Grgic, Brecher und Domgjoni retten matten Zürchern einen Punkt / FCZ – Sion 1:1 in der Züri Live-Analyse

Spiel, Gegner und Taktik

Sion tritt im Letzigrund im gleichen System an wie ihr letzter Gegner St. Gallen (Schlussresultat ebenfalls 1:1), spielt aber einen komplett anderen Fussball, als die Ostschweizer. Statt Direktspiel in die Vertikale lässt man mit möglichst direktem, aber trotzdem kontrollierten Passspiel den Ball von links aussen nach rechts aussen und wieder zurück zirkulieren, um so im gegnerischen Abwehrverbund Lücken aufzureissen. Die Entstehung des 0:1 durch Luca Clemenzas erstes Super League-Tor ist ein Paradebeispiel dafür. Es ist das sechste Saison-Gegentor des FC Zürich in der Startviertelstunde.

Das unter Fabio Grosso entwickelte variable Positionsspiel der Walliser gestaltet sich im Ansatz sehr vielversprechend – es fehlt bloss in vielen Situationen noch an den Automatismen, speziell mit neuverpflichteten Spielern wie Lubomir Tupta. Ähnlich wie beispielsweise beim FC Basel bieten sich bei den Wallisern Zentrale Mittelfeldspieler genauso wie auch einer der Stürmer häufig ganz aussen an der Seitenlinie an, um auch schon im Mittelfeld die ganze Breite für den Spielaufbau zu nutzen. Speziell bei Sion ist, dass sich vor allem in der Ersten Halbzeit der gesamte Mittelfeld-Rhombus stark seitlich verschiebt, was die Walliser Mittelfeldspieler, die nicht zu den laufstärksten der Liga gehören, dann aber nicht über die gesamten 90 Minuten konsequent durchhalten können. Dies versucht der FCZ auszunutzen und spielt häufiger über die Seiten als sonst, vor allem die aktuell starke Linke Seite mit Aliti und Ceesay. Dies wird auch statistisch untermauert durch die bisher höchste von Züri Live in dieser Saison beim FCZ gemessene Anzahl Flanken. Dasselbe gilt für die Anzahl Steilpässe, die fast ausschliesslich ebenfalls über die Seiten gespielt wurden.

Massimo Rizzo schickt dasselbe Team auf den Platz wie beim Heimsieg gegen den FCB. Verschiedene Akteure wie beispielsweise Khelifi, Omeragic oder Aliti wirken gegen Sion aber etwas „müde“ beziehungsweise „überspielt“. Das Spiel illustriert, was für ein Vorteil es sein könnte, einen „zweiten Anzug“ zur Verfügung zu haben, dem man das volle Vertrauen schenken kann. Der FCZ profitiert in dieser Partie stark vom völlig misslungenen Auftritt ihres ehemaligen Juniors Anto Grgic auf der Gegenseite: schlecht getretener Penalty, weitere vergebene sehr gute Torchancen aus kurzer Distanz, und mehrere Ballverluste in der eigenen Platzhälfte – darunter auch diejenigen, welche zum Pfostenschuss Kramers und zum 1:1-Ausgleich führen. Sion verschiesst den zweiten Penalty hintereinander gegen den FCZ und Yanick Brecher hält den zweiten der letzten drei. Es ist ganz wesentlich Toni Domgjoni, der in der Folge die Differenz macht und voller Elan sowie Spielwitz die Partie immer mehr auf die Seite des FC Zürich ziehen kann.

„FCZ lange mit Sion-Gegenpressing nicht zurechtgekommen“ – Audio-Kommentare zum Spiel

Spielszene im Fokus

12. Minute – Luca Clemenza erzielt das 0:1

Im Anschluss an einen Sion-Eckball können die Walliser sich am Zürcher Strafraum installieren. Der FCZ findet zwar in seine Grundordnung zurück, ab einem bestimmten Zeitpunkt lässt aber das ballorientierte Verschieben nach. Omeragic und Doumbia lassen eine relativ grosse Lücke offen. Omeragic kommt dem in den Strafraum eindringenden Clemenza zwar noch halbherzig entgegen, dreht sich bei dessen Schussabgabe aber ab, um sich schmal (anstatt breit) zu machen.

Grösser als in einem Emmentaler erlaubt: das Loch in der Zürcher Defensivformation verursacht durch einen Moment des nachlässigen Verschiebens, welchen Luca Clemenza zu seiner Super League-Torpremière nutzt.

Personalien

Yanick Brecher (7) – Die langen Bälle des Zürcher Torhüters sind auch sonst jeweils besser als der Super League-Durchschnitt, diesmal gelingen sie aber besonders gut. Die 45 Meter-Bälle erreichen wie an einer Schnur gezogen Fidan Aliti oder Assan Ceesay an immer etwa derselben Stelle im Mittelfeld links an der Seitenlinie. Diese bekommen den Ball jeweils so serviert, dass sie ihn präzise in die Tiefe weiterleiten können. Der FCZ nutzt mit dieser Angriffsauslösung auch die taktische Formation des Sion-Mittelfeldes in einem Rhombus (in Deutschland „Raute“ genannt, SFL-Sprachregelung: „Diamant“) aus. Nachdem Yanick Brecher zuvor über Jahre hinweg alle Penalties reingelassen hat, hält er nach Moumi (YB) gegen Grgic (Sion) bereits den zweiten innert kurzer Frist! Mit dem von Serey Dié (ebenfalls Sion) bereits im November verschossenen Elfmeter gingen drei der letzten vier gegen den FCZ nicht rein. Die Zweite Halbzeit beginnt Brecher ungenügend und hat beispielsweise Mühe mit einer “Kerze“ von Omeragic im eigenen Strafraum.

Becir Omeragic (4) – Produziert unter anderem eine gefährliche “Kerze“ im eigenen Strafraum. In der Druckphase der Nachspielzeit wählt der Genfer bei einem vielversprechenden Konter die komplizierte Lösung mit einem Seitenwechsel in eine Zone, wo viele Gegenspieler stehen, anstatt des einfachen Steilpasses auf den völlig frei stehenden Schönbächler. Unverständlich seine Nomination ins „BLICK Team der Runde“.

Toni Domgjoni (9) – Nach dem von Yanick Brecher gehaltenen Penalty, ist es Toni Domgjoni, der stark aufdreht und die Mannschaft regelrecht mitreisst. Der Gesamteindruck von der Mannschaft ändert sich in dem Moment in erster Linie aufgrund eines Spielers. Gewinnt viele Bälle in der gegnerischen Hälfte im Pressing oder Gegenpressing, versteht sich sehr gut mit Fabian Rohner. Spielt sich im Laufe der Partie fast schon in einen Rausch mit zielgenauen Diagonalbällen und einem Dribbling, in welchem er den formstarken Wesley alt aussehen lässt. Im Spiel ohne Ball erschrecken Domgjonis Sprints die Gegenspieler manchmal so stark, dass sie vergessen, den Ball zu stoppen oder zu passen. Spielt ab der 79. Minute wieder auf der 10er-Position.

Ousmane Doumbia (3) – Das Auf und Ab seiner Leistungen geht weiter. Der Unterschied zu seinem Mittelfeldpartner ist: wenn Toni Domgjoni einen schlechten Tag hat, dann ist er Durchschnitt. Wenn Doumbia einen schlechten Tag hat, dann kippt die Bilanz seines Spiels ins Negative.

Salim Khelifi (2) – Nach drei ordentlich bis guten Leistungen hintereinander, stand gegen Sion wieder mal der „alte Khelifi“ auf dem Platz, der in vielen Situationen unkonzentriert wirkt, gedanklich zu wenig schnell von Verteidigen auf Angriff umschaltet und umgekehrt, und von dem man das Gefühl hat, er beherrscht kaum einen Quadratmeter seines Raumes.

Assan Ceesay (6) – Baut in der letzten Viertelstunde ab. Davor eine weitgehend gute Leistung. Seine Defensivarbeit wird immer wertvoller. Zur noch schnelleren Konterauslösung hat sich ein Automatismus eingespielt, dass Ceesay bei einem gegnerischen Eckball schon aus dem eigenen Strafraum heraus zum Gegenangriff startet, wenn der Ball auch nur schon halbwegs unter Kontrolle ist und der Zürcher in Ballnähe Ceesay gar nicht sieht. Durch Zurufen macht sich der Gambier bemerkbar und der Ball, wenn gewonnen, wird sofort in seine Richtung gespielt. Manchmal gelingen ihm gar technische Raffinessen wie ein präziser Absatzpass der Seitenlinie entlang auf Fidan Aliti, mit dem er sich gut versteht.

Blaz Kramer (1) – Birama Ndoye gehört zu den Defensivspielern mit eher beschränkten Qualitäten auf Schweizer Fussballplätzen, aber gegen Blaz Kramer konnte er sich profilieren. Der Slowene sieht kaum Land gegen den Senegalesischen Defensivhünen. Dazu kommt, dass Kramer wieder eine ganze Reihe von ausgezeichneten Umschaltmomenten mit zu geringer Handlungsschnelligkeit und Technik vermasselt und defensiv das ein oder andere Mal unaufmerksam ist.

Marco Schönbächler (1) – Auch wenn er sich zum Ende seines Einsatzes verbessert zeigt: der grösste Teil des Auftrittes ist so schlecht, dass es insgesamt nicht zu mehr als der Tiefstnote reicht. Mit dem Wechsel von Khelifi, der ebenfalls nicht seinen besten Tag erwischt hatte, zu Schönbi, gerät die Rechte Seite des FCZ mit dem offensiven Aussenverteidiger Rohner von einem Moment auf den anderen komplett „ins Schwimmen“. Dies bereits in der ersten Minute zwei Mal – aufgrund zu zaghaften Eingreifens. Sion hat dort nun völlig freie Hand. Auch das Passspiel sowohl als Absender wie als Empfänger ist über weite Strecken ein Graus.

Trivia

Timothy Fayulu beim Abstoss an einem sonnigen Winternachmittag im Letzigrund.
Crash zwischen Schiedsrichter Lukas Fähndrich und Sions José Aguilar abseits des Ballgeschehens.
Chilla will motiviert durch Blaz Kramers Ausgleichstreffer ebenfalls mitspielen und den Sieg für die Weissen holen.
Abstoss Yanick Brecher und Hohes Pressing von Sion aus der Lehrbuch-Perspektive.

Telegramm

„Domgjoni will unbedingt den Sieg“ – Audio-Highlights des Spiels

FC Zürich – Sion 1:1 (1:1)
Tore: 12. Clemenza (Tupta) 0:1, 39. Kramer (Marchesano) 1:1.
FCZ – Brecher; Rohner, Omeragic, Nathan, Aliti; Domgjoni (90. Winter), Doumbia; Khelifi (67. Schönbächler), Marchesano (79. H. Kryeziu), Ceesay; Kramer.
Sion – Fayulu; Wesley, Ndoye, Abdellaoui, Theler; Zock; Aguilar (83. Baltazar), Grgic; Clemenza (83. Tosetti); Karlen (60. Hoarau), Tupta (90.+1 Bamert).

(Standbilder: Blue)

Auch Grgic zurück auf dem Trainingsplatz

Die gestern zum Auftakt auf dem Trainingsplatz fehlenden Anto Grgic, Novem Baumann, Maxime Dominguez, Moussa Koné und Aldin Turkes kehrten heute erstmals nach den Sommerferien auf den Rasen zurück. Dafür befanden sich andere Spieler wie Buff oder Marchesano bei den Leistungstests. Gilles Yapi trainierte zudem individuell auf dem Nebenplatz mit dem Reha-Trainer. Somit bleiben noch die angeschlagenen Bua und Etoundi, sowie die verletzten Brecher und Kleiber als einzige Kaderspieler, die noch nicht mit der Mannschaft auf der Allmend Brunau trainieren konnten.

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Idealduo Yapi/Grgic

Zentrum (2-3 Positionen): 

Ein zentrales Mosaiksteinchen im aktuellen FCZ ist Captain Gilles Yapi, dessen verletzungsbedingtes Fehlen in drei Vorbereitungsspielen, nach einem Schlag, den er im ersten Spiel gegen die Azeris vom FC Qäbälä erwischt hatte, spürbar war. In der Schlussphase der Vorrunde hatte sich das Duo Yapi/Grgic als ideale Kombination im Zentrum etabliert.

Das Zentrum ist entscheidend für Wohl und Wehe eines jeden Teams und speziell dasjenige des FCZ. Letzte Saison hatte man dank dem starken Duo Kukeli/Yapi einen Top-Start in die Saison. Mit den Verletzungen der beiden kam der Bruch im Zürcher Spiel. Kukeli schleppt auch heute noch  die Folgewirkungen des Schien- und Wadenbeinbruchs mit sich herum, den ihm der frühere FCB-Junior Grether zugefügt hatte. In der aktuellen Vorrunde kam er daher nie richtig in die Gänge – es zwickte mal hier, dann wieder da.

Yapi hat mit seiner Rückkehr auf die Super League-Plätze zum positiven Trend im Verlauf des Herbstes beigetragen, auch wenn er noch nicht ganz wieder der „alte Yapi“ ist. Für die zentralen Positionen stehen grundsätzlich drei Alternativen zur Verfügung: Burim Kukeli, Sangoné Sarr und Cabral. Kukeli ist weiterhin angeschlagen. Der vielseitige Sarr hat in der Vorbereitung auf dieser Position viel Spielzeit erhalten, konnte seine taktischen Defizite aber immer noch nicht ganz abstreifen. Cabral hat bisher mit seiner Mentalität und einer Myriade von Fehlern rundweg enttäuscht. Zusätzlich könnte im Notfall auch Oliver Buff auf einer dieser Positionen eingesetzt werden.

FCZ mit Grgic und Buff in Bern

Beim FCZ steht in der Meisterschaft in Bern wieder Yanick Brecher zwischen den Pfosten. Etoundi wird in der zentralen Offensive heute zu Beginn von Oliver Buff unterstützt. Mario Gavranovic beginnt auf der Ersatzbank. Für den angeschlagenen Yapi bekommt Anto Grgic eine Chance von Beginn weg.

1511 fcz bei yb

Bei YB steht mit Marco Wölfli ebenfalls ein anderer Torhüter, als am Donnerstag zwischen den Pfosten, Mvogo ist Ersatz. In der Innenverteidigung fehlen die gesperrten Vilotic und Wüthrich – für sie spielen die beiden ehemaligen FCZ-ler Benito und Rochat im Abwehrzentrum.

1511 yb vs fcz

 

Lugano mit Vorsprung auf der Leistungskurve / Lugano – FCZ VORSCHAU

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Daten und Fakten im Vergleich (Transfermarkt)

Im Cornaredo treffen am Sonntag zwei Teams aufeinander, die sich wieder im Aufschwung befinden. Die Tessiner sind dies aber schon länger als der FCZ und haben daher den Vorteil, dass sie etwas gefestigter sind. Das Team von Coach Mattia Croci-Torti hatte diesmal während der Europa League-Gruppenphase in der Liga Mühe, vor allem auch weil es gleichzeitig viele verletzte Stammspieler gab. Der Tiefpunkt war die 0:3-Niederlage Mitte November mit einem Rumpfteam gegen den FC Zürich – 64 Stunden nach der 0:2-Niederlage in Brügge, wo man mit einem mutigen Auftritt über weite Strecken eine gute Leistung gezeigt hatte. Die Serie von vier ungeschlagenen Spielen in Folge (mit einem 1:0-Sieg in Basel und einem 3:3 gegen YB) wurde letzte Woche durch eine 1:2-Niederlage beim Zweitplatzierten und einzigen verbliebenen Schweizer Europacup-Teilnehmer Servette unterbrochen. In 1:0-Führung liegend, sah Lugano-Mittelfeldspieler Anto Grgic in der 75. Minute Rot, worauf der Gegner die Partie noch drehen konnte.

Croci-Tortis Team erinnert taktisch an die Weltmeister 2014

Der ehemalige FCZ-Junior wird also wegen seiner Sperre nicht dabei sein. Er wird den Tessinern speziell bei den Offensivstandards fehlen, die dank ihm zuletzt gefährlich waren und zu Toren führten. Der Ersatz Grgics auf der 6er-Position wäre im Normalfall mit Ousmane Doumbia ein weiterer ehemaliger FCZ-Spieler. Aber dieser wird voraussichtlich verletzungsbedingt ebenfalls ausfallen. So muss wohl Captain Jonathan Sabbatini von einer 8er- auf die 6er-Position zurückrücken. Dies könnte ebenfalls negative Auswirkungen aufs Offensivspiel der Luganesi haben, denn Sabbatini zeigte sich zuletzt in verschiedenster Weise nach vorne gefährlich – mit Ballgewinnen weit in der gegnerischen Platzhälfte wie beim Führungstreffer in Genf, mit Klasse-Zuspielen hinter die gegnerische Abwehrlinie wie beim Siegtreffer Renato Steffens in Basel – oder selbst als Torschütze wie in St. Gallen. Letzten März ist der 35-jährige Uruguayer, der im Sommer eigentlich als Profi aufhören und einen Job im Staff des FC Lugano hatte antreten wollen, beim 2:0-Heimsieg im Cornaredo gegen den FC Zürich mit einem Tor und einem Assist speziell aufgefallen. Auf den formstarken Routinier muss der FCZ sicherlich ein Auge werfen.

Die Spielweise von Lugano hat sich in letzter Zeit verändert. Torhüter Amir Saipi spielt viel mehr hohe Bälle hinten heraus ins Mittelfeld als früher – obwohl er darin weniger gut ist, als beispielsweise Yanick Brecher. Die Bälle sind dabei so gespielt, dass sie halbhoch verarbeitet werden können, denn die vordere Lugano-Linie ist nicht kopfballstark. Währenddessen hat sich das Aufbauspiel des FC Zürich zuletzt genau gegensätzlich entwickelt. Die Grundformation der Tessiner kann man als 4-3-3 bezeichnen, aber es ist kein klassisches 4-3-3. Auch von einem 4-1-4-1 oder 4-5-1 zu reden trifft es nur teilweise. Dies weil die offensiven Aussenspieler (aktuell in der Regel Mahou und Bislimi) nicht wie klassische Flügel agieren, sondern eher wie seitlich und vertikal verschobene 8-er. Vielleicht könnte man von “Super 8-ern“ sprechen. Sowohl die Rolle dieser “Super-8er“ (Özil, Müller), als auch die Viererkettte mit häufig vier gelernten Innenverteidigern, sowie die unregelmässige und punktuelle Art des Pressings erinnert taktisch an die Weltmeistermannschaft Deutschlands 2014. Im Normalfall ist Lugano defensiv eher an Raumdeckung orientiert. Allerdings gibt es Ausnahmen: beim Auswärtssieg in Basel spielte man Pressingfussball mit weitgehender Manndeckung in einem 4-4-2 gegen das 4-4-2 des FCB.

Lugano fast immer mit dem gleichen Rezept

Neben der Variante mit vier Innenverteidigern in der Viererkette (Hajrizi, Mai, El Wafi, Hajdari) hat Lugano-Coach Croci-Torti die Option mit dem offensiven Aussenverteidiger Valenzuela im Köcher – so wie 2014 Jogi Löw mit Philipp Lahm, der im Verlauf des Turniers zurück auf die Aussenverteidigerposition rückte. Für die Variante mit Valenzuela spricht, dass El Wafi zuletzt in Genf keinen glücklichen Auftritt hinlegte und vielleicht erstmal auf der Bank Platz nehmen muss. Eine Alternative auf der 6er-Position wäre der bereits 26-jährige, aber trotzdem noch wenig erfahrene Johan Nkama, was Sabbatini erlauben würde, auf der für ihn effektiveren 8er-Position zu spielen. Möglich auch, dass es zumindest im Verlauf der Partie bereits zum Début des neuen Stürmers Kacper Przybylko (30) kommt, der nach 114 Einsätzen in der 2. Bundesliga und 130 Partien in der Major League Soccer bei Maren Haile-Selassie-Klub Chicago Fire jüngeren Stürmern Platz machen musste. Die Mehrzahl seiner Tore erzielt Lugano in den letzten Wochen jeweils auf ähnliche Art und Weise. Ganz egal auf welcher Höhe sich die gegnerische Abwehrkette befindet, will man vor dieser in Ballbesitz zu kommen und von dort den Ball hinter die gegnerische Abwehrlinie spielen. Die Schwierigkeit für den Gegner besteht dabei darin, dass Lugano versucht, so viele Anspielstationen wie möglich auf die gegnerische Verteidigungslinie zu bringen – und häufig wird für das Zuspiel in die Tiefe dann nicht die naheliegendste Variante gewählt, um ein gewisses Überraschungsmoment zu nutzen.

Während bei Lugano der Liga-Aufschwung nach ihrer Herbst-Baisse schon Ende November eingesetzt hatte und nach dem Jahreswechsel anhielt, kam die FCZ-Resultatbaisse in den Wintermonaten. Im 285. Derby konnte nach sieben sieglosen Partien mit einer überdurchschnittlichen Defensivleistung und Pragmatismus der erste Sieg eingefahren werden. Der darauf folgende 1:0-Sieg in Luzern war basierend auf den Züri Live-Noten gar die Defensiv zweitbeste und insgesamt viertbeste Leistung der ganzen Saison. Die veränderte Spielweise und Spielformation, die Sperren von Katic und Condé und verletzungsbedingten Ausfälle von Guerrero und Daprelà, sowie die verstärkte Berücksichtigung von jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs hat spürbar eine neue Dynamik in die Mannschaft gebracht. Da Luzern gleichzeitig sehr ersatzgeschwächt antreten musste, reichte es trotz den verschiedenen Umstellungen zum verdienten Sieg.

Kryeziu oder Daprelà neben Kamberi?

Junior Ligue hat sich in Luzern vorne in der Sturmspitze bewährt. Einen physisch starken Spieler auf dieser Position zu haben, der gleichzeitig auch noch eine gewisse Antrittschnelligkeit aufweist, tut der ganzen Mannschaft im Spielaufbau gut. Wenn Dante bereits in Lugano in der Startformation stehen würde, wäre es keine Überraschung. Die Profile der Lugano-Angreifer könnten in der Frage „Kryeziu oder Daprelà?“ eher für den ehemaligen Luganesi sprechen. Wer könnte es aus der U21 oder U19 diesmal aufs Matchblatt schaffen? Nevio Di Giusto (10er) scheint dafür ein heisser Kandidat zu sein. Allenfalls auch Ivan Kovacevic (innenverteidiger). Für den noch gesperrten Cheikh Condé wird eine Rückkehr in die Startformation sicherlich nicht einfach, denn das Duo Mathew / Krasniqi hat sich in den letzten Partien sehr bewährt. Antonio Marchesano erzielte in den letzten beiden Partien jeweils den Siegtreffer,. Der Tessiner hat für den FCZ gegen Lugano zudem schon acht Mal getroffen. Nur Fritz Künzli (11) und Köbi Kuhn (9) netzten im FCZ-Trikot gegen die Bianconeri noch häufiger ein.

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