Torflaute oder Tourbillon? / Sion – FC Zürich Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Die ersten beiden Direktduelle mit Sion hat der FC Zürich in dieser Saison gewinnen können. Beide Partien gehörten zu den acht Ligapartien, in denen Yanick Brecher kein Gegentor kassiert hat. In dieser Wertung ist der Zürcher Keeper dadurch zur Zeit die Nr. 1 der Liga. Der 1:0-Sieg zu Hause im September (Kopfballtor Gomez) kam dabei eher glücklich zustande, der 2:0-Sieg im Tourbillon einen Monat später (Penalty Kryeziu, Okita) war hingegen überzeugend. Mittlerweile hat sich beim FC Sion einiges getan. Die Tendenz, prominente Spieler zu verpflichten, die für Spektakel sorgen sollen, manifestiert sich im Wallis im Jahr nach dem Aufstieg mehr und mehr wieder. In dieser Winterpause sind neben Serie A-Crack Barba auch Benjamin Kololli und Pajtim Kasami ins Rhonetal gewechselt. Kololli hat dabei in den letzten zwei Partien drei Tore erzielt (davon zwei Handspenaltys gegen Servette). Der FCZ erarbeitet sich nach der Winterpause deutlich mehr Torchancen als noch vor Weihnachten. Man macht aber zu wenig aus diesen Möglichkeiten. Bei Sion-Spielen fielen hingegen zuletzt viele Tore. Torflaute oder offensiver „Tourbillon“ (Wirbelwind) also im Direktduell?

Metronom Kabacalman, ein auffälliger Chouaref und Kololli mit Torriecher

Mit Benjamin Kololli und der langsam aber sicher immer besser in Form kommenden Sommer-Verpflichtung Anton Miranchuk (Zwillingsbruder Aleksey spielt in der MLS bei Atlanta) ist Sion ein spielerisch noch stärkeres Team geworden. Man sieht von den Wallisern häufig ein technisch sich auf gutem Level befindliches schnelles Direktspiel. Allerdings scheint gleichzeitig dadurch auch die defensive Anfälligkeit gestiegen zu sein. So erging es in der Vergangenheit schon verschiedenen Teams mit Kololli im Kader. Speziell über die Seiten sind die Walliser anfällig und dies nutzt mancher Liga-Gegner aus. Im Spiel mit Ball sticht unter anderem „Metronom“ Ali Kabacalman heraus. Der Waadtländer spielt in der Super League mit Abstand am meisten Pässe. Seine grösste Stärke ist aber die defensive Antizipation. Da er vorausdenkt und frühzeitig an den richtigen Orten auftaucht, fällt es nicht allzu stark ins Gewicht, dass er kein „Zweikampfmonster“ ist.

Sion spielt gerne durch die Mitte, vermehrt auch mit hohen Bällen. Im Angriffsdrittel wird dann aber mit dem häufig nach vorne stossenden Lavanchy und dem auf die Seiten ausweichenden Ilyas Chouaref viel über rechts gespielt. Sions Offensivquartett ist viel in Bewegung und nicht an fixe Positionen gebunden. Der Franzose Chouaref gehört dabei zu den auffälligsten Offensivspielern der Liga mit seinen vielen Dribblings, Läufen in den Strafraum, aber auch Flanken von der rechten Seite.

Tsawas Auswechslung tat dem FCZ gegen St. Gallen nicht gut

Die Statistiken bestätigen, dass der FCZ den Fussball spielt, den man will. Bei Pressing, Ballbesitz, Challenge Intensity und Dribblings ist man jeweils Erster oder Zweiter der Liga. Zuletzt waren die Resultate unter dem Strich aber nicht zufriedenstellend. Gegen St. Gallen merkte man das Fehlen des früh ausgewechselten Tsawa während grossen Teilen der Partie – und in Sion ist der 18-jährige gelbgesperrt. Vermutlich wird er im Mittelfeld durch Neuverpflichtung JP Gbamin ersetzt werden. Mit Benjamin Mendy wird ein weiterer erfahrener Franzose voraussichtlich noch nicht dabei sein.

Beim 2:0-Auswärtssieg im Oktober hat der FCZ im Tourbillon gute Erfahrungen mit dem 4-2-4 gemacht. Aufgrund der letzten Partien ist aber natürlich auch wieder eine Dreierabwehr denkbar. Ist Reverson schon bereit, dem zuletzt formschwachen Juan José Perea (leichte Aufwärtstendenz zuletzt) im Sturm Konkurrenz machen zu können?

Analyse zur FCZ-Spielweise: Falsche Schlüsse aus dem 1:4 im Kybunpark? Das erste Duell mit St. Gallen war die bisher einschneidenste Partie der Saison

Vor der dritten Saison-Begegnung mit dem FC St. Gallen lohnt sich ein kurzer Blick zurück zum ersten Duell im September im Kybunpark, welches aus FCZ-Sicht mit 1:4 verloren ging. Dies war im Rückblick wohl die einschneidende Partie des Herbstes, welche den FCZ in seiner Entwicklung um einige Monate zurückwarf. Wenn Trainer Ricardo Moniz in Pressekonferenzen Negativbeispiele von FCZ-Spielen nennen will, kommt er immer wieder auf diese Partie zu sprechen. Aus Züri Live-Sicht aber zu Unrecht! Es ist ein gutes Beispiel warum man sich von Resultaten nicht zu sehr ins Bockshorn jagen und die Analysen auf den Leistungen basieren sollte. Die FCZ-Leistung war im Kybunpark nämlich gut gewesen. Die falsche einzeltaktische Entscheidung, Umeh Emmanuel als Linken Aussenläufer einzuwechseln, war in einer umkämpften Partie gegen einen an diesem Tag starken Gegner der wichtigste Grund, warum die Partie im Verlauf der 2. Halbzeit auf die Seite der Grünweissen kippte. In den ersten drei Vierteln der Partie war es die bis dahin beste FCZ-Leistung der Saison gewesen. Im ersten Viertel lief es taktisch und spielerisch fast schon zu gut.

Neu: Intensives Pressing und viel Ballbesitz gleichzeitig

Der FCZ hatte in den Partien gegen Luzern (1:1), in Basel (2:0) und dann in St. Gallen (1:4) kontinuierlich die Pressing-Intensität erhöht, wie die Züri Live-Grafik mit Daten von Wyscout zeigt. Nach dem St. Gallen-Match krebste man hingegen wohl aus Schock über das Resultat zurück und spielte wieder deutlich konservativer (abzulesen an der PPDA-Kurve in der Grafik). Die Folge waren schlechtere Leistungen und letztendlich auch Resultate, Nur die Standardtore hielten den FCZ in dieser Phase noch einigermassen über Wasser. Nach der Winterpause hat man nun die Schraube beim Pressing wieder angezogen und bewegt sich wieder im Bereich der Phase mit den Partien gegen Luzern, in Basel und in St. Gallen in der Vorrunde. Nach mehreren (eher verlorenen) Monaten ist man nun also wieder an den gleichen Punkt zurückgekehrt. Ähnlich sieht es beim Thema Einsatz der eigenen Talente aus. Auch da liess man sich nach guten Ansätzen von der Niederlage in Lugano -(ebenfalls 1:4) zu stark beeindrucken und liess das Duo Tsawa / Ligue nicht mehr so viel spielen. Auch diesbezüglich ist man nun wieder an den gleichen Punkt zurückgekehrt – mit ein paar “verlorenen“ Monaten dazwischen.

Tatsächlich hat die Pressing-Intensität (PPDA) seit der Winterpause wieder stark zugenommen (tieferer Wert = höhere Intensität). Etwas einschränkend muss man dazu sagen, dass man im neuen Jahr noch nicht gegen Lugano und Lausanne-Sport gespielt hat, gegen die man im Herbst die tiefste Pressing-Intensität hatte. Dazu gibt es einen weiteren wesentlichen Unterschied zur Vorrunde. Heute wird das Intensive Pressing mit viel Ballbesitz kombiniert (und dies sogar in Unterzahl). Zuvor hatte man jeweils immer nur eines von beidem gehabt: bei Intensivem Pressing wenig Ballbesitz und bei viel Ballbesitz kein intensives Pressing. Dies hat sich geändert, weil man nun einerseits äusserst schnell von Angriff auf Verteidigung umschaltet (Gegenpressing), dies aber nicht im gleichen Masse umgekehrt macht. Das Umschalten von Verteidigung auf Angriff ist im Durchschnitt weniger schnell. Damit will man mit längerem Ballbesitz Dominanz aufbauen.

Sehr positive Entwicklung bei den Torchancen, Effizienz noch ungenügend

Positiv: der FC Zürich erarbeitet sich seit Rückrundenstart von Spiel zu Spiel immer mehr Torchancen. Die Expected Goals-Kurve zeigt steil nach oben. Das Problem ist aktuell aber die Chancenverwertung am und im gegnerischen Strafraum. Gleichzeitig lässt man statistisch so viele gute gegnerische Torchancen zu wie noch nie in dieser Saison. Allerdings wird diese Statistik aktuell stark durch die “Expected Goals against“ der drei Penaltys und zwei Penalty-Nachschüsse in Luzern geprägt. Sieht man davon ab, sind die Werte der zugelassenen Torchancen okay und in den drei anderen Partien gegen Yverdon, Basel und Winterthur hat man total nur ein Gegentor zugelassen – auf einen Shaqiri-Standard.

Bei der Expected Goals-Differenz hat man die positive Zone bereits wieder erreicht, und die Tordifferenz bewegt sich ebenfalls in eine positive Richtung. Die Gesamt-Effizienz vor dem gegnerischen und eigenen Tor (Td-xGd) liegt aber noch immer im negativen Bereich.

(Züri Live-Grafiken basierend auf Wyscout-Daten mit gleitendem Durchschnitt (5 Spiele))

St. Gallen-Topskorer Witzig macht Spass / FC Zürich – FCSG Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Der FC St. Gallen ist mit sieben Punkten aus vier Spielen in die Rückrunde gestartet – und ist dabei ausschliesslich auf Top 5-Gegner getroffen. In den letzten fünf Direktbegegnungen mit dem FC Zürich haben die Ostschweizer vier Mal gewinnen können.

Viele Alternativen für Maassen

Die taktische Formation erfährt unter Coach Enrico Maassen seit Saisonbeginn immer wieder kleine Anpassungen – auch jeweils etwas abhängig vom Gegner. Christian Witzig hat aktuell zusammen mit den Servettiens Dereck Kutesa und Miroslav Stevanovic hinter dem in dieser Wertung deutlich führenden Xherdan Shaqiri am zweitmeisten Skorerpunkte der Liga erzielt (12). Das formstarke Ostschweizer Eigengewächs agiert zur Zeit vorwiegend als hängende Sturmspitze und ist von dieser Position aus torgefährlich wie zuletzt als Doppeltorschütze beim 2:1-Heimsieg gegen den FC Lugano. Neuverpflichtung Jean-Pierre Nsamé kann sowohl als Spitze wie auch zurückhängend agieren und kommt bisher jeweils von der Bank.

Ebenfalls zuletzt zwei Mal eingewechselt wurde der durch einen Kreuzbandriss ein Jahr ausgefallene frühere Stammspieler Betim Fazliji. Der 23-jährige Baselbieter Mihailo Stevanovic scheint hingegen dem in dieser Saison noch nicht glänzenden Jordi Quintilla zuletzt etwas den Rang abgelaufen zu haben. Maassen hat in dieser Englischen Woche auf jeder Position Alternativen zur Verfügung. Auch in der Innenverteidigung rotiert der Deutsche Coach in dieser Saison aussergewönlich viel. Der Österreicher Albert Vallci, während mehr als zwei Jahren Stammspieler im Kybunpark, wird dabei aktuell vom Deutschen Duo Stanic / Ambrosius etwas aus der Startformation gedrängt. Mit Winterzugang Lukas Daschner (vom Vfl Bochum) wurde die Deutsche Fraktion im von Lukas Görtler angeführten Team noch weiter gestärkt.

Gesperrter Kamberi kehrt zurück

Gegen St. Gallen scheint für den FCZ das 4-2-4 besser zu passen als ein 3-4-1-2. Mit letzterer Formation wurde zuletzt gegen Basel und Winterthur aber zwei Mal angetreten. Lindrit Kamberi kehrt ins Team zurück, wird aber wohl in einem 3-4-1-2 eher für die Aussenläuferposition in Frage kommen. Gbamin könnte sowohl für Denoon, Ligue wie auch Tsawa eine Option sein, wobei alle drei bisher in dieser Rückrunde gute Leistungen gebracht haben. Cheveyo Tsawa ist mit seinem grossen Radius nicht nur wegen seiner Skorerpunkte zur Zeit sogar so etwas wie ein Schlüsselspieler. Steven Zuber fehlt hingegen weiterhin noch die nötige Spritzigkeit. Der frühere fC Winterthur-Junior lief am Donnerstagabend auch auf der Schützenwiese meist der Musik hinterher. Dies gilt genauso weiterhin für Juan José Perea im Sturm. Auf dieser Position wäre mehr Konkurrenz wünschenswert – so wie sie der FC St. Gallen in seinen Reihen hat.

Neuverpflichtung Jean-Pierre Gbamin zeigte bei seinem ersten Auftritt in Winterthur das, was man von ihm erwarten konnte. Der Franzose brachte ein physisches Element und Dynamik in die Partie, verringerte mit seiner eher unterdurchschnittlichen Technik aber auch die Passqualität im Team ein wenig. Wie parat der 29-jährige in der Rückwärtsbewegung bereits ist, wird sich wohl gegen St. Gallen weisen.

Formstarker Baroan vs. formschwachen Perea / Winterthur – FC Zürich Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Auf der Schützenwiese treffen im Kantonsderby die beiden was die Resultate betrifft formschwächsten Teams der Liga aufeinander. In den letzten fünf Partien hat der FC Winterthur zwei, der FC Zürich drei Punkte geholt. Nur zwei Tore gelangen dem Letzigrund-Team in dieser Zeit, beide aus Freistössen in Strafraumnähe: der mit Abstand schlechteste Offensiv-Output der Liga. Gegen Ende der Vorrunde hat man sich noch mit der Chancenerarbeitung schwer getan. Dieser Aspekt hat sich seit der Winterpause deutlich verbessert. In den drei Partien seit der Winterpause hätte der FC Zürich nach Expected Goals sieben Treffer erzielen müssen – es waren aber nur zwei. Das Problem der Chancenverwertung aus dem Spiel heraus konnte bisher nicht gelöst werden. Goalgetter Juan José Perea hat sein letztes Tor im Oktober erzielt.

Frei verdrängt Di Giusto auf den Flügel

Der FC Winterthur verlor zuletzt drei Heimspiele in Folge, dabei die beiden Partien gegen Luzern und Lugano vor und nach der Winterpause auf fast schon traumatische Weise noch in der Nachspielzeit mit 3:4 und 2:3. Der FCW hatte dabei phasenweise sehr gut gespielt, wurde aber nicht belohnt. Man fängt sich ganz allgemein viele Gegentore in der Schlussphase ein – ganz im Gegensatz zum FCZ. Am Sonntag in Yverdon ging man gegen einen im eigenen Stadion hinten rein stehenden Gegner durch einen umstrittenen Penalty nach VAR-Eingriff in Rückstand, was Yverdon in die Karten spielte. Gemessen an den Torchancen war die 0:3-Niederlage beim ehemaligen Verein des neuen FCW-Trainers Uli Forte aber verdient. Winterthur tritt mit einem spielerisch starken Fünfermittelfeld an, wobei Fabian Frei zuletzt den offensiven Schlüsselspieler Matteo Di Giusto von Zentrum auf den Flügel verdrängt hat. Im Gegensatz zu FCZ-Perea ist Winterthurs Mittelstürmer Antoine Baron gut im Flow. Der frühere Top-Torschütze der Bulgarischen Liga hat in den letzten fünf Partien vier Tore erzielt und dazu auch noch ein Assist beigesteuert.

FCZ mit Dreier- oder Viererabwehr? Denoon oder Gbamin?

FCZ-Coach Ricardo Moniz deutete an, dass er in Winterthur wohl wie gegen Basel wieder mit Dreierabwehr spielen wird. Wie allgemein bekannt, sind Last Minute-Überraschungen beim FCZ aber nie auszuschliessen. Neben Gómez und Ligue beginnt in der Dreierabwehr einer aus dem Duo Denoon / Gbamin.

Tritt der FCZ hingegen wie zuletzt häufig im 4-2-4 an, könnte Ballet für Conceição in die Startformation rutschen.

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