Wer stürmt gegen einen tiefer stehenden Gegner? / Yverdon-Sport – FCZ VORSCHAU

Der Marktwert der Kader von Yverdon-Sport und des FC Zürich auf transfermarkt.ch sind auf vergleichbarem Level. Die letzte Partie im Municipal hat der FC Zürich mit 0:3 verloren. Höher hat YS in der Super League noch nie gewinnen können wie in jener Partie. Der FCZ wird den Gegner also sicherlich Ernst nehmen. Dies ist umso wichtiger nach der starken Leistung im Heimspiel gegen YB. Denn gegen die Berner hat man zuletzt immer gute Leistungen gebracht. Gegen Yverdon hingegen nicht. Und drei Punkte kann man in dieser Liga nur mit einer Top-Leistung holen – egal gegen welchen Gegner. Zumal die Spielweise von YB dem FCZ entgegen kam. Das Hohe Pressing der Berner konnte der FC Zürich dank seinen Qualitäten im Spiel hinten heraus immer wieder überwinden. Lösungen gegen einen eher tief stehenden Gegner mit wenig Ballbesitz zu finden: damit hatte der FCZ in den letzten Wochen mehr Probleme.

Yverdons ungewöhnliche Personalprobleme

Das Team von Alessandro Mangiaratti hatte zuletzt Probleme mit einer fast schon unglaublichen Serie von Platzverweisen in praktisch jeder Partie. Sei es wegen Notbremsefouls, Groben Foulspiels oder wie vor einem Monat gegen den FCZ Gelb-Rot wegen Zeitspiels. Der dabei vom Platz gestellt Mittelstürmer Aimen Mahious hat vor Wochenfrist in Winterthur zum zwischenzeitlichen Ausgleich (Schlussresultat: 1:2 aus Sicht von YS) getroffen. Den Algerischen Nationalstürmer konnte Yverdon im Sommertransferfenster dem Vernehmen nach dem ebenfalls interessierten GC wegschnappen. Dies illustriert die Möglichkeiten, welche die Waadtländer mittlerweile haben. Mahious liefert sich in der Spitze einen harten Konkurrenzkampf mit dem Spanier Kevin Carlos, welcher gegen den FCZ nach seiner Einwechslung gleich doppelt getroffen hat. Nikola Katic hat nicht allzu gute Erinnerungen an diesen Tag.

Quantitativ dünn besetzt ist Yverdon auf den Aussenverteidigerpositionen, auf denen man stark auf die beiden Routiniers Sauthier und Le Pogam baut, die aber beide für die Partie gegen den FCZ als fraglich gemeldet werden. Der eben erst verpflichtete Kamenovic sollte diese Abhängigkeit von diesen beiden Spielern etwas reduzieren helfen, holte sich aber in Winterthur gleich sofort eine Rote Karte und ist gegen den FCZ gesperrt. In Winterthur haben in der Schlussphase daher der Zentrale Mittelfeldspieler Lusuena und Offensivspezialist Alves auf den Aussenverteidiger-Positionen ausgeholfen. Die Aussenverteidiger sind bei Yverdon auch offensiv wichtig, denn das Team hat bisher am meisten Kopfballtore der Liga erzielt – auf Flanken der Aussenverteidiger und Flügelspieler. Der FC Zürich hat allerdings in dieser Saison erst ein einziges Kopfballgegentor kassiert (ebenfalls Bestwert der Liga) – durch Babunski im 284. Derby bei einem GC-Konter. Gegen das 4-2-3-1 des FCZ mit seiner Doppel-6 wird Yverdon vermutlich auch diesmal wieder eine Doppel-8 stellen und daher mit einem je nach Positionierung der Flügelspieler 4-1-4-1 bzw. 4-3-3 antreten. Der 6er Boris Cespedes wird sich dementsprechend um den FCZ 10er (Krasniqi, Di Giusto oder Marchesano) kümmern.

Wer spielt gegen einen tief stehenden Gegner in der Spitze?

Gegen YB hat der FC Zürich ein intensives Pressing betrieben und dafür war Antonio Marchesano in der Mittelstürmer-Position ideal. In Yverdon könnte gegen einen tief stehenden Gegner ähnlich wie in Luzern möglicherweise wieder Ligue zum Handkuss kommen. Jonathan Okita, der gegen Winterthur die beiden Gegentore noch wesentlich mitverschuldet hatte, brachte sich gegen YB defensiv so gut ein wie noch kaum einmal, seit er beim FC Zürich ist. Nun ginge es darum, die Leistung zu bestätigen. In der Innenverteidigung wird das Zürcher Trainerteam wohl erneut auf das gegen YB bewährte Duo Katic / Kryeziu bauen. Kamberi ist nur bei einer Dreierabwehr auf Super League-Niveau wirklich in der Innenverteidigung geeignet. Auf der Aussenverteidigerposition hat er gegen YB offensiv gut gespielt, defensiv aber noch Schwächen gezeigt – genauso wie auf der anderen Seite auch Dante.

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Direktbegegnungen im Überblick (Transfermarkt)

Daten und Fakten im Vergleich (Transfermarkt)

Mit neuen Impulsen die kurze Talsohle durchschritten / Luzern – FCZ Analyse mit Randnotizen: Kulturwandel und Rangliste der besten Saisonleistungen

MEHR OFFENSIVE FREIHEITEN UNTER URAL, UNTERSTÜTZT DURCH DAS DEFENSIVE GEWISSEN ROMANOS / LUZERN – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Die defensiv sehr disziplinierte FCZ-Derbyleistung wurde in Luzern noch einmal getoppt. In der Züri Live-Auswertung gab es die mit Ausnahme der Cup-Partie gegen Red Star mit Abstand tiefste Anzahl an Minuspunkten im Defensivbereich, was auf ein annähernd fehlerloses Spiel hindeutet. Dies gegen einen Gegner, der normalerweise viel Druck macht, sich diesmal aber mit einer Fünferabwehr zurückzog – etwas ähnlich wie zuvor schon in Winterthur. Die allgemeine defensive Stabilität wurde auf beiden Seiten in Person eines schwierig zu überwindenden Innenverteidigers (Löfgren vs. Kryeziu) noch verstärkt. Der FCZ trat ohne die gesperrten beziehungsweise verletzten Condé, Katic, Guerrero und Daprelà an – Luzern hatte aber durch Krankheitsfälle noch mehr Ausfälle zu verkraften. Nur dadurch kam beispielsweise der in dieser Saison bisher enttäuschende Routinier Nicolas Haas zum Einsatz, dem viele Fehler unterliefen – zuletzt auch der entscheidende beim FCZ-Tor in der 90. Minute, als er im Anschluss an eine Loretz-Klärung nach Okita-Eckball einseitig und zu früh den Vorwärtsgang einschaltete – und seinen Gegenspieler Marchesano aus den Augen liess.

Verdienter Auswärtssieg mit neuem Ansatz

Der FCZ stellte den Spielstil stark um und hatte in einem 4-2-3-1 65% Ballbesitz. Letztmals hatte der FCZ am 9. Oktober 2022 unter Interimstrainer Genesio Colatrella (nicht zufälligerweise wie Ural / Romano ebenfalls aus der Academy) gegen den FC Winterthur mehr Ballbesitz gehabt! Sogar im Cup gegen die Amateure des FC Tuggen war es weniger gewesen. Man liess sich dabei aber nicht mehr so häufig und gefährlich auskontern wie auch schon in Luzern. Auch bei den Expected Goals lag der FCZ mit 1,08 vs. 0,66 vorne. Im Gegensatz zum Derby kam man in Luzern wieder zu relativ vielen Abschlüssen, nämlich 17 an der Zahl. Relativ lange Passkombinationen gingen diesen Abschlüssen voraus. Luzern stellte zur Pause im Mittelfeld leicht um. Der einzige 6er Ardon Jashari rückte auf die 10er-Position vor, während gleichzeitig die Doppel-8 Haas / Beloko auf die Doppel-6 zurückrückte. Die Zürcher Offensivreihe Rohner / Marchesano / Okita vermochte sich in der 2. Halbzeit zu steigern. Im ersten Spielviertel hatten vorne speziell Marchesano und Conceição noch Mühe gehabt, sich gegen die physisch stärkeren Gegenspieler durchzusetzen. Der 1:0-Siegtreffer kurz vor Schluss direkt vor der eigenen Kurve war verdient. Bei diesem Tor passte letztendlich alles zusammen. Zuletzt ein Tor aus einem Eckball hatte der FC Zürich beim 3:1-Heimsieg gegen YB Ende November erzielt.

Highlights – “Brecher rettet 0:0“

Personalien – Brecher entwickelt sich positiv

  • Antonio Marchesano: Sein einziger Abschluss geht rein. Vor Wochenfrist im Derby getroffen, in der Vorrunde bereits doppelt (davon ein Direkter Freistoss) auf der Allmend getroffen – und nun wieder. Viertes Game Winning Goal der Saison (diesbezüglich ex aequo mit Cédric Itten an der Ligaspitze). Mit Jonathan Okita zusammen bildet Marchesano das Top-Scoring Duo der Liga.
  • Calixte (Junior) Ligue: Kann auf der Mittelstürmerposition den Ball auch mal für aufrückende Mitspieler ablegen. Dieses Element fehlte bisher in dieser Saison im Zürcher Spiel.
  • Bledian Krasniqi: 12 Abschlussbeteiligungen. Spielt konstant auf hohem Niveau, unabhängig von der Leistung der Mitspieler, hat häufig Note „8“.
  • Rodrigo Conceiçâo: Lange Zeit kommt sein letztes Zuspiel nicht an. Seine erste gute Flanke kommt erst kurz vor Schluss und führt zu einem Eckball, aus welchem das Tor entsteht. Hat zuletzt gegen Lausanne-Sport, im Derby und nun in Luzern seine zuvor schlechte Torbeteiligungsquote verbessert.
  • Daniel Afriyie: Zum dritten Mal in Folge Note “7“.
  • Armstrong Oko-Flex: Diesmal nach seiner Einwechslung auf der rechten Seite eingesetzt, kommt nur harzig in die Partie, ist dann aber beim Tor mit Zielstrebigkeit entscheidend beteiligt.
  • Jonathan Okita: Sein persönlich erster Eckball der Partie führt zum Tor. Es ist sein erster Pre-Assist seit dem 2:1-Derbysieg Ende September!
  • Yanick Brecher: MVP, da sowohl offensiv wie defensiv stark. Nach dem Auswärtsspiel bei Stade Lausanne-Ouchy zum zweiten Mal in dieser Saison mit Note “10“. Hat sich unter dem neuen Torhütertrainer Dean Santangelo innert relativ kurzer Zeit positiv weiterentwickelt.

Kommentare – „FCZ hilflos, ohne Plan“

Randnotiz 1 – Kulturwandel

Randnotiz 2 – Rangliste der besten Saisonleistungen

Insgesamt war der 1:0-Sieg in Luzern mit einer Durchschnittsnote von 6,8 die viertbeste Saisonleistung des FC Zürich – nach dem Auswärtsspiel bei YB (7,1), dem Heimspiel gegen Luzern (7,0) und dem ersten Heimspiel gegen YB (6,9). Interessanterweise gelangen die vier besten Leistungen also jeweils gegen YB und Luzern. Beide Teams waren früher eher “Angstgegner“ des FCZ – und bei beiden hat sich dies in den letzten Jahren stark gewandelt.

Ebenfalls interessant: aufgrund der Punktausbeute und Tabellenlage wird allgemein die Story erzählt, dass der FCZ seinen Höhepunkt mit dem 3:1-Sieg gegen YB in der 15. Runde gehabt habe – und von da an sei es bergab gegangen. Die Leistungskurve sieht hingegen anders aus. In dieser Hinsicht war das 3:1 gegen YB im Gegenteil der Auftakt der bisher besten Phase der Saison mit der punktemässig schlechten aber leistungsmässig guten letzten Woche vor Weihnachten bis und mit dem Auftakt gegen den FCB nach der Winterpause. Nach Züri Live-Noten befand man sich nach dem unglücklich in letzter Minute verlorenen 284. Derby für eine Woche gegen Lausanne-Sport und in Yverdon in der Talsohle, aus welcher man nun aber bereits wieder herauszukommen scheint.

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Die Lehren aus dem 284. Derby gezogen / 285. Zürcher Derby Analyse mit Randnotiz: Mirlind Kryeziu ist zurück – und Frauenderby-Highlights

DOPPELDERBY VORSCHAU (Züri Live)

Die Geschichte des 285. Zürcher Derbys ist relativ schnell erzählt. Der FCZ beginnt die Partie engagiert mit viel Hohem Pressing, geht in der 38. Minute durch einen Penalty in Führung und verteidigt diese nach zwei Platzverweisen dann bei zehn gegen zehn im wahrsten Sinne des Wortes. Die Lehren aus dem letzten Derby bloss zwei Wochen davor wurden gezogen. Damals hatte der FCZ nach einer starken 1. Halbzeit und 1:0-Führung zu viel Risiko auf sich genommen und wurde zwei Mal ausgekontert. Diesmal zog man sich in der 2. Halbzeit so stark zurück wie noch nie in dieser Saison. Es ging alleine darum, nach sieben sieglosen Spielen wieder einmal ein Erfolgserlebnis und drei Punkte mitnehmen zu können.

Sehr disziplinierter Auftritt des FCZ

Der FCZ kam zu nur sechs Abschlüssen und hatte abgesehen vom Penalty einen einzigen Standard im Angriffsdrittel (Eckball Krasniqi). Es war der wohl disziplinierteste Auftritt des FC Zürich in dieser Saison. Sowohl offensiv wie auch defensiv beging man kaum Fehler. Selbst Nikola Katic hatte bis zu seinem Platzverweis wegen Groben Foulspiels eine gute Partie gespielt. Glänzen konnte keiner, aber abgesehen von den eingewechselten Okita und Rohner war auch keiner ungenügend. Zwar hatte die rechte Seite mit Boranijasevic, Kamberi und Conceição im ersten Spielviertel noch Probleme mit dem GC-Duo Hoxha / Schürpf, aber das legte sich danach. GC hatte im 284. Derby mit der Einwechslung von Schürpf und Babunski die Spielweise und Taktik entscheidend umgestellt. Diesmal spielten die beiden von Beginn weg.

Highlights – Dank Frauenderby Sieg geniessen

Personalien – Katic verbessert, Kryeziu wie eine Wand

  • Nikola Boranijasevic: Klar bester Spieler der 2. Halbzeit – zum dritten Mal in dieser Saison.
  • Fabio Daprelà: Beginnt gegen seinen Junioren-Klub fokussiert. Muss zur Pause aber (wohl angeschlagen) wieder ausgewechselt werden.
  • Bledian Krasniqi: Bester FCZ-Spieler in der Offensiven Phase, zum vierten Mal in den letzten sechs Partien der Beste in der 1. Halbzeit.
  • Rodrigo Conceiçâo: Ungenügende Laufwege im Pressing, offensiv aber noch weniger gut.
  • Mirlind Kryeziu: Zur Pause eingewechselt, in einem seiner ersten Einsätze der Saison Defensiv Bester seines Teams, steht hinten wie eine Wand, an welcher der Gegner abprallt.
  • Nikola Katic: Wie schon Cheikh Condé in Yverdon hat er bis zu seinem Platzverweis für seine Verhältnisse überdurchschnittlich gut gespielt. Ohne den technischen Fehler vor dem Foul und dem schlechten Timing im Tackling, welche zur Roten Karte führten, hätte er eine Note “8“.
  • Fabian Rohner: Ab der 75. Minute einziger Stürmer. Daniel Afriyie agiert rechts im Mittelfeld, Conceição links.
  • Jonathan Okita: Zum dritten Mal hintereinander sowohl in der 2. Halbzeit wie auch insgesamt ungenügend.
  • Yanick Brecher: Hat wie schon in Yverdon fast keine Arbeit.

Kommentare – Platzverweise FCZ mehr geholfen

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Zuschauerrekord? Mehr Ballbesitz? Di Giusto in der Startelf? / FCZ – YB VORSCHAU

Der FCZ empfängt den Leader aus der Bundesstadt (einseitige Selbstbezeichnung seit neuestem: „Hauptstadt“) zu einem Duell zweier Mannschaften, denen das Toreschiessen schwer fällt. Dem FCZ noch mehr als YB. Er hat mit einem Team, dessen individuelle Qualitäten am besten für Konterspiel geeignet sind, nicht überraschend Probleme, mit viel Ballbesitz im Spielaufbau die benötigten Tore zu realisieren. Der Einsatz, Wille und die Laufbereitschaft der Spieler ist top – daran liegt es nicht. Die möglichst rasche und radikale Umsetzung der Ideologie hat aktuell aber wieder einmal Vorrang gegenüber dem Resultat. Natürlich will man trotzdem immer gewinnen. Die Frage ist aber, wenn es hart auf hart kommt: was hat faktisch Priorität?

FCZ in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren mit grosser Strahlkraft in Bern

Gespannt darf man auf den Zuschauerzuspruch sein. Beim 3:1 im November gab es im Letzigrund mit 19’285 die zweithöchste Zuschauerzahl eines Heimspiels gegen YB. Nur im Oktober 1960 kamen einmal noch mehr. Nicht zufällig gab es damals zum bisher einzigen Mal mehr als 20’000 Zuschauer gegen YB. Dies ereignete sich am Ende der ersten grossen Zeit der Berner in den 50er-Jahren. Gleichzeitig war der FCZ zu jener Zeit im Aufschwung und startete seine erste grosse erfolgreiche Ära der 60er- und 70er-Jahre. Ab Mitte der 80er- bis Ende der 00er-Jahre waren Heimspiele gegen YB dann aber während rund 25 Jahren im Vergleich mit Heimspielen gegen andere Gegner konstant unterdurchschnittlich besucht. Ab der Ära Petkovic und speziell seit dem Beginn der zweiten grossen Blütezeit der Gelb-Schwarzen hat sich dies wieder geändert.

Auch der FCZ zieht in Bern überdurchschnittlich viele Zuschauer an. Allerdings ist beides nicht zu vergleichen mit der sehr grossen Strahlkraft, die der FC Zürich in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren in Bern gehabt hat. Dort kamen in diesen drei Jahrzehnten in Partien gegen den FCZ lange Zeit doppelt so viele oder annähernd doppelt so viele Zuschauer ins Wankdorf, als sonst im Schnitt. Der Gesamtzuschauerschnitt von YB und FCZ bewegte sich über die Jahrzehnte hinweg hingegen auf einem ähnlichen Level, häufig nur mit ein paar hundert Nasen Unterschied. YB lag dabei häufiger knapp vor dem FC Zürich als umgekehrt. Die grosse Schere in der Zuschauerentwicklung ging mit der Eröffnung des neuen Wankdorf-Stadions auf.

Wird der FCZ diesmal mehr Ballbesitz haben?

Ab Anfang 60er- bis Mitte 80er-Jahre war der FC Zürich in den Direktduellen konstant besser. Daher rührt auch die Statistik, dass der FCZ gegen kein anderes Team in Wettbewerbspartien so häufig gewonnen hat, wie gegen YB. Die letzten zwei Jahrzehnte war hingegen YB besser. Dieser Trend begann bereits in der ansonsten erfolgreichen Favre-Zeit. Ganz arg wurde es in der zweiten Hälfte der 10er-Jahre, als die Unterlegenheit des FCZ gegen die Young Boys ein Vorbote der allgemeinen Dominanz der Berner in der Liga wurde. Seit der Meistersaison 21/22 (zuerst die obligate 0:4-Niederlage im Wankdorf, dann aber drei Siege in Folge) geht es im Head-to-Head aus FCZ-Sicht aber wieder aufwärts. In den letzten neun Duellen seither hat man vier Mal gewonnen und nur ein Mal (unter Coach Franco Foda) verloren. Der Ballbesitz war dabei immer unter 50% – teilweise deutlich. Interessant wird zu beobachten sein, wie die Ballbesitz-Statistik gegen einen Gegner wie YB im ersten Duell nach dem Philosophie-Wechsel beim FC Zürich aussehen wird.

Der PPDA-Wert (Passes Per Defensive Action) zeigt, wie intensiv das Hohe Pressing eines Teams in einer bestimmten Partie war. Ein tiefer Wert bedeutet intensives Pressing (man lässt den Gegner in dessen eigenem Platzdrittel nicht in Ruhe den Ball zirkulieren). Das über 93 Minuten intensivste Hohe Pressing gegen YB der letzten zweieinhalb Jahre brachte der FCZ im April 2022 auf den Platz. Dies allerdings nach einer Startviertelstunde, in der man den Gegner hinten heraus erstmal gewähren liess, und erst danach Schritt für Schritt den Druck erhöhte. Auffällig ist, dass sowohl Breitenreiter wie auch Foda oder Henriksen in ihrem ersten Spiel gegen YB in der Startviertelstunde erstmal vorsichtig einstiegen – und dann mit der Zeit tendenziell mutiger wurden (sofern sie Gelegenheit dazu hatten).

YB: Gute Spieler, aber etwas Probleme mit der Kohäsion

YB spielt weiterhin im von Coach Raphael Wicky präferierten 4-4-2 mit Mittelfeld-Rhombus. Man tritt dabei mit fünf sehr offensiv ausgerichteten Spielern an. Die defensive Absicherung mit Lauper (oder alternativ: Niasse) funktioniert aber nicht mehr so gut wie auch schon. Nur im Heimspiel gegen Stade Lausanne-Ouchy (1:0) änderte Wicky die Spielweise etwas mit einem sehr hohen und intensiven Pressing im 4-3-3. Im November hatte Raphael Wicky bei der 1:3-Niederlage gegen den FCZ im Letzigrund auf ein 4-2-3-1 umgestellt – was schief ging. Vor der Winterpause lebte YB weitgehend von seiner Effizienz im Abschluss und guten Torhüterleistungen, denn das Verhältnis der Erwarteten Tore war mit rund 1,5 : 2 sogar negativ! Mittlerweile hat sich die Situation umgekehrt. Die Berner kreieren deutlich bessere Torchancen und lassen deutlich weniger gegnerische Chancen zu. Trotzdem sind die Resultate etwas schlechter geworden. Mvuka und Hadjam sind gute Wintertransfers, der polnische 10-er Lakomy kommt in Abwesenheit von Ugrinic zudem nun langsam aber sicher in die Gänge. YB fehlen diese Saison aber im Vergleich zu den Vorjahren Spielertypen wie Christian Fassnacht oder Cédric Zesiger. Torhüter David Von Ballmoos versuchte dies bei der Cup-Niederlage unter der Woche beim unterklassigen Sion von der Ersatzbank aus zu kompensieren, und sah dafür Gelb.

Cheveyo Tsawa spielte am Samstag beim 5:3-Derbysieg im U19 Cup-Halbfinal im Heerenschürli (mit einem Assist zum zwischenzeitlichen 3:0). Die Reichmuth-Brüder und Joseph Sabobo Banda wurden beim 2:2 auswärts beim FC Breitenrain eingesetzt (FCZ II bleibt bestes Reserve-Team). Sie werden somit am Sonntag gegen die Young Boys eher nicht mit von der Partie sein: im Gegensatz zu Nevio Di Giusto oder Calixte Ligue, die beide in ihren Super League-Einsätzen zuletzt überzeugt haben.

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FCW erstmals Favorit / FCZ – Winterthur Cup-Viertelfinal VORSCHAU

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Möglicherweise zum ersten Mal in der Geschichte dieses Duells ist der FC Winterthur Favorit – auch wenn dies die Buchmacher noch anders sehen. In der Super League-Jahrestabelle 2024 hat der FC Winterthur aus sieben Partien vier Punkte mehr auf dem Konto und nur ein Spiel verloren. Die Eulachstädter schiessen immer ein oder zwei Tore, manchmal auch drei. Der FCZ hingegen schoss in den letzten vier Spielen eines oder keines. Nach dem pragmatisch ermauerten Derby-Sieg (1:0) brachte das Team von Ural / Romano in Luzern und Lugano viel Intensität und Spielfreude auf den Platz und hatte beim Ballbesitz ein Übergewicht. Die Anzahl erarbeiteter Torchancen liessen aber gerade in Lugano noch zu wünschen übrig. Der FCZ ist voll im Umbruch, Winterthur hingegen im Flow.

Di Giusto-Bruderduell durchaus realistisch

Dass es zum Duell zwischen Matteo Di Giusto (23, FCW) und seinem jüngeren Bruder Nevio (18, FCZ) kommt, ist durchaus denkbar. Beim FCW ist die Entscheidung zwischen Matteo Di Giusto oder Randy Schneider auf der 10er-Position eine enge Kiste. Ebenso beim FCZ diejenige zwischen Nevio Di Giusto und Antonio Marchesano. Di Giusto hat in Lugano in der 2. Halbzeit stark gespielt. Marchesano ist trotz seiner Tore im Derby (Penalty) und in Luzern nicht in Bestform und in letzter Zeit meist am besten, wenn er als Joker reinkam. Einen wie Marchesano auf der Bank in der Hinterhand haben zu können, könnte den Ausschlag für Di Giusto geben – gerade in einem Cup-Spiel, das allenfalls auch in eine Verlängerung gehen könnte.

Beim FC Winterthur wird es wohl trotz der Englischen Woche nicht viele Änderungen geben. Einerseits ist das “Abstiegsgespenst“ für die Winterthurer beinahe schon vertrieben, was die Bedeutung des Cup-Duells erhöht. Andererseits hat sich in den letzten Wochen auch mehr und mehr eine Stammelf herauskristallisiert, von der Trainer Rahmen sicherlich nur ungern abweichen will. Auf der rechten Seite beispielsweise hat sich das Duo Sidler / Gantenbein bewährt. Zuffi und Fofana (zuletzt in zwei Spielen in Folge getroffen) sind gut in Form. Ltaief hat zuletzt etwas geschwächelt, spielt aber gegen seinen Stammklub FCZ meist gut. Für den angeschlagenen Jankewitz gibt es mehrere Varianten: Stillhart, Corbaz oder vielleicht als Überraschung gar Durrer.

Sabobo erstmals im Aufgebot?

Beim FCZ sehen die Vorschau-Aufstellungen aktuell ganz anders aus, als noch unter Bo Henriksen, als diese Woche für Woche quasi allein mit der Copy-Paste Funktion erstellt werden konnten. Möglich, dass das Duo Ural / Romano beispielsweise mit Joseph Sabobo einen Überraschungsmoment in der Startformation bringen. Einen Spieler, der auf dem Linken Flügel mit seiner Technik und Beweglichkeit für mehr Wirbel sorgen könnte, als der zuletzt enttäuschende Jonathan Okita, welcher zudem für diese Position auch schlechter geeignet ist als für die Halbposition im 3-4-3, auf der er unter Henriksen agierte.

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