Warum Assan Ceesays Frühform nur teilweise aussergewöhnlich ist / FCZ – Lausanne-Sport in der Züri Live-Analyse

Wie zuletzt gegen Lausanne häufig entscheidet sich viel auf der linken Seite der Waadtländer. Im März an gleicher Stätte hatte der FCZ mit Schönbächler und Omeragic grosse Mühe mit dem Lausanner Spielaufbau über Flo (seit Mai in der im Sommer durchspielenden Zweiten Norwegischen Liga bei Sogndal aktiv) und dem damals als linkem Aussenläufer auflaufenden Suzuki. Damals spielte Lausanne unter Giorgio Contini mit Dreierabwehr, der FCZ mit Viererkette – diesmal war es umgekehrt. Das Team des aus der eigenen Academy hochgezogenen Trainers Ilja Borenovic spielte in der 1. Halbzeit ein asymmetrisches 4-3-3/4-4-2 System. Das 18-jährige Eigengewächs Alvyn Sanches klebte meist weit vorne und aussen am Rechten Flügel vor dem wirbligen Aussenverteidiger Zohouri (einem von vier eingesetzten jungen Ivorern), während der linke Aussenverteidiger Suzuki je nach Interpretation seine Seite meist für sich alleine hatte beziehungsweise allein gelassen wurde. Sowohl N’Guessan wie auch Koyalipou zog es vorwiegend Richtung Zentrum.

Lausannes linke Seite erneut die Schlüsselzone

Dies nutzte Nikola Boranijasevic mehrfach aus, der vor dem Zürcher 1:0 in der 7. Minute praktisch unbedrängt einen langen Ball hinter die weit aufgerückte Lausanner Abwehr spielen konnte. Die Zuordnung im Lausanner Gegenpressing auf der linken Seite funktionierte überhaupt nicht – Koyalipou und Suzuki kamen der Reihe nach zu spät, N’Guessan befand sich irgendwo im Niemandsland und Monteiro im Bestreben die Lücken auf der linken Seite stopfen zu helfen, machte die fatale Entscheidung, sich Richtung Seitenlinie zu Marchesano zu bewegen und liess so seinen Innenverteidigerkollegen Jenz alleine gegen zwei Zürcher Stürmer im Regen stehen.

Ganz anders beim 1:1-Ausgleich vier Minuten später. Für einmal befanden sich N’Guessan und Koyalipou beide auf der Seite, Kukuruzovic lockte Doumbia aus seiner Position heraus und durch das gleichzeitige gegenläufige seitliche Verschieben von N’Guessan und Koyalipou beging Boranijasevic einen taktischen Fehler, dank dem N’Guessan mit dem Gesicht zum gegnerischen Tor unbedrängt den idealen Steilpass hinter die Zürcher Abwehr auf Quattara spielen konnte, der dann auch noch aus spitzem Winkel von einem leichten Stellungsfehler Yanick Brechers profitieren konnte. Boranijasevic und Omeragic lernten aber daraus und stellten in der Folge in ähnlichen Situationen erfolgreich auf Manndeckung um.

Assan Ceesay, Early Bird

Letzte Saison hatte der FCZ immerhin vier Tore aus Einwürfen erzielt. Das 2:1 gegen Lausanne war bereits der erste solche Fall in der neuen Saison. Kukuruzovic verlängerte einen Boranijasevic-Einwurf in den Strafraum aus Lausanner Sicht unglücklich und Guerrero sowie Ceesay reagierten blitzschnell. Der Gambier spielte eine aussergewöhnliche Partie – fehlerlos und offensiv mit viel Effektivität. Er war genauso wie Boranijasevic an allen drei Zürcher Treffern beteiligt und legte zudem in der 1. Halbzeit eine „Hundertprozentige“ für Kramer auf, und provozierte (allerdings aus leichter Offsideposition) ein Eigentor von Lausannes Jenz, welches aberkannt wurde.

Der Saisonstart des Rekordtorschützen der Gambischen Nationalmannschaft ist vielversprechend. Allerdings: Lugano und Lausanne sind zusammen mit Sion sicherlich im aktuellen Zeitpunkt im negativen Sinne die am weitesten von ihrer letztjährigen Verfassung entfernten Gegner. Ausserdem ist Ceesay eigentlich auch in der Vergangenheit fast immer gut in eine Saison gestartet und in der Folge kam dann jeweils nicht mehr so viel. Beinahe die Hälfte all seiner Skorerpunkte in Meisterschaftsspielen im Profibereich hat er im ersten Saisonviertel erzielt. Schaut man nur auf die Tore sind es sogar 60%! Und zählt man auch noch die Cup-Partien hinzu, dann kommt man auf rund zwei Drittel der Tore und Skorerpunkte, die sich auf das erste Saisonviertel fokussieren.

Mory Diaws Schwächen und Stärken

Trotzdem: die Art und Weise, wie sich Ceesay vor dem 3:1 über die linke Seite durchgesetzt, das Zuspiel auf Marchesano in den Strafraum im richtigen Moment gespielt hat und immer auf den Beinen geblieben ist, hat man in dieser Kombination von ihm noch selten gesehen. Auch schon sein Leihtransfer nach Osnabrück schien ihm gut getan zu haben, aber im Verlaufe der letzten Saison liess dieser Effekt wieder etwas nach. Das 3:1 hatte Boranijasevic mit einem Ballgewinn im Mittelfeld nach einem schlechten Querpass nach gutem Vorstoss von Lausanne-Rechtsverteidiger Zohouri selbst eingeleitet und schlussendlich nach hervorragendem Querpass Guerreros auch erfolgreich abgeschlossen.

„Boranijasevic trifft gegen Ex-Verein“ – FCZ-Lausanne Highlights

In der 2. Halbzeit versuchte Lausanne-Coach Borenovic erfolglos mit mehreren taktischen Wechseln das Momentum nochmal auf die eigene Seite zu drehen. Mit Coyle für N’Guessan brachte der Serbe zur Pause einen Spieler, der willens war, die linke Seite wirklich konstant zu besetzen – aber seine Physis vermochte der Engländer nur in den ersten Minuten seines Einsatzes wirklich in die Waagschale zu werfen. Ein weiterer wichtiger Faktor war die unterschiedliche fussballerische Qualität der Torhüter. Diaws Schwächen in diesem Bereich traten auch deshalb vermehrt zutage, weil der FCZ im Vergleich zum Lugano-Auswärtsspiel häufiger hoch presste. Gleichzeitig verhinderte der Lausanne-Keeper mit der ein oder anderen spektakulären Parade ein noch deutlicheres Resultat.

Das Hohe Pressing des FCZ konnte Lausanne typischerweise über die linke Seite knacken, wenn Suzuki relativ weit zurückstaffelte. Dafür war bei Bledian Krasniqi im Vergleich zum Lugano-Spiel bereits eine klare Steigerung erkennbar. Auffällig bei den Gästen das häufige Direktspiel, auch in gegnerischer Strafraumnähe. Dies könnte sich für die Lausanner mit zunehmender Eingespieltheit im Verlauf der Saison zu einer phasenweise unwiderstehlichen Offensivwaffe entwickeln. Dazu zeigen bereits in dieser Anfangsphase der Saison speziell die jungen ivorischen Akteure wie Ouattara, Zohouri oder N’Guessan eine hohe individuelle Qualität.

Telegramm

FC Zürich – Lausanne-Sport 3:1 (3:1)
Tore: 7. Ceesay (Kramer) 1:0, 11. Ouattara (N’Guessan) 1:1, 15. Ceesay (Guerrero) 2:1, 41. Boranijasevic (Guerrero) 3:1.
FCZ – Brecher; Omeragic, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic (89. Wallner), Doumbia, Krasniqi (63. Hornschuh), Guerrero; Marchesano (74. Gnonto); Ceesay (74. Rohner), Kramer (89. Pollero).
Lausanne-Sport – Diaw; Zohouri, Jenz, Monteiro, Suzuki; Puertas (71. Amdouni), Kukuruzovic (71. Thomas), N’Guessan (46. Coyle); Sanches (61. Barès), Ouattara, Koyalipou (61. Mahou).

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