Der neue Coach Genesio Colatrella – kein typischer „Nachwuchstrainer“

Heute hat der FC Zürich bekanntgegeben, dass „Zwei“-Coach Genesio Colatrella die 1. Mannschaft interimistisch als Cheftrainer übernimmt – „bis die Nachfolge geregelt ist“. Personell scheint es auf den ersten Blick eine gute Wahl zu sein. Allerdings hinterlässt eine Cheftrainernomination mit dem Zusatz „bis die Nachfolge geregelt ist“ ein etwas ungutes Gefühl. Der FCZ stieg in der Saison 15/16 vor allem aufgrund der „Übergangsphase“ vom früh vor die Tür gestellten Urs Meier zu Sami Hyypiä ab. Die Mannschaft wusste, dass Rizzo nicht lange bleiben würde. Es war alles im Schwebezustand. Rizzo konnte so gar nicht die notwendige Autorität aufbauen und ausspielen. Als Rizzo in der Saison 20/21 Ludovic Magnin ablöste, tat er dies zwar vorerst ebenfalls als Interimstrainer. Die Rückendeckung für ihn war aber stärker und es wurde dann auch bald festgelegt, dass er mindestens bis zur Winterpause Cheftrainer bleiben würde. Die Mannschaft fing sich und kletterte bis auf den 4. Platz.

Colatrella: eher Resultattrainer als Ausbildner

Trainerbeurteilungen sind, wenn man die Sache ernst nimmt, komplexer als Spielerbeurteilungen. Die heutige Nomination des FCZ klingt aber erst mal vielversprechend. Der Zentralschweizer Colatrella ist 50 Jahre alt und bringt viel Erfahrung aus fast allen möglichen Rollen und Perspektiven im Schweizer Fussball mit. Er hat für einen Super League-Cheftrainer das Idealalter. Falls er die Ambition hat, im Profibereich Fuss zu fassen, dann wäre jetzt sicherlich der letztmögliche Moment dafür. Colatrella wurde beim FC Luzern und im Innerschweizerischen Fussballverband sehr wertgeschätzt und über längere Zeit als Cheftrainerkandidat beim FCL gehandelt, bevor ihn der FC Zürich ins Heerenschürli holte. Der FC Luzern hat im Nachwuchsbereich in den letzten Jahren von allen Schweizer Klubs den grössten Schritt nach vorne gemacht. Den Schritt aus dem Luzerner Nachwuchs in den Profifussball schaffte Gerardo Seoane – und dieser wurde innert kurzer Zeit dreifacher Schweizer Meister und trainiert heute mit Bayer Leverkusen einen deutschen Champions League-Teilnehmer.

Colatrella war zwar über lange Zeit in verschiedenen Rollen im Nachwuchsbereich tätig. In der Rolle als Cheftrainer einer Mannschaft ist er aber trotzdem nicht in erster Linie als der archetypische Ausbildner grosser Talente bekannt. Stattdessen ist Colatrella viel eher mit guten Resultaten und einem erfolgreichen Umgang mit erfahrenen Spielern aufgefallen. Typisch dafür die letzte Saison mit der FCZ U21. Das „Zwei“ des FCZ erreichte das zweitbeste Ergebnis seiner Geschichte. Nur die Saison 16/17 war noch ein klein bisschen besser gewesen. Auch damals (unter Massimo Rizzo – mit Aliu, Domgjoni, Kryeziu, Rüegg, Muheim und Co.) war die U21 die 25.-beste Mannschaft der Schweiz – mit zwei Punkten mehr als 21/22. Colatrellas Equipe war dabei vom Talent her verglichen mit anderen FCZ U21-Jahrgängen eher unterdurchschnittlich besetzt.

Erfolgreiche Saison mit der FCZ U21 – starke Routiniers

Untypisch für eine FCZ U21 behandelte Colatrella sein Team nicht wie eine „Nachwuchsequipe“ (was sie vom Alter und der Liga her ja sowieso nicht ist), sondern als eine Wettbewerbsmannschaft mit Ambitionen. Auch der SFV hat mit der U21-Nationalmannschaft in den letzten Jahren diese Richtung eingeschlagen. So spielte Colatrellas U21 die ganze Saison hindurch mit einer Stammelf. Diese fand genauso wie parallel André Breitenreiters „Eins“ im Verlauf des Jahres immer besser zusammen. Man hatte in beiden Fällen nicht die talentierteste Mannschaft der Liga, entwickelte aber ein gutes gegenseitiges Verständnis und Kohäsion. Die taktische Ausrichtung (bei Colatrella ein 4-1-4-1) war dabei in beiden Teams auf Resultatorientierung und (defensive) Stabilität als Basis für eine erfolgreiche Offensive aufgebaut.

Speziell auffällig dabei auch die Leistungen und Entwicklung der erfahrenen Spieler im Team. Roberto Rodriguez bei seinen Einsätzen in der Saison 20/21 beim FC Schaffhausen zuzuschauen, war schmerzhaft, die Körpersprache deutlich ungenügend. Erlebt ein solcher Spieler dann auch noch den persönlichen Abstieg von einer Challenge League-Equipe in ein Promotion League-Team, lässt er sich in der Regel noch mehr gehen. Nicht so Robi. In der FCZ U21 trat er mit der Captainbinde am Arm so motiviert auf und schlug so gute Standards wie zu seinen besten Zeiten. Auch der letzte Saison 25-jährige Innenverteidiger Genis Montolio entwickelte sich zu einer wichtigen Stütze. Nicht mit Gardemassen für seine Position ausgestattet, aber mit viel Leidenschaft und Siegeshunger. Montolio entwickelte sich unter Colatrella sehr gut. Heute ist der “Spätzünder“ ein wichtiger Faktor dafür, dass der letztjährige Challenge League-Neunte Wil überraschend von der Tabellenspitze grüsst.

Was für ein permanentes Engagement von Colatrella spricht

Das Label „Nachwuchstrainer“ kann in die Irre führen. Es gibt sehr unterschiedliche Jugend-Coaches. Ein Urs Fischer beispielsweise war schon im Zürcher Nachwuchs eher ein resultatorientierter Trainer. Nicht für die Ausbildung von Toptalenten bekannt, sondern für das erfolgreiche Formen einer Equipe. Ein Gegenstück dazu war beispielsweise Ausbildner Federico Valente – seit fünf Jahren im Nachwuchs des SC Freiburg tätig (erst U17-, jetzt U19-Trainer). Zu seiner Zeit als FCZ-Nachwuchscoach (U16) war die Entwicklung der Spieler so schnell und frappant, dass man ihr Wachstum fast wie bei Bambusgräsern täglich plastisch mitverfolgen konnte. Colatrella ist von seiner Ausrichtung her eher ein „Fischer“, als ein „Valente“.

FCZ-Cheftrainer seit 2003 nach Punkteschnitt (in absteigender Reihenfolge, Challenge League-Bilanz nicht berücksichtigt)

Analysiert man die Punktebilanz der FCZ-Trainer seit Lucien Favre, gibt es mit Favre selbst und Breitenreiter zwei Ausreisser nach oben, die beide von extern gekommen sind. Die Ausreisser nach unten (Hyypiä, Fringer, Foda) kamen aber auch alle von extern. Die aus dem eigenen Nachwuchs beförderten Rizzo, Meier, Fischer und Magnin befinden sich (in dieser Reihenfolge) in der soliden Mitte. Mit eigenen Trainern so scheint es, kann man also im Gegensatz zu Externen nichts falsch machen. Die eigenen Trainer haben die Hälfte der letzten vier Titel geholt. Europäische Highlights gegen Top-Liga Teams wie die Siege gegen Villarreal oder Leverkusen waren ausschliesslich mit eigenen Trainern. Und manchmal kommt aus der eigenen Academy sogar ein Top-Trainer wie Urs Fischer.

Generell schlechte Erfahrungen mit deutschen Trainern

Abgestiegen ist man hingegen mit externen Trainern. Der aktuell historisch schlechte Saisonstart passierte ebenfalls unter einem Externen. Mit deutschen Trainern hat man in den letzten 44 Jahren mit einer Ausnahme schlechte Erfahrungen gemacht (Sing, Konietzka II, Bongartz, Neumann, Foda). Hyypiä hatte seinen Einstieg ins Trainermetier ebenfalls in Deutschland. Ein „eigener“ kennt die Spieler und die Liga schon sehr gut und macht weniger unnötige Fehler, die selbst Breitenreiter bei all seinen sonstigen Qualitäten zu Beginn unterlaufen sind. Auch dies spricht eher dafür, einen Mann wie Genesio Colatrella in der Listê der Trainerkandidaten auf die Pole Position zu setzen. Einen Externen kann die sportliche Führung weniger gut beurteilen. Da muss man sich zu 100% sicher sein, dass er nicht wie Foda zu einem weiteren teuren Flop wird. Stellt sich bei einem Kandidaten ein „Breitenreiter-Feeling“ ein: okay. Sonst: lieber die Finger davon lassen…

Cup-Torhüter Kostadinovic degradiert, Dzemaili und Omeragic spielen trotz Kunstrasen, Sturmduo Avdijaj + Santini / Lausanne-Sport – FCZ Vorschau und Matchblatt

Vor Jahresfrist ist der FCZ im Cup gegen einen durch einen Ex-Trainer trainierten Waadtländer Challenge League-Vertreter im Achtelfinal aus dem Schweizer Cup ausgeschieden. Trainer Breitenreiter experimentierte damals personell und taktisch. Eine Saison später erlebt der Eine oder Andere beim FCZ somit vor dem Cup-Sechzehntelfinal wohl kleine Déjà Vu-Flashs. Im Unterschied zu damals kann Lausanne-Sport seinen Kunstrasen auf das Duell mit dem Favoriten hin nicht speziell präparieren, wie das mit dem Yverdoner Naturrasen gemacht wurde.

Brighton Labeau trifft aus allen Lagen

Die Frage stellt sich zudem, ob der FCZ gegen das Team von Ludovic Magnin überhaupt Favorit ist. Lausanne-Sport führt die Challenge League-Tabelle punktgleich mit dem FC Wil an und hat sich im Sommer trotz Abstiegs eher verstärkt. Der FCZ reist hingegen nach fünf Niederlagen in Folge mit tiefem Selbstvertrauen und einer Mannschaft, die sich noch immer nicht richtig gefunden hat, an den Lac Léman.

Magnins Team zeichnet sich aktuell durch eine grosse personelle und taktische Konstanz aus. Ähnlich wie bei Breitenreiters FCZ letzte Saison spielen fast immer die gleichen Spieler und immer im gleichen 3-5-2. Mit Custodio, Sanches und Gaudino läuft jeweils ein spielstarkes Zentrum auf. Vor allem profitiert Lausanne von einem grossen Vorteil, den viele Gegner aktuell gegen den FCZ haben – im Vergleich deutlich treffsicherere Stürmer. Speziell Brighton Labeau ist ein Stürmer, welcher dem FCZ in der aktuellen Situation sicherlich helfen würde. Der Nationalspieler von Martinique verbindet Physis mit guter Technik und trifft mit Links, Rechts und auch mit dem Kopf. Lausanne erzielt seine Tore auf unterschiedliche Weise – Aufbauspiel, Umschaltspiel, von der Seite oder auch durch die Mitte – und ist deshalb schwierig ausrechenbar.

Lässt Magnin Wintis Aufstiegsheld Spiegel auch gegen den FCZ ran?

Die Gegentore gleichen sich hingegen und erinnern stark an Magnins Zeit als FCZ-Coach. Seine Mannschaft arbeitet etwas zu légère gegen den Ball und ist in der Rückwärtsbewegung zu langsam. Die Phase, in welcher seine Mannschaft weder vorne im Pressing Druck macht, noch hinten kompakt steht, dauert zu lange. In der Kombination gibt es so für die Gegner immer wieder die Möglichkeit ohne Druck die Waadtländer mit einem langen Ball hinter die Abwehr zu überspielen – oder vor dem Strafraum viel Platz vorzufinden und mit Weitschüssen zu reüssieren, mit denen Torhüter Thomas Castella seine Mühe hat.

In der 1. Cuprunde in Gland spielte allerdings der aus dem Solothurn- und GC-Nachwuchs stammende Raphael Spiegel. Dieser stieg als Nr.1-Torhüter mit Winterthur auf, wählte aber den Transfer zu Absteiger Lausanne und sitzt dort auf der Bank – während Winterthur im Oberhaus Torhüterprobleme hat und während der jungen Saison bereits einen Wechsel von Pukaj zu Fayulu vollzogen hat. Da Spiegel bei Lausanne sicherlich nicht den Status als „klassische Nummer 2“, sondern eher als „1B“-Torhüter hat, kann es gut sein, dass er auch gegen den FCZ im Sechzehntelfinal aufläuft. Nassim Zoukit fehlt gesperrt. Der Mittelfeldspieler ist allerdings nicht Stamm. Kukuruzovic, Grippo und Spielmann fehlen längere Zeit, Ex-FCZ-Stürmer Aldin Turkes wurde zuletzt nach langer Verletzungspause zuletzt wieder als Joker eingesetzt. Wegen eines Kreuzbandrisses ist der Zuger beinahe zwei Jahre ausgefallen.

Mehr Konstanz und starke Schlussphasen zuletzt beim FCZ

Der FCZ hat zuletzt trotz Niederlagenserie etwas mehr Konstanz in seiner Spielweise gezeigt. In Norwegen konnte er in beiden Halbzeiten in der Schlussphase zulegen. Wichtig wird sein, Standards und Flanken des Gegners so weit es geht zu vermeiden und gut zu verteidigen – und im Angriffsdrittel kaltblütig zu agieren. Da Franco Foda darauf schaut, wer zuletzt Tore erzielt hat, kann sich Donis Avdijaj gute Chancen auf die Startformation in Lausanne ausrechnen. Ivan Santini kommt langsam auch besser in Schwung, was zumindest die Dauer seiner Teileinsätze verlängern kann. Obs aber bereits für eine gute Leistung über 60 Minuten und mehr reicht? Bei der Aufstellung muss zudem sicherlich auch eine bei den herrschenden Kräfteverhältnissen nicht unwahrscheinliche Verlängerung mitberücksichtigt werden.

Lausanne-Sport spielt tatsächlich genau wie in der Vorschau vermutet. Ludo Magnin setzt also weiter auf Konstanz.

Beim FCZ hingegen gibt es einige Änderungen. Trainer Foda vertraut darauf, dass Ivan Santini schon so weit ist, dass er von Anfang an für Wirkung sorgen kann. Dzemaili und Omeragic spielen trotz Kunstrasen ebenfalls von Anfang an. Und Cup-Torhüter Kostadinovic wird “degradiert“. Yanick Brecher steht auch in Lausanne zwischen den Zürcher Pfosten. Der FCZ wechselt zudem wohl wieder zurück zum 3-4-1-2 System und würde damit mit der gleichen taktischen Formation auflaufen wie der Gegner.

Foda setzt auf Speed: Bodø/Glimt – FCZ Matchblatt und Vorschau

Heute tritt der FC Zürich zum nördlichsten Wettbewerbsspiel seiner 126-jährigen Vereinsgeschichte an, nördlich des Polarkreises in der 40’000-Einwohnerstadt Bodø (von der Grösse her vergleichbar mit Thun oder Bellinzona). Es ist gleichzeitig auch das erste Europacupspiel gegen eine norwegische Mannschaft. Dies nach Duellen mit Teams aus Schweden (Malmö FF 1973), Dänemark (AB Gladsaxe 1968, Bröndby IF 2005), Finnland (Turku PS 1976) und Island (IB Akureyri 1970). Die Duelle mit dänischen und schwedischen Opponenten verliefen dabei jeweils ausgeglichen – gegen Turku PS und IB Akureyri setzte sich der FCZ in den 70er-Jahren klar durch. Bodø liegt auch aus norwegischer Perspektive weit abgelegen im Norden. Bis 1963 durften Teams aus dem Norden nicht am Norwegischen Cup-Wettbewerb teilnehmen und bis 1972 nicht in die oberste Liga aufsteigen. Selbst danach gab es für Nordklubs zusätzliche Hürden zu bewältigen. Sie wurden pauschal nicht als kompetitiv betrachtet – dazu kamen die Umstände der weiten Anreise für das Gros der norwegischen Elite.

Über vier Duelle besser als der Conference League-Sieger

1975 gewann Bodø/Glimt als erster Klub aus dem Norden Norwegens den Cup (als Zweitligist) und vor zwei Jahren im Herbst 2020 erstmals die Meisterschaft. Wie der FCZ spielten die in Gelb auftretenden Nordländer vor nicht allzu langer Zeit noch in der zweithöchsten Liga – und zwar in der Saison 2018. In Norwegen geht eine Fussballsaison von Anfang April bis Mitte November. 2022 musste / durfte Bodø dank der Erfolge im Europacup schon Mitte Februar mit den erfolgreichen Sechzehntelfinal-Duellen gegen Celtic (zwei klare Siege) starten. Und die AS Roma lag gegen Bodø/Glimt ebenfalls „im Koma“. Wie in der Saison, als der FCZ ebenfalls „Celtic Glasgow“ schlug.

Das Team um Trainer José Mourinho verlor letzten Oktober im Aspmyra Stadion diskussionslos mit 1:6 und erreichte gegen die Nordnorweger auch im Olimpico nur ein 2:2. Im Viertelfinal traf man im April dann gleich nochmal aufeinander. Bodø siegte im Aspmyra erneut – diesmal mit 2:1. In Rom gabs dann aber nach einem weiten Trip nach Sandefjord am Wochenende dazwischen eine 0:4-Niederlage. Bodø gewann also eigentlich das Duell mit dem späteren Conference League-Sieger insgesamt mit zwei Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage.

Rückschlag im Nordderby / Josip Drmic zerstört Bodøs Champions League-Träume

Im Unterschied zum FCZ schaffte es Bodø bisher, seine erfolgreiche Phase nicht nur auf eine Saison zu beschränken, sondern sogar auszubauen. Gleich nach dem Wiederaufstieg erreichten die „Blitze“ (Glimt) sensationell Platz 2 in der Liga. Niemand dachte, dass sie dies wiederholen könnten. Aber Glimt toppte es sogar mit dem allerersten Meistertitel im 2020 – und dies gleich mit 19 Punkten Vorsprung! Die Überlegenheit war so gross, dass man Stürmer Jens Petter Hauge noch während der laufenden Saison zur AC Milan transferieren konnte. Auch nach dem Titel waren Fussballexperten skeptisch, ob Glimt die darauffolgende Saison vorne mitspielen können würde. Resultat: der Titel wurde verteidigt. Diesmal mit “nur“ drei Punkten Vorsprung.

In der aktuell laufenden und stark durch den Europacup geprägten Saison liegt Bodø/Glimt auf dem 3. Platz, welcher wieder zur Europacup-Teilnahme berechtigen würde. Meister wird wohl wieder Molde, der beste norwegische Klub der letzten Jahre (voraussichtlich zum sechsten Mal in Folge unter den besten zwei). Zuletzt hat Glimt in der Meisterschaft nicht nur gegen Molde, sondern anschliessend auch noch bei Tromsø IL verloren. Es war die erste Niederlage im Nord-Derby seit 2018 und auch das erste Mal seit jenem Jahr, dass zwei Ligaspiele in Folge verloren gingen. Und ausgerechnet der vom FCZ stammende Josip Drmic hat mit seinem Tor und Assist für Dinamo Zagreb in der Verlängerung des Rückspiels im „Maksimir“ die Champions League-Träume von Glimt zunichte gemacht.

Unterschied Bodø vs. FCZ: kostspielige Transfers und Meistertrainer Knudsen bleibt

Bodø/Glimt ist im Duell mit dem FCZ aber natürlich klar zu favorisieren. Die Gesamt-Form, die Konstanz, die deutlich torgefährlicheren Offensivkräfte, die Europacup-Erfolge und der Heimvorteil sprechen für die nördlichen Blitze. Wenn man Sonderfall Becir Omeragic (zur Zeit völlig ausser Form und meist aussen vor) nicht mitrechnet, haben beide Klubs einen vergleichbaren Marktwert auf transfermarkt.ch. Bodø spielt im 4-3-3 eindeutig auf Ballbesitz, trägt dem Ball Sorge. Das Knudsen-Team vermag immer wieder auch Gegner von grossem Kaliber hinten hineinzudrängen und nutzt dies dann mit entscheidenden Einzelvorstössen über 10 bis 20 Meter oder Hereingaben von der Seite (häufig an den nahen Pfosten) aus.

Gegen den FCZ kehren zudem die beiden angeschlagen gewesenen stärksten Offensivkräfte wieder ins Team zurück: Rechtsfuss Pellegrino spielt auf dem linken Flügel, Linksfuss Solbakken auf rechts. Beide gehörten zu den besten Torschützen der abgelaufenen Conference League. Deren Ersatzleute Mouka (rechts) und Grønbaek (links) sind aber ebenfalls stark. Grønbaek wurde aus dem dänischen Aarhus für satte 3 Millionen Franken verpflichtet (Vertrag bis 2027!), Eigengewächs Berg von Lens für einen noch höheren Betrag zurückgeholt. Das sind höhere Beträge, als sie der FCZ zahlen kann. Die Europacupgelder werden bei Glimt sofort wieder investiert. Ein weiterer grosser Unterschied zum FCZ: Erfolgstrainer Kjetil Knudsen ist trotz verlockender Angebote (unter anderem aus Top-Ligen) in Bodø geblieben und hat erst grad wieder seinen Vertrag verlängert.

Kehrt das Duo Infernale Pellegrino / Solbakken in die Startformation zurück?

Ausser dem erfahrenen Innenverteidiger Moe sind bei Glimt alle wieder an Bord. Wird Knudsen sein Traumduo Pellegrino / Solbakken gleich wieder von Anfang an bringen? Der FCZ muss den ballführenden Gegenspieler immer unter Druck setzen – egal ob aus einer tieferen oder höheren Position. Glimt ist gut darin, ein Nachlassen in dieser Hinsicht sofort auszunutzen. Offensiv hat der FCZ eine Chance mit schnellen, direkten Gegenstössen durch die Mitte gegen nicht aussergewöhnlich schnelle Glimt-Verteidiger.  

Erhält Vyunnik wieder eine Chance?

Der FCZ ist zuletzt zwei Mal hintereinander im 4-4-2 angetreten. Da Bodø/Glimt mit der gleichen taktischen Aufstellung wie der letzte Gegner Servette spielt, ist dies auch in Norwegen eine Option – vor allem in der Variation als 4-2-3-1 – um im Mittelfeldzentrum nicht in Unterzahl zu geraten. Zuletzt war Bohdan Vyunnik aussen vor. In der Statistik „Punkte pro Spiel“ ist der Ukrainer in der aktuellen Saison bisher der Beste beim FC Zürich (abgesehen von den nur im Cup eingesetzten Kostadinovic und Hodza). Ole Selnaes hatte als Eigengewächs von Rosenborg mit 1 Sieg, 1 Niederlage und 1 Unentschieden in seinen jungen Jahren eine ausgeglichene Bilanz gegen Bodø/Glimt.

Matchblatt: Solbakken startet, Pellegrino nicht

Die Matchblätter sind draussen! Bei Glimt beginnt tatsächlich Ola Solbakken nach längerer verletzungsbedingter Abwesenheit in der Startformation, Amahl Pellegrino sitzt hingegen vorerst auf der Bank. Linksfuss Solbakken wird vermutlich wie üblich über Rechts kommen, der junge Rechtsfuss Mugisha Mvuka, der zuletzt in der Regel rechts eingesetzt worden ist, spielt dadurch links. Gemäss Matchblatt tauschen auch die Aussenverteidiger Sampsted und Wembangomo die Seiten, aber das wäre ziemlich aussergewöhnlich. Der ebenfalls erfahrene Lode ersetzt Stamm-Innenverteidiger Amundsen. Im Mittelfeldzentrum wählt Coach Knudsen mit Berg für Grönbaek die etwas defensivere Variante. Im Sturmzentrum erhält Salvesen vor Espejord den Vorzug.

Matchblatt: Foda setzt auf Speed

Beim FCZ setzt Trainer Foda wie üblich im Europacup im Zentrum auf Erfahrung – und nicht auf Schnelligkeit und Power. Selnaes und Dzemaili beginnen. Coach Knudsen hat an der Pressekonferenz gesagt, dass sie die Schwachstellen beim FCZ ausnutzen wollen. Dazu gehören sicherlich die Defensivprobleme im Zentrum mit dem Duo Selnaes / Dzemaili. Vorne assistiert der gegen Arsenal stark spielende Krasniqi Aiyegun Tosin. Selmin Hodza ist mit auf der Bank dabei. Auf den Aussen beginnen Rohner und Okita und damit setzt Foda vor allem aufgrund der Personalie Rohner auf Speed. Mit Rohner und ohne Aliti – und damit Guerrero weiter hinten – ist es eine ziemlich mutige Aufstellung.

FCZ wieder im 4-4-2? / Servette – FCZ Vorschau und Aufstellungen

Servette ist diese Saison zusammen mit YB bisher das defensiv stärkste Team – erst fünf Gegentore in sieben Partien. Der FCZ hat schon 16 kassiert. Die Genfer gehören schon seit Jahren zu den am solidarischsten verteidigenden Teams. Und sie haben beim Verschieben der LInien Fortschritte gemacht. Die Stürmer Pflücke, Rodelin und Stevanovic sorgen zudem vorne mit ihrer defensiven Laufarbeit dafür, dass die eigenen Verteidiger möglichst wenig Arbeit erhalten. Diese tragen mit den meisten geblockten Schüssen und abgefangenen Bällen der Liga aber ebenfalls ihren Teil zur defensiven Solidität bei. Die Grenat ziehen sich stärker zurück, als in vergangenen Jahren und lauern auf schnelle Gegenstösse – wie immer viel über die Flügel.

Beim FCZ gibt es im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen Arsenal drei Wechsel: Karol Mets ersetzt Mirlind Kryeziu, Cheick Condé kommt für Blerim Dzemaili und Antonio Marchesano für Bledian Krasniqi. Kryeziu, Dzemaili und Krasniqi sitzen alle auf der Reservebank – zusammen mit Kostadinovic, Omeragic, Santini, Avdijaj, Vyunnik und Rohner. Das Spielsystem könnte wie gegen Arsenal wieder ein 4-4-2 (4-4-1-1) sein. Das übliche 3-4-1-2 wäre aber auch möglich: mit dem Zweimannsturm Tosin und Okita.

Foda bringt vier, Arteta sieben frische Kräfte / FCZ – Arsenal Aufstellungen

Arsenal-Coach Mikel Arteta bringt beim Tabellenführer der besten Liga der Welt im Vergleich zum Spitzenspiel bei Manchester United heute sieben frische Kräfte – alle aber natürlich ebenfalls gehobene internationale Klasse oder sogar Weltklasse. Die Achse mit Gabriel Magalhaes, Lokonga, Xhaka und Gabriel Martinelli bleibt bestehen.

Beim FCZ kommen vier Neue rein. Für Omeragic, Mets, Avdijaj und Rohner kommen Kamberi, Aliti, Krasniqi und Okita zum Zug.

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