Eine gute Halbzeit und viele Mankos / ACB – FCZ Analyse mit Randnotizen

BRECHER ODER KOSTADINOVIC? / ACB – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Im Gegensatz zu den Vorjahren, als der FCZ gegen Chiasso, Yverdon und Lausanne-Sport drei Mal hintereinander gegen unterklassige Gegner frühzeitig aus dem Cup ausgeschieden ist, schafft er diesmal in Bellinzona den Einzug in den Viertelfinal gegen Winterthur. Nach dem 1:1 zu Hause gegen Stade Lausanne-Ouchy ist der Auftritt im Tessin erneut nicht ganz stilsicher. In der 2. Halbzeit ist der FCZ zwar klar die bessere Mannschaft, aber davor und danach lässt er dem Gegner zu viele Chancen, den Weg für eine Überraschung frei zu machen. Bei der von vielen Trainerwechseln geprägten ACB zeigten die beiden ehemaligen FCZ-Junioren Ilan Sauter und Stephan Seiler einen motivierten Auftritt. Das individuell defensiv auch für Challenge League-Verhältnisse eher mässig besetzte Bellinzona baute im Spiel ohne Ball wenig überraschend auf das Kollektiv – symbolisiert durch die beiden Rettungsaktionen von Rodrigues und Mihajlovic gegen Okita und Conceição knapp vor der Torlinie. Auf diese Art und Weise haben die Tessiner zuletzt auch in der Liga einen Aufschwung erlebt.

Jonathan Okita und die doppelte 93. Minute

Der FCZ setzt Bellinzona von Beginn weg mit Pressing unter Druck, schwankt dann aber in Ballbesitz zwischen Übermotivation und fehlender Zielstrebigkeit, unter anderem auch bei Standards, bei welchen häufig das Timing der Zielspieler nicht stimmt. Trotzdem ist die Leistung klar besser, als noch in den ersten beiden Cup-Duellen mit Red Star und Tuggen – was auch notwendig ist. Der FC Zürich stellt die Passwege über die Seiten zu, um den wiedererstarkten Matteo Tosetti mit seinen gefährlichen Flanken erfolgreich aus dem Spiel zu nehmen. Selbst greift der FCZ hingegen viel über die Seiten an und schlägt eine für diese Saison rekordhohe Anzahl an Flanken (auch pro 90 Minuten gemessen). Bellinzona hat in der 1. Halbzeit eine gute Präsenz, kann die wenigen grossen Fehler beim FCZ aber nicht zu seinen Gunsten nutzen.

In der 2. Halbzeit zieht sich das Team des neuen Coaches Manuel Benevento noch deutlich stärker zurück, und wird vom FCZ phasenweise beinahe erdrückt. Ein klares Handspiel im eigenen Strafraum von Routinier Dragan Mihajlovic in der 68. Minute wird von Ref Tschudi aber nicht gepfiffen – und der FCZ vergibt beste Tormöglichkeiten zur vorzeitigen Entscheidung. So muss eine eher etwas glücklich zustande gekommene Strafraumsituation durch einen Abstauber Jonathan Okitas in der zweiten 93. Minute (dritte Minute der Verlängerung) als Siegtreffer hinhalten – nachdem derselbe Okita in der ersten 93. Minute (Nachspielzeit der regulären Spielzeit) noch die Entscheidung verpasst hatte. Nach dieser FCZ-Führung übernahm sofort Bellinzona das Kommando und ging deutlich mehr Risiken ein. Der FCZ konnte den gleichen Schalter hingegen entweder nicht finden, oder nicht umlegen – und kam so nochmal ins Schwitzen, auch weil alle in der 2. Halbzeit eingewechselten Spieler (Mathew, Okita, Marchesano) in der Verlängerung abbauten.

Highlights – Katic wieder mit einem Fehlpass

Personalien – Oko-Flex solid, aber unauffällig

  • Ifeanyi Mathew: Kompletter Blackout in der Verlängerung, Note „1“ in dieser Phase – speziell im Spiel ohne Ball abgetaucht.
  • Yanick Brecher: Bereits zum fünften Mal in dieser Saison defensiv Bester beim FCZ.
  • Nikola Katic: Nach zwischenzeitlich drei Leistungen im positiven Bereich nun wieder die zweite ungenügende Note in Folge. Seine individuellen Fehler in der 1. Halbzeit hätten den FCZ teuer zu stehen kommen können – und auch in der letzten Minute der Verlängerung hebt er erst das Offside auf und köpft dann auch noch rückwärts im eigenen Strafraum auf Gegenspieler Dieye.
  • Daniel Afriyie: Im ersten Viertel der Partie der Beste beim FCZ, dann kontinuierlich abwärts zeigende Leistungskurve. Neben Marchesano und Kamberi aber ein weiterer nicht allzu gross gewachsener Spieler, der wuchtig und präzis köpfen kann.
  • Adrian Guerrero: Schlägt auch in Bedrängnis starke Flanken. Wie in Genf Bester in der guten 2. Halbzeit des FCZ.
  • Nikola Boranijasevic: Gegenteilige Leistungskurve zu Afriyie: startet schlecht und steigert sich spürbar.
  • Armstrong Oko-Flex: Erhält eine Chance in der Startformation, ist aber in der 1. Halbzeit an keiner Torchance beteiligt.
  • Jonathan Okita: Scheint als Joker zu funktionieren. Kommt nach seiner Einwechslung sofort sehr gut in die Partie. Erstmals in dieser Saison bester FCZ-Offensivspieler. Baut nach seinem Tor in der Verlängerung aber stark ab.

Kommentare – Tosettis Standards eine der grossen Waffen

Randnotiz – Schlechte Verteidigungsarbeit in der Verlängerung

Weitere Berichte

Telegramm (transfermarkt)

Liveticker (sport.de)

Der FC Zürich gewinnt gegen Bellinzona in der Verlängerung 1:0 (Züri Today)

Okita erlöst den FCZ erst in der Verlängerung – Sion problemlos (SRF)

Beim Tessiner Chaos-Club: FCZ beendet eine peinliche Serie (Tages-Anzeiger)

Der FC Zürich setzt sich mit viel Mühe gegen Bellinzona durch (SRF Video)

FCZ – SLO (Südkurve)

Abweichen vom üblichen Gameplan wird prompt bestraft / FCZ – SLO Analyse mit Randnotizen

NEUES SLO-MITTELFELDZENTRUM ALS ERFOLGSFAKTOR / FCZ – SLO VORSCHAU (Züri Live)

Erstmals weicht der FCZ von seinem erfolgreichen Gameplan der letzten Wochen ab und startet nicht Vollgas in die 1. Halbzeit – prompt geht man dann auch erstmals in Rückstand. Zuvor hatte der FC Zürich in dieser Saison unter Bo Henriksen jeweils viel Energie in die 1. Halbzeit gesteckt und ist damit trotz folgerichtigem Nachlassen gegen Ende der Partie jeweils gut gefahren. Dass es nach dem Abweichen vom Erfolgsrezept wenigstens noch zu einem Heim-Unentschieden gegen Aufsteiger Stade Lausanne-Ouchy reichte, hatte man unter anderem Florian Danho zu verdanken, der nach individuellen Fehlern von Nikola Katic und Ifeanyi Mathew zwei Mal mutterseelenallein vor FCZ-Keeper Brecher den Ausbau der SLO-Führung verpasste. Auf der Gegenseite profitierte der FCZ zudem gegen die Lausanner erneut von einem ungeschickten Einsteigen im eigenen Strafraum, diesmal vom agilen Offensivspieler Elyes Mahmoud gegen Antonio Marchesano. In der ersten Begegnung der Saison auf der Pontaise war es ein Klammern von Sahmkou Camara gegen Fabio Daprelà gewesen. Beide Male verwertete Jonathan Okita souverän zum ersten FCZ-Tor des Spiels. Es waren die beiden einzigen FCZ-Penaltys in der Liga bisher.

In der 1. Halbzeit kommt zu wenig vom FCZ

Das von wirbligen, spielstarken Figuren wie Ajdini, Mahmoud, Gharbi, Qarri oder Akichi geprägte Stade Lausanne-Ouchy trat im Letzigrund von der 1. Minute an erstaunlich kampfstark und diszipliniert auf. Speziell auf die Zweiten Bälle gingen die ohne nominelle Aussenverteidiger angereisten Waadtländer (ausschliesslich gelernte Innenverteidiger in der Viererkette) sehr aggressiv und waren taktisch gut auf den Gegner eingestellt. Die Standards verteidigte das Team von Coach Anthony Braizat zudem ausgezeichnet. Während Stade Lausanne-Ouchy in der 1. Halbzeit meist nach vorne verteidigte, zog sich das Auswärtsteam in der 2. Halbzeit beim Stand von 1:1 vorwiegend in die eigene Platzhälfte zurück. Nachdem SLO in den ersten 45 Minuten kaum eine FCZ-Möglichkeit zugelassen hatte, kam der FCZ so nun zu Torchancen im Zweiminutentakt. Zum Siegtreffer reichte es aber trotz 57% Ballbesitz und Erwarteten Toren von 1,74 : 0,43 nicht mehr.

Das Heimspiel gegen Stade Lausanne-Ouchy bestätigt die Probleme, welche der FCZ aktuell zu Hause im Letzigrund hat. Seit den beiden gut benoteten Auftaktsiegen gegen Yverdon und Lugano spielt der FC Zürich im Letzigrund (St. Gallen, GC, Winterthur) konsequent schlechter als auswärts (SLO, Basel, Lausanne-Sport, YB. Luzern). Dies vor allem wegen der bisher schlechtesten 1. Halbzeit der Saison (Durchschnittsnote der Mannschaft: 5,4). Trotz Steigerung im zweiten Durchgang war die Offensivleistung insgesamt mit einem Schnitt von ebenfalls 5,4 genauso die schlechteste der bisherigen Liga-Saison. Defensiv war der Auftritt abgesehen von drei, vier groben individuellen Schnitzern gut. Die unter dem ehemaligen Coach Magnin noch häufigen Weitschussgegentore sind unter Bo Henriksen selten geworden, der Führungstreffer Gharbis aus der Distanz, bei welchem Condé etwas passiv störte, ist eine Ausnahme. Auffällig, dass eher feingliedrige Feldspieler wie Marchesano, Wallner und Kamberi beim FCZ die besten Noten (7) erhielten. Dies sicherlich auch deshalb, weil die Mehrheit der Gegenspieler eher leichtgewichtig waren.

Personalien – Unnötige Spielchen von Okita

  • Rodrigo Conceição: Erst in der 61. Minute die erste Chancenbeteiligung. Agiert auf drei verschiedenen Positionen: erst Linker Aussenläufer, denn Rechter Flügelstürmer (die erste Aktion auf der neuen Position misslang dem Portugiesen gleich), am Ende Linker Flügel.
  • Antonio Marchesano: Kommt offensiv nicht ins Spiel. SLO ist gut auf ihn eingestellt und antizipiert seine direkten Pässe Richtung Tor. Wechselt in der 72. Minute vom Rechten Flügel ins Offensivzentrum.
  • Fabio Daprelà: Kriegt bei einem SLO-Corner in der 12. Minute von Gegenspieler Lucas Pos einen Schlag ins Gesicht und muss letztendlich in der 31. Minute ausgewechselt werden.
  • Daniel Afriyie: Hat grosse Mühe mit dem Rücken zum Tor, Bälle zu halten, kommt in diesen Situationen häufig zu Fall (teilweise ungeahndete Fouls, aber Afriyie fällt auch schnell). Erst nach einer Stunde die erste Chancenbeteiligung und eigene Torchance.
  • Silvan Wallner: Ersetzt Fabio Daprelà in der 31. Minute und ist sofort da, zeigt in der Viertelstunde bis zur Pause eine sehr gute Leistung.
  • Nikola Boranijasevic: Nach einer Offensiv-Note ’10‘ in Bern kommt gegen SLO im Spiel mit Ball wenig vom Serben. Erst in der 62. Minute hat er seine erste Chancenbeteiligung.
  • Cheikh Condé: Nach dem Auswärts-2:2 in Basel zum zweiten Mal defensiv bester Zürcher. Im Spiel mit Ball gegen Stade Lausanne-Ouchy hingegen zu nonchalant.
  • Jonathan Okita: Zu Beginn viele Alibiaktionen und unnötige Spielchen. An ihm zeigt sich am stärksten der falsche Ansatz, mit dem der FCZ in die Partie gegangen ist. Sorgt mit wiederholtem Setzen des Balles viel zu weit ausserhalb des Viertelkreises bei der Ausführung eines Eckballes (bei 0:1-Rückstand) für Zeitverzögerungen und Unruhe, bringt dabei Mitspieler Afriyie unnötig in Gefahr (Akichi versucht mit einer Schauspieleinlage einen Platzverweis gegen den FCZ-Stürmer zu erwirken).

Randnotiz I – Torschütze Gharbi mit Top-Marktwert

Auf transfermarkt.ch ist der Marktwert von Stade Lausanne-Ouchy (CHF 14,64 Mio) nur wenig tiefer als derjenige des FC Zürich (18.17 Mio). Dies liegt an Torschütze Ismaël Gharbi. Nur Ardon Jashari (Luzern) und Meschack Elia ( YB) haben in der Super League einen höheren Marktwert als der von PSG ausgeliehene spanische U19-Nationalspieler.

Randnotiz II – Katic verliert Danho aus den Augen

Weitere Berichte

Telegramm (transfermarkt)

Liveticker (sport.de)

Der FCZ kommt gegen Lausanne-Ouchy nicht über ein Unentschieden hinaus (sport.ch)

Zürich lässt gegen Lausanne-Ouchy federn (Bluewin)

FCZ lässt gegen Lausanne-Ouchy zwei Punkte liegen (SRF)

Der FCZ büsst für eine verschlafene erste Halbzeit (Landbote)

Der FCZ lässt gegen SLO Punkte liegen (Blick)

FC Zürich und Stade Lausanne-Ouchy trennen sich unentschieden 1:1 (Nau)

FCZ – SLO (Südkurve)

Neues Sturm-duo Für den FCZ? / Lugano – FCZ VORSCHAU

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Der FC Lugano schafft es genauso wie Servette mit dem zusätzlichen Europacup-Engagement besser umzugehen, als der FC Zürich und der FC Basel es letzte Saison taten. So sind die Tessiner trotz einer guten Europacup-Saison sowohl in der Liga als auch im Cup immer noch im Rennen. Nach vier Punkten aus den ersten zwei Partien der Conference League-Gruppenphase gab es zuletzt zwei Niederlagen gegen den FC Brügge. Brügge hat den mit Abstand höchsten Marktwert aller belgischen Mannschaften (fünf Mal höher als Lugano). Die Stammspieler dieses Kaders würden auch der FC Basel oder YB nicht verpflichten können. So beispielsweise den vor einem Jahr in der Europa League-Gruppenphase gegen den FCZ überzeugenden Mittelfeldspieler Hugo Vetlesen, der für rund CHF 8 Millionen von Bodø / Glimt in die belgische Metropole stiess. Das ersatzgeschwächte Team von Coach Mattia Croci-Torti zeigte trotz der 0:2-Niederlage in Belgien eine mental, spielerisch und taktisch reife und auch mutige Leistung. Der Gegner wurde dabei mit sechs bis acht Mann hoch in der gegnerischen Hälfte angegriffen.

Taktikfuchs Croci-Torti mit beschränkten Optionen

Davor hatte Lugano zu Hause gegen YB 1:1 Unentschieden gespielt und daraufhin im Cup Lausanne-Sport 4:0 auswärts geschlagen. Anschliessend folgte auf der Tuilière das Meisterschaftsspiel gegen den gleichen Gegner, welches 1:3 verloren ging. In dieser Partie waltete für die Luganesi “Murphy’s Law“: es ging so ziemlich alles schief, was schief laufen kann. Obwohl man früh in der Partie den verletzungsbedingten Ausfall von Mattia Bottani verkraften musste, hielt man bei numerischem Gleichstand das 0:0. In der 70. Minute wurde dann aber Aussenverteidiger Marques mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Dann gelangen dem neuen Lausanne-Flügel Samuel Kalu zwei aussergewöhnliche Standards zum 1:0 und 2:1. Anderen Super League-Gegnern von Lausanne werden diese wohl auch noch Kopfzerbrechen bereiten. Dazwischen hatte Lugano in Unterzahl durch Captain Sabbatini ausgeglichen. Aber das nützte letztendlich nichts, weil auch noch Aushilfs-Keeper Steven Deana in entscheidenden Szenen nicht die beste Figur abgab.

Aufgrund der Ausfälle von Marques, Hajrizi, Bottani, Celar, Grgic, Valenzuela und Vladi bleiben Lugano-Trainer Croci-Torti für die Aufstellung gegen den FCZ nicht viele Alternativen. Variante A wäre ein Formation wie gegen YB und in Brügge, als die Bianconeri mit einer Dreierabwehr und hoch pressenden Aussenläufern aufliefen. In diesem Fall hätte der 19-jährige Ayman El Wafi eine Chance, von Beginn weg zum Zug zu kommen. Variante B wäre das klassische 4-3-3. So oder so fehlt Lugano abgesehen vom eher formschwachen Boris Babic zur Zeit ein klassischer Mittelstürmer. Positive News für die Tessiner sind, dass Wirbelwind Ignacio Aliseda erstmals wieder zur Verfügung steht. Für ihn muss der FCZ ebenso gewappnet sein, wie für Unterschiedsspieler Renato Steffen. Durch den Ausfall des spielerisch starken Sechsers Anto Grgic wird diese Position wieder durch den klassischen “Ausputzer“ Sabbatini interpretiert. Der Uruguayer bietet seiner Abwehrreihe viel Unterstützung an. Davor hatte der Lugano-Captain auf der Achterposition eher Pressingaufgaben weiter vorne übernommen.

Rohner und Oko-Flex harmonieren gut

Beim FCZ sind alle wieder an Bord. Man muss dabei Wege finden, vorne wieder so treffsicher aufzutreten wie zu Beginn der Saison. Für Fabio Daprelà wäre ein Auftritt in Lugano, wo er in sechs Jahren annähernd 200 Wettbewerbsspiele gemeistert hat, speziell. Zuletzt zeigte seine Formkurve aber nach unten. Er kam angeschlagen zum FCZ und scheint immer noch an diesem Problem zu knabbern – und es kamen zuletzt neue Problemzonen hinzu. Guerrero hat zuletzt gut gespielt und würde eine Startelfnomination verdienen. Vorne könnte es Bo Henriksen mal mit dem Duo Rohner / Oko-Flex versuchen. Die beiden haben sich bezüglich Laufwege und Timing sowohl in Cup-, als auch in Liga- und Testspielen bisher immer sehr gut verstanden. Gegen ein Lugano, das relativ viel Ballbesitz hat, bietet sich dieses Umschalt-Duo noch zusätzlich an. Dazu kommt, dass Okita und Marchesano zuletzt als Einwechselspieler besser performten, als wenn sie von Beginn weg aufliefen.

Gegen ein Servette im Aufwind braucht es einen FCZ im “Spitzenkampf-Modus“ / FCZ – Servette VORSCHAU

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Wenn man auf dem 1. Platz der Tabelle steht, ist man häufig in Spitzenkämpfe involviert. So ist auch das heutige Duell mit dem Viertplatzierten Servette wieder das Top-Spiel der Runde. Wie bereits in der Vorschau zum Auswärtsspiel in Genf in der 2. Runde beschrieben, hat René Weiler in der Calvinstadt einen Stilbruch eingeläutet – und auch durchgezogen. Die Spielweise Servettes in dieser Saison ist sozusagen das Gegenteil von den Jahren unter Alain Geiger. Tore werden nicht mehr mit kontrolliertem Ballbesitz herausgespielt, sondern mit Power und Handlungsschnelligkeit erkämpft. Die Genfer spielen also einen ähnlichen Spielstil wie der FCZ. Gute Techniker wie Marchesano oder Stevanovic sind dabei trotzdem unentbehrlich, denn ihre Übersicht und Präzision erhöht das Spieltempo zusätzlich.

Servette schont im Cup Stammspieler für das FCZ-Spiel

Servette überzeugt im neuen Spielstil und bewirbt sich immer mehr für den Status als eines der Spitzenteams der Liga. Die Europacup-Auftritte waren phasenweise eindrücklich. So gut wie Servette gegen Genk ist schon lange kein Schweizer Team mehr gegen ein Belgisches Spitzenteam aufgetreten. Auch gegen die Rangers waren die Leistungen gut. Und im Olimpico diktierte Servette zu Beginn gegen die AS Roma die Partie – bis individuelle Fehler einzelner Grenats den Unterschied der beiden Teams auf dieser Ebene zutage treten liessen. Was ebenfalls beeindruckt: Servette spielt trotz eher ungewohnter Mehrarbeit durch die internationalen Einsätze (ganz im Gegensatz zum FCZ vor Jahresfrist) in der oberen Tabellenhälfte mit und hat in der Liga zuletzt gar vier Mal hintereinander gewonnen. Der FCB (ein historisches Ergebnis für die Grenats) wurde genauso wie Lugano auswärts geschlagen, zu Hause konnte man Luzern und den Rivalen Lausanne-Sport punktelos nach Hause schicken.

Welchen Stellenwert für Coach René Weiler die Liga im Allgemeinen und der Match in Zürich im Speziellen hat, zeigt seine Aufstellung im Cup-Achtelfinal gegen Stade Lausanne-Ouchy unter der Woche. Er rotierte gegen einen Super League-Gegner viel stärker als Bo Henriksen gegen den Challenge League-Vertreter Bellinzona. Weiler riskierte zugunsten einer besseren Erholung der Stammkräfte vor dem Kracher im Letzigrund ein Ausscheiden im Cupwettbewerb. Letztendlich ging die Sache dank dem topmotivierten Cup-Goalie und Captain Jérémy Frick gut – im Penaltyschiessen qualifizierten sich die Genfer vor rund 3’000 Zuschauern für den Viertelfinal in Delémont.

Stevanovic hat sich an den Weiler-Stil adaptiert

Beim FCZ kam gegen Stade Lausanne-Ouchy sowohl von den Rängen wie auch auf dem Platz vom Team deutlich weniger Energie als in den Spielen davor. Nach dem starken Auftritt in Bern schien der mentale Fokus gegen die Waadtländer etwas zu fehlen. Gegen die flach hinten herausspielenden und immer eine spielerische Lösung suchenden Stade Lausanne-Ouchy und Bellinzona hatte der FCZ in den letzten beiden Partien in der 1. Halbzeit Probleme. Servette pflegt unter Weiler mit vielen hohen Bällen einen anderen Spielstil, einer, bei dem die Gefahr für den Gegner “sich einlullen zu lassen“, deutlich geringer ausfällt.

Miroslav Stevanovic, der wie kein anderer Spieler für den Servette-Stil unter Alain Geiger stand, hat sich mittlerweile an die neue Spielweise gewöhnt und wird immer effektiver. Die Defensivarbeit des FCZ auf der linken Seite gegen Stevanovic und Tsunemoto wird für den Ausgang der Partie mitentscheidend sein. Rodrigo Conceição hat daher wohl etwas bessere Chancen auf einen Einsatz in der Startformation, als Adrian Guerrero. Für den gesperrten Daniel Afriyie könnte Fabian Rohner beginnen und Antonio Marchesano in die Mitte rücken. Armstrong Oko-Flex hat bei seinen bisherigen Auftritten meist enttäuscht. Kommt Mirlind Kryeziu für den ebenfalls gesperrten Nikola Katic von Beginn weg zum Einsatz? Fabio Daprelà wäre ebenfalls eine Option für die zentrale Position in der Dreierkette, die er bei Lugano häufig gespielt hat. Die spielerischen Qualitäten und der grössere Speed könnten dabei im Vergleich für Kryeziu sprechen.

Servette ohne Antunes eher im 4-4-2

Gegen den FCZ wird Weiler sicherlich seine bestmögliche Formation aufs Feld schicken. Geburtstagskind Ondoua (28) hat dabei zuletzt den zu Beginn der Saison in der Rangordnung vorne liegenden Douline etwas verdrängt. Rechtsfüsser Bolla wurde zuletzt als etwas defensivere Variante zu Kutesa häufig auf dem Linken Flügel eingesetzt und wird von dieser Position aus immer wieder torgefährlich. Mit Antunes fällt einer der Schlüsselspieler der aktuellen Mannschaft verletzt aus. Dies spricht tendenziell für ein 4-4-2 mit Bedia und Crivelll im Sturm, nachdem Servette zuletzt mit Antunes gegen Luzern im althergebrachten 4-3-3 gespielt hatte. Der FCZ wird gegen dieses starke Servette ziemlich sicher wieder eine Leistung wie in Bern benötigen, um zu Punkten zu kommen.

“Leistungsabfall nach der Pause“: Analyse des ersten Saisonduells mit Servette

1 2 3 4 230