Zu viele Mängel im Hohen Pressing führen beinahe in die Heimniederlage / FCZ – Servette in der Züri Live-Analyse

Gegen Servette zieht FCZ-Trainer André Breitenreiter den im YB-Spiel eingeleiteten Wandel weiter. Zu Beginn der Saison stand der FCZ so tief wie kaum ein anderes Super League-Team und hatte Erfolg damit. Trotzdem hat Trainer Breitenreiter seine Mannschaft von Spiel zu Spiel die jeweiligen Gegner schrittweise immer höher attackieren lassen. Im YB-Auswärtsspiel dann der grosse Schritt: ein konstant Hohes Pressing beinahe über die gesamten 90 Minuten. Statt Kompaktheit grosse Distanzen. Statt Defensivbollwerk viel Platz zum Kombinieren für den Gegner – aber auch die Chance auf mehr Ballgewinne in der gegnerischen Platzhälfte. Daran mussten sich YB und jetzt auch Servette erst mal gewöhnen. Für den FCZ ist es ein Risiko, welches sich bisher nicht auszahlte. Es wäre interessant gewesen zu sehen, wie das im Vergleich zur letzten Saison bessere und formstärkere FCZ-Personal Gegner wie YB und Servette mit schnellen Konterangriffen hätte in Verlegenheit bringen können.

Servette offeriert dem FCZ aussergewöhnlich viel Platz

Im Wankdorf nutzte YB aus, dass nach 30 Minuten die Intensität und Konsequenz des Hohen Pressings des FCZ nachliess. Servette profitierte unter anderem davon, dass dem FCZ der wichtigste Pressingspieler Antonio Marchesano fehlte. Es reichte dem Letzigrundclub im Heimspiel letztendlich noch zu einem glücklichen Unentschieden. Nach „Expected Goals“ hätte Servette 2:1 gewinnen müssen – trotz des Fehlens ihres besten Mannes Miroslav Stevanovic und dem frühen Ausfall des formstarken Timothé Cognat. Auch Servette merkte man den Respekt vor dem Speed eines in die Tiefe startenden Assan Ceesay an. Nicht nur, dass sich die Stürmer in der Defensiven Phase bis an die Mittellinie zurückzogen, die Abwehrreihe staffelte zusätzlich auch noch in einem Sicherheitsabstand retour, was dem FCZ in den Zwischenräumen im Mittelfeld zusätzlichen Platz ermöglichte. Die Genfer wirkten aussergewöhnlich passiv und kamen selten in ihren typischen Kombinations-Flow. Es war sicherlich einer der schlechtesten Auftritte der Grenats gegen den FCZ in den letzten Jahren. Aber der FCZ konnte dies nicht nutzen.

Schwachpunkte im Hohen Pressing des FCZ

Wenn man Hohes Pressing betreibt, muss jedes Rädchen ins andere greifen, sonst werden die Fehler und Lücken vom Gegner auf Super League-Niveau sofort konsequent ausgenutzt. Moritz Leitner erwies sich dabei wie schon in Bern als ein Schwachpunkt im FCZ-Gefüge. Taktisch besteht beim deutschen Mittelfeldspieler grosser Aufholbedarf. Mehrmals kam es vor, dass er gedankenverloren dem falschen Gegenspieler nachlief und so die entscheidenden Räume öffnete. Oder er kam wegen geringer Handlungsschnelligkeit schlicht zu spät – was dann seine Verteidigerkollegen in Probleme brachte.

Nikola Boranijasevic mit einigen Unaufmerksamkeiten

Mit der Einwechslung von Bledian Krasniqi wurde die Situation allerdings nicht besser. Während die Teamkollegen flexibel im Raum die Gegner übergaben, blieb Krasniqi konsequent am ebenfalls eingewechselten David Douline kleben, was in der Kombination nicht aufging. Krasniqi gelingt es zudem aktuell überhaupt nicht mehr, wie noch in Luzern über den Kampf ins Spiel zu kommen – und kommt daher überhaupt nicht ins Spiel, verliert zu viele Bälle. Auch Andy Gogia fehlte es in vielen Situationen an der Aufmerksamkeit, Disziplin und Entschlossenheit im Hohen Pressing. Servette konnte sich so zu häufig einfach hintenheraus lösen. Nikola Boranijasevic hatte zwar einzelne gute Aktionen, kam aber insgesamt nie richtig ins Spiel und hatte Probleme auf seiner Rechten Seite. In einer Szene lief er gar in Slapstick-Manier in den ballführenden Mitspieler Ceesay rein, was zum Ballverlust führte. Bei gegnerischen Eckbällen hatt der Serbe seinen Gegenspieler Steve Rouiller zudem die ganze Partie durch nicht im Griff – der hinten während der ganzen Partie als Bollwerk fungierende Mirlind Kryeziu musste in der 88. Minute nach einem Kopfball des von Boranijasevic frei gelassenen Genfer Innenverteidigers für den bereits geschlagenen Yanick Brecher auf der Torlinie den Punkt retten.

Unhaltbare Traumfreistösse von Ante Coric und Kastriot Imeri

Der Zürcher Torhüter spielte bis in die Schlussphase hinein eine gute Partie und verlor dann etwas den Faden. Der Freistoss von Kastriot Imeri zum 2:2 hatte allerdings eine so perfekte Flugbahn, dass er unabhängig von der Positionierung wohl für keinen Torhüter zu halten gewesen wäre. Genauso wie der 2:1-Führungstreffer durch Ante Corics Traumfreistoss. Coric vermochte den guten Eindruck von seinem Teileinsatz in Kriens bei seinem Startelfdébut bestätigen. Der Kroate verbindet Technik mit Zielstrebigkeit, auch wenn bezüglich Laufpensum noch etwas Steigerungsbedarf besteht.

Telegramm

FC Zürich – Servette 2:2 (1:0)
Tore: 45. Valls (Handspenalty) 0:1; 47. Guerrero (Ceesay) 1:1, 69. Coric (Freistoss, Gnonto) 2:1, 87. Imeri (Freistoss, Antunes) 2:2.
FCZ – Brecher; Omeragic, Hornschuh, Aliti; Boranijasevic, Doumbia, Leitner (73. Hornschuh), Guerrero; Coric (73. Krasniqi); Gogia (46. Gnonto), Ceesay (90. Dzemaili).
Servette – Frick; Sauthier (75. Diallo), Rouiller, Sasso, Clichy; Cespedes (75. Douline); Cognat (14. Imeri), Valls; Rodelin, Kyei, Schalk (70. Antunes).

Marchesano, Coric, Leitner – Breitenreiter setzt im St. Jakob Park auf die Techniker / Vorschau und Aufstellungen FCB – FCZ

FCZ-Trainer André Breitenreiter setzt im St. Jakob Park auf eine Techniker-Armada. Neben dem wiedergenesenen Marchesano stehen auch Coric und Leitner in der Startformation. Kann eine solche Equipe dem Druck im St. Jakob Park standhalten und nach vorne für die Differenz sorgen?

Der FCB (seit Mittwoch Tabellenführer) ist das einzige bisher noch ungeschlagene Team der Liga. Trainer Rahmen hat wie jede Woche die Qual der Wahl und lässt diesmal Captain Valentin Stocker in der Startformation draussen. Beim 2:0-Auswärtssieg in St. Gallen beanspruchten die Rot-Blauen Glück. Beim 1:0-Führungstreffer Cabrals stand Offensivpartner Ndoye ungestraft im Offside und griff mit einer Bewegung zum nahe an ihm vorbeirollenden Ball ins Spiel ein. In der 58. Minute stiess zudem Petretta den alleine Richtung Basler Tor stürmenden Besio ebenfalls ungeahndet im Strafraum entscheidend in den Rücken. Und die Gelb-Rote Karte gegen den Ostschweizer Verteidiger Fazliji, welche schlussendlich ein echtes Aufbäumen der Grün-Weissen verunmöglichte, war viel zu hart. Schiedsrichter Sandro Schärer hatte bereits drei Wochen davor beim Spitzenkampf gegen YB dem FCB mit einer übertriebenen Gelb-Roten Karte gegen Maceiras in die Karten gespielt. Cabral hingegen, der rund um diese Situation kurz vor der Pause gleich drei Mal Gelb hätte sehen müssen, liess er auf dem Platz.

Christof Arnold bei Züri Live: „Dürfen Stadionspeaker parteiisch sein?“

Wer hat sich nicht schon mal über einen Stadionspeaker aufgeregt oder auch gefreut? Jeder kennt ihre Stimmen, aber kaum jemand ihre Gesichter. Was darf ein Speaker eigentlich und was nicht? Gibt es Vorgaben und wie strikt muss man sich daran halten? Kennen sich die Super League-Stadionspeaker gegenseitig? Gibt es auch Speaker, die manchmal „fremdgehen“? Christof Arnold ist einer der vielseitigsten Sportspeaker der Schweiz. Ob Rugby, Baseball, Handball, Volleyball, Beach Soccer, Trail Running, Bike Downhill, Boxen, Fussball (FC Thun) oder Eishockey – keine Sportart ist vor ihm sicher. Der Zusammenschnitt stammt aus der Direktübertragung des ersten Spiels nach der Coronapause im Wankdorf (2:3-Niederlage nach zweimaliger Führung gegen YB), an Aktualität hat das Gesagte aber seither nicht verloren. Denn die Rede kommt auch auf spezielle Corona-Jobs (Herstellung von Desinfektionsmitteln in einer Gin-Destillerie) und die Unterschiede zwischen den Sportstädten Bern und Zürich.

Hohes Pressing des FCZ 30 Minuten erfolgreich, dann überfordernd / YB – FCZ in der Züri Live-Analyse

Auch in der fünften Auswärtspartie ist Antonio Marchesano erneut der Züri Live-MVP! Und dies auf einer eher ungewohnten Position links in einem Dreiermittelfeld. Weitere positive Konstanten im ersten Saisonviertel sind bisher Ousmane Doumbia, Assan Ceesay und Marc Hornschuh, der als Defensivfeuerwehrmann (normalerweise mit Impulsen als Einwechselspieler im Mittelfeld, in Bern vorwiegend in der Rolle als „Libero“ von Beginn weg) bisher noch nie enttäuscht hat.

FCZ mit konstant Hohem Pressing im 5-3-2

Der FCZ spielt in Bern gegen den Serienmeister erstmals mit einem von der Formation her defensiven 5-3-2, allerdings kombiniert mit beinahe konstant Hohem Pressing bis weit in die Zweite Halbzeit hinein. Man hatte das Spiel in der ersten halben Stunde klar unter Kontrolle. Ungewöhnlich für den FCZ bei einem Super League-Auftritt im Wankdorf. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die eklatante Leistungssteigerung von Stürmer Assan Ceesay im Vergleich zu letzter Saison – auch im Pressing und Defensivverhalten allgemein. Im ersten Spielviertel (22,5 Minuten) hatten gleich fünf FCZ-Spieler eine Züri Live-Note 10 (Marchesano, Ceesay, Hornschuh, Guerrero, Leitner). Man sah auch sonst neue Elemente. Zum Beispiel war im Spielaufbau Überzahl über die Seiten kreieren in den letzten Jahren nie eine Spezialität des FCZ gewesen. Dies haben viel eher YB und andere Super League-Gegner jeweils gegen den FCZ angewandt. Die Berner haben ihre Spielweise unter David Wagner geändert, agieren viel häufiger in Hauruck-Manier und weniger mit spielerischen Mitteln, als zuvor unter Gerardo Seoane – was in der Champions League gegen einen Top-Gegner gut funktioniert hat.

Fehlende taktische Reaktion auf nachlassende Kompaktheit und Laufvermögen

Ein taktischer Fehler war dann aber, dass man versucht hat, das Hohe Pressing über die vollen ersten 45 Minuten durchzuziehen. Nach 30 Minuten gab es in kurzer Folge immer mehr klare Anzeichen, dass dies ein zu optimistisches Unterfangen war. Die Passwege konnten nicht mehr konsequent zugestellt werden – und sofort blühte YB auf, mit weiten Bällen und direkten Weiterleitungen, und genoss den Raum, den ihnen Zürich durch die abnehmende Kompaktheit bot. Vor allem wurde ab der 30. Minute YB’s spielmachender Sechser Christopher Martins nicht mehr wie zuvor von den Zürchern konsequent am Spielaufbau gehindert. Die Folge davon war schlussendlich der Berner Führungstreffer noch vor dem Halbzeitpfiff – wieder durch Christian Fassnacht. In 19 Partien gegen seinen Jugendklub hat Fassnacht 16 gewonnen bei mittlerweile sieben Toren und vier Assists, davon eines zum 2:0 Michel Aebischers in der 64. Minute. Dieser beendete die Partie statistisch gar mit zwei Treffern und einem Assist.

FCZ-Chancenplus auch nach der Pause

Nach dem „Pausentee“ funktionierte das Hohe Pressing des FCZ dann wieder etwas besser – bis zur Auswechlung der defensiv wichtigen Doumbia und Aliti in der 62. Minute. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der FCZ auch nach der Pause mehr gute Torchancen als der Gegner gehabt – aber Gogia zögerte bei einer Fünf gegen drei-Situation im gegnerischen Strafraum zu lange, Marchesano schoss einen Freistoss an den Aussenpfosten und Ceesays Abschluss wurde von Camara noch ins Aussennetz abgelenkt. Breitenreiter brachte Krasniqi und Gnonto und stellte ganz auf ein 4-2-3-1 um.

YB lange Zeit mit Mühe aufgrund der ungewohnten taktischen Marschroute des FCZ

Situativ beim Spielaufbau aus Abstössen bei Yanick Brecher hatte der FCZ schon seit Spielbeginn die 4-2-3-1 Formation angewandt (mit Guerrero am linken und Gogia am rechten Flügel) und schien damit YB zu Beginn auch etwas überrascht zu haben. Denn es hatte sich in den letzten Wochen in der Super League gezeigt, dass der übliche Spielaufbau mit drei Mann hinten im Zentrum gegen die Berner wenig bringt – durch ihr geschicktes Anlaufen, gute Raumaufteilung und vor allem sehr hohe defensive Aufmerksamkeit von allen gelbschwarzen Stürmern und Mittelfeldspielern, können sie einen der drei aufbauenden Verteidiger in der Regel aus dem Spiel nehmen. Ganz allgemein war die Häufigkeit und Konsequenz des Hohen Pressings des FCZ für YB eine ungewohnte Erfahrung. So bestand das YB-Spiel über weite Strecken aus Konterangriffen im eigenen Stadion – insgesamt 13. Seit dem 2:1-Heimsieg gegen den FC St. Gallen im November 2015 hatten die Gelb-Schwarzen in Wettbewerbspartien nicht mehr so viele Konterangriffe spielen können / müssen.

Duo Leitner / Krasniqi hat Sechserposition nicht im Griff

Das Duo Leitner / Krasniqi hatte die Sechserposition nicht im Griff und gestand YB vor der FCZ-Abwehr viel zu grosse Räume zu. Die Berner nutzten dies sofort mit hohen Bällen aus der Abwehr zwischen die Zürcher Linien aus – exemplarisch beim 2:0 durch Aebischer in der 64. Minute, als Fassnacht mit einem Hohen Ball von Von Ballmoos angespielt wurde. Die Zürcher Innenverteidiger fühlten sich nun genötigt, sich vermehrt aus ihrer Position zu lösen und auf der verwaisten Sechserposition Feuerwehr zu spielen – was natürlich nicht immer gelang und hinten noch grössere Löcher aufriss, zumal Hornschuh und Omeragic nach der Systemumstellung nur noch zu zweit waren. Zudem konnten Boranijasevic und Guerrero durch ihre zurückgezogene Positionierung im 4-2-3-1 auch nicht mehr mithelfen, die Räume auf den Halbpositionen, die von YB so gerne angespielt werden, zuzustellen. In der 69. Minute hatte Assan Ceesay am nahen Pfosten direkt vor Von Ballmoos wohl die grösste Zürcher Chance – sechs Zürcher waren zu diesem Zeitpunkt im gegnerischen Strafraum – im direkten Gegenzug erzielte Aebischer das 3:0. Die Partie im Wankdorf war der erste Match der Saison, wo der ansonsten im Abschluss sehr effiziente FCZ diese Qualität nicht aufbringen konnte.

Moritz Leitner: verbessert, bietet YB aber zu viele Räume an

Moritz Leitner zeigte sich in der Ersten Halbzeit in Bern vor allem in Ballbesitz wacher und fokussierter im Vergleich zu seinen ersten drei Wettbewerbseinsätzen im FCZ-Trikot (alle mit Züri Live-Note 3). Ohne Ball stand er hingegen weiterhin noch zu häufig etwas alibimässig im luftleeren Raum, wo er keine echte defensive Funktion erfüllte und wichtige Räume für den Gegner öffnete. Nach der Pause nahm seine Leistungskurve zudem auch im Spiel mit Ball stark ab und nach der Einwechslung von Krasniqi bestätigte sich erneut die Vermutung nach der Inkompatibilität dieser zwei sehr ähnlichen Spieler, welche sich bereits im ersten gemeinsamen Einsatz in Solothurn angedeutet hatte. Leitner übernahm von Marchesano die mit dem rechten Fuss zu tretenden Eckbälle (im Wechsel mit Linksfüsser Guerrero) und tat dies gut. Marchesano konnte sich so noch mehr ganz auf seine Freistösse konzentrieren und wurde von Leitner auch einmal am nahen Pfosten selbst mit einem Corner bedient (Kopfball knapp darüber). Beim vorentscheidenden 2:0 YB’s ist Leitner sowohl in der Entstehung wie auch bei der Vollendung durch den aufrückenden Aebischer zu wenig aufmerksam. Drei von fünf Einwechslungen (Krasniqi, Pollero, Dzemaili) waren schlecht. Insgesamt hat der FCZ beim Züri Live-Notenschnitt aber seit dem Derby wieder eine aufsteigende Tendenz und in der YB-Partie die höchste Anzahl Defensivpunkte in dieser Saison.

Andy Gogia weiter fehlerhaft

Akaki Gogias Auftritte gleichen weiterhin einer Achterbahnfahrt. Neben guten Aktionen schleichen sich immer noch zu viele Fehler ein: zu spätes Entgegenkommen zum Ball, vom Fuss wegspickende einfache Bälle, „telefonierte“ Zuspiele, die zu gefährlichen Konterangriffen des Gegners führen, ungenau gespielte Bälle auch auf kurze Distanz, Flanken ins Niemandsland und zu passives Verhalten im Pressing und in den Zweikämpfen. Seine beste Aktion hatte der deutsche Offensivspieler in der 16. Minute, als er Moumi bei einem im Ansatz schnellen Gegenstoss YB’s mit einer Kopfballklärung ins Seitenaus energisch stoppte. Blerim Dzemaili wiederum machte bei seinem ersten Liga-Teileinsatz seit vier Monaten wieder da weiter, wo er in der Rückrunde aufgehört hatte, stand im Mittelfeld dem eigenen Mitspieler Antonio Marchesano im Weg, vergass seine Position zu besetzen und spielte Alexandre Jankewitz aus kurzer Distanz einen unerklärlichen Fehlpass direkt in die Füsse – daraus folgte ein gefährlicher YB-Konter, der nur dank der Abschlussschwäche des eingewechselten YB-Stürmers Wilfried Kanga (mit 23 Jahren bisher insgesamt fünf Karrieretore auf Stufe Profifussball) nicht zum Erfolg führte.

Telegramm

BSC Young Boys – FC Zürich 4:0 (1:0)
Tore: 45.+4 Fassnacht (Martins) 1:0; 64. Aebischer (Fassnacht) 2:0, 69. Aebischer (Moumi) 3:0; 89. Elia (Aebischer) 4:0.
Young Boys – Von Ballmoos; Hefti, Lauper, Zesiger (46. Camara), Garcia; Fassnacht, Martins (85. Jankewitz), Aebischer, Moumi (76. Sulejmani); Elia, Siebatcheu (76. Kanga).
FCZ – Brecher; Boranijasevic, Omeragic, Hornschuh, Aliti (62. Gnonto), Guerrero; Doumbia (62. Krasniqi), Leitner (78. Dzemaili), Marchesano; Ceesay (70. Pollero), Gogia (70. Rohner).

FCZ ohne Standardspezialist Marchesano – Coric mit Super League-Début / Vorschau und Aufstellungen FCZ – Servette

Antonio Marchesano und Théo Valls gehören aktuell zu den grössten Standardspezialisten der Liga. Dazu kommen Kastriot Imeri und Miroslav Stevanovic bei den Gästen, sowie Adrian Guerrero und Moritz Leitner beim FCZ. Der FCZ hat in der Liga bisher 62% seiner Treffer auf Standards erzielt – die restlichen 38% durch Umschaltspiel. Noch kein einziges Tor ist dem Letzigrundteam diese Saison aus dem Aufbauspiel heraus gelungen. Bei Servette hingegen stehen die Tore aus Umschaltspiel an erster Stelle, gefolgt von Aufbauspiel. Defensiv ist Servette am wenigsten anfällig auf Gegentreffer aus dem Umschaltspiel, der FCZ auf Gegentreffer aus dem Aufbauspiel. Dass sich das traditionell auf Aufbauspiel bauende Servette zuletzt im Umschaltspiel verbessert hat, könnte also zu einem wichtigen Erfolgsfaktor gegen den FC Zürich werden.

Der FCZ muss aber gegen Servette auf seinen erfolgreichen Standardschützen Antonio Marchesano verzichten. Der Tessiner wird verletzt / rekonvaleszent gemeldet. An seiner Stelle spielt Neuverpflichtung Ante Coric, der in Kriens einen ansprechenden Teileinsatz gezeigt hat, erstmals von Anfang an und erstmals in der Super League.

Servette muss ebenfalls auf einen Offensiv-Pfeiler verzichten – Miroslav Stevanovic ist ebenfalls verletzungsbedingt nicht mit nach Zürich gereist. Ronny Rodelin und Alex Schalk assistieren im Dreiersturm Grejohn Kyei.

Kostadinovic, Kryeziu, Krasniqi, Gnonto und Aliu beginnen im Kleinfeld / Vorschau und Aufstellungen Kriens – FCZ

Beim FCZ kehrt der in Bern gesperrt gewesene Mirlind Kryeziu in die Startformation zurück – gegen die Mannschaft, zu der er letzte Rückrunde ausgeliehen war. Ausserdem stehen Bledian Krasniqi, Wilfried Gnonto und wie in Solothurn Zivko Kostadinovic von Anfang an auf dem Kleinfeld, welches nicht nur so heisst, sondern tatsächlich auch die kleinsten Ausmasse aller Plätze der Swiss Football League hat.

Beim letzten Aufeinandertreffen zwischen dem FCZ und dem SC Kriens im Schweizer Cup vor zweieinhalb Jahren kamen die favorisierten Zürcher im Letzigrund nur mit Glück weiter. Unter dem neuen Trainer Davide Morandi konnten die Krienser in der neuen Saison in der Meisterschaft noch keinen Sieg landen – nur im Schweizer Cup gegen den nicht ungefährlichen Erstligisten Vevey United. In den ersten sechs Runden konnte der Tessiner aus verschiedenen Gründen noch keine Stammformation finden und die jahrelange Auswärtsstärke schlug angesichts der klaren Niederlagen bei den Spitzenteams Xamax und Vaduz konnte bisher nicht konserviert werden. Heute im Cup rotiert Morandi erneut. So erhalten in der Offensive die jungen Mark Marleku und Lino Lang die Chance, sich zu zeigen. Die beiden haben gute Erinnerungen an den FCZ, standen sie doch Ende Juli letzten Jahres in der zweitletzten Runde beim 2:1-Sieg des FC Luzern gegen das Letzigrund-Team auf dem Platz – Lang erzielte gar mit einem glänzenden Weitschuss der Siegestreffer für den Super League-isten – nur einen Kilometer Luftlinie vom Kleinfeld entfernt in der Swissporarena. Der vom FCZ ausgeliehene Izer Aliu musste zuletzt in Vaduz (1:4) in der Innenverteidigung aushelfen, wird heute aber wohl wieder im Mittelfeld auflaufen.

Ein Marchesano „on fire“ überdeckt einige Mankos / St. Gallen – FCZ in der Züri Live-Analyse

Antonio Marchesano erfreut sich einer ausgezeichneten Verfassung. Im sechsten FCZ-Wettbewerbsspiel der Saison ist der Tessiner zum vierten Mal der Most Valuable Player – oder anders gesagt: bisher in allen Auswärtspartien! In St. Gallen ist er an allen drei FCZ-Treffern beteiligt, zwei davon sind seine Standards. Und: nach Luzern und Solothurn erzielt Marchesano zum dritten Mal in sechs Matches ein Direktes Freistosstor – historisch! Auch Ousmane Doumbia gelingt im Kybunpark eine starke Leistung, währenddessen die dritte Zentrumsposition ein Schwachpunkt war: Bledian Krasniqi und der für ihn eingewechselte Moritz Leitner liessen Einiges zu wünschen übrig.

Leitners und Krasniqis Mankos

Immerhin: eine leichte Steigerung im Vergleich zum Cupspiel in Solothurn und dem Derby war bei Moriz Leitner sichtbar. Trotzdem wirkte der Bayer auf dem Platz weiterhin wie ein „überzähliger“ Spieler, welcher tendenziell das Zürcher Spiel mit Ball verlangsamt und im Spiel ohne Ball die Kompaktheit beeinträchtigt sowie Zweikämpfen, speziell in der Luft, aus dem Weg geht. Bis anhin vermochte Leitner den ersten Eindruck eines weiteren für den heutigen Fussball auf Super League-Niveau zu langsamen und verspielten Zentralen Mittelfeldspielers in der Tradition von Sertic, Popovic und Dzemaili noch nicht zu beseitigen. Krasniqi, der im Spiel mit Ball Räume und Geometrien wie kaum ein anderer FCZ-Kaderspieler sieht, geht dieses visionäre Element im Spiel ohne Ball noch ab – speziell wenn wie in St. Gallen der Gegner deutlich schneller agiert, als dies Challenge League-Mannschaften tun. Immerhin verhinderte Krasniqi bei St. Galler Kontern zwei Mal mit beherzten Sprints in der Rückwärtsbewegung Schlimmeres. Auch Fabian Rohner muss defensiv noch klarer agieren und sich in jeder Aktion entscheiden: Tiefe abdecken? Passweg zustellen? Ball erobern? Zu häufig macht er weder das eine noch das andere richtig und kann somit von einem überlegt agierenden Gegner relativ einfach überspielt werden.

Andy Gogias Achterbahnfahrt / zwischen Görtler und Gnonto fliegen erneut die Fetzen

Andy Gogia gelang mit einem von Lüchinger abgefälschten Drehschuss im Strafraum zum zwischenzeitlichen 1:1 sein erster Liga-Treffer für den FCZ. Er ist zur Zeit der Spieler in der FCZ-Mannschaft mit den grössten Leistungsschwankungen sowohl zwischen den Spielen wie auch innerhalb einer Partie. In St. Gallen beispielsweise folgte auf ein sehr gutes erstes Viertel ein schlimmes zweites. In der Zweiten Halbzeit stabilisierte sich dann sein Auftritt, wobei er ab der 60. Minute auf der rechten Aussenläuferposition mehr Mühe bekundete, als zuvor im Sturm. Bemerkenswert in der Entstehung von Gogias Premièrentreffer übrigens das Assist, ein hervorragender Chip-Ball von Ousmane Doumbia über den im Weg stehenden Schiedsrichter Cibelli hinweg. Ein Vorteil von vier Direktbegegnungen pro Saison wie in der Schweizer Super League ist, dass auf dem Platz zwischen den Spielern Geschichten entstehen und weitergesponnen werden können. So die mittlerweile fast schon garantierten mit Haken und Ösen geführten Duelle zwischen Lukas Görtler und Wilfried Gnonto. Die versteckten Fouls des Deutschen kommen beim heissblütigen jungen Italiener natürlich jeweils alles andere als gut an. Er bleibt für einen 17-jährigen dabei aber bewundernswert professionell. Und erzielt sein zweites Super League-Tor per Kopf nach einer blendend ausgeführten Cornervariante von Marchesano über Fidan Aliti.

Sorgenkinder in der Hintermannschaft

Nach dem Derby auch in St. Gallen ein ungenügender FCZ-Keeper: Yanick Brecher steht mehrmals nicht am richtigen Ort, macht aktivistische Zwischenschritte und trifft die falschen Entscheidungen. Dazu kommen für seine Verhältnisse ungewöhnlich viele Probleme bei der Spieleröffnung. In der Schlussphase hat Brecher zudem Glück, dass dank der Offsideposition von St. Gallens Victor Ruiz sein Fehler nicht mit dem Siegtor der Grünweissen bestraft wird. Auch Becir Omeragic ist angefangen mit dem Cupmatch in Solothurn in eine kleine Baisse gefallen. In St. Gallen verlor er beispielsweise seine Luftduelle mehrheitlich deutlich, auch wenn er in der besseren Position als der Angreifer war. Dafür war von Fidan Aliti erstmals unter dem neuen Trainer Breitenreiter ein Auftritt zu sehen, der an die letzte Saison erinnerte, als Aliti einer der wichtigsten Leistungsträger im Team war.

Telegramm

St. Gallen – FC Zürich 3:3 (2:1)
Tore: 20. Guillemenot (Lüchinger) 1:0, 23. Gogia (Doumbia) 1:1, 39. Kempter (Lüchinger) 2:1; 59. Marchesano (Freistoss, Krasniqi) 2:2, 67. Diakité (Ruiz) 3:2, 76. Gnonto (Aliti) 3:3.
St,. Gallen – Zigi; Lüchinger (86. Stillhart), Stergiou, Fazliji, Kempter; Diakité; Görtler, Youan; Ruiz (86. Babic); Guillemenot (63. Besio), Schubert (69. Duah).
FCZ – Brecher; Omeragic, Kryeziu, Aliti; Rohner (60. Gnonto), Krasniqi (60. Leitner), Doumbia, Guerrero; Marchesano (90.+2 Hornschuh); Ceesay, Gogia (90. Wallner).

1 2