Abgänge Buff, Chiumiento, Kecojevic – in den Cupfinals top

Wie der FCZ gestern mitteilte, verlassen Oliver Buff, Ivan Kecojevic und Davide Chiumiento auf Ende Saison den Stadtklub. Mit Buff und Chiumiento gehen zwei der besten Schweizer Techniker der Gegenwart neue Wege. Alle drei Spieler standen bei beiden Cuptiteln 2014 und 2016 im Final auf dem Platz. Buff und Chiumiento zeigten im Final 2014 gegen Basel eine ihrer besten Leistungen im FCZ-Dress. Kecojevic war im Final 2016 gegen Lugano einer der besten Zürcher (zusammen mit Philippe Koch der einzige mit Züri Live-Note „8“). Ein Zeichen dafür, dass alle drei in der Lage sind, bereit zu sein, wenn es drauf ankommt. Chiumiento hatte seine mit Abstand beste Zeit beim FCZ im Anschluss an den Cupfinal im Herbst 2014, als er ein wichtiger Teil der Mannschaft war, die noch im November vom Leaderthron grüsste, bis nach Sandro Wiesers Attacke im Brügglifeld Gilles Yapi verletzt ausfiel. Der Abgang Chiumientos hat sich nun zwei Jahre später schon seit einigen Monaten abgezeichnet, verbrachte der Appenzeller doch einen Grossteil der Saison unter der Obhut von medizinischem, und nicht fussballerischem Betreuungspersonal. Die Verletzungsprobleme hatten bereits in der Saisonvorbereitung letzten Sommer begonnen. Vor diesem Hintergrund kam der im Klub und bei vielen Mitspielern beliebte „Chiu“ nicht mehr richtig in die Gänge und konnte sich bei Testspielen auch gegen klar unterklassige Teams nicht durchsetzen.

https://www.youtube.com/watch?v=BQDHuQV-7hk

Die Abgänge von Buff und Kecojevic waren aus sportlicher Sicht weniger zwingend, und sicherlich auch stark mit deren auslaufenden Verträgen (beziehungsweise präziser: weiterlaufenden Verträgen anderer Spieler) in Zusammenhang stehend. Einen auch auf Europa League- oder Super League-Niveau so soliden und zudem mittlerweile mit dem Klub gut vertrauten Innenverteidiger wie Ivan Kecojevic adäquat zu ersetzen, wird für die sportliche Leitung nicht einfach werden. Und Oli Buff hat für Schweizer Verhältnisse sowieso eine aussergewöhnliche offensive Qualität, auch wenn physisch sicherlich noch Steigerungspotential vorhanden ist. Wie Ricardo Rodriguez war der Mittelfeldspieler Stammspieler des U17-Weltmeisterteams 2009 gewesen und hatte im Final die entscheidende Cornerflanke auf den Kopf von Haris Seferovic geschlagen.

Neben Zuckerpässen aus dem Fussgelenk und starken Flanken waren Standards immer eine der Spezialitäten Buffs. Gegen Wil, Basel, Thun und Villarreal traf er per Direktem Freistoss. In der Challenge League-Saison durfte Buff zudem verstärkt auf seiner Lieblingsposition als hängende Spitze/10-er auflaufen, was ihm nochmal einen Schub verlieh. Bis im Oktober war er der beste Spieler im FCZ-Dress und in sieben von 16 Wettbewerbsspielen der Züri Live-MVP. Der hervorragende FCZ-Saisonstart war auch stark mit Buffs guter Form verbunden. Am 20. November wurde dieser dann im Stade de Genève vom Servettien Jérémy Faug-Porret rustikal von den Beinen geholt.

https://www.youtube.com/watch?v=sfaMj75pAZo

Bereits angeschlagen verwandelte Buff ein paar Minuten später trotzdem noch einen Foulpenalty zur 1:0-Führung, musste sich aber anschliessend auswechseln lassen und fiel bis in den April hinein immer wieder verletzungsbedingt aus. Buff, der im Primarschulalter laut eigenen Angaben drei Mal Einladungen von GC ablehnte, weil er unbedingt zum FCZ wollte, ist ein FCZ-ler durch und durch mit einem klaren Bekenntnis zu seinem Herzensverein, wie es im heutigen Profigeschäft in dieser Deutlichkeit und Glaubwürdigkeit nur sehr selten noch vorkommt. Auch wenn dies nicht für alle Trainer im gleichen Masse galt, hat man im FCZ immer auf den eigenen Junior gesetzt, wovon beachtliche 215 Wettbewerbspiele im Dress der 1. Mannschaft für den 24-jährigen zeugen. Bei vielen Journalisten und Fans wurden seine Qualitäten hingegen lange Zeit tendenziell eher verkannt. Buff würde sehr gut in den Spanischen Fussball passen, Ligue 1-Klub Montpellier, das den Abgang ihres Offensiven Mittelfeldspielers Ryad Boudebouz zu Lyon oder Schalke befürchtet, scheint zur Zeit aber der heisseste Kandidat für Buffs erste Station ausserhalb des FCZ zu sein.

https://www.youtube.com/watch?v=nuoIIH9RfLE

Beim letzten Match am Samstag gegen Wohlen die Hosen nicht vergessen, Keco!

Europa League-Effekt grösser als Challenge League-Effekt / NZZ blamiert sich ein weiteres Mal

Es gab mal eine Zeit, da waren die Kirchen voll, die AHV sicher finanziert und die Polizeistunde heilig. Das muss auch die Zeit gewesen sein, als die NZZ noch als gründliche, seriöse und gegenüber kurzfristigen Modeströmungen unerschütterlich standhafte Zeitung galt, die sich zudem in Wirtschaftfragen gut auskennt. Mittlerweile findet man im ehemaligen Schweizer Leitblatt ebenso viel Boulevard, Polemik und Fake News wie in anderen regelmässig erscheinenden Massenpublikationen – optisch getarnt durch ein altertümliches Schriftbild. „Vier, fünf Millionen Privatgeld“ würden Ancillo und Heliane Canepa wegen dem Abstieg in den FCZ einschiessen müssen, behauptete NZZ-Journalist Flurin Clalüna in seinem Artikel „Ancillo Canepa und das Jahr der Versöhnung“ vor 10 Tagen – und „ohne die Einnahmen aus dem Europacup wären es noch drei Millionen mehr“.

Diese Zahlen wurden in der Zwischenzeit von mehreren anderen Medien zitiert. Sie sind aber falsch! In Tat und Wahrheit mussten die Aktionäre überhaupt nichts einschiessen. Dies zeigen die vom FCZ publizierten Zahlen der Jahresrechnung 2016. Besonders peinlich für die NZZ ist, dass zum Zeitpunkt der Publikation des Artikels die richtigen Zahlen schon seit mehr als einer Woche auf der Geschäftsstelle des FCZ zur Einsicht auflagen. Die Neue Zürcher Zeitung blamiert sich damit mit ihrer Berichterstattung über den FCZ ein weiteres Mal, nachdem sie zuletzt immer wieder einen wesentlichen Teil ihrer Artikel von anderen Publikationen oder von sich selbst (Prinzip: eine alte aufgewärmte Suppe ist auch eine Suppe) abgeschrieben hat, oder Reporter aus Stadien „berichten“ liess, obwohl sie gar nicht vor Ort waren.

Der Umsatz hat sich 2016 trotz eines halben Jahres Challenge League im Vergleich zum vollen Super League-Jahr 2015 um beinahe eine Million auf CHF 23,3 Mio erhöht. Es resultiert ein Gewinn vor Abschreibungen von CHF 0,7 Mio und der Verlust nach Abschreibungen hat sich im Vergleich mit 2015 um annähernd zwei Millionen auf CHF 1,6 Mio reduziert! Noch eindrücklicher ist, dass dieses Ergebnis zustandekam, obwohl die nicht direkt mit dem Spielbetrieb in Zusammenhang stehenden Transfereinnahmen im Vergleich zu 2015 um CHF 2,6 Mio auf CHF 5,2 Mio gesunken sind. Mit anderen Worten: wären die Transfereinnahmen stabil geblieben, hätte sogar ein Gewinn nach Abschreibungen von CHF 1 Mio resultiert! Den Unterschied machte Nico Elvedi aus. Nimmt man dessen Transfer zu Borussia Mönchengladbach aus der Gleichung raus, dann wären die Transfereinnahmen 2015 (Chikhaoui, Oberlin, Francisco Rodriguez, Rikan,…) tiefer als 2016 (Grgic, Janjicic, Bua, Gavranovic, Christian Schneuwly, Dominguez,…) gewesen.

Für das Jahr 2016 gilt, dass finanziell der positive Europa League-Effekt grösser war als der negative Challenge League-Effekt. Trotz substantiellen Preissenkungen stiegen die Matcheinnahmen um eine halbe Million auf CHF 5,9 Mio. Dazu kamen EUR 3,3 Mio Teilnahme- und Punkteprämien der UEFA. Der FCZ konnte es sich sogar leisten, die Personalkosten für die rund 130 Mitarbeiter um eine Million auf CHF 15,2 Mio zu steigern. Eine Kapitalerhöhung war wie erwähnt nicht notwendig, da die Eigenkapitalquote immer noch rund 50% beträgt. Vor Jahresfrist war das Eigenkapitalpolster  aufgrund der Verluste in den Super League-Jahren weitgehend aufgebraucht gewesen, so dass die Aktionäre mit der Familie Canepa an der Spitze dieses um CHF 4 Mio erhöhen mussten. Zwar werden für die kommende Rechnung 2017 mit dem zweiten Challenge League-Halbjahr die Europa League-Einnahmen wegfallen. Dies wird aber zum grössten Teil kompensiert, falls die Transfereinnahmen wieder auf das Niveau des Vergleichsjahres 2015 gebracht werden können. Eine Kapitalerhöhung dürfte, wenn sich keine andere wichtige Grösse ändert, also auch dann nicht vonnöten sein. Zumal zusätzlich die TV-Erträge nicht nur ligabedingt, sondern auch vertragsbedingt stark zunehmen.