Gilles Yapi: «Uli Forte ist der beste Trainer, den ich je hatte»

Die Auswärtsspiele in Villarreal und Bukarest waren mit Züri Live-Durchschnittnoten von 7,3 und 7,4 die bisher besten Auftritte des FCZ in einer auch ansonsten guten Vorrunde.  Vor dem dritten Europa League-Auswärtsspiel in Ankara ist der FCZ in einer psychologisch vorteilhaften Lage. «Bis Ende Jahr kann nicht mehr wirklich etwas schiefgehen», meint Trainer Uli Forte an der Vorschau-Pressekonferenz auf der FCZ-Geschäftsstelle vor einer Saisonrekordkulisse an Journalisten. Egal, was in Ankara und Winterthur passiert – der Aufstiegskampf und der Kampf um die Titelverteidigung im Cup wird im Frühling entschieden.

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Das Motto der Mannschaft für den Türkei-Trip lautet «I want it all», «frei nach Freddy Mercury selig..», wie Forte ergänzt. Auch für ihn persönlich wäre der Vorstoss unter die besten 32 der Europa League ein grosser Erfolg, vergleichbar mit den bisher als Trainer gewonnenen Titeln.  Dies soll aber nicht mit Vollgas von der 1.Minute an realisiert werden, sondern aus einer kontrollierten Defensive heraus. Osmanlispor erwartet Forte aufgrund der bisherigen Heimspiele der Türken mit viel Power zu Beginn der Partie. Ob die Taktik des FCZ dann schlussendlich wirklich so aussehen wird, wie vom Coach vorher öffentlich verbreitet, bleibt offen. Es wäre nicht das erste Mal in dieser Saison, dass von Seiten des FCZ vor einem Spiel Nebelpetarden gestreut würden. Der Gegner liest mit.

Für das Kader hat Forte mittlerweile die Qual der Wahl, was für diesen Zeitpunkt am Ende der Vorrunde eher aussergewöhnlich ist. Antonio Marchesano ist wieder im Training, Cédric Brunner erholt, und auch Ivan Kecojevic geht es besser. Und Gilles Yapi ist wieder im Training dabei. Davide Chiumiento sei zudem von der Fitness her nach seiner Verletzung mittlerweile wieder auf dem Niveau der Mitspieler. 20 Spieler (17 Feldspieler, 3 Torhüter) werden im Flieger in die Türkei sitzen und die Auswahl des Matchkaders wird auch von taktischen Überlegungen abhängen.

Beim anschliessenden Fan-Talk im FCZ Museum spricht Captain Gilles Yapi Klartext, sowohl im positiven, wie auch im negativen. Letzte Saison habe die Einstellung nicht immer gestimmt. Die Mannschaft habe den Fans versprochen, den Abstieg zu verhindern, dies aber nicht halten können. In den höchsten Tönen schwärmt der Ivorer hingegen über Trainer Uli Forte, so klar und deutlich, wie es der Schreibende noch nie von einem Profi gehört hat, auch nicht, wie in diesem Fall, in Anwesenheit des Trainers: «Uli Forte ist der beste Trainer, den ich in meiner Karriere hatte». Die anderen Trainer seien nicht schlecht gewesen, aber keiner habe bisher so detailliert nützliche taktische Details erklären können, wie Forte.

Auch Ancillo Canepa ist («mit kleinen Ausnahmen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau») angetan von den Leistungen der Mannschaft und des Trainerstaffs. Vor allem freut den Präsidenten die Einstellung der Mannschaft: es sei «0,0% Arroganz» zu spüren, auch gegen sogenannt «kleine Gegner». Auf Fragen aus dem Publikum informiert Canepa zudem über das eine oder andere langfristige Projekt wie das geplante Stadion auf dem Hardturm-Areal «vergleichbar mit demjenigen von Sparta Prag», «wegen dem Zonenplan wird es wohl noch eine Volksabstimmung geben», und dem Traum der Zusammenführung des Nachwuchses mit der 1.Mannschaft in einem gemeinsamen Campus im Heerenschürli: «Im Optimalfall in zwei Jahren, ist aber auch eine finanzielle Frage».

 

Kempter und Winter machen Druck über die Flügel: FCZ – Wil Stats & Spielinfos

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Die Durchschnittsnote aller 14 eingesetzten Spieler war gegen Wil im Vergleich zum Chiasso-Spiel mit 5,5 um 0,1 tiefer, und damit ebenfalls eine der tiefsten Notenschnitte dieses Herbstes. Armando Sadiku brachte kaum einen Schuh vor den anderen und liess Handlungsschnelligkeit selbst auf elementarstem Niveau vermissen. Mit so einer Leistung würde er dem Team in der Türkei mehr schaden als nützen. Der Albaner benötigt eine gute Wintervorbereitung, um wieder in die Gänge zu kommen. Alain Nef lieferte nur wenige Tage nach seinem besten Spiel der Vorrunde in Chiasso sein bisher schlechtestes ab. Zwar war nicht alles an seiner Leistung negativ, aber es passierten ihm so viele Flüchtigkeitsfehler wie kaum jemals zuvor im FCZ-Dress. Die Bestnoten verdienten sich die beiden Aussenläufer Michael Kempter (MVP) und Adrian Winter.  

 

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Moussa Koné zeigte wie immer grosses Kämpferherz, aber es gelang ihm nicht alles. Adrian Winter schlug sieben der 11 Zürcher Flanken. Ganz allgemein scheinen beim FCZ von rechts deutlich mehr Flanken in den Strafraum zu fliegen. Über links wird eher die spielerische Lösung oder der dynamische Einzelvorstoss gesucht, wie gegen Wil exemplarisch immer wieder mit Michael Kempter. Roberto Rodriguez war fleissig wie immer und an der Mehrzahl (8 von 15) der FCZ-Chancen beteiligt, die nicht zu einem Tor führten.

 

Ronny Bien: „Für FCZ muss im neuen Stadion Gästesektor vergrössert werden“

Schaffhausen hat das letzte Wettbewerbsspiel der 1.Mannschaft auf der altehrwürdigen Breite mit 1:2 gegen Chiasso verloren und fällt damit just vor der Eröffnung des neuen LIPO Park im Herblingertal auf den letzten Tabellenplatz zurück. Auch als die Lichter bereits gelöscht waren, stand der harte Kern der Schaffhauser Fans immer noch in der Dunkelheit in der Kurve, schmetterte Trinklieder und besang das „Breitestadion“.  Auf der Breite werden die Nüsslitribünen zurückgebaut (nur die Haupttribüne bleibt stehen) und vorläufig weiterhin beispielsweise Juniorenspiele ausgetragen werden – ähnlich wie im Espenmoos. Am Tag davor war Schaffhausen-Experte Ronny Bien bei Züri Live zu Gast und sprach über den Klub seiner Heimatstadt, Axel Thoma und was die FCZ-Fans im neuen Stadion erwartet.

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Kempter Lichtblick bei glücklichem Sieg im Spitzenkampf: FCZ – Wil 2:0 Highlights

Der FCZ gewinnt das Spitzenspiel gegen Wil zu Hause mit etwas Glück und ohne zu überzeugen mit 2:0. Die Wiler Torflaute (nur zwei Treffer in fünf Partien) geht weiter. Die Fürstenländer agierten wie schon zu Beginn der Woche Chiasso in den Zweikämpfen hartnäckig und diszipliniert. Der FCZ beging aber auch zu viele Fehler und war weniger kompakt als normalerweise. Die Wiler Verteidiger und Mittelfeldspieler konnten zu häufig ungestört lange Bälle hinter die Zürcher Abwehr spielen. Armando Sadiku stand erstmals seit seiner Verletzungspause in der Startformation. Oliver Buff kam in der Schlussphase nach seiner in Genf erlittenen Verletzung zu seinem Comeback. Trainer Uli Forte setzte wie schon in Chiasso auf eine Dreierabwehr mit Alesevic an Stelle des angeschlagenen Kecojevic. Adrian Winter agierte wie schon in der Schlussphase im Comunale als rechter Aussenläufer in einer zurückgezogeneren Rolle als üblich. Nach der Einwechslung von Schönbächler für Winter übernahm Rodriguez diese Rolle. Ein Lichtblick auf Zürcher Seite war Michael Kempter auf der linken Seite, der inklusive Testspiele erstmals sein in der Promotion League vor allem in der letzten Saison angedeutetes Potential in der 1.Mannschaft umsetzen konnte.

FCZ – Wil 2:0 (0:0)

Tore: 60. Sadiku (Penalty, Winter) 1:0, 88. Cavusevic (Schönbächler) 2:0.

FCZ: Vanins; Nef, Bangura, Alesevic; Winter (79. Schönbächler), Kukeli, Sarr, Kempter; Koné (73. Cavusevic), Sadiku (84. Buff), Rodriguez.

Wil: Deana; Nganga, Papp, Adonis Ajeti, Schäppi (77. Roux); Stillhart (75. Spielmann), Mlinar, Akin; Ozokwo, Karasausks (90. Fazli), Bottani.

Trend beim FC Wil: wenig Tore, viel Ballbesitz

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Wenn der FC Wil heute in Zürich viel Ballbesitz haben sollte, muss dies aus Zürcher Sicht nicht zwingend ein schlechtes Zeichen sein. Bis zur 12.Runde und dem 5:1 zu Hause gegen den FC Winterthur hatten die St.Galler häufig wenig Ballbesitz gehabt, aber viele Punkte geholt. In den letzten vier Partien gegen Servette, Chiasso, Le Mont und Wohlen musste Wil hingegen das Spiel machen und erzielte insgesamt nur noch zwei Tore. Gegen tiefstehende Gegner wurde der Weg und die Zeit zum Tor länger, so dass von 76 Abschlüssen 57 nicht aufs Tor kamen. Der FCZ hatte in den letzten fünf Partien nur knapp über 50% Ballbesitz, brachte aber die Hälfte seiner Abschlüsse aufs Tor und erzielte vier Treffer pro Partie.

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Kay Voser kam zwar nach seiner Verletzung in Genf gegen Villarreal sofort wieder zurück auf den Platz, wirkte dabei aber nicht ganz auf der Höhe und fehlte nun in Chiasso ganz. Für das im Tessin eher mässig agierende Duo Stettler/Kempter könnten diesmal möglicherweise Brunner und Alesevic in der Startformation stehen. Buff ist fraglich – an seiner Stelle würde wohl wieder Marchesano spielen, da Uli Forte wohl eher wieder auf eine Viererabwehr umstellen wird. Roberto Rodriguez kehrt von seiner Sperre zurück, und auch wenn Adrian Winter bei Forte praktisch immer spielt, könnte diesmal der zur Zeit frischere Schönbächler den Vorzug erhalten. Armando Sadiku ist noch nicht wirklich ready für einen Startelfeinsatz. Turnusmässig könnte daher heute wieder Koné an Stelle von Cavusevic in der Startformation stehen.

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Wil muss auf die gesperrten Korkmaz und Bühler verzichten. Dies sieht Uli Forte als einen Vorteil für den FCZ. Rechtsverteidiger Nganga ist eine Option für eine Innenverteidigerposition neben dem Rumänischen Nationalverteidiger Papp. Die andere Variante ist, dass Adonis Ajeti (Zwillingsbruder von Albian Ajeti (St.Gallen) und jüngerer Bruder von Arlind Ajeti (Torino)) wieder einmal eine Chance von Beginn weg erhält. Eine Dreierabwehr wäre grundsätzlich auch eine Variante, wogegen aber die Personalie Martin Rueda spricht, der seit seinen Anfangszeiten in Aarau vor mehr als einem Jahrzehnt kaum noch mal in diesem System spielen liess. Akin und Bottani sind fraglich, Juniorennationalspieler Marvin Spielmann könnte den bisher wenig überzeugenden Johan Vonlanthen (siehe unten Interview mit Züri Live vor Jahresfrist) ersetzen. Der zur Zeit konstanteste Wiler Offensivmann ist der aus der Türkei gekommene Nigerianer Nduka Ozokwo. Samir Fazli ist für Challenge League-Verhältnisse ein Topstürmer, hat aber nach seinem langwierigen Kreuzbandriss von letzter Saison erst in Ansätzen wieder auf sein altes Niveau zurückgefunden.

Statistik der Woche: FCZ, Team der Standardspezialisten

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Letzte Woche schauten wir in der Rubrik „Statistik der Woche“ die Torbeteiligungen an. Dabei schwang Roberto Rodriguez mit seiner Beteiligung an 41% der Zürcher Tore obenaus – vor Adrian Winter und Oliver Buff. Allerdings ist es für Spieler, die häufig Standards treten, einfacher zu Torbeteiligungen zu kommen, als für andere, die dazu nur aus dem Spiel heraus die Chance haben. Deshalb ist als Ergänzung und Abrundung des Bildes die Statistik der Standards unabdingbar. Dabei ist beim FCZ eine klare Hierarchie erkennbar. Die Nummer 4 in der Standardhierarchie ist Marco Schönbächler, der am Montag in Chiasso in Abwesenheit von Buff, Rodriguez und Marchesano mal so richtig zum Zuge kam: 11 Eckbälle und 4 Freistösse in Strafraumnähe (wovon einer ohne die Parade von Guatelli im Lattenkreuz gelandet wäre) multiplizieren das Standardkonto in der Zone 3 („Angriffsdrittel“) des schnellen Flügels in obiger Statistik, die auf dem Stand von vor dem Chiasso-Spiel beruht, gleich um ein mehrfaches. Der Standardspezialist Nummer 5 wäre grundsätzlich Davide Chiumiento, welcher in dieser Saison bisher aber erst auf insgesamt 147 Wettbewerbsspielminuten gekommen ist.

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Oliver Buff, Roberto Rodriguez und Antonio Marchesano führen 92% aller Standards in der Zone 3 aus. Buff und Rodriguez liegen mit 39% und 38% dabei praktisch gleichauf, wobei Buff (57%) die Mehrzahl der Freistösse in Strafraumnähe ausführt, und dabei in dieser Saison in Wil auch schon direkt ins Netz getroffen hat. Roberto Rodriguez hingegen ist etwas mehr der Eckballspezialist (47%) und hat dabei die verschiedensten Varianten drauf. Auch Rodriguez hat nach Meinung von Züri Live in dieser Saison bereits einmal einen seiner Eckbälle direkt im Tor untergebracht. Die TV-Bilder weisen stark daraufhin, dass beim 1:0 in Wohlen der Ball beim Corner von Rodriguez bereits mit vollem Umfang hinter der Torlinie war, bevor Hajrovic vom eigenen Mitspieler angeschossen wurde.

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Die vier Penalties der bisherigen Saison hatten je einen unterschiedlichen Schützen, wobei die drei bezüglich (Schuss-)Technik starken üblichen Standardschützen Buff, Marchesano und Rodriguez alle trafen.

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Bei Freistössen in Strafraumnähe hat sich beim FCZ in den letzten Jahren Oliver Buff als bester Spezialist etabliert. Spätestens seit der Limmattaler im U17 WM-Final vor sieben Jahren einen Eckball zum entscheidenden 1:0 gegen Nigeria genau auf den Kopf von Haris Seferovic zirkelte, ist er als Standardspezialist bekannt. Mindestens ein Mal pro Saison verwandelt Buff einen Freistoss direkt, was sonst kaum jemandem im Schweizer Fussball gelingt. Die Freistösse in der Zone 3 werden aber grundsätzlich variabel getreten, auch Flanken oder kurz getretene Bälle sind dabei. Was genauso wie bei allen anderen Super League- und Challenge League-Teams fehlt, sind ausgeklügelte Täuschungsmanöver, um einen Spieler freistehend in beste Schussposition zu bringen. In diesem Bereich ist noch einiges an Potential vorhanden, und man könnte sich gewisse Junioren- oder auch Frauenteams zum Vorbild nehmen.

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Bei den Eckbällen variiert der FCZ seit Saisonbeginn im Turnus zwischen fünf bis sechs einstudierten Varianten, wobei jeder der Standardspezialisten wiederum seine Lieblingsvariante hat, die er besonders gut beherrscht.

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