Vorrundenanalyse, Teil 2 – Schiessen und Treffen / Winter am effizientesten
Bis zum sechsten Spieltag war der FCZ Leader der Super League, und dies obwohl das Team sich in dieser Anfangsphase der Saison nur 10 Abschlüsse pro Match erspielen konnte. Die Mannschaft konnte ihr Offensivspiel gemessen an den Anzahl Abschlüssen bis zum Ende der Vorrunde auf mehr als 16 pro Liga-Spiel verbessern. Paradoxerweise sank gleichzeitig aber auch die Punkteausbeute.
Grund dafür war in erster Linie die im Vergleich zum Saisonbeginn abnehmende defensive Stabilität. Die Offensivpower der Mannschaft war mit 24 Toren (drittschlechtester Ligawert nach Lugano und Sion) ganz grundsätzlich beschränkt. Analysiert man hingegen die Schwankungen der Torproduktion im Verlauf der Vorrunde, so sind diese in erster Linie auf die Abschlusseffizienz zurückzuführen, wie untenstehende (auf die Liga bezogene) Graphik aufzeigt. Die höchste Anzahl Abschlüsse in Super League-Partien erspielte sich der Limmatstadtclub mit 21 beim Auswärtsspiel in Sion am 4. November (1:1), erzielte daraus aber nur ein Tor. Es war das Spiel, in dem aufgrund der Leistung der FCZ als Sieger hätte vom Platz gehen müssen. Dank einer zwischenzeitlich auf rund 0,2 Tore pro Abschluss hochschnellenden Effizienz kam dann die Serie von drei Siegen in Folge gegen Lausanne (2:0), Thun (Cup, 4:3) und St. Gallen auswärts (3:1) zustande.
Der FCZ erzielt in der Super League aktuell mit am meisten Kopfballtore. Eines davon war das letzte der Vorrunde zum „Ehrentreffer“ in Lausanne durch Adrian Winter. Es war das zweite Tor Winters in den letzten drei Spielen des Halbjahres nach seiner Direktabnahme in St. Gallen. Davor hatte er das letzte Mal im April in Chiasso getroffen. Damit ist Winter mit einer 20%-Quote der treffsicherste Zürcher der Vorrunde. Nur neun Spieler konnten in der Liga bisher für die FCZ-Farben einnetzen – von diesen hatten Rodriguez, Dwamena und Palsson eine Abschlusseffizienz von unter 10%. Mit einer Abschlusseffizienz-Quote wie Sturmpartner Frey hätte Dwamena in dieser Vorrunde rund doppelt so viele Tore erzielt, also 8 statt 4. Die beste Assisteffizienz (Anteil der direkten Vorlagen, die zu Toren führen) hat Moussa Koné. Von dessen insgesamt nur zwei Vorlagen in der Liga wurde eine verwertet. Nachdem Koné bereits im Cup gegen Thun ein Assist gelungen war, bereitete er wenig später auch das Premièrentor von Stephen Odey gegen Luzern vor. Eine Assisteffizienz von je 20% weisen Alain Nef, Victor Palsson, Kevin Rüegg und Rasmus Thelander auf. Winter, Rodriguez und Pa Modou sind die FCZ-ler mit den meisten Flanken, was deren tiefere Assisteffizienz weitgehend erklärt, denn Flanken führen generell zu weniger Toren als Zuspiele in der Mitte.
Wettbewerbsübergreifend kommt Raphael Dwamena auf klar am meisten Abschlüsse (59). Acht davon fanden den Weg ins Netz, 51 waren vom Ghanaer vergebene Torchancen. Frey, Rodriguez und Koné hatten ebenfalls mehr als 30 Abschlüsse in der ersten Halbsaison, auch Palsson (25) und Nef (20) kamen viel zum Abschluss. Roberto Rodriguez spielte mit Abstand am meisten Vorlagen (46) zu Torchancen, an zweiter Stelle folgt Adrian Winter mit 30. Auch bei den Pre-Vorlagen liegt Rodriguez (28) vor Winter (24) zuvorderst.
Insgesamt war Roberto Rodriguez an 120 FCZ-Abschlüssen, das sind rund 38%, beteiligt. Davon resultierten 13 Tore und 107 nicht verwertete Torchancen. Raphael Dwamena war trotz seines kurzfristigen Ausfalles rund um den Transferschluss Ende August herum an beinahe einem Drittel aller Abschlüsse beteiligt, der dritte Stürmer Michael Frey kommt auf etwas unter 30%. Sangoné Sarr liegt bezüglich seiner Einsatzzeit in Wettbewerbsspielen diese Vorrunde nur an 13. Stelle, trotzdem war er am sechstmeisten an Abschlüssen beteiligt.
Gleich nach dem 1:1-Ausgleichstreffer durch Moussa Koné wurde am 27. August in Luzern Antonio Marchesano für Kevin Rüegg erstmals eingewechselt, nachdem sich der Tessiner zu Beginn der Vorbereitung gegen den FC Thun verletzt gehabt hatte. Wenige Tage später sah man den gleichen Marchesano in einem Testspiel in Freienbach gegen Rapperswil-Jona bei einem Vorstoss über die rechte Seite die Abzweigung Richtung Kabine nehmen. Er fiel für den Rest der Vorrunde aus. In den 29 Minuten von Luzern war er an drei Abschlüssen beteiligt, was ihn in der Wertung „Abschlussbeteiligungen pro 90min“, „Chancenbeteiligungen pro 90min“ und „Vorlagen pro 90min“ an die Spitze setzt. In der Tabelle ist ausserdem zu berücksichtigen, dass diese wettbewerbsübergreifend erhoben worden ist, und damit Spieler wie Dzengis Cavusevic, Fabian Rohner, Izer Aliu, Maren Haile-Selassie, Yassin Maouche, Kay Voser, Armin Alesevic und Yanick Brecher, die alle einen wesentlichen oder gar den ganzen Teil ihrer Einsatzzeit im Cup absolviert haben, einen Vorteil besitzen.
Von den regelmässig in der Liga eingesetzten Spielern ist Roberto Rodriguez auch im Verhältnis zur Spielzeit an am meisten Abschlüssen und Chancen beteiligt. Der frischgebackene Vater liegt zudem auch bei den Vorlagen und Pre-Vorlagen pro 90 Minuten vorne. Der erst gegen Ende der Vorrunde allerdings grösstenteils in der Liga eingesetzte Stephen Odey hat bei den Pre-Vorlagen pro 90 Minuten mit 1,9 den noch leicht besseren Wert. Wettbewerbsübergreifend haben neben Marchesano Dzengis Cavusevic (3,8 (ungenutzte) Torchancen pro 90 Minuten), Raphael Dwamena (3,1 Torchancen pro 90 Minuten), Stephen Odey (3,0 Torchancen pro 90 Minuten), Fabian Rohner (3,4 Vorlagen pro 90 Minuten) und Izer Aliu (3,4 Pre-Vorlagen pro 90 Minuten) hohe Werte in den Einzelwertungen.
Roberto Rodriguez hat seine Abschlussbeteiligungen im Verlauf der Vorrunde im Trend kontinuierlich gesteigert. Pa Modou, der im November eine starke Aufwärtstendenz zeigte, fiel für die letzten zwei (verunglückten) Partien von einem Schnitt von 6 Abschlussbeteiligungen pro 90 Minuten wieder auf 1,36 runter. In den letzten beiden Partien ihre Abschlussbeteiligungen noch gesteigert haben hingegen Frey, Odey und Winter.
Von den Zentralen Spielern in Mittelfeld, Hintermannschaft und Tor hatte meist Sangoné Sarr (zum Teil klar) am meisten Abschlussbeteiligungen pro Einsatzzeit. Der Senegalese hat mehr Abschlussbeteiligungen als Pa Modou und bewegt sich etwa auf gleicher Höhe mit Adrian Winter und Michael Frey. Auffällig stark zugelegt bei den Abschlussbeteiligungen hat im November und Dezember Rasmus Thelander, so dass dieser am Ende bei den Zentralen Spielern in den letzten beiden Partien gar an der Spitze dieser Wertung lag. Dies hat aber auch eine Kehrseite, denn der zunehmende Offensivdrang des Dänen bewirkte gleichzeitig eine wesentlich stärkere Anfälligkeit hinten, da dieser es häufig nicht mehr rechtzeitig zurück auf seine Position schaffte. Die abrupt starke Zunahme seiner Involvierung in Offensivaktionen lässt vermuten, dass dies auf Anweisung geschah – es kann sich aber natürlich auch um eine eigene Spielinterpretation handeln, verbunden mit zunehmender Sicherheit im neuen Team oder einer gewissen (Über-)Motivation.
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