Luzern gegen FCZ ist das Duell zweier punktgleicher Tabellennachbarn. Der FC Luzern ist mit einem 0:0 beim aufstrebenden Lausanne-Sport ins 2025 gestartet. Luzern gehört zu den Teams, die statistisch relativ wenig Ballbesitz aufzuweisen haben. Dies weil sie im Durchschnitt ein weniger aggressives Pressing betreiben als andere Teams und andererseits weil sie speziell in der gegnerischen Platzhälfte schnell spielen. Vorzugsweise tun sie dies mit langen Bällen zentral hinter die gegnerische Abwehr. Falls dies aber nicht möglich ist, greift Luzern gern schnell über die Seiten an. Linksverteidiger Andrejs Ciganiks spielt im Offensivspiel der Innerschweizer eine wichtige Rolle – ähnlich wie beim FC Zürich Junior Ligue. Aus einem von mehreren gefährlichen Vorstössen Ligues entstand zum Auftakt gegen Yverdon der entscheidende Freistoss.
4-2-4 oder 4-3-3 beim FCZ?
Auf der rechten Seite ist beim FC Luzern normalerweise der gegen den FCZ gesperrte Severin Ottiger gesetzt. Erster Ersatz auf dieser Position ist Captain Pius Dorn, der aber erstens im Mittelfeld auf der rechten Achterposition mit seinem grossen Aktionsradius mehr gebraucht wird, und zweitens vom FCL als fraglich gemeldet wird. Alternativen sind die jungen Bung Meng Freimann (defensive Variante) und Ruben Dantas (offensive Variante), die allerdings beide Linksfüsser sind. Vorne ist der achtfache Ligatorschütze 24/25 und Togolesische Nationalspieler Thibault Klidjé wohl gesetzt.
Beim FC Zürich hat sich das gegen Yverdon aufgelaufene Team was Torhüter, Hintermannschaft und Mittelfeld betrifft, bewährt. Im Viermannsturm ergeben sich noch einige Fragezeichen. So gibt es für die Flügelpositionen viele Kandidaten. Auf der linken Seite ist es die Position, auf der sowohl Zuber wie auch Chouiar bisher am meisten überzeugt haben. Emmanuel wäre die Variante “Speed“. Er hat als Teil der Startformation der ersten Partie genauso wie Perea sowohl im Pressing wie auch spielerisch aber nicht überzeugt. Marchesano bringt der Mannschaft aktuell wohl am meisten, wenn er als Joker Vollgas geben kann. Sein Freistoss zum 1:0 gegen Yverdon Sport war top. Fürs Sturmzentrum scheint Reverson mittlerweile eine echte Alternative zu sein. Nicht zuletzt beim Tor gegen Yverdon hat er YS-Verteidiger Marques entscheidend unter Druck gesetzt. Auf der rechten Seite sind Conceição und Sabobo ebenfalls valable Alternativen. Taktisch könnte sich Ricardo Moniz als Alternative zum 4-2-4 für ein 4-3-3 entscheiden, wie es im Trainingslager vorwiegend eingeübt wurde. Dies unter anderem aufgrund der relativ grossen Präsenz des FC Luzern im Mittelfeldzentrum.
Die Super League präsentiert sich zum Rückrundenstart so spannend wie vermutlich noch nie. Woher kommt diese aktuelle Ausgeglichenheit? Schaut man sich die Budgets / Ausgaben der Super League-Klubs an dürfte es eigentlich niemals so eng in den Top Sechs der Tabelle sein. Der FC Basel und YB bewegen sich von den finanziellen Möglichkeiten her um die 100 Millionen Schweizer Franken-Grenze und damit auf Bundesliga-Niveau. Der Rest der Liga arbeitet mit einem Drittel dieser Mittel oder weniger. Dies auf der Basis der letzten von der Swiss Football League publizierten Zahlen aus dem Jahr 2024, die sich mehrheitlich auf 2023 beziehen. Da gab der FCB insgesamt etwas mehr Geld aus als YB (Operationelle Ausgaben + Transferausgaben + Sonstige Aufwendungen).
St. Gallen als Vorbild für den Rest des (finanziellen) Liga-Mittelfeldes
Ob bei den bald zu erwartenden Zahlen für 2024 die Champions League-Qualifikation der Berner oder die grossen Erfolge auf dem Transfermarkt der Basler stärker ins Gewicht gefallen sind, wird sich bald weisen. YB hatte zuletzt sicherlich mehr finanzielle Reserven auf der Seite, wird diese aber weitgehend für ein Infrastrukturprojekt (Trainingszentrum) einsetzen. Diese Reserven haben daher auf die Finanzkraft YB’s im Tagesgeschäft wenig Einfluss. Das Budget der FCB-Organisation müsste eigentlich sogar noch etwas höher als bei 103 Millionen Schweizer Franken angesetzt werden, wenn man den FCB Campus und den Verein FC Basel 1893 dazurechnet. Der Bau des Campus vor 14 Jahren (20 Millionen) und die Betriebskosten (jährlich mind. 3 Millionen) wurden in einer separaten Rechnung über Jahre von Gönnern (in erster Linie Ex-Präsidentin Gigi Oeri) getragen. Die anderen Klubs der Liga liegen finanziell nahe beieinander. Winterthur und vermutlich auch Yverdon (für 2023 noch ohne vergleichbare Zahlen) sind dabei etwas hinter dem Rest anzusiedeln. Allerdings erarbeitet sich der FC St. Gallen sein Budget von 35 Millionen Schweizer Franken selbst. Die anderen Mittelfeldklubs benötigen Zuschüsse von Mäzenen, um mit den Ostschweizern finanziell mithalten zu können. Lugano hat trotz Joe Mansueto das vierttiefste Budget der Liga und setzt dieses sehr effizient ein. Ohne Mäzen wären die Tessiner in der Budgettabelle noch hinter Winterthur. Dabei profitieren sie allerdings auch etwas von vermutlich tieferen Kosten für Stadionbetrieb, Trainingsgelände, Nachwuchs und Frauen-Abteilung als bei manchen Konkurrenten.
In den letzten drei Jahren hat der FC Basel im Durchschnitt 21 Millionen Schweizer Franken pro Jahr für Transfers ausgegeben. Dies ist eine Dimension, die es im Schweizer Fussball nie zuvor gegeben hat. Die Hälfte der Bundesliga-Klubs tätigt geringere Transferausgaben. Für den FCB geht die Rechnung aber auf. Einzelne der für mehrere Millionen geholten Spieler können deutlich teurer verkauft werden und benötigen dafür keine Europacupeinsätze – und nicht einmal überzeugende Leistungen in der Super League. Voraussetzung dafür, dass eine solche Strategie funktionieren kann, sind neben Risikobereitschaft exzellente Kenntnisse des internationalen Spieler- und Transfermarktes. YB gibt für seine Zugänge weniger als die Hälfte aus – der FCZ, St.Gallen oder GC nur rund 10%.
103 Millionen Budget, 21 Millionen Transferausgaben, 523 Partien in Top 5-Ligen im Kader: FC Basel mischt auf dem Spielermarkt auf Bundesliga-Niveau mit
Mit Mohamed Salah (Liverpool), Riccardo Calafiori (Arsenal) und Renato Veiga (Chelsea) spielen drei Ex FCB-Transfers bei Englischen Spitzenklubs. Thierno Barry (Villarreal) ist aktuell mit sieben Treffern zusammen mit Jude Bellingham oder Antoine Griezmann auf dem 10. Platz der La Liga-Torschützenliste. Mit Xherdan Shaqiri kann man sich den wohl prominentesten und erfolgreichsten Schweizer Liga-Rückkehrer aller Zeiten leisten. Ansonsten wird vor allem in Spieler mit viel Potential investiert. Das FCB-Kader hat aber auch mit Abstand am meisten Topligen-Erfahrung aufzuweisen. Xherdan Shaqiri, Marwin Hitz, Kevin Rüegg, Mohamed Dräger, Léo Leroy, Bénie Traoré, Anton Kade und Albian Ajeti bringen es zusammen auf 523 Partien in der Premier League, La Liga, Serie A, Bundesliga und Ligue 1. Das YB-Kader hat 354 Topliga-Partien auf dem Buckel. Dahinter folgen Sion und GC. Die Walliser haben zwar die Aufstiegsmannschaft im Sommer weitgehend zusammengehalten, mittlerweile inklusive Winterzuzug Federico Barba aber doch wieder eine für Super League-Verhältnisse ziemlich prominent besetzte Mannschaft beisammen. Yverdon ist hingegen hauptsächlich aufgrund eines einzigen Spielers so hoch in der Wertung – Torhüter Paul Bernardoni mit seinen 181 Partien in der Ligue 1. Auch beim FCZ macht Steven Zuber mit seinen 129 Bundesliga-Partien allein mehr als zwei Drittel des Wertes aus.
Bei der Anzahl Champions League-Partien (ab Gruppenphase / Ligaphase) liegt hingegen wenig überraschend YB klar vorne. Dies zu grossen Teilen dank den langjährigen Kadermitgliedern, die im YB-Dress in der Champions League antraten. Dass der FC Basel letztmals in der Saison 17/18 in der Champions League-Gruppenphase antrat, drückt sich aus FCB-Sicht schmerzlich in dieser Statistik aus. Immerhin sind vom damaligen Kader mit Mirko Salvi, Dominik Schmid, Taulant Xhaka und Albian Ajeti immer noch (oder wieder) vier Spieler dabei. Es zeigt sich damit aber auch eindrücklich, dass die Theorie unzutreffend ist, dass es für einen lukrativen Transfer in eine gute Liga das “Schaufenster Champions League“ brauche. Die sportlichen Abteilungen von Profiklubs sind mittlerweile kompetent genug, das Potential eines Talentes adäquat einschätzen zu können lange bevor dieses in einem Wettbewerb wie der Champions League auftaucht. Ein Beispiel: Napoli zahlte 2022 für Kvicha Khvaratskhelia vom georgischen Erstligisten Dinamo Batumi 13 Millionen Euro. Entscheidend ist das Potential eines Spielers, nicht in welchem Wettbewerb er spielt. So ist es möglich, dass der FC Basel auf dem Transfermarkt deutlich erfolgreicher ist als YB. Die Berner haben in den letzten Jahren vor allem “fertige“ Spieler gekauft mit denen man die Meisterschaft gewinnen kann – Basel hingegen eher Talente mit Topliga-Potential, die noch den letzten Schliff benötigen. Am drittmeisten Champions League-Erfahrung im Kader weist übrigens der FC Winterthur auf! Vor allem natürlich dank seinen Rückkehrern Fabian Frei und Luca Zuffi. Aber auch Torhüter Stefanos Kapino hatte schon mal einen Champions League-Einsatz.
Sion und GC heben sich bezüglich internationaler Erfahrung vom Mittelfeld ab
Bei Länderspiel-Erfahrung im Kader liegen YB und der FCB praktisch gleichauf an der Spitze. Wie bei der Anzahl Topliga-Spiele liegen auch in dieser Wertung Sion und GC an dritter und vierter Position. Es sind nach FCB und YB die Klubs mit der meisten Auslanderfahrung auf hohem Niveau im Kader. Das sich in starker Form befindliche Lausanne-Sport hat so gut wie keine Länderspielerfahrung. Die Leistungsträger der Waadtländer stammen vorwiegend aus Ländern mit einem guten Nationalteam und sind in diesen etwas unter dem Niveau ihrer Landesauswahl anzusiedeln. Dies hat unter anderem den Vorteil, dass Coach Ludovic Magnin in Länderspielpausen jeweils fast mit dem ganzen Kader arbeiten kann.
Die Spieler des aktuellen Young Boys-Kaders haben zusammengezählt 63 Nationale Meistertitel im In- und Ausland gewonnen. Unter anderem dank sechs YB-Meisterschaften in den letzten sieben Saisons. Die Gesamtzahl der Meistertitel des FCB-Kaders sind mit 27 aber ebenfalls beachtlich. Der FC Winterthur liegt auch in dieser Wertung an dritter Stelle. Luzern- und Servette-Spieler haben so gut wie keine Erfahrung darin Meistertitel zu gewinnen. Sie sind deshalb aber auch vielleicht umso hungriger. Speziell bei Servette ist das Ziel Meisterschaft ein offenes Geheimnis.
Lugano holt aus seinen durchschnittlichen Mitteln viel heraus
Die Verteilung der gewonnenen Cup-Titel ist zwischen den Super League-Kadern ausgewogener verteilt. Servette als Schweizer Cupsieger 2024 liegt nach YB an zweiter Position. Der FC Sion hat seinen letzten Cup vor einem Jahrzehnt (2015) gewonnen, scheint aber bei der Rekrutierung von neuen Spielern speziell auf ihr Cup-Palmarès zu achten.
Im neuesten Marktwert-Update auf transfermarkt.ch haben diesen Winter der FC Basel und noch mehr Lugano einen grossen Sprung nach oben in die Nähe von YB gemacht. Der FCZ liegt gemäss Einschätzung der Transfermarkt-Community auf der Höhe von SIon, GC und Yverdon bezüglich Marktwerte in der “Abstiegsregion“. Lugano gibt zwar etwas mehr Geld für Transfers aus als die sich diesbezüglich im mittleren Bereich befindlichen Teams wie Luzern oder FCZ, die eingesetzten Mittel der Tessiner sind aber weniger als die Hälfte dessen was YB und weniger als 20% dessen was der FC Basel ausgibt. Trotzdem wird der Marktwert des Teams praktisch gleich hoch eingeschätzt wie derjenige des FC Basel. Die Tessiner holen also mit sehr viel weniger Mitteln fast gleich viel heraus, was für die Qualität der Arbeit im Transferbereich und auch in der kontinuierlichen und strukturierten Entwicklung ihrer Spieler spricht. Lugano hat das Durchschnittsalter seines Kaders zuletzt signifikant gesenkt, liegt aber diesbezüglich immer noch eher im mittleren Bereich, profitiert bezüglich Marktwerte also nicht vom Jugendfaktor. Die jüngsten Kader der Liga sind Luzern, FCZ und FCB.
Beispiel Winterthur: viel Super League-Erfahrung ist nicht zwingend ein Erfolgsrezept
Der FC Winterthur hat den ältesten Kader vor Sion und Servette – und auch denjenigen mit der meisten Super League-Erfahrung! Diesbezüglich liegt Winterthur vor YB und Servette. Der FCW ist das einzige Team bei welchem die Schweizer Spieler in der Mehrheit sind. Schon seit Jahren spielen bei Winterthur fast ausschliesslich Einheimische, ähnlich wie beim FC Thun. Es ist ein Kader mit vielen langjährigen Super League-Spielern wie Fabian Frei, Luca Zuffi, Roman Buess, Musa Araz, Basil Stillhart, Silvan Sidler oder Matteo Di Giusto. Bei Lausanne-Sport beispielsweise stellt Captain Olivier Custodio als langjähriger Super League-Spieler eine Ausnahme dar. Die lokalen Spieler sind entweder Junge aus dem eigenen Nachwuchs oder wurden aus der Challenge League heraufgeholt. Die Beispiele zeigen, dass Super League-Erfahrung kein Erfolgsrezept in der Super League darstellt. Die Leistungen vieler Mannschaften werden stark von aufstrebenden Spielern getragen, die “von unten“ kommen.
290 Super League-Tore haben die Akteure im YB-Kader zusammengezählt bisher erzielt. Dahinter folgen Winterthur, Sion und Lugano. Der FC Basel liegt diesbezüglich im Mittelfeld obwohl er mit Albian Ajeti und Kevin Carlos gleich zwei frühere Super League-Topskorer in seinen Reihen hat.
Der FC Zürich siedelt sich bei den in diesem Artikel untersuchten Messgrössen mehrheitlich im unteren Mittelfeld, bei einzelnen im oberen Mittelfeld an. Er ist bei keinem Kriterium an der Spitze mit dabei. Der Marktwert des Kaders ist praktisch gleich tief wie derjenige des diesbezüglich Zweitletzten Yverdon. Die Verpflichtung von Steven Zuber hat nichts daran geändert, dass der FCZ bezüglich Anzahl Topliga-, Champions League- und Länderspiele im Vergleich mit den Ligakonkurrenten insgesamt im mittleren Bereich liegt. Zusammenfassend ist die aktuelle Ausgeglichenheit an der Ligaspitze überraschend. YB und FCB müssten der Konkurrenz eigentlich weit voraus sein. Lugano und Servette arbeiten mit ihren durchschnittlichen Mitteln sehr effizient und konnten mittelfristig ihre Erfolge im Schweizer Cup und Europacup nutzen, um auch in der Meisterschaft noch kompetitiver zu werden.
Es wird langsam zur Tradition: der FCZ trifft zum dritten Mal aus den letzten vier Vorrunden- / Rückrundenstarts auf Yverdon Sport. Beim ersten Super League-Spiel der Waadtländer seit 2006 kam es vorletzten Sommer in Zürich zum Trainerduell Henriksen vs. Schällibaum. Für Yverdon Sport schloss sich ein Kreis, war ihr bis dahin letztes Super League-Auswärtsspiel gleichzeitig die letzte Wettbewerbs-Partie im alten Letzigrund-Stadion vor dessen Abbruch gewesen – eine Woche vor dem 13. Mai.
Mehr Direktspiel unter Paolo Tramezzani
Zum aktuellen Saisonauftakt trafen im Municipal die Trainer Mangiaratti und Moniz aufeinander. Seit ein paar Wochen heisst der Yverdon-Coach nun Paolo Tramezzani, der vom kroatischen Erstligisten Istra gekommen ist. Seine letzte Partie an der Adriaküste war ein 3:3 gegen HNK Sibenik mit Ex FCZ-Stürmer Ivan Santini, dem ein Assist gelang – aber auch ein Eigentor unterlief. Unter Schällibaum herrschte bei Yverdon “Fussball alter Schule“: Zweikämpfe, dem Gegner keinen Raum lassen und im Spiel nach vorne viel “ball carrying“ wie im Rugby – mit geringem Risiko. Mangiaratti stand in mancher Hinsicht für das Gegenteil: der Tessiner wollte ein spielerisches Yverdon sehen mit möglichst viel Flachpassspiel, vorwiegend über die Seiten. Gemeinsam hatten beide Coaches, dass ihr Team gegen den Ball eher zurückhaltend agierte und dem Gegner meist mehr Ballbesitz liess.
Unter Tramezzani ist ein Fussball zu erwarten, der weder Schällibaum noch Mangiaratti ähnelt. Unter dem Italiener wird mit Ball vermutlich viel direkt mit einer Ballberührung gespielt – egal ob flach oder hoch. Ziel ist ein möglichst direkter Weg Richtung Tor. Es ist ein physisch sehr anspruchsvoller Fussball und Tramezzani legt daher bei seinen Teams auf Fitness und Körpergrösse auch viel Wert. Gegen den Ball wird Yverdon im Vergleich zu vorher voraussichtlich höher und aggressiver angreifen. Es ergeben sich für die Gegner so aber auch mehr Ràume durchs Zentrum, wenn man den ersten Gegendruck geschickt überwinden kann.
Bolivianischer Nationalspieler Céspedes fraglich
Innenverteidiger Mohamed Tijani ist gesperrt. Dieser hatte bei den bisherigen Duellen mit seiner Fehleranfälligkeit dem FCZ jeweils eher in die Karten gespielt. So musste Tijani zum Saisonauftakt (2:0-Auswärtssieg für den FC Zürich) in der Schlussphase dank eines VAR-Eingriffs nach einem Notbremsefoul vom Platz. Schiedsrichter Von Mandach, der auch diesmal wieder die Partie pfeift, hatte dieses Foul auf dem Platz nicht gesehen und stattdessen auf der anderen Seite Penalty für Yverdon gegeben. Neuverpflichtung Vegard Kongsro könnte bereits im Aufgebot stehen, Leistungsträger Boris Céspedes ist hingegen fraglich. Er verletzte sich im Vorbereitungsspiel gegen den portugiesischen Erstligisten (und Yverdon-Partnerclub) Estoril Praia.
FCZ: Fokus auf Offensive und Schnelligkeit
Diesmal gibt es zum Auftakt beim FCZ mehr offene personelle Fragen als beim Gegner. Das Team ist im Umbruch und das Transferfenster endet erst in einem Monat. Schon während der Vorrunde wurde die Umstellung der Spielweise vorangetrieben. Die Umsetzung klappte aber häufig nicht wunschgemäss. Zufrieden sein konnte man manchmal nur mit 10-20 Minuten einer Partie – in Ausnahmefällen waren es auch mal 70-80 Minuten. In der Winterpause wurden die Abläufe im 4-3-3 eingeübt und verfeinert. Der personelle Umbruch ist ein wichtiger Mosaikstein, sollen doch am Ende dieses Prozesses nur noch Spieler im Kader sein, die auch zur Spielweise passen und diese auf Super League-Niveau erfolgreich umsetzen können. Dazu gehören schnelle Innenverteidiger wie Mariano Gomez oder Daniel Denoon.
Die meisten Positionen werden in typisch holländischer Manier in erster Linie aus der SIcht des Spiels mit Ball besetzt, da man davon ausgeht, dass man diesen mehrheitlich in den eigenen Reihen wird halten können – so auch die offensiv ausgerichteten Aussenverteidiger. Calixte Ligue hat sich in der Rolle als Linksverteidiger in den letzten Wochen und Monaten gesteigert und rechts erinnert Joseph Sabobo in seinen besten Momenten bereits etwas an Luganos Mattia Zanotti. Im Trainingslager hat sich auf der linken Seite das Duo Mounir Chouiar / Steven Zuber gefunden, welches im Spiel gerne die Positionen tauscht. Für die Auftaktpartie ist Chouiar allerdings gesperrt. Neuverpflichtung Reverson auf der Mittelstürmerposition war zwar auf der Liga-Webseite am Samstag noch nicht auf der Kontingentsliste aufgeführt, aber diese Webpublikation ist nicht immer tagesaktuell. Weitere offene Fragen: kommen die zuletzt angeschlagenen Marchesano oder Krasniqi zum Zug? SInd die Innenverteidiger Mirlind Kryeziu und Nikola Katic dabei? Vom Duo Tsawa / Mathew passt Ersterer besser auf die Sechserposition und Mathew auf die Acht – die Aufstellung ist aber auch umgekehrt denkbar.
Dä Dani vo Glattbrugg
Anfang 90er-Jahre gehörten Primitive Lyrics zu den Schweizer Hip Hop- / Rap-Pionieren. Die zwei MC’s waren auch in der Südkurve und später mit verschiedenen Aktionen im Klub-Umfeld künstlerisch aktiv. Später gründeten sie die Combo “Radio 200’000“. Auf ihrem ’94er-Album “Halbi Nüni Chlorzicht“ findet sich der Track “Dä Dani vo Glattbrugg“. Drei Jahrzehnte später könnte Daniel Denoon aus Glattbrugg beim Rückrunden-Auftakt gegen Yverdon mit Mariano Gomez die FCZ-Innenverteidigung bilden.
Im Letzigrund trafen die beiden Teams mit dem intensivsten Pressing der Liga aufeinander. Wie beim überzeugenden Auswärtssieg in Sion trat der FCZ auch gegen YB je nach Spielsituation und -phase hybrid in einem 4-2-4 / 3-4-2-1 an. Da der FCZ mit vier Stürmern vorne ins Hohe Pressing ging, überspielte YB’s Torhüter David Von Ballmoos die eigene Platzhälfte immer mit hohen Bällen. Der FCZ baute hingegen trotz ebenfalls aggressivem Hohen Pressing YB’s vorwiegend flach von hinten heraus auf. Dabei kamen dem Stadtclub die Wechsel Aufbau mit vier und drei Mann in der hinteren Reihe zugute. Mit Ligue und Conceição etwas höher stehend ganz an der Seitenlinie konnte das YB-Pressing teilweise ausgehebelt werden. Die Berner spielten aber allgemein sehr diszipliniert und aggressiv auf Zweite Bälle. Man spürte den trotz einigen verletzten Spielern im Kader bei den Bundesstädtern EInzug gehaltenen leichten Aufwind. Vor allem in defensiver Hinsicht war das im Vergleich zum tief stehenden Sion ein anderes Kaliber von Gegner gegen den auch kleine Unpräzisionen im Aufbauspiel sich sofort rächen.
In Überzahl erhöht der FCZ den Druck auf die Gäste und wirft alles nach vorne. In der 89. Minute lenkt YB-Schlussmann von Ballmoos in extremis einen Kopfball von Perea an den Pfosten und rettet seinem Team damit einen Punkt. Die Berner spielen damit erstmals in dieser Saison zu Null.
– Alain Kunz, Manuela Bigler, Blick
Nur zwei Spielsperren für unbeherrschten Monteiro
Nach einer sehr intensiven und ausgewogenen Startviertelstunde hat der FC Zürich für den Rest der 1. Halbzeit Vorteile und ein Chancenplus. In der Zweiten Halbzeit dreht dann YB etwas auf. Der FCZ kann in dieser Phase fast nur noch mit Kontern reagieren. In der 73. Minute klärt Bledian Krasniqi bei einem Imeri-Corner den Benito-Kopfball von der Linie. In der 78. Minute setzt sich Colley auf der linken Seite stark gegen Katic, Ballet und Gomez durch. In der Mitte stürzt Nationalspieler Monteiro in den Strafraum und fordert einen Penalty. Schiedsrichter Schnyder hatte aber das Beinstellen von Kryeziu nicht gesehen und da das Foul ausserhalb des Strafraumes stattfand griff der VAR auch nicht ein. Was nicht nur Blick-Reporter und YB-Aficionado Alain Kunz auf die Palme brachte. Joël Monteiro warf wutentbrannt seinen Schuh in Richtung Mirlind Kryeziu – und dies nicht im Affekt, sondern nach einiger Bedenkzeit. Der Walliser musste folgerichtig mit Rot vom Platz. Nicht nachvollziehbar ist, warum Monteiro anschliessend nur zwei anstelle der im Reglement vorgesehenen fünf Spielsperren (für „Werfen von Gegenständen“) aufgebrummt erhielt. Für den Rest der Partie war der FC Zürich in Überzahl dann wieder näher am Siegtreffer. Unerklärlicherweise liess man es in dieser Phase aber etwas an Strafraumpräsenz missen. Vor allem vom eingewechselten Samuel Ballet kam gegen seinen Stammklub zu wenig.
Und wenn man denkt, man habe schon alles gesehen im Fussball, sorgt Joël Monteiro für eine einzigartige Aktion. Der YB-Offensivspieler warf am Samstagabend in der Schlussphase des Spiels gegen den FC Zürich einen seiner Schuhe in Richtung Mirlind Kryeziu – und traf den FCZ-Verteidiger aus über zehn Metern Entfernung.
– Fabian Ruch, Neue Zürcher Zeitung
Personalien – Mathew / Krasniqi im Zentrum mit sehr gutem Auftritt, Condé auf der Tribüne
Nikola Katic: Schlechter Start in die Partie, speziell im Spiel mit Ball.
Ifeanyi Mathew: Zum dritten Mal dieser Saison MVP, aber zum ersten Mal holt der FCZ nach den Niederlagen in St. Gallen (1:4) und gegen Servette (1:3) dabei einen Punkt. Grosse Beständigkeit: hatte in dieser Saison noch nie eine Züri Live-Note unter “6“. Ist vor allem da, wenn es dem Team nicht so gut läuft.
Jonathan Okita: Speziell in der 1. Halbzeit defensiv stark und gleichzeitig offensiv mässig.
Nemanja Tosic: Konnte über die linke Seite offensiv nochmal einiges bewegen. Klar, zielstrebig, dynamisch und präzise in seinen Aktionen.
Samuel Ballet: Enttäuschender Joker, gelingt gegen seinen Stammklub so gut wie nichts.
Juan José Perea: Läuft in zu viele Offsides.
Cheick Condé: Für die Ersatzbank vorgesehen, sass er nach „Meinungsverschiedenheiten“ bezüglich der Aufstellung auf der Tribüne.
«Wenn sich einer nicht umziehen will, weil er nicht von Anfang spielt, muss er sich einen Einzelsport suchen», sagt der Trainer des FCZ nach Spielschluss. Danach lobt er den Guineer zwar als «fantastischen Spieler». Aber er stellt auch klar, dass die Zeit des Mittelfeldspielers in Zürich zu Ende ist, wenn es nach ihm geht.