Warnsignale ignoriert: Analyse nach dem Offenbarungseid gegen Servette

Das Spitzenspiel FCZ – Servette (1:3) vom Sonntag wurde zum ungleichen Duell, in welchem der Leader und Heimklub als unterlegenes Team wirkte. Man traf dabei auf den letzte Saison auch im Europacup sehr erfolgreichen Cupsieger 2024. Servette ist über Jahre mit grosser personeller Kontinuität gewachsen. Die Abläufe sind bis ins Detail eingespielt. Servette hat weder eine Startruppe, noch eine Mannschaft von Top-Talenten zur Verfügung. Die Leistungsträger wie Jérémy Frick, Steve Rouiller, Timothé Cognat, Miroslav Stevanovic oder Dereck Kutesa sind alles Spätzünder, die sich in einem ersten Schritt im Profibereich nicht durchsetzen konnten. Sie haben sich bei Servette in einem “sicheren Hafen“ über längere Zeit entwickeln können und ihre Rolle gefunden. Beim FCZ wirkt im Vergleich dazu vieles kurzfristiger ausgerichtet. Die Warnsignale der letzten Partien, in welchen abgesehen von den Resultaten wenig zusammenpasste, wurden im Heerenschürli ignoriert.

Positiv: Standards, Kampfgeist und Leistung gegen Rivalen

Trotzdem gibt es bezüglich der aktuellen FCZ-Mannschaft einige positive Punkte zu erwähnen. Kampf- und Teamgeist stimmen. Und die Breite im Kader ist im Vergleich zu den letzten Jahren gross. Zu Beginn der Saison fiel vor allem der verbesserte Fitnessstand von Nikola Katic und Mirlind Kryeziu auf, was sich sowohl offensiv wie auch defensiv positiv aufs Zürcher Spiel auswirkte. Ganz vorne ist Juan José Perea mit seinem Torhunger eine “Bank“. Der Kolumbianer verliert zwar die Mehrzahl seiner Zweikämpfe, und wirkt manchmal längere Zeit als nicht am Spiel beteiligt, aber er gibt nie auf und nutzt fast jede sich bietende Chance in bestmöglicher Weise. Kombinations- und Flachpassspiel sind dabei nicht seine Stärke: Perea ist als Instinktfussballer der Mann der aufspringenden Bälle und unübersichtlichen Situationen.

Die aussergewöhnlich positive FCZ-Bilanz bei offensiven Standardsituationen kommt auch nicht von ungefähr. Individuelle Qualitäten (Chouiar, Krasniqi, Perea, Gomez) spielen dabei eine Rolle. Die Standards sind aber auch gut einstudiert. Mit einfachen, aber effektiven Mitteln wird den Gegnern immer wieder ein Schnippchen geschlagen. Ebenfalls positiv: der FCZ ruft in den für die Fans wichtigsten Partien im Derby und Auswärtsklassiker gute Leistungen ab und gewinnt diese Spiele. Auch die Leistung beim 2:2-Unentschieden in Bern gegen YB war gut. Eine Parallele findet sich da zur Frauen-Equipe, welche ebenfalls die Auswärtspartien bei den Top-Teams FCB und Servette gewinnen konnte – die Punkte dann aber gegen Aarau oder St. Gallen liegen lässt.

Falsche Schlüsse aus den Siegen gegen FCB und GC

Von den Siegen in Basel und gegen GC liess man sich aber auch zu falschen Schlüssen verleiten. In Basel setzte man das erste Mal in einem Meisterschaftsspiel unter Ricardo Moniz auf die Dreierabwehr – und der 2:0-Auswärtserfolg im St. Jakob Park schien oberflächlich betrachtet dieser taktischen Änderung Recht zu geben. Nach dem Derbysieg war Lindrit Kamberis Weitschusstor mit seinem schwachen LInken Fuss ein Hauptthema. Etwas unter ging dabei, dass der Auftritt von „Lindi“ insgesamt mässig war, und er auch gegen die Grasshoppers seine in dieser Saison ungenügende Verfassung nicht verbergen konnte. Gegen ein starkes Servette traten solche Schwachpunkte offensichtlich zu Tage.

Tatsächlich erspielt sich der FC Zürich seit der Umstellung auf eine Dreierabwehr in der Liga kaum noch gute Torchancen. Siege in Basel, im Derby oder gegen Sion waren in erster Linie der Effizienz, den Standardqualitäten und auch einem gewissen Glücksfaktor geschuldet. Davor war das anders gewesen. Mit der Viererabwehr kam man zu Chancen und erzielte viele Tore. Nicht zufällig hatte man bis vor der aktuellen Runde zusammen mit drei LIgakonkurrenten die meisten Tore auf dem Konto (18). Mit der Viererabwehr kam man zu Beginn der Saison auf zwei bis zweieinhalb Erwartete Tore pro Ligaspiel. Eine Quote, die regelmässig für drei Punkte gut ist. Mit der Dreierabwehr kommt der FC Zürich hingegen bloss noch auf 0,75 Erwartete Tore pro Ligapartie. Dazwischen liegen Welten!

Fataler Systemwechsel ohne Not

Trotz seiner 60 Jahre hat Ricardo Moniz als Cheftrainer keine Erfahrung mit der Dreierabwehr. Ihm scheint das Gespür für die passende Spielweise, Besetzung und Mischung zwischen Offensive und Defensive abzugehen. Mit einem System, das klar auf die Mitte ausgerichtet ist, will er über die Seiten vorstossen und “an die Grundlinie kommen“. Samuel Ballet, potentiell ein Königstransfer, wurde auf der Aussenläuferposition schnell verheizt und ist nun verletzt. Von den körperlichen Voraussetzungen her ist der Berner für diese Position nicht geschaffen und lief dementsprechend sofort am Anschlag. Ganz allgemein verletzen sich aktuell zu viele FCZ-Spieler ohne Fremdeinwirkung. Seit seinem Amtsantritt hatte Moniz lange Zeit zwischen dem 4-1-2-1-2 und dem 4-3-3 hin und her gewechselt. Das erste System eignet sich gut für aggressives und schnelles Umschaltspiel, das zweite, wenn man Dominanz über die Flügel aufbauen will.

Das Wechselspiel zwischen diesen beiden Systemen funktionierte gut, wurde dann aber im Hinblick auf das Cupspiel in Le Locle und dem anschliessenden Klassiker in Basel ohne Not geändert. Zwar hatte man gegen Luzern eine schlechte 1. Halbzeit gespielt, was aber an misslungenen personellen Änderungen und nicht am System lag. So kam Daniel Denoon nach längerer Verletzungspause praktisch ohne Spielpraxis zu seinem Super League-Début – und dies auch noch auf einer unpassenden Position. Auch der Halbpositions-Stürmer Okita musste auf dem Flügel auflaufen. Die Unterlegenheit gegen Vitoria Guimaraes wiederum hatte in erster Linie mit individuellen und kollektiven Qualitätsunterschieden zu tun.

Auf den Aussenläuferpositionen fehlt adäquates Personal

Mit dem Ausfall von Antonio Marchesano gibt es noch einen Grund weniger, an der Dreierabwehr festzuhalten. Der Tessiner spielt gerne mit diesem System, da er damit seine grössten Erfolge gefeiert hat. Aktuell hat man aber vom Profil, der Qualität und dem Formstand her auf der Schlüsselposition Aussenläufer kein auch nur annähernd mit Boranijasevic / Guerrero (Meistertitel 2022) oder Rüegg / Pa Modou (Cupsieg 2018) vergleichbares Duo. Die Position des angeschlagenen Rüegg hat sich beim FC Basel übrigens durch den Zuzug von Joe Mendes vom portugiesischen Spitzenklub Braga (3 Millionen Marktwert), der sich auf seiner Rechten Seite bereits gut mit Xherdan Shaqiri versteht, keineswegs verbessert.

Marchesano fehlt dem Team auch als Defensivleader. Seit seiner Ankunft in Zürich organisiert der Tessiner das Pressing und geht dabei jeweils mit gutem Beispiel voran. Das Hierarchie-Manko im vorderen Teil der Mannschaft sollte mit Ifeanyi Mathew zumindest teilweise eliminiert werden. Die Idee mit dem Zentrums-Duo Condé / Krasniqi ist nicht grundsätzlich schlecht. Die beiden können sich sowohl offensiv wie defensiv ergänzen. So kann Krasniqi das oft mangelhafte Positionsspiel Condés rund um den eigenen Strafraum mit seinen Defensivsprints ausbügeln. Zudem hat Krasniqi nach seinem schlechten Auftritt in St. Gallen zuletzt wieder deutlich besser gespielt. Allerdings sind die Leistungen des zu grossen Schwankungen tendierenden Condé mit Mathew an seiner Seite viel konstanter. Und die Stürmer benötigen ebenfalls klare Anweisungen von einem erfahrenen Mann wie Mathew, der Verantwortung übernimmt.

Tosic scheint nahe an der Startformation dran zu sein

Nach mehr als einem Viertel der Saison ist eine Quartalsbilanz auch bezüglich den einzelnen Spielern angebracht. Und es ist der Zeitpunkt gekommen, klare Entscheidungen zu treffen – auch damit das Kernteam noch mehr zusammenrücken kann. Yanick Brecher spielt 24/25 bisher klar schlechter als in seiner starken Vorsaison. Zivko Kostadinovic hatte in Le Locle seinen wohl bisher fokussiertesten Auftritt im FCZ-Trikot. Von unten drängen die jungen Huber und Morozov nach oben. Trotzdem scheint es noch verfrüht zu sein, auf dieser Position eine Baustelle zu eröffnen. Das Innenverteidigerduo Katic / Kryeziu vom Beginn dieser Saison war nicht perfekt, aber gut genug. Gomez im Zentrum zwischen den beiden kann zwar die ein oder andere Situation als “Libero“ ausbügeln, was allerdings auch dem “Stellenprofil“ dieser Position entspricht, welches Katic oder Kryeziu fast genauso gut erfüllen können.

Insgesamt wirkte der FCZ zum Saisonstart in Yverdon mit der Viererkette Gomez / Katic / Kryeziu / Tosic sowohl offensiv wie defensiv besser aufgestellt. Bei Tosic hat man im Gegensatz zu Leidner das Gefühl, dass es wenig braucht, damit er der Mannschaft als Linksverteidiger helfen kann. Als zweite Wahl auf verschiedenen Aussenpositionen kann auf den etwas “wilden“ Rodrigo Conceiçào zurückgegriffen werden. Der schnelle, physisch starke, in der Spieleröffnung gute und mittlerweile fünf Saisonspiele in der Promotion League in den Beinen habende Daniel Denoon kann als Ersatz in der Innenverteidigung fungieren. Neben Leidner reicht es hingegen auch Hodza und Derby-Torschütze Kamberi mit ihrem aktuellen Leistungsniveau nicht, der Mannschaft zu helfen.

4-3-3 passt am besten zum Kader

Im Zentrum war Cheveyo Tsawa vor seiner Gesichtsverletzung bereits mindestens auf Augenhöhe mit Cheick Condé – ein echter Konkurrenzkampf. Falls Condé seine Konstanz nicht wieder findet und gleichzeitig Tsawa die Verletzung mental hinter sich lassen kann, macht ein Wechsel auf dieser Position Sinn. Mohamed Bangoura hat das benötigte Potential, braucht aber noch einige Spiele in der Promotion League, um sich der 1. Mannschaft anzunähern. Jahnoah Markelo ist der aktuelle Senkrechtstarter. Bei seiner aktuellen Form kann man ihn auf der Rechten Seite auf fast jeder Position bringen, auch Aussenläufer – obwohl das nicht seine Idealposition ist. Dylan Munroe spielt auf dem Flügel einen sauberen, kontrolliereten Fussball und ist als Rechter Flügel in einem 4-3-3 eine valable Alternative – im Gegensatz zu Markelo auf anderen Positionen hingegen eher nicht. Emmanuel wiederum macht gemessen an seinen bisherigen Auftritten zur Zeit vorwiegend auf dem Linken Flügel Sinn. Auch Turping und Sabobo können im Moment eigentlich nur als Flügelstürmer auf Super League-Niveau bestehen. Sie sind damit weitere Argumente, die für ein 4-3-3 sprechen. Auch das Herzstück Condé / Mathew / Krasniqi spricht für dieses System.

Spielt der FCZ hingegen weiterhin in einem 3-4-2-1 / 3-4-1-2, ist Junior Ligue sowohl die beste (aber nicht optimale) Wahl für die Linke Aussenläuferposition, als auch gleichzeitig die beste Alternative für Juan José Perea als Mittelstürmer. Nur Ligue ist es zuzutrauen mit seinen wuchtigen nahtlosen Drehungen mit Ball am Linken Fuss sich im Strafraum durchsetzen zu können. Bei Daniel Afriyie ist dies nicht der Fall, Der Ghanaer zeigt defensiv viel Einsatz, hat aber trotz vieler Einsätze seit einem Jahr kein Liga-Tor mehr erzielt. Mit seiner Wendigkeit ebenfalls noch eine gewisse Durchsetzungsfähigkeit im Strafraum kann man Armstrong Oko-Flex attestieren. Falls bei der Rückkehr des verletzten Samuel Ballet immer noch mit Dreierabwehr gespielt wird, würde er als Alternative auf der Mittelstürmerposition für Juan José Perea besser taugen, denn als Aussenläufer.

Wer spielt in Sion?

Für die Auswärtspartie in Sion empfiehlt sich dringend die Rückkehr zur Viererabwehr – am besten in Form des 4-3-3. Personell braucht es auch aufgrund des Ausfalls Marchesanos mit Mathew einen weiteren Teamleader in der Startaufstellung – am besten auf einer Achterposition. Auf der Sechserposition sollte Tsawa den gesperrten Condé ersetzen. Für den ebenfalls gesperrten Perea kommt auf der Mittelstürmerposition am ehesten Junior Ligue in Frage. Mariano Gomez kann je nach System und Konstellation durch Nemanja Tosic, Rodrigo Conceição oder Daniel Denoon ersetzt werden. Der gegen Servette ungenügende Chouiar muss sich wieder steigern.

Aktuelle Analysen zum FCZ-Kader und Taktik:

Das neue FCZ-Kader unter der Lupe: Analyse der ersten 15 Partien 24/25

Ricardo Moniz und sein Asterix-Problem: welche Taktik für den FCZ?

Bajramis Sturmkonkurrenz macht auf sich aufmerksam / die Personalien zum Testspiel FCZ – FCZ U21 im Heerenschürli

Aufgrund der Conference League-Playoffs des FC St. Gallen gegen Trabzonspor wurde die Partie FCSG – FCZ um einen Monat verschoben. Der FC Zürich testete daher mit seiner 1. Mannschaft (Cheftrainer: Ricardo Moniz) nicht zum ersten Mal in dieser Saison im heimischen Heerenschürli mit offiziellem Schiedsrichtergespann gegen die eigene U21 (Cheftrainer: Fabio Ingolitsch). Es entwickelte sich eine durchaus animierte Partie. In der 1. Halbzeit traten beide Teams im 4-3-3 und in einer Spielweise an, wie man sie vom FCZ aus den letzten Wochen kennt. Die 1. Mannschaft gewann diese Halbzeit mit 2:0. In der 2. Halbzeit traten dann beide Teams in einem 4-4-2 / 4-2-2-2 an und es entwickelte sich mit zunehmender Spieldauer ein nicht mehr allzu strukturierter offener Schlagabtausch. Trotz vieler Umschaltsituationen fielen im zweiten Spielabschnitt keine Tore mehr.

FCZ 1. Halbzeit:
Brecher; Denoon, Kamberi, Kryeziu, Leidner; Condé; Marchesano, Chouiar; Oko-Flex, Ligue, Okita.
FCZ 2. Halbzeit:
Brecher; Denoon, Kamberi, Tosic, Leidner; Condé, Marchesano; Oko-Flex, Okita; Chouiar, Greco.
FCZ U21 1. Halbzeit:
Kostadinovic; Hodza, Wallner, Eraslan, Volken; Tsawa; Fiorini (20. Yao), Di Giusto; Munroe, Afriyie, Sabobo.
FCZ U21 2. Halbzeit:
Kostadinovic; Bohon (65. Y. Kunz), Vukelic, Kovacevic, Walker; I. Okafor, Yao; Turping, T. Okafor; Kissling, Mahar.
Tore:
13. Ligue (Kamberi) 1:0, 33. Oko-Flex (Chouiar) 2:0.

Personalien:

  • Cosimo Fiorini (ohne erkenntliche gegnerische Einwirkung) und Yuro Bohon (am Boden liegend von Doron Leidner am Kopf getroffen) mussten angeschlagen ausgewechselt werden.
  • Fiorini wurde von einem neuen Gesicht, Kademain Yao, ersetzt. Der 22-jährige spielte fortan als alleiniger 6er (Tsawa rückte auf die Doppel-8 vor) und in der 2. Halbzeit auf der Doppel-6 mit Isaiah Okafor. Sein Spiel mit Ball war gut, gegen den Ball hingegen verbesserungswürdig. Schon seit fünf Jahren spielt Yao in verschiedenen Reserve-Teams der Region (YF Juventus, Rapperswil-Jona und zuletzt zwei Jahre bei GC U21 in der 1. Liga). Er ist offenbar schon eine Weile beim FC Zürich. Die Übertrittformalitäten von GC scheinen sich aber zu verzögern. Auf transfermarkt.ch wird er weiterhin als vereinslos gemeldet und in den Promotion League-Meisterschaftsspielen darf er wohl noch nicht eingesetzt werden.
  • Bohon wurde durch Yanik Kunz ersetzt. Dieser gehörte zu einer Gruppe von nicht nominierten U21-Spielern um Leon Grando, die das Spiel als Zuschauer verfolgten. Kunz wurde aufgrund der erzwungenen Auswechslung Bohons von U21-Coach Ingolitsch spontan „nachnominiert“, spielte im Trikot von Bohon und mit einer andersfarbigen Hose. Ebenfalls zu den Zuschauern gehörte Bledian Krasniqi. Umeh Emmanuel drehte zu Beginn bei laufendem Spiel ein paar Runden um den Platz.
  • Auf dem Nebenplatz wurden parallel Mohamed Bangoura, Rodrigo Conceição und Fabio Daprelà von Michael Sulzmann geschlaucht, wobei Daprelà wie gewohnt auch bei diesen Übungen die grösste Routine an den Tag legte.
  • Vom “Spotter“ nicht gesichtet wurden Labinot Bajrami, Nikola Katic, Mariano Gomez, Ifeanyi Mathew, Juan José Perea, Silas Huber und Fernand Gouré.
  • Über die ganzen 90 Minuten im Einsatz war hingegen nach längeren Verletzungsproblemen wieder mal Verteidiger Daniel Denoon (20) im Dress der 1. Mannschaft auf der RV-Position. Dies nachdem er vor einem Jahr in den Tests der 1. Mannschaft einen guten Eindruck hinterlassen hatte. Die Sicherheit geht ihm noch etwas ab. Er agierte eher vorsichtig. Auch der zwischenzeitlich angeschlagene Flügel Dylan Munroe (15) ist zur Zeit ganz offensichtlich noch ein Stück von seiner Bestverfassung entfernt.
  • In Abwesenheit von Labinot Bajrami (19) kamen mit Junior Ligue (19) und Mario Greco (17) zwei andere junge Mittelstürmer aus dem eigenen Nachwuchs im Dress der 1. Mannschaft zum Einsatz. Ligue traf in seiner typischen Art mit einem 180 Grad-Drehschuss mit Links von der Strafraumgrenze nach guter Vorarbeit von Lindrit Kamberi, welcher ganz allgemein im Spielaufbau mehrere gelungene Aktionen hatte. Greco hatte in seiner Entwicklung eine sehr gute letzte Saison und einen grossen Sprung nach vorne gemacht. Es gelang ihm nicht alles, aber die Ansätze waren gut.
  • Im Dress der U21 kamen in der 2. Halbzeit der einsatzfreudige Assist-Spezialist Patrice Kissling (19) und der wirblige Sajawal Mahar (17) im Zweimann-Sturm zum Einsatz und zeigten beide ebenfalls gute Ansätze.
  • Antonio Marchesano (in der 2. Halbzeit in zurückgesetzter Rolle auf der Doppel-6) war wie immer fussballerisch engagiert und gab viele Anweisungen und Tipps. Jonathan Okita agierte vor allem in der 1. Halbzeit wie schon in der Schlussphase in Zug deutlich fokussierter und mannschaftsdienlicher als noch in den Wochen davor. Armstrong Oko-Flex gelang mit einem Lupfer nach Vorarbeit von Mounir Chouiar das 2:0 – beide Offensivleute hatten ihre Ups and Downs im Spiel. Der umtriebige Joseph Sabobo scheint sich derweil immer näher ans Super League-Niveau heranzutasten.
  • Cheick Condé agierte wie in den letzten Wochen üblich eher etwas launisch, schwankte in Extremen zwischen fast im Alleingang das Spiel dominieren und Fatalismus hin und her. Nemanja Tosic scheint hingegen Step by Step auf dem Weg zurück zu sein und auch Doron Leidner zeigte sich etwas verbessert.
  • Isaiah Okafor (19) tat sich weiterhin vor allem stimmlich hervor, wenn er sich lauthals über eine Schiedsrichterentscheidung oder über die Mitspieler aufregte. Gleichzeitig stand er selbst im Presssing häufig falsch und spielte Fehlpässe aus kurzer Distanz in den Rücken seiner Teamkollegen. Ganz anders dessen Cousin Tobias Okafor (17). Noch vor wenigen Wochen in einem ähnlichen Testspiel vom hohen Rhythmus etwas überrumpelt, hielt er diesmal sehr gut mit und gehörte in der 2. Halbzeit gar zu den besten Spielern auf dem Platz: eine eindrücklich schnelle Entwicklung.

Zwischenfazit der Vorbereitung 24/25: Triangel, Testspielstatistik, Kader-Review

Das bereits achte Testspiel der Saisonvorbereitung 24/25 endet in einem Vorort von Thun gegen den Challenge League-Vertreter und Barrage-Teilnehmer torlos mit 0:0. Beim FC Thun kamen dabei neun Eigengewächse plus der neu verpflichtete ehemalige FCZ-U21 Abwehrchef Genis Montolio zum Einsatz. Dabei bestanden einzelne dieser acht FCZ-Tests allerdings nur aus einer Halbzeit, da man diesen Sommer einen Gefallen am sogenannten „Triangel“ gefunden zu haben scheint (wobei gewisse Halbzeiten auch 60 Minuten dauerten). Früher praktizierte man dieses Format von drei Teams mit je 2×45 Minuten jeweils nur am als „Turnier“ bezeichneten alljährlichen herbstlichen Test in Uster (gegen Uster und den FC Winterthur). Dieser Test war traditionell der Moment, als Teamspieler aus der U21, die nicht zu den Toptalenten gezählt wurden, auch einmal eine Einsatzchance in der 1. Mannschaft erhielten.

Ein 15-jähriger fix im Kader

Diesen Sommer wurde die bereits im Frühling verstärkt praktizierte Durchlässigkeit zwischen den Mannschaften im Verein weiter gelebt. Bei Potenzial und guten Leistungen sind die Wege zwischen den Kabinen im Home of FCZ kurz. In den letzten Monaten wurde bereits spürbar, dass diese Durchlässigkeit mehr Breite und Dynamik in den Kadern bewirkte – bis hinauf zur 1. Mannschaft. In den Testspielen unter Trainer Ricardo Moniz kamen echte Alternativen für die kommende Saison aus dem eigenen Talentschuppen zum Einsatz – es wurden aber auch einzelne frischgebackene U17-Schweizer Meister (Ruben Gomez, Eliano Cassese, Norbu Lhakpa, Slavko Vidovic, Pascal Utz), die in der kommenden Spielzeit wohl kaum schon für die 1. Mannschaft in Frage kommen, mit Einsätzen belohnt. Lhakpa, in der U17 einer der jüngsten und gleichzeitig grössten, gelang bei der 1:2-Niederlage gegen den SV Höngg ein Weitschusstor aus der Drehung.

Obwohl bisher 20 Akteure aus den Nachwuchsmannschaften zum Einsatz kamen, fehlten dabei mehrere der vielversprechendsten Talente. Wohl auch schonungshalber, da diese Spieler typischerweise im Frühling zu vielen Einsätzen auf verschiedenen Stufen gekommen waren. Mit dabei war hingegen wieder der weit entwickelte 15-jährige Flügelspieler Dylan Munroe, welcher beim Saisonabschluss in St. Gallen um ein Haar zum jüngsten Spieler der FCZ-Geschichte geworden wäre. Vom Quartierklub Seefeld in die FCZ-Organisation gestossen, durchflog er die Altersstufen in einem aussergewöhnlichen Tempo. Seine Nomination für St. Gallen war nicht ein Kommunikations-Gag, um einen Rekord zu brechen. Denn er ist und bleibt eine echte Alternative für die 1. Mannschaft und wird im Herbst trotz seines jungen Alters ziemlich sicher bereits zum Stammpersonal der U21 gehören.

U21 als Sinnbild der neuen Philosophie

Wie zuletzt in den Partien der „Championship Group“ setzt Ricardo Moniz weiterhin einerseits auf das zentrumsfokussierte 4–4-2 im Rhombus, als auch auf das eher in die Breite ausgelegte 4-3-3. Flügelspielern wie Munroe kommt das 4-3-3 entgegen. Auf dieser Position hat der FCZ aktuell intern ganz allgemein einige seiner besten Talente. Zudem ist Armstrong Oko-Flex nach seiner Début-Saison ein Leistungssprung zuzutrauen. Mit dem Franzosen Mounir Chouiar wurde zudem ein weiterer Mann vorwiegend für diese Position verpflichtet. Calixte „Juni“ Ligue wird wohl ebenfalls häufiger auf der Linken Seite eingesetzt werden. Allerdings können alle diese Akteure auch in zentralen Rollen spielen – eine Flexibilität, die aufgrund der zwei unterschiedlich ausgerichteten Spielsysteme sicherlich auch bei den Zuzügen ein wichtiges Kriterium war.

An der U21 zeigt sich die neue FCZ-Philosophie am augenfälligsten. Diese Mannschaft war in den letzten Jahren sportlich sehr erfolgreich und letzte Saison nicht zum ersten Mal die beste U21 des Landes. Sie bestand aber vorwiegend aus jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs für welche der direkte Sprung in die Super League zu gross war. Viele spielten mehrere Jahre in der U21 und konnten sich so neben ihrer guten Ausbildung und jugendlichen Energie ziemlich viel Routine auf dieser Stufe aneignen. Ausserdem war das Team für eine U21 ziemlich eingespielt, da es relativ wenig Wechsel gab. Ein Teil dieser Spieler hatte gar nie das Potential für die Super League. Bei einem anderen Teil wurde die persönliche Entwicklungsdynamik in den entscheidenden Momenten durch die fehlenden Anreize und Perspektiven gebremst. Warum hatten viele Nachwuchsspieler, die letztendlich in der U21 auftauchten, nicht das Potential für die 1. Mannschaft? Ein wichtiger Grund dafür war auch, dass sie häufig nicht die talentiertesten Spieler aus dem FCZ-Nachwuchs waren. Diese wechselten schon früh weg – auch weil sie intern zu wenig konsequent gepusht wurden und sich auf ihrer Nachwuchsstufe unterfordert fühlten. Beispiele dafür aus jüngerer Vergangenheit waren Zidan Tairi, Giacomo Koloto oder Andi Hoti (der übrigens diesen Sommer im Trainingslager wohl mit Magdeburg Testspielgegner des FCZ sein wird). Neu werden die vielversprechendsten Talente viel früher und konsequenter von unten in die U21 hochgezogen. Gleichzeitig wird die U21 mit ambitionierten etwas älteren jungen Spielern von extern ergänzt. Letztendlich soll so in der Kombination eine U21 entstehen, in der jeder Spieler eine echte Perspektive Richtung 1. Mannschaft hat. Dies verstärkt dann wiederum die Dynamik, Kaderbreite und den Konkurrenzkampf in der 1. Mannschaft selbst.

Ambitionierte junge Spieler auf dem „2. Bildungsweg“ ergänzen die eigenen Talente

Ein Beispiel dafür ist der Aargauer Mile Vukelic (21), der sich in den bisherigen Tests als Innenverteidiger-Alternative hervorgetan hat: torgefährlich sowohl mit Kopfbällen wie auch mit Weitschüssen und energischen Solo-Läufen – und gleichzeitig defensiv solide. Letzte Saison schaffte er es als U21-Spieler des FC Luzern ein Mal in den Matchkader der 1. Mannschaft, wurde aber nicht eingesetzt. Oder der wirblige Luxemburger Selim Turping (19), der von der Gladbach U23 zur FCZ U21 gestossen ist, nachdem er letzte Saison in der Regionalliga West wenig eingesetzt worden war. Bei diesen zwei kann man sich aktuell gut vorstellen, dass sie in der in zwei Wochen beginnenden Saison zu einzelnen Einsätzen in der 1. Mannschaft kommen und sich dabei empfehlen könnten. Etwas weniger vielversprechend traten bisher drei aus dem FCB-Nachwuchs stammende junge Spieler auf. Linksfuss Emirhan Eraslan (21, IV / LV) war im Februar und März in jener Phase Stammspieler beim FC Baden, als dieser auf den letzten Platz abrutschte und der direkte Abstieg aus der Challenge League besiegelt wurde. Ihm scheint eine gewisse Antrittsschnelligkeit und Passsicherheit zu fehlen. Flügelspieler Levy Maltet (20) war in jungen Jahren jeweils einer der fussballerisch Auffälligsten seines Jahrganges. Aber während seine Haarpracht zuletzt immer beeindruckender wurde, fiel er in den internen Überlegungen beim FCB ausser Rang und Traktanden. Beim FCZ konnte er diese Eindrücke als Testspieler bisher nicht revidieren.

Isaiah Okafor (19, DM) wiederum spielte nach einer längeren Verletzung in der abgelaufenen Rückrunde regelmässig in einer Leverkusen U19, die knapp den Einzug in den Halbfinal um die Deutsche A-Juniorenmeisterschaft verpasste – dabei allerdings nicht besser als die FCZ U19 einzustufen ist. Potential ist beim jüngsten der drei Okafor-Brüder sicherlich vorhanden. Der Impuls, zuerst die Mitspieler zu kritisieren, wenn er selbst den Fehler gemacht hat, allerdings auch etwas. Seine Einsatzzeiten sind bisher relativ kurz – er scheint noch etwas angeschlagen zu sein. Der Familien-Support ist hingegen gross. Am Vormittag des Testspiels in Thun und dem EM-Viertelfinal, wo sein älterer Bruder Noah auch in der fünften EM-Partie nicht eingesetzt wurde, konnte Isaiah sich im Heerenschürli bei einem internen Test FCZ gegen FCZ U21 nicht über mangelnden persönlichen Support beklagen – dazu gehörte auch Ex FCZ-Stürmerin Alayah Pilgrim.

Bajrami, Vukelic und Grando treffen bei internem Test

Ebenfalls zum Einsatz kam in diesem internen Test Namensvetter und Seitenspieler Tobias Okafor (17, vom FC Aarau), der bereits zuvor in den Sozialen Medien gerüchteweise mit dem FCZ in Verbindung gebracht worden war. Mit dem Tempo des Spiels hatte dieser noch etwas Mühe – Potential ist aber sicherlich auch bei ihm vorhanden. In der 1. Halbzeit dieses Tests spielten die in Thun nicht für die Startformation vorgesehenen Spieler der 1. Mannschaft gegen die U21. Die 45 Minuten gestalteten sich relativ ausgeglichen, auch wenn die 1. Mannschaft phasenweise Vorteile hatte. Praktisch mit dem Pausenpfiff konnte sie durch Labinot Bajrami nach Zuspiel des nachsetzenden neuen Stürmers Fernand Gouré doch noch den Führungstreffer erzielen. Nach der Pause erschienen dann in den Auswärtstrikots der 1. Mannschaft als Gegner der U21 die aktuell eher zur zweiten Garnitur der U21 gehörenden Spieler – verstärkt durch Miguel Reichmuth und Selim Turping. Die „erste Garnitur“ der U21 drehte daher in der 2. Halbzeit die Partie durch ein Solo von Mile Vukelic über den halben Platz und einen hohen Ballgewinn und erfolgreichen Abschluss von Mittelfeldspieler Leon Grando. Gleichzeitig trainierten auf dem Nebenplatz Bledian Krasniqi, Lindrit Kamberi und Jonathan Okita mit Reha-Trainer Michael Sulzmann. Die in den ersten 45 Minuten eingesetzten Afriyie, Sabobo, Gouré und Ligue wurden dann am Nachmittag in Heimberg gegen den FC Thun eingewechselt.

Hier die Daten soweit eruierbar dieses internen Tests am Vormittag des 6.7.2024, die aber nicht in die Züri LIve-Testspielstatistik (Spielminuten, Skorerpunkte) einfliessen.
FCZ – FCZ U21 1:2 (1:0). Tore: 45. Bajrami (Gouré) 1:0; 82. Vukelic 1:1, 87. Grando 1:2.
FCZ 1. Halbzeit (4-3-3): Kostadinovic; S. Hodza, Wallner, Daprelà, Tosic; Tsawa; Sabobo, Afriyie; Ligue, Bajrami, Gouré.
FCZ U21 1. Halbzeit (4-3-3): Morozov; T. Okafor, Vukelic, Eraslan, Volken; I. Okafor; Grando, Leao; Munroe, Greco, Fischer.
FCZ 2. Halbzeit (4-2-3-1): Huber; Ulu, Y. Kunz, M. Cavar, Walker; Sebök, Eraslan; Maltet, M. Reichmuth, Turping; P. Kissling.
FCZ U21 2. Halbzeit (4-4-2): Morozov; Bohon, Vukelic, Kovacevic, Volken; T. Okafor, Jakovljevic (Mahar), Leao, Mahar (Grando); Zivkovic, Greco.

Gomez und Tosic bringen mehr Physis und Körpergrösse

Wie sieht die Kadersituation aktuell im engeren Kreis der 1. Mannschaft insgesamt aus? Im Tor bleibt das Duo Brecher / Kostadinovic. Die Nummer 3 ist neu Silas Huber (18). Dieser Wechsel war vorhersehbar. Alan Omerovic (21) hatte vor einem Jahr zwar beim FCZ seinen ersten Profivertrag unterschrieben – allerdings nur für ein Jahr. Auch wenn Omerovic in der Promotion League meist solide Leistungen zeigte, war schon damals aus Sicht des Klubs klar, dass mit Huber und Morozov (17) zwei noch etwas talentiertere Keeper dahinter lauern. Omerovic wurde für seine Leistungen mit einem Wechsel zum Promotion League-Spitzenteam und -Aufstiegskandidaten Rapperswil-Jona belohnt.

In der Verteidigung ist mit Nemanja Tosic und Mariano Gomez Physis und Körpergrösse hinzugekommen. Dies bringt einige Vorteile mit sich. Linksverteidiger Doron Leidner ist als Spielertyp mit dem wieder zu Sturm Graz zurückgekehrten Amadou Dante vergleichbar, war allerdings noch vor kurzem mit einem Kreuzbandriss länger ausgefallen. Mirlind Kryeziu war zuletzt so gut drauf wie schon lange nicht mehr. Lindrit Kamberi hat sich als Rechtsverteidiger eindrücklich etabliert (unter anderem mit den drittmeisten Torbeteiligungen – nach Marchesano und Okita). Innenverteidiger Mariano Gomez wurde ebenfalls auf dieser Position getestet. Rodrigo Conceição kann auf beiden Seiten spielen. Mit dieser Hintermannschaft könnte man sicherlich gut in die Saison starten – und hätte dabei ein noch etwas solideres Bollwerk als letzte Saison. Neil Volken (17) profitierte zu Beginn der Vorbereitung davon, dass zu diesem Zeitpunkt noch kein anderer Linksverteidiger verfügbar war, bewies dabei aber, dass er in seiner Entwicklung nicht mehr sehr weit von der 1. Mannschaft entfernt ist.

Tsawa ersetzt Hornschuh, Sabobo neu (auch) als 8er

Zentrale Mittelfeldspieler braucht es bei den eingesetzten Spielsystemen drei bis vier. Dieser Mannschaftsteil war der wohl leistungsstärkste der letztjährigen Mannschaft. So oder so wird man nur noch mit einem 6er spielen. Cheick Condé war letzte Saison gut, aber noch etwas unkonstant – und zu einfach aus der Fassung zu bringen. Mit noch etwas mehr Reife ist er bereit, um in der kommenden Spielzeit noch solider und spielbestimmender zu werden. In den bisherigen Testpartien hat Condé bisher am meisten Assists geliefert. Sein neuer Backup ist nach dem Abgang Marc Hornschuhs Cheveyo Tsawa, der sich bei seinen Einsätzen letzte Saison trotz seinen 17 Jahren schon sehr reif gezeigt hat. Er ist ebenso einsatzfreudig wie Hornschuh, dabei aber schneller und technisch besser. Zwar ist er bei Standards im gegnerischen Strafraum weniger gefährlich, dafür ein guter Schütze aus der Distanz.

Auf den beiden Achterpositionen spielen im Normalfall zwei aus dem Trio Marchesano / Krasniqi / Mathew. Spielt man im Rhombus, würden wohl häufig alle drei auflaufen. Zu den Alternativen gehören Afriyie, Sabobo, Miguel Reichmuth und der wohl weiterhin angeschlagene Nevio Di Giusto – und möglicherweise der zuletzt vom LInksverteidiger zum 8er umfunktionierte Leao. Afriyie wurde schon seit der Winterpause immer wieder auf einer 8er-Position eingesetzt. Nun wird, so scheint es aufgrund der bisherigen Tests, neu auch Sabobo tendenziell auf dieser Position gesehen – auch wenn der flinke Sambier zusätzlich als Flügel und Aussenverteidiger getestet wird.

Unterschiedliche Spielertypen in der vordersten Reihe

Als nächster Spielertyp folgen die Flügelstürmer, welche zudem als Alternative zu Antonio Marchesano oder Bledian Krasniqi auf der 10er-Positon einspringen können. Dazu gehören Armstrong Oko-Flex, Mounir Chouiar, Dylan Munroe, Calixte „Juni“ Ligue, Nils Reichmuth und Jonathan Okita. Man findet bei dieser Gruppe unterschiedliche Spielertypen. Oko-Flex und Munroe mögen Eins-gegen-eins Situationen auf dem Flügel. Rechtsfuss Chouiar über links und Linksfuss Reichmuth über rechts sind eher spielerisch ausgerichtet und suchen den Doppelpass. Ligue ist ein gradliniger Spieler, der am meisten von seiner Wucht und Dynamik lebt. Okita braucht etwas Raum und Zeit wie sie sich bei Umschaltsituationen bieten, und schiesst am liebsten von der linken Halbposition aus der Distanz. Abschlussstark im Strafraum und daher durchaus auch als zweite Spitze einsetzbar sind Oko-Flex, Reichmuth und Munroe.

Last but not least hat der FCZ mit Juan José Perea, Fernand Gouré und Labinot Bajrami drei Mittelstürmer. Gouré kann vorne in der Mitte für eine gewisse physische Präsenz sorgen, Perea lebt von seinem Kampfgeist – und Bajrami ist der klassische Knipser, der im Strafraum auch aus einer scheinbar wenig gefährlichen Situation viel herausholen kann.

Wer könnte gehen?

Zusammengefasst wäre das Team, so wie es jetzt zusammengestellt ist, bereit für die Saison. Ein wenig von Ricardo Rodriguez träumen darf man als FCZ-Anhänger immer. Abgänge, die am meisten Sinn machen würden, unter anderem um gewisse Mittel zu generieren, wären in erster Linie Jonathan Okita und in zweiter Nikola Katic. Okita passt nicht so gut zur neuen Spielweise und den voraussichtlich praktizierten Spielsystemen. Gleichzeitig gibt es für einen Stürmer mit einem exzellenten Schuss und elf Saisontoren mit Sicherheit Interesse. Auch Nikola Katic passt nicht ideal zur neuen Spielweise, was an dieser Stelle schon mehrmals thematisiert wurde. Sein Début für die Bosnische Nationalmannschaft gegen England und Italien hat zudem sicherlich seinen Marktwert gesteigert. Vor sieben Jahren war Katic übrigens bei seinem einzigen Länderspiel für Kroatien (Testpartie gegen Mexiko) für Ivan Santini eingewechselt worden. Vielversprechende FCZ-Eigengewächse gibt es mittlerweile wieder einige, aber sie brauchen vor einem nächsten Schritt vernünftigerweisee alle noch etwas Zeit und Entwicklung.

FCZ Saisonanalyse 23/24 – Teil 2: Kamberi mit hoher Torbeteiligung, Rohner und Oko-Flex wie typische Mittelstürmer

Jonathan Okita entschloss sich in der Super League-Saison 23/24 so häufig wie kein anderer Spieler der Liga in den Abschluss zu gehen: insgesamt 88 Mal – davon genau die Hälfte aus der Distanz (ausserhalb des Strafraumes). In der Statistik der Schüsse pro 90 Minuten liegt der Belgier mit kongolesischen Wurzeln ligaweit auf Rang 16, da verschiedene Offensivspieler mit deutlich weniger Einsatzzeit wie Chader (Luzern), Kalu (Lausanne-Sport) oder Danho (Stade Lausanne-Ouchy) sich noch häufiger im Abschluss versuchten. Okitas Torproduktion fiel im Verhältnis zu wenig gut aus – zumal er drei und damit die Mehrzahl der Zürcher Penaltys treten durfte. Sein Drehschuss mit Rechts aus der Distanz in die rechte obere Torecke ist Okitas Markenzeichen. Tore erzielte er so aber fast nur in Umschaltsituationen, wenn der gegnerische Torhüter weiter vorne als normal postiert war. Gleichzeitig trug er als FCZ-Standardschütze Nr.1 (neben 60% der Penaltys rund 40% der Corner und Freistösse in Strafraumnähe) einiges zur guten Bilanz bei Offensivstandards bei. Lindrit Kamberi und Nikola Katic erzielten je vier Treffer auf Corner, was ansonsten nur noch Kevin Carlos (Yverdon Sport) und Albert Vallci (St. Gallen) gelang. Insgesamt war Okita genauso wie Antonio Marchesano an beinahe der Hälfte der FCZ-Tore der Saison 23/24 beteiligt.

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Warum Fabian Rohner eher ein Stürmer ist als Jonathan Okita

Okitas eigenes Kopfballspiel ist bezüglich Timing und Präzision eigentlich gut, aber er scheint jeglichen mit harten Bandagen geführten Luftkämpfen aus dem Weg zu gehen und nur auf Hohe Bälle zu gehen, wenn er unbedrängt ist. Anders beispielsweise Fabian Rohner, der Jahre nach seinen Schwindelproblemen nach LIndrit Kamberi am häufigsten die hohen Bälle Yanick Brechers im Mittelfeld in die Tiefe weiterleitete. Das zum FC Winterthur wechselnde Eigengewächs konnte sich zudem in der Liga effektiv als Assistgeber einbringen. Rohners 0.24 Torvorlagen pro 90 Minuten sind der zehntbeste Ligawert und der zweitbeste teamintern – knapp hinter Adrian Guerrero (0.25). Ebenfalls ligaweit in den Top 10 und die nr. 1 teamintern war Rohner bei der Anzahl Key Passes pro 90 Minuten (0.84). Dies sind Zuspiele, welche dem Adressaten eine besonders gute Torchance eröffnen. Dank guter Technik in hohem Tempo mit wenigen Ballberührungen kann Rohner eine hohe Effizienz im Abschluss und der Torvorbereitung ausweisen: 20% seiner Abschlüsse und 29% seiner Zuspiele führten zu einem Tor – was beides sehr hohe Werte sind. Rohner schlug nach „Flankengott“ Nikola Boranijasevic und Amadou Dante zudem am drittmeisten Hereingaben pro 90 Minuten in den Strafraum. Beim Abschluss und dem letzten Pass liegen seine Stärken, beim Spielaufbau hingegen nicht: kein einziges seiner 15 Pre-Zuspiele führte zu einem Tor. Unter anderem deshalb wurde er zuletzt von verschiedenen Trainern im Sturm eingesetzt.

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Antonio Marchesano bringt weniger gute Werte als Rohner mit, ist aber wie dieser ebenfalls auf den Abschluss oder Letzten Pass ausgerichtet: 15% seiner Abschlüsse und 20% seiner Zuspiele landen im Tornetz, während „nur“ 7% seiner Pre-Zuspiele zu einem Torerfolg führen. Umgekehrt ist die Bilanz bei Jonathan Okita, bei welchem 15% der Pre-Zuspiele zu einem Torerfolg führen, aber nur 9% seiner Letzten Pässe (und 13% der Abschlüsse). Er ist also als Aufbauer von Angriffen erfolgreicher, als in der Rolle als Assistgeber oder Torschütze. Dazu zählen allerdings auch indirekt gespielte Standards wie die beiden von Marc Hornschuh weitergeleiteten Eckbälle zuletzt in Winterthur. Der wenig eingesetzte Deutsche hat dank dieser zwei Aktionen eine hohe Torbeteiligungsquote von 0.8 pro 90 Minuten (und eine Zuspiel-Effizienz von 50%!), obwohl er in der ganzen Saison nur noch an einem weiteren Treffer beteiligt gewesen war (Ballgewinn vor dem Penalty zum 2:0 in Tuggen).

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FCZ erzielt Tore dank Kamberis Arbeitseifer, Daprelàs Zielstrebigkeit, Kryezius Raumgewinnen und Mathews Passspiel

Freuen können sich FCZ-Fans, wenn Fabio Daprelà an den Ball kommt, denn 33% seiner Zuspiele sowie 21% seiner Pre-Zuspiele führen zu einem Tor! Er war damit nach Hornschuh der zweiteffizienteste Torvorbereiter. Wohlgemerkt: ein Pass gilt nur dann als „Zuspiel“ oder „Pre-Zuspiel“, wenn daraus eine Torchance resultiert. Die Statistik illustriert die Zielstrebigkeit, welche Daprelà einbringt, wenn er sich mal nach vorne einschaltet. In dieser Hinsicht erinnert er etwas an Alain Nef. Verteidigerkollege Mirlind Kryeziu hat bezüglich Effizienz in der Chancenvorbereitung ebenfalls einen relativ hohen Wert, wenn auch nicht auf dem Level Daprelàs. In den Statistiken zeigen sich bei Mirlind Kryeziu und Cheick Condé sowohl defensive wie offensive Qualitäten. Kryeziu blockte die meisten gegnerischen Schüsse und sorgt gleichzeitig für die grössten Raumgewinne im Spiel nach vorne. Condé führte in der abgelaufenen Saison die meisten Defensivzweikämpfe der ganzen Liga (300), spielte gleichzeitig aber auch am fünftmeisten Bälle ins Angriffsdrittel (272). Die Erfolgsquote seiner Schnittstellenpässe ist dabei ordentlich (nr. 30 der Liga). Nikola Boranijasevics Stärken liegen hingegen klar in der Offensiven Phase, in welcher der Serbe die höchste teaminterne Erfolgsquote bei Offensiven 1 vs. 1 – Situationen aufweist. Defensiv lässt er hingegen auf seiner Rechten Seite am meisten gegnerische raumgreifende Zuspiele passieren.

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Daran, dass die rechte Zürcher Seite offensiv produktiv war, hatte aber auch Lindrit Kamberi einen wesentlichen Anteil. Neben seinen eigenen Abschlussqualitäten bei Standards war der Zürcher auch noch teamintern am meisten in der Torvorbereitung erfolgreich. 13 Pre-Assists sind klarer Bestwert. Selbst wenn man Pre-Assists und Assists zusammenzählt, liegt Kamberi mit 14 Torvorbereitungen auf gleicher Höhe mit Antonio Marchesano und Standardspezialist Jonathan Okita. Einerseits war Kamberi mit 94 Pre-Zuspielen nach Ifeanyi Mathew und Cheick Condé am häufigsten an der Erarbeitung von Torchancen im Spielaufbau beteiligt (nr. 4 übrigens Yanick Brecher mit 75), hatte dabei aber mit 14% eine substantiell bessere Erfolgsquote als die beiden Zentralen Mittelfeldspieler. Mit anderen Worten: lief der Angriff über Kamberi, wurde es häufig gefährlich. Mit der Umstellung auf Viererabwehr rutschte er denn auch vermehrt auf die Position als Schienenspieler auf der Rechten Seite, auf welcher er bereits zu Zeiten der Dreierabwehr bei Langen Bällen Yanick Brechers oder Mirlind Kryezius an Stelle des in der Luft ungenügenden Boranijasevics häufig agiert hatte. Ein Paradebeispiel dafür war seine Kopfballweiterleitung zum rekordverdächtig schnellen Führungstreffer Ifeanyi Mathews im zweiten Heimspiel gegen YB. Wie Mathew war Kamberi an rund 30% der FCZ-Tore der Saison 23/24 beteiligt, was für einen Verteidiger ein sehr hoher Wert ist. Und er führte gleichzeitig nach FCB-Stürmer Thierno Barry ligaweit die zweitmeisten Luftduelle (239). Mathew spielte nach Noë Dussene (Lausanne-Sport) am zweitmeisten Bälle ins Angriffsdrittel sowie nach Ardon Jashari (Luzern) und Renato Steffen (Lugano) am drittmeisten Schnittstellenpässe (40) – und am sechstmeisten Pässe insgesamt (1’574). Wie bei seinem Ex-Verein Lilleström hält der Nigerianer das Angriffsspiel mit vielen möglichst einfachen Pässen zuverlässig am Laufen.

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Hornschuh, Daprelà, Rohner und Afriyie mit grösster Vorlageneffizienz

Adrian Guerrero war an mehr als 20% der Zürcher Saisontore beteiligt, obwohl er weniger als 1’700 Minuten gespielt hat. Mitverantwortlich dafür sind natürlich seine Standards. Der Linksfuss schlug immerhin 31% der Eckbälle und 33% der Freistösse in Strafraumnähe. Rodrigo Conceição ist (mit Bledian Krasniqi) der Dribbler und Ballträger des Teams. Yanick Brecher hat 0.99 Gegentore pro 90 Minuten kassiert – nur David Von Ballmoos, Anthony Racioppi und Joêl Mall mussten noch weniger häufig hinter sich greifen. Bei der Anzahl erfolgreicher Paraden hat Brecher allerdings zusammen mit St. Gallens Zigi mit 2.44 pro 90 Minuten den tiefsten Wert der Liga. Der Prevented Goals-Wert ist bis Ende Saison sogar noch in den negativen Bereich gefallen. Der Zürcher Torhüter hat also sicherlich auch von der Defensivarbeit seiner Feldspieler profitiert, so dass es gar nicht zu vielen gefährlichen Abschlüssen der gegnerischen Teams kam. Nach vorne spielte Brecher nach den Torhüterkollegen Keller und Loretz, sowie Lausanne-Sport-Abwehrchef Dussene am viertmeisten Lange Bälle (359).

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Wie bereits im 1. Teil der Saisonanalyse klar wurde, war die Saison 23/24 für Junior Ligue keine erfolgreiche, was auch durch die Statistiken in diesem Zweiten Teil illustriert wird: keine einzige Torbeteiligung, weniger als ein Abschluss und weniger als drei Abschlussbeteiligungen pro 90 Minuten Einsatzzeit. Sein gleichaltriger U21-Sturmpartner Labinot Bajrami kam bei bloss 57 Minuten Einsatzzeit zu drei Abschlussbeteiligungen, wovon eine gleich zu einem Tor führte. Nevio Di Giusto und Miguel Reichmuth suchten noch häufiger den direkten Weg zum Tor und hatten daher die höchste Abschlussquote des Teams aufzuweisen (je 3.46 Abschlüsse pro 90 Minuten). Die höchste Abschlusseffizienz können Armstrong Oko-Flex (33%) und Ivan Santini (30%) vorweisen. Santini erzielte seine drei Saisontore allerdings alle im Cup gegen unterklassige Gegner. Flügelspieler Oko-Flex bewies hingegen, dass er auch auf Super League-Niveau dank seiner Beweglichkeit auf engem Raum am und im gegnerischen Strafraum gefährlich sein kann. Daniel Afriyie beging als Einziger des Teams im Schnitt beinahe zwei Fouls pro 90 Minuten-Einsatz. Seine Abschlusseffizienz war schlecht (nur 4%). Als Zulieferer des Letzten Passes agierte der Ghanaer hingegen deutlich erfolgreicher. 21% seiner Zuspiele führten zu einem Tor, was nach Hornschuh, Daprelà und Rohner den vierthöchsten Wert darstellt.

Diese Daten von Züri Live beziehen sich auf alle Wettbewerbsspiele
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FCZ SAISONANALYSE 23/24 – TEIL 1: SPIELERNOTEN, MVP’S UND TRANSFERS

Daten: Züri Live, Wyscout

FCZ Saisonanalyse 23/24 – Teil 1: Spielernoten, MVP’s und Transfers

Die Schweizer Fussball-Meisterschaft 2023/24 ist vor zwei Wochen zu Ende gegangen. Während die Mannschaften nach der kurzen Sommer-Pause nun eine nach der anderen wieder in die lange Vorbereitung auf den Saisonstart am 20. Juli hin einsteigen, hat Züri Live mittlerweile alle 42 FCZ-Wettbewerbspartien der abgelaufenen Saison komplett im Detail durchgearbeitet und analysiert. Die Einzel-Artikel zu den letzten fünf Partien sind zwar noch nicht publiziert. Trotzdem ist alles bereit für die Saisonanalyse – als Höhepunkt der „Analyse-Saison“ auf Züri Live. Wir hoffen, dass sie unseren treuen Lesern interessante Erkenntnisse bringt und dabei auch die Bilder, Emotionen und Diskussionen rund um Spiele und deren Protagonisten nochmal aufleben lässt. Wir haben alle viel dafür investiert. Da soll auch möglichst viel davon in Erinnerung bleiben.

Nach Baisse im Vorjahr: Yanick Brecher 23/24 bester FCZ-Spieler

Die beste Durchschnittsnote der Saison 2023/24 hat Miguel Reichmuth mit 8.0 (auf einer Skala von 1-10). Dies allerdings mit nur einem einzigen Einsatz – und dies erst noch gegen den unterklassigen Partnerklub Red Star in der 1. Hauptrunde des Schweizer Cups. Bei seinem Wettbewerbs-Début für den FC Zürich wurde er am 19. August zusammen mit seinem älteren Bruder Nils in der 63. Minute für das mittlerweile nicht mehr beim FCZ aktive Duo Avdijaj / Bar eingewechselt. „Kein anderer eingesetzter Spieler überzeugte sowohl defensiv wie offensiv so wie der 19-jährige Mittelfeldspieler“ hiess es damals im Analyse-Artikel zu seinem Einsatz. Das bislang letzte seiner bisher 26 Jugend-Länderspiele bestritt der technisch beschlagene Rechtsfuss ein halbes Jahr davor mit der U20 gegen Dänemark. Der Durchbruch im Profibereich fällt ihm aber auch aufgrund Verbesserungspotential in der Defensiven Phase und bezüglich Zielstrebigkeit schwer – und damit bleibt auch der Schritt in die U21-Nati verwehrt, nachdem Reichmuth zuvor auf mehreren Stufen Stammspieler seines Jahrgangs gewesen war. Eine Leihe in die Challenge League könnte wie bei Linksfuss Nils, der zwei Jahre in Wil war, Sinn machen.

Miguel Reichmuth ist wie alle Spieler mit weniger als 500 Minuten Einsatzzeit in der Notentabelle kursiv vermerkt. Der eigentliche Saisonbeste ist somit Torhüter Yanick Brecher mit einer Durchschnittsnote von 7.1. Dies ist eine Steigerung um beinahe eine ganze Note im Vergleich zur Saison 22/23, als Brecher in der Züri Live-Bewertung nur auf Rang 13 des Kaders klassiert war. Brecher hatte speziell direkt nach seiner Vertragsverlängerung unter dem damaligen Coach Franco Foda schlecht gespielt. Seine Vorderleute liessen unter Foda kaum mehr gegnerische Torchancen zu als unter dessen Vorgänger Breitenreiter – Brecher liess aber deutlich mehr dieser gegnerischen Abschlüsse passieren. Nun konnte er sich wieder wesentlich steigern. Auch der Wechsel des Torhütertrainers schien dem FCZ-Captain nochmal einen weiteren Schub zu verleihen. Inklusive Cup 15 “Clean-Sheets“, acht Mal Züri Live-MVP (je zwei Mal gegen YB und SLO) und vier Mal Maximalnote “10“ sprechen eine deutliche Sprache.

Cheveyo Tsawa rutscht in die Rolle von Marc Hornschuh

HInter Brecher folgen als weitere Leistungsträger Bledian Krasniqi, Ifeanyi Mathew, Adrian Guerrero, Cheick Condé, Antonio Marchesano, Nikola Boranijasevic, Mirlind Kryeziu und in der Schlussphase der Saison als wichtiger Defensiv-Joker Cheveyo Tsawa. Der 17-jährige aus dem eigenen Nachwuchs hat somit in dieser Phase die Rolle von Marc Hornschuh übernommen, die vier Siege in Folge in der Schlussphase der Partien ins Ziel zu bringen: als “Staubsauger“ im Mittelfeld mit ähnlichem Engagement und Zweikampfstärke verbunden mit besserer Antrittsschnelligkeit und Technik. Bezüglich Note der 1. Halbzeit gehören Nils Reichmuth, Nevio Di Giusto und Calixte “Junior“ Ligue zu den besten des Kaders. Es kann sich also stark lohnen, junge Spieler in der Startformation laufen zu lassen. Die wie Hornschuh diesen Sommer vom FCZ scheidenden Aussenläufer Nikola Boranijasevic und Adrian Guerrero waren (auch) diese Saison vor allem offensiv top. Sie trugen wie in der Meistersaison 21/22 mit ihren Diagonalläufen, Flanken und Standards viel dazu bei, die gegnerischen Defensiven zu knacken. Torhüter Yanick Brecher ist mit Ball einer der Liga-Besten. Zentrumsspieler Ifeanyi Mathew hat seine Stärken ebenfalls vorwiegend im Offensivbereich. Boranijasevic ist genauso wie Mirlind Kryeziu ein Spieler, der in der 2. Halbzeit noch zusetzen kann, wenn andere abbauen. Dass Antonio Marchesano zusammen mit Yanick Brecher am häufigsten bester Spieler der 2. Halbzeit war, liegt hingegen eher daran, dass er bei seinen wenigen Joker-Einsätzen besonders gut spielte.

Vor allem war es offensiv aber auch die Saison von Bledian Krasniqi. Sein Wettbewerbs-Début für den FCZ gab der Tempodribbler im November 2018 gegen AEK Larnaca. Nach den zwei Leih-Saisons in Wil holte er nach seiner Rückkehr gleich die erste Trophäe. Im Meisterteam war er eine wichtige Stütze und teilte sich die Position neben Ousmane Doumbia Fifty-Fifty mit dem häufig angeschlagenen Blerim Dzemaili. In der Saison 22/23 steigerten sich seine Einsatzzeiten sowohl unter Franco Foda wie unter Bo Henriksen weiter. Er legte in seiner Entwicklung dabei einen Fokus auf die verbesserungsfähige Defensivphase. Mit dieser Basis stieg er ins Spieljahr 23/24, wo er nun seine Offensivqualitäten zum blühen brachte. Seine Skorerquote aus der Challenge League-Saison 20/21 hat er nun erstmals in der Super League bestätigt. Krasniqis ZL-Defensivnote fiel 23/24 von 7.1 auf 6.3, während er gleichzeitig die Offensivnote von 6.1 auf 7.5 steigerte. Der Aufbau stimmt. Das Ziel für 24/25 muss nun sein, die offensiven und defensiven Elemente zusammen mit Konstanz Woche für Woche auf den Platz zu bringen. Wenn man dann am Ende beim Erstellen eines “Teams der Saison“ nicht mehr an Krasniqi vorbeikommt, war sein Entwicklungsschritt erfolgreich.

Neu: Keine U19-Playoffs mehr für Kaderspieler der 1. Mannschaft

Insgesamt haben sich im Vergleich zur letzten Saison vor allem aufgrund verbesserter Offensivleistung elf Kaderspieler gesteigert, sechs sind hingegen schlechter geworden. Die grösste Steigerung gab es bei Nikola Katic (von tiefem Niveau aus), die grösste Verschlechterung bei Junior Ligue, Selmin Hodza und Donis Avdijaj. Für Ligue scheint im letzten Sommer die Kombination von Juniorenfinals nach einer langen Saison in verschiedenen Teams und danach gleich wieder einrücken zu den ausgeruhten Kollegen der 1. Mannschaft zur Saisonvorbereitung zu viel gewesen zu sein. Auch junge Spieler müssen nach einer langen Saison mal abschalten und danach gleichzeitig mit ihren Teamkollegen der 1. Mannschaft in die Vorbereitung starten können. Diesen Sommer scheint man dies beherzigt zu haben. Die zum Trainingsstart 24/25 für die 1. Mannschaft vorgesehenen Spieler wie beispielsweise Cheveyo Tsawa wurden nach Super League-Saisonende nicht auch noch in den U19-Playoffs eingesetzt. Man nahm dabei in Kauf, dass diese Spieler dem Qualifikationssieger in den Playoffs fehlten. Letzte Saison schoss das Duo Ligue / Bajrami eine insgesamt eher mässig auftretende U19 in den Playoff-Final. Der diesjährige Jahrgang trat mehrheitlich deutlich besser auf, zog aber im Viertelfinal-Rückspiel gegen den späteren Finalisten Servette einen mässigen Tag ein.

Die Spieler, welche bereits in der Saison 22/23 dabei waren, haben in der abgelaufenen Saison im Schnitt besser abgeschnitten, als die neu dazugestossenen. Im oberen Drittel befinden sich mit Cheveyo Tsawa (17) und Miguel Reichmuth nur zwei Kaderneulinge – beide aus dem eigenen Nachwuchs. Kein von aussen neu verpflichteter Spieler schaffte es in seiner ersten Saison in die Top 50% des Kaders! Auch wenn bereits seit längerer Zeit nicht nur eigene Junioren sondern auch von extern verpflichtete Spieler wie beispielsweise ein Assan Ceesay oder Aiyegun Tosin zwei oder drei Jahre Anlaufzeit benötigten, um zum Leistungsträger aufzusteigen, ist dies eine schlechte Quote. Fabio Daprelà kam angeschlagen nach Zürich und schien seine Verletzungsprobleme die ganze Saison hindurch nie richtig hinter sich lassen zu können. Dass Lugano ihn abgegeben hat, hatte ja durchaus seine Gründe. Trotzdem war seine Mentalität und Cleverness speziell während der langen Ungeschlagen-Serie zu Beginn der Saison ein wichtiges Element.

Ein Österreichischer Meister mit Leistungsdiskrepanzen

Rodrigo Conceição hatte in den ersten Partien grosse Probleme, sich an den hiesigen Fussball anzupassen. Mit der Zeit lief es etwas besser. Beim Besuch seiner Familie im Letzigrund gelang ihm aber kein guter Match. Auch die Auftritte von Armstrong Oko-Flex gestalteten sich wechselhaft. Der Ire fühlte sich am wohlsten, wenn der FCZ dominant und mit einem Dreimann-Sturm auftrat. Bei seinem Assist zu Marchesanos Last Minute-Siegtreffer in Luzern und seinem Tor in Winterthur zeigte sich seine Qualität in der Verarbeitung von aufspringenden Bällen. Der Ansatz des neuen Coaches Ricardo Moniz scheint einem Stürmer wie Oko-Flex entgegen zu kommen. Vor allem war er bisher der einzige klassische Flügelstürmer im Kader der 1. Mannschaft. Mit dem hochziehen des 15-jährigen Dylan Munroe aus dem eigenen Nachwuchs kommt nun ein zweiter hinzu.

Der vom frischgebackenen österreichischen Meister Sturm Graz geliehene Amadou Dante gehört zu den vier Spielern mit einer ungenügenden Durchschnittsnote. Die Differenz zwischen seinen Offensiv- (Note: 6.5) und Defensivleistungen (3.3) war dabei enorm. Die Art und Weise wie Dante mit seiner speziellen Fussstellung Bälle von der Seite hinter die Abwehr spielen oder im Tor versenken konnte, war aussergewöhnlich. Der Malier sorgte immer für Gefahr nach vorne, aber eben auch nach hinten. Beim in einer Dreierabwehr auftretenden Meisterteam konnte man sich mit Boranijasevic und Guerrero zwei offensiv starke und defensiv eher eingeschränkte Aussenläufer leisten. Dantes Diskrepanz diesbezüglich ist aber noch grösser als bei diesen beiden – und der FCZ agiert nun meist mit Viererabwehr. Er würde in so einer Formation fast eher als Flügelstürmer in Frage kommen. In gewisser Weise das Gegenteil von Dante war Cheick Condé, der Offensiv (1x) und Defensiv (3x) zusammengezählt weniger häufig Bester Spieler war, als in der Gesamtleistung (5x). Dies illustriert sein ausgeglichenes Profil mit gleichermassen offensiven wie defensiven Qualitäten. Unausgeglichen sind die Leistungen des Guineers aber in Bezug auf den Spielverlauf. Seine Auftritte in der 2. Halbzeit sind im Schnitt deutlich schlechter als diejenigen in den ersten 45 Minuten. In seiner ersten vollen Saison hatte Daniel Afriyie unter Bo Henriksen im Offensivzentrum seinen Stammplatz. Bei gegnerischem Ballbesitz hing er meist “wie eine Klette“ am gegnerischen Sechser und störte den Spielaufbau des Gegners effektiv. Bei eigenem Ballbesitz stiess er dann jeweils auf die Mittelstürmerposition vor, war in dieser Funktion aber weniger produktiv. Im Spiel mit Ball wirkte der Ghanaer jeweils am gefährlichsten, wenn er auf dem Rechten Flügel seine flinken Bewegungen am Ball ausspielen konnte. Unter dem Trainerduo Ural / Romano wurde Afriyie dann mit einer Jokerrolle betraut. Unter Ricardo Moniz spielte er in den letzten beiden Partien wieder von Beginn weg – nun in einem Zweimann-Sturm mit Jonathan Okita vor der Nummer 10 Antonio Marchesano.

Ukrainische Flüchtlinge als Nachwuchshoffnungen

Arad Bar stiess im Sommer nach einer äusserst erfolgreichen U21-EM in Georgien (Halbfinal) spät zum Team. In seinem ersten Test gegen Greuther Fürth in Innsbruck schlug der Israeli nach seiner Einwechslung als Linker Aussenläufer gute Flanken in den Strafraum. Seine Position im Zentrum war aber schon vergeben. Condé / Mathew / Krasniqi sollten im Lauf der Saison zum Zürcher Herzstück werden. Bar konnte nach seinem Wechsel aus der Liga Leumit (2. Liga Israel) den höheren Rhythmus nicht so schnell mitgehen und zog im Winter weiter ostwärts in ein vom Krieg erschüttertes Land, zum Aufsteiger LNZ Cherkasy. Nach Bogdan Vyunnik (April 2022 bis Februar 2023 in der 1. Mannschaft), der mittlerweile nach Österreich und dann Polen weiter gezogen ist, hat der FCZ im übrigen mit Yevheniia Bielova (Frauen U21, NLB) und Yevhen Morozov (U17 / U19 / U21) umgekehrt zwei weitere Ukrainische Flüchtlinge in der Academy. Morozov ist einer der talentiertesten Torhüter im Heerenschürli.

Donis Avdijaj wiederum wirkte zu Beginn der Saison nicht top motiviert. In Hartberg fühlt er sich hingegen weiterhin wohl – 18 Skorerpunkte in der österreichischen Bundesliga-Saison, obwohl er die ersten fünf Runden verpasst hat. Der sensationelle fünfte Platz hätte eigentlich mit der verdienten Europacup-Qualifikation belohnt werden sollen, aber im österreichischen Modus musste der David aus der Steiermark gegen den achtplatzierten Goliath FK Austria aus Wien noch in den Europacup-Playoff, der verloren ging. Joseph Sabobo aus Sambia letztlich nahm diesen Frühling bereits an seinem zweiten Blue Stars / FIFA Youth Cup auf der Buchlern im FCZ-Trikot teil – diesmal als etablierter Academy-Spieler. Der Titel des Vorjahres konnte nicht verteidigt werden, weil im Final mit RB Salzburg ein Gegner von überragender Qualität wartete. Wenig später kam Sabobo zu seinen ersten Super League-Einsätzen. In der kurzen Spielzeit gelang ihm offensiv wenig, defensiv konnte er sich als Joker hingegen jeweils gut ins Spiel kämpfen.

Fabian Gloor und Noah Leao mehr als “Lückenbüsser“?

Die letzte Transferperiode im Sommer 2023 war vor allem vom Abgang Aiyegun Tosins geprägt gewesen. Der Nigerianer brauchte lange, um auf Niveau Super League eine gewisse Souveränität im Spiel zu erlangen. im letzten Sommer war er so gut drauf wie noch nie, bereit für eine Leistungsexplosion à la Assan Ceesay, und hätte beim FCZ 23/24 vermutlich seine beste Saison gespielt. Der FC Zürich hätte ihn gut gebrauchen können. Stattdessen wechselte er als Letzter aus dem Meister-Sturmquartett (Ceesay, Kramer, Gnonto, Tosin). In der Ligue 1 muss er nun aber natürlich erst mal wieder fast bei Null beginnen. Ansonsten verliessen auch einige langsame oder wenig motiviert wirkende Spieler im letzten Sommer das Team. Die Zugänge hatten im Schnitt ein höheres Mass an Zielstrebigkeit, Mentalität und Cleverness. Die zahlenmässig geringe Anzahl Zugänge half zudem dem Teamgeist. Aus sportlicher / taktischer Sicht stechen vor allem die Aussenläufer- / Aussenverteidiger-Alternativen Conceição (auf beiden Seiten einsetzbar) und Dante ins Auge. Boranijasevic und Guerrero hatte man zuvor bei Sperren, Verletzungen oder Formschwächen kaum intern ersetzen können. Drei dieser vier Aussenspieler sind nun aber bereits wieder weg – und der vierte, Conceição, verletzt.

Mariano Gomez, der erste Neuzugang für die 1. Mannschaft in der neuen Transferperiode ist im Vergleich mit einem Nikola Katic ruhiger, spielt technisch und taktisch einen saubereren Fussball. Für die Art und Weise wie der FCZ spielen will, ist er ein passenderer Innenverteidiger. Man kann davon ausgehen, dass der FC Zürich noch einen Linksverteidiger und einen Stürmer verpflichten wird. Auf den Aussenverteidigerpositionen können sich vorerst mal Noah Leao aus der U21 und Baden-Rückkehrer Fabian Gloor zeigen. Beide werden aufgrund des aktuellen Mankos an Aussenverteidigern gebraucht. Bei Gloor könnte man sich vorstellen, dass er Ende der Transferperiode, wenn Conceiçao langsam wieder zurückkehrt, noch wechseln wird. Leao könnte je nach Personalsituation unter Umständen eine Saison mit der 1. Mannschaft bestreiten. Mittel- bis langfristig werden auf seiner Position aber eher die talentierteren Neil Volken und Sebastian Walker (und rechts Mattia Rizzo) in Frage kommen. Diese Eigengewächse müssen sich vorläufig aber erst mal noch in der Promotion League beweisen. Mittlerweile ist man im FCZ-Nachwuchs wohl auf den Flügelpositionen am besten besetzt – mit mittelfristig gleich mehreren aussichtsreichen Kandidaten für die 1. Mannschaft – aber auch in der Defensivzentrale gibt es mehrere interessante Talente.

Man spricht Holländisch

Vor dem Start der Championship Group im Mai werden innerhalb des FCZ die Rollen erneut neu verteilt. Ricardo Moniz ist der neue Trainer der 1. Mannschaft. Dies ist innert weniger Monate nach Leiter Spielerentwicklung sowie „Coach the Coaches“ und danach zusätzlich U21-Trainer bereits die dritte Position, die er im Klub bekleidet. Dies ist typisch für den Werdegang des Holländers, dessen ganze Trainerkarriere von unzähligen Rollen- und Klubwechseln geprägt ist. Sein Steckenpferd war immer die ganzheitliche Talententwicklung – fussballerisch, athletisch, aber auch als Persönlichkeiten. Seine Arbeit ist stark Philosophie-basiert und passt daher zur aktuellen Phase der Neuausrichtung im FCZ. Das Modell „Ajax“ war in diesem Zusammenhang ein Thema in den Medien. Moniz ist gegenüber den Entwicklungen bei Ajax in den letzten Jahrzehnten aber eher kritisch eingestellt. Der 59-jährige Holländer springt von einem Projekt zum nächsten, gibt Impulse – und übernimmt dann wieder eine neue Aufgabe. Zu diesen vielen Projekten gehörten auch verschiedenste Trainerpositionen in 1. Mannschaften, die meist relativ schnell wieder endeten. Trotzdem ist nicht komplett auszuschliessen, dass er im Erfolgsfall über den Sommer hinaus auf der Cheftrainer-Position bleiben könnte. Eine Überraschung wäre einzig, wenn Moniz zum Saisonstart 25/26 immer noch diese Rolle bekleiden würde.

Seine Trainerkarriere auf höherer Stufe begann vor 23 Jahren bei GC. Der Schweizerische Fussballverband hatte Mitte der 90er-Jahre begonnen, stärker auf die Nachwuchsentwicklung zu fokussieren. GC wurde diesbezüglich zu Beginn der Nullerjahre zum Vorreiter auf Klubebene und holte sich mit Moniz Expertise aus Holland. Das Produkt davon waren die Karrieren der Talente Diego Benaglio, Stephan Lichtsteiner, Baykal Bellusci, Reto Ziegler, Eldin Jakupovic, Vero Salatic, des heutigen FCZ-Sportchefs Milos Malenovic und des heutigen Lugano-Sportchefs Carlos Da Silva. Assistiert wird Moniz beim FCZ von Johan Vonlanthen, der genaugenommen in drei Ländern aufwuchs: Kolumbien, Schweiz und Niederlande. Denn dass Ihm nicht die ganz grosse Karriere vergönnt war, bringt Vonlanthen im Rückblick auch mit seiner fehlenden Reife in Verbindung, als er im Alter von nur 17 Jahren aus dem Kanton Freiburg nach Eindhoven zog – und dort auf sich allein gestellt war. Die Holländer hatten immer ein Flair für den jüngsten EM-Torschützen, weil er fussballerisch so ziemlich dem Idealbild eines „holländischen“ Fussballtalentes im 4-3-3 System entsprach.

Dass Vonlanthen durch seine fünf Jahre im Süden der Niederlande stark mitgeprägt wurde, merkt man unter anderem daran, dass er sich mit Moniz auf der Trainerbank auch auf Holländisch austauscht. Man sprach neben den verschiedenen von Goalie-Trainer Piu Da Costa beherrschten Sprachen in den letzten Wochen und Monaten unter anderem auch Holländisch auf der FCZ U21-Trainerbank. Und wird dies nun auch in der 1. Mannschaft tun. Vonlanthen und Moniz waren Mitte der Nullerjahre kurze Zeit gemeinsam in Eindhoven und trafen dann später in Salzburg wieder aufeinander, wo Moniz in der Rückrunde der Saison 10/11 Vonlanthens Coach war. In der Saison davor hatte Vonlanthen leihweise beim FCZ gespielt. Der erste Einsatz des Trainerduos Moniz / Vonlanthen an der Seitenlinie kam am 16. Januar unverhofft zustande, als die müde aus dem Trainingslager zurückgekehrte 1. Mannschaft das Testspiel gegen den FC Aarau (Challenge League) ihrer U21 überliess.

Die Gelegenheit packten die neuen U21-Trainer beim Schopf – auch um ihren eigenen Spielern zu zeigen, was mit intensivem Pressing gegen einen solchen Gegner möglich ist. Der FC Aarau, der die Begegnung als normales Testspiel betrachtete, wurde dominiert und 4:2 besiegt: Mehr dazu hier. Aus den ersten fünf Wettbewerbsspielen nach der Winterpause holte die U21 dann zehn Punkte, was zusammen mit der guten Vorrunde bereits die halbe Miete auf dem Weg zum sehr wahrscheinlichen Klassenerhalt war. Nach dem FCSG II ist das Moniz-Team dasjenige mit dem intensivsten Pressing der Promotion League. Beim Ballbesitz liegt es an 5. Position: Hier geht es zu den Details dazu. Aus den letzten vier Partien gab es sechs Punkte mit einem Torverhältnis von 2:5 – auch wegen eines ähnlichen Problems wie in der 1. Mannschaft. Chancen werden relativ viele erarbeitet, aber in Abwesenheit des rekonvaleszenten Team-Topskorers Labinot Bajrami hapert es im Abschluss. Dazu kommen individuelle Schwächen im Defensivverhalten in allen Linien.

Wie es seit der Winterpause auf allen Stufen üblich ist, wurde die U21 in den letzten Wochen verjüngt. Vermehrt kommen Spieler aus der U19, U17 oder gar U16 in der Promotion League zum Einsatz. Sind diese kurzfristig auch schon relevant für die 1. Mannschaft? Wohl eher nicht. Dass aber dem ein oder anderen U21-Spieler, der bereits zu Einsätzen in der 1. Mannschaft gekommen ist (Di Giusto, Tsawa, Ligue, Hodza,…), in den „Finalspielen um die Europacup-Qualifikation“ noch etwas mehr Vertrauen entgegengebracht wird, ist durchaus denkbar. Auch ein allfälliges Super League-Début des 18-jährigen Sambiers Joseph Sabobo, der schon seit einiger Zeit auf der FCZ-Kontingentsliste aufgeführt ist. Oder dasjenige von Labinot Bajrami oder eines Eins-gegen-Eins Spielers wie Pirosch Fischer.

U17 und U19 bestimmen und verlieren ihre Cupfinals

Es war der Abend an welchem Manchester City im Champions League Viertelfinal-Rückspiel gegen ein während der ganzen Spielzeit inklusive Verlängerung tief stehendes und auf Konter lauerndes Real Madrid mit 67% Ballbesitz, 33:8 Schüssen und 18:1 Eckbällen nach Penaltyschiessen ausschied. Sehr ähnlich liefen die beiden Cupfinals der U17 und U19 des FCZ ab. In beiden Fällen bestimmten die FCZ-Junioren mit viel Pressing und mit ihrer hintersten Linie praktisch konstant aufgerückt an der Mittellinie die Partie – die beiden Gegner verteidigten herzhaft und diszipliniert – und lauerten wie Real auf ihre Konterchancen.

U17 erwischt nicht ihren besten Tag

Der U17-Cupfinal gegen YB fand am späten Nachmittag in Biel unter garstigen Bedingungen mit viel Wind, Regen und einem Temperatursturz statt. Beide Teams hatten etwas Mühe mit dem tiefen Geläuf. Die FCZ U17 bestimmte in der 1. Halbzeit zwar das Spiel, mehrere Spieler waren in ihren Leistungen aber relativ weit von ihrem üblichen Leistungsvermögen entfernt – speziell die beiden Flügel Slavko „Sly“ Vidovic und Melvin Hodza. Der vorne auf allen Positionen einsetzbare Fin Sommer rief hingegen seine Leistung während 90 Minuten ab und erzielte mit einem Drehschuss den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. Der Stürmer hatte vor fünfeinhalb Wochen am selben Weekend sowohl der U19 (Samstags, als Einwechselspieler) als auch der U17 (Sonntags, von Beginn weg) geholfen, den Cupfinal zu erreichen!

Gemessen daran, dass die FCZ U17 mit einer hohen Linie agierte, ging man individuell vorne etwas zu wenig intensiv und vor allem zu unstrukturiert ins Pressing. YB konnte sich so zu häufig hinten heraus lösen. Beispielhaft dafür der 2:1-Führungstreffer kurz vor der Pause, bei welchem der grossgewachsene Rechtsverteidiger Souza sich mit einem Rush übers ganze Spielfeld bis vors gegnerische Tor vorpreschen konnte. Das Umschalten in die Defensive ist sicherlich etwas, woran dieses FCZ-Team noch arbeiten muss. Ihr letztes Meisterschaftsresultat war ein 7:6 (!) gegen den FC St. Gallen. Nach dem Pausentee kam man besser aus der Kabine und erzielte durch Vidovic sofort den erneuten Ausgleich zum 2:2. Beide FCZ-Tore hatte der schnelle Pascal Utz vorbereitet. Insgesamt konnte das Team des Trainerduos Gygax / Ramadani ein Chancenplus verzeichnen.

U19-Final deutlich besser und abwechslungsreicher

Der eingewechselte 15-jährige Stürmer Norbu Lhakpa hatte in der 87. Minute den Matchball auf dem Fuss und war dann nach dem Penaltyschiessen, in welchem YB die besseren Schützen auf seiner Seite hatte, erstmal untröstlich. Die Berner bringen wie es ihrer Selektions-Philosophie entspricht auch in diesem Jahrgang eines der körpergrössten und physisch stärksten Teams der Liga auf den Platz. In den Zweikämpfen und Eins-gegen-eins Situationen konnten sich ihre Stürmer und Offensiven Mittelfeldspieler wie Wyss, Etoski oder Isa immer wieder gegen eine nicht immer sattelfeste Zürcher „Restverteidigung“ durchsetzen. In der Meisterschaft liegt YB knapp hinter dem erstplatzierten FCZ auf dem 3. Platz, und hat dabei bisher deutlich am meisten Tore erzielt.

Für das Abendspiel verbesserten sich die Wetterbedingungen dann wesentlich. Regen und Wind stoppten – und es wurde wieder etwas wärmer. Liess die Qualität und Intensität im U17-Final gemessen am Leistungsvermögen der beiden Teams etwas zu wünschen übrig, war der U19-Final gegen den FC Luzern von der ersten Minute an schnell, intensiv, sehr abwechslungsreich und auf hohem Niveau. Dies lag vor allem am Team von Dennis Hediger und Luca Tranquilli. Der FC Zürich dominierte die ersten 37 Minuten fast nach belieben. Luzern kam kaum aus der eigenen Platzhälfte heraus und hatte keine Torchance. Die 2:0-Führung durch Sajawal Mahars Drehschuss und Mattia Rizzos Treffer mit dem Aussenrist war zu diesem Zeitpunkt eher zu tief.

Dennis Hediger übersteuert sein Team vor der Pause

Luzern-Keeper Lionel Huwiler rief sein Team zum Kriegsrat zusammen. Und tatsächlich drehten die Zentralschweizer die Partie noch vor der Pause innert sechs Minuten von einem 0:2 zu einem 3:2. FCZ-Coach Hediger pushte sein Team noch mehr nach vorne. Es war der Tick zu lange und zu viel. Vor dem Anschlusstreffer Luzerns befand sich Aussenverteidiger Mattia Rizzo und vor dem Ausgleich Innenverteidiger Aron Martins im Pressing weit in der Mitte der gegnerischen Platzhälfte. Luzern konterte beide Male konsequent. Das 2:3 legte dann FCZ-Torhüter Silas Huber mit einem schlechten Zuspiel im Aufbau hintenheraus quasi pfannenfertig auf. In der Aktion verletzte sich auch noch Innenverteidiger Yanik Kunz, der dann zur Pause ausgewechselt werden musste. Junioren-Nationalkeeper Huber glänzt immer wieder durch seine Reflexe und Strafraumbeherrschung, hat aber fussballerisch (noch) einen Schwachpunkt.

In der 2. Halbzeit konnte Luzern durch sein Konterspiel zwei Mal einen Zwei Tore-Vorsprung herausspielen, den der FCZ durch einen Penalty Mario Grecos (nach Foul an Mahar) und einen Weitschuss Cheveyo Tsawas jeweils zum Schlussresultat von 4:5 verkürzen konnte. Nach der grossen Arbeit, welche die Mannschaft bis zum 2:0 geleistet hatte, war die schnelle Wende zum 2:3 nicht einfach zu verkraften gewesen. Die Mannschaft kämpfte trotzdem weiter. Etwas mehr Nüchternheit und Ballkontrolle für die paar Minuten vor der Pause hätte dem am Anschlag laufenden Team sicherlich gut getan, an Stelle eines noch extremeren Pressings – und ziemlich sicher ein positiveres Endresultat zur Folge gehabt.

FCZ bei den Jahrgängen 2005 und jünger mit Vorteilen

Beim FC Luzern überzeugten mit Hannes Knaak, Lionel Huwiler oder Andrej Vasovic zusammen mit Doppeltorschütze und Sportchef-Sohn Sascha Meyer die Jüngsten am meisten. Das war beim FCZ, der im Schnitt eine noch etwas jüngere Mannschaft auf dem Platz hatte, ähnlich. Unter anderem mit Innenverteidiger Aron Martins, der selbst im U17-Final der jüngste Spieler auf dem Platz gewesen wäre. Nevio Di Giusto hatte hingegen einen eher unglücklichen Auftritt. Als Linksfüsser auf dem Rechten Flügel eingesetzt, wollte er manchmal etwas zu viel – und da er zuvor noch nie unter Coach Dennis Hediger in einem Wettbewerbsspiel zum Einsatz gekommen war, bekundete er auch taktische Probleme.

Der FC Luzern hat eine sehr gute Nachwuchsentwicklung und auch in der aktuellen U19 wieder zwei, drei Kandidaten für die 1. Mannschaft mit dabei, wenn auch nicht mehr so viele wie bei den starken Luzerner Jahrgängen 2003 und 2004. Die Ausgangssituation des FCZ für 2005 und jünger ist noch etwas besser. Die FCZ-Talente der entsprechenden Jahrgänge haben schon deutlich mehr Einsatzminuten in der 1. Mannschaft gehabt. Und während bei den Luzernern alle relevanten Spieler mit Jahrgang 2005 und jünger am U19-Final mit dabei waren, hätte der FCZ theoretisch ein ganzes Matchkader zusätzlich aufbieten können. So waren die beim U19-Cupfinal spielberechtigt gewesenen Sebastian Walker, Noah Leao, Calixte Ligue, Bleon Xhemaili, Sinan Ulu, Doron Lichtenstein und Dylan Munroe am gleichen Abend mit der U21 in Bulle. Letzterer hätte auch im U17-Final spielen können. Aufgrund der 0:1-Niederlage wurde im Kanton Freiburg sechs Runden vor Schluss der definitive Klassenerhalt in der Promotion League vorläufig noch nicht klar gemacht. Weitere vielversprechende Talente wie Labinot Bajrami, Ivan Kovacevic, Cosimo Fiorini, Enea Heiniger, Elohim Kamoko, Yuro Bohon und weitere sind grösstenteils angeschlagen / verletzt / im Aufbau. Ein Teil davon unterstützte das Team von der Tribüne aus genauso wie eine stattliche Abordnung der Südkurve, welche auf die U19-Abendpartie hin in Biel eintraf, für tollen Support sorgte und die kämpferische Leistung ihrer Mannschaft auch estimierte.

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