Autor: Lukas Stocker
Zweitbestes Heimteam gegen beste Auswärtsmannschaft / Lausanne-Sport – FC Zürich Vorschau mit möglichen taktischen Formationen
Lausanne-Sport ist mit den beiden Zürcher Klubs, FCB, Servette und YB Teil der historischen Top 6 des Schweizer Fussballs, was Anzahl Meistertitel und Punkte in der Ewigen Rangliste betrifft. Das Team von Ludovic Magnin ist aktuell auf Kurs in der Saison 24/25 auch wieder in den Top 6 zu landen. Es handelt sich zusammen mit dem FC Basel um das aktuell formstärkste Team und zu Hause in der Tuilière gar die zweitbeste Mannschaft der Liga. Die beste Ligaplatzierung der Waadtländer in den letzten zwanzig Jahren war ein 6. Platz in der COVID-Saison 20/21 unter Coach Giorgio Contini. Im Cup hat man diese Woche mit einem deutlichen Auswärtserfolg in Winterthur erst zum zweiten Mal in den letzten elf Jahren den Viertelfinal erreicht. Die Formkurve und der Heimvorteil spricht im Duell mit dem FC Zürich klar für Lausanne-Sport. Beim Marktwert ist Lausanne-Sport zudem auf Augenhöhe mit Lugano und bloss hinter YB und FCB taxiert – der Kaderwert des FCZ ist hingegen auf Rang 8 der Liga, knapp vor Yverdon und GC. Ausserdem hat der FCZ mehr Ausfälle zu verzeichnen. Dafür ist das Letzigrund-Team aktuell die beste Auswärts-Equipe der Liga. Die letzten vier DIrektduelle der beiden Teams verliefen resultatmässig ausgeglichen (je ein Sieg, zwei Unentschieden). Die erste Saisonbegegnung gewann der FCZ im Letzigrund 2:0. Mit einem Heimsieg könnte Lausanne den FC Zürich in der Tabelle überholen.
Lausanne hat sich defensiv weiterenwickelt
Lausanne-Sport hat mittlerweile eine gewachsene Mannschaft zur Verfügung. Die personelle Kontinuität der letzten Jahre scheint nun immer mehr Früchte zu tragen. Typisch für ein spielerisch starkes Team tritt man in der Offensiven Phase im 4-3-3 an und spielt daher auch viel über die Flügel. Die dank einer der ersten Flutlichtanlagen der Schweiz früher “Könige der Nacht“ genannte Equipe setzt ligaweit zu den meisten Dribblings an – dies allerdings nur knapp vor Servette und dem FCZ. Mit besserer Abschlusseffizienz könnte das Magnin-Team noch deutlich weiter oben klassiert sein. Defensiv formiert man sich klassischerweise in einem 4-4-2. Alvyn Sanches rückt in dieser Phase nach vorne neben den MIttelstürmer, die Flügel lassen sich auf die Seitenpositionen im Mittelfeld fallen. Lausanne betreibt mittlerweile ein recht konsequentes Pressing. Dies vor allem auch weil die Mittelstürmer Ajdini und Sène im Spiel gegen den Ball deutlich engagierter agieren als früher. Man spielt dabei nicht besonders körperbetont, sondern versucht die Bälle durch gutes Positionsspiel wiederzugewinnen. Ausserdem hat sich Mittelfeldspieler Jamie Roche gerade in defensiver Hinsicht zum Schlüsselspieler entwickelt und ist eigentlich nicht mehr aus der Startformation wegzudenken.
Die besten Phasen der letzten Partien (Anfangsphase in Lugano, 2. Halbzeit Cup-Derby) hatte der FCZ im 4-2-4. Lässt Ricardo Moniz in Lausanne wie im Tessin wieder von Anfang an so spielen? Das Personal dafür stünde trotz einigen Absenzen zur Verfügung. Im Sturmzentrum könnte es in diesem Fall zur Wiedervereinigung des “Duo Infernale“ der letztjährigen Vorrunde, Marchesano / Okita, kommen. Aufgrund der Personalsituation könnte Mohamed Bangoura im Kader dabei sein. Allerdings scheint der 18-jährige Guineer noch nicht ready für die Super League. Eine Alternative wäre der bisher in der Promotion League ebenfalls noch nicht überzeugende Isaiah Okafor. Daniel Denoon könnte zudem eine Alternative für den zuletzt in seiner Leistungskurve abbauenden Nikola Katic sein. Gut in Form sind aktuell Mirlind Kryeziu, Rodrigo Conceição und Mounir Chouiar.
288. Derby Schweizer Cup-Achtelfinal GC – FCZ 0:1
Wie viel rotieren die Coaches? / Derby-Achtelfinal Vorschau mit möglichen taktischen Formationen
Das fünfte Zürcher Derby im Schweizer Cup in diesem Jahrtausend steht an. Die ersten zwei konnte GC gewinnen, die letzten zwei der FCZ. Drei dieser Duelle gingen in die Verlängerung, eines wurde in der Nachspielzeit entschieden. Die Siegtorschützen hiessen Richard Nunez, Izet Hajrovic, Francisco Rodriguez und Cédric Brunner. Die letzten drei Mal entschied also ein Eigengewächs das Cup-Derby. Dass man aber bereits im Achtelfinal auf den Stadtrivalen trifft, gab es letztmals im Oktober 1969. Dies vor 14’500 Zuschauern im Letzigrund, nachdem im Vorspiel der FC Gemeinderat mit dem damaligen Stadtpräsidenten Sigi Widmer aufgespielt hatte, wie man auf dbfcz.ch nachlesen kann.
GC’s Seitentausch geht im Meisterschaftsderby schief
Im Meisterschaftsderby am Samstag ging der FCZ bereits in der 1. Minute durch Mounir Chouiar in Führung. GC hatte die Platzwahl gewonnen und den Gegner mit einem Seitentausch zu verunsichern versucht. Wie im März dieses Jahres gegen YB reagierte der FCZ mit einem Blitztor Richtung Südkurve. Man liess dabei vom Anstoss weg den Ball schnell zirkulieren und das GC-Pressing ins Leere laufen. GC glich noch vor der Pause durch Ndenge aus, nachdem Lee durch die Lücke vorstossen konnte, die Katic hinterlassen hatte, als er sich von Kittel an die Mittellinie herauslocken liess ohne diesen an der Ablage auf Morandi stören zu können. Wie schon zuvor in Lugano funktionierte dann wiederum die Offsidefalle nicht, was Ndenge zum Ausgleich nutzte. Gleich darauf flog der ansonsten guten Ansätze als Perea-Ersatz zeigende Emmanuel mit Gelb-/Rot vom Platz. Das gleiche Verdikt hätte zuvor bereits GC-Angreifer Maurin treffen müssen. Der FCZ stellte danach auf ein 5-2-2 um und fokussierte sich nach vorne nur noch auf einzelne Nadelstiche. DIe Frage, die sich im Hinblick auf das zweite Derby innert drei Tagen stellt: wie viel rotieren die beiden Coaches?
GC spielt auch unter dem neuen Coach Tomas Oral weiterhin im 4-2-3-1 von Marco Schällibaum mit den beiden spielerisch ausgerichteten Morandi und Kittel als eingerückte Flügel und zwei physisch starken Mittelstürmern in der Mitte. Man orientiert sich dabei sowohl in der defensiven wie in der offensiven Phase nach vorne in die gegnerische Platzhälfte. Einzelne Wechsel im Vergleich zum Meisterschaftsderby wird es wohl geben – vor allem auf Positionen mit (fast) gleichwertigen Alternativen. Die jungen Meyer und Turhan sind von ihrer Qualität her nahe an der Startelf dran.
Emmanuel erneut als Perea-Ersatz?
Beim FCZ könnten Nemana Tosic und Armstrong Oko-Flex in die Startformation rücken. Sam Ballet wird vermutlich noch angeschlagen sein und Antonio Marchesano mehr Spielminuten kriegen als im Meisterschaftsderby – wobei dabei auch eine mögliche Verlängerung in den Überlegungen berücksichtigt werden muss. Umeh Emmanuel zeigte gute Ansätze als Perea-Ersatz und könnte trotz Gelb-/Roter Karte nochmal eine Chance von Beginn weg kriegen, bevor er dann am kommenden Wochenende in Lausanne gesperrt sein wird. Mittlerweile spielt Gomez wieder im Zentrum. Dem formschwachen Katic würde ein Pause möglicherweise gut tun, zumindest was die Startformation betrifft. Für die Hybridrolle als Rechtsverteidiger / Rechter Innenverteidiger ist Lindrit Kamberi sowieso besser geeignet. Katic könnte in so einem Szenario als Edeljoker von der Bank je nach Spielstand die Abwehr verstärken oder vorne als “Brechstange“ agieren.
Derby-Countdown, Teil 1: Cédi Brunners Siegtor zum Finaleinzug in der 92. Minute
Derby-Countdown, Teil 2: Alli in wiiss
Derby-Countdown, Teil 3: Gavranovic vs. Bürki, Rizzo vs. Skibbe, Toko vs. Chikhaoui, Piu gegen alle
Derby-Countdown, Teil 4: Der Knick
Derby-Countdown, Teil 5: Die Wiedergeburt aus den Trümmern
287. Derby FCZ – GC 1:1
Perea-Sperre ein Glücksfall? GC Top-Talent mit Début? / 287. Zürcher Derby Vorschau mit möglichen taktischen Formationen
Das zweite Zürcher Derby der Saison steht im Rahmen der 16. Runde der Super League vor der Tür. Für die Grasshoppers ist es das zweite Spiel unter dem neuen Trainer Tomas Oral. Dessen Team schien im September unter Vorgänger Schällibaum mit sieben Punkten aus den drei Partien gegen Thun, Servette und YB auf einem guten Weg zu sein. Man hatte wie schon in den Wochen zuvor viel Ballbesitz und häufig die besseren Torchancen als die jeweiligen Gegner. Dann folgten die aus GC-Sicht unglücklichen Niederlagen in Winterthur und im Stadterby, welche das Team ganz offensichtlich aus der Bahn warfen. In den darauffolgenden Partien gegen Lausanne-Sport, Lugano, Luzern und St. Gallen war man mehrheitlich unterlegen und holte insgesamt nur einen Punkt. Speziell in der Partie unter Interimstrainer Morello gegen St. Gallen (1:2) schien die Verunsicherung fast physisch greifbar zu sein. Nun trifft man erneut hintereinander auf Winterthur und den FCZ. Gegen die Eulachstädter waren die Grasshoppers beim 1:1 vor einer Woche wieder das bessere Team – aufgrund eines späten Gegentores durch Remo Arnold reichte es aber nur zu einem Punkt.
GC Top-Talent Turhan (17) vor Début?
Die taktische Formation hat Tomas Oral bei seinem ersten Auftritt als GC-Coach nicht geändert. Auf der SFL-Seite wurde eine 4-3-3 Formation aufgeführt und mehrere Journalisten haben dies in ihre Berichterstattung übernommen. Tatsächlich liess Oral sein Team gegen Winterthur aber genauso wie zuvor Marco Schällibaum in einem 4-2-3-1 auflaufen. Und genauso wie Schällibaum spielten auch unter Oral die spielerisch orientierten Giotto Morandi und Sonny Kittel als eingerückte Flügel. Geändert hat sich, dass die Aussenverteidiger Benno Schmitz und Noah Persson wieder mutiger nach vorne stiessen und GC von Beginn weg in der gegnerischen Hälfte mit und ohne Ball viel Druck ausübte. Entgegen dem Image von Tomas Oral als „Defensivtrainer“ agierte GC offensiv und mutig. Wie stark diese Ausrichtung auf den Gegner ausgerichtet war, wird sich nun im Stadtderby weisen. Der für das GC-Spiel mittlerweile fast unverzichtbare Mittelstürmer Young-joon Lee spielte wieder von Beginn weg. Dank ihm können auch hohe Bälle von Torhüter Justin Hammel im MIttelfeld erfolgreich verarbeitet werden. Anders als Schällibaum, der eher spielerisch orientiert aufstellte, beorderte Oral gegen Winterthur mit Evans Maurin einen zweiten physisch starken Stürmer hinter Lee auf die 10er-Position.
Die zuletzt enttäuschenden Bojang und Choinière verschwanden aus der Startelf. Das Tor beim 1:1 erzielte Einwechselspieler Nikolas Muci in einer Umschaltsituation auf Vorarbeit von Schmitz, nachdem der Winterthurer Nishan Burkart mit einem verunglückten Hackentrick im Mittelfeld den Ball verloren hatte. Da die U21-Teams ihre Vorrunde bereits beendet haben, könnte möglicherweise der ein oder andere Spieler aus diesen Kadern im Derby auf dem Matchblatt stehen. Parfait Coulibaly (15) auf FCZ-Seite wird gemäss Trainer Ricardo Moniz nicht dabei sein – da angeschlagen. Dafür ist auf der anderen Seite das Super League-Début von Turga Turhan (17) bei GC sehr gut möglich. Das zur Zeit grösste Talent der Hoppers schoss die GC U21 mit 17 Toren in zwölf Partien an die Tabellenspitze der 1. Liga Gruppe 2. So eine Torquote ist für einen 17-jährigen auf dieser Stufe wohl ein Novum.
Sperre für Perea am Ende ein Glücksfall?
Beim FCZ geht es zur Zeit auf und ab. Nach der Umstellung auf ein Hybridsystem 4-2-4 / 3-4-2-1 auf den Sion-Match hin hat man im Wallis klar dominiert (2:0) und gegen YB (0:0) die etwas besseren Torchancen herausgearbeitet. In Genf gegen Servette war man dann mit einem 1:1 eher gut bedient – und liess letztendlich beim 1:4 in Lugano dem Gegner zu viele Topchancen zu. Nach einem sehr guten Start im Tessin schien man trotz flexiblem System die anschliessende Umstellung Luganos von einem Vierer- auf einen Dreieraufbau hinten heraus zu spät zu bemerken. Der FCZ hätte defensiv in dieser Phase mit Dreierabwehr spielen müssen. Vorne liessen Perea, Chouiar und Co. in ihrer Defensivarbeit viel zu früh nach. Hinten klappte die Koordination der hoch stehenden Abwehrkette zwischen Katic und Kryeziu überhaupt nicht. Lugano konnte die daraus entstehenden Lücken der Offsidefalle immer wieder gut nützen. Dazu kam auch noch Pech mit Schiedsrichterentscheidungen. Lugano-Verteidiger Papadopoulos hätte bei der Szene des aberkannten Tores früh einen Platzverweis erhalten müssen. Vor dem 1:1-Ausgleichs Steffens übersah Ref San ein klares Foul von Vladi an Perea. Und die Szene, die zum Penaltypfiff zum 2:1 Luganos führte, wird in der Super League selten als Foul taxiert.
Beim FCZ wird wohl der zuletzt aufsteigende Form und mehr Reife in seinem Spiel zeigende Umeh Emmanuel den gesperrten und etwas unstet spielenden Juan José Perea im Sturmzentrum ersetzen, was vielleicht sogar zum Glücksfall werden könnte. Schon länger zeigt hingegen die Formkurve von Nikola Katic abwärts. Bleibt er nach seinen zuletzt schwachen Auftritten draussen? Kriegt Cheick Condé eine Chance? Ein fitter Antonio Marchesano würde helfen in der Vorderreihe defensiv wieder besser aufzutreten.