Abweichen vom üblichen Gameplan wird prompt bestraft / FCZ – SLO Analyse mit Randnotizen
NEUES SLO-MITTELFELDZENTRUM ALS ERFOLGSFAKTOR / FCZ – SLO VORSCHAU (Züri Live)
Erstmals weicht der FCZ von seinem erfolgreichen Gameplan der letzten Wochen ab und startet nicht Vollgas in die 1. Halbzeit – prompt geht man dann auch erstmals in Rückstand. Zuvor hatte der FC Zürich in dieser Saison unter Bo Henriksen jeweils viel Energie in die 1. Halbzeit gesteckt und ist damit trotz folgerichtigem Nachlassen gegen Ende der Partie jeweils gut gefahren. Dass es nach dem Abweichen vom Erfolgsrezept wenigstens noch zu einem Heim-Unentschieden gegen Aufsteiger Stade Lausanne-Ouchy reichte, hatte man unter anderem Florian Danho zu verdanken, der nach individuellen Fehlern von Nikola Katic und Ifeanyi Mathew zwei Mal mutterseelenallein vor FCZ-Keeper Brecher den Ausbau der SLO-Führung verpasste. Auf der Gegenseite profitierte der FCZ zudem gegen die Lausanner erneut von einem ungeschickten Einsteigen im eigenen Strafraum, diesmal vom agilen Offensivspieler Elyes Mahmoud gegen Antonio Marchesano. In der ersten Begegnung der Saison auf der Pontaise war es ein Klammern von Sahmkou Camara gegen Fabio Daprelà gewesen. Beide Male verwertete Jonathan Okita souverän zum ersten FCZ-Tor des Spiels. Es waren die beiden einzigen FCZ-Penaltys in der Liga bisher.
In der 1. Halbzeit kommt zu wenig vom FCZ
Das von wirbligen, spielstarken Figuren wie Ajdini, Mahmoud, Gharbi, Qarri oder Akichi geprägte Stade Lausanne-Ouchy trat im Letzigrund von der 1. Minute an erstaunlich kampfstark und diszipliniert auf. Speziell auf die Zweiten Bälle gingen die ohne nominelle Aussenverteidiger angereisten Waadtländer (ausschliesslich gelernte Innenverteidiger in der Viererkette) sehr aggressiv und waren taktisch gut auf den Gegner eingestellt. Die Standards verteidigte das Team von Coach Anthony Braizat zudem ausgezeichnet. Während Stade Lausanne-Ouchy in der 1. Halbzeit meist nach vorne verteidigte, zog sich das Auswärtsteam in der 2. Halbzeit beim Stand von 1:1 vorwiegend in die eigene Platzhälfte zurück. Nachdem SLO in den ersten 45 Minuten kaum eine FCZ-Möglichkeit zugelassen hatte, kam der FCZ so nun zu Torchancen im Zweiminutentakt. Zum Siegtreffer reichte es aber trotz 57% Ballbesitz und Erwarteten Toren von 1,74 : 0,43 nicht mehr.
Das Heimspiel gegen Stade Lausanne-Ouchy bestätigt die Probleme, welche der FCZ aktuell zu Hause im Letzigrund hat. Seit den beiden gut benoteten Auftaktsiegen gegen Yverdon und Lugano spielt der FC Zürich im Letzigrund (St. Gallen, GC, Winterthur) konsequent schlechter als auswärts (SLO, Basel, Lausanne-Sport, YB. Luzern). Dies vor allem wegen der bisher schlechtesten 1. Halbzeit der Saison (Durchschnittsnote der Mannschaft: 5,4). Trotz Steigerung im zweiten Durchgang war die Offensivleistung insgesamt mit einem Schnitt von ebenfalls 5,4 genauso die schlechteste der bisherigen Liga-Saison. Defensiv war der Auftritt abgesehen von drei, vier groben individuellen Schnitzern gut. Die unter dem ehemaligen Coach Magnin noch häufigen Weitschussgegentore sind unter Bo Henriksen selten geworden, der Führungstreffer Gharbis aus der Distanz, bei welchem Condé etwas passiv störte, ist eine Ausnahme. Auffällig, dass eher feingliedrige Feldspieler wie Marchesano, Wallner und Kamberi beim FCZ die besten Noten (7) erhielten. Dies sicherlich auch deshalb, weil die Mehrheit der Gegenspieler eher leichtgewichtig waren.
Personalien – Unnötige Spielchen von Okita
- Rodrigo Conceição: Erst in der 61. Minute die erste Chancenbeteiligung. Agiert auf drei verschiedenen Positionen: erst Linker Aussenläufer, denn Rechter Flügelstürmer (die erste Aktion auf der neuen Position misslang dem Portugiesen gleich), am Ende Linker Flügel.
- Antonio Marchesano: Kommt offensiv nicht ins Spiel. SLO ist gut auf ihn eingestellt und antizipiert seine direkten Pässe Richtung Tor. Wechselt in der 72. Minute vom Rechten Flügel ins Offensivzentrum.
- Fabio Daprelà: Kriegt bei einem SLO-Corner in der 12. Minute von Gegenspieler Lucas Pos einen Schlag ins Gesicht und muss letztendlich in der 31. Minute ausgewechselt werden.
- Daniel Afriyie: Hat grosse Mühe mit dem Rücken zum Tor, Bälle zu halten, kommt in diesen Situationen häufig zu Fall (teilweise ungeahndete Fouls, aber Afriyie fällt auch schnell). Erst nach einer Stunde die erste Chancenbeteiligung und eigene Torchance.
- Silvan Wallner: Ersetzt Fabio Daprelà in der 31. Minute und ist sofort da, zeigt in der Viertelstunde bis zur Pause eine sehr gute Leistung.
- Nikola Boranijasevic: Nach einer Offensiv-Note ’10‘ in Bern kommt gegen SLO im Spiel mit Ball wenig vom Serben. Erst in der 62. Minute hat er seine erste Chancenbeteiligung.
- Cheikh Condé: Nach dem Auswärts-2:2 in Basel zum zweiten Mal defensiv bester Zürcher. Im Spiel mit Ball gegen Stade Lausanne-Ouchy hingegen zu nonchalant.
- Jonathan Okita: Zu Beginn viele Alibiaktionen und unnötige Spielchen. An ihm zeigt sich am stärksten der falsche Ansatz, mit dem der FCZ in die Partie gegangen ist. Sorgt mit wiederholtem Setzen des Balles viel zu weit ausserhalb des Viertelkreises bei der Ausführung eines Eckballes (bei 0:1-Rückstand) für Zeitverzögerungen und Unruhe, bringt dabei Mitspieler Afriyie unnötig in Gefahr (Akichi versucht mit einer Schauspieleinlage einen Platzverweis gegen den FCZ-Stürmer zu erwirken).
Randnotiz I – Torschütze Gharbi mit Top-Marktwert
Auf transfermarkt.ch ist der Marktwert von Stade Lausanne-Ouchy (CHF 14,64 Mio) nur wenig tiefer als derjenige des FC Zürich (18.17 Mio). Dies liegt an Torschütze Ismaël Gharbi. Nur Ardon Jashari (Luzern) und Meschack Elia ( YB) haben in der Super League einen höheren Marktwert als der von PSG ausgeliehene spanische U19-Nationalspieler.