Perea-Sperre ein Glücksfall? GC Top-Talent mit Début? / 287. Zürcher Derby Vorschau mit möglichen taktischen Formationen
Das zweite Zürcher Derby der Saison steht im Rahmen der 16. Runde der Super League vor der Tür. Für die Grasshoppers ist es das zweite Spiel unter dem neuen Trainer Tomas Oral. Dessen Team schien im September unter Vorgänger Schällibaum mit sieben Punkten aus den drei Partien gegen Thun, Servette und YB auf einem guten Weg zu sein. Man hatte wie schon in den Wochen zuvor viel Ballbesitz und häufig die besseren Torchancen als die jeweiligen Gegner. Dann folgten die aus GC-Sicht unglücklichen Niederlagen in Winterthur und im Stadterby, welche das Team ganz offensichtlich aus der Bahn warfen. In den darauffolgenden Partien gegen Lausanne-Sport, Lugano, Luzern und St. Gallen war man mehrheitlich unterlegen und holte insgesamt nur einen Punkt. Speziell in der Partie unter Interimstrainer Morello gegen St. Gallen (1:2) schien die Verunsicherung fast physisch greifbar zu sein. Nun trifft man erneut hintereinander auf Winterthur und den FCZ. Gegen die Eulachstädter waren die Grasshoppers beim 1:1 vor einer Woche wieder das bessere Team – aufgrund eines späten Gegentores durch Remo Arnold reichte es aber nur zu einem Punkt.
GC Top-Talent Turhan (17) vor Début?
Die taktische Formation hat Tomas Oral bei seinem ersten Auftritt als GC-Coach nicht geändert. Auf der SFL-Seite wurde eine 4-3-3 Formation aufgeführt und mehrere Journalisten haben dies in ihre Berichterstattung übernommen. Tatsächlich liess Oral sein Team gegen Winterthur aber genauso wie zuvor Marco Schällibaum in einem 4-2-3-1 auflaufen. Und genauso wie Schällibaum spielten auch unter Oral die spielerisch orientierten Giotto Morandi und Sonny Kittel als eingerückte Flügel. Geändert hat sich, dass die Aussenverteidiger Benno Schmitz und Noah Persson wieder mutiger nach vorne stiessen und GC von Beginn weg in der gegnerischen Hälfte mit und ohne Ball viel Druck ausübte. Entgegen dem Image von Tomas Oral als „Defensivtrainer“ agierte GC offensiv und mutig. Wie stark diese Ausrichtung auf den Gegner ausgerichtet war, wird sich nun im Stadtderby weisen. Der für das GC-Spiel mittlerweile fast unverzichtbare Mittelstürmer Young-joon Lee spielte wieder von Beginn weg. Dank ihm können auch hohe Bälle von Torhüter Justin Hammel im MIttelfeld erfolgreich verarbeitet werden. Anders als Schällibaum, der eher spielerisch orientiert aufstellte, beorderte Oral gegen Winterthur mit Evans Maurin einen zweiten physisch starken Stürmer hinter Lee auf die 10er-Position.
Die zuletzt enttäuschenden Bojang und Choinière verschwanden aus der Startelf. Das Tor beim 1:1 erzielte Einwechselspieler Nikolas Muci in einer Umschaltsituation auf Vorarbeit von Schmitz, nachdem der Winterthurer Nishan Burkart mit einem verunglückten Hackentrick im Mittelfeld den Ball verloren hatte. Da die U21-Teams ihre Vorrunde bereits beendet haben, könnte möglicherweise der ein oder andere Spieler aus diesen Kadern im Derby auf dem Matchblatt stehen. Parfait Coulibaly (15) auf FCZ-Seite wird gemäss Trainer Ricardo Moniz nicht dabei sein – da angeschlagen. Dafür ist auf der anderen Seite das Super League-Début von Turga Turhan (17) bei GC sehr gut möglich. Das zur Zeit grösste Talent der Hoppers schoss die GC U21 mit 17 Toren in zwölf Partien an die Tabellenspitze der 1. Liga Gruppe 2. So eine Torquote ist für einen 17-jährigen auf dieser Stufe wohl ein Novum.
Sperre für Perea am Ende ein Glücksfall?
Beim FCZ geht es zur Zeit auf und ab. Nach der Umstellung auf ein Hybridsystem 4-2-4 / 3-4-2-1 auf den Sion-Match hin hat man im Wallis klar dominiert (2:0) und gegen YB (0:0) die etwas besseren Torchancen herausgearbeitet. In Genf gegen Servette war man dann mit einem 1:1 eher gut bedient – und liess letztendlich beim 1:4 in Lugano dem Gegner zu viele Topchancen zu. Nach einem sehr guten Start im Tessin schien man trotz flexiblem System die anschliessende Umstellung Luganos von einem Vierer- auf einen Dreieraufbau hinten heraus zu spät zu bemerken. Der FCZ hätte defensiv in dieser Phase mit Dreierabwehr spielen müssen. Vorne liessen Perea, Chouiar und Co. in ihrer Defensivarbeit viel zu früh nach. Hinten klappte die Koordination der hoch stehenden Abwehrkette zwischen Katic und Kryeziu überhaupt nicht. Lugano konnte die daraus entstehenden Lücken der Offsidefalle immer wieder gut nützen. Dazu kam auch noch Pech mit Schiedsrichterentscheidungen. Lugano-Verteidiger Papadopoulos hätte bei der Szene des aberkannten Tores früh einen Platzverweis erhalten müssen. Vor dem 1:1-Ausgleichs Steffens übersah Ref San ein klares Foul von Vladi an Perea. Und die Szene, die zum Penaltypfiff zum 2:1 Luganos führte, wird in der Super League selten als Foul taxiert.
Beim FCZ wird wohl der zuletzt aufsteigende Form und mehr Reife in seinem Spiel zeigende Umeh Emmanuel den gesperrten und etwas unstet spielenden Juan José Perea im Sturmzentrum ersetzen, was vielleicht sogar zum Glücksfall werden könnte. Schon länger zeigt hingegen die Formkurve von Nikola Katic abwärts. Bleibt er nach seinen zuletzt schwachen Auftritten draussen? Kriegt Cheick Condé eine Chance? Ein fitter Antonio Marchesano würde helfen in der Vorderreihe defensiv wieder besser aufzutreten.