FC Zürich im Clinch zwischen attraktivem Kulturwandel und alten Erfolgsrezepten

In der Winterpause hat der FC Zürich einen ambitionierten Kurswechsel vorgenommen, welcher den ganzen Klub betrifft. Der Zeitpunkt, das Tempo und die Radikalität der Änderungen sind dabei für Schweizer Verhältnisse aussergewöhnlich.

Eigene Jungs bringen Qualität und Emotionen – der Überflieger fehlt aber

Wie sah der bisherige Status Quo aus? Über die FCZ Academy haben im letzten Jahrzehnt überdurchschnittlich viele Talente den Schritt zum Profifussballer im In- und Ausland geschafft. Dies vor allem auch dank der vorbildlichen Zusammenarbeit mit Challenge League-Klubs, an erster Stelle dem FC Wil. Im Gegensatz zu früher leiht der FC Zürich heute nur noch Talente in die Challenge League aus, auf die man wirklich setzt – und gibt ihnen in der zweithöchsten Liga in der Regel zwei Jahre Zeit zu reifen. Allerdings: ein richtiges Top-Talent von welchem man eine langfristig entscheidende Rolle im A-Nationalteam erwarten kann, gab es aus dem Heerenschürli wohl schon lange keines mehr – möglicherweise mit Ausnahme des heute bei Hoffenheim aktiven Zidan Tairi. Dies ist ein Phänomen, welches nicht nur den FCZ betrifft.

Mit den Resultaten der Nachwuchsteams war es in den letzten Jahren ähnlich: gut, aber nicht überragend. Man spielte häufig um die Juniorentitel mit – und gewann sie gelegentlich auch. Das Reserve-Team (U21) zeigte zusammen mit demjenigen des FCB die grösste Konstanz in der Promotion League. In der 1. Mannschaft sind zudem überdurchschnittlich viele Profis anzutreffen, die aus dem eigenen Nachwuchs stammen. Yanick Brecher, Lindrit Kamberi, Mirlind Kryeziu oder Bledian Krasniqi bringen nicht nur Qualität, sondern auch Emotionen ins Zürcher Spiel. Allerdings lief der Einbau der neuesten Jahrgänge zuletzt harzig – speziell seit der Meistersaison unter dem die 1. Mannschaft eher konservativ ein- und aufstellenden André Breitenreiter. Ob dies allerdings nur an den Trainern der 1. Mannschaft lag, ist fraglich. Auf jeden Fall war die U18 der Saison 17/18 die letzte richtig produktive in Sachen Talent-Output: Matteo Di Giusto, Bledian Krasniqi, Simon Sohm, Ilan Sauter, Filip Stojilkovic, Henri Koide, Stephan Seiler, Guillaume Furrer, Sayfallah Ltaief. Danach folgten drei schlechtere Jahrgänge. Vom Team der Saison 18/19 beispielsweise scheinen ein Filip Frei, Silvan Wallner, Soheil Arghandewall, Nils Reichmuth, Kedus Haile-Selassie & Co. unter dem Strich nicht auf dem gleichen Entwicklungskurs zu sein.

Zwischen neuem Konzept und erfolgreichem „Meister-System“

In der Academy wurde über viele Jahre vorwiegend im in der Schweizer Nachwuchsausbildung allgemein vorherrschenden 4-3-3 gespielt – in einer klassischen Spielweise. In gewissen Altersstufen wurden zudem als Teil der Ausbildung wochenweise andere Systeme und Spielweisen ausprobiert. Die U21 trat in der Zeit unter Genesio Colatrella hingegen in einem eher abwartenden und resultatorientierten 4-1-4-1 auf. Die 1. Mannschaft wiederum präferierte spätestens seit der Meistersaison das damals so erfolgreiche schnelle Umschaltspiel durch die Mitte im 3-4-1-2. Dass dieses System und diese Spielweise am besten zum Kader passt, zeigt sich bis heute immer wieder. Bo Henriksen konnte so auf die Erfolgsspur zurückkehren – und auch unter dem Duo Ural / Romano holte man zuletzt mit diesem System und dieser Spielweise in Basel und Genf vier Punkte.

Man wich also in der 1. Mannschaft aufgrund des Resultatdruckes zuletzt in gewissen Partien von der eigentlich angestrebten dominanten Spielweise ab. Diese hatte man davor am ausgeprägtesten in den Auswärtspartien in Luzern, Lugano und Yverdon mal mehr und mal weniger erfolgreich umgesetzt gehabt. Aufgrund dieser aktuell wechselhaften Spielweise liegt die 1. Mannschaft unter dem neuen Trainer-Duo in Sachen Ballbesitz „nur“ an 3. Stelle hinter YB und Lugano. Dies sind aber trotz allem fünf Prozentpunkte mehr als der eigene Saisonschnitt. Die Ballbesitzzahlen der U21 haben sich unter dem neuen Coach Ricardo Moniz bisher noch etwas weniger stark gesteigert. In den zahlreichen Testpartien agiert dieses Team allerdings bereits sehr dominant. In der Academy wird die neue Spielweise hingegen bereits ohne Kompromisse durchgezogen. Von den vier Elite-Teams stehen drei beim Ballbesitz teils mit grossem Vorsprung an der Spitze ihrer Liga. Und die Team-Resultate sind gut.

Im Pressing nun vor YB und St. Gallen

Beim Hohen Pressing sieht es ähnlich aus. Von der U15 bis zur U19 liegt der PPDA-Wert durchs Band zwischen fünf und leicht über sechs. Zum Vergleich: kein Super League-Team bewegt sich in diesem Bereich! Unter dem Trainerduo Ural / Romano steht der FC Zürich neu mit einem Durchschnittswert von 6,64 für das intensivste Pressing der Liga – vor YB und dem FC St. Gallen. Die U21 liegt diesbezüglich in der Promotion League an Zweiter Position hinter St. Gallen. FCZ-Teams erreichen zudem seit Jahresbeginn 2024 hohe Werte bei Leistungsindikatoren wie „Anzahl Pässe“, „Anzahl Pässe ins Angriffsdrittel“, „Vorwärtspässe“, „Vorstösse mit Ball“, „Schüsse“, „Flanken“, „Eckbälle“, „Erlittene Foulspiele“ – und dies mit auf mehreren Altersstufen bereits ziemlich verjüngten Equipen. Das Frauen-Team von Trainerin Jacqueline Dünker hat seit der Winterpause vor allem beim Pressing zugelegt, tut sich aber in Ballbesitz mit dem neuen Konzept noch etwas schwer. Alles in allem ist der neue FCZ-Stil intensiv, modern und attraktiv. Ein Fragezeichen gibt es bezüglich der Eignung des aktuellen Kaders der 1. Mannschaft für diesen Spielstil. Ausserdem muss man auf Sicht auf jeden Fall auch das Energie-Management über eine ganze Saison hinweg im Auge behalten.

Vor etwa zehn Jahren war das dominante „Juego de posicion“ in der damaligen Form unter der etwas abschätzigen Bezeichnung „Tiki-Taka“ in unseren Breitengraden verpönt, und galt als eine seltsame sowie überholte katalanisch-spanische Spezialität. Heute scheint es, kommt auf dem Niveau des internationalen Klub-Fussballs niemand mehr am Erbe und den Prinzipien des einflussreichsten Trainers der heutigen Zeit, Pep Guardiola, vorbei. Speziell die Premier League als beste Liga der Welt ist davon durchdrungen. Alle einigermassen erfolgreichen Teams inklusive Aussenseiter wie der ehemalige Hyypiä-Klub Brighton & Hove Albion basieren ihr Spiel darauf. Selbst „Gegenpressing-Papst“ Jürgen Klopp wurde mit Liverpool erst dann richtig erfolgreich, als er vermehrt “Guardiola-Prinzipien“ in sein Spiel einfliessen liess. In der Bundesliga ist Bayer Leverkusen unter Xabi Alonso aktuell das leuchtende Beispiel für den Erfolg des Positionsspiels.

Ein FCZ in der Übergangsphase ist schwierig auszurechnen

Der Kulturwandel sorgt für Konfliktstoff bis in die Schweizer Nationalmannschaft, in welcher die von Coaches wie Guardiola, Arteta und Alonso geprägten Granit Xhaka und Manuel Akanji ihre im Klub gewohnte Spielweise entgegen der ursprünglichen Ausrichtung unter Murat Yakin auch in der Landesauswahl implementiert sehen wollen. Dabei stellt sich in der SFV-Auswahl eine ähnliche Fragestellung wie beim FC Zürich: ist das aktuelle Kader dafür geeignet? Sind beispielsweise die Innenverteidiger technisch stark und schnell genug? Wie sieht es mit dem Torhüter aus? Ausserdem ist die Qualität der für die im Positionsspiel nötige Breite sorgenden Flügelspieler entscheidend. Die beiden etablierten FCZ-Stürmer Marchesano und Okita fühlen sich an der Seitenlinie nicht wohl, sind im Umschaltspiel im 3-4-1-2 am stärksten. Oko-Flex und Rohner können auf dem Flügel spielen, stehen aber im zweiten Glied – und werden wohl beide als zu wenig zuverlässig gesehen.

So ist es aktuell in der 1. Mannschaft ein Hin und Her zwischen Partien in denen der FCZ im 4-3-3 oder 4-2-3-1 mit Dominanz auftritt – und anderen wo man dann wiederum das Direktspiel und die langen Bälle präferiert wie beispielsweise beim 1:0-Sieg bei Servette. Positiv formuliert ist es aktuell für die gegnerischen Trainer schwierig den FCZ auszurechnen. Selbst das eine Stunde vor Spielbeginn publizierte Matchblatt gibt dem gegnerischen Coach aktuell keine Auskunft über die vorgesehene FCZ-Spielweise, denn Nikola Boranijasevic beispielsweise hat zuletzt alles gespielt: Rechtsverteidiger in einer Viererabwehr, Aussenläufer im 3-4-1-2 – oder sogar als Aussenverteidiger einer Fünferabwehr (defensiv) und gleichzeitig Flügelstürmer (offensiv) in einem hybriden 4-3-3 / 5-3-2 wie im Liga-Heimspiel gegen Winterthur. Der FCZ tritt mit demselben Personal sehr unterschiedlich auf und ist daher für alle Seiten eine Wundertüte. Das wird sich aber ziemlich sicher auf nächste Saison hin ändern.

Daten: Wyscout, Liga, Saison 23-24, FCZ (N) = FCZ unter Ural / Romano bzw. Moniz.

Eine gute Halbzeit und viele Mankos / ACB – FCZ Analyse mit Randnotizen

BRECHER ODER KOSTADINOVIC? / ACB – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Im Gegensatz zu den Vorjahren, als der FCZ gegen Chiasso, Yverdon und Lausanne-Sport drei Mal hintereinander gegen unterklassige Gegner frühzeitig aus dem Cup ausgeschieden ist, schafft er diesmal in Bellinzona den Einzug in den Viertelfinal gegen Winterthur. Nach dem 1:1 zu Hause gegen Stade Lausanne-Ouchy ist der Auftritt im Tessin erneut nicht ganz stilsicher. In der 2. Halbzeit ist der FCZ zwar klar die bessere Mannschaft, aber davor und danach lässt er dem Gegner zu viele Chancen, den Weg für eine Überraschung frei zu machen. Bei der von vielen Trainerwechseln geprägten ACB zeigten die beiden ehemaligen FCZ-Junioren Ilan Sauter und Stephan Seiler einen motivierten Auftritt. Das individuell defensiv auch für Challenge League-Verhältnisse eher mässig besetzte Bellinzona baute im Spiel ohne Ball wenig überraschend auf das Kollektiv – symbolisiert durch die beiden Rettungsaktionen von Rodrigues und Mihajlovic gegen Okita und Conceição knapp vor der Torlinie. Auf diese Art und Weise haben die Tessiner zuletzt auch in der Liga einen Aufschwung erlebt.

Jonathan Okita und die doppelte 93. Minute

Der FCZ setzt Bellinzona von Beginn weg mit Pressing unter Druck, schwankt dann aber in Ballbesitz zwischen Übermotivation und fehlender Zielstrebigkeit, unter anderem auch bei Standards, bei welchen häufig das Timing der Zielspieler nicht stimmt. Trotzdem ist die Leistung klar besser, als noch in den ersten beiden Cup-Duellen mit Red Star und Tuggen – was auch notwendig ist. Der FC Zürich stellt die Passwege über die Seiten zu, um den wiedererstarkten Matteo Tosetti mit seinen gefährlichen Flanken erfolgreich aus dem Spiel zu nehmen. Selbst greift der FCZ hingegen viel über die Seiten an und schlägt eine für diese Saison rekordhohe Anzahl an Flanken (auch pro 90 Minuten gemessen). Bellinzona hat in der 1. Halbzeit eine gute Präsenz, kann die wenigen grossen Fehler beim FCZ aber nicht zu seinen Gunsten nutzen.

In der 2. Halbzeit zieht sich das Team des neuen Coaches Manuel Benevento noch deutlich stärker zurück, und wird vom FCZ phasenweise beinahe erdrückt. Ein klares Handspiel im eigenen Strafraum von Routinier Dragan Mihajlovic in der 68. Minute wird von Ref Tschudi aber nicht gepfiffen – und der FCZ vergibt beste Tormöglichkeiten zur vorzeitigen Entscheidung. So muss eine eher etwas glücklich zustande gekommene Strafraumsituation durch einen Abstauber Jonathan Okitas in der zweiten 93. Minute (dritte Minute der Verlängerung) als Siegtreffer hinhalten – nachdem derselbe Okita in der ersten 93. Minute (Nachspielzeit der regulären Spielzeit) noch die Entscheidung verpasst hatte. Nach dieser FCZ-Führung übernahm sofort Bellinzona das Kommando und ging deutlich mehr Risiken ein. Der FCZ konnte den gleichen Schalter hingegen entweder nicht finden, oder nicht umlegen – und kam so nochmal ins Schwitzen, auch weil alle in der 2. Halbzeit eingewechselten Spieler (Mathew, Okita, Marchesano) in der Verlängerung abbauten.

Highlights – Katic wieder mit einem Fehlpass

Personalien – Oko-Flex solid, aber unauffällig

  • Ifeanyi Mathew: Kompletter Blackout in der Verlängerung, Note „1“ in dieser Phase – speziell im Spiel ohne Ball abgetaucht.
  • Yanick Brecher: Bereits zum fünften Mal in dieser Saison defensiv Bester beim FCZ.
  • Nikola Katic: Nach zwischenzeitlich drei Leistungen im positiven Bereich nun wieder die zweite ungenügende Note in Folge. Seine individuellen Fehler in der 1. Halbzeit hätten den FCZ teuer zu stehen kommen können – und auch in der letzten Minute der Verlängerung hebt er erst das Offside auf und köpft dann auch noch rückwärts im eigenen Strafraum auf Gegenspieler Dieye.
  • Daniel Afriyie: Im ersten Viertel der Partie der Beste beim FCZ, dann kontinuierlich abwärts zeigende Leistungskurve. Neben Marchesano und Kamberi aber ein weiterer nicht allzu gross gewachsener Spieler, der wuchtig und präzis köpfen kann.
  • Adrian Guerrero: Schlägt auch in Bedrängnis starke Flanken. Wie in Genf Bester in der guten 2. Halbzeit des FCZ.
  • Nikola Boranijasevic: Gegenteilige Leistungskurve zu Afriyie: startet schlecht und steigert sich spürbar.
  • Armstrong Oko-Flex: Erhält eine Chance in der Startformation, ist aber in der 1. Halbzeit an keiner Torchance beteiligt.
  • Jonathan Okita: Scheint als Joker zu funktionieren. Kommt nach seiner Einwechslung sofort sehr gut in die Partie. Erstmals in dieser Saison bester FCZ-Offensivspieler. Baut nach seinem Tor in der Verlängerung aber stark ab.

Kommentare – Tosettis Standards eine der grossen Waffen

Randnotiz – Schlechte Verteidigungsarbeit in der Verlängerung

Weitere Berichte

Telegramm (transfermarkt)

Liveticker (sport.de)

Der FC Zürich gewinnt gegen Bellinzona in der Verlängerung 1:0 (Züri Today)

Okita erlöst den FCZ erst in der Verlängerung – Sion problemlos (SRF)

Beim Tessiner Chaos-Club: FCZ beendet eine peinliche Serie (Tages-Anzeiger)

Der FC Zürich setzt sich mit viel Mühe gegen Bellinzona durch (SRF Video)

FCZ – SLO (Südkurve)

Brecher oder Kostadinovic? / ACB – FCZ VORSCHAU

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Die Gegner des FCZ im Schweizer Cup stellen einen Steigerungslauf dar. Erst Red Star (2. Liga Interregional), dann Tuggen (1. Liga) und nun mit der AC Bellinzona (Challenge League) ein nochmal deutlich stärkerer Gegner. Dementsprechend hat FCZ-Coach Bo Henriksen bereits angekündigt, dass er von der Stammelf im Tessin sicher nicht mehr alle elf auf der Bank oder Tribüne lassen wird. Daprelà fehlt nach seiner frühen Auswechslung gegen Stade Lausanne-Ouchy verletzungsbedingt. Denkbar ist, dass Adrian Guerrero von Anfang an spielt und Dauerläufer Nikola Boranijasevic auf der Bank beginnt. Marc Hornschuh könnte für Cheick Condé reinkommen. Die grösste personelle Frage betrifft die Torhüterposition. Kommt wie in den ersten beiden Cup-Runden Zivko Kostadinovic mit dem Trikot Nummer 1 zum Einsatz – oder baut Henriksen gegen einen Challenge League-Gegner auf die nominelle Nummer 1?

Letze FCZ-Pleite in Bellinzona nach legendärem Tihinen-Siegtreffer im San Siro

Die letzte Cup-Begegnung des FCZ mit Bellinzona gab es am 18. September 2016 (2:0 durch Koné und Winter). Damals war Bellinzona gerade von der 2. Liga Interregional in die 1. Liga aufgestiegen. Der FCZ spielte also trotz Abstiegs in die Challenge League zwei Ligen höher. Das letzte Liga-Duell fand schon vor mehr als einem Jahrzehnt mitten im Kampf um die Meisterschaft unter Coach Urs Fischer (1. Mai 2011, 1:0, Torschütze: Mehmedi) statt. Das letzte Mal geschlagen hat die AC Bellinzona den FCZ am 4. Oktober 2009, als die Zürcher vier Tage davor im nahegelegenen San Siro in der Champions League die AC Milan dank einem Hackentrick-Tor von Hannu Tihinen besiegt hatten. Für die ACB traf neben dem Wädenswiler Gürkan Sermeter und Mauro Lustrlinelli der ehemalige FCZ-Junior Shkelzen Gashi. Der zweitletzte Sieg der Tessiner rührt vom 16. April 1983 – mit den ehemaligen FCZ-lern Winfried Kurz und Roger Kundert in den Reihen Bellinzonas. Kurz lebt heute noch im Tessin und betreibt ein Gartenbauunternehmen.

Auch diesmal ist bei Bellinzona wieder viel “FCZ-Stallgeruch“ vorhanden. Innenverteidiger Ilan Sauter hat zwölf Jahre und damit mehr als die Hälfte seines bisherigen Lebens täglich beim FCZ trainiert und gespielt, bis er im Sommer eigene Wege ging. Genauso bei Stephan Seiler, für den ein Jahrzehnt lang fast ununterbrochen das Heerenschürli sein zweites Zuhause war. Der Ernst des Fusballprofi-Lebens hat für die beiden definitiv begonnen! Der ebenfalls langjährige FCZ-Junior Fabio Dixon wechselte bereits im Winter nach einem Jahr in Schweden zur AC Bellinzona zurück. Davor war er bereits zweieinhalb Jahre im Tessin (Chiasso, Bellinzona) aktiv. Auch ACB-Mittelfeldspieler Valentino Pugliese war einst im FCZ-Nachwuchs, wenn auch erst ab der U18 und nur zwei Jahre lang. Einer von vier Uruguayern bei Bellinzona ist Rodrigo Pollero, der als Leihspieler vom FC Schaffhausen gekommen, zu jenen Spielern gehörte, die sich in der Vorrunde der Meistersaison 21/22 unter André Breitenreiter nicht durchsetzen konnten.

Matteo Tosettis wiederentdeckte Standardqualitäten

Unter dem ehemaligen FCZ-Assistenztrainer Sandro Chieffo ist die ACB mit nur zwei Punkten aus sechs Partien in die neue Saison gestartet. Mittlerweile heisst der ACB-Trainer Manuel Benavente. Erst hatte zum dritten Mal in 15 Monaten Assistenztrainer und Klubführungs-Vertrauensperson Ferdinando Cocimano die Rolle des Interimstrainers übernommen, ist aber mittlerweile wieder ins zweite Glied zurückgekehrt. Zum neuen Cheftrainer wurde eigentlich der Spanier Mario Rosas ernannt und dieser coachte das Team auch beim Auswärtssieg in Aarau – allerdings ohne das dazu notwendige Diplom zu besitzen (siehe Blick-Artikel dazu). Der ebenfalls aus Spanien stammende Benavente hatte zuvor auf verschiedenen Stationen als Spielanalyst, Scout, Chefscout, Jugendtrainer, Teamkoordinator, Torwart-Trainer, Technischer Mitarbeiter und Assistenztrainer gearbeitet, letzteres auch in den ersten Tagen in Bellinzona. Nun wurde er kurz nach seinem 50. Geburtstag erstmals offiziell Chefcoach. Der Trainerwechsel gestaltet sich bisher erfolgreich. Unter Interimstrainer Cocimano gab es nach einer 0:4-Klatsche gegen Vaduz ein 0:0-Unentschieden in Schaffhausen und dann den ersten Liga-Saisonsieg mit dem 1:0 zu Hause gegen Stade Nyonnais. Unter Benavente / Rosas folgten dann sieben Punkte aus drei Spielen mit dem 2:1-Auswärtssieg in Aarau, einem weiteren 0:0 gegen Schaffhausen und und am Freitag ein dramatisch errungener 3:2-Auswärtssieg bei Stade Nyonnais.

Schaut man sich die bisherigen Saison-Resultate der Tessiner an, stellt man fest, dass sie gegen Gegner aus der unteren Tabellenhälfte jeweils punkten, während die Partien gegen Kontrahenten aus der oberen Tabellenhälfte verloren gehen. Dies ist für den FCZ eher ein gutes Zeichen. Gegen Schaffhausen hat man zuletzt in Cup und Meisterschaft innerhalb eines Monats drei Mal nach 90 Minuten Unentschieden gespielt, eh man in der Verlängerung der Cup-Partie von einer Überzahl profitierte. Gegen Stade Nyonnais hat Bellinzona kurz hintereinander zwei Mal knapp gewonnen. Die ACB ist ein Team geworden, das auf Challenge League-Niveau kompakt stehen und mit Kampfgeist verteidigen kann. Was an individuellen Defensivqualitäten etwas fehlt, kompensiert man als Mannschaft. Bellinzona war seit Saisonbeginn offensiv fast ausschliesslich auf Konter gefährlich, kassierte dabei gleichzeitig aber auch die Gegentore in erster Linie durch gegnerische Umschaltsituationen. Im Spiel nach vorne ist unter den neuen Trainern in der kurzen Zeit ganz offensichtlich an den Standards gearbeitet worden. Wie aus dem Nichts hat Captain Matteo Tosetti (in der Saison 17/18 bester Assistgeber der Super League) plötzlich wieder seine alten Qualitäten bei Eckbällen und Freistössen ausgegraben. Davon profitiert Ilan Sauter, dem in Aarau und Nyon total gleich drei Standardtore gelangen! Zwei Mal traf Sauter per Kopf am nahen Pfosten, einmal aus naher Distanz per Abstauber nachdem Mittelstürmer Dieye den Eckball in die gefährliche Zone weitergeleitet hatte. Sauter war zuvor in seinen mehr als fünf Jahren im Profibereich erst ein einziges Tor gelungen.

AC Bellinzona: zu wenig Flügel, zu viele Mittelstürmer

Im Team des peruanischen Klubbesitzers Pablo Betancur hat von den vier Uruguayern im Kader aktuell nur der Aussen-Mittelfeldspieler Thomás Chacón einen Stammplatz. Er besetzt mit Tosetti die Flügelpositionen, wobei beide eher spielerische Qualitäten mitbringen als Speed. Das Zentrum wird durch Stephan Seiler und dem aus dem Nachwuchs des Team Ticino stammenden Tommaso Centinaro gebildet. Innenverteidiger spielen Sauter und der vom Alter her erfahrenere, aber verletzungsanfällige Rodrigues. Rechts verteidigt der von PSG gekommene Lamy und links üblicherweise der Tessiner Routinier Dragan Mihajlovic (Ex-Lugano, – APOEL, – Levski), der manchmal aber auch in der Mittelfeldzentrale gebraucht wird. Im Tor steht mit dem Italiener Iacobucci ein für Challenge League-Verhältnisse eher überdurchschnittlicher Torhüter. Vorne hat sich zur Zeit das Duo Mahmoud / Dieye durchgesetzt. Der von Alaves ausgeliehene mauretanische Nationalspieler Abdallahi Mahmoud ist nicht nur physisch stark, sondern kann auch gute Bälle in die Tiefe spielen. Der senegalesische Mittelstürmer Matar Dieye hat in den obersten Ligen der Ukraine, Kroatiens, Finnlands und Ungarns bei guten Vereinen gespielt. Während auf den Aussenpositionen im Mittelfeld die Kadertiefe etwas fehlt, gibt es auf der Mittelstürmerposition eher zu viele Stammplatz-Kandidaten: Yvan Alounga (Ex- Aarau, – Luzern), Tresor Samba (Ex-FCB), Rodrigo Pollero (Ex-FCZ) oder auch das zuletzt angeschlagene vielversprechende eigene Talent Ranjan Neelakandan würden alle gerne mehr Einsatzminuten erhalten.

Ifeanyi Mathew sticht heraus: Spieler-Performance 22/23

Wie gut war die Leistung der Spieler des FCZ-Kaders in der abgelaufenen Saison 22/23? Nach der detaillierten Auswertung der Mehrzahl der Partien der letzten Saison steht Winterneuverpflichtung Ifeanyi Mathew mit einer Durchschnittsnote von 7,5 deutlich an erster Position. Auf den nächsten Positionen folgen eng beieinander Boranijasevic, Condé, Vyunnik, Krasniqi, Rohner und Ligue. Fünf Spieler lagen mit ihrer Durchschnittsnote im ungenügenden Bereich – allen voran Nikola Katic, der in der abgelaufenen Saision mit 2,5 einen der tiefsten aufgezeichneten Notenschnitte seit Beginn der Züri Live-Notengebung im Jahr 2016 hatte. Katic war sowohl mit wie auch ohne Ball der klar schlechteste FCZ-Spieler der abgelaufenen Saison. Mathew war auch offensiv die Nummer 1, während defensiv der speziell bei gegnerischen Umschaltsituationen immer wieder wertvolle Bledian Krasniqi am besten abschnitt. Im Vergleich zur Foda-Zeit hat sich Blerim Dzemaili unter Bo Henriksen am meisten gesteigert, dazu spielten auch Stephan Seiler, Marc Hornschuh und Cheick Condé unter dem Dänen deutlich besser.

Züri Live Spieler-Noten, Punkte pro Spiel und Torbeteiligungen pro 90 Minuten (noch nicht alle Spiele ausgewertet)

FCZ kann ohne Cheick Condé nicht gewinnen

Die Bilanz der „Punkte pro Spiel“ wird angeführt durch Selmin Hodza und Zivko Kostadinovic, die selten in der Meisterschaft, dafür aber im Cup gegen das Amateurteam Cham dabei waren. Mathew und Katic waren in der resultatmässig schlechten Anfangsphase der Saison nicht mit dabei und haben aus diesem Grund einen guten Punkteschnitt. Cheick Condé, der ebenfalls einen relativ guten Punkte pro Spiel-Schnitt aufweist, war hingegen die ganze Saison dabei. Der Guineer wurde über die Spielzeit verteilt in sechs Meisterschaftsspielen (2x Lugano, je 1x Winterthur, St. Gallen, GC und FCB) drei Mal wegen Gelbsperre und drei Mal als Ersatzspieler (davon beide Partien unter Interims-Coach Colatrella) nicht eingesetzt. Keines dieser sechs Partien konnte der FCZ gewinnen (drei Niederlagen, drei Unentschieden). Auch die einzige Europacup-Partie, in welcher Condé fehlte, wurde zu einer 1:5-Heimklatsche gegen PSV. Bogdan Vyunnik arbeitete sehr viel für die Mannschaft und kam auch aus diesem Grund zu wenig Torchancen im Strafraum. Dass er Tore erzielen kann, zeigte er später an der U21-EM, als er für die Ukraine gegen Spanien ins Netz traf. Am wenigsten Punkte pro Spiel weisen Spieler wie Ivan Santini und Donis Avdijaj auf, die in der Liga-Resultatflaute unter Franco Foda vorwiegend ihre Einsätze hatten.

Der gleiche Ivan Santini weist in der Statistik bezüglich „Torbeteiligungen“ die beste Statistik auf. Der bisher wenig eingesetzte Kroate war pro 90 Minuten in den ausgewerteten Partien an 1,2 FCZ-Toren beteiligt. Danach folgt Zivko Kostadinovic (dank dem Cupspiel in Cham), dann Stephan Seiler , Karol Mets, Aiyegun Tosin und Calixte Ligue. Am wenigsten Torbeteiligungen hatten Yanick Brecher, Becir Omeragic, Ifeanyi Mathew, Nikola Katic und Mirlind Kryeziu. Jonathan Okita hat eine ebenfalls niedrige Torbeteiligung.

Michi Frey zwei Mal hintereinander an der Spitze

Züri Live-Noten Top 5 und Flop 5 von 2016/17 bis 2022/23

Ifeanyi Mathew löst Antonio Marchesano ab, der in der Meistersaison bester Zürcher war. Michael Frey hatte in den Saisons 17/18 und 18/19 zwei Mal hintereinander die beste Durchschnittsnote, wobei er in der zweiten Saison nur in der Anfangsphase mit dabei war. Die sich diesmal unter den Top 5 befindlichen Bledian Krasniqi und Fabian Rohner sind dies nicht zum ersten Mal, hatten schon vor ihren Leihen nach Wil gute Leistungen im FCZ-Trikot gezeigt. Mirlind Kryeziu, Antonio Marchsano und Alain Nef (nun Assistenztrainer), die in der Aufstiegssaison 16/17 unter den Top 5 gewesen waren, sind immer noch mit dabei. Blerim Dzemaili war hingegen in den letzten drei Saisons immer unter den „Flop 5“, wobei er sich im Vergleich zu seiner sehr schlechten Rückkehr-Saison gesteigert hat. Auch der letztjährige beste FCZ-Torschütze Aiyegun Tosin war in jener Spielzeit im Schnitt deutlich ungenügend aufgetreten.

FCZ Sommer-Fazit: Nils Reichmuth überzeugt, gutes Bar-Début, Katic weiterhin Schwachpunkt

In den letzten Jahren hat wohl noch nie ein FCZ-Trainer so stark auf Kontinuität gesetzt, wie Bo Henriksen – selbst André Breitenreiter nicht. Dieser Eindruck deutete sich bereits letzte Saison an und verstärkte sich in der Sommervorbereitung noch weiter. Weder personell, noch bezüglich Spielformation noch von der Spielweise her gibt es Experimente. Henriksen und die sportliche Führung insgesamt setzt darauf, dass die einzelnen Spieler und das Team als Ganzes sich in der anstehenden Saison weiterentwickeln und zusammenwachsen. Super League-Klubs sind mit Ausnahme von YB und FCB kaum je in der Lage, Spieler für die 1. Mannschaft verpflichten oder heranziehen zu können, die sofort „einschlagen“. Jeder neue Spieler bringt normalerweise gewisse Mankos mit: noch nicht ganz reif für die Liga, schlechte Statistiken, länger verletzt gewesen oder zuletzt in einer tiefer einzuschätzenden Liga gespielt. Wenn man die richtige Wahl trifft, kann so ein Spieler dann aber in der dritten oder vierten Saison, manchmal auch schon in der zweiten aufblühen. Der FCZ hat viele Spieler im Kader, deren Entwicklungspotential noch nicht ausgeschöpft ist oder die bisher noch nicht ihr wahres Gesicht gezeigt haben.

Aliti, Krasniqi, Bar mit „Nationalmannschafts-Handicap“

Der FCZ betont in seinen eigenen Publikationen die resultatmässig erfolgreiche Testspielserie (fünf Siege in fünf Spielen). Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass die Resultate ausschliesslich gegen unterklassige Teams zustande gekommen sind. Selbst bei den Zweitligisten Schaffhausen und Greuther Fürth standen zu den Zeitpunkten, als der FCZ den jeweiligen Sieg klar gemacht hat, einige äusserst unerfahrene Junioren auf dem Platz. Die Wahl der Testgegner muss trotzdem nicht falsch gewesen sein. Die graduelle Steigerung der Stärke der Gegner von Spiel zu Spiel entspricht dem jeweiligen Vorbereitungsstand. Es lassen sich so die im Training eingeübten Inhalte einfacher im Spiel umsetzen. Zu starke Gegner, speziell zu Beginn der Vorbereitung, bergen die Gefahr, dass man zu früh in den Kampf- und Wettkampfmodus gerät – und dabei die Inhalte zu kurz kommen. Letztendlich haben Testspielgegner und – resultate sowieso noch nie etwas über den Erfolg oder Misserfolg beim Saisonstart ausgesagt.

Auf individueller Ebene haben Testspiele hingegen durchaus eine gewisse Aussagekraft. Berücksichtigt werden muss dabei allerdings der unterschiedliche Vorbereitungsstand. Die in den Nationalteams engagierten Kaderspieler sind erst später dazugestossen und haben dementsprechend ein Handicap. Dies kann dem Einen oder Anderen den Platz in der Startformation zum Saisonstart kosten. Vor allem bei Fidan Aliti oder Bledian Krasniqi ist dies relevant, aber natürlich auch bei Neuverpflichtung Arad Bar, der erst im letzten Test gegen die SpVgg Greuther Fürth sein Début im FCZ-Trikot gefeiert hat. Tosin ist davon vermutlich weniger stark betroffen, da seine Position in der Hierarchie der Stammformation gesicherter ist. Die sich grundsätzlich auf dem Sprung in die Super League befindlichen Stürmer Calixte Ligue und Labinot Bajrami kamen den ganzen Juni lang noch in den U18-Playoffs und nun dafür in der Vorbereitung der 1. Mannschaft nicht zum Einsatz – Ligue war (genauso wie Innenverteidiger Kryeziu) beim letzten Test gegen Greuther Fürth angeschlagen, Bajrami zusammen mit Stephan Seiler zudem ebenfalls auf der Tribüne.

Arad Bar überzeugt beim ersten Auftritt

Der FCZ agierte wie schon letzte Saison meist unter Trainer Henriksen (mit Ausnahme von einzelnen Partien gegen den FCB oder YB) ausgerichtet auf Ballbesitz und soweit es die Temperaturen zuliessen auch so häufig wie möglich hochstehend. Dabei offenbarten sich selbst gegen schwächere Gegner einmal mehr die grossen Schwächen der Dreierkette, wenn die Mannschaft hoch steht. Nikola Katic ist wie über weite Strecken der Rückrunde weiterhin der grosse Schwachpunkt – sehr langsam, fällt häufig falsche Entscheidungen, überschätzt sich, spielt viele Fehlpässe – nicht selten im eigenen Strafraum – und gibt dann wahlweise dem Platz, dem Schiedsrichter oder den Mitspielern die Schuld dafür. Lindrit Kamberi, Fabio Daprelà oder Fidan Aliti sind alle ebenfalls keine Sprintraketen. Mit einfachen hohen Bällen hinter die Zürcher Abwehr wird es so tendenziell jedes Mal sehr gefährlich. Mit Daprelà hat der FCZ einen weiteren Linksfuss verpflichtet, der deutlich mehr Ruhe und Sicherheit ausstrahlt, als Katic, vorläufig aber wohl auf der halblinken Position (für Aliti) zum Einsatz kommen wird. Die Rückkehr von Mirlind Kryeziu auf die zentrale Innenverteidigerposition (mit Daprelà als Alternative) an Stelle von Katic, würde der Zürcher Hintermannschaft mehr Stabilität und Sicherheit verleihen. Auf der rechten Innenverteidigerposition machte nicht nur in dieser Vorbereitung, sondern auch schon zuvor Daniel Denoon (U21) den sichereren und reiferen Eindruck als der vom FC Wil zurückgeholte Silvan Wallner – Physis und Speed bringt er ebenfalls mit.

Arad Bar vor der ersten Einwechslung im FCZ-Trikot mit der Nummer 8

Der vom israelischen Zweitligisten Maccabi Petah Tikva verpflichtete Arad Bar hat bei seinem ersten Einsatz gegen Greuther Fürth gleich mal gezeigt, was er drauf hat. Auf seiner angestammten Position im Zentralen Mittelfeld hat sich zwar mittlerweile das Duo Condé / Mathew ziemlich gut eingespielt, der israelische U21-Nationalspieler steht aber sicherlich als offensivere Variante zu Beginn schon für Teileinsätze zur Verfügung und hat sich mit seinem Drive und starken Flanken, obwohl er Rechtsfüsser ist, gleich auch noch als erste Alternative für Adrian Guerrero auf der linken Seite empfohlen – noch vor den ebenfalls auf dieser Position getesteten Fischer und Guzzo.

Ohne Marchesano im Dreimann-Sturm

Coach Bo Henriksen liess in jedem der fünf Vorbereitungspartien mit Dreierabwehr und fast durchgehend mit flachem Vierermittelfeld spielen. Die Formation der drei Forwards änderte sich hingegen. Gegen Kreuzlingen spielte man in der 1. Halbzeit noch mit nur einem 6-er (Hanke) und den beiden 8-ern Nils Reichmuth und Seiler hinter dem Zweimannsturm Rohner / Okita. In der 2. Halbzeit war es dann bereits die Formation mit den zwei 6-ern Condé / Mathew und davor den beiden Reichmuth-Brüdern auf der Doppel-10 hinter der einzigen Spitze Marchesano. Gegen Dietikon bildete bis zum verletzungsbedingten Ausfall Marchesanos der Tessiner die Doppel-10 mit MIguel Reichmuth und wurde dann durch Fischer ersetzt. Nils Reichmuth ersetzte seinen Bruder Miguel zur Pause. Einzige Sturmspitze war erst Okita und dann Avdijaj.

Gegen Rapperswil-Jona begann man dann erstmals mit einem klassischen Dreimann-Sturm mit Linksfuss Nils Reichmuth auf dem rechten und Rechtsfuss Okita auf dem linken Flügel – mit Donis Avdijaj in der Mitte. Nach den Wechseln spielte Hanke auf der Zehn hinter dem Zweimannsturm Santini / Nils Reichmuth. Gegen Schaffhausen begann der Dreimannsturm Rohner / Avdijaj / Okita, der sich im Verlaufe der Partie durch Wechsel zum Trio Nils Reichmuth / Santini / Afriyie wandelte. Gegen Greuther Fürth blieb Henriksen beim Dreimannsturm und begann mit Rohner / Tosin / Okita. Nach einer Stunde ersetzte Afriyie Tosin in der zentralen Sturmposition. Nach 75 Minuten wurden auch Rohner und Okita ausgewechselt. Nun lautete das Sturmtrio Nils Reichmuth / Afriyie / Avdijaj. Für das letzte Spielviertel kam dann auch noch Santini rein, Afriyie rückte auf den Flügel und Nils Reichmuth auf die Doppel-6. Damit beendete man die Testspielreihe mit dem Sturmtrio Afriyie / Santini / Avdijaj.

Reichmuth & Reichmuth: FCZ geht mit Brüderpaar in die Saison

Was auffällt: die Art und Weise wie die vordersten drei Spieler formiert wurden, war in erster Linie abhängig vom vorhandenen Personal. Zu Beginn der Vorbereitung stand kein einziger klassischer Mittelstürmer zur Verfügung. Ab der zweiten Partie mit dem verletzungsbedingten Ausfall Antonio Marchesanos zeichnete sich mit der Zeit dann immer mehr der klassische Dreimannsturm als aktuelle Lösung ab. Ivan Santini und der junge Labinot Bajrami sind typische Mittelstürmer. Der Grossteil der Zürcher Forwards ist vorne hingegen flexibel einsetzbar. Avdijaj, Rohner, Afriyie, Ligue, Okita und Tosin haben alle schon viele Spiele sowohl auf der Flügelposition wie auch im Sturmzentrum gemacht. Man kann im Gegensatz zur Situation vor ein paar Jahren heute wahrlich nicht davon sprechen, dass der FCZ zu wenig Stürmer hätte. Zudem ist eine grosse Diversität von unterschiedlichen Stürmertypen vorhanden. Nils Reichmuths ideale Position ist auf der Zehn oder als hängende Spitze – er wurde in der Vorbereitung aber auch als Rechter Flügel eingesetzt. Letztendlich hat nicht zuletzt der neue Champions League-Sieger das Stereotyp vom zwingenden Profil des blitzschnellen Offensivflügels etwas ins Wanken gebracht. Auch technisch starke „Zehner“-Typen können auf dem Flügel ihre Wirkung gut entfalten.

Mehr als acht Jahre ist es her, als mit den Verteidigern Raphaël und Philippe Koch letztmals ein Brüderpaar im Kader der 1. Mannschaft stand. Jetzt ist es mit den Mittelfeldspielern Nils (21) und Miguel (19) Reichmuth wieder soweit. Zumindest vorerst: denn eine Leihe speziell von Miguel ist denkbar. Beide haben ihre Qualitäten eher im technischen Bereich. Rechtsfuss Miguel zeigte in den Testspielen ordentlich bis gute Leistungen. Linksfuss Nils ist torgefährlicher, und bringt mit den zwei Challenge League-Jahren in Wil mehr Erfahrung mit. Er hat in dieser Sommervorbereitung am meisten gespielt, und liegt zudem bei den Torvorlagen vorne. Mittlerweile ist Nils noch etwas zielstrebiger geworden und bringt auch eine gewisse für die Super League notwendige Pace mit, so dass er als der wohl grösste Gewinner der Sommer-Testspielserie bezeichnet werden kann. Letztendlich zählt aber Sonntag 23. Juli, 16:30 gegen Yverdon-Sport im Letzigrund!

Hilfe, wir haben den Ball! / Luzern – FCZ Analyse mit Randnotiz: neue Kandidatur für den Schwalbenkönig

Macht Roko wieder den Simic? / Luzern – FCZ Vorschau (Züri Live)

Die angesprochenen Parallelen zur Abstiegssaison gehen weiter. Damals hatte der FCZ in der 27. Runde gegen den FC Basel unentschieden gespielt und lag damals wie heute danach auf dem 8. Platz – 15/16 sogar mit deutlich mehr Vorsprung als heute. Dann kam in der 28. Runde die Niederlage gegen Luzern, welche den Auftakt zu einer Serie von sieben Partien mit nur einem Punkt darstellte.

Wenig Ballbesitz, mehr Erfolg

Die 1:2-Heimniederlage vor zwei Spieltagen gegen den FC Sion war ein Schock für Luzern: viel mehr Ballbesitz und ein klares Chancenplus – und trotzdem baute man die Walliser auf, anstatt sich in der Tabelle nach vorne orientieren zu können. Trainer Mario Frick lernte daraus und zog sein Team in den folgenden Partien in Winterthur und gegen den FCZ in die eigene Platzhälfte zurück, suchte das Heil in schnellen Gegenstössen. Das funktionierte ausgezeichnet! Zwei Spiele, zwei Siege.

Die gleiche Schlussfolgerung könnte der FC Zürich nach der klaren Niederlage in der Swissporarena ziehen. Zuletzt hatte man in St. Gallen und gegen den FCB mit wenig Ballbesitz jeweils die besseren Torchancen herausgespielt. In Luzern hingegen hatte man deutlich mehr den Ball – und zog den Kürzeren. Dazu kam als zusätzliches Indiz: die einzige Spielphase, in der Luzern mehr Ballbesitz hatte, war das letzte Viertel – und dieses war gleichzeitig die beste Phase des FCZ. Für beide Teams scheint also zur Zeit zu gelten: „Hilfe, wir haben den Ball (zu lange)!“.

Verbesserung auf der linken Seite dank dem Duo Aliti / Hodza

Trotz ähnlicher Kontertaktik wie in Winterthur machte Coach Frick gegen den FCZ eine Umstellung taktischer Art vom üblichen Rhombus-System auf ein 4-2-3-1. So wie dies vor ein paar Wochen bereits Raphael Wicky in Zürich gemacht hatte. Die Innerschweizer zogen sich stark zurück. Dejan Sorgic wartete vorne allein auf weiter Flur auf die Auslösung eines überfallartigen Konters. Wenn Luzern aber mal zum Aufbauspiel kam, dann versuchte man es der taktischen Änderung entsprechend häufiger über die Seiten, als noch in Winterthur. Das 4:1 in der 64. Minute fiel dann auch durch einen Angriff über die linke Seite.

Die Einwechslung von Pascal Schürpf für Sofyan Chader zur Pause war einer der Gründe, warum die in der 1. Halbzeit noch gut spielende rechte Zürcher Seite mit Omeragic und Boranijasevic in der zweiten Hälfte einen richtiggehenden Einbruch erlitt. Das letzte FCZ-Gegentor mit einem Angriff über diese Seite fiel ebenfalls in Luzern kurz nach der Winterpause, als beim damaligen 2:0-Führungstreffer der Luzerner Boranijasevic sich hoch in der gegnerischen Hälfte düpieren liess. Ansonsten war zuletzt die linke Zürcher Seite anfälliger gewesen mit drei Gegentoren hintereinander gegen YB. Servette und in Lugano, als jeweils das Duo Aliti / Kamberi verteidigte. Mit Hodza als Aussenläufer und Aliti links in der Dreierabwehr scheint diese Seite defensiv besser zu funktionieren. Die Pässe, die Aliti zu Gast bei seinem Ex-Klub konstant von hinten heraus spielte, waren zudem eine echte Augenweide.

Katic bei der Spielweise unter Henriksen ein Sicherheitsrisiko

Zuletzt gegen Basel setzte der FCZ den durch das Cupspiel unter der Woche etwas müden Gegner richtigerweise durch hohes Pressing stark unter Druck und zwang diesen zu vielen Fehlern. Die Stürmer machten daraus in Abwesenheit von Tosin dann aber zu wenig. Es brauchte einen Weitschuss von Condé, um zu reüssieren. Auch in Luzern benötigte es ein Weitschusstor eines Mittelfeldspielers, um ins gegnerische Gehäuse zu treffen. In der Kategorie Weitschusstore (6) liegt der FCZ mittlerweile an zweiter Position der Liga. Zu Magnin-Zeiten war man in dieser Kategorie jeweils bei den Schlusslichtern.

Es fällt auf, wie viele gegnerische Trainer in letzter Zeit ihre Taktik gegen den FCZ umstellen – sicherlich auch aufgrund der zuletzt insgesamt eher positiven Resultate des Letzigrund-Teams. Luzerns Konzept war ganz auf den grössten Zürcher Schwachpunkt, die Langsamkeit der Verteidiger, speziell von Katic, ausgerichtet. Der FCZ stand aber nicht nur wegen Luzern hoch und hatte viel Ballbesitz, sondern er will dies unter Bo Henriksen auch. Das Problem dabei: das Stärken-/Schwächen-Profil der Mehrheit der eingesetzten Spieler passt nicht zu diesem Spielstil (siehe Randnotiz im Winterthur-Artikel). Nikola Katic ist nur eines von mehreren Beispielen dafür, aber wahrscheinlich das klarste. In einer wie letzte Saison unter André Breitenreiter tief stehenden Mannschaft, die in erster Linie auf schnelles Umschaltspiel ausgelegt ist, könnte Katic auf Super League-Niveau wohl bestehen. Man erinnere sich beispielsweise an die „Abwehrschlacht“ in Unterzahl in Basel, als kurz vor Schluss Rohner mit einem Konter beinahe noch das Siegtor erzielte. In einem hoch stehenden Team mit viel Ballbesitz ist er hingegen ein viel zu grosses Sicherheitsrisiko.

Forwards können sich in Luzern kaum durchsetzen

Bei der Beurteilung der Partie nicht vergessen werden darf, dass die junge Luzerner Mannschaft wirklich stark spielte – allen voran Marco Burch und Nicky Beloko. Sie benötigten für ihren Powerfussball in den ersten drei Vierteln der Partie aber auch viel Kraft, so dass der FCZ bei einem knapperen Spielstand in den letzten 15-20 Minuten die Partie durchaus noch hätte drehen können. Daher war für Luzern der Treffer zum 4:1 äusserst wichtig. Er nahm dem FCZ den Glauben an die Wende, wodurch die nachlassenden Kräfte in der Schlussphase weniger ins Gewicht fielen. Pius Dorn gelang zum ersten Mal in seiner Profikarriere ein Doppelpack. Zuletzt hatte er dies in der U19 des SC Freiburg (drei Mal) geschafft, als er noch auf einer offensiveren Position eingesetzt wurde.

Das Spiel des FCZ war im ersten Viertel grundsätzlich gut, auch wenn man sich danach aus dieser Phase vor allem an einzelne gefährliche Luzerner Szenen erinnern wird, die aufgrund des defensiven Schwachpunktes Katic entstanden. Im zweiten und dritten Spielviertel wurde dann die Leistung von mehreren Spielern schlechter, bevor im letzten Viertel nach den Wechseln der FCZ die bessere Mannschaft war. Insgesamt spielte der FCZ aber zu wenig einfach, schnell und schnörkellos. Und die Stürmer stiessen gegen die jungen Luzerner Verteidiger an ihre Grenzen. Insgesamt hatte der FCZ bei dieser klaren Niederlage in Luzern erstaunlicherweise die höchste bisher von Züri Live gemessene Anzahl an guten Offensivaktionen im Jahr 2023, aber gleichzeitig auch am zweitmeisten schlecht ausgeführte Aktionen im Spiel mit Ball.

Mehrere taktische Wechsel während der Partie

Die in den Medien nach der Partie viel thematisierte Pausenansprache Henriksens war im übrigen nicht eine klassische „Brandrede“, sondern beinhaltete viel eher (in lautem Ton vorgetragene) konkrete Anweisungen an das Team insgesamt und an einzelne Spieler. Henriksen stand dabei ganz offensichtlich vor einer Taktiktafel, blickte konkrete Spieler an und sagte Dinge wie: «ich erwarte von Dir, dass Du in diesen Raum gehst».

Taktische Veränderungen gab es beim FCZ während dem Spiel einige. Man begann so wie man das mit 2:1 gewonnene Heimspiel gegen Luzern aufgehört hatte: im 3-4-1-2. Aufgrund des überraschenden 4-2-3-1 von Luzern stellte man aber bereits nach fünf Minuten auf ein 3-3-2-2 um – das heisst, Cheick Condé stand höher und Bledian Krasniqi weniger zentral. Dadurch ergab sich zwischenzeitlich eine stärkere Mannorientierung im Zentrum. Nach dem Gegentor zum 0:1 wechselte der FCZ dann aber etwas hektisch wieder zurück auf das zu Beginn angewendete 3-4-1-2, was dem Zürcher Spiel nicht gut tat. Das System und die Zürcher Probleme setzten sich nach der Pause fort, auch mit dem eingewechselten Roko Simic auf der Zehnerposition für Bledian Krasniqi. Mit einer weiteren Umstellung auf ein 3-4-3 ab der 60. Minute wurde es dann deutlich besser.

Fragezeichen bei den Eckbällen

Normalerweise gibt es beim FCZ auch taktische Auswechslungen. Diesmal aber wechselte Coach Henriksen schlicht die fünf schlecht spielenden Spieler aus, erstmals auch Katic. Bei Eckbällen hatten beide Teams zu Beginn defensiv etwas Probleme. Beim ersten Zürcher Corner standen Krasniqi und Condé völlig frei. Beim zweiten wurde dies aber sofort korrigiert und die entsprechenden Zürcher Spieler von Jashari und Ottiger gedeckt. Bei Luzerner Eckbällen stand hingegen Dorn immer frei, weil der FCZ nun wieder drei statt zwei Spieler für die Raumdeckung abstellt. Den Sinn und Zweck, Marchesano auf den Kreuzungspunkt von nahem Pfosten und Elfmeterpunkt in den Raum zu stellen, erschliesst sich auf den ersten Blick nicht. In diesem Raum landet so gut wie nie ein Eckball.

Personalien

  • Bledian Krasniqi: War zeitweise alleine gegen das Duo Beloko und Jashari. Hatte aber auch einen schlechten Tag und wirkte weniger spritzig als in anderen Partien – null Abschlussbeteiligungen und nach vorne praktisch wirkungslos.
  • Jonathan Okita: Zeigte nach dem zweiten und vierten Gegentor eine Reaktion. So zielstrebig und schnörkellos wie in diesen Momenten müsste er von Beginn weg spielen. Seine lässige Ballannahme in Rücklage mit gestrecktem Bein erinnert an Feierabendfussball mit Kollegen, und führt in der Super League, wo die Verteidiger im Schnitt hartnäckiger agieren als in Holland, zu vielen Ballverlusten.
  • Becir Omeragic: Hatte insgesamt eigentlich eine gute 1. Halbzeit, kümmerte sich beispielsweise zuerst aufmerksam um den bei Standards gefährlichen Burch. War dann aber bei den gefährlichsten Luzerner Szenen auch negativ im Fokus, was ihm etwas das Selbstvertrauen zu rauben schien. Jedenfalls fiel er in der 2. Halbzeit in ein Loch.
  • Nikola Katic: Wieder eine Note „1“ wie im ersten Spiel nach der Winterpause in Luzern, im Jahr 2023 bisher fast ausschliesslich ungenügende bis schlechte Noten. Nach zuletzt immerhin aufsteigender Tendenz wieder ein extremer Rückfall. Die Defensivleistung ist miserabel. Gegen eine konternde Mannschaft auf Super League-Niveau viel zu langsam – und passt dabei seinen Spielstil trotzdem nicht à là Filipescu an diese Realität an – als würde er diese ignorieren. Die Gegner nutzen dies systematisch aus. Stürmer wie Sorgic locken Katic mit ihren Laufwegen in die gegnerische Platzhälfte oder an die Seitenlinie und lassen ihn dann dort stehen wie ein unabgeholtes Paket auf der Post. Die Szene wiederholt sich Spiel für Spiel, immer und immer wieder.
  • Mirlind Kryeziu: Ist aktuell relativ weit von seiner Bestform von letzter Saison entfernt, aber trotzdem ruhiger, überlegter und schneller als Katic.
  • Fidan Aliti: Wenn nur alle in der Mannschaft so ein Passspiel hätten! Die Präzision, die Dosierung, die Konstanz! Keine Kunst, aber Qualitätshandwerk. Auch von Alitis Schnörkellosigkeit könnten sich viele eine Scheibe abschneiden. Geht auch in der Nachspielzeit beim Stand von 1:4 noch volle Pulle.
  • Ifeanyi Mathew: Begann gut. liess sich dann phasenweise vom Auftritt einiger Mitspieler mit runterziehen. Als Selnaes ins Spiel kam, blühte er wieder auf. Premièrentor aus der Distanz mit dem schwächeren Fuss.
  • Selmin Hodza: Abgesehen von ein, zwei taktischen Fehlern bestätigte er den positiven Eindruck vom Basel-Spiel; einer der aufmerksamsten FCZ-ler auf dem Platz.
  • Antonio Marchesano: Hat etwas das Pech, dass er ausgewechselt wird, kurz bevor Luzern ausgepowert ist. Gegen das hochtourige Luzern der ersten drei Viertel der Partie kann er sich nicht durchsetzen. Die Gegenspieler sind praktisch immer schneller am Ball. In so einer Situation unterläuft ihm dann auch noch mehrmals der typische Tosin-Fehler der letzten Jahre: abrupte Richtungsänderung in einem Moment, wo der Mitspieler den Ball bereits am Zuspielen ist.
  • Calixte Ligue: Kam bei weitem nicht so gut in die Partie wie bei seinem ersten Einsatz nach der Winterpause in Luzern. Begann mit zwei unnötigen Fouls und stand defensiv zeitweise etwas verloren im Raum.
  • Ole Selnaes: Wie eine frische nordische Brise für das Zürcher Spiel. Machte dieses mit seiner Spielingelligenz und gutem Passspiel deutlich strukturierter. Profitierte dabei aber auch von nachlassenden Luzernern.

Randnotiz – neue Kandidatur für den Schwalbenkönig

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Telegramm Luzern – FCZ (SFL)

Südkurve in Luzern

Zürich chancenlos gegen ein bärenstarkes Luzern (Blue)

Zürich chancenlos: Luzern gewinnt mit 4:1 (SRF)

Magischer FC Luzern gewinnt Flutlichtspiel mit 4:1 gegen den FC Zürich (Luzerner Zeitung)

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Der FC Luzern spielt, der FCZ-Trainer tobt (Tages-Anzeiger)

Scharmützel und Sachbeschädigungen nach Fussballspiel: FCZ-Anhänger bewerfen Polizei mit Flaschen – diese reagiert mit Gummischrot (Luzerner Zeitung)



Guerrero-Ersatz Aliti mit viel Freiheiten, aber wenig Spielanteilen / FCZ – YB Analyse mit Randnotiz: Aus fünf mach zwei – wie YB den FCZ beim 2:2-Ausgleich zerpflückt hat

Wer ersetzt Adrian Guerrero? / FCZ – YB Vorschau (Züri Live)

Wie von den Züri Live-Lesern und -Hörern gefordert, ersetzte Fidan Aliti den verletzten Adrian Guerrero gegen YB auf der linken Aussenläuferposition. Dieser wurde von den Teamkollegen aber wenig ins Offensivspiel eingebunden. YB gab Aliti viel Platz. Er stand häufig frei. Der FCZ nutzte aber potentielle zwei gegen eins-Situationen über die linke Seite nicht. Das Spiel lief aber vorwiegend wenn nicht durch die Mitte, dann über die rechte Zürcher und linke Berner Seite. YB-Coach Raphael Wicky wich gegen den FCZ von seinem geliebten Mittelfeld-Rhombus ab und liess sein Team in einem 4-2-3-1 antreten. Dies ist auch ein Kompliment an den Gegner. Die Berner Tendenz unter Wicky viel durch die Mitte zu spielen, blieb trotzdem erhalten.

Züri Live-Leserfrage vor der Partie

FCZ hält YB aus der Gefahrenzone fern

YB hatte mehr den Ball und kam zu einer deutlich höheren Anzahl von Abschlüssen. Die FCZ-Hintermannschaft gemeinsam mit dem Mittelfeld schaffte es aber, die Berner weitgehend aus der Gefahrenzone fernzuhalten, so dass die Abschlüsse der Gäste vorwiegend Weitschüsse oder Versuche aus spitzem Winkel blieben. Es war mit einer durchschnittlichen Defensivnote von 6,8 die zweitbeste Defensivleistung der Saison nach dem 1:0 in Unterzahl gegen den FC St. Gallen. Dies vor allem dank dem Mittelfeldzentrum: Cheick Condé hatte zum vierten Mal im sechsten Spiel nach der Winterpause die Maximalnote „10“ in der defensiven Phase, Krasniqi war defensiv ebenfalls hilfreich und die eingewechselten Dzemaili und Hornschuh leisteten im Spiel ohne Ball ebenfalls gute Dienste.

Die durchschnittliche Offensivnote war mit 5,7 hingegen deutlich schlechter, als noch im Stadtderby und auf gleicher Höhe mit dem Kantonsderby. Insgesamt kam der FC Zürich in dieser Partie gerade mal zu acht Abschlüssen, wovon aber zwei verwertet werden konnten – was zum zweiten Mal hintereinander für die FCZ-Abschlusseffizienz spricht. Das Offensivspiel aus dem Mittelfeld heraus war gut, aber die Stürmer konnten sich vorne zu wenig durchsetzen, waren vor allem in Person von Jonathan Okita zu wenig zielstrebig.

Boranijasevic entscheidend in der Vorbereitung beider Tore

YB glich zwei Mal auf ähnliche Art und Weise aus, wie der FCZ die Führung erzielt hatte. Das 1:0 und das 1:1 fielen jeweils gegen einen relativ hoch stehenden Gegner, bei dem die Stürmer für einen Moment in ihrer Defensivarbeit nachliessen. Das 2:1 und 2:2 wurden hingegen gegen einen jeweils eher tief stehenden Gegner und dank der Energie eingewechselter Spieler erzielt. Das Zürcher 2:1 durch Aiyegun Tosin war der dritte Treffer des FCZ aus einem Hohen Pressing in den letzten zwei Partien. Dies war bisher kein Markenzeichen unter Bo Henriksen.

Mit hervorragenden Bällen von der Seite in den Strafraum war Nikola Boranijasevic an beiden Zürcher Treffern entscheidend beteiligt. Der FCZ-Torschütze zum 1:0, Jonathan Okita, ist der einzige Zürcher mit einer ungenügenden Züri Live-Note. Die Entstehung seines Führungstores war bezeichnend für den Auftritt. Erst bremste Okita nach einem herausragenden langen Ball von Condé hinter die YB-Abwehr ab, und verzichtete darauf, durch die Mitte alleine Richtung gegnerisches Tor zu ziehen. Dann unterlief ihm aus dem Stand auch noch ein Fehlpass in die Füsse von Zesiger. Der Ball kam aber trotzdem nochmal zu Okita und da die YB-Sechser Niasse und Imeri weit und breit nicht zu sehen waren, hatte er genug Platz, um in die rechte untere Ecke zu treffen.

FCZ mit dem besseren Mittelfeldzentrum

Wieder kann der FCZ von Beginn weg im 3-4-3 den Gegner unter Druck setzen. YB spielt daher sehr vorsichtig mit vielen hohen Bällen und lässt sich auf kein risikoreiches Aufbauspiel ein. Der FCZ wagt diesbezüglich etwas mehr. Bei YB verhielt sich der 19-jährige Innenverteidiger Aurèle Amenda noch nicht in jeder Situation optimal. Filip Ugrinic hat sich weiterhin noch nicht richtig im Team integriert, konnte aber den ein oder anderen wichtigen Zweikampf (unter anderem vor dem 2.2-Ausgleich) gewinnen. Und der FCZ hatte an diesem Tag mit Condé / Krasniqi das bessere Zentrum, als der Gegner mit Niasse / Imeri. Letzterer interpretierte seine Rolle als Sechser in gewisser Weise in “Beckenbauer-Manier“, aber ohne grosse Wirkung.

https://soundcloud.com/fcz-radio/fcz-yb-2-2-fazit-omeragic-und-boranijasevic-spielen-gut-zusammen

Ab der 65. Minute wechselte YB dann zurück auf die übliche Rhombus-Formation im Mittelfeld. Der FCZ wechselte danach auf ein 3-5-2 und am Schluss auf ein 3-4-1-2. Der fehlende dritte Stürmer spielte defensiv gesehen eine grosse Rolle beim 2:2-Ausgleich YB’s in der 84. Minûte (siehe Rubrik „Randnotiz“ weiter unten). YB zementierte mit diesem Treffer seine hervorragende Trefferquote in der Schlussviertelstunde.

Personalien

  • Bledian Krasniqi: Der Zürcher Ballverteiler hatte in der Vergangenheit immer wieder mal Leistungsschwankungen während eines Spiels. Die Leistung gegen YB ist hingegen sehr konstant über die ganze Einsatzzeit.
  • Jonathan Okita: Trotz 1:0-Führungstreffer einziger FCZ-Spieler mit ungenügender Note. Schlampige Aktionen in Ballbesitz speziell in der ersten halben Stunde. Defensiv fehlt unter anderem bei gegnerischen Einwürfen eine klare Idee, was er machen will.
  • Aiyegun Tosin: In der Ersten Halbzeit fast ausschliesslich mit Defensivarbeit beschäfttigt. Seine Ablage auf Boranijasevic beim 1:0-Führungstreffer in der 40. Minute ist seine erste gute Offensivaktion.
  • Yanick Brecher: Dass Brecher fussballerisch der aktuell wohl beste Super League-Torhüter ist, ist bekannt. Der hohe Ball, den er aber in der 30. Minute ins Mittelfeld spielte, verdient spezielle Erwähnung. Dieser war so raffiniert getreten, dass er erst in einer sehr späten Phase seiner Flugbahn einen starken Seitwärtsdrall erhielt – und dies aber ohne Gefahr zu laufen, ins Seitenaus zu fliegen. Dies ermöglichte Okita, den Ball sicher vor dem Gegenspieler in Empfang zu nehmen und zu verarbeiten. Im Normalfall bei gerade gespielten Bällen verliert Okita praktisch jedes Luftduell oder versucht gar nicht erst, ein solches zu bestreiten.
  • Mirlind Kryeziu: Eine unter dem -Strich durchschnittliche Leistung mit Höhen und Tiefen. Trotzdem deutlich besser, als zuletzt Nikola Katic.
  • Cheick Condé: MVP wie beim Auftakt nach der Winterpause in Luzern. Sowohl defensiv wie offensiv mit der Maximalnote “10′, wenn auch beides knapp. Defensiv mit Durchschnittsnote 9,5 nach der Winterpause. Viele Konkurrenten hätten gerne einen solchen Mann auf dieser Position.
  • Blerim Dzemaili: Die chronisch ungenügende Defensivleistung war lange Zeit sein grösstes Problem. Seit der Winterpause hat sich das stark geändert. Endlich erfüllt er die defensiven Aufgaben auf seiner Position auf Super League-Niveau und ist wie gegen YB diesbezüglich sogar einer der Besten seines Teams. Er wirkt fitter als zuvor und die beschränkte Einsatzzeit kommt ihm zusätzlich entgegen.

Randnotiz – Aus fünf mach zwei: wie YB den FCZ beim 2:2-Ausgleich zerpflückt hat

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