Stilbruch unter dem neuen Coach Weiler / SERVETTE – FCZ VORSCHAU
Servette hat sich nach dem Aufstieg im Jahr 2019 sofort unter den besten Super League-Mannschaften etabliert, auch wenn die Genfer bisher noch nicht um den Meistertitel mitspielen konnten. Bereits die erste Saison beendeten sie auf dem 4. Platz, dann folgte gar ein 3. Rang und nach einer kleinen Delle als Sechstplatzierter in der FCZ-Meistersaison folgte nun gar der 2. Platz. So gut platziert war der Traditionsklub (nach Meistertiteln die Nummer 3 der Schweiz nach GC und FCB) seit 24 Jahren nicht mehr. Umso erstaunlicher war es für viele Fans, dass der Erfolgstrainer Alain Geiger in diesem Sommer ersetzt wurde. Aber da die Personalentscheidungen der Vereinsführung in den letzten Jahren ganz offensichtlich immer gut waren, kann man auch diesmal davon ausgehen, dass sie sich bei der Sache einiges überlegt haben.
Sturmduo Crivelli / Bedia in Topform
Mit dem neuen Coach René Weiler geht auf jeden Fall ein ziemlicher Stilbruch einher. Unter Alain Geiger agierte Servette so wie man es aus den „goldenen Zeiten“ kannte, mit gepflegtem Fussball, ballbesitzorientiert, spielerisch und technisch anspruchsvoll im konstruktiven 4-3-3 mit Spiel über die Flügel und häufig flachen Hereingaben in oder vor den Strafraum. Unter Weiler wird viel schneller und direkter durch die Mitte und mit hohen Bällen agiert. Speziell wenn der Gegner hoch steht, wie Racing Genk, versucht Servette nicht mehr flach hintenheraus zu kombinieren. Jérémy Frick. Steve Rouiller oder Yoan Severin schlagen, spielen oder kicken den Ball stattdessen ohne zu zögern hoch und weit nach vorne.
Dies ist das Spiel, welches dem vor einem Jahr von Basaksehir verpflichteten ehemaligen Bordeaux-Stürmer Enzo Crivelli gefällt. Der ehemalige französische U21-Nationalspieler wirft sich in jeden Zweikampf und gewinnt diesen häufig auch. Schon letzte Saison deutete der 28-jährige seine Qualitäten an, aber der Spielstil kam ihm nicht entgegen. Gegen Genk spielte er wohl die beste Partie eines Spielers eines Schweizer Klubs im Europacup seit Jahren. Sturmpartner Chris Bedia fand sich mit diesem Spielstil speziell beim Auftakt im Letzigrund gegen GC ebenfalls schnell zurecht und zeichnete sich als Doppeltorschütze aus. Schon bei seiner Ankunft aus Belgien vor anderthalb Jahren zeigte sich Bedia als der wohl kompletteste und vielversprechendste Stürmer der Liga, auch wenn er damals noch wenig ins Netz traf. Mittlerweile hat er auch richtig zu skoren begonnen – mit bereits 14 Liga-Treffern im Kalenderjahr 2023.
Mit Stevanovic ein etwas anderes Spiel
Wenn Miroslav Stevanovic auf dem Platz ist, wie gegen ein eher tief stehendes GC beim Ligaauftakt, kombiniert Servette über die rechte Seite weiterhin gerne mal bis auf Strafraumhöhe. Die gegen Genk beginnenden Flügel Antunes und Kutesa oder auch der eingewechselte Fofana ziehen hingegen viel eher von der Seite auf direktem Weg Richtung Tor. Im Zentrum ist die Aufgabenverteilung zwischen Spielmacher Cognat (einem der besten Spieler der Super League) und dem absichernden Douline klar. Der von Coach Weiler von den Kashima Antlers „mitgenommene“ Rechtsverteidiger Tsunemoto hat sich auf dem Platz bereits gut eingelebt. Links spielte gegen Genk Neuverpflichtung Mazikou. Gegen den FCZ könnte hingegen wie schon im Duell mit GC wieder Guadeloupe-Nationalspieler Anthony Baron zum Zuge kommen, der sich letzte Saison sehr gut entwickelt hat. Eigengewächs Nicolas Vouilloz gehörte an der U21-EM zu den wenigen „Gewinnern“ im Schweizer Team, hat aber wohl wie viele andere U21-EM-Fahrer (Krasniqi, Amenda, Jashari,…) noch etwas Trainingsrückstand und kommt bisher erstmal nicht in der Startformation zum Zug,
Die grosse Frage vor dem Spiel: bringt René Weiler seine Stammelf – oder rotiert er? Wie gegen Genk nach den Einwechslungen ersichtlich war, besteht zwischen den Stammkräften Douline / Bedia und ihren Ersatzleuten Ondoua / Rodelin aktuell ein relativ grosser Unterschied. Auf anderen Positionen ist die Differenz kleiner. Fofana beispielsweise ist (zumindest als Joker) eher noch ein Upgrade zur Stammkraft Kutesa. Rückkehrer Guillemenot hakt auch im Servette-Dress weiterhin gerne mit dem Fuss beim Gegenspieler ein und fliegt dann im Salto durch die Luft.
Daprelà fit für die Startformation?
Beim FCZ ist fraglich, ob es Fabio Daprelà nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung bereits wieder für einen Starteinsatz reicht, oder ob er erstmal auf der Bank Platz nimmt. Gegen Yverdon war die Besetzung mit Afriyie auf der Mittelstürmerposition zu Beginn nicht ideal. Er hat sich zwar im Verlauf der Partie gesteigert, aber mit dem Duo Rouiller / Severin wartet im Stade de Genève ein anderes Kaliber. Bo Henriksen könnte sich daher für Bledian Krasniqi in der Startformation entscheiden. Falls für Avdijaj ein Einsatz nicht möglich sein sollte, könnte Nils Reichmuth ins Matchkader rücken.