Wer kann vor dem Jahreswechsel noch mal einen positiven Akzent setzen? / FC Zürich – St. Gallen Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Zum Abschluss des Kalenderjahres trifft der FCZ zu Hause auf den FC St. Gallen. Die Bilanz der Direktbegegnungen der letzten Jahre zwischen den beiden Teams ist ausgewogen. Das letzte Auswärtsspiel und auch das letzte Heimspiel gegen die Grünweissen hat der FC Zürich allerdings verloren. Beide Teams befinden sich aktuell in einem Resultattief und sind in der Tabelle abgerutscht. Das Letzigrund-Team hat in der Meisterschaft seit dem überzeugenden 2:0-Sieg in Sion Ende Oktober nicht mehr gewinnen können. Die Espen haben seit dem 4. August (!) in der Meisterschaft nur gegen Zürcher Teams gewinnen können (2x GC, 1xFCZ).

St. Gallen mit Systemänderung

Die 1:4-Heimniederlage St. Gallens am Donnerstag gegen Vitoria Guimaraes erinnerte vom Ablauf her stark an das 0:3 des FCZ gegen den gleichen Gegner. Lange mit einem Tor in Rückstand kassierten beide Teams gegen die technisch und taktisch überlegenen Portugiesen noch zwei Gegentore in der Schlussphase, als man mehr Risiko nahm. St. Gallen tritt neuerdings wie der FCZ in einem Hybridsystem auf. Gegen den Ball suchen die Grünweissen immer noch die Umschaltsituationen, fokussieren sich aber etwas stärker darauf, die Passwege zuzustellen, statt einzig aggressiv auf den Mann zu gehen.

Sie formieren sich defensiv neu in einem “Tannenbaumsystem“ (4-3-2-1) und schwärmen dann mit Ball in ein 4-3-3 aus. Dabei kommen neu häufig fünf gelernte Mittelfeldspieler in der Startformation zum Einsatz. Das heisst, dass mit Ball Spieler wie Witzig oder Toma auf dem Flügel auftauchen. Aufgrund der Partie vom Donnerstag könnte Coach Enrico Maassen etwas rotieren und beispielsweise die erfahrenen Spanier Quintilla und Ruiz für Stevanovic und Konietzke bringen. Ein defensiver Schwachpunkt bei St. Gallen ist die fehlende Antrittsschnelligkeit der Innenverteidiger Diaby / Vallci, was beim FCZ für eine Variante mit Emmanuel als MIttelstürmer sprechen könnte.

FCZ mit ständigen Systemwechseln

Der FCZ wird auf jeden Fall in den Top 6 überwintern. Es macht aber einen grossen Unterschied, ob zum Abschluss der Vorrunde die drei Punkte im Heimspiel gegen St. Gallen noch gewonnen werden oder nicht. Ricardo Moniz wechselte in Lausanne Cheick Condé zur Pause aus und äusserte sich negativ über dessen Leistung – obwohl diese nicht so schlecht gewesen war. Dies könnte darauf hindeuten, dass Cheveyo Tsawa gegen seinen Stammklub von Beginn weg auflaufen könnte. Moniz hat in dieser Vorrunde den Tabellenstand zu häufig thematisiert. Letztendlich hemmt dies auf dem Platz die Spieler mehr, als es beflügelt. Ausserdem schaute er zu stark auf die Ergebnisse und warf nach klaren Niederlagen (wie in St. Gallen oder Lugano) alles über den Haufen, obwohl gerade in diesen Partien die Ansätze gut gewesen waren – während er gleichzeitig nach mit Ach und Krach ermurksten Punktgewinnen weniger Änderungen vornahm.

Zuletzt passte Moniz sein Team gegen GC und in Lausanne jeweils dem Gegner an. Dies verstärkte den Trend der vielen taktischen Wechsel in dieser Vorrunde. In Lausanne spielte man in einem 4-3-3 / 4-2-3-1 Hybrid, wobei Marchesano jeweils dem Lausanner Achter Koindredi folgte, der sich in der defensiven Phase auf eine Doppel-Sechs mit Roche zurückfallen liess. Dementsprechend spielte der FCZ offensiv im 4-3-3 und defensiv oder bei hohem Lausanner Pressing in einem 4-2-3-1. Dies würde grundsätzlich auch gegen St. Gallen passen. Allerdings braucht Marchesano nach einer Verletzung immer vier, fünf Spiele Zeit und die hat er vor der Winterpause nicht mehr. Sein Auftritt in Lausanne war nicht gut. Daher würde sich ein Startelfeinsatz von Mathew eher anbieten. Joseph Sabobo hat ebenfalls keine schlechten Chancen auf die Startformation – sei es als Flügel oder Aussenverteidiger.

Zweitbestes Heimteam gegen beste Auswärtsmannschaft / Lausanne-Sport – FC Zürich Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Lausanne-Sport ist mit den beiden Zürcher Klubs, FCB, Servette und YB Teil der historischen Top 6 des Schweizer Fussballs, was Anzahl Meistertitel und Punkte in der Ewigen Rangliste betrifft. Das Team von Ludovic Magnin ist aktuell auf Kurs in der Saison 24/25 auch wieder in den Top 6 zu landen. Es handelt sich zusammen mit dem FC Basel um das aktuell formstärkste Team und zu Hause in der Tuilière gar die zweitbeste Mannschaft der Liga. Die beste Ligaplatzierung der Waadtländer in den letzten zwanzig Jahren war ein 6. Platz in der COVID-Saison 20/21 unter Coach Giorgio Contini. Im Cup hat man diese Woche mit einem deutlichen Auswärtserfolg in Winterthur erst zum zweiten Mal in den letzten elf Jahren den Viertelfinal erreicht. Die Formkurve und der Heimvorteil spricht im Duell mit dem FC Zürich klar für Lausanne-Sport. Beim Marktwert ist Lausanne-Sport zudem auf Augenhöhe mit Lugano und bloss hinter YB und FCB taxiert – der Kaderwert des FCZ ist hingegen auf Rang 8 der Liga, knapp vor Yverdon und GC. Ausserdem hat der FCZ mehr Ausfälle zu verzeichnen. Dafür ist das Letzigrund-Team aktuell die beste Auswärts-Equipe der Liga. Die letzten vier DIrektduelle der beiden Teams verliefen resultatmässig ausgeglichen (je ein Sieg, zwei Unentschieden). Die erste Saisonbegegnung gewann der FCZ im Letzigrund 2:0. Mit einem Heimsieg könnte Lausanne den FC Zürich in der Tabelle überholen.

Lausanne hat sich defensiv weiterenwickelt

Lausanne-Sport hat mittlerweile eine gewachsene Mannschaft zur Verfügung. Die personelle Kontinuität der letzten Jahre scheint nun immer mehr Früchte zu tragen. Typisch für ein spielerisch starkes Team tritt man in der Offensiven Phase im 4-3-3 an und spielt daher auch viel über die Flügel. Die dank einer der ersten Flutlichtanlagen der Schweiz früher “Könige der Nacht“ genannte Equipe setzt ligaweit zu den meisten Dribblings an – dies allerdings nur knapp vor Servette und dem FCZ. Mit besserer Abschlusseffizienz könnte das Magnin-Team noch deutlich weiter oben klassiert sein. Defensiv formiert man sich klassischerweise in einem 4-4-2. Alvyn Sanches rückt in dieser Phase nach vorne neben den MIttelstürmer, die Flügel lassen sich auf die Seitenpositionen im Mittelfeld fallen. Lausanne betreibt mittlerweile ein recht konsequentes Pressing. Dies vor allem auch weil die Mittelstürmer Ajdini und Sène im Spiel gegen den Ball deutlich engagierter agieren als früher. Man spielt dabei nicht besonders körperbetont, sondern versucht die Bälle durch gutes Positionsspiel wiederzugewinnen. Ausserdem hat sich Mittelfeldspieler Jamie Roche gerade in defensiver Hinsicht zum Schlüsselspieler entwickelt und ist eigentlich nicht mehr aus der Startformation wegzudenken.

Die besten Phasen der letzten Partien (Anfangsphase in Lugano, 2. Halbzeit Cup-Derby) hatte der FCZ im 4-2-4. Lässt Ricardo Moniz in Lausanne wie im Tessin wieder von Anfang an so spielen? Das Personal dafür stünde trotz einigen Absenzen zur Verfügung. Im Sturmzentrum könnte es in diesem Fall zur Wiedervereinigung des “Duo Infernale“ der letztjährigen Vorrunde, Marchesano / Okita, kommen. Aufgrund der Personalsituation könnte Mohamed Bangoura im Kader dabei sein. Allerdings scheint der 18-jährige Guineer noch nicht ready für die Super League. Eine Alternative wäre der bisher in der Promotion League ebenfalls noch nicht überzeugende Isaiah Okafor. Daniel Denoon könnte zudem eine Alternative für den zuletzt in seiner Leistungskurve abbauenden Nikola Katic sein. Gut in Form sind aktuell Mirlind Kryeziu, Rodrigo Conceição und Mounir Chouiar.

Wie viel rotieren die Coaches? / Derby-Achtelfinal Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Das fünfte Zürcher Derby im Schweizer Cup in diesem Jahrtausend steht an. Die ersten zwei konnte GC gewinnen, die letzten zwei der FCZ. Drei dieser Duelle gingen in die Verlängerung, eines wurde in der Nachspielzeit entschieden. Die Siegtorschützen hiessen Richard Nunez, Izet Hajrovic, Francisco Rodriguez und Cédric Brunner. Die letzten drei Mal entschied also ein Eigengewächs das Cup-Derby. Dass man aber bereits im Achtelfinal auf den Stadtrivalen trifft, gab es letztmals im Oktober 1969. Dies vor 14’500 Zuschauern im Letzigrund, nachdem im Vorspiel der FC Gemeinderat mit dem damaligen Stadtpräsidenten Sigi Widmer aufgespielt hatte, wie man auf dbfcz.ch nachlesen kann.

GC’s Seitentausch geht im Meisterschaftsderby schief

Im Meisterschaftsderby am Samstag ging der FCZ bereits in der 1. Minute durch Mounir Chouiar in Führung. GC hatte die Platzwahl gewonnen und den Gegner mit einem Seitentausch zu verunsichern versucht. Wie im März dieses Jahres gegen YB reagierte der FCZ mit einem Blitztor Richtung Südkurve. Man liess dabei vom Anstoss weg den Ball schnell zirkulieren und das GC-Pressing ins Leere laufen. GC glich noch vor der Pause durch Ndenge aus, nachdem Lee durch die Lücke vorstossen konnte, die Katic hinterlassen hatte, als er sich von Kittel an die Mittellinie herauslocken liess ohne diesen an der Ablage auf Morandi stören zu können. Wie schon zuvor in Lugano funktionierte dann wiederum die Offsidefalle nicht, was Ndenge zum Ausgleich nutzte. Gleich darauf flog der ansonsten guten Ansätze als Perea-Ersatz zeigende Emmanuel mit Gelb-/Rot vom Platz. Das gleiche Verdikt hätte zuvor bereits GC-Angreifer Maurin treffen müssen. Der FCZ stellte danach auf ein 5-2-2 um und fokussierte sich nach vorne nur noch auf einzelne Nadelstiche. DIe Frage, die sich im Hinblick auf das zweite Derby innert drei Tagen stellt: wie viel rotieren die beiden Coaches?

GC spielt auch unter dem neuen Coach Tomas Oral weiterhin im 4-2-3-1 von Marco Schällibaum mit den beiden spielerisch ausgerichteten Morandi und Kittel als eingerückte Flügel und zwei physisch starken Mittelstürmern in der Mitte. Man orientiert sich dabei sowohl in der defensiven wie in der offensiven Phase nach vorne in die gegnerische Platzhälfte. Einzelne Wechsel im Vergleich zum Meisterschaftsderby wird es wohl geben – vor allem auf Positionen mit (fast) gleichwertigen Alternativen. Die jungen Meyer und Turhan sind von ihrer Qualität her nahe an der Startelf dran.

Emmanuel erneut als Perea-Ersatz?

Beim FCZ könnten Nemana Tosic und Armstrong Oko-Flex in die Startformation rücken. Sam Ballet wird vermutlich noch angeschlagen sein und Antonio Marchesano mehr Spielminuten kriegen als im Meisterschaftsderby – wobei dabei auch eine mögliche Verlängerung in den Überlegungen berücksichtigt werden muss. Umeh Emmanuel zeigte gute Ansätze als Perea-Ersatz und könnte trotz Gelb-/Roter Karte nochmal eine Chance von Beginn weg kriegen, bevor er dann am kommenden Wochenende in Lausanne gesperrt sein wird. Mittlerweile spielt Gomez wieder im Zentrum. Dem formschwachen Katic würde ein Pause möglicherweise gut tun, zumindest was die Startformation betrifft. Für die Hybridrolle als Rechtsverteidiger / Rechter Innenverteidiger ist Lindrit Kamberi sowieso besser geeignet. Katic könnte in so einem Szenario als Edeljoker von der Bank je nach Spielstand die Abwehr verstärken oder vorne als “Brechstange“ agieren.

Derby-Countdown, Teil 1: Cédi Brunners Siegtor zum Finaleinzug in der 92. Minute

Derby-Countdown, Teil 2: Alli in wiiss

Derby-Countdown, Teil 3: Gavranovic vs. Bürki, Rizzo vs. Skibbe, Toko vs. Chikhaoui, Piu gegen alle

Derby-Countdown, Teil 4: Der Knick

Derby-Countdown, Teil 5: Die Wiedergeburt aus den Trümmern

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