Perea-Sperre ein Glücksfall? GC Top-Talent mit Début? / 287. Zürcher Derby Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Das zweite Zürcher Derby der Saison steht im Rahmen der 16. Runde der Super League vor der Tür. Für die Grasshoppers ist es das zweite Spiel unter dem neuen Trainer Tomas Oral. Dessen Team schien im September unter Vorgänger Schällibaum mit sieben Punkten aus den drei Partien gegen Thun, Servette und YB auf einem guten Weg zu sein. Man hatte wie schon in den Wochen zuvor viel Ballbesitz und häufig die besseren Torchancen als die jeweiligen Gegner. Dann folgten die aus GC-Sicht unglücklichen Niederlagen in Winterthur und im Stadterby, welche das Team ganz offensichtlich aus der Bahn warfen. In den darauffolgenden Partien gegen Lausanne-Sport, Lugano, Luzern und St. Gallen war man mehrheitlich unterlegen und holte insgesamt nur einen Punkt. Speziell in der Partie unter Interimstrainer Morello gegen St. Gallen (1:2) schien die Verunsicherung fast physisch greifbar zu sein. Nun trifft man erneut hintereinander auf Winterthur und den FCZ. Gegen die Eulachstädter waren die Grasshoppers beim 1:1 vor einer Woche wieder das bessere Team – aufgrund eines späten Gegentores durch Remo Arnold reichte es aber nur zu einem Punkt.

GC Top-Talent Turhan (17) vor Début?

Die taktische Formation hat Tomas Oral bei seinem ersten Auftritt als GC-Coach nicht geändert. Auf der SFL-Seite wurde eine 4-3-3 Formation aufgeführt und mehrere Journalisten haben dies in ihre Berichterstattung übernommen. Tatsächlich liess Oral sein Team gegen Winterthur aber genauso wie zuvor Marco Schällibaum in einem 4-2-3-1 auflaufen. Und genauso wie Schällibaum spielten auch unter Oral die spielerisch orientierten Giotto Morandi und Sonny Kittel als eingerückte Flügel. Geändert hat sich, dass die Aussenverteidiger Benno Schmitz und Noah Persson wieder mutiger nach vorne stiessen und GC von Beginn weg in der gegnerischen Hälfte mit und ohne Ball viel Druck ausübte. Entgegen dem Image von Tomas Oral als „Defensivtrainer“ agierte GC offensiv und mutig. Wie stark diese Ausrichtung auf den Gegner ausgerichtet war, wird sich nun im Stadtderby weisen. Der für das GC-Spiel mittlerweile fast unverzichtbare Mittelstürmer Young-joon Lee spielte wieder von Beginn weg. Dank ihm können auch hohe Bälle von Torhüter Justin Hammel im MIttelfeld erfolgreich verarbeitet werden. Anders als Schällibaum, der eher spielerisch orientiert aufstellte, beorderte Oral gegen Winterthur mit Evans Maurin einen zweiten physisch starken Stürmer hinter Lee auf die 10er-Position.

Die zuletzt enttäuschenden Bojang und Choinière verschwanden aus der Startelf. Das Tor beim 1:1 erzielte Einwechselspieler Nikolas Muci in einer Umschaltsituation auf Vorarbeit von Schmitz, nachdem der Winterthurer Nishan Burkart mit einem verunglückten Hackentrick im Mittelfeld den Ball verloren hatte. Da die U21-Teams ihre Vorrunde bereits beendet haben, könnte möglicherweise der ein oder andere Spieler aus diesen Kadern im Derby auf dem Matchblatt stehen. Parfait Coulibaly (15) auf FCZ-Seite wird gemäss Trainer Ricardo Moniz nicht dabei sein – da angeschlagen. Dafür ist auf der anderen Seite das Super League-Début von Turga Turhan (17) bei GC sehr gut möglich. Das zur Zeit grösste Talent der Hoppers schoss die GC U21 mit 17 Toren in zwölf Partien an die Tabellenspitze der 1. Liga Gruppe 2. So eine Torquote ist für einen 17-jährigen auf dieser Stufe wohl ein Novum.

Sperre für Perea am Ende ein Glücksfall?

Beim FCZ geht es zur Zeit auf und ab. Nach der Umstellung auf ein Hybridsystem 4-2-4 / 3-4-2-1 auf den Sion-Match hin hat man im Wallis klar dominiert (2:0) und gegen YB (0:0) die etwas besseren Torchancen herausgearbeitet. In Genf gegen Servette war man dann mit einem 1:1 eher gut bedient – und liess letztendlich beim 1:4 in Lugano dem Gegner zu viele Topchancen zu. Nach einem sehr guten Start im Tessin schien man trotz flexiblem System die anschliessende Umstellung Luganos von einem Vierer- auf einen Dreieraufbau hinten heraus zu spät zu bemerken. Der FCZ hätte defensiv in dieser Phase mit Dreierabwehr spielen müssen. Vorne liessen Perea, Chouiar und Co. in ihrer Defensivarbeit viel zu früh nach. Hinten klappte die Koordination der hoch stehenden Abwehrkette zwischen Katic und Kryeziu überhaupt nicht. Lugano konnte die daraus entstehenden Lücken der Offsidefalle immer wieder gut nützen. Dazu kam auch noch Pech mit Schiedsrichterentscheidungen. Lugano-Verteidiger Papadopoulos hätte bei der Szene des aberkannten Tores früh einen Platzverweis erhalten müssen. Vor dem 1:1-Ausgleichs Steffens übersah Ref San ein klares Foul von Vladi an Perea. Und die Szene, die zum Penaltypfiff zum 2:1 Luganos führte, wird in der Super League selten als Foul taxiert.

Beim FCZ wird wohl der zuletzt aufsteigende Form und mehr Reife in seinem Spiel zeigende Umeh Emmanuel den gesperrten und etwas unstet spielenden Juan José Perea im Sturmzentrum ersetzen, was vielleicht sogar zum Glücksfall werden könnte. Schon länger zeigt hingegen die Formkurve von Nikola Katic abwärts. Bleibt er nach seinen zuletzt schwachen Auftritten draussen? Kriegt Cheick Condé eine Chance? Ein fitter Antonio Marchesano würde helfen in der Vorderreihe defensiv wieder besser aufzutreten.

Bringt Marchesano zusätzlichen Schwung? / Lugano – FCZ Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Vor anderthalb Monaten beim 1:1 im Letzigrund ging der FCZ das hohe Tempo Luganos der ersten 20 Minuten mit, konnte sich aber insgesamt kaum eine Torchance herausarbeiten. Mit dem Unentschieden nach einem Perea-Kopfballtor war man am Ende gut bedient. Lugano baute im Letzigrund damals viel mehr als sonst auf lange Bälle von Amir Saipi wofür der grossgewachsene Stürmer Kacper Przybylko eine wichtige Rolle spielte. Nach der 1:3-Heimniederlage gegen Servette änderte der FCZ seine Formation auf ein hybrides 3-4-2-1 / 4-2-4. In Sion kam man so bei 30 Abschlüssen auf einen der höchsten Expected Goals-Werte der letzten Jahre. Auch gegen YB hatte man die besseren Torchancen. In Genf war Servette näher am Sieg dran. Die Herausarbeitung von Torchancen aus dem Spiel heraus im gegnerischen Strafraum ist immer noch verbesserungswürdig. Aber das neue Hybridsystem gibt viel mehr Angriffsvarianten und kann den Gegnern Probleme bereiten.

Beide Teams zuletzt variabler

Lugano hat seit Mitte August im Cornaredo nicht mehr verloren und konnte sich in der Nati-Pause vom Ausrutscher bei Back Topola und der unglücklichen Niederlage bei den Young Boys erholen. Zuletzt hat Mattia Croci-Torti die taktische Formation variiert und auch mal in einem 4-4-2 (in Serbien) oder 3-4-2-1 (beim 2:0-Heimsieg gegen Yverdon) spielen lassen. Da die beiden Mittelfeldspieler Bislimi und Mahmoud ausfallen ist eine erneute Abweichung vom Standard 4-3-3 nicht undenkbar. Denn Mattia Croci-Torti scheint U21-Nationalspieler Daniel Dos Santos tendenziell eher nicht auf der Achterposition zu sehen.

Beim FC Zürich konnte Antonio Marchesano erstmals wieder zu einem Teileinsatz kommen. Der Tessiner aus dem Sopra Ceneri (Bellinzona) macht gegen Lugano in jeder zweiten Partie einen Skorerpunkt. Auch die aufstrebende Form von Emmanuel und Oko-Flex hält die Hoffnung auf im gegnerischen Strafraum erzielte Tore aufrecht. Im Zentrum hat sich das Duo Mathew / Krasniqi eingespielt. Ballet hatte in Genf noch Anlaufschwierigkeiten nach seiner Verletzungspause, aber das neue System sollte auch ihm besser liegen.

Neues Hybridsystem besteht Feuertaufe bravourös / Sion – FCZ Analyse

Ausfälle als Chance? / Sion – FCZ Vorschau mit möglichen taktischen Formationen (Züri Live)

Der FCZ stellt nach der 1:3-Heimniederlage gegen Servette für das Auswärtsspiel in Sion auf ein Hybridsystem 3-4-1-2 / 4-2-4 um. Auf den ersten Blick scheint dies ein ziemlich anspruchsvolles Unterfangen zu sein, aber es klappt im Wallis sehr gut. Die Übergänge funktionieren nahtlos – als hätte das Team nie etwas Anderes gespielt. Diese Übergänge finden dabei nicht wie normalerweise bei Hybridsystemen zwischen Offensiver und Defensiver Phase statt. Es wird stattdessen in beiden Formationen in beiden Phasen gespielt, was den FCZ für den Gegner unberechenbarer macht – speziell wenn diese Spielweise noch weiter eingeschliffen werden kann.

Transition auf LInker und Rechter Seite unterschiedlich

Der FC Sion hat zumindest grosse Probleme mit dieser flexiblen Spielweise des FCZ bekundet und die Zürcher konnten sich für diese Liga-Saison rekordhohe 30 Abschlusschancen (davon 20 in der 1. Halbzeit) erarbeiten. In den ersten 23 Minuten kamen die Gäste aus Zürich zu acht Eckbällen. Sion-Trainer Tholot nahm noch vor der Pause einen Doppelwechsel vor. Die 1. Halbzeit war trotz dem Zwischenstand von 0:0 mit Durchschnittsnote 7,5 die bisher beste FCZ-Halbzeit der Saison. Auch die für Sion-Verhältnisse unüblich vielen Systemumstellungen während einer Partie zeugen von (verzweifelten) Versuchen dem FC Zürich in dieser Partie etwas entgegenzusetzen. Tholot liess in einem klassischn 4-4-2 beginnen, verstärkte dann mit dem Doppelwechsel vor der Pause das Mittelfeldzentrum mit der Umstellung auf ein 4-1-4-1. Nach dem Platzverweis agierte Sion eine Zeit lang in einem 4-3-2, um dann nach dem zweiten Gegentor im 4-4-1 vorwiegend Schadensbegrenzung zu betreiben. Vom üblichen Tourbillon-Wirbel war gerade auch bei numerischem Gleichstand praktisch nichts zu sehen.

Ob der FCZ sich im 3-4-2-1 oder 4-2-4 formiert, kann sich sekündlich ändern und ist auch abhängig von der Zone in welcher man sich befindet sowie von der Art des Pressings des Gegners. In der Transition zum 4-2-4 verhalten sich die beiden Aussenläufer unterschiedlich. Der linke Aussenläufer (typischerweise Tosic) verschiebt sich zurück in die hintere Viererkette, während sich der Rechte Aussenläufer (Conceição, Ballet, Markelo) nach vorne in den Viermannsturm verschiebt. Auch die beiden Doppel-10er verhalten sich unterschiedlich. Der rechte 10er bildet zusammen mit dem nominellen Mittelstürmer das Sturmzentrum, während sich der linke 10er auf den Linken Flügel verschiebt.

Mathew / Krasniqi in zentraler Rolle, Condé tendenziell aussen vor

Auch aus diesem Grund ist Nikola Katic in der Dreierkette wieder in die Mitte zurückgekehrt, damit Gomez (oder Kamberi) sich bei Transition zur Viererkette auf die Rechtsverteidigerposition verschieben können. Auf der rechten 10er-Position spielt ein Spielertyp wie Chouiar (oder Marchesano / Afriyie), der ins Sturmzentrum vorstossen kann. Auf der linken 10er-Position wird hingegen eher ein Spielertyp wie Oko-Flex eingesetzt, der sich bei der Transition zum 4-2-4 auch auf dem Linken Flügel gut zurecht findet. Die vorhandenen Spielertypen passen gut zu dieser Spielweise. Da allerdings der Linke Aussenläufer im 4-2-4 eher zurückstaffelt, bedeutet diese neue Spielweise wohl auch das Ende des Projektes “Junior LIgue als LInker Aussenläufer“. Tosic passt besser zu dieser Rolle. Rechts kann hingegen Conceição auf dem Flügel für einigen Wirbel sorgen.

DIe beiden Zentralen Mittelfeldspieler spielen in diesem System eine noch zentralere Rolle als sonst schon. Sie müssen sehr laufstark sein – ähnlich wie in einem reinen Dreierabwehr-System die Aussenläufer. Cheick Condé als weniger lauf- und sprintstarker MIttelfeldspieler passt nicht so gut ins neue Konzept. Das 4-2-4 kommt den Stärken von Krasniqi / Mathew entgegen. Gleichzeitig sorgt die Hybridität des Systems nicht nur für Variabilität und Überraschungsmomente, sondern auch für Ausgewogenheit.

Highlights: Heinz Lindner mit weiterer sehr guter Parade

Bitter war der Gegentreffer insbesondere für Heinz Lindner. Der Sittener Ersatzkeeper kam durch die Rotsperre von Timothy Fayulu zu seinem ersten Super-League-Einsatz in dieser Saison und hatte sein Team vor der Pause mindestens zweimal vor einem Rückstand bewahrt.

– SRF

FCZ bei numerischem Gleichstand besser

Die Tore erzielte der FCZ per Penalty nach Spielaufbau von hinten heraus (1:0) sowie durch ein Hohes Pressing (2:0). Der Okita-Treffer zum 2:0 war das fünfte FCZ-Tor aus einem Hohen Pressing in dieser Saison. Gegen stark einzustufende Gegner wurde bisher allerdings kein solches Tor erzielt. Die FCZ-Leistung in Sion überzeugte vor allem offensiv. In der Defensiven Phase war der Auftritt hingegen eher mässig und hätte gegen einen Gegner wie Servette wohl zu ein bis zwei Gegentoren geführt. In den letzten Minuten der Partie stellte der FCZ dann noch auf ein 4-4-2 um und zog sich weitgehend zurück.

Mit dem 2:0-Sieg bleibt es dabei, dass der FCZ unter Moniz noch nie zweimal in Serie verloren hat. Das dürfen sich die Zürcher durchaus ans Revers heften. Auch wenn sie nicht vergessen sollten, dass der FC Sion nun schon seit dem 10. August und acht Ligaspielen nie mehr gewonnen hat.

Florian Raz, Tages-Anzeiger

Personalien – Bangoura bei Liga-Début unbedarft

Man of the Match: Mirlind Kryeziu

Der Torschütze zum 1:0 zeigt einen bärenstarken Auftritt, bleibt in der Defensive fehlerfrei, übernimmt vom Punkt aus die Verantwortung und verwertet eiskalt. Ein hochverdienter Sieg für einen sehr starken FCZ.

– Stefan Flückiger, Bluewin

  • Bledian Krasniqi: In guter Verfassung: zum dritten Mal in Folge bester Zürcher der 1. Halbzeit – und zum dritten Mal MVP.
  • Mohamed Bangoura: Sowohl mit wie auch gegen den Ball unbedarft – dank 2:0-Führung und Überzahl kann sich der FCZ das Super League-Début des 18-jährigen Guineers leisten.
  • Calixte “Junior“ Ligue: In der 13. Minute läuft Chouaref bei LIgue auf und windet sich danach am Boden. Ref Dudic gibt fälschlicherweise nicht nur Freistoss, sondern zusätzlich eine frühe Gelbe Karte gegen den jungen Zürcher. Aufgrund dieser Erfahrung agiert diesr in der Folge (über-)vorsichtig und wird zur Pause ausgewechselt.
  • Umeh Emmanuel: Aufwärtstendenz: spielt einen reiferen Fussball als zum Saisonbeginn. Fühlt sich mittlerweile auch auf der Mittelstürmerposition wohl.
  • Yannick Brecher: Defensiv kaum Arbeit, dafür mit rekordverdächtigen sieben Chancenbeteiligungen. Einige FCZ-Angriffe, die zu Torchancen führen, starten ganz hinten.
  • Rodrigo Conceição: Dass Sion-Coach Didier Tholot schon nach 39 Minuten Marquinhos Cipriano auswechselt, ist im Wesentlichen auch sein Verdienst.

Der Beste: Ifeanyi Mathew

Der Regisseur im FCZ-Spiel, er dominiert das Mittelfeld im Tourbillon nach Belieben.

– Tim Guillemin, Carlo Frezza, Marco Mäder, Blick

Kommentare: Nach Umstellung auf Viererabwehr sicher

Weitere Berichte

Telegramm (transfermarkt)

LIve Ticker (sport.ch)

FCZ erobert im Tourbillon die Tabellenspitze zurück (SRF)

FCZ klettert im Wallis an die Spitze zurück (Blick)

Nach der Schelte des Trainers ist der FCZ wieder an der Spitze (Tages-Anzeiger)

Der FC Zürich klettert vorübergehend an die Tabellenspitze (Bluewin)

Servette verteidigt herzhafter und konsequenter / FCZ – Servette Analyse mit Randnotiz: Stephan Rammings Hobby

UPDATE zum Spitzenduell im Letzigrund: Emmanuel und Kamberi beginnen / FCZ – Servette Vorschau mit möglichen taktischen Formationen (Züri Live)

Wie für den Clasico in Basel war der FCZ auch für das Derby voll parat gewesen – und genauso verliert er auch diesmal das anschliessende Spiel. Grosser Unterschied: das 1:4 in St. Gallen war eine hochklassige Partie, die trotz des klaren Resultates über Details entschieden wurde und auch vom FCZ hätte gewonnen werden können. Das Duell mit Servette hingegen gestaltete sich wie der Kater nach der Derby-Party vor vollem Haus. Es fehlte speziell im zweiten und dritten Viertel der Partie an so ziemlich allem: Esprit, Fokus, Zusammenspiel. Dass der FCZ in dieser Saison bisher zu Hause schlechter auftritt als auswärts zeigte sich in dieser Partie akzentuiert. Die Spieler-Durchschnittsnote von 5,3 bestätigt den Gesamteindruck des bisher schlechtesten Saisonspiels.

Sieben FCZ-Starter defensiv ungenügend

Man kann dabei auch nicht wirklich eine Halbzeit, einen Mannschaftsteil oder eine Spielphase aus der schlechten Bewertung rausnehmen. Einzig die Einwechselspieler (mit Ausnahme von Conceição) waren etwas besser als die Starter. Die für die Schlussphase hereingekommenen Ifeanyi Mathew und Daniel Afriyie sind die einzigen Zürcher mit einer Note “8“. Sieben von elf Spielern aus der Startformation waren hingegen defensiv ungenügend. Dementsprechend ist die Defensivnote des Teams mit 4,9 nach dem 0:3 zu Hause gegen Vitoria Guimaraes zum zweiten Mal im negativen Bereich. Die Abwesenheit Antonio Marchesanos war defensiv noch mehr spürbar als offensiv. Die Koordination des Pressings funktionierte nicht – unter anderem beim ersten Gegentor. Unter Thomas Häberli hat Servette zuletzt schrittweise verschiedenste Anpassungen an der Spielweise vorgenommen. So wird nach Vorbild vieler Premier League-Teams neu häufig mit einer Dreierkette von hinten aufgebaut und dabei einer der beiden Aussenverteidiger ins Mittelfeldzentrum gezogen. Auf solche taktischen Kniffe reagierte der FCZ aber relativ gut. Das Problem lag in erster Linie an der ungenügenden defensiven Intensität von Perea und Co..

Beim FCZ wird der verletzte Stratege Antonio Marchesano schmerzlich vermisst. Die Offensive ist ein Totalausfall. Es dauert mehr als eine Stunde, bis das Heimteam Genfs Goalie Jérémy Frick erstmals zu einer Parade zwingt.

– Pascal Ruckstuhl und Yannick Peng, Blick

In der defensiven Phase lag der grösste Unterschied zwischen den beiden Teams und wurde die Partie entschieden – Servette verteidigte konsequenter und herzhafter als der FCZ. Es gab defensiv wie offensiv beim FCZ nicht zu wenig gute Aktionen, sondern in beiden Fällen zu viele Minuspunkte. Man liess mit überdurchschnittlich vielen Fehlern ab Mitte der 1. Halbzeit einen aussergewöhnlich zurückhaltenden und stark aufs Konterspiel ausgerichteten Gegner ins Spiel kommen. Das erste Gegentor entstand durch das Ausnutzen eines temporären Energieabfalls des ganzen Zürcher Teams – das zweite und dritte aus Kontern. In den letzten fünf Spielen hat der FCZ ein Gegentor pro Partie aus Kontern erhalten – eindeutig zu viel.

Häberli-Team mit schmalem Kader – und überragenden Kutesa & Stevanovic

Nikola Katic hatte Probleme mit dem Verteidigen an der Mittellinie – umso mehr da auf der anderen Seite ein Dereck Kutesa stand – oder eher lief. Nach GC’s Lee hatte zudem auch Servette mit Crivelli einen Mittelstürmer, der viele Kopfballduelle im Mittelfeld gegen die grossgewachsenen aufgerückten FCZ-Innenverteidiger gewinnen konnte. Nach einem guten Saisonstart war es nun nach dem Derby die zweite ungenügende Katic-Note in Folge. Lindrit Kamberis Leistung als Rechter Aussenläufer war ebenfalls schlecht. Neben den Defensivproblemen gegen Kutesa & Co. stimmte auch die offensive Abtimmung beim FCZ über diese Seite überhaupt nicht.

Servette wirkte dabei im Letzigrund trotz ihrer Erfolgsserie keineswegs unbezwingbar. Zu Beginn drohten die Genfer etwas unter die Räder zu kommen. Trainer Häberli musste Abwehrchef Rouiller noch während der 1. Halbzeit vom Platz nehmen, weil dieser bereits früh Gelb/Rot-gefährdet war. Dessen Ersatz Adams machte seine Sache danach gut. Ansonsten war aber spürbar, dass die Genfer von den aktuellen Spitzenteams das wohl schmalste Kader haben. Der FCZ konnte immer wieder Schwachpunkte des nicht immer zu Startformation zählenden Magnin ausnutzen. Das eine Chance in der Startelf erhaltende Eigengewächs Ouattara (U20-Nationalspieler) blieb blass. Eingewechselte Akteure wie Baron, Simbakoli oder Sawadogo machten das Team spürbar schwächer und brachten so dem FCZ Aufwind, so dass es am Ende wenigstens noch zum 1:3 reichte. Fast alles bêim Häberli-Team hängt zur Zeit an den sich in sehr guter Form befindlichen Kutesa und Stevanovic.

Zu wenig Torchancen mit Dreierabwehr-System

Im ersten Viertel starteten Krasniqi, Condé, Emmanuel und Ligue gut in die Partie. Gomez tauchte mehrmals weit vorne auf, zeigte in vielversprechenden Situationen aber zu wenig Übersicht. Der nach der Partie von Coach Ricardo Moniz wegen zu wenig Kreativität kritisierte Mounir Chouiar war der Einzige, der sich nach dem 0:2 an der Ehre gepackt fühlte und eine deutliche Reaktion zeigte. Aus diesem Grund hatte er am Ende von allen Startern auch die beste Note (7). Offensiv konnte sich der FCZ wie schon seit mehreren Wochen im Dreierabwehr-System zu wenig Torchancen herausarbeiten. DIe Niederlage war auch aufgrund der Expected Goals-Werte (0,58 vs. 1,95) verdient. Die aktuellen Probleme von Lindrit Kamberi auf der rechten Aussenbahn wurden im Derby von seinem Tor übertüncht. Ihn hätte Moniz gegen Servette spätestens zur Pause durch Markelo ersetzen müssen. Dann hätte der FCZ wohl noch eine Chance in dieser Partie gehabt. Auf der linken Seite führte hingegen die Einwechslung von Conceição für Ligue in der 55. Minute zu einer klaren Verschlechterung.

Personalien – Chouiar mit Reaktion nach zweitem Gegentor

  • Mounir Chouiar: Zu Beginn unkonzentriert und eher passiv. Wie schon bei der Partie in St. Gallen scheint zudem der Schiedsrichter etwas gegen ihn zu haben (die Schiedsrichter-Assistenten waren dieselben, der Head nicht). Wacht nach dem 0:2 auf, zeigt eine Reaktion, kommt über den Kampf ins Spiel und steigert sich so auch offensiv.
  • Cheick Condé: Dank seiner individuellen Qualität unter dem Strich nicht ungenügend. Agiert aber wie üblich wenn keine ältere Respektsperson wie Mathew, Marchesano oder früher Dzemaili in seiner Nähe ist launisch und mit schlechter Körpersprache. An allen drei Gegentoren mit zu passivem Verhalten wesentlich beteiligt.
  • Lindrit Kamberi: Defensiv mit Problemen, offensiv passte gar nichts zusammen. Ist über die ganze bisherige Saison hinweg in den Zweiten Halbzeiten mit einem Notenschnitt von 4,4 deutlich schlechter als in den Ersten Halbzeiten (5,5).
  • Bledian Krasniqi: Wie im Derby bester FCZ-Spieler der Ersten Halbzeit – diesmal aber nicht auf eine besonders überzeugende Weise, sondern vor allem weil der Rest des Teams nicht performte.
  • Calixte “Junior“ Ligue: Gehörte zu den Besseren der 1. Halbzeit und steigerte sich in den zehn Minuten nach dem Pausentee bis zu seiner Auswechslung noch weiter. War als Einziger an allen vier ersten Torchancen beteiligt.
  • Umeh Emmanuel: Guter Start in die Partie. In der 2. Halbzeit kaum zu sehen.
  • Juan José Perea: Das Kopfballtor beim Okita-Eckball in der 90. Minute ist der einzige Abschluss des Mittelstürmers in dieser Partie. Hat bisher in den Zweiten Halbzeiten einen um eine ganze Note tieferen Züri Live-Notenschnitt als in den Ersten Halbzeiten. Dies aufgrund seines kräfteraubenden Spielstils. Ist aber trotzdem immer für ein Tor gut und wird bis zum Ende auf dem Platz gelassen. Holt sich aber wie schon in St. Gallen in der Nachspielzeit eine Sperre.
  • Ifeanyi Mathew: Nach dem Auswärtsspiel in St. Gallen zum zweiten Mal MVP. Bringt nach seiner Einwechslung speziell offensiv mehr Struktur ins Zürcher Spiel.
  • Jonathan Okita: Sein guter Eckball zum 1:3 ist sein erster seit beinahe drei Monaten und führt gleich zu einem Tor.
  • Daniel Afriyie: Defensiv ein klarer Gewinn in der Schlussphase. Trägt dazu bei, dass der FCZ am Ende das bestimmende Team ist. Hält beim Anstoss Servettes nach dem 1:3 Perea nach dessen zu frühem Loslaufen beim ersten Versuch an der MIttellinie wie ein Rennpferd in der Box zurück, bis der Schiedsrichter gepfiffen hat.
  • Yannick Brecher: Schon vor dem ersten Gegentor ein ungenügender Auftritt und dann auch noch an allen drei Gegentoren mitschuldig.
  • Nikola Katic: Nach dem Derby zum zweiten Mal in Folge ungenügend. Steigert sich in der Schlussphase nach der Auswechslung Kutesas. Gegen Ende bei laufendem Spiel Trash-Talk mit der Servette-Bank.

Der Loser: Nikola Katic

Der Zürcher Abwehrchef hatte heute Abend einen schwachen Tag und hatte insbesondere mit Kutesa grosse Mühe. Immer wieder kam er einen Schritt zu spät, und beim 0:2 war er es, der das Abseits klar aufhob.

– sport.ch

Kommentare: Kutesa spielt die Saison seines Lebens

Randnotiz: Stephan Rammings Hobby

Und dann merkte er es doch noch. Es lief die 90. Minute, und Juan José Perea jubelte nach seinem Kopfballtor, als hätte der FCZ-Stürmer in letzter Sekunde den Siegtreffer erzielt. Dem war freilich nicht so, es war für den FCZ eine Art Trostpflaster nach einem Spiel, das die Zürcher auch mit fünf oder sechs Gegentreffern hätten verlieren können. Als auch Perea dies wieder einfiel, hielt er sich zurück, streckte nur den Zeigfinger wedelnd in die Luft und rannte aus dem Servette-Strafraum. […]
Schon als sich die erste Halbzeit dem Ende zugeneigt hatte, musste man Angst haben, dass sich Moniz selbst Schmerzen zufügte ob der Vorstellung seiner Mannschaft. Er hatte sich den kleinen Finger in den Mundwinkel gesteckt und malträtierte ihn so heftig, wie einst Alex Ferguson seine Kaugummis geplagt hatte.

Stephan Ramming, Neue Zürcher Zeitung, bei seinem langjährigen Hobby, FCZ-Spieler, -Trainer und -Funktionäre als „unterbelichtet“ darzustellen

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