Burim Kukeli – 5 Jahre, 100 Spiele FCZ
Mit dem höchsten Sieg seiner Profikarriere (9:1 in Gränichen) startete Burim Kukeli am letzten Wochenende für seinen neuen Arbeitgeber und spielte auf der zentralen Sechserposition 90 Minuten durch. Zuvor hatte sich der Mittelfeldspieler im Letzigrund vor der Direktbegegnung mit seinem neuen Klub nach 100 Wettbewerbsspielen in den FCZ-Farben von den Fans verabschiedet. Eine wichtige Rolle für den Wechsel hatte sicherlich der neue Sion-Trainer Paolo Tramezzani gespielt, den Kukeli von der Albanischen Nationalmannschaft her kennt. Aus Sicht des FCZ sind in den letzten Monaten auf Kukelis Position mehrere valable Alternativen (Rüegg, Palsson, Maouche) dazugekommen. Gilles Yapi verbleibt zudem als Alternative im Zentralen Mittelfeld, da er im Anschluss an seine Spielerkarriere ähnlich wie Jahre zuvor beispielsweise „Turi“ Petrosyan, Urs Fischer oder Ludo Magnin in der FCZ Academy weiterbeschäftigt werden soll, war es klar, dass Kukeli bei einem Wechsel keine Steine in den Weg gelegt würden.
In seiner umgänglichen und direkten Art schien man es Kukeli immer auch etwas anzumerken, dass er erst mit 24 Profi geworden war, nachdem er zuvor jahrelang für einen „normalen Job“ morgens aufstand – als Lagerist bei Rivella. Ciriaco Sforza hatte ihn vom benachbarten FC Schötz zu Luzern geholt. In der Innerschweiz wurde Kukeli in der Folge auch heimisch – über den Zwischenschritt Zofingen war er quasi in den Zentralschweizer Fussballorbit gezogen worden. Er stammt aber eigentlich aus dem Kanton Solothurn. Nicht nur eisenbahntechnisch liegt diese Region zentral, sondern auch im Fussball ist es eine Art Wasserscheide – die Talente werden in vier unterschiedliche Richtungen gezogen – manche nach Westen Richtung Bern, andere nach Norden zu Basel (FC Solothurn ist Partnerverein des FCB), dritte nach Osten Richtung Zürich, und die vierten nach Süden – sprich: Luzern. Beim FC Solothurn spielte Kukeli mit einem gewissen Gökhan Inler zusammen. Dieser schaffte über den Umweg FCB U21 und Aarau ab Januar 2006 beim FCZ seinen Durchbruch, und brachte es in der Folge bis zum Captain der Schweizer Nati.
Kukeli war in Solothurn ein Jahr vor Inlers Abgang zur U21 des FCB in die Erste Mannschaft aufgestiegen und nahm so seinen Weg über den Spitzenamateurfussball und kam erst viel später zum FCZ – und wurde so etwas wie der „späte Inler“. In den fünf Jahren zwischen dem Abgang von „Gögi“ im Sommer 2007 und dem Zuzug Kukelis im Sommer 2012 war der aus der gleichen Region stammende und ebenfalls sehr spielintelligente Silvan Aegerter Stammspieler im Zentralen Mittelfeld. Damit hatte der FCZ während elfeinhalb Jahren ununterbrochen jeweils einen Solothurner ruhenden Pol auf der Sechserposition. Alle drei: Inler, Aegerter und Kukeli, zeichnet aus, dass sie ein Spiel sehr gut lesen können und auf dem Platz ständig mit Mörtel, Schaufel und Schraubschlüssel unterwegs sind, um die einzelnen Bausteine der Mannschaft zu einem defensiv soliden Ganzen zusammenzufügen, und gleichzeitig die Offensivmaschine zum Laufen zu bringen. „Ununterbrochen“ ist allerdings nicht ganz korrekt. Unterbrochen wurde diese Solothurner Serie durch die schwere Verletzung Kukelis. Er fiel nach einer Attacke Simon Grethers, welche die Augenzeugen mit Ausnahme von Grether selbst als mutwillig und brutal bezeichneten, mit einem Schien- und Wadenbeinbruch während anderthalb Jahren vom Winter 2013 bis Sommer 2014 aus. Dass Kukeli danach überhaupt nochmal in den Profisport zurückkehren konnte, war ein sportmedizinisches Wunder. Der Schaden blieb aber: Kukeli konnte seither nie mehr wirklich über längere Zeit verletzungs- und schmerzfrei spielen. Immer wieder fehlte er angeschlagen. Die häufigen Ausfälle von zentralen Spielern wie ihm und dem ebenfalls von einem ehemaligen FCB-Junior (Sandro Wieser) malträtierten Gilles Yapi taten dem FCZ in der Mannschaftsentwicklung nicht gut.
Wer aber denkt, Kukeli hätte damit in Sachen Pechsträhne sein Soll erfüllt gehabt, irrt sich. Drei Mal qualifizierte sich seine Mannschaft für einen Cupfinal, gespielt hat er in diesen drei grossen Partien aber insgesamt nur 20 Minuten. 2012 hatte Kukeli als Stammspieler grossen Anteil an der Cupfinalqualifikation Luzerns – im Final gegen Basel (verloren im Penaltyschiessen) fehlte er dann aber wegen einer Sperre. Den Cupfinal 2014 verpasste er wegen seines Schien- und Wadenbeinbruches. Und 2016 stand er zwar in der Startformation, musste aber nach einem Foul von Bottani, das Kukeli mit seinem Mitspieler Yapi zusammenprallen liess, nach bereits 20 Minuten mit einer Platzwunde seinen Platz dem jungen Anto Grgic überlassen. Die beste Phase, wenn auch da immer wieder von kleineren Folgeverletzungen unterbrochen, war der Herbst 2014, als Kukeli, Yapi und Chiumiento unter Trainer Urs Meier bis zum Foul Wiesers an Yapi in Bestform agierten. Highlights waren ausserdem der Cuphalbfinal 2016 in Sion oder der 3:2-Heimsieg gegen Villarreal. Bei diesen Erfolgen spielte Kukeli eine wichtige Rolle. Dazu kam die Teilnahme an der EM-Endrunde 2016 mit Albanien als Stammspieler. Nach dem Wechsel zum FCZ und kurz vor seiner schlimmen Verletzung hatte Kukeli mit einem 3:1-WM-Qualifikations-Sieg gegen Zypern in der Albanischen Nationalmannschaft unter den Trainern De Biasi und Tramezzani debütiert.