Leitner verstärkt Zürcher Zentrum: Aufstellungen 275. Zürcher Derby

Der FCZ tritt im 275. Derby mit einem verstärkten Zentrum an. Moritz Leitner gesellt sich bei seinem Super League-Début zu Doumbia, Krasniqi und Marchesano hinzu. Verschiedene taktische Variationen sind möglich – unter anderem eine Viererabwehr mit Raute im Mittelfeld.

Bei GC darf der eigene Junior Florian Hoxha von Anfang an ran. Ebenso beginnt Petar Pusic, der vor fünf Jahren im U18-Final Fabian Rohner gegenüberstand (siehe Derby-Vorschau).

Die 12 denkwürdigsten Derbys der Super League-Ära

Roter Stern–Partizan, Rapid–Austria, St. Pauli–HSV, River–Boca, Milan–Inter, Roma–Lazio, Legia–Polonia, Raja–Wydad, FCZ–GC. Es gibt viele Derbys weltweit, aber nur eines in der Schweiz. Denn es gibt nur eine Stadt mit zwei Traditionsklubs, die sich seit dem ersten Derby von 1897 duellieren. Derbys sind die Duelle der zwei grössten Traditionsklubs einer Stadt. Schalke-BVB ist da nicht wirklich eine Ausnahme, denn der Ruhrpott ist in der Realität eine einzige langgezogene Stadt, vergleichbar mit London. Alleine in der historisch kurzen Zeit der letzten 18 Jahre seit Einführung der Super League war ein Zürcher Derby denkwürdiger als das andere. Hier eine subjektive Rangliste der Top 12.

12. Mit Europacup-Schwung zum Rekordsieg – 7.8.2011 – FCZ-GC 6:0 (Aegerter, Alphonse, R. Koch, Mehmedi, Kukuruzovic, Nikci)

Nach dem knapp verpassten Meistertitel 2011 ist der FCZ mit drei Niederlagen gegen Teams aus dem Welschland schlecht in die Meisterschaft gestartet, holt sich aber mit erfolgreichem Weiterkommen in der Champions League-Qualifikation gegen Standard Lüttich und dem Los Bayern München den Schwung für den Derbyrekordsieg der Nachkriegszeit (mit sechs verschiedenen Torschützen) und einem anschliessenden Auswärtserfolg in Basel.

11. Mit Glaube und Glück – 2.11.2008 – FCZ-GC 2:1 (Abdi, Hassli; Zarate)

Der FCZ hat sich dank einer unberechenbaren und torgefährlichen Offensive in einen Lauf gesteigert. GC, nominell schwächer aufgestellt, ist unter Trainer Latour ein zäher Gegner, steht an diesem Tag defensiv stabil und geht unmittelbar nach der Pause nach einem Konter durch Zarate in Führung. Der FCZ tut sich schwer. Alphonse hat Glück, dass er nach einer Tätlichkeit an Zarate nur die Gelbe Karte gezeigt bekommt. Zarate sieht hingegen in der weiterlaufenden Aktion nach seiner Tätlichkeit direkt Rot. Demba Touré vergibt vor dem leeren Tor die Vorentscheidung, als Lampi mit einer eingesprungenen Grätsche auf der Linie rettet. Der FCZ dreht durch Abdi und Hassli innert 7 Minuten kurz vor Schluss das Spiel und gewinnt schliesslich mit 2:1.

10. Hajrovic aus der Distanz: letzter GC-Titel – 17.4.2013 – FCZ-GC 1:2 n.V. (Benito; F. Feltscher, I. Hajrovic)

2013 holt GC seinen bis heute letzten Titel im Cupfinal gegen den FC Basel mit einer verschworenen Jungmannschaft um Zuber, Toko und Izet Hajrovic. Auf dem Weg dazu geht es im Derby in die Verlängerung, wo Izet Hajrovic mit einem Strahl aus grosser Distanz für die Entscheidung sorgt. Bereits in der Meisterschaft hatte Hajrovic ein Derby im Dezember (1:0) entschieden gehabt.

9. Jedi Serie gaht mal z’Änd – 26.9.2004 – FCZ-GC 2:0 (Keita, César)

Die Südkurve wusste es mit ihrer Choreo schon davor, dass neben «Dallas», «Denver Clan», «A-Team» und «Baywatch» auch eine Derby-Serie irgendwann mal zu Ende geht. Der FCZ hat mehr als zwanzig Jahre lang kein Heim-Derby mehr gewonnen. Keita erzielt auf Zuspiel von Gygax das 1:0. Zu Beginn der 2. Halbzeit grätscht der junge Lichtsteiner Franco Di Jorio vor der Haupttribüne auf die Tartanbahn und wird nur verwarnt. Di Jorio muss umgehend ausgewechselt werden. Kurze Zeit später rächt sich der bei GC aussortierte und zum FCZ gewechselte Tararache und hat Glück, dass er nur die gelbe Karte bekommt. Lichtsteiner muss ebenfalls verletzt vom Feld. Die Emotionen kochen bei Spielern und Zuschauern über. Ausgerechnet der für Di Jorio eingewechselte Cesar sorgt in der Schlussphase für die endgültige Entscheidung. Das ist die Manifestation des Wendepunktes in der Derbybilanz und der eigentliche Auftakt zu einer der erfolgreichsten Phasen der Klubgeschichte mit vier Titeln in fünf Jahren.

8. Revierkampf im Stadion –  2.10.2011 – GC-FCZ 3:0 Forfait, 2:1 bei Spielabbruch (Mustafi, F. Feltscher; P. Koch)  

Der FCZ hatte unter Trainer Urs Fischer in der Vorsaison den überraschenden Meistertitel auch wegen einer Niederlage gegen GC drei Runden vor Schluss knapp verpasst. Ein Strassenkonflikt zwischen Fangruppierungen von GC und des FCZ wird ins Stadion getragen. Nach einem Fackelwurf in den GC-Fansektor wird das Spiel erst unterbrochen und dann von Schiedsrichter Sascha Kever ganz abgebrochen. Verschiedene Zuschauer hatten da aus Entrüstung das Stadion bereits verlassen. Philippe Kochs erstes Tor in einem Wettbewerbsspiel zählt nicht.

7. Auf dem Weg zum Meistertitel in extremis zum Punktgewinn – 10.8.2008 – GC-FCZ 2:2 (Salatic, Bobadilla; Abdi, Rochat)

Nach Platzverweisen gegen Johnny Leoni und Hannu Tihinen geht GC in der 88. Minute durch einen Penalty von Raul Bobadilla mit 2:1 in Führung. In der 94. Minute gleicht der FCZ mit neun Mann durch einen Penalty von Alain Rochat nochmal aus. Es ist ein wichtiger Punkt auf dem Weg zum Meistertitel 2009.  

6. Stadtrivale als Gast bei der Meisterfeier – 29.5.2009 – FCZ-GC 2:1 (Rochat, Abdi; Zarate)

Das Stadion ist voll, die Spieler laufen mit blau-weiss gefärbten Haaren ein. GC will mit hartem Einsteigen dem Stadtrivalen die Partie versalzen, aber der gibt sich keine Blösse und gewinnt auch das Meisterfeier-Derby.

5. Tempo, Zweikämpfe, Emotionen – 19.6.2016 – GC U18-FCZ U18 2:4 n.V. (N. Bajrami, Nitaj; Krunic, E. Sadiku, Rohner, Domgjoni)

Während man bei den Frauen nicht immer merkt, dass ein Derby gespielt wird, sind die Junioren-Derbys häufig noch umkämpfter und heissblütiger als diejenigen der Profis. Ein gutes Beispiel dafür war der U18-Final um den Schweizer Meistertitel im GC/Campus im Juni 2016. Die Wogen gingen so hoch, dass im Anschluss dieses Finals einer der GC-Finaltorschützen von der GC-Führung aus der Academy ausgeschlossen wurde, weil er sich mit dem zahlreich nach Niederhasli gereisten FCZ-Anhang angelegt hatte. Die damaligen Akteure Petar Pusic und Fabian Rohner könnten heute im Letzigrund wieder aufeinandertreffen.

4. Starsolist Chikhaoui eröffnet den neuen Letzigrund standesgemäss – 23.9.2007 – FCZ-GC 4:0 (Chikhaoui, Tihinen, Raffael, Raffael)

Starsolist Yassine Chikhaoui lässt die Rekordkulisse im Letzigrund keine Sekunde warten, packt seine Stradivari aus und trifft nach einem Jahrhundert-Solo schon nach 40 Sekunden zum 1:0 für den FCZ. Es ist ein Statement, welcher Klub auch im neuen Letzigrund zu Hause ist.

3. Cédric Brunner hämmert den FCZ in der Nachspielzeit in den Cupfinal – 28.2.2018 – FCZ-GC 2:1 (Rüegg, Brunner; Lavanchy)

Nachdem der FC Zürich bereits im Viertelfinal gegen Thun (4:3 in der Nachspielzeit nach 1:3-Rückstand bis zur 85. Minute) in extremis weitergekommen war, hämmert der eingefleischte FCZ-ler Cédric Brunner seinen Klub in der Nachspielzeit in den Cupfinal, in welchem er mit einer herausragenden Leistung ein wichtiger Baustein zum Sieg sein sollte. Es war und ist bis heute sein einziger Treffer gegen einen Super League-Gegner.

2. Dani Gygax wird das Spiel seines Lebens geklaut – 3.3.2004 – GC-FCZ 6:5 n.V. (Petric, Eduardo, Eduardo, Eduardo, Petric, Nunez; Gygax, Ziegler (ET), Gygax, Gygax, César)

Es ist wohl das verrückteste Spiel des Schweizer Fussballs. In die Geschichtsbücher müsste der 3. März 2004 eigentlich aber auch als DAS Spiel des eingefleischten FCZ-lers Dani Gygax für SEINEN Verein eingegangen sein. Aber man sucht solche Berichte heute vergebens. Schuld war unter anderem der Torjubel eines dem Vernehmen nach direkt von der Copacabana verpflichteten Brasilianers auf dem Haag vor dem FCZ-Fansektor (Gelb-Rote Karte durch Schiedsrichter Meier, der sich später für einen Alain Nef verweigerten Penalty entschuldigt). Es wurde stattdessen eines der besten Spiele in der Karriere von Christoph Spycher. In der 63. Minute für den Eigentorschützen Reto Ziegler zurück auf die Linksverteidigerposition gerückt, sorgte der rustikale Berner mit langen Filigranzuspielen von hinten heraus für die entscheidenden Offensivimpulse. GC verliert danach aber den Cupfinal gegen Wil und der FCZ wird die Saison erstmals seit 1993 vor dem Rivalen auf dem 4. Rang beenden – und in den folgenden 17 Spielzeiten bis heute 11 mal vor GC stehen. Karma?

1. Alli in Wiiss – Titelgewinn im Hardturm-Derby – 30.4.2007 – FCZ-GC 2:0 (Santos, Margairaz)

Einmalig! Das ganze Stadion ist weiss gekleidet. Der FCZ «besetzt» die Spielstätte des Stadtrivalen, der dem Team von Trainer Lucien Favre das Leben schwer macht. GC ersetzt vor der letzten Meisterschaftsrunde und damit nur für dieses Derby Trainer Krassimir Balakov durch Carlos Bernegger. „Fussballgott“ Santos erzielt vor der Pause die Führung für den FCZ. Cabanas trifft für GC die Latte. Sogar Torhüter Coltorti stürmt in den Schlussminuten bei einem Eckball der Grasshoppers in den gegnerischen Strafraum. Margairaz versetzt mit dem 2:0 in der Nachspielzeit direkt vor der Südkurve das Stadion in Ekstase.

Von Toni Gassmann und Lukas Stocker