FCZ-Testspielbilanz & erste Einschätzungen zur neuen Mannschaft – Teil 2

Die Innenverteidigung der letzten Saison Omeragic / Kamberi – Kryeziu – Aliti ist zusammengeblieben. In der Super League hat sich diese Formation letzte Saison gut bewiesen. Die internationalen Spiele werden aber sicherlich zu einer interessanten Herausforderung, auch wenn die Akteure über die verschiedenen Nationalteams bereits einige internationale Erfahrung mitbringen. Alternative Marc Hornschuh hat zuletzt gegen Altach in der Verteidigung einen besseren Eindruck hinterlassen als im Mittelfeld. Karol Mets ist nach der späteren Rückkehr aufgrund der Nationalmannschaftseinsätze noch relativ weit von der Wettkampfform entfernt. Silvan Wallner bringt defensiv weiterhin nicht genügend Format mit. Testspieler Fabao scheint von seinen Voraussetzungen her, speziell bezüglich Speed, eher ein Mann für die Promotion League-Equipe als Ersatz für den zum FC Wil gewechselten Genis Montolio zu sein. Dafür wäre aber wohl notwendig, dass der Brasilianer auch einen europäischen Pass besitzt.

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Cheick Condé – das fehlende Puzzle-Stück

Cheick Condé ist der wohl wichtigste Neuzugang des Sommers. Der 21-jährige Guineer bringt ein Element in die Mannschaft, das letzte Saison trotz Meistertitel gefehlt hat: ein ruhender Pol im Zentrum mit starker Physis und sehr gutem Positionsspiel. Blerim Dzemaili war sicherlich in der ein oder anderen Form beteiligt am Transfer seines Ex-Teamkollegen Ole Selnaes und hat damit gleich seinen eigenen Konkurrenten mit nach Zürich gelotst. Die Stärke von beiden sind lange Bälle aus dem Rückraum, während gleichzeitig beide in den Zweikämpfen, in der Rückwärtsbewegung und allgemein im Defensivverhalten ihre Mankos haben. Selnaes gelang gegen YF Juventus ein Weitschusstor mit dem Aussenrist aus 20 Metern.

Neuverpflichtungen klatschen sich ab: Ole Selnaes geht wenige Augenblicke nach seinem Premierentreffer für den FCZ gegen YF Juventus raus, Ivan Santini kommt rein

Konditionell hat der ehemalige Leistungsträger von Rosenborg aber noch sehr viel Rückstand. Diesbezüglich hat Bledian Krasniqi sicherlich einen Vorteil. Er scheint die aufsteigende Form der letzten Saisonwochen über die Sommerpause konserviert zu haben und will sich ganz offensichtlich aufdrängen. Krasniqi streitet sich wohl als Dritter im Bunde mit Dzemaili und Selnaes um einen Platz. Die ebenfalls in der Vorbereitung eingesetzten Izer Aliu und Leo Aversa haben hingegen wohl kaum eine Chance. Miguel Reichmuth scheint sich in der 2. Mannschaft bei Roberto Rodriguez (wie Reichmuth ebenfalls Schweizer mit Chilenischen Wurzeln) unter anderem bei Standards einiges abgeguckt zu haben. Stephan Seiler könnte als Backup für Condé fungieren. Seine Testpartien waren aber wie schon vor einem Jahr durchzogen. Bei ihm scheint der mentale Aspekt eine wichtige Rolle zu spielen. Wenn Seiler befreit aufspielen kann, wie gegen Ende Saison in St. Gallen, ist er zu phänomenalen Leistungen fähig.

Tosin und Vyunnik blühen auf

Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft ist und bleibt Antonio Marchesano – ob auf der 10er-Position oder wie gegen Altach im Zweimannsturm mit seinem möglicherweise neuen Partner im Zentrum, Aiyegun Tosin. Schon seit Jahren ist der Tessiner auch für die (defensive) Organisation der Zürcher Vordermannschaft zuständig. Während Captain Yanick Brecher die Spieler der Hintermannschaft von hinten mit Hinweisen beschallt, sorgt Marchesano bei den Stürmern, offensiven Mittelfeldspielern und Fl¨ügeln für Ordnung. In einzelnen Fällen der letzten Jahre hat Marchesano auch mal auf der Achterposition oder gar auf dem Flügel agiert, aber grundsätzlich sollte er wenn immer möglich auf einer Position spielen, wo er seine Stärken am besten ausspielen kann – also auf der 10 oder als (hängende) Spitze. Dies schränkt die Auswahl an sinnvollen Formationen etwas ein. Wie sein Kumpel Adrian Guerrero ist Marchesano nicht einfach ersetzbar. Einer der beiden Reichmuth-Brüder oder Stephan Seiler würden am ehesten passen. Oder die taktische Formation wird geändert.

Tosin wirkte in den Testspielen so fokussiert und zielstrebig wie noch nie in seiner bisher wechselhaften FCZ-Zeit. Er könnte durchaus mit dem (spiel-)intelligenten Marchesano in ähnlicher Weise zusammenfinden, wie dies beim Duo Ceesay / Marchesano der Fall gewesen war. Im Zentrum ist der seit diesem Jahr für Benin spielende Nigerianer auf jeden Fall effektiver, als auf der Seite. Bohdan Vyunnik gewinnt nach mehreren Monaten beim FCZ mittlerweile Woche für Woche mehr Sicherheit. Ivan Santini ist zwar nicht so schnell wie Blaz Kramer, dafür technisch und im Abschluss deutlich besser.

Variabler durch Flügelzange

Okita als typischer Flügelspieler aus dem Holländischen Fussball bringt zusätzliche taktische Flexibilität. Gnonto sieht Foda vermutlich auch eher auf der Flügelposition. Dazu kommen allenfalls auch noch Janko, Haile-Selassie, Gogia, Rohner oder Tosin auf einer möglichen vorderen Seitenposition im 4-4-2, 4-3-3 oder 3-4-3. Insgesamt ist das Gesicht und der Groove der Mannschaft 21/22 auch in der Vorbereitung zur neuen Saison erkennbar. Und dieses hat zusätzliche Facetten / Varianten dazu erhalten. Zwei grosse Fragen bleiben aber trotzdem offen: Wie gut gelingt der Start? Und: wie schlägt sich dieses Team international? Die Mannschaft ist besser als 16/17 und 18/19. Die Gegner sind in der Zwischenzeit aber auch besser geworden.

FCZ-Testspielbilanz & erste Einschätzungen zur neuen Mannschaft – Teil 1

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