Cup in Lausanne: Reaktion des FCZ nach dem Schuss vor den Bug?

Wie vor vier Jahren in der Cupsiegersaison 2013/2014 trifft der FCZ nach Bassersdorf auf Stade Lausanne-Ouchy (SLO). Drei der sechs Cup-Fights gewann der FCZ damals erst in der Verlängerung oder gar im Penaltyschiessen (Halbfinal gegen Thun). Trotzdem war wohl damals die Partie der 2. Runde bei Stade Lausanne-Ouchy die heikelste und schwierigste der erfolgreichen Kampagne. SLO ging durch Kaissi und Ngindu zwei Mal in Führung. Erst in der 74. Minute konnte Marco Schönbächler zum 2:2 ausgleichen, und zwei Minuten später sah der Lausanner Axel Danner durch Schiedsrichter Alain Bieri eine hart gepfiffene Gelb-Rote Karte. Dem in der 65. Minute beim Stand von 1:2 zusammen mit Schönbächler eingewechselten Franck Etoundi gelang erst vier Minuten vor Schluss das 3:2 in einer Partie, in welcher die Waadtländer Spitzen-Amateure eigentlich das bessere Team gewesen waren.

Aus dem damaligen Team haben die offensiven Ruchat, Ngindu und Rushenguziminega mit Yverdon die Ambition, in die Challenge League aufzusteigen. Promotion League-Aufsteiger Stade Lausanne-Ouchy liegt zehn Punkte hinter dem drittplatzierten Yverdon-Sport im Mittelfeld der Tabelle knapp hinter der U21 des FCZ, welche die Lausanner zuletzt mit 2:1 geschlagen haben. Doppeltorschütze war dabei der junge Etienne Ndongo, der auch beim grandiosen 2:1 nach Verlängerung gegen Sion in der 2.Runde des Cups getroffen hatte. Zürcher Torschütze in der Promotion League-Begegnung vor zwei Wochen war in Vidy in der 89. Minute zum 1:2-Anschlusstreffer der beste FCZ-Cuptorschütze der bisherigen Saison (fünf Tore) Dzengis Cavusevic gewesen. Auch Stephen Odey, Yassin Maouche und Yanick Brecher aus dem Kader des «Eins» standen in der Startformation.

Mittelfeldspieler Ahmed Mejri ist mit sagenhaften 14 Treffern aus 15 Pflichtspielen dieser Saison bisher in der Form seines Lebens. Der 27-jährige ist wohl der beste Standardspezialist der Promotion League. In dieser Kategorie hat der Lausannois wohl Super League-Niveau. Stürmer Sonny Kok (Ex-Nyon, Sohn von Robert Kok) gehört seit Jahren zu den besten Sturmspitzen im Spitzenamateurfussball am Lac Léman. Die Routiniers Fabian Geiser (ex-YB, – Lausanne, -Schaffhausen) und Axel Danner waren auch schon vor vier Jahren dabei.

Für Lausanne-Sport brachte in dieser Vorrunde eine 2:5-Klatsche in Thun die Wende zum Guten, YB profitierte von einem 0:4 zu Hause gegen Thun und auch durch die Mannschaft von Raphaël Wicky beim FC Basel ging nach der Niederlage in St. Gallen mit schwacher Erster Halbzeit ein Ruck. Gelingt dem FCZ nach dem 0:4 im Derby etwas ähnliches?

Präsenz und Abschluss nicht derbywürdig / FCZ – GC 0:4 Highlights und Spielbericht

Auch wenn der FCZ durch eine feine Einzelleistung von Michi Frey die erste Grosschance des Spiels hatte, fehlte von Beginn weg die Präsenz aus dem Thun-Spiel (3:1-Auswärtssieg). Für so eine Affiche und so einen Gegner war das zu wenig. Besonders die ansonsten in dieser Saison bisher überzeugende Hintermannschaft mit den drei Verteidigern und den beiden Aussenläufern erwischte einen schlechten Tag. Kay Voser war wie üblich in Spielen gegen seine Ex-Klubs GC und Basel enorm fehleranfällig. Als Schwachpunkt hatte GC aber die rechte Zürcher Seite ausgemacht und griff immer wieder konsequent über diese an. Tatsächlich agierten Nef und Brunner an diesem Abend ungewohnt fahrig. GC verstand es besser die freien Zonen im gegnerischen Dispositiv auf der Seite Richtung Grundlinie optimal zu nutzen, während beim FCZ Linksfüsser Dwamena auf der rechten Seite und Rechtsfüsser Rodriguez auf links tendenziell immer Richtung Mitte zogen.

Umaru Bangura spielte wie häufig im Zentrum etwas zu nonchalant und verursachte unter anderem einen Penalty. Am ehesten auf Normalform kam hinten Rasmus Thelander. Auch die Schwäche von Andris Vanins am nahen Pfosten hat sich mittlerweile weiter herumgesprochen als nur bis zu Michael Lang und Matteo Tosetti. Trotzdem darf man nicht vergessen: insgesamt ist der Lette der solide Rückhalt, den das Team unbedingt braucht. Yanick Brecher hat sich zwar im letzten Jahr gesteigert, aber ein mit Vanins vergleichbarer Rückhalt ist er nicht. Yann-Alexandre Fillion machte in seiner Zeit beim FCZ jeweils den besseren Eindruck – seine Leihe zu Umea läuft bis im Winter. Und mittelfristig könnte beispielsweise Nachwuchs-Mann Calvin Heim zum Thema werden. Im Spiel mit Ball hatte der FCZ im Derby mehr Ballbesitz, ein Schussverhältnis von 14:8 und ein Eckballverhältnis von 10:4 aufzuweisen, aber die Abschlüsse waren diesmal meist zu harmlos.

FCZ – GC 0:4 (0:1)

Tore: 15. Andersen (Djuricin) 0:1; 56. Bajrami (Jeffren) 0:2, 59. Djuricin (Penalty, Djuricin) 0:3, 88. Zesiger (Bahoui) 0:4.

FC Zürich: Vanins; Nef (79. Koné), Bangura, Thelander; Brunner (63. Winter), Rüegg, Palsson, Voser (52. Pa Modou); Dwamena, Frey, Rodriguez.

Grasshoppers: Lindner; Bergström, Pnishi (79. Qollaku), Zesiger; Lavanchy, Bajrami, Basic, Doumbia; Jeffren (70. Pusic), Andersen; Djuricin (70. Bahoui).

 

FCZ Frauen vor dem ersten Derby: „Gintra war keine Übermannschaft“

Heute treten die FCZ Frauen um 18:30 (nach der Partie der Promotion League-Equipe gegen die Old Boys um 16:00) auf dem Heerenschürli weniger als 72 Stunden nach dem schmerzhaften Ausscheiden im Champions League-Sechzehntelfinal gegen Gintra Universitetas zum ersten Derby der Saison an. Die Tabellensituation ist speziell – fünf der acht Mannschaften liegen Punktgleich (10 Punkte) gemeinsam an der Spitze, wobei der FCZ und Luzern im Vergleich zu Lugano, Basel und GC noch ein Spiel weniger bestritten haben. Die Grasshoppers haben zuletzt in Aarau und gegen YB gewonnen. Bei den fünf bisherigen Meisterschaftspartien mit GC-Beteiligung gab es vier Mal mindestens fünf Tore.

Die GC-Sturmspitze Caroline Müller ist aktuelle Torschützenleaderin der Liga und wurde verdientermassen (oder wohl eher: längst überfällig) mit 28 Jahren erstmals fürs Nationalteam aufgeboten. Sie repräsentiert einen Stürmertyp, welcher im Nationalteam zur Zeit fehlt, wie Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg richtigerweise ausführt. Müller wird somit am Montag zusammen mit den FCZ Frauen Seraina Friedli, Lesley Ramseier und Julia Stierli am Flughafen in den Flieger nach Tokyo steigen und am darauffolgenden Sonntag um 9:30 Schweizer Zeit in der Olympiastadt 1998 Nagano einen hochkarätigen Test gegen Vizeweltmeister Japan bestreiten.

In Japan nicht dabei sein kann die zuletzt in der WM-Qualifikation gegen Polen sehr spielfreudig agierende Cinzia Zehnder. Die vom SC Freiburg zurückgekehrte Mittelfeldspielerin war nach dem Ausscheiden gegen Gintra Universitetas (1:2) am Mittwoch natürlich enttäuscht, und meinte anschliessend gegenüber Züri Live: «Wir haben uns noch nicht gefunden». Wie schon im Hinspiel präsentierten sich die Züri Frauen weit entfernt von der Präsenz, Zielstrebigkeit und spielerischen Reife des im Durchschnitt jüngeren Teams der letzten Jahre. Vor Jahresfrist wurde beispielsweise mit teilweise begeisterndem Fussball das mit Gintra vergleichbare Sturm Graz mit dem Gesamtskore von 9:0 bezwungen.

Gintra Universitetas war wie anschliessend die erfahrene Caroline Abbé richtig bemerkte, keine «Übermannschaft» gewesen. Die Zürcherinnen wirkten aber über weite Strecken zu zaghaft in den Zweikämpfen und sowohl im Spiel mit wie auch ohne Ball immer wieder gedanklich abwesend. Anstatt die ballführende Spielerin konsequent zu attackieren und die gefährlichsten Offensivspielerinnen des Gegners auch mal zu doppeln, wurden Räume engmaschig abgedeckt, die der Gegner dann grossräumig umlief. Taktisch verhielt sich der FCZ wie ein Aussenseiter, ohne aber den Kampfgeist und den Fokus eines ambitionierten Aussenseiters auf den Platz zu bringen – und vor allem ohne die eigentlich im Durchschnitt höhere Qualität der eigenen Spielerinnen richtig ausspielen und ausnutzen zu können.

Trotz des verletzungsbedingten Fehlens von vier Nationalspielerinnen (Kuster, Mégroz, Mauron, Terchoun) standen bei den Zürcherinnen mit Moser, Zehnder, Abbé, Humm und Friedli fünf EM-Teilnehmerinnen auf dem Platz – von Gintra hingegen hat abgesehen von Mittelfeldspielerin Christina Murillo (Mexiko) keine einzige Spielerin jemals ein grosses internationales Turnier bestritten. Alle drei Tore in den beiden Direktbegegnungen erzielte die Namibierin Zenatha Coleman. Im Hinspiel hatte sie dabei laut eigenen Angaben «nicht gut gespielt», da sie wegen eines verpassten Anschlussfluges aus der afrikanischen Heimat kurzfristig eintraf und noch Jet Lag hatte. Als Hauptgrund für das Weiterkommen sah Coleman nach dem Rückspiel das Selbstvertrauen und der Glaube an den Erfolg an. Das Hinspiel in Silauiai hatten die Litauerinnen als ausgeglichene Angelegenheit erlebt, wohingegen man sich auf Zürcher Seite als das Team mit weit überlegenem Ballbesitz und Torchancen gesehen hatte.

Im Anschluss an das Rückspiel sprach Trainer Luca Fiorina die Probleme im Abschluss in Zone 3 an. Dieses spezifische Problem existierte bereits letzte Saison. Fabienne Humm war über Jahre die tragende Figur in der Zürcher Offensive gewesen, aber seit ihrer Verletzung vor einem Jahr kämpft sie weiterhin vergeblich darum, wieder auf ihr altes Niveau zurückzukommen. Aus diesem Grund kann die eigentlich gut geölte Achse der spielerisch starken Barla Deplazes mit Humm zur Zeit zu wenig häufig genutzt werden. Immerhin entstand sowohl das Tor in Litauen wie auch dasjenige in Zürich aus einem Zuspiel von Deplazes auf Humm.

Gleichzeitig ist Patricia Willi auch mehr als zwei Jahre nach ihrem Wechsel vom FC St. Gallen sportlich immer noch nicht beim FCZ angekommen. Die schnelle, aber vor dem gegnerischen Tor noch wenig kaltblütige Nathalie Lienhard wurde derweil zuletzt in Klub und Junioren-Nationalteam zwischenzeitlich gar als Verteidigerin in einer Dreierabwehr eingesetzt. Letzte Saison war es Sanni Franssi (seit ein paar Wochen neu in der Serie A bei Juventus) gewesen, welche Speed, Technik und Zielstrebigkeit vorne im erforderlichen Masse auf den Platz bringen konnte. Die Finnin hatte ihr Jahr in der Schweiz gut genutzt, um sich im Verlauf der Saison weiterzuentwickeln.

Dazu kamen gegen Gintra eine auf diesem Niveau zur Zeit überforderte Innenverteidigung Abbé/Fischer. Julia Stierli hätte auf dieser Position helfen können, aber sie wurde mittlerweile sowohl im Nationalteam wie auch im Klub wieder auf die Linksverteidigerposition verschoben, wo wie eh und je eher ihre Schwächen als die Stärken zum Vorschein kommen. Somit waren auch die Aussenverteidigerpositionen mit Stierli und der blass gebliebenen Bühler nicht gut besetzt. Erst mit der Einwechslung von Lorena Baumann lief es etwas besser. Aber Selina Kuster und Naomi Mégroz fehlen in diesem Mannschaftsteil schon stark.

Im Mittelfeld präsentierten sich Malin Gut und Lesley Ramseier weit von ihrer Bestverfassung entfernt, Cinzia Zehnder kommt zur Zeit in der Nationalmannschaft deutlich besser zur Geltung, und Martina Moser fällte für so eine erfahrene Spielerin erstaunlich viele falsche Entscheidungen. Die auf der Bank sitzende Italienische U19-Nationalspielerin Federica Cavicchia hätte mit ihren taktischen Qualitäten und ihrer Ballsicherheit vielleicht etwas mehr Struktur ins Zürcher Spiel bringen können. Immerhin konnte die eingewechselte Flügelspielerin Seraina Piubel auf der rechten Seite gemeinsam mit Lorena Baumann für etwas Druck sorgen. Man darf gespannt sein, wie sich die Mannschaft im ersten Derby der Saison präsentieren wird, nachdem GC zuletzt fast ein bisschen zu einem «Angstgegner» geworden war.

FC Zürich – Gintra Universitetas 1:2 (0:1).

Tore: 27. Coleman (Vaitukaityte) 0:1; 73. Humm (Deplazes) 1:1, 86. Coleman (Rojas) 1:2.

FCZ: Friedli; Bühler (43. Baumann), Abbé, Fischer, Stierli; Ramseier, Zehnder, Gut (67. Piubel), Deplazes (89. Willi); M. Moser; Humm.

Gintra: Kaselyte; Gudchenko, Neverdauskaite, Patterson, Mikutaite; Murillo; Velickaite (60. Rojas), Alekperova (90.+2. Gaileviciute), Vaitukaityte, Cubrilo; Coleman.

Stephen Odey für Thun-Match spielberechtigt

Der vom FCZ neu verpflichtete Stürmer Stephen Odey hat die Spielberechtigung erhalten und FCZ-Trainer Uli Forte überlegt sich, den Nigerianer vielleicht bereits für den Auswärtsmatch in Thun am Sonntag 16 Uhr aufzubieten. Beim zuletzt angeschlagenen Moussa Koné ist ein Aufgebot fürs 18 Mann-Kader ebenfalls noch offen. Bei der Vorschau-Pressekonferenz vor der Saalsporthalle gibt Trainer Uli Forte Einblick auf seine Sicht auf sein Team. Angesprochen auf die guten Zweikampfwerte gegen Lugano meint er: „Zweikämpfe sind die Basis des Spiels. Wir müssen in diesem  Bereich etwas Spezielles leisten, den Gegner in Stress bringen. Bringen wir unsere Zweikampfqualitäten nicht auf den Platz, sind wir nur eine durchschnittliche Mannschaft“.

Beim Gegner streicht der FCZ-Trainer die Aufsässigkeit heraus, sowie das schnelle Umschalten, die Qualitäten bei Standards (neun von 17 Saisontoren) und die Heimstärke auf Kunstrasen. Im Juli konnte der FCZ nach zuletzt sieben sieglosen Meisterschafts-Direktduellen gegen die Berner Oberländer erstmals wieder gewinnen. Im Letzigrund wurde dabei ein 0:1-Rückstand dank Kopfballtoren von Michi Frey und Alain Nef in einen Sieg gedreht. Gemäss dem Wiener Mathematik-Professor Rudolf Taschner gewinnt ein Team, das auswärts mit 1:0 in Führung geht, eine Partie zu 78% – zu Hause sogar zu 93%. Der FCZ hat aber gegen Thun gezeigt, dass er auch nach Rückstand sogar noch gewinnen kann. „Das liegt auch daran, dass wir bei den Transfers viel Wert auf den Faktor Mentalität gelegt haben“, meint Forte dazu. Thun – FCZ ist wie immer live zu hören auf Züri Live – Sendebeginn: 15:50 aus der Stockhorn Arena.

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