Lehren aus dem Fall „Wil“: Nachfolgeregelung ist die Königsdisziplin des Klubverantwortlichen

Der Fall „FC Wil“ wirft für die Schweizer Fussballgemeinde wieder einmal die Frage nach Besitzverhältnissen und Nachhaltigkeit auf. Wieder hat es nicht geklappt mit einem auswärtigen Mäzen! Es darf dabei aber nicht ausser Acht gelassen werden: jeder dieser Personen und Fälle der letzten Jahre hat seine eigene Geschichte – keiner ist wirklich mit dem anderen vergleichbar. Trotzdem gibt es Gemeinsamkeiten und wiederkehrende Muster.

Bei Mehmet Nazif Günal gab es nicht wie bei einem Bulat Chagaev, Igor Belanov oder auch Carlo Häfeli die in solchen Fällen häufig auftretende Unprofessionalität, und auch nicht das verzweifelte Streben nach dem (Wieder-)Einstieg in das Rampenlicht des Profifussballs für eine Person mit wenig Kredit. Keine skurrile Suche nach Einfluss im fernen Tschetschenien durch einen gefallenen (Schwieger-)Sohn der alten Nomenklatura, keine Partnerschaften mit halbseidenen Figuren als Verzweiflungstat, keine unrealistischen Visionen vom schnellen Aufstieg im Fussball-Business durch schwungvollen Spielerhandel.

Beim Einstieg Günals hiess es von einzelnen Kommentatoren, „Fussballbegeisterung“ als Begründung für dessen Motivation klinge verdächtig. Das ist Unsinn. Verdächtig wäre viel mehr, wenn Günal als einziger von über 40 Millionen Türkischen Männern keine Fussballbegeisterung mitbringen würde. Sein Unternehmen MNG realisiert weltweit parallel Dutzende grosser Bauprojekte. Der Ausbau des Bergholz-Stadions und der Bau eines Trainingszentrums für insgesamt 70 Millionen Franken wäre in diesem Kontext ein eher kleines Projekt gewesen, welches für Günals Unternehmen aber durchaus als Pilotvorhaben in der Schweiz und im Stadionbau einen Vorzeigeeffekt hätte haben können.

Trotz Professionalität, viel Geld und Fussballbegeisterung: es reichte nicht für ein nachhaltiges Engagement. Neuste Entwicklungen in der politisch instabilen Türkei mögen vielleicht eine Rolle gespielt haben. Jeder kann jederzeit die Gunst der Machthaber verlieren, auch ein gut vernetzter Milliardär wie Günal. Er hätte es sich auch niemals ohne schwerwiegende Folgen leisten können, nach dem Haftbefehl gegen den damaligen Wil-Trainer Ugur Tütüneker wegen dessen angeblicher Beteiligung am „Putschversuch“ diesen nicht sofort freizustellen.

Aus Sicht der Schweizer Fussballfreunde entscheidend ist aber eine andere Erkenntnis. Durchs Band schnell verschwunden sind jeweils diejenigen Klubbesitzer, die auch schnell aufgetaucht sind. Easy come, easy go. Nachhaltig engagiert bleiben hingegen diejenigen, die schon vorher da waren – bevor sie die volle Verantwortung als Präsident und/oder Eigentümer übernahmen.

Markus Lüthi kam wegen seines fussballspielenden Sohnes Benjamin zum FC Thun und war erst jahrelang Vizepräsident, bevor er die Hauptverantwortung übernahm. Dölf Früh (FCSG) war schon vor der Übernahme des Präsidiums 2010 sechs Jahre lang einer der wichtigsten Sponsoren des Klubs gewesen – Ancillo Canepa schon immer FCZ-Supporter und immerhin ein Jahr im Verwaltungsrat vor der Wahl zum Präsidenten. Bernhard Heusler (FCB) wurde ebenfalls vom Vizepräsidenten zum Präsidenten und Eigentümer. Stephan Anliker (GC) war drei Jahre im Verwaltungsrat bevor er Präsident wurde. Und in Lausanne haben vor dreieinhalb Jahren der bisherige Präsident Jean-François Collet und Vizepräsident Alain Joseph gar die Rollen getauscht. Kaufangebote aus dem Ausland, auch von einem Grossklub, der Lausanne als Farmteam etablieren wollte, wurden wegen der fehlenden Nachhaltigkeit abgelehnt.

Das Zauberwort lautet „Nachfolgeregelung“. Vor allem in Familienunternehmen immer wieder ein grosses Thema, aber grundsätzlich für jede Organisation von eminenter Wichtigkeit – gerade auch für Profifussball-Klubs. Sven Hotz, Gigi Oeri und Co. haben es vorgemacht. „Nachwuchsförderung“ ist nicht nur auf dem Platz wichtig, sondern auch daneben. Früh genug müssen potentielle Kandidaten für die zukünftige Übernahme des Klubs eingebunden und aufgebaut werden. Nicht die Liga ist dafür verantwortlich. Es ist die ureigene Verantwortung jedes einzelnen Klubs – und wohl die wichtigste und nobelste Aufgabe eines Klubverantwortlichen.

Die Frage des Timings kann aber delikat sein. Sven Hotz hat erst relativ spät, aber gerade noch rechtzeitig seine Nachfolge zu regeln begonnen. Bernhard Heusler behielt das ihm von Gigi Oeri übertragene Mehrheitspaket der FCB Holding so lange komplett für sich, bis der Klub auf finanziell stabilen Füssen stand – mit Dutzenden von Millionen an Reserven. Um in einer allfälligen finanziellen Schieflage in der Lage zu sein, das Mehrheitspaket an einen potenten Mäzen verkaufen zu können. Nun da dies nicht mehr nötig scheint, hat Heusler angefangen, einen Teil seines Mehrheitspaketes an andere Verwaltungsratsmitglieder zu verteilen.

Als Nachhaltigkeitskriterium entscheidend ist nicht die Nationalität der Übernahmeinteressenten, sondern die Dauer und Intensität des Engagements für den Klub VOR der Übernahme. Plötzlich aus dem „Nichts“ auftauchende Mäzene haben Schweizer Fussballklubs noch kein einziges Mal etwas gebracht. Das sollte der erneute Fall „Wil“ definitiv bewiesen haben. Es gibt daher nur zwei sinnvolle Varianten: entweder kann aus den eigenen Reihen heraus eine gute Nachfolgeregelung aufgebaut und entwickelt werden – oder der Klub muss deutlich kleinere Brötchen backen. Ganz entscheidend dabei ist, zu verhindern, in Bezug auf die Nachfolge unter Zeitdruck zu geraten, wie dies beim FC Wil vor der Übernahme Günals aufgrund der neuen UEFA-Regelung bezüglich „Third Party Ownership“ von Spielern offenbar der Fall gewesen war.

Statistik der Woche: Leistungsentwicklung Vorrunde 16/17

Moussa Koné erreicht in der Vorrundenwertung von Züri Live den höchsten Notenschnitt von 7,6 auf einer Skala von 1-10. Der junge Senegalese wurde in 16 von 27 Spielen eingesetzt, dabei aber insgesamt „nur“ 730 Minuten oder rund 46 Minuten pro Einsatz. Damit gehört er nicht zu den 12 FCZ-lern, die in der Vorrunde mehr als 1’000 Minuten in Wettbewerbspartien im Einsatz standen. Torhüter Andris Vanins spielte das Maximum von 2’430 Minuten – jede einzelne Minute in Liga, Cup und Europacup. Kein anderer Torhüter kam beim FCZ im Herbst zum Einsatz.  Von den am meisten eingesetzten Spielern hatte Oliver Buff mit 7,4 den besten Notenschnitt, wobei in der Liga Adrian Winter noch leicht besser abschnitt.

notenschnitte-vorrunde-fcz-1617Zur Analyse der Leistungsentwicklung der einzelnen Spieler und Mannschaftsteile hat Züri Live die 27 Spiele der Vorrunde in neun Abschnitte à drei (wettbewerbsübergreifenden) Spielen aufgeteilt und für jeden Spieler die Durchschnittsnote des jeweiligen Abschnittes ausgerechnet. Dies ergibt dann eine Leistungskurve für die ganze Vorrunde.

1617-vorrunde-spitze-leistungsentwicklungArmando Sadiku, mit 4,3 im Schnitt notenschwächster Spieler der Vorrunde, begann die Saison nach erfolgreicher EM gut. Richtung Schliessung des Transferfensters fielen seine Leistungen dann aber rapide in den Keller, mit Ausnahme des Auftrittes in Villarreal mit seinem Führungstor in der 2.Minute. In zwei Abschnitten kam von den Sturmspitzen insgesamt zu wenig, und zwar in Abschnitt 2 im August (Le Mont, La Chaux-de-Fonds, Xamax) und Abschnitt 9 im Dezember (Wil, Osmanlispor, Winterthur). Mit einer besseren Stürmerleistung hätte der FCZ in der Türkei eine Chance gehabt, sich für die K.O.-Runde zu qualifizieren. Die anderen fünf Spiele konnten dank offensiv starken Spielern aus der zweiten Reihe trotz allem (zum Teil „mit Ach und Krach“, und dank formschwacher Gegner) gewonnen werden. Moussa Koné zeigte konstant gute Leistungen, baute aber im Dezember auch leicht ab. Dzengis Cavusevic schien die Aufmunterung der Teamkollegen nach dem verschossenen Penalty gegen Osmanlispor gut getan zu haben. Der Slowene erzielte danach nicht nur im selben Spiel noch ein Tor, sondern steigerte seine Leistungen im darauffolgenden Monat markant, konnte diese Pace im Dezember aber nicht mehr halten.

1617-vorrunde-zentral-offensiv-leistungsentwicklungOliver Buff zeigte konstant gute Leistungen bis er durch die in Genf erlittene Verletzung in den letzten Partien der Vorrunde nur noch mit Schmerzen spielen konnte. Bis Ende September war der Zürcher auf der zurückhängenden Position im Offensivzentrum unangefochten, danach machte aber Antonio Marchesano immer mehr auf sich aufmerksam, und hatte einen leicht höheren Notenschnitt. Davide Chiumiento konnte sich nicht aufdrängen.

1617-vorrunde-fluegel-leistungsentwicklungAdrian Winter, Marco Schönbächler und Roberto Rodriguez spielten eine relativ konstante Vorrunde. Winter brachte zu Beginn und am Schluss seine besten Leistungen, Schönbächler im Oktober, nachdem ihm sein Traumtor gegen Osmanlispor Ende September Auftrieb gegeben hatte. Als einziger eine kurze ungenügende Phase hatte Rodriguez in den zwei Heimspielen gegen Steaua und Aarau Anfang November.

1617-vorrunde-zentrales-mittelfeld-leistungsentwicklungDas Zentrale Mittelfeld lief während der ganzen Vorrunde immer etwas auf dem letzten Zacken. Gilles Yapi fiel praktisch den ganzen Juli und August aus, und nach seinem Unterarmbruch in Bukarest erneut von Ende Oktober bis zum Jahresende. Sangoné Sarr zog sich in Spanien einschussbereit fünf Meter vor dem gegnerischen Tor bei einem penaltyreifen Foul eines Villarreal-Verteidigers eine Schulterverletzung zu, die er daraufhin die ganze Vorrunde mitschleppte, und erst nach Vorrundenende operieren liess. Seine häufig eher mässigen Leistungen sind auch unter diesem Blickwinkel zu betrachten. Neben Yapi, der in Bukarest beinahe die ganze Partie mit gebrochenem Unterarm spielte, biss auch der Senegalese für das Team auf die Zähne. Burim Kukeli spielte in besagtem Auswärtsspiel in Villarreal so gut, dass er sich die Bestnote „10“ verdiente – was in der ganzen Vorrunde nie ein anderer Spieler schaffte. Aber auch der Solothurner musste zwischendurch im Oktober fast einen ganzen Monat pausieren. Ansonsten war Kukeli aber die Konstanz in Person. Vasilije Janjicic (damals 17) kam zu Beginn im Sommer zu einem, Izer Aliu (damals 16) zu zwei Kurzeinsätzen. Janjicic wechselte in der Folge nach Hamburg und war in der Regionalliga Nord Stammspieler, während Aliu in der Promotion League beim FCZ II meist in offensiver Rolle gesetzt war. In der 1.Mannschaft mussten aus all diesen Gründen daher immer wieder Oliver Buff oder Antonio Marchesano im Zentralen Mittelfeld aushelfen.

1617-vorrunde-aussenverteidiger-leistungsentwicklungKay Voser spielte eine konstante Vorrunde und war der erhoffte Rückhalt – zusammen mit Andris Vanins wohl der Spieler mit der geringsten Fehlerquote beim FCZ. Cédric Brunner hatte vor allem in den beiden Spielen gegen Steaua Probleme gegen William De Amorim und Adi Popa. Mit relativ grossen Schwankungen versehen waren die Performances der beiden jungen Michael Kempter und Nicholas Stettler. Kempter startete in La Chaux-de-Fonds eher mässig, steigerte sich dann bei seinen sporadischen Einsätzen bis zur Winterpause, als er im Heimspiel gegen Wil der beste Mann war. Stettler war gegen St.Gallen und bei Xamax top, hatte gegen Ende auswärts in Chiasso aber auch einen „Abschiffer“ dabei. Auffallend bei beiden, dass sie gegen stärkere Gegner bessere Leistungen zeigten.

1617-vorrunde-innenverteidiger-entwicklungAlain Nef und Ivan Kecojevic gehörten beim Notenschnitt zu den Top 6 der Vorrunde. Am stärksten waren ihre Auftritte in der Europa League. Sie konnten auch gegen Klasse-Stürmer gut bestehen. Beide hatten in der ganzen Vorrunde jeweils nur ein Spiel mit einer ungenügenden Note. Armin Alesevic zeigte bis und mit dem Cupspiel gegen St.Gallen Ende Oktober in der Innenverteidigung oder auch als Linksverteidiger erfreuliche Leistungen, fiel in der Folge aber bis zur Winterpause etwas aus dem Tritt. Der notenmässig schwächste Innenverteidiger war Umaru Bangura. Vier seiner zehn Auftritte waren ungenügend. Kurz vor der Winterpause in Winterthur gab es gar nur eine Note „2“. Diese Note wurde ingesamt nur fünf Mal verteilt (3x Sadiku, 1x Sarr, 1x Bangura) – eine „1“ gab es übrigens bisher noch nicht in dieser Saison.

1617-vorrunde-torhueter-leistungNur Adrian Winter und Andris Vanins wurden in allen 27 Partien der Vorrunde eingesetzt und Torhüter Vanins ist der einzige, der die maximal möglichen 2’430 Minuten spielte. Dementsprechend war der Lette der einzige eingesetzte Torhüter. In der Europa League hat Vanins die beste Durchschnittsnote, weil er sich dort mehr auszeichnen konnte.

Personalien vor dem Spitzenkampf gegen Xamax

FCZ-Trainer Uli Forte hat schon beim Rückrundenauftakt in Genf („nach dem Gegentor haben wir viel zu hektisch agiert“) auf einige Defensivspieler verzichten müssen. Sangoné Sarr ist zwar auf «gutem Weg» nach seiner Schulteroperation, ist aber noch eine Weile nicht einsetzbar. Kecojevic, Bangura und Voser sind weiter fraglich. Dazu wird der gesperrte Burim Kukeli nicht auf dem Platz mithelfen können. Möglicherweise ergibt sich dadurch für den nach Genf mitgereisten aber nicht auf dem Matchblatt stehenden Kevin Rüegg eine Chance. Forte äusserst sich auf jeden Fall an der Pre-Match Pressekonferenz lobend über den 18-jährigen: «Er trainiert konstant gut».

Xamax habe eine hervorragende Mannschaft, von welcher viele Spieler schon Super League gespielt hätten. Besonders im Auge hat Forte Nuzzolo, Karlen, Doudin, Gomes und den jungen Teixeira. Die Punkte zu holen sei zwar wichtig, aber psychologisch sieht Forte keine Auswirkungen des anstehenden Spiels – unabhängig vom Ausgang: «Die Rückrunde geht noch lang. Wir sind seit Saisonbeginn darauf eingestellt, dass wir bis zum letzten Spieltag kämpfen müssen. Auch wenn wir neben Xamax auch noch Wil und Aarau ganz vorne erwartet hatten. Ein Sieg wäre keine Vorentscheidung. Gleichzeitig würden wir bei einer Niederlage auch nicht nervös werden.»

Zur Personalie Miro Muheim äusserst sich Forte ebenfalls. Er sieht für diesen die Zukunft auf der Linksverteidigerposition. Er habe in London physisch zugelegt, und gleichzeitig aber auch nicht mehr optimale Voraussetzungen, um sich in der Offensive gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Seine Robustheit im Zusammenspiel mit seiner Technik mit dem linken Fuss eröffne Muheim aber interessante Perspektiven links hinten. Der Spieler müsse in einem solchen Fall aber voll dahinterstehen, sonst funktioniere ein Positionswechsel nicht. Und das sei bei Muheim der Fall. Die neue Position gefalle ihm. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte der FCZ den Leihtransfer mit Kaufoption nicht abgewickelt.

10 Jahre Schönbi!

Heute sind es 10 Jahre her, dass Marco Schönbächler im Derby vor 15’000 Zuschauern im Hardturm in der 72.Minute für Santos eingeweschselt wurde und sein Début in der 1.Mannschaft feierte. In dieser Zeit hat Schönbi 255 Wettbewerbsspiele für den FCZ gespielt, 39 Tore erzielt und 44 Assists aufgelegt. Zwei Meistertitel und ein Cupsieg gehören zu seinem Palmarès. Insgesamt ist Schönbächler bereits 15 Jahre beim FCZ aktiv, deutlich mehr, als sein halbes Leben! Die Saison 2015/2016 verpasste er leider verletzungsbedingt komplett und war daher weder am Abstieg noch am zweiten Cupsieg beteiligt. Herzlichen Dank für den Einsatz und die Treue! Top!!!

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Beendet die Challenge League die Saison mit 10 Teams?

Die Züri Live-Experten Toni Gassmann und Ronny Bien waren sich schon im Dezember uneinig. Was ist Deine Meinung?

Beendet die Challenge League die Saison 2016/17 mit allen 10 Teams?

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Chiasso ist in finanziellen Schwierigkeiten und muss in der Winterpause mit Lurati und Milosavljevic sein Tafelsilber nach Sion verkaufen. Schaffhausen bewegt sich gleichzeitig durch die Krankheit des langjährigen Präsidenten und Eigentümers Aniello Fontana ausgerechnet kurz vor der Eröffnung des neuen Stadions wochenlang in ein Führungsvakuum. In Winterthur sucht man fieberhaft nach einem neuen finanziellen Standbein für die Ära nach Mäzen Hannes W. Keller. Der Saudi Monquez Alyousef gibt beim FC Wohlen die Aktienmehrheit wieder ab. Le Mont-Präsident Serge Duperret hat Sorgen, weil er ab nächster Saison nicht mehr in Baulmes spielen kann, und droht über die Medien mit dem Rückzug seines Klubs aus der Challenge League, wenn die Gemeinde ab nächster Saison nicht die Hälfte der Stadionmiete auf der deutlich teureren Lausanner Pontaise übernimmt.

In Aarau und Genf, wo im Herbst bei manchen Spielen das Zuschauerinteresse gross war, herrscht zum Rückrundenauftakt gähnende Leere auf den Tribünen. Schliesslich verlässt mit Mehmet Nazif Günal der grösste Mäzen („Investor“ ist im Fussball der falsche Begriff) des Schweizer Fussballs den FC Wil Knall auf Fall und ohne Adieu zu sagen. Der finanzielle Liga-Krösus der Challenge League muss innert kürzester Frist gewaltig abspecken und ist in erster Linie wegen der Abruptheit des Abgangs und der fehlenden Zeit für einen geordneten Übergang konkursgefährdet. Noch aber besteht die Challenge League aus 10 Teams, und dass alle die Saison zu Ende spielen, ist immer noch realistisch.

Würde dies eintreffen, würde der Winterthurer Züri Live-Experte Toni Gassmann Recht mit seinem Tipp behalten, den er im Dezember auf einen Steilpass des Schaffhausers Ronny Bien gegeben hat, welcher schon damals diesbezüglich skeptischer war:

FCZ-Bezwinger Viitorul im Achtelfinal der UEFA Youth League

Nach einem klaren 9:0 Gesamtskore gegen die Bosnier von Zrinjski Mostar, konnte die speziell für diesen Wettbewerb aus der U21 und U18 zusammengewürfelte „U19“ des FCZ in der folgenden Runde die 0:5-Auswärtsniederlage in Rumänien gegen Viitorul auf dem heimischen Utogrund trotz beherztem Tempofussball beim 2:0-Sieg im Rückspiel nicht mehr aufholen. Viitorul Constanta, dessen 1.Mannschaft von Rumäniens grösster Fussballlegende aller Zeiten Gheorghe Hagi trainiert, zur Zeit in der Meisterschaft auf Platz 1 liegt, hat sich nun auch gegen den FC Kopenhagen mit 4:2 durchgesetzt und steht zusammen mit Jugendteams von Real, Barcelona oder Ajax im Achtelfinal des UEFA Youth Cup.

In der gleichen Runde schied der zweite Schweizer Teilnehmer FC Basel gegen Rosenborg Trondheim mit 0:1 aus. Basel war in der letztjährigen U18-Meisterschaft im Halbfinal am FCZ gescheitert, durfte aber wegen der Champions League-Teilnahme der 1.Mannschaft trotzdem am Youth Cup teilnehmen. Trainer Raphaël Wicky äusserte gegenüber der „Tageswoche“, dass das viele Meckern beim Schiedsrichter in der 2.Halbzeit mitverantwortlich für das Ausscheiden gewesen sei.

 

Fake News zum Lachen?

Der Reporter der international angesehensten Schweizer Zeitung berichtet «aus Genf» vom Spiel Servette – FCZ, obwohl er gar nicht dort war. Derjenige der anderen «respektablen» Zürcher Zeitung erfindet wenige Tage zuvor einen FCZ-Nachwuchsspieler – nicht aus bösem Willen, sondern weil er die jungen FCZ-Spieler schlichtweg nicht kennt. In Deutschland fungieren die Journalisten aller etablierten Sportmedien willig, unisono und unkritisch als Sprachrohr der finanziellen Interessen der Bundesligisten, von denen sie pekuniär abhängig sind. Im Kampf gegen die «böse, böse FIFA». Und gegen die Forderungen der dem DFB unterstellten 3.Liga nach einer solidarischeren Verteilung der TV-Gelder. Die Verantwortlichen der reichsten Klubs greifen nach allem Geld und der kompletten Macht (auch über Informationen), und werden dabei als hehre Revoluzzer präsentiert.

Vorspiegelung falscher Tatsachen, Inkompetenz, Befangenheit. Im Fussball und in anderen Bereichen. Gleichzeitig überbieten sich zur Zeit die Journalisten dieser etablierten Medien auf den Sozialen Plattformen darin, die eigentlich ernsthafte Kritik von «Fake News» mit ironischen Kommentaren unter den Tisch zu witzeln. Ist es aber auch wirklich zum Lachen? Die Evolution hat gezeigt: wer nicht lernwillig oder lernfähig ist, der geht unter. Und die Evolution macht auch vor der Medienwelt nicht halt. Das «Herrenleben» ist vorbei. Nicht nur Fussballer, Vereinspräsidenten und Politiker stehen unter stärkerer Beobachtung, sondern auch die Journalisten selbst.

Es werden täglich neue Medien-Marken geboren. Diese können aus einem Vornamen, Nachnamen und Gesicht bestehen. Viele dieser Gesichter haben mittlerweile einen höheren Informationsgehalt und Glaubwürdigkeitsgrad als die etablierten Medien erreicht. Und dies häufig ohne dass der Konsument dafür bezahlen muss. Das Bibbern beim Gang zum Kiosk, ob es wohl schon wieder einen Preisaufschlag gegeben hat, fällt weg. Während Meldungen und Blog-Artikel von der Basis oft sehr realitätsnah berichten, bringen die «Etablierten» politisch korrekte Plattitüden, Klischees oder vorgekaute Propagandaphrasen. Dabei bietet die Technik der mobilen Kommunikation so viele Möglichkeiten, einen besseren Job zu machen. Ob alte oder neue Marken: wer überleben will, muss Nummer 1 bei Kompetenz, Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit sein. Ausserdem sollte mit allfälliger Voreingenommenheit offen und klar umgegangen werden. Das ist es, was Medien ausmacht. Erst dann kann man gerechtfertigterweise Geld verlangen und seinen Lebensunterhalt damit verdienen.

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