamt 4’830 Zuschauer im Schnitt an den fünf Spielorten wurde gleich am 1.Spieltag ein neuer Challenge League-Rekord aufgestellt. Aber nicht nur die Fanzahlen waren erfreulich – so zeigten Xamax und Servette zum Auftakt auf der Maladière ein flottes Spiel in relativ hohem Rhythmus, zudem zeigten Schaffhausen und Leader Wohlen, dass sie von Beginn weg voll parat für die neue Saison sind.

FC Zürich – FC Winterthur 2:0 (1:0)

Letzigrund – 13’704 Zuschauer – SR Sébastien Pache

Tore: 12. Winter (Rodriguez) 1:0, 82. Sadiku (Winter) 2:0

Zürich: Vanins; Brunner, Kecojevic, Nef, Voser; Winter, Sarr (87. Janjicic), Kukeli, Rodriguez; Buff (79. Marchesano), Sadiku (84. Cavusevic). 

Winterthur: Von Ballmoos; Di Gregorio, Russo, Katz, Schättin (58. Trachsel);  N. Sutter, Schuler (62. Sliskovic), Kamber; Dessarzin (86. Nsiala), Silvio, Radice.

 

Gleich acht Spieler wurden in der Vorbereitung vorwiegend in der Spitze eingesetzt. Trainer Uli Forte agierte normalerweise mit einem Zweimann-Sturm auf einer Linie, wobei einer der beiden Angreifer als primäre Anspielstation zu dienen hatte (Buff, Marchesano, Pagliuca, Dominguez) und der zweite dann in die Tiefe geschickt werden sollte (Koné, Turkes, Cavusevic, Sadiku). Nicht zum Einsatz kamen die angeschlagenen Etoundi und Chiumiento, welche nach einer gewissen Weile auch nicht mehr mit der Mannschaft auf der Allmend Brunau trainierten (Chiumiento auf dem Platz und Etoundi als Zaungast waren zu Beginn der Vorbereitung noch dabei gewesen).

Buffs Qualitäten sind bekannt und mit Marchesano gibt es als Alternative einen zweiten exzellenten Passgeber, der insgesamt eine gute Vorbereitung absolviert hat. Kilian Pagliuca zeigte in seinem Teileinsatz in Schaffhausen auf dem rechten Flügel und den 90 Minuten gegen Stuttgart II im Sturm jeweils gute Ansätze. Gleichzeitig gehörte Pagliuca zusammen mit Aldin Turkes (der wegen der Ähnlichkeit seines Vornamens mit demjenigen von Albin Sadrijaj als einziger im Team von Trainer Forte mit Nachnamen gerufen wird)  zu denjenigen Spielern, welche ihre taktische Rolle nicht gleich von Beginn weg begriffen, und laufend von aussen korrigiert werden mussten.

Auch Maxime Dominguez zeigte in seinem einzigen Teileinsatz Engagement, aber an Buff und Marchesano kam der Genfer auch in dieser Vorbereitung nicht vorbei, nicht zuletzt auch weil er nicht den Eindruck machte, in der Lage zu sein, in schwierigen Situationen den Karren aus dem Dreck ziehen zu können. In der Pole-Position steht neben Buff wohl der später dazugestossene Dzengis Cavusevic. Der Slowene zeigte vorne viel Initiative und Kampfgeist, und ist vom Spielertyp her grundsätzlich mit Franck Etoundi vergleichbar, auch wenn der Slowene in der Luft deutlich schwächer ist. Cavusevic kann eigentlich nur in eine Richtung köpfen – seitliche präzise Kopfballablagen à la Etoundi sind nicht sein Ding, und darum kommt er auch weniger als Anspielstation im Mittelfeld für hohe Bälle aus der Abwehr in Frage. Moussa Koné war der Matchwinner gegen Stuttgart II, und holte auch gegen Borussia Mönchengladbach den Penalty zum 2:1-Siegtreffer heraus. Diese Erfolgserlebnisse haben dem schnellen Senegalesen gut getan. Da Koné und Cavusevic völlig verschiedenartige Stürmertypen sind, muss die Mannschaft in ihrer Spielweise jeweils flexibel auf die Stärken der beiden eingehen.

Bei Armando Sadiku stellt sich die Frage nach seinem Nutzen für die Mannschaft nach dem Abstieg in die Challenge League noch verstärkt. Einerseits hat er auf Challenge League-Niveau bewiesen, dass er unter Umständen 20 Tore erzielen kann (Torschützenkönig mit Locarno und Lugano). Allerdings wird der FCZ noch viel stärker als die damaligen Equipen Sadikus das Spiel machen müssen – und Sadikus Stärke ist eindeutig als Finisher im Konterfussball zu suchen. Da auf engem Raum nur wenige seiner Zuspiele auch beim Mitspieler ankommen, wird er gegen tief stehende Gegner viele Ballverluste verursachen, die zu gefährlichen Kontern führen können.

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1607 marchesano in Schaffhausen

1607 cavusevic vs gladbach

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1607 marchesano vs jahn

1607 Kone vs Stuttgart

1607 Marchesano vs austria lustenau

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In der 54.Minute ist es so weit: Alexandre Alphonse ist wieder zurück in der Fussballschweiz. Der Franzose mit Wurzeln in Guadeloupe kommt auf der Neuenburger Maladière für Mirsad Hasanovic ins Spiel, und soll helfen, den bislang wirkungslosen Benjamin Besnard im Sturm zu unterstützen und einen 0:2-Rückstand aufzuholen. Die Klasse und der fussballerische Instinkt von Alphonse ist sofort wieder sichtbar, nicht zuletzt in der 84.Minute, als er einen Eckball per Kopf in die Füsse von Liassine Cadamuro ablenkt, welcher zum Anschlusstreffer einschiesst. Genauso sichtbar ist aber auch die noch fehlende Fitness nach nur zwei  Wochen Training. Nach der Partie gräbt Alphonse in einem Pulk von Welschen  Journalisten in der Mixed Zone sein über Jahre nicht mehr genutztes Hochdeutsch aus, und bezieht gegenüber Züri Live klar Position: „Der FCZ ist mein Herzensklub“ und „Ich bin für immer ein Zürcher“. Es wirkt ehrlich und direkt. Er erinnere sich noch an alle seine Tore mit dem FCZ, unter anderem natürlich auch den Siegestreffer kurz vor Schluss in La Chaux-de-Fonds gegen Xamax gegen Ende der ersten seiner drei Meistersaisons mit dem FCZ. Natürlich fokussiert sich Alphonse als Profi auf seine Leistung bei Servette, aber er freut sich sehr auf die Rückkehr in den Letzigrund: „Das wird ein ganz besonderes Spiel für mich“.

Trainer Uli Forte verlangt über weite Strecken des Spieles ein intensives Pressing. Aus dieser Perspektive ist der Abgang von Kevin Bua passend. Denn das Spiel ohne Ball war jeweils nicht eine Stärke des Genfers. In Bezug auf offensive Überraschungsmomente ist er aber ein Verlust. Neuverpflichtung Roberto Rodriguez hingegen, welcher in der Vorbereitung auf der vorderen Aussenposition am meisten eingesetzt worden ist, zeigte sich sichtlich bemüht, und konnte zudem immer wieder gute Eckbälle beisteuern.

Bei Marco Schönbächler gingen die Positivmeldungen gar noch darüber hinaus. Der von einer langwierigen Verletzung Genesene knüpfte in einzelnen Aktionen genau dort an, wo er vor anderthalb Jahren aufgehört hatte – als wäre er nie weggewesen. Diese Klasse ist selbst für Super League-Verhältnisse aussergewöhnlich. Allerdings wollte ihm das ersehnte Erfolgserlebnis in Form eines Tores nicht gelingen, was den ambitionierten Schönbi jeweils nicht kalt liess. Trainer Forte will ihn langsam wieder an sein altes Niveau heranführen, und wird den Flügelflitzer zu Beginn kaum 90 Minuten spielen lassen, und vielleicht auch die eine oder andere Pause gönnen.

Adrian Winter stiess später zur Mannschaft und musste zu Beginn konditionell und bezüglich Spritzigkeit sichtlich noch aufholen. Trotzdem erzielte er bei seinem ersten Einsatz gegen Jahn Regensburg ein Tor – und beim zweiten Spiel gegen Gladbach gleich noch ein zweites. Winter ist somit der einzige im Kader mit zwei Toren in der Vorbereitung. Der Vierte im Bunde ist der in der Offensive vielseitig einsetzbare Artjom Simonyan. Nach dem Abgang seiner Bezugspersonen Kerzhakov und Grgic tummelt er sich nun meist mit dem Letten Andris Vanins. Der spielerisch und im Abschluss starke Armenische Nationalspieler muss noch handlungsschneller werden und sich im Spiel ohne Ball verbessern.

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1607 Simonyan vs Austria Lustenau 1

1607 Simonyan in Schaffhausen 1

1607 Schoenbi in Schaffhausen 1

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Captain Gilles Yapi und EM-Fahrer Burim Kukeli kamen in der Vorbereitung kaum zum Einsatz. Kukeli hatte wie alle Teilnehmer der Kontinentalmeisterschaft noch Ferien nachzuholen. Beide Spieler leiden aber vor allem weiterhin, und werden dies wohl bis ans Ende ihrer Karriere tun, an den Spätfolgen der brutalen Fouls von Simon Grether und Sandro Wieser. In der Vorbereitung auf die neue Saison kamen daher im zentralen Mittelfeld in erster Linie drei Spieler zum Einsatz: Vasilije Janjicic, Anto Grgic und Sangoné Sarr.

Der 17-jährige Janjicic gehört sicherlich zu den grössten Talenten aus dem FCZ-Nachwuchs und ist in Mittelfeld und Angriff flexibel einsetzbar. Gleich das erste Tor der Vorbereitung gegen Austria Lustenau leitete er mit einer Vorlage auf Simonyan ein.  Wenn man nur auf die fussballerischen Qualitäten abstellt, könnte man Janjicic sofort als Stammspieler bringen. Entscheidend wird aber wie bei allen jungen Spielern mit einem rasanten Aufstieg sein, wie gut es «Vasi», der als Praktikant auf der FCZ-Geschäftsstelle arbeitet, mittelfristig schafft, den Boden nicht unter den Füssen zu verlieren. Da ist von Seiten des Trainferstaff Fingerspitzengefühl gefragt.

Anto Grgic gehörte in seinem Premierenjahr als Stammspieler im Profibereich zu den besten Zürchern – und ist nun bereits schon wieder weg Richtung Stuttgart. In den Vorbereitungspartien hat er viel Spielzeit erhalten, den Kopf aber von Anfang an ganz offensichtlich nicht mehr richtig bei der Sache. Die Niederlage gegen Altach beispielsweise leitete der 19-jährige mit einem unkonzentrierten Fehlpass im Mittelfeld ein. Bis zu jener Szene war der FCZ in jenem Spiel die bessere Mannschaft gewesen. Sangoné Sarr hingegen kommt immer besser in der Mannschaft an, und mausert sich zum Balleroberer Nr.1 – beispielhaft war dies in der Partie gegen Gladbach zu sehen.

Sehr gute Leistungen haben der 16-jährige Izer Aliu und der 17-jährige Kevin Rüegg (ursprünglich Aussenverteidiger) gezeigt. Beide agierten aussergewöhnlich ruhig und zielstrebig – von Jugendlichkeit war abgesehen vom Engagement und Enthusiasmus überhaupt nichts zu spüren. Speziell Standardspezialist Aliu könnte tatsächlich zu jenen Spielern gehören, welche den von Thomas Bickel angesprochenen direkteren Weg in die 1.Mannschaft beschreiten könnten, auch wenn er wohl vorläufig noch vorwiegend in der U21 spielen wird. Auf jeden Fall ist im Mittelfeldzentrum guter Nachwuchs vorhanden, was bedeutet, dass sich auch ein Toptalent wie Janjicic jeden Monat weiterentwickeln muss, um nicht von einem noch Jüngeren überholt zu werden.

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1607 Kevin Ruegg vs Galatasaray

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1607 Janjicic vs Austria Lustenau 1

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