Transferspekulationen – die Kandidaten des FCZ Forums im Überblick

Vorfreude ist die schönste Freude. Und zur Zeit der Vorfreude gehören im Fussball unabdingbar die Transferperioden. Es wird über Zu- und Abgänge spekuliert, diskutiert. An diese personellen Rochaden knüpfen sich die Hoffnungen der Fans auf eine bessere Runde – diesmal die um zwei Spiele verlängerte Frühlingssaison. Zusätzlich befeuert wurde die Diskussion im FCZ-Umfeld durch Aussagen des Trainers und des Präsidenten nach dem Ende der in den nationalen Wettbewerben enttäuschenden Herbstrunde. 

Von Wohlen bis Hoffenheim – breite Palette an Wunschspielern

Es werden fortlaufend Namen in den Ring geworfen, so dass man sich manchmal an die noch vor ein paar Wochen heiss diskutierten Kandidaten kaum mehr erinnert. Züri Live schafft Abhilfe mit einem Überblick über alle vom 1. November bis heute im FCZ Forum diskutierten Transferkandidaten. Die Spekulationen und Vorschläge stammen dabei teilweise aus Drittquellen, teilweise aus dem Forum selbst. Auf Züri Live-Vorschläge oder vermutete Transferziele des Klubs soll dabei weitgehend verzichtet werden. Der Überblick fokussiert sich auf die Kandidaten aus dem FCZ Forum.

Das Feld der vorgeschlagenen Neuverpflichtungen ist breit gefächert. Es reicht von einem Spieler aus dem Schweizer Amateurbereich bis zu Bundesliga- und Serie A-Akteuren. Von einem Marktwert von Null bis vier Millionen Franken. Letzteren Betrag sind Jacob Bruun Larsen (Hoffenheim) sowie Josh Maja (Bordeaux, Ligue 2) gemäss “Transfermarkt“ wert. Der Amateurspieler ist der 17-jährige Alessandro Vogt vom FC Wohlen. Nur wenige der aufgeführten Kandidaten sind keine Offensivspieler, mehr als die Hälfte sind Mittelstürmer.

Eingrenzung des Kandidatenkreises durch die Kriterien „Kurzfristiger sportlicher Nutzen“ und „Realisierbarkeit“

Gruppiert werden die Kandidaten nach den Kriterien «Kurzfristiger sportlicher Nutzen» und «Realisierbarkeit». Das Kriterium «Realisierbarkeit» zeigt die Wahrscheinlichkeit nach Einschätzung von Züri Live, dass der FCZ oder ein mit dem FCZ vergleichbarer Klub den entsprechenden Spieler in dieser Winter-Transferperiode verpflichten könnte – vorausgesetzt der Spieler ist wechselwillig. Der Wechsel von Stephan Seiler von Winterthur zum FCZ wurde bereits bekannt gegeben. Daher liegt die Realisierbarkeit für Seiler bei 100%. Die vom FCZ in die Challenge League verliehenen Wallner, Koide und Nils Reichmuth haben mit 80% ebenfalls eine hohe Realisierbarkeit. Will der Spieler und will der FCZ, dann würde der Leihklub Wil oder Xamax einer vorzeitigen Rückkehr mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls zustimmen – oder müsste möglicherweise sogar aufgrund einer Klausel.     

Eine Realisierbarkeit von 0% hat der Schwedische Mittelfeldspieler Darijan Bojanic von Hammarby, dessen Wechsel nach Südkorea bereits in trockenen Tüchern ist. Ebenfalls eine äusserst tiefe Realisierbarkeit sieht Züri Live bei Bruun Larsen, Dawid Kownacki (Düsseldorf) oder Maja. Stürmer dieses Kalibers würden in der Super League wie Formel 1-Maschinen bei einem Bergrennen auf einer Schweizer Passstrasse wirken. Sie sind für eine andere Umgebung gemacht und werden sich auch weiterhin auf Top-Niveau bewegen.

Neuverpflichtung, die im ersten Halbjahr nicht einschlägt, als Normalfall

Eine immer noch sehr tiefe, aber aufgrund von Sonderfaktoren trotzdem leicht höhere Realisierbarkeit haben Spieler wie Ricardo Rodriguez (Torino), Mark Uth (1. FC Köln), Smajl Prevljak (KAS Eupen), Simone Zaza (vereinslos), Andrea Compagno (FCSB) oder Yacine Brahimi (Al Gharafa). Prevljak und Compagno spielen bei Klubs, die nicht viel höher als der FCZ einzustufen sind, Brahimi in Saudi Arabien, Uth und Zaza hatten zuletzt Verletzungsprobleme und brauchen eventuell einen neuen Anlauf und Rodriguez möchte zum FCZ zurückkehren – wenn auch wahrscheinlich nicht schon jetzt. Würde Rodriguez seinen Platz in der Nationalmannschaft nicht mehr haben, wäre dies aber sicherlich ein Faktor, der die Rückkehr zum FCZ beschleunigen würde.

Das zweite Kriterium zeigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Spieler dem FCZ kurzfristig (im Frühling) einen sportlichen Nutzen bringen würde. 100% beträgt diese Wahrscheinlichkeit bei keinem Spieler, Bruun Larsen oder Rodriguez erhielten einen sehr hohen Wert. Bei Uth ist nicht sicher, wie schnell er nach seinen körperlichen Problemen wieder in Form kommt. Und Kownacki hat ein paar wenige Schwachpunkte im Kurzpassspiel sowie in der Luft. Typischerweise sind diejenigen Spieler, die den FCZ praktisch sicher verstärken würden, für diesen kaum realisierbar. Alle Spieler, die mit mehr als 60% Wahrscheinlichkeit kurzfristig dem FCZ helfen können, sind zu höchstens 10% realisierbar. Dies offenbart die Schwierigkeit der Aufgabe des Sportchefs – und dass unter diesen Bedingungen ein Spieler, der im ersten Halbjahr nicht gleich einschlägt, eher der Normalfall, als ein Spezialfall ist. Dies gilt dementsprechend auch für die Neuverpflichtungen des Sommers 2022.

Moussa Konaté – abgetaucht nach Siegtor im Türkischen Cupfinal

Die Trendlinie ist in der Grafik gestrichelt eingezeichnet. Spieler, die sich oberhalb dieser Linie befinden, kommen für den FCZ zum jetzigen Zeitpunkt tendenziell in Frage. Diejenigen, die sich darunter befinden, tendenziell nicht.  In der linken unteren Ecke anzutreffen und damit am wenigsten in Frage kommt Yacine Brahimi. Er verdient in Saudi-Arabien sehr gut und hat gleichzeitig unter den dortigen Bedingungen bereits ziemlich stark an Qualität eingebüsst, so dass er dem FCZ kaum mehr helfen könnte. Ebenfalls kaum in Frage kommen Moussa Koné, Milan Pavkov, Christoffer Nyman, Moussa Konaté, Nikola Stulic, Nikola Krstovic, Matej Vydra, Mario Gavranovic und Simone Zaza. Gründe dafür gibt es verschiedene – beispielsweise finanzielle. Selbst der zur Zeit arbeitslose Vydra oder der in der Slowakei bei Dunajska Streda engagierte Krstovic könnten für den FCZ bereits zu teuer sein. Nyman hat beschränkte Fähigkeiten und lebt stark von seiner Mentalität und Captain-Rolle bei seinem Stammverein IFK Norrköping. Er würde in der Schweiz nicht so gut funktionieren. Vydra kommt zusätzlich aus einem Kreuzbandriss. Bei Zaza (ohne Klub) gibt es ebenfalls relativ grosse gesundheitliche Fragezeichen (Rücken, Knie). Stulic und Krstovic sind Vollblutstürmer mit Abschlussqualitäten, die mit ihrer etwas rudimentären Ballführung sowie Beweglichkeit aber gegen die relativ flinken und schnellen Super League-Verteidiger Probleme bekämen – speziell Stulic. Sie haben ihre Tore bisher gegen Gegner auf tieferem Niveau erzielt. 

Pavkov ist wie Brahimi in Saudi-Arabien sportlich in eine Negativspirale geraten. Koné (Nîmes) und Gavranovic (Kayserispor) sind Umschaltfussballer, die von ihren Qualitäten her nicht zum Fussball von Bo Henriksen passen. Moussa Konaté ist sowieso eine Story für sich: immer haarscharf an der Grenze zum Offside – auf dem Platz, und manchmal auch daneben. Beim für das Wallis legendären Cupfinal 2015 im St. JaKob Park hatte er so für Sion gegen den FCB das frühe 1:0 erzielt (Endresultat: 3:0). Im Mai dieses Jahres wurde Konaté nun zum zweiten Mal in seiner Karriere Cupsieger. Ausgeliehen zu Sivasspor hatte der Senegalese fast ausschliesslich Kurzeinsätze gehabt und dabei kein einziges Mal das Tor getroffen. Dann wird er im Türkischen Cupfinal iin der 111. Minute eingewechselt und erzielt auf Zuspiel des Ex-Luzerners Olarenwaju Kayode nur zwei Minuten später das Siegtor für Sivasspor zum 3:2. Mario Gavranovic (Kayseri) hatte nach einer Stunde mit einem Ballverlust im Mittelfeld Sivas zurück ins Spiel gebracht. Nach diesem Triumph sollte Konaté wieder zu seinem eigentlichen Arbeitgeber Dijon zurückkehren. Wie schon zuvor in Amiens wollte er aber auch in Dijon nicht in der Ligue 2 antreten und tauchte nach seinem Leihjahr in Tunesien und in der Türkei zum Trainingsstart einfach nicht mehr auf. Der 29-jährige Senegalese soll sich beim Sporting Club Gagnoa in der Elfenbeinküste aufhalten. Dijon überlegt sich rechtliche Schritte.        

Die Leistungsträger der Meistermannschaft 21/22 wurden alle in der Challenge League geformt

Generell kommen Kandidaten, die nicht einen höheren kurzfristigen sportlichen Nutzen als die FCZ-Leihspieler bringen, eher nicht in Frage. Matteo Di Giusto blüht bei Aussenseitern auf, die auf Umschaltspiel setzen. Er braucht Platz für sein Spiel und ist kein Ballbesitzfussballer. Linksfuss Sofian Bahloul (Wil) ist für die Super League wohl zu wenig widerstandsfähig. Das gleiche gilt noch stärker ausgeprägt für Camilo Mena (Valmiera). Die Durchsetzungsfähigkeit auf Super League-Niveau geht zumindest kurzfristig auch den beiden aus dem Rückraum torgefährlichen Mohamed Dhaoui (von Chikhaoui-Klub Etoile Sahel) und Shkelqim Vladi (Aarau) etwas ab, wobei beide sich mittel- bis langfristig diesbezüglich noch entwickeln können. Sie liegen auf jeden Fall knapp über der Trendlinie. Klar darüber liegen Alessandro Vogt (Wohlen) und Rayan Philippe (Hesperingen). Der 17-jährige Vogt ist ein Stürmertyp à la Cédric Itten und wäre sicherlich schon heute ein Spieler für die U21 in der Promotion League . Rayan Philippe ist bereits 22 und stärkt aktuell in Luxemburg mit mehr als zwei Skorerpunkten pro Spiel sein Selbstvertrauen. Dort kann der grossgewachsene Dribbler auch mit einer nicht allzu engen Ballführung reüssieren. Er wäre erstmal für einen (ambitionierten) Challenge League-Klub ein interessanter Mann. Natürlich wäre es grundsätzlich eine Option für den FCZ, einen Spieler wie Dhaoui oder Philippe erstmal zu übernehmen und in die Challenge League oder eine vergleichbare Liga auszuleihen. Das wäre aber ein finanzielles Risiko.

Die aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Leihspieler Nils Reichmuth, Henri Koide und Silvan Wallner profitieren auf jeden Fall von ihren Einsätzen in der Challenge League. Die Leistungsträger der Meistermannschaft 21/22 haben gemeinsam, dass für sie alle die Challenge League ein wichtiger Entwicklungsschritt in ihrem Werdegang war: Yanick Brecher, Mirlind Kryeziu, Ousmane Doumbia, Antonio Marchesano, Assan Ceesay. Kryeziu, Doumbia und Marchesano hatten gar mehrere Stationen in der zweithöchsten Schweizer Liga. Auch Bledian Krasniqi und Lindrit Kamberi trugen einen wesentlichen Anteil zum Titel bei. Sie sind die aktuell positiven Beispiele des Challenge League- Werdegangs. Beide wurden zwei Jahre dahin ausgeliehen, bevor sie den Schritt in den erweiterten Kreis der Stammkräfte (erste 16 des Kaders) beim FCZ schafften. Rohner war ein Jahr in Wil. Kostadinovic bringt ausgiebig Challenge League-Erfahrung mit. Dass einen zwei Jahre in der Challenge League nicht automatisch in den engeren Kreis der 1. Mannschaft bringt, zeigt das Beispiel Ilan Sauter. Er wurde von Anfang an beim FCZ etwas überschätzt. Einzelne glanzvolle Auftritte bei den Junioren täuschten über seine allgemeinen Schwachpunkte hinweg.

Silvan Wallner und Nils Reichmuth brauchen noch Zeit

Stephan Seiler (22) wurde von Winterthur zurückgeholt. Mit seiner Explosivität kann er im Gegenpressing ein wichtiger Faktor werden. Allerdings muss er sich in der Rückwärtsbewegung und bezüglich Standfestigkeit noch steigern – so wie Bledian Krasniqi (21), der sich in dieser Hinsicht in den letzten ein, zwei Jahren deutlich verbessert hat. Nils Reichmuth (20), Henri Koide (21) oder Silvan Wallner (20) jetzt zurückzuholen, würde wenig Sinn ergeben. Sie können aktuell alle drei der Mannschaft wenig helfen.  Wallner spielt in Wil wieder auf seiner angestammten Innenverteidigerposition. Ob dies langfristig so bleiben wird, ist fraglich. Wallner war auch schon im Spitzenjuniorenbereich ein überdurchschnittlich fehleranfälliger und unkonstanter Spieler. Dies hat sich in seiner ersten Saison in Wil nicht geändert.

Die Äbtestädter profitieren neben der guten Arbeit des Trainerteams in dieser bisher erfolgreich verlaufenen Saison stark davon, dass neben Mittelfeldspieler Muntwiler und Stürmer Silvio mit dem Spanier Genis Montolio von der FCZ U21 nun auch noch ein Leader für die Hintermannschaft dazugekommen ist. Die Mischung stimmt. Wallner braucht für seine Entwicklung sicherlich nicht nur die folgende Rückrunde, sondern danach wie Krasniqi und Kamberi auch noch eine zweite Saison in der Challenge League. Bereits in seiner zweiten Saison in Wil befindet sich Nils Reichmuth. Die erste war durch die späte Ankunft und die Krankheit zum Ende der Saison faktisch auf ein halbes Jahr verkürzt. Er ist etwas weiter in seiner Entwicklung als Wallner. Aber auch Reichmuth benötigt im Minimum noch diese Frühlingsrunde im Bergholz.

Koide, Mehmedi, Sohm, Janko: Rückkehrer-Optionen mit Mankos

Der ältere der beiden Reichmuth-Brüder zeichnet sich durch sein gutes Raumverständnis, Positions- und präzises Passspiel aus – und ist im Strafraum torgefährlich, weshalb er in der Vergangenheit auch schon als hängende Sturmspitze eingesetzt wurde. Der Linksfuss muss aber analog Bledian Krasniqi in Wil noch zu einem kompletteren Spieler reifen. Denn auf den aktuellen Qualitäten alleine lässt sich noch keine Profikarriere aufbauen. Henri Koides Skorerpunkte pro Einsatzminuten sind gut, aber es unterlaufen ihm wie Silvan Wallner noch zu viele für sein Team schmerzhafte Fehler. Xamax läuft es diese Saison sportlich erneut nicht und Koide war an den beiden bisher einzigen Saisonsiegen nicht entscheidend beteiligt, was seine Position nicht stärkt.  Er ist zudem ein Umschaltspieler, der wohl nicht optimal zur aktuellen Spielweise des FCZ in der Nach-Breitenreiter-Ära passt.

Knapp unter dem Strich in der Züri Live-Grafik liegen auch Admir Mehmedi (Antalyaspor), Simon Sohm (Parma), Ivan Prtajin (SV Wehen) und Saidy Janko (Vfl Bochum). Mehmedi hat zuletzt zwar in einem Test gegen Napoli ein Tor erzielt, würde nach seinen vielen Verletzungspausen trotz seiner Erfahrung und dem FCZ-Herz dem Stadtclub wohl kurzfristig wenig helfen können. Die zuvor schon international unterdurchschnittliche Handlungsschnelligkeit ist noch weiter reduziert, was auf seiner Position ein entscheidender Faktor ist. Simon Sohm hat speziell im Spiel mit Ball herausragende Qualitäten, gerade in defensiver Hinsicht fehlt ihm aber wie schon zu seiner Zeit in der 1. Mannschaft des FCZ weiterhin die Konstanz. Janko ist ein kräftiger Rechtsverteidiger mit Schwächen im Passspiel. Er wäre die Variante mit stärkerem Fokus auf defensiven Qualitäten im Vergleich zu Boranijasevic. Es ist aber nicht die Position, auf der beim FCZ am meisten Bedarf herrscht. Der ehemalige Schaffhausen-Stürmer Prtajin schiesst in der 3. Liga Deutschlands viele Kopfballtore, ist beidfüssig und glänzt mit präzisen Weiterleitungen von hohen und tiefen Bällen im Spielaufbau. Gegen die taktisch gewiefteren und schnelleren Super League-Verteidiger würde er allerdings weniger häufig so frei zum Abschluss kommen, wie dies zur Zeit der Fall ist.

Der Favorit: Djibril Gueye

Nachdem wir die Kandidaten mit sehr tiefer Realisierbarkeit und zu tiefem kurzfristigem sportlichen Nutzen abgehakt haben, kommen wir nun zum Kreis der vielversprechendsten der FCZ Forum-Transferkandidaten. Als Favorit kristallisiert sich dabei Djibril Gueye vom Lettischen Überraschungsmeister Valmiera heraus. Die Mannschaft aus der Kleinstadt im Norden des Landes hat vor einem Monat zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den nationalen Titel geholt. Gueye machte dabei im Fernduell mit dem FC Riga am letzten Spieltag mit einem Kontertor zum 2:0 in der Nachspielzeit in Liepaja alles klar.

Gueye weist gewisse Ähnlichkeiten aber auch Unterschiede zu Assan Ceesay auf. Ebenfalls grossgewachsen und «schlaksig», kann der Senegalese mit seinen langen Beinen im Rücken einer gegnerischen Abwehr entwischen. Seine Abschlussqualitäten sind etwas schlechter als bei Ceesay in der Saison 21/22, aber besser als bei Ceesay in den Saisons davor. Im Gegensatz zu Ceesay bringt Gueye zusätzlich Defensivqualitäten mit. Er kann als Alternative auch im Zentralen Mittelfeld eingesetzt werden und ist in der Lage, gute lange Bälle zu spielen. Gueye ist bereits 26 Jahre alt, was viele potentielle Interessenten abschreckt und daher die Realisierbarkeit eines Transfers erhöht. Nach vier Jahren bei zwei Erstligisten aus Dakar hat er erst vor etwas mehr als zwei Jahren den Schritt nach Europa zu Valmiera gemacht. Er scheint mittlerweile gut adaptiert an den europäischen Fussball und bereit, den nächsten Schritt zu machen. Gueye wirkt wie ein reifer Spieler, der Verantwortung übernimmt und nun in seine beste Karrierephase kommt. Diese Aspekte erinnern wiederum an Ousmane Doumbia, der im noch reiferen Alter von 28 Jahren erst den Schritt in die Super League zum FCZ geschafft, und dann in der Meistermannschaft auch neben dem Platz eine wichtige Rolle eingenommen hat.  

Baltikum bleibt für den FCZ interessant

Bei Valmiera sind insgesamt vier Senegalesen engagiert. Als Ausnahme von der Regel nur im FCZ Forum erwähnte Spieler zu besprechen sei hier noch Linksverteidiger Pape Fall (22) erwähnt. Ebenfalls grossgewachsen, mit guter Technik und verwertbaren Flanken, aber auch diszipliniert in der Rückwärtsbewegung, scheint der Linksfuss als Alternative für Adrian Guerrero als Linker Aussenläufer fast ideal geeignet.  Einzig seine ungestümen Tacklings müsste Fall noch zu reduzieren und dosieren lernen. Bezüglich sportlichem Nutzen auf gleicher Stufe aber wohl schwieriger zu realisieren ist Gueye’s lettischer Teamkollege Raimonds Krollis. Mittelstürmer Krollis ist mit 21 Jahren Captain des neuen Lettischen Meisters und mit 2,5 Millionen Euro auf Transfermarkt aktuell der wertvollste Spieler aus dem Baltikum. Er wirkt nach aussen fast wie eine Kopie von Bohdan Vyunnik, ist aber etwas weniger lauffreudig, dafür eher ein typischer Strafraumstürmer. Krollis hat als erster Spieler überhaupt seines kleinen Stammklubs Metta den Sprung in die Lettische Nationalmannschaft geschafft. In der Liga hat Krollis in der abgelaufenen Saison 24 Tore erzielt. Allerdings muss dabei klar herausgestrichen werden, dass er weder im Nationalteam noch im Klub bisher jemals ein Tor gegen einen Gegner erzielt hat, der sich auf Super League-Niveau bewegt. Gelegenheiten dazu gab es auch noch kaum.

Ebenfalls mit 60% Wahrscheinlichkeit bezüglich sportlichem Nutzen für den FCZ und wohl ein klein bisschen einfacher zu realisieren als Krollis sind die Sturmkandidaten Mathias Oyewusi (23) und Nicolai Jörgensen (31). Oyewusi ist in der Schweiz bekannt durch seinen Doppelpack gegen Basel mit dem Oli Buff-Klub Zalgiris aus Litauen. Drei Monate vorher hatte Oyewusi in der Champions League-Qualifikation auch schon gegen Malmö getroffen (Zalgiris gewann 1:0 und 2:0), konnte dann aber gegen den späteren FCZ-Gegner Bodö/Glimt nicht nachlegen (0:5, 1:1). Seine zwei Treffer im St. Jakob Park täuschen ein wenig darüber hinweg, dass der grossgewachsene Nigerianer kein klassischer Vollstrecker ist, sondern auf Super League-Stufe wohl als Flügelstürmer besser aufgehoben wäre.

Teddy Okou – Schrittfrequenz wie eine Nähmaschine

Der 31-jährige Nicolai Jörgensen ist ein Landsmann von FCZ-Coach Henriksen. Dies und das Timing könnte dazu führen, dass der FCZ diesen normalerweise für die Zürcher nicht erschwinglichen Stürmer zumindest mal für das nächste Halbjahr engagieren könnte. Jörgensen ist seit ein paar Monaten vereinslos, weil der deutlich über dem FCZ einzustufende FC Kopenhagen keine Verwendung mehr für ihn hatte. Gespräche mit Ligakonkurrent OB hätten sich gemäss Jörgensen zerschlagen. Er tendiert zu einem Wechsel ins Ausland und wäre unter anderem offen für die USA. Jörgensen ist ein technisch und taktisch sehr gut ausgebildeter 1,90m-Mann mit Vergangenheit bei Leverkusen, Kaiserslautern und Feyenoord, wo er vor allem in der ersten von fünf Saisons seine beste Zeit hatte. Jörgensens Spiel kann auch etwas zu lehrbuchmässig daherkommen – es fehlen die für einen Mittelstürmer nicht unwichtigen Haken, Ösen und Überraschungsmomente. Für eine Mannschaft, die Ballbesitz haben will, aber sicherlich auf Super League-Niveau eine gute Lösung.

Teddy Okou ist ein kleingewachsener Forward aus der Region Paris mit der Schrittfrequenz einer Nähmaschine. Im FCZ Forum wurde über den Einsatz des Linksfusses als Aussenläufer und damit Alternative zu Adrian Guerrero debattiert. Auf dieser Position wäre Okou aber sicherlich Fehl am Platz. Er kann hingegen auf allen Positionen vorne eingesetzt werden, am ehesten Flügelstürmer oder Mittelstürmer. Nachdem der heute 24-jährige in Frankreich vom Talentkarussell abgeworfen worden ist, hat er im Januar bei Stade Lausanne-Ouchy unter den Coaches Meho Kodro und Anthony Braizat einen Neustart machen können. Die grosse Frage ist, ob Okou auch in der Super League reüssieren könnte, oder ob die körperlichen Nachteile zu schwer wiegen. Am Einsatzwillen würde es sicherlich nicht mangeln. Okou scheint bereits jetzt in der Challenge League seinen Körper immer wieder ans Limit zu treiben, was nach speziellen Sprints jeweils zu leichten muskulären Problemen auf dem Platz führt.

Iker Pozo – möglicher FCZ-Ergänzungsspieler von Manchester City

Ebenfalls über dem Strich liegt in der Züri Live-Grafik schliesslich Iker Pozo von Manchester City. Die Realisierbarkeit sollte bei ihm das kleinere Problem sein. Der Zentrale Mittelfeldspieler ist teilweise ein ähnlicher Fall wie Arnau Comas vom FC Basel. Im Alter von zwölf Jahren wechselte der 22-jährige Spanier von Real Madrid zu Manchester City und verbrachte dort fast das ganze letzte Jahrzehnt in der Akademie. Bei einer Leihe vorletzte Saison zum holländischen Zweitligisten FC Eindhoven spielte Pozo zum bisher einzigen Mal im Männerfussball. Technisch, taktisch und im Passspiel muss man Pozo sicherlich nicht viel erklären oder vormachen. Ob er sich allerdings auch auf Super League-Niveau durchsetzen könnte, ist unklar. Eine Leihe nach Rijeka ist dieses Jahr im Sand verlaufen. Im Zentralen Mittelfeld hat der FCZ mit Krasniqi / Condé bereits ein talentiertes Duo mit Potential, das sich auch gut ergänzt. Dazu möchte Ole Selnaes trotz bisher durchzogenen Leistungen eine wichtige Rolle einnehmen. Stephan Seiler ist zurück. Pozo könnte da erstmal allenfalls als zusätzliche Alternative fungieren. Zum Ballbesitzfussball würde er passen.

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