«Eins» und U21 testen parallel und halten die Null

Nach der Rückkehr aus dem Trainingslager in der Südtürkei testete der FCZ zum zweitletzten Mal vor dem Rückrundenstart in der Region und besiegt dabei in Altach den dortigen SC Rheindorf (7. der Österreichischen Bundesliga) mit 2:0 durch zwei Tore von Roberto Rodriguez. Die beiden Teams hätten theoretisch auch schon im Trainingslager gegeneinander spielen können. Auch Altach war in Belek und verlor dort gegen GC ebenfalls mit 0:2. Gleichzeitig mit der Partie in Altach bestritt die U21 von Trainer Ludovic Magnin das erste Testspiel ihrer Rückrundenvorbereitung vor rund 300 Zuschauern im Heerenschürli gegen GC – man trennte sich am Ende 0:0.

Altach liegt in Österreich zur Zeit nur einen Punkt hinter Austria und sechs Zähler von den Europacupplätzen entfernt. In der Wintervorbereitung gab es bisher drei Niederlagen in vier Testmatches. Gegen den FCZ wirkten die Altacher bemüht, aber eine gewisse Verunsicherung war aufgrund der wenigen erzielten Tore doch etwas zu spüren, dazu die verletzungsbedingte Abwesenheit der Stammspieler Dobras und Piesinger. Der FCZ konnte im «Schnabelholz» immerhin zwei Tore durch Roberto Rodriguez erzielen – einmal aus kurzer Distanz nach langem Zuspiel von Koné, einmal von ausserhalb des Strafraumes nach einem Fehler in der Abwehr der Vorarlberger. Ganz generell kam der Stadtclub fast ausschliesslich aufgrund von Missgeschicken des Gegners zu Chancen. Und hinten spielte Andris Vanins gut mit, und konnte Bälle hinter die Zürcher Abwehr vor seinem Strafraum jeweils rechtzeitig erreichen, sowie adäquat verarbeiten.

Beide Teams spielten (abgesehen von den Langzeitverletzten) weitgehend in ihrer Stammformation. Beim FCZ ist dies im zweitletzten Test jeweils das übliche Vorgehen (während im letzten Test jeweils die Ersatzleute zum Zug kommen). Es könnte dementsprechend ein Zeichen sein, dass Alain Nef und Antonio Marchesano zur Zeit nicht zur Stammformation gehören. Mit der Einwechslung von Fabian Rohner für Cédric Brunner nahm das Zürcher Trainerteam nur einen einzigen Wechsel vor. Pa Modou spielte daher die Schlussphase in der Dreierabwehr. Dies könnte auch ein typischer Wechsel in der Rückrunde werden, denn Rohner scheint sich in der Vorbereitung weiter aufgedrängt zu haben.

SCR Altach – FCZ 0:2 (0:0)

Tore: 60. Rodriguez (Koné) 0:1, 78. Rodriguez 0:2.

SCR Altach: Kobras; Janeczek (69. Lienhart), Zech, Netzer, Honsak (56. Nussbaumer); Zwischenbrugger, Salomon, Nutz (61. Ngwat-Mahop), Gebauer, Meilinger (45. Schreiner); Grbic (61. Aigner).

FC Zürich: Vanins; Thelander, Bangura, Brunner (70. Rohner); Winter, Palsson, Rüegg, Pa Modou; Koné, Frey, Rodriguez.

Die ebenfalls im Trainingslager der Ersten Mannschaft dabeigewesenen Toni Domgjoni, Lavdrim Rexhepi, Mirlind Kryeziu, Izer Aliu und Maren Haile-Selassie traten gleichzeitig mit der U21 im Heerenschürli im Testspielderby gegen GC an. Der FCZ dominierte die Anfangsphase, liess dann aber den Gegner immer mehr ins Spiel kommen. Über die ganzen 90 Minuten hinweg hatte der FCZ die besseren Torchancen, aber Yannik Kouamé, Eric Tia und Filip Stojilkovic (U18) agierten im Abschluss noch deutlich zu wenig zielstrebig. Aus der U18 kamen neben Stojilkovic Torhüter Serkan Polat, Verteidiger Noah Lovisa und Mittelfeldspieler Guillaume Furrer zum Einsatz, dazu Torhüter Luka Deronjic aus der U16. U18-Keeper Calvin Heim war derweil in Altach als Ersatz mit dabei.

Bester Mann auf dem Platz war Routinier Florian Stahel, dem das Duell mit GC U21 gerade zum rechten Zeitpunkt zu kommen schien, um schnell wieder auf Betriebstemperatur zu finden. Die letzten rund 20 Minuten spielte der FCZ zu zehnt zu Ende, nachdem Lavdim Zumberi angeschlagen raus musste. Auch einen Testspieler konnte man beim FCZ begutachten. Auf der linken Seite agierte der aus dem Bieler Nachwuchs stammende Ambre Nsumbu. Der mittlerweile 20-jährige war beim FC Biel mit Mirlind Kryeziu während dessen Leihe ins Seeland zusammen im Team und kam in der Saison 15/16 zu drei Challenge League-Einsätzen. Seit Winter 2016 bis Sommer 2017 war er dann anderthalb Jahre lang Stammspieler in der U21 des FC Basel – und seither in den letzten Monaten auf Clubsuche. Der kräftige Aussenspieler konnte sich unter anderem mit guten Flanken durchaus empfehlen, auch wenn er teilweise etwas schnell ins Hadern geriet.

FCZ II – GC II 0:0

FC Zürich (1.Hz.): Polat; Dalvand, Stahel, Kryeziu; Dixon, Ndau, Nsumbu; Domgjoni, Furrer; Tia, Kouamé.

FC Zürich (2.Hz.): Deronjic; Kamberi, Dervenic, Berisha; Sadiku, Rexhepi, Lovisa; Aliu, Zumberi; Haile-Selassie, Stojilkovic.

Vorrundenanalyse, Teil 2 – Schiessen und Treffen / Winter am effizientesten

Bis zum sechsten Spieltag war der FCZ Leader  der Super League, und dies obwohl das Team sich in dieser Anfangsphase der Saison nur 10 Abschlüsse pro Match erspielen konnte. Die Mannschaft konnte ihr Offensivspiel gemessen an den Anzahl Abschlüssen bis zum Ende der Vorrunde auf mehr als 16 pro Liga-Spiel verbessern. Paradoxerweise sank gleichzeitig aber auch die Punkteausbeute.

Grund dafür war in erster Linie die im Vergleich zum Saisonbeginn abnehmende defensive Stabilität. Die Offensivpower der Mannschaft war mit 24 Toren (drittschlechtester Ligawert nach Lugano und Sion) ganz grundsätzlich beschränkt. Analysiert man hingegen die Schwankungen der Torproduktion im Verlauf der Vorrunde, so sind diese in erster Linie auf die Abschlusseffizienz zurückzuführen, wie untenstehende (auf die Liga bezogene) Graphik aufzeigt. Die höchste Anzahl Abschlüsse in Super League-Partien erspielte sich der Limmatstadtclub mit 21 beim Auswärtsspiel in Sion am 4. November (1:1), erzielte daraus aber nur ein Tor. Es war das Spiel, in dem aufgrund der Leistung der FCZ als Sieger hätte vom Platz gehen müssen. Dank einer zwischenzeitlich auf rund 0,2 Tore pro Abschluss hochschnellenden Effizienz kam dann die Serie von drei Siegen in Folge gegen Lausanne (2:0), Thun (Cup, 4:3) und St. Gallen auswärts (3:1) zustande.

Der FCZ erzielt in der Super League aktuell mit am meisten Kopfballtore. Eines davon war das letzte der Vorrunde zum „Ehrentreffer“ in Lausanne durch Adrian Winter. Es war das zweite Tor Winters in den letzten drei Spielen des Halbjahres nach seiner Direktabnahme in St. Gallen. Davor hatte er das letzte Mal im April in Chiasso getroffen. Damit ist Winter mit einer 20%-Quote der treffsicherste Zürcher der Vorrunde. Nur neun Spieler konnten in der Liga bisher für die FCZ-Farben einnetzen – von diesen hatten Rodriguez, Dwamena und Palsson eine Abschlusseffizienz von unter 10%. Mit einer Abschlusseffizienz-Quote wie Sturmpartner Frey hätte Dwamena in dieser Vorrunde rund doppelt so viele Tore erzielt, also 8 statt 4. Die beste Assisteffizienz (Anteil der direkten Vorlagen, die zu Toren führen) hat Moussa Koné. Von dessen insgesamt nur zwei Vorlagen in der Liga wurde eine verwertet. Nachdem Koné bereits im Cup gegen Thun ein Assist gelungen war, bereitete er wenig später auch das Premièrentor von Stephen Odey gegen Luzern vor. Eine Assisteffizienz von je 20% weisen Alain Nef, Victor Palsson, Kevin Rüegg und Rasmus Thelander auf. Winter, Rodriguez und Pa Modou sind die FCZ-ler mit den meisten Flanken, was deren tiefere Assisteffizienz weitgehend erklärt, denn Flanken führen generell zu weniger Toren als Zuspiele in der Mitte.

Wettbewerbsübergreifend kommt Raphael Dwamena auf klar am meisten Abschlüsse (59). Acht davon fanden den Weg ins Netz, 51 waren vom Ghanaer vergebene Torchancen. Frey, Rodriguez und Koné hatten ebenfalls mehr als 30 Abschlüsse in der ersten Halbsaison, auch Palsson (25) und Nef (20) kamen viel zum Abschluss. Roberto Rodriguez spielte mit Abstand am meisten Vorlagen (46) zu Torchancen, an zweiter Stelle folgt Adrian Winter mit 30. Auch bei den Pre-Vorlagen liegt Rodriguez (28) vor Winter (24) zuvorderst.

Insgesamt war Roberto Rodriguez an 120 FCZ-Abschlüssen, das sind rund 38%, beteiligt. Davon resultierten 13 Tore und 107 nicht verwertete Torchancen. Raphael Dwamena war trotz seines kurzfristigen Ausfalles rund um den Transferschluss Ende August herum an beinahe einem Drittel aller Abschlüsse beteiligt, der dritte Stürmer Michael Frey kommt auf etwas unter 30%. Sangoné Sarr liegt bezüglich seiner Einsatzzeit in Wettbewerbsspielen diese Vorrunde nur an 13. Stelle, trotzdem war er am sechstmeisten an Abschlüssen beteiligt.

Gleich nach dem 1:1-Ausgleichstreffer durch Moussa Koné wurde am 27. August in Luzern Antonio Marchesano für Kevin Rüegg erstmals eingewechselt, nachdem sich der Tessiner zu Beginn der Vorbereitung gegen den FC Thun verletzt gehabt hatte. Wenige Tage später sah man den gleichen Marchesano in einem Testspiel in Freienbach gegen Rapperswil-Jona bei einem Vorstoss über die rechte Seite die Abzweigung Richtung Kabine nehmen. Er fiel für den Rest der Vorrunde aus. In den 29 Minuten von Luzern war er an drei Abschlüssen beteiligt, was ihn in der Wertung „Abschlussbeteiligungen pro 90min“, „Chancenbeteiligungen pro 90min“ und „Vorlagen pro 90min“ an die Spitze setzt. In der Tabelle ist ausserdem zu berücksichtigen, dass diese wettbewerbsübergreifend erhoben worden ist, und damit Spieler wie Dzengis Cavusevic, Fabian Rohner, Izer Aliu, Maren Haile-Selassie, Yassin Maouche, Kay Voser, Armin Alesevic und Yanick Brecher, die alle einen wesentlichen oder gar den ganzen Teil ihrer Einsatzzeit im Cup absolviert haben, einen Vorteil besitzen.

Von den regelmässig in der Liga eingesetzten Spielern ist Roberto Rodriguez auch im Verhältnis zur Spielzeit an am meisten Abschlüssen und Chancen beteiligt. Der frischgebackene Vater liegt zudem auch bei den Vorlagen und Pre-Vorlagen pro 90 Minuten vorne. Der erst gegen Ende der Vorrunde allerdings grösstenteils in der Liga eingesetzte Stephen Odey hat bei den Pre-Vorlagen pro 90 Minuten mit 1,9 den noch leicht besseren Wert. Wettbewerbsübergreifend haben neben Marchesano Dzengis Cavusevic (3,8 (ungenutzte) Torchancen pro 90 Minuten), Raphael Dwamena (3,1 Torchancen pro 90 Minuten), Stephen Odey (3,0 Torchancen pro 90 Minuten), Fabian Rohner (3,4 Vorlagen pro 90 Minuten) und Izer Aliu (3,4 Pre-Vorlagen pro 90 Minuten) hohe Werte in den Einzelwertungen.

Roberto Rodriguez hat seine Abschlussbeteiligungen im Verlauf der Vorrunde im Trend kontinuierlich gesteigert. Pa Modou, der im November eine starke Aufwärtstendenz zeigte, fiel für die letzten zwei (verunglückten) Partien von einem Schnitt von 6 Abschlussbeteiligungen pro 90 Minuten wieder auf 1,36 runter. In den letzten beiden Partien ihre Abschlussbeteiligungen noch gesteigert haben hingegen Frey, Odey und Winter.

Von den Zentralen Spielern in Mittelfeld, Hintermannschaft und Tor hatte meist Sangoné Sarr (zum Teil klar) am meisten Abschlussbeteiligungen pro Einsatzzeit. Der Senegalese hat mehr Abschlussbeteiligungen als Pa Modou und bewegt sich etwa auf gleicher Höhe mit Adrian Winter und Michael Frey. Auffällig stark zugelegt bei den Abschlussbeteiligungen hat im November und Dezember Rasmus Thelander, so dass dieser am Ende bei den Zentralen Spielern in den letzten beiden Partien gar an der Spitze dieser Wertung lag. Dies hat aber auch eine Kehrseite, denn der zunehmende Offensivdrang des Dänen bewirkte gleichzeitig eine wesentlich stärkere Anfälligkeit hinten, da dieser es häufig nicht mehr rechtzeitig zurück auf seine Position schaffte. Die abrupt starke Zunahme seiner Involvierung in Offensivaktionen lässt vermuten, dass dies auf Anweisung geschah – es kann sich aber natürlich auch um eine eigene Spielinterpretation handeln, verbunden mit zunehmender Sicherheit im neuen Team oder einer gewissen (Über-)Motivation.

Bisher publiziert:

Vorrundenanalyse, Teil 1 – Torbeteiligungen

0:2 in Schaffhausen – FCZ noch nicht auf Betriebstemperatur

Wer einen Sinn für Esoterik, Zeichen und Omen hat, wird nach der 0:2-Testspielniederlage in Schaffhausen optimistisch auf die anstehende FCZ-Rückrunde blicken. Zum vierten Mal hintereinander traf der FCZ in der Vorbereitung auf den FC Schaffhausen. Nach den beiden Niederlagen gegen die Munotstädter in den Saisonvorbereitungen 2016 und 2017 spielte der Stadtclub jeweils eine gute Vorrunde. Der 3:1-Sieg im allerersten Match im nigelnagelneuen LIPO Park vor Jahresfrist und die anschliessenden weiteren tollen Leistungen und Resultate der Wintervorbereitung läuteten hingegen eine eher durchzogene Rückrunde ein, die nur dank dem vorangegangenen starken Herbst den Wiederaufstieg in die Super League nicht in den Sand setzte. Ein Testsieg gegen Schaffhausen scheint also ein schlechtes Zeichen, eine Testniederlage gegen den gleichen Gegner hingegen ein gutes Zeichen zu sein.

Das Stadion war im Januar 2017 noch eine Baustelle im Endstadium gewesen, und die inoffizielle Stadioneröffnung dementsprechend unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt worden. Diesmal liessen sich 300 Fans (etwas mehr Zürcher, als Schaffhauser) den Match am frühen Mittwoch Nachmittag nicht entgehen. Sie sahen ein typisches Auftaktspiel in die Vorbereitung, ein etwas besseres «Anschwitzen». Betriebstemperatur wurde aber bei weitem noch nicht erreicht. Der FCZ war über weite Strecken spielbestimmend, Schaffhausen fokussierte sich wie auch in der Liga auf schnelles Umschaltspiel.

Aus solch einer Umschaltsituation entstand auch das 1:0, als die Gelb-Schwarzen in der 12. Minute erstmals am Zürcher Strafraum auftauchten und Tranquilli den in offsideverdächtiger Position halbrechts im Strafraum freistehenden Hélios Sessolo (11 Skorerpunkte in der aktuellen Challenge League-Saison) bediente, und dieser alleine vor Torhüter Vanins den Ball über den Lettischen Fussballer des Jahres lupfte. Der Offensivmann aus dem Waadtland war es dann auch, der in der 26. Minute nach einem Umfaller Tranquillis im Anschluss an ein Del Toro-Dribbling von rechts an der Grundlinie in den Strafraum den von Ref Schärer etwas übereifrig gepfiffenen Elfmeter souverän zum Endresultat von 2:0 verwandeln konnte.

Der FCZ spielte in der Ersten Halbzeit im gewohnten 3-4-3. Zu Beginn der letzten Rückrunde war Mirlind Kryeziu während drei Partien in Uli Fortes Team in der Startformation gestanden, und hatte dabei bei einem 4:1-Sieg in Wil auch gleich sein erstes Profitor erzielt gehabt (seinen Einstieg im Profibereich hatte er zuvor während einer Leihe zum FC Biel gefeiert). Ein durch einen Kreuzbandriss geprägtes Jahr später nimmt der 20-jährige Zürcher einen neuen Anlauf und machte seine Sache vergleichsweise gut. Seine routinierten Nebenleute Bangura und Thelander wirkten deutlich weniger solide und fokussiert. Und gerade auch der häufig hadernde Michael Frey präsentierte sich zum Auftakt ähnlich uninspiriert kämpfend wie zeitweise zum Vorrundenabschluss in Lausanne.

Izer Aliu hatte in der Ersten Halbzeit am meisten Spielanteile und suchte immer wieder mit Maren Haile-Selassie, Michi Frey, Fabian Rohner oder Roberto Rodriguez den Doppelpass. Der 19-jährige musste sich aber auch ein, zwei Mal von den „viferen“ Challenge League-Profis Schaffhausens den Ball abluchsen lassen. Maren Haile-Selassie hatte auf der linken Seite etwas mehr gute Szenen als Fabian Rohner auf rechts, der in diesen ersten 45 Minuten noch nicht ganz die Bindung zum Spiel fand.

Zur Halbzeit wechselte Forte das gesamte Team aus. Lavdrim Rexhepi kam dabei auf links zu seinem ersten Einsatz in der 1. Mannschaft und bestätigte seine zuletzt guten Trainingseindrücke. Wie gegenüber Züri Live in einem Kurzinterview geäussert will der Offensivmann das Beste herausholen – und dies in jeder Situation, sei es im Spiel oder im Training. Etwas weniger zu sehen war von Mittelfeldspieler Toni Domgjoni. Dieser war zwar bemüht, bekam aber kaum mal einen Ball in die Füsse. Mit Marchesano feierte der zweite «Toni» wie Kryeziu nach Verletzungspause sein Comeback. Für den Tessiner wurde das System in der Zweiten Halbzeit leicht angepasst. Aus dem offensiven Dreizack Koné – Frey – Rodriguez der Ersten Halbzeit wurde der Triangel mit Marchesano auf der 10-er Position hinter einem Zweimannsturm Dwamena – Odey.

Der FCZ-Anzug für die Zweite Halbzeit begann gut, schien aber im Verlauf des Durchganges bereits relativ früh müde zu werden, so dass dann gegen Ende der Partie nie wirklich das Gefühl aufkam, der FCZ könnte noch die zwei Tore zum Ausgleich erzielen. Schaffhausen-Coach Smiljanic wechselte etwas weniger und später, als sein Gegenüber auf der Zürcher Trainerbank. Der 22-jährige Innenverteidiger Stefan Umjenovic vom Österreichischen Zweitligisten Florisdorfer AC wurde 78 Minuten lang getestet und für die Schlussphase durch Pedro Pacheco vom FC Basel ersetzt. Beide sind Kandidaten als Ersatz für den zu GC gewechselten Juniorennationalspieler Jean-Pierre Rhyner. Weitere neue Gesichter bei den Gelb-Schwarzen waren Mittelfeldspieler Yannick Helbling von Rapperswil-Jona als möglicher Ersatz für den ebenfalls zu GC gewechselten Bujar Lika, und der 18-jährige Jovan Rether aus der Zweiten Mannschaft.

Schaffhausen – FCZ 2:0 (2:0)

Tore: 12. Sessolo (Tranquilli) 1:0, 26. Sessolo (Penalty, Tranquilli) 2:0.

Schaffhausen: Grasseler; Gonçalves (46. Loosli), Umjenovic (78. Pacheco), Mevlja; Tranquilli, Bunjaku (62. Rether), Helbling (78. A. Demhasaj), Mikari (46. Fioravanti); Del Toro (46. Castroman); Sessolo (62. Gül), Barry.

FC Zürich (1. Hz): Vanins; Thelander, Bangura, Kryeziu; Rohner, Palsson, Aliu, Haile-Selassie; Koné, Frey, Rodriguez.

FC Zürich (2. Hz): Brecher; Nef, Sarr, Brunner; Winter, Rüegg, Domgjoni, Rexhepi; Marchesano; Dwamena, Odey.

„Ohne Boardingkarte nach Lausanne“: Vorschau zum Final 2017

Lausanne ist das Team in der Super League, welches seine Spielweise mitten in der Vorrunde beinahe um 180 Grad gedreht hat. Nach sechs sieglosen Spielen mit nur zwei Punkten und 16 Gegentoren zum Saisonstart war der 2:1-Auswärtssieg am 9. September in Basel ein Befreiungsschlag. Diesem vorausgegangen war ein Sprung über den eigenen Schatten von Trainer Fabio Celestini – er liess sein zuvor mit viel Risiko nach vorne stürmendes Team nun so tief stehen wie keine andere Mannschaft der Liga – ein Wandel vom einen Extrem ins Andere. Mittlerweile hat gemäss dem Online-Portal sport.ch keine Mannschaft der Liga so viele Punkte nach einem Rückstand geholt, wie Lausanne (15).

Ob gegen YB, Thun, St. Gallen oder Luzern – der FCZ hatte zuletzt immer wieder Probleme mit zu wenig schnellem und konsequentem Umschalten von Offensive auf Defensive bei Ballverlust. Trotzdem konnten in den ersten beiden Partien gegen die Kontermannschaft Lausanne vier Punkte gewonnen werden. Von den letzten 13 Direktbegegnungen haben die Waadtländer gegen den FCZ nur eine gewinnen können. Während die Blau-weissen vom Vierwaldstättersee so etwas wie der Angstgegner des Letzigrund-Teams ist, waren die Blau-weissen vom Lac Léman in den letzten Jahren eher das Gegenteil davon gewesen.

Mit einem Sieg auf der Pontaise könnte das erste Halbjahr zurück in der Super League hervorragend abgeschlossen werden. Optimistisch stimmt die spielerische Steigerung der Mannschaft in den letzten Partien und die Aufwärtstendenz bei Stürmern wie Raphael Dwamena und Stephen Odey. Ausserdem kehrt der aktuell wohl wichtigste Feldspieler, Michael Frey, von seiner Sperre zurück. Dafür fehlt diesmal der in St. Gallen eingewechselte Sangoné Sarr gesperrt, und  Pa Modou ist aus Verletzungsgründen nicht dabei. Pa Modou wurde auf seiner Position im linken Couloir in dieser Vorrunde bei Abwesenheit von Kay Voser oder Cédric Brunner ersetzt, die dritte Option wäre der im Cup in Bassersdorf und Chippis von Beginn weg eingesetzte Maren Haile-Selassie.

Die letzte Direktbegegnung mit Lausanne im Letzigrund ist erst gerade drei Wochen her. «Da haben wir es gut gemacht und Lausanne praktisch über 90 Minuten im Griff gehabt – abgesehen von einem gefährlichen Konter nach einem eigenen Eckball» resümiert Trainer Uli Forte vor dem letzten Spiel des Kalenderjahres gegenüber Züri Live. Sein Team erlebt Forte diese Woche als topmotiviert für den «Rückrundenstart» in Lausanne. «Wir dürfen auf keinen Fall die Koffer gepackt und die Boarding-Karte schon dabei haben, wenn wir nach Lausanne fahren. 28 oder 31 Punkte zur Winterpause macht einen grossen Unterschied».

FCB – FCZ Highlights, Spielbericht und Pauseninterview Schönbächler

Zeichen der Zuversicht sah Züri Live nach dem Match unter der Woche in Lausanne bei einer Mannschaft im Aufwind. Die gute Form Moussa Konés und Cédric Brunners, das Comeback von Raphael Dwamena und das Début Rasmus Thelanders wurden positiv gesehen. Die Trends bezüglich dieser Spieler setzten sich auch in Basel weiter fort. Brunners Einsatz war wie zuletzt immer gross – er gewann sogar praktisch jedes Kopfballduell, Thelander spielte abgesehen von einem kurzen Blackout kurz vor der Pause hinten erneut solide, Raphael Dwamena war lange Zeit der einzige, der im Mittelfeld die Bälle halten konnte und ebenso besteht zur Zeit bei Weitschüssen nur bei ihm eine gewisse Hoffnung auf Erfolg.

Moussa Koné unterlief gleich zu Beginn der eine oder andere gravierende Fehler, der zu einem Gegentor hätte führen können. Später konnte er dann aber mit seiner Schnelligkeit den FCB am meisten beunruhigen, wie in der Szene, in der sich der Senegalese im gegnerischen Strafraum wohl am Knöchel verletzte – nach Riveros-Fehler schaltete Dwamena sofort um, Suchy konnte Koné gerade noch von hinten den Ball vom Fuss spitzeln kurz bevor Torhüter Vaclik in die Senegalesische Sprintrakete reinrauschte. Dieses den FCB eine Zeit lang zurückbindende Tempo in die Tiefe fehlte danach im Zürcher Spiel. Maren Haile-Selassie blieb auf der Bank (Roberto Rodriguez kam rein) und der schnellste im Team, «Turbo-Fabian» Rohner war zu diesem Zeitpunkt auf der Heimreise von einem 1:1 mit der U21 im Wallis beim FC Sion II.

Am meisten schmerzt den FCZ zur Zeit die Formschwäche von Michi Frey. Der zu Beginn der Saison so energiegeladene Berner wirkt seit dem Luzern-Spiel wie «Flasche leer», verliert die Mehrheit der entscheidenden Zweikämpfe, kommt nicht mehr in die Kopfballduelle und macht obendrein viele taktische Fehler, weil er in Gedanken häufig noch lange über die letzte, verunglückte Szene nachdenkt, anstatt sich auf den nächsten Spielzug zu konzentrieren. Dadurch kann auch nicht mehr so stark verschleiert werden, dass das Team von Trainer Uli Forte in der aktuellen Besetzung mit Sarr und Palsson ein im Ligavergleich höchstens durchschnittliches Zentrum verfügt, Umaru Bangura weiterhin zu viele Bälle vom Fuss springen, und dass Adi Winter auf dem Flügel mit seinen 30 Jahren nur in Topform noch etwas bewirken kann. Und in absoluter Topform kann man nicht immer sein.

Auf der Bank sass mit Dzengis Cavusevic zwar noch eine Sturmspitze – aber der Slowene stand bei seinen letzten Einsätzen dermassen neben den Schuhen, dass sich Uli Forte von Einwechslungen Maouches und Vosers im Spiel nach vorne mehr versprach. Diese Episode zeigt exemplarisch, dass das aktuelle Kader des FCZ seinem immer noch Zweiten Platz in der Tabelle eigentlich nicht entspricht. Es ist eine Momentaufnahme. Nach der ersten Saisonniederlage bleibt positiv zu vermerken, dass es auch nach der Partie im St.Jakob Park weiterhin kein Team geschafft hat, gegen den FCZ mehr als ein Tor zu erzielen. Kann der FCZ dies beibehalten, wird er in den meisten Spielen zu Punkten kommen. Auch der FCB kam trotz enormem physischen Einsatz und einer grossen Druckphase zu Beginn insgesamt nur zu wenigen Torchancen und gewann nur dank eines irregulären Tores (Foul von Suchy an Nef) durch den Abstauber des ehemaligen FCZ-Juniors Dimitri Oberlin.

Basel – FCZ 1:0 (0:0)

Tore: 62. Oberlin 1 :0.

Basel: Vaclik; Suchy, Akanji, Balanta; Lang, Xhaka, Zuffi (75. Serey Dié), Riveros; Steffen, Van Wolfswinkel (87. Itten), Oberlin (80. Bua).

FC Zürich: Vanins; Nef, Bangura, Thelander; Winter, Palsson, Sarr (78. Maouche), Brunner (78. Voser); Dwamena, Frey, Koné (30. Rodriguez).

 

 

Nef, Sarr und Koné mit am meisten Wirkung nach vorne / Lausanne – FCZ Stats und Spielinfos

Alain Nef und Sangoné Sarr sind an der Mehrzahl der Zürcher Torchancen beteiligt. Es gibt kaum einen Spieler im Team mit konstant guten Leistungen. Der seit Vorbereitungsbeginn mit Abstand konstanteste Mann, Maren Haile-Selassie, kommt noch nicht zu längeren Einsatzzeiten in der Super League. Die meisten anderen Akteure agieren unkonstant entweder im Verlauf der Spieldauer oder in verschiedenen Phasen der noch jungen Saison. Das Letzigrund-Team ist immer noch das Defensiv klar stärkste der Liga. Andris Vanins konnte erst vier Mal bezwungen werden: mit Margiotta und Aleksic waren zwei der besten Scharfschützen der Liga mit Hammerabschlüssen erfolgreich, Tomi Juric traf per Penalty, und nur der Treffer von Matteo Tosetti war für den Lettischen Keeper etwas unglücklich zustande gekommen. Die Defensivleistung ist aber in erster Linie ein Verdienst der ganzen Mannschaft – gerade die vorne und auf den Seiten viel arbeitenden Frey. Winter und mit Abstrichen Pa Modou haben viel dazu beigetragen.

Moussa Koné hätte den Ball bei seiner Grosschance gegen Ende der Partie sicherlich mit dem linken Innenrist spielen sollen. Trotzdem fehlte nicht viel zum 2:1 in dieser Szene. Der junge Senegalese ist zur Zeit in guter Form und bei einem Spieler mit der Kombination Hoher Speed/wenig berauschende (Schuss-)Technik ist völlig normal, dass ein gewisser Prozentsatz an Grosschancen nicht reingeht. Die Frage stellt sich aber, ob Sangoné Sarr seine Distanzschussversuche nicht besser einstellen sollte? Seit Jahren versucht sich der Mittelfeldspieler regelmässig in dieser Disziplin, und seit Jahren fliegen die Bälle weit am Tor vorbei. Mit deutlich mehr Erfolgsaussichten beteiligt sich Sarr jeweils an der Torschussvorbereitung.

Solides Thelander-Début / «Brünnäär» immer wichtiger / Problemfall Maouche / Bassersdorf – FCZ Stats und Spielinfos

Rasmus Thelander kommt zu seinem FCZ-Pflichtspieldébut und spielt eine solide, schnörkellose und praktisch fehlerlose Partie. Eine gute Leistung der Dreierabwehr ist gegen die Bassersdorfer vonnöten. Denn der Gegner hat auf den Cup-Match hin viele kreative Spielkombinationen in der Offensive einstudiert. Schon seit ein paar Wochen eine Bank in der Abwehrkette ist Cédric Brunner. Nach einer guten Vorrunde hatte der Zürcher in der Rückrunde der letzten Saison eine lange Formkrise durchlebt. Auch die Vorbereitung auf die neue Saison gestaltete sich eher durchzogen. In seiner Rolle auf halblinks oder halbrechts in der Dreierabwehr fühlt sich der von osteuropäischen und türkischen TV-Kommentatoren konsequent pseudo-französisch «Brünnäär» genannte Defensivakteur nun aber immer besser Zuhause. Ohne seine guten Antizipationen hätte der FCZ auch in Bassersdorf nochmal ins Zittern geraten können, und seine zuverlässige und schnörkellose Spieleröffnung über die rechte Seite war wichtig fürs Zürcher Offensivspiel.

Deshalb ist Brunner für Züri Live der MVP des Cup-Sechzehntelfinals. Der als Captain auflaufende Yanick Brecher hatte dadurch nicht allzu viel Arbeit, war aber in einer Szene trotzdem aufmerksam und schnell auf den Beinen, als er vor dem eigenen Strafraum einen schnell vorgetragenen Konter neutralisieren konnte. Der Letzigrund-Club war in Bassersdorf sowohl offensiv wie auch defensiv im Backfield am stärksten. Ausserdem war man über die Seiten deutlich überzeugender, als in der Mitte. Insgesamt schlug das Forte-Team 34 Flanken in oder vor den Bassersdorfer Strafraum – Rekord seit diese Werte von Züri Live gemessen werden!

Auch die 15 Hereingaben von Fabian Rohner sind ein Flanken-Rekord in der Einzelwertung. Rohner könnte mit seiner Schnelligkeit auch in der Super League sowohl Offensiv wie auch Defensiv für die FCZ-Teamperformance ein Gewinn sein. Noch wartet Rohner (seit Januar Profi) aber auf seinen ersten Super League-Einsatz. Maren Haile-Selassie konnte sich auf einer der drei Stürmerpositionen vor allem in der 1. Halbzeit ein paar Mal gut in Szene setzen. Der hinter ihm spielende Kay Voser zog allerdings häufig relativ früh in die Mitte und flankte aus dieser Position. Nicht empfehlen konnte sich hingegen erneut das Trio Cavusevic / Palsson / Maouche. Gelangen Dzengis Cavusevic in Chippis noch fünf Tore, konnte der Slowene diesmal kein Bein vors andere bekommen – ähnlich wie bei seinem Halbzeiteinsatz in Luzern. Schon letzte Saison wies «Dzenga» grosse Leistungsunsterschiede zwischen seinen guten und schlechten Saisonphasen aus. Schon eine einzelne gelungene oder missglückte Aktion kann bei ihm einen Umschwung in die eine oder andere Richtung auslösen.

Victor Palsson gelangen in Bassersdorf zwei, drei gute Aktionen. Auf der anderen Seite unterliefen ihm aber auch gleich sieben gröbere Schnitzer, wovon der eine oder andere zu einer Torchance Bassersdorfs führte. Der schwerste Fall ist aber weiterhin Yassin Maouche. Alles am Mittelfeldspieler erinnert an seinen Genfer Vorgänger Maxime Dominguez: gewisse technische Fähigkeiten und zeitweise regelmässige Einsätze in der 1. Mannschaft von Servette führen zu Selbstüberschätzung. Die Selbstüberschätzung führt zu fehlender Einsicht in vorhandene Defizite, unsolidarischem Verhalten in der Mannschaft und Streit mit dem Klub. Es folgt der Wechsel zum FC Zürich, wo der junge Spieler zeigen will, dass er bei seinem Stammklub zu Unrecht nicht auf den Sockel gehoben worden ist. Beim FCZ ist der Sprung ins Team dann aber schwieriger, als vom Spieler und seinem Umfeld vermutet – wegen den bereits von den Servette-Verantwortlichen angesprochenen Defiziten: Schnelligkeit, Konstanz, Geduld, Robustheit, Zweikampfverhalten, Arbeit fürs Team.

 

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