Alles zum FC Bassersdorf – Kontinuität in der Führung – Identität im Club

In den Sechzigerjahren begann sich Bassersdorf, vom Bauerndorf an den Strassen nach Zürich und Winterthur zu einer  Agglomerationsgemeinde zu entwickeln, die von der Lage her genau in der Mitte zwischen den Grosstädten Zürich und Winterthur lag, und gleichzeitig von der Lage nahe des Flughafens Zürich-Kloten profitierte. Zu dieser Zeit waren der Turnverein und der Eishockeyclub die einzigen Vereine, in denen Kinder, Jugendliche und Männer Sport treiben konnten. Wer in einem Club Fussball spielen wollte, tat das beim benachbarten FC Brüttisellen oder beim FC Kloten oder dann an weiter entfernten Orten. Dadurch versammelten sich auf der Spielwiese beim Schulhaus Mösli in der wärmeren Jahreszeit jeweils 20 bis 30 Jugendliche, um zu „Mätschlen“. Der FCZ war übrigens damals der Lieblingsverein der meisten fussballbegeisterten Jugendlichen dort. Es herrschte eine natürliche Hierarchie, gepaart aus dem Vorrecht der Älteren, verbunden mit dem bereits angeeigneten Können und Wissen im Fussballsport: sozusagen Strassenfussball ohne Strasse, sondern auf der Wiese. Nur der gelegentlich strenge Schulhausabwart Max Christen schaute als einziger Erwachsener kurz vorbei, um einzelne ältere Knaben mit Stollenschuhen vom Platz zu weisen.

Denn der gepflegte Rasen war eine Art Heiligtum. Der Verkäufer des Landstücks an die Schulgemeinde hatte sogar notariell hinterlegt, dass auf der Mösliwiese keine offiziellen Fussballspiele durchgeführt werden dürfen. So gesehen waren auch nicht alle Einwohner erfreut, als 1968 ein paar Zugezogene und Einheimische den FC Bassersdorf gründeten, mit Franco Nonella als Präsidenten. Er spielte zuvor beim FC Schwamendingen und sollte dem FCB später 10 Jahre vorstehen. Der Club begann in der 4. Liga, damals der tiefsten Spielklasse der Schweiz, und trug seine Heimspiele bei der Kaserne in Kloten aus. 1971 konnte dann trotz vereinzelter Widerstände auf der Acherwies, einem ehemaligen Sumpfgebiet ausserhalb des Dorfes Richtung Kloten, der erste Fussballplatz eingeweiht werden. In der 4. Liga spielten gleichzeitig bis zu vier Aktiv-Mannschaften für den Club. Die Juniorenabteilung wuchs ebenfalls rasant. 1977 gelang unter Trainer Sepp Müller der ersehnte Aufstieg in die 3. Liga mit vielen früheren eigenen Junioren.

Bald musste die Anlage auf der Acherwies erweitert werden. Trotzdem war sie jahrelang, ja fast jahrzehntelang an oder über der Kapazitätsgrenze angelangt. Unter der Führung von Präsident Luciano Honegger wurden zwei Versuche unternommen, an andern Orten in der Gemeinde einen neuen Fussballplatz zu errichten. Sie scheiterten im Nachhinein zum Glück am Widerstand der jeweils benachbarten Wohnbevölkerung. Zum Einzugsgebiet des Clubs gehört aber auch die Gemeinde Nürensdorf. Dort wurde Im Längimoos in den Neunzigerjahren ein Fussballplatz gebaut, der vom FC Bassersdorf genutzt werden darf, was für Entlastung sorgte. Luciano Honegger stiess vom FC Brüttisellen zum FC Bassersdorf und wirkte in seinem Amt 19 Jahre lang. Er konnte im Wissen zurücktreten, diese grosse Hürde genommen zu haben.

Unter seinem Nachfolger Bruno Früh, ursprünglich Junior beim SC Veltheim, später Spieler beim FC Kemptthal gelang der Aufstieg in die 2. Liga, für eine Saison gar in die 2. Liga interregional. Zu dieser Zeit hiess der erfolgreiche Trainer Marcel Tanner, früher Spieler des FCZ und 1969 sogar Cupsieger mit dem FC St. Gallen. Das Grounding der Swissair 2001 bewirkte paradoxerweise bei vielen Sportclubs in Bassersdorf einen Schub. Denn die Gemeinde konnte später nach einer Urnenabstimmung die Freizeitanlage von der Pensionskasse der Swissair-Angestellten erwerben. Mit einem Mal verfügte der FC Bassersdorf über drei weitere Fussballplätze. Zur Anlage gehören auch noch Tennisplätze, eine Sporthalle, eine gedeckte Bocciabahn, Fitnessräume sowie ein Restaurant. Diese Anlage ist einer sportbegeisterten Stadt angemessen, zu der Bassersdorf mit nun 11’500 Einwohnern gewachsen ist. Und wenn die 5’500 Einwohner von Nürensdorf dazu gezählt werden, dann verfügt der FC Bassersdorf über eine gute Basis, weiterhin mit vielen Spielern aus der eigenen Juniorenabteilung in der 2. Liga spielen zu können.

Unter dem aktuellen Präsidenten Serge Caminada, früher Spieler beim FC Glattbrugg, entwickelte sich der FC Bassersdorf zu einer eigentlichen Cupmannschaft. Zwischen 2007 und 2017 stand der Club sechmal im Regionalcupfinal. Zweimal konnte dieser gewonnen werden, jeweils unter dramatischen Umständen, nämlich 2013 und 2017. Und immer zog der FC Bassersdorf mit dem FCZ danach das grosse Los. 2013 gewann der FCZ in der 1. Hauptrunde auf der bxa-Anlage mit 6:0 und schliesslich auch in Bern den Cupfinal gegen den FC Basel mit 2:0 nach Verlängerung. Heute spielt der FCZ in der 2. Hauptrunde in Bassersdorf, nachdem die Einheimischen wieder unter dramatischen Umständen den höherklassigen AC Taverne aus dem Tessin aus dem Cup eliminierten. Das heutige Spiel steht aber auch sonst noch unter einem besonderen Vorzeichen: Der heutige Trainer des FC Bassersdorf, Marco Tanner, Sohn von Marcel Tanner, und ehemaliger Junior des Clubs, war als 20-jähriger Mitglied der U21 des FCZ. Er spielte dort mit Alain Nef zusammen, musste eine mögliche Karriere im Spitzensport aber aus gesundheitlichen Gründen abbrechen und wirkte noch viele Jahre als Mittelfeld-Regisseur für seine Ursprungsclub, so auch 2013 gegen den FCZ. Und Sandro Chieffo, Assistenztrainer des FC Zürich, war in der Saison 2010/2011 als Trainer des FC Bassersdorf engagiert. Es war dies das bisher einzige Mal, dass Chieffo Chef-Trainer einer Aktivmannschaft war. Daher ist diese Zeit noch in besonderer Erinnerung.

Der FC Bassersdorf steht so solide und erfolgreich da, weil Präsidenten, oft von auswärts gekommen, sich lange Jahre für den Club engagierten, und so auch Kontinuität im Vorstand möglich war, und weil der Club über einen bespielhaften Zusammenhalt verfügt, was auch für die 1. Mannschaft gilt, in der die ehemaligen eigenen Junioren den übrigen Mannschaftskollegen gegenüber seit Beginn der Clubgründung hohe Identität stiften.

Toni Gassmann für zuerilive

Es lag nicht alleine an der Chancenverwertung / FCZ – St.Gallen Stats & Spielinfos

Moussa Koné zeigte nach dem Luzern-Spiel ein zweites Mal seine zuletzt erzielten Fortschritte und schoss auch diesmal das einzige FCZ-Tor. Michi Frey reichte es erstmals „nur“ zur genügenden Note „5“. Roberto Rodriguez leitete mit seiner Ballbehauptung im Mittelfeld den Führungstreffer ein und tauchte einen Moment später bereits an der Strafraumgrenze auf, um dem Ball auch noch die entscheidende Richtungsänderung zum Torschützen Koné zu geben. Rodriguez war zudem genauso wie Sangoné Sarr an der Mehrheit der Zürcher Torchancen beteiligt. Sarr hatte zwar wie meist eine hohe Fehlerquote, allerdings verzeichnete der Senegalese diesmal ebenso viele gute Aktionen. Sein Einfluss aufs Spiel war ingesamt eher positiv.

Zusammen mit dem Thun-Heimspiel (2:1) verzeichnete der FCZ gegen St. Gallen auch dank der numerischen Überzahl die bisher grösste Anzahl Abschlüsse (15) in einem Ligaspiel, wobei daraus ein Treffer weniger resultierte. Die Anzahl Abschlüsse waren aber im Ligavergleich zumal für ein Heimspiel nicht überdurchschnittlich hoch. Dass der FCZ nicht gewonnen hat, lag also nicht alleine an der Chancenverwertung. Es hätten vor allem in der Ersten Halbzeit auch noch mehr Torchancen herausgespielt werden müssen. Kevin Rüegg spielte praktisch fehlerlos und war offensiv wie defensiv gleichermassen wichtig – und damit erstmals in dieser Saison Züri Live-MVP. Ganz anders sein Ersatz Victor Palsson, dem in seiner kurzen Einsatzzeit (zu) viele einfache Fehler unterliefen und zum fünften Mal in sieben Pflichtspieleinsätzen eine ungenügende Note erhielt.

Dr Summer isch vrbii – die grosse Super League-Transferbilanz

Die Internationale Transferperiode ist zu Ende. Auch wenn national noch der eine oder andere kleinere Transfer getätigt werden könnte, ein guter Zeitpunkt, über diese „Saison vor der Saison“ Bilanz zu ziehen mit ein paar Stichworten zu jedem Super League-Klub.

Basel – Stürmerwechsel

Der FCB hat im Sturm Marc Janko, Seydou Doumbia und Andraz Sporar durch Ricky Van Wolfswinkel und den ehemaligen FCZ-Junior Dimitri Oberlin ersetzt. Matias Delgado ist zurückgetreten. Die neue Offensive ist etwas weniger namhaft und erfahren als zuvor und hat ihre Stärken vor allem in anderen Bereichen. Die ganze Mannschaft muss sich im Spielaufbau daher stärker auf Van Wolfswinkel und Oberlin ausrichten. Gerade in der Offensive werden talentierte Spieler, die bisher auf der Tribüne sassen, endlich eine Chance erhalten. Dazu gehören auch solche aus dem eigenen Nachwuchs wie Manzambi, Pululu oder Schmid. Taktisch hat die Mannschaft weiter Fortschritte gemacht, die Identität und lokale Verwurzelung hat aber tendenziell weiter abgenommen.

YB – Transfersieger

Die Zuzüge von YB diesen Sommer lesen sich wie eine Hitparade der begehrtesten Talente aus der Schweiz und näheren Umgebung: Christian Fassnacht, Jordan Lotomba, Nicolas Moumi, Jean-Pierre Nsamé, Djibril Sow, Pedro Teixeira. Jedes Toptalent, das nicht bei „drei“ auf den Bäumen war, landete bei YB. Das Ergebnis liest sich zusammen mit der bereits bestehenden prominent besetzten Equipe wie eine Mannschaft, die in zwei, drei Jahren Meister werden kann, wenn sie zusammenbleibt. YB ist der klare Transfersieger und profitiert dabei von einer gewissen Passivität des FCB auf dem diesjährigen Transfermarkt und den Millionen aus den Transfers von Zakaria, Mvogo und Ravet.

Lugano – Europa-Offensive

Die Tessiner haben im Hinblick auf die Europa League-Gruppenphase aufgerüstet wie noch selten zuvor in den letzten Jahren. Alexander Gerndt ist für Schweizer Verhältnisse ein Topstürmer, Bnou Marzouk, Bottani, Manicone, Yao oder Daprelà bringen einiges an Potential mit. Mit Pierluigi Tami und diesem Personal tritt Lugano spielbestimmender auf, als letzte Saison mit den Konterfussballern Alioski und Sadiku. Die hinteren Reihen (Verteidiger, Torhüter) sind personell etwas dünn besetzt. Aber im allgemeinen hat Lugano den letztjährigen dritten Platz genutzt, um nachhaltig einen Sprung nach vorn zu machen.

Sion – Ab durch die Mitte

Qualitativ haben FCB und YB die noch etwas besseren Spieler geholt, und quantitativ waren die Transferaktivitäten von Lugano vergleichbar. Multipliziert man aber Quantität mal Qualität, dann ist Sion ganz oben zu finden. Präsident Christian Constantin wechselte die Cupfinal-Verlierermannschaft praktisch komplett aus und verpflichtete dabei Top-Shots wie Kasami, Adryan, Di Marco, Uçan, Schneuwly oder Lenjani. Der Schwachpunkt: abgesehen davon, dass sich das neue Team erst finden muss, ist es nicht wirklich ausgewogen besetzt. Gerade aus der prominent besetzten Mittelfeldzentrale werden immer wieder Spieler auf der Bank oder gar Tribüne Platz nehmen müssen. Auf den Seiten ist die Mannschaft hingegen quantitativ eher dünn besetzt, und im Abwehrzentrum qualitativ eher Super League-Durchschnitt.

Lausanne-Sport – Waadtländer Identität weg

Falls in Lausanne die Strategie gewesen wäre, durch eine identitätsstiftende Waadtländer Achse ein Team für die Zukunft aufzubauen und die Zuschauer wieder zurück ins Stadion zu locken, hätte man Jordan Lotomba (zu YB), Olivier Custodio (zu Luzern) und Nassim Ben Khalifa (zu St. Gallen) unbedingt halten müssen. Mit Zeqiri kam zwar eines der besten Sturmtalente der Schweiz von Juventus zurück und Joël Geissmann ist ein interessanter Mittelfeldspieler, aber der Schwachpunkt, die fehlende individuelle Defensive Qualität wurde nicht behoben. Bei Lausanne denken auch Innenverteidiger bereits an den Spielaufbau bevor überhaupt der Ball erobert worden ist.

Luzern – Jugendpolitik

Auch wenn das Kader insgesamt nicht jünger geworden ist, kommen die Nachwuchsleute noch mehr als zuvor konsequent zum Einsatz. Kein anderes Team hat eine so junge zentrale Achse mit Knezevic, Schulz, Custodio oder Ugrinic, dazu Torhüter Omlin. Zur Zeit gibt es noch etwas viele Fehler im Spiel, die der FCZ zuletzt in der Swissporarena nur teilweise hat ausnutzen können. Die Verantwortung liegt noch stärker als zuvor auf erfahreneren Spielern wie Claudio Lustenberger, Christian Schwegler oder Tomi Juric.

Thun – Fragezeichen

Nicht jede Thuner Transferkampagne ist erfolgreich. So zum Beispiel der Sommer vor drei Jahren, als Andres Gerber Spieler wie Lotem Zino, Andrija Kaludjerovic, Christian Leite, Alexander Gonzalez, Gianluca Frontino oder Marco Mangold verpfichtete. Ist es diese Saison wieder ähnlich? Zwar wurden für die Lücke im Abwehrzentrum richtigerweise mit Gelmi, Rodrigues und Alessandrini gleich drei Alternativen geholt. Aus unterschiedlichen Gründen brauchen diese aber noch Zeit, um auf die volle Leistungsfähigkeit zu kommen. Nicolas Hunziker enttäuschte bisher ebenso wie zuvor bei GC. Am ehesten positiv aufgefallen ist bisher Nuno Da Silva (Breitenrain) als Joker. Eine Wundertüte wird Moreno Costanzo sein. Grundsätzlich wird das Spiel der Berner Oberländer aber von früheren Verpflichtungen wie Spielmann, Tosetti oder Rapp und den langjährigen Stützen wie Hediger getragen.

GC – Goalieproblem gelöst

Neuverpflichtung Heinz Lindner hat sich bisher noch nicht als einer der Toptorhüter der Liga etabliert, aber aus GC-Sicht ist die Torhüterposition dank dessen Verpflichtung zumindest nicht mehr die grosse Schwachstelle der Mannschaft. Auch wenn Jeffren seine Qualitäten angedeutet hat, sind bei den Grasshoppers aber in erster Linie die vor dem Sommer verpflichteten oder aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Spieler tonangebend. Dass Sportchef Mathias Walther keinen echten Ersatz für Munas Dabbur verpflichten konnte, ist mit einem Trainer Murat Yakin nicht mehr so schlimm, denn dieser lässt sowieso häufig ohne gelernten Stürmer spielen.

St.Gallen – stabileres Mittelfeld

Das grosse Thema des St.Galler Transfersommers war, dass mit Albian Ajeti eines der grössten Schweizer Sturmtalente gehalten werden konnte. Dafür machte kurz darauf Sportchef Christian Stübi selbst einen Abgang. Eine Verstärkung hat sicherlich das Mittelfeld erfahren. Gegen den FCZ bildeten aussergewöhnlicherweise mit Stjepan Kukuruzovic und Gjelbrim Taipi zwei Linksfüsser das Zentrum, dazu hat der Österreicher Peter Tschernegg gute Ansätze gezeigt. Im Vergleich mit den ungenügenden Gaudino, Cueto oder Gouaida stellt das neue Mittelfeld eine Verbesserung dar.

FCZ – Zentimeter und Mentalität

Die Transferkampagne des FCZ unterscheidet sich fundamental vor allem von derjenigen YBs. Während die Berner mit viel Geld Talent im Überfluss einkauften, setzt der Letzigrund-Club auf günstige Transfers mit Fokus auf Mentalität und „Zentimeter“, wie sich Trainer Uli Forte gerne ausdrückt – Zentimeter in der Höhe und in der Breite wohlgemerkt. Vor 14 Jahren hatte Lucien Favre als neuer „Daniel Jeandupeux“ den FCZ auf westschweizerische spielerische Qualitäten, Technik und Ästhetik gepolt. Mit Ernst Graf im Nachwuchs und Fredy Bickel als langjährigem Sportchef wurde diese Spielweise im ganzen Klub mitgetragen, auch von den wichtigsten Nachfolgern auf der Trainerposition – Challandes, Fischer und Meier. Der alte Haudegen Sami Hyypiä hatte keinen Einfluss auf die Transferpolitik, aber mit Uli Forte weht nun ein anderer Wind. Der FCZ wird deutlich physischer, wie dies Forte-Teams schon immer waren. So sind denn auch langjährige Weggefährten wie Winter und Pa Modou sowie weitere ehemalige Spieler wie Frey und Nef tragende Säulen der aktuellen Mannschaft, welches teilweise dem Forte-Team in St.Gallen ähnelt, mit welchem dieser ebenfalls aufgestiegen war. Zu jener Zeit hatten die Grünweissen auch schon einmal mit Sandro Calabro und Tim Bakens fussballerisch völlig untaugliche „Zentimeter“ aus Holland geholt – und wieder abgestossen. Beim FCZ verpflichtet wurden nun grösstenteils Spieler, die zuvor in Sion, St. Gallen, Bern oder Luzern verschmäht worden waren. Das zur Ergänzung dringend notwendige Talent soll dabei der eigene Nachwuchs (Rüegg, Haile-Selassie, Rohner, Kryeziu,…) und der Afrikanische Kontinent (Sarr, Dwamena, Koné, Odey,…) liefern.

Aargauer Derby aus FCZ-Sicht: Sadrijajs erster Profiauftritt, Yapi übermotiviert

Im Rahmen eines Aargauer Derbies zwischen dem 10. und 8. der Challenge League-Tabelle, das eigentlich keinen Sieger verdient gehabt hätte, und welches durch einen zweifelhaften Penaltypfiff zugunsten von Aarau entschieden wurde, gab es aus FCZ-Sicht zwei bemerkenswerte Auftritte. Da war auf der einen Seite Albin Sadrijaj, der an diesem Freitagabend in den Farben des FC Wohlen zu seinem ersten Einsatz in einer Profiliga kam, nachdem er  vor drei Monaten seinen ersten Profivertrag beim FC Zürich unterschrieben hat. Der 20-jährige wurde von Trainer Jakovljevic im Zentralen Mittelfeld neben dem ehemaligen FCB-Junior Marko Bicvic das Vertrauen geschenkt. Die beiden verstanden sich sofort ziemlich gut. Sadrijaj war aber bereits ab der 2.Minute durch einen Schlag aufs Knie sichtlich handicapiert und musste in der 69. Minute schliesslich ausgewechselt werden. Nach dem Match liess Sadrijaj im Gespräch mit Züri Live sein Début Revue passieren:

Gilles Yapi seinerseits ist ebenfalls vom FCZ ausgeliehen – an den FC Aarau. Das ist der Klub, bei dem Yapi vor drei Jahren nach seiner Rückkehr aus Dubai vorspielte – unter anderem in einem Testspiel gegen den FCZ. Verpflichtet wurde der Ivorer dann vom FCZ, erlitt aber fünf Monate später ausgerechnet im Brügglifeld eine schwere Verletzung nach einem Foul von Sandro Wieser, welches ein juristisches Nachspiel hatte. Bei seinem ersten Auftritt im Aarauer Dress zeigte sich Yapi engagiert bis übermotiviert, und kam nur dank der Nachsicht von Schiedsrichter Sascha Amhof schon früh um eine Gelb-Rote Karte herum. Gilles Yapi redete mit Züri Live anschliessend über seinen Neuanfang in Aarau:

Einsatz stimmt, aber überzeugend ist anders: FCZ – St.Gallen 1:1 Highlights

Der FCZ bleibt weiterhin ungeschlagen, geht aber nach dem Luzern-Spiel zum zweiten Mal hintereinander mit dem Gefühl aus der Partie, dass gegen diesen Gegner mehr dringelegen wäre. Mit acht geschossenen Toren nach sieben Runden zumindest bis Sonntag Abend die Super League immer noch anzuführen, ist schon ein kleines Kunststück, hat aber natürlich auch mit dem mässigen Saisonstart der nominellen Spitzenteams zu tun. So richtig über 90 Minuten überzeugt hat die Mannschaft von Uli Forte bisher noch nie. Selbst beim gloriosen Auftakt gegen ein verunsichertes GC gab es einige schlechte Phasen im Spiel. Die Mentalität und der Kampfgeist waren aber immer da.

Die 1. Halbzeit gegen St.Gallen war etwas besser, als in Luzern, aber gegen ein hoch stehendes St.Gallen schaffte man es zu wenig, sich aus der Umklammerung zu lösen und die sich bietenden Räume zu nutzen. Als Rodriguez dann ausnahmsweise mal im Mittelfeld den weiten Ball von Vanins behaupten konnte, führte dies über die Stationen Rüegg, Winter und wieder Rodriguez sofort zum Führungstreffer Moussa Konés, auch wenn dieser dabei leicht im Offside stand. Der 20-jährige Senegalese trifft damit im zweiten Spiel hintereinander. Mit der ersten echten Torchance gelang St.Gallen mit dem eingewechselten Aleksic nach ideal ge-time-ter Vorlage Taipis den Ausgleich nur wenige Sekunden nach einer Torchance Adrian Winters im gegnerischen Strafraum.

Nach der aus Sicht St. Gallens unnötigen Roten Karte gegen Taipi kam der FCZ in Überzahl zu einer Vielzahl von Torchancen, konnte diese aber nicht verwerten – vor allem Koné und Rodriguez je zwei Mal in aussichtsreicher Position. Obwohl auch diesmal einsatzfreudig, war es von Seiten Michi Freys der bisher mit Abstand wirkungsloseste Auftritt. Für Feuer sorgten hingegen die eingewechselten Voser und Haile-Selassie, während dem ebenfalls ins Spiel gekommenen Palsson erneut zu viele einfache Fehler unterliefen.

FCZ – St. Gallen 1:1 (1:0)

Tore: 19. Koné (Rodriguez) 1:0; 51. Aleksic (Taipi) 1:1.

FC Zürich: Vanins; Nef, Bangura, Brunner; Winter (73. Voser), Rüegg (73. Palsson), Sarr, Pa Modou (82. Haile Selassie); Koné, Frey, R. Rodriguez.

FC St. Gallen: Lopar; Koch, Haggui, Hefti, Wittwer; Tafer (46. Aleksic), Taipi, Kukuruzovic, Aratore (82. Musavu-King); Barnetta (58. Wiss); Buess.

FCZ gegen Rot-Blau – Fiorina: „Basel in der Pole Position“

Die 1. Mannschaft spielt heute im Letzigrund gegen St. Gallen. Die U21 und die Frauen treten hingegen beide zu spannenden Duellen gegen den FCB an. In der Promotion League hat die Mannschaft von Ludo Magnin 11 Punkte aus 6 Spielen geholt und liegt auf dem 4. Platz direkt hinter dem Favoritentrio auf den Aufstieg, Kriens, Yverdon und Stade Nyonnais. Die U21-Equipe des FCB liegt drei Punkte dahinter auf dem 6. Platz. Heute treffen die beiden Equipen um 15:00 im Leichtathletikstadion St. Jakob aufeinander. Mit Daniele Vesco (FCB) und Lavdim Zumberi (FCZ) führt in beiden Mannschaften ein 17-jähriger die Torschützenliste an. Pedro Pacheco, Raoul Petretta, Afimico Pululu, Dominik Schmid, Neftali Manzambi und Dereck Kutesa (von Servette verpflichtet) sind Spieler beim FCB, die sowohl in der 1. Mannschaft als auch in der U21 regelmässig eingesetzt werden. Beim FCZ, der die leihweisen Abgänge von Kilian Pagliuca und Albin Sadrijaj zum FC Wohlen zu verzeichnen hat, gehören Fabian Rohner, Izer Aliu und Yanick Brecher zum (erweiterten) Kader der 1. Mannschaft.

Das zweite Duell zwischen dem FCZ und dem FCB steigt um 16 Uhr im Heerenschürli. Zeitlich also ideal als „Vorspiel“ des Super League-Matches im Letzigrund. Ein Vorspiel, das von der Affiche her alles andere als eines ist. Es sind die beiden Klubs, die in der Schweiz am meisten in die Frauenabteilung investieren. Das Budget der Baslerinnen im Millionenbereich ist seit längerer Zeit tendenziell eher höher, die sportlichen Erfolge lassen aber noch auf sich warten. Auf diese Saison hin haben die Rot-Blauen weiter investiert und sich aus der Konkursmasse des FC Neunkirch die „Filetstücke“ Lucia Ondrusova (für viele die beste Spielerin der Nationalliga A) und die Engländerin Yasmin Bunter gesichtert. Dazu kamen unter anderem die ehemalige Deutsche Nationalspielerin Nicole Banecki von Freiburg und die Schweizer Nationalspielerin Rachel Rinast aus Leverkusen. Dies zusätzlich zur mehr als 100-fachen Neuseeländischen Nationalspielerin Ria Percival oder ehemaligen Bundesliga-Spielerinnen wie Franziska Jaser, Fabienne Bangerter, Kristina Sundov oder Stenia Michel. In einem grösseren Interview mit Züri Live (unten) sieht der neue Frauen-Trainer Luca Fiorina den FC Basel in der Nationalliga A in der Pole Position, rechnet neben dem FCZ aber auch noch YB zum Kreis der Titelkandidaten.

Alle drei Klubs haben gemeinsam, dass sie jungen Schweizer Talenten viel Spielzeit und Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Bei YB und dem FCZ ist dies schon lange der Fall, Basel will in diesem Bereich aufholen. YB holt schon seit längerer Zeit die grössten Westschweizer Talente (Hurni, Surdez, Ribeaud, Fai,…) in die Bundesstadt. Zudem erhalten die (ehemaligen) FCZ-lerinnen Nicole Studer, Kim Dubs und Melanie Müller Spielzeit. Die langjährige Nationalspielerin Vanessa Bürki soll zudem ebenfalls ein Thema sein. Lugano hat in den letzten Saisons auch dank talentierter Spielerinnen aus Nordamerika und der Lombardei immer wieder gut mithalten können, und gegen die Spitzenteams ausgezeichnete Resultate erzielt. Luzern hat trotz verpasster Integration in die Aktiengesellschaft das gut gemischte Team zusammenhalten können – auch Nati-Shootingstar Géraldine Reuteler (18) ist immer noch dabei. Aarau scheint einer der der stärksten Aufsteiger der letzten Jahre zu sein. GC hat mit Nadja Furrer ein grosses Torhütertalent, scheint aber manchmal etwas stark von Stürmerin Caroline Müller abhängig zu sein. Das von FCZ-Mittelfeldspielerin Sandrines Vater Frédéric Mauron trainierte Yverdon ist wohl aktuell der grösste Aussenseiter der Liga, noch vor Aarau und GC. Mit der Reduktion auf acht Teams wird die Qualität und Ausgeglichenheit aber gesteigert werden können.

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