Im Riva IV braucht es einen „Alain Nef“ – Vorschau Chiasso – FCZ mit Frage zum Spiel
Der FCZ startet die Saison 20/21 mit der Zweitrundenpartie im Schweizer Cup. Bisher haben sich abgesehen vom 3:0-Sieg von Vevey gegen Köniz die Favoriten überall durchgesetzt, wenn auch durchweg mit Mühe. Lugano musste beispielsweise gegen Schaffhausen, das letzte Saison genauso wie Chiasso ganz unten in der Tabelle platziert war, in die Verlängerung. Chiasso selbst hat im Riva IV in den Cupbegegnungen mit Luzern (0:2), Basel (0:1) und YB (0:2) dem jeweiligen Favoriten alles abverlangt. Auf dem stumpfen Rasen an der Südspitze der Schweiz haben spielerisch starke Mannschaften Mühe. Das hat auch der FCZ in der Challenge League-Saison bei den zwei Auswärtssiegen (0:2, 1:2) erfahren dürfen.
Alain Nef hält bei den Desperados dagegen
Mit dem 2:0 Ende November (Artikel zum Spiel) konnte damals der FCZ den herausgespielten Vorsprung an der Tabellenspitze halten. Entscheidender Mann war in jener chancenarmen Partie gegen defensiv mit einer Fünferabwehr massierte Chiassesi Alain Nef gewesen, der wie eine Klette an Chiasso-Zielspieler Mujic hing. Züri Live kommentierte: „Alain Nef mit einer kämpferisch überragenden Leistung war überall auf dem Platz anzutreffen und zeigte vorbildmässig mit welcher Einstellung man gegen einen Gegner wie Chiasso spielen muss.“ In der zweiten Begegnung jener Saison im Riva IV (Artikel zum Spiel) sorgte der initiative Adrian Winter für die Entscheidung, nachdem aussergewöhnlicherweise eher Chiasso das Spiel bestimmt hatte: „In der Zweiten Halbzeit erzwang der initiative Adrian Winter nach einem Doppelpass mit Moussa Koné diagonal von halblinks im Strafraum das Game Winning Goal.“ Der aus Lothringen stammende damalige Chiasso-Torschütze Younes Bnou Marzouk (17 Tore in 28 Challenge League-Partien) ist seit letzter Saison in Chiasso wieder dabei – hat aber aufgrund eines Kreuzbandrisses seit Monaten kein Wettbewerbsspiel mehr bestritten.
Der FC Chiasso hält sich nun schon zehn Jahre in Folge in der Challenge League – wenn auch immer wieder knapp. Vorletzte Spielzeit konnten sich die Chiassesi am letzten Spieltag im dramatischen Fernduell mit Rapperswil-Jona retten – und im abgelaufenen Spieljahr wurden die Südtessiner durch den Corona-Virus „gerettet“, zusammen mit der Entscheidung, dass es keinen Aufsteiger aus der Promotion League gäbe – was das dort mit grossem Vorsprung führende und grösseren Mitteln ausgestattete Yverdon-Sports natürlich verärgerte. Speziell am FCC ist Sommer für Sommer die enorm grosse Spielerfluktuation. Man positioniert sich quasi als Klub der jungen „Desperados“. Junge Spieler im Alter von 18-19 Jahren aus den Akademien von Super League- und Serie A-Klubs, die dort keinen Vertrag erhalten haben, versuchen ihre letzte Chance auf eine Profi-Karriere zu packen – häufig für eine Entschädigung, die nicht oder kaum zur Deckung der fundamentalen Lebenskosten wie Essen und Logis reicht.
Profitiert der FCZ von einem erneuten Chiasso-Fehlstart?
Einer der Desperados (Artikel: Izer Aliu bei den Desperados) ist Fabio Dixon. Der Zürcher gehört zu der Gruppe von Spielern, die mit der Erfahrung von letztem Jahr im Gepäck in ihre zweite Challenge League-Saison steigen. In seinen Europa League-Einsätzen gegen AEK Larnaca und Ludogorets Razgrad hatte er mit dem FCZ Lehrgeld bezahlt, dann aber auch in seinem ersten Super League-Einsatz in Neuenburg entscheidend zur Aufholjagd zu einem wichtigen 3:3 beigetragen. Für Chiasso hat er 19/20 sechs Assists beigesteuert, und war Stammspieler, konnte aber seine technischen und defensiven Schwachpunkte auch in der zweithöchsten Spielklasse nicht ganz verbergen.
Die letzten drei Saisons hat Chiasso von den jeweils ersten drei Spielen keines gewonnen – die letzten beiden Spielzeiten gar alle drei Spiele verloren. In jeder dieser Saions spielten die Südtessiner das vierte Spiel zu Hause und holten da jeweils den ersten Saisonsieg. Diese Bilanz ist sicherlich in erster Linie der Sommer-Fluktuation geschuldet und heute im ersten Saisonspiel neben dem nominellen Klassenunterschied ein zweiter Vorteil für den eingespielteren FCZ.