Startspiel-Revanche gegen Rekordtrainer Tholot? / Sion – FCZ mit möglichen taktischen Formationen

In der 14. Runde trifft der FC Zürich auf seinen Kontrahenten vom ersten Spieltag gegen den er nach einer 2:0-Führung im Letzigrund noch mit 2:3 verloren hat. Es war ein rabenschwarzer Tag von Steven Zuber.

Hier geht’s zum Analyse-Artikel FCZ – Sion: *Routiniers mit Anfängerfehlern“

Trotz miserabler Bilanz ist auch in Sion Dreierabwehr möglich

In den vier Partien unter Dennis Hediger trat der FC Zürich bisher in vier verschiedenen Spielsystemen an: 3-4-3, 3-5-2, 4-3-3 und 4-2-4. Die Plus-/Minusbilanz mit Viererabwehr liegt dabei bei 5:0 Toren, bei Dreierabwehr bei 1:9 Toren! Eigentlich müsste daher klar sein wie der FCZ spielen sollte. Trotzdem ist es gut möglich, dass Dennis Hediger nach den Trainingseinheiten der Ligapause es weiterhin mit einem 3-5-2 (wie in der 1. Halbzeit gegen Luzern) oder einem 3-4-3 (wie zu Beginn beider Halbzeiten gegen YB sowie in Basel und gegen Lausanne-Sport) versuchen wird.

Im 4-3-3 und 4-2-4 ist die Mannschaft hingegen viel besser eingespielt und das System kommt auch Schlüsselspielern wie Reichmuth, Zuber, Markelo, Keny oder Phaeton entgegen. Wird zudem David Vujevic wieder von Beginn weg auflaufen? Für den gesperrten Milan Rodic wird vermutlich Junior Ligue beginnen. Dieser hat keine guten Erinnerungen an das Tourbillon.

Sion unter Rekordtrainer Didier Tholot eingespielt

Sion ist im Gegensatz zum FCZ ein Team, das sehr gut eingespielt iat. Die Mannschaft spielt nun schon bald zweieinhalb Jahre unter dem gleichen Trainer im gleichen System und mit der gleichen Stammelf. Dadurch stimmen die Abläufe und Automatismen. Sion-Trainer Didier Tholot ist über drei Jahrzehnte hinweg bereits zum vierten Mal in dieser Rolle bei den Wallisern engagiert. Und gemäss den Daten von transfermarkt.ch wird Tholot heute gegen den FC Zürich mit seinem 229. Wettbewerbsspiel neuer Sion-Rekordtrainer. Bisheriger Rekordhalter war Jean-Claude Donzé, der die Mannschaft einen grossen Teil der 80er-Jahre geprägt hatte.

Taktisch gibt es kaum Neuigkeiten zu berichten. Sion agiert im üblichen 4-2-3-1 mit Ballverteiler Kabacalman auf der Doppel-Sechs mit Baltazar oder Sow und den spielerisch starken Offensivakteuren wie Berdayes oder Bouchlarhem auf den Halbpositionen. Die geben damit die Aussenbahnen für die Stamm-Aussenverteidiger Lavanchy und Hefti frei. In der Zentralen Abwehr spielt häufig das Walliser Innenverteidigerduo Hajrizi / Kronig. Beide haben die Academy allerdings bei YB absolviert. Die grösste Neuigkeit ist wohl die zunehmend wichtige Rolle des U21-Nationalspielers Liam Chipperfield.

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FCZ unter Hediger wie Tag und Nacht: mit Viererabwehr 5:0, mit Dreierabwehr 1:9

Nach der späten Wende zum 3:2 gegen den FC Luzern feiert Dennis Hediger im vierten Spiel seinen ersten Sieg als Trainer der 1. Mannschaft. Letzte Saison hatte er mit dem jüngsten Team der Promotion League in einem ultraspannenden Finish mit einem Heimsieg gegen den FC Basel vor vielen Zuschauern im Utogrund mit der U21 den Klassenerhalt geschafft. Basel war als einzige der fünf U21-Equipen am letzten Spieltag nicht mehr im Abstiegskampf involviert gewesen. Die Parallele zwischen jener Partie und Hedigers erstem Super League-Sieg als Trainer gegen den FC Luzern im 400m entfernten Letzigrund heisst Miguel Reichmuth. Der vor zwei Wochen 22 Jahre alt gewordene Mittelfeldspieler war als Captain der U21 auf der 6er-Position im Frühling derjenige Spieler, der im Abstiegskampf am meisten die Differenz ausmachte. Ähnliches gilt nun auch für den Heimsieg gegen Luzern. Bei seinem Comeback beim Stand von 0:2 bekam das Zürcher Spiel mit seiner Einwechslung sofort mehr Struktur, Zielstrebigkeit, Ballsicherheit und Durchschlagskraft. Das FCZ-Spiel sah wieder so aus wie Anfangs Saison über weite Strecken gegen Sion und bis zum verletzungsbedingten Ausfall Reichmuths in Luzern.

Komplett neues System nach wenigen Trainings unter Hediger

Viele wissen nicht recht, was sie von diesem FCZ halten sollen. In den Analysen zu den letzten vier Spielen des FC Zürich wurde geschrieben und gesagt die Abwehr sei nicht sicher, oder es fehle teilweise die Durchschlagskraft im letzten Drittel. In Bezug auf die Wende gegen Luzern war von Seiten der Mannschaft von grosser Moral die Rede. Bei den Niederlagen in Basel und gegen Lausanne-Sport verortete Trainer Hediger nach einer jeweils tatsächlich ansprechenden 1. Halbzeit den Grund für den Abbau nach der Pause in der noch fehlenden Kondition, um seine Spielweise über 90 Minuten durchzuziehen. Betrachtet man die vier Partien hingegen durch die Brille der taktischen Formationen, ergibt sich ein klares Bild.

Hediger liess seine Mannschaft in vier verschiedenen Formationen auflaufen. Gleich in seiner ersten Partie nach wenigen Trainings führte er ein komplett neues System ein. Man trat gegen YB in einem adaptierten 3-4-3 an. Die beiden Aussenläufer Comenencia und Zuber liessen sich in der Defensiven Phase dabei weit zurückfallen, so dass es zu einem 5-2-3 wurde. Allerdings wurde Jahnoah Markelo als Manndecker von YB’s offensivem Linksverteidiger Jaouen Hadjam eingesetzt, so dass vorne nur Phaêton und Keny wirklich Teil der Formation waren. Markelo war (fast) immer dort wo Hadjam war und bewegte sich daher defensiv ausserhalb des Systems. Man kann dieses daher eher als 5-2-2(+) bezeichnen. In den ersten 18 Minuten wurde der FCZ gegen ein eigentlich verunsichertes YB so regelrecht zersaust.

Anpassungen gegen den FCB

Hediger erkannte das Problem und wechselte zu diesem Zeitpunkt die Taktik auf das gewohnte 4-3-3, welches man nun fast ein Jahr lang vorwiegend gespielt hat. Dadurch wurde wie durch Zauberhand alles sofort besser und bereits bis zur Pause vermochte der FC Zürich die Partie auf ein 2:1 zu drehen. Der grosse Fehler war dann aber, dass es Hediger trotz wenigen Trainings und den miserablen Erfahrungen der ersten 18 Minuten zu Beginn der 2. Halbzeit nochmal mit dem 3-4-3 versuchte. Das Ergebnis: das gleiche Chaos beim FCZ. Und YB dreht die Partie zurück auf 2:3. Gleich nach dem dritten Gegentor wurde das Experiment auch in der 2. Halbzeit abgebrochen. Von da an entwickelte man wieder zurück im 4-3-3 bis zum Ende der Partie viel Druck und hätte den Ausgleich verdient gehabt. Es reichte aber nur noch zu einem verschossenen Penalty von Juan José Perea.

In Basel und gegen Lausanne-Sport zog Hediger dann sein neues 3-4-3 durch. Die Aussenläufer standen dabei höher und wurden speziell auf der Linken Seite (Phaêton) von den Aussenstürmern unterstützt. Auf der linken Seite wurde dabei auch eine Rotation zwischen Linkem Innenverteidiger, Linkem Aussenläufer und halblinkem Mittelfeldspieler eingeführt. Ligue, Kamberi und Tsawa wechselten also in Basel jeweils bei kontrolliertem Aufbau der eigenen oder gegnerischen Mannschaft ihre Position, je nachdem ob man sich in der Offensiven oder Defensiven Phase befand – wobei man bei Umschaltsituationen jeweils die Position hielt. Nelson Palacio wurde zudem neu rechts in der Dreierabwehr eingesetzt.

FCZ dreht die Partie gegen Luzern auch wegen des Wechsels zurück aufs 4-3-3

Es ist ein intensiver Fussball und sowohl in Basel wie auch gegen Lausanne war der FCZ in der 1. Halbzeit die bessere Mannschaft. Nach der Pause baute man dann aber jeweils kräftemässig ab. In Basel kam man nach der Pause nur noch wenig aus der eigenen Platzhälfte heraus und gegen Lausanne war das Gegentor zum 1:2 eine typische Szene für die in jener Halbzeit zu geringe Power, um dem Sololauf des frischen Einwechselspielers und Dribbelkünstler Lekoueiry etwas entgegenzuhalten. In der Pressekonferenz nach dem Lausanne-Spiel kommunizierte Dennis Hediger dieses Problem auch gegen aussen. In dieser Partie war einiges an Pech hinzugekommen. Der Siegtreffer der Waadtländer war eigentlich Offside (VAR-Standbild wurde im falschen Moment angehalten) und der Kopfballaufsetzer Kenys könnte durchaus im vollen Umfang hinter der Linie gewesen sein (die gezeigten TV-Bilder geben keinen Aufschluss über diese Millimeterentscheidung).

Trotzdem: das Resultat nach zwei vollen Spielen plus 30 Minuten gegen YB im 3-4-3 ist ernüchternd: ein Gesamtskore von 1:7. Gegen Luzern begann Hediger dann wiederum in einem ganz anderen System, einem 3-5-2. Das Resultat: 0:2 nach 45 Minuten. Zur Pause dann wieder der Wechsel auf das gewohnte 4-3-3 – und sofort lief es wieder besser. In dieser Formation kam man vom 0:2 zum 2:2. In der Schlussphase wechselte Hediger mit Reverson noch einen weiteren Mittelstürmer ein, so dass man den Siegtreffer gegen einen im 5-3-1 verteidigenden dezimierten Gegner in einem 4-2-4 erzwingen konnte. Schon gegen YB switchte man in gewissen Phasen immer wieder vom 4-3-3 ins 4-2-4, wenn Steven Zuber von seiner Mittelfeldposition aus entweder zentral oder auf dem linken Flügel die Sturmreihe verbreiterte. Gegen Luzern wechselte Zuber zur Pause von der Linken Aussenläuferposition erst auf den Linken Flügel. Mit der Hereinnahme von Phaêton verschob sich Zuber auf die linke 8er-Position.

Spiel ohne Flügel auch aufgrund von Krankheitsfällen

Ausgerechnet der Holländer Ricardo Moniz experimentierte letzte Saison zwischenzeitlich mit der Dreierabwehr, was schief ging. Es war ein System, das er als Cheftrainer bis dahin noch nie hatte spielen lassen. Es kostete die Qualifikation für die Championship Group und möglicherweise sogar den Europacup. Die meisten Teams weltweit, die Ball und Spiel kontrollieren wollen, wählen das 4-3-3. Weil man mit dieser Formation mit je zwei Spielern an der Seitenlinei das Angriffsspiel in die Breite ziehen und in der gegnerischen Abwehr Lücken kreieren kann. Ausserdem entstehen so automatisch die für das Kombinationsspiel typischen Dreiecksituationen. Für dieses System mit echten Flügelstürmern wurde in den letzten zwei Jahren beim FCZ auch das Kader zusammengestellt. Systeme mit Dreierabwehr sind hingegen typischerweise für Umschaltspiel durch die Mitte geeignet. Die Aussenstürmer im 3-4-3 sind keine echten Flügel, sondern agieren auf den Halbpositionen. Theoretisch kann man auch mit Dreierabwehr auf Ballkontrolle abzielen, aber es ist kompliziert. Auch Topteams wie Manchester City sind mit einem 4-3-3 gestartet und haben erst über einen Zeitraum von vielen Jahren hinweg und mit viel Konstanz in personellen Fragen mit der Zeit auch andere Lösungen und Formationen entwickelt.

Der Switch während einer Partie zwischen 4-3-3 und 4-2-4 ist hingegen einfach und funktioniert beim FCZ gut. Dennis Hediger hätte sich als neuer Trainer auf solche kleineren Variationen beschränken können. Und auf seinen im Vergleich zu Mitchell Van der Gaag sicherlich intensiveren, aggressiveren und offensiveren Ansatz. In den 105 Minuten in denen der FC Zürich gegen YB und Luzern unter Hediger im 4-3-3 / 4-2-4 agierte, resultierte ein Skore von 5:0. Also kein Gegentor und alle 21 Minuten ein erzielter Treffer. Bei einem FCZ in dieser taktischen Formation kann man in den letzten Spielen also weder von Verteidigungsproblemen noch von fehlender Durchschlagskraft im letzten Drittel sprechen. Und eine solche Statistik sollte eigentlich alle Fragen bezüglich dem besten System für diese Mannschaft beantworten. Wie schon letzte Saison versalzt man sich aber bisher die reichhaltige, schmackhafte Suppe (positive grundsätzliche Entwicklung im Verein, willige Mannschaft) mit kurzfristigen taktischen Experimenten gleich wieder selbst. Einen Hoffnungsschimmer gibt es: nach dem Luzern-Spiel begründete Dennis Hediger das 3-5-2 nicht nur mit einer Anpassung auf den Gegner (der allerdings selbst von der üblichen Raute auf ein 4-2-3-1 umstellte), sondern auch damit, dass Flügelspieler (wohl Markelo und Phaëton) während der Woche krank und somit für einen Einsatz von Beginn weg noch nicht bereit gewesen seien.

FCZ muss taktisch und personell Konstanz reinbringen

Juan José Perea enttäuschte wie so häufig wenn er von Beginn weg zum Einsatz kommt. Der Doppelsturm mit Keny funktionierte nicht. Zudem hat Milan Rodic dem Team bei seinen bisherigen Einsätzen noch nie wirklich genützt, aber schon mehrmals geschadet. David Vujevic gelang hingegen ein sehr solider Auftritt. Und Philippe Keny verdeckt mit seiner grossen offensiven wie auch defensiven Arbeit manchen Schwachpunkt von Teamkollegen. Die Super League ist eine gute Liga. Die meisten Gegner sind eingespielt. Der FCZ muss jetzt auch Konstanz reinbringen mit einer eingespielten Truppe im für dieses Team und die Spielphilosophie idealen 4-3-3 / 4-2-4.

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Dritte Niederlage in Yverdon oder fünfter Sieg unter Moniz in Folge? / Yverdon-Sport – FCZ VORSCHAU mit möglichen Aufstellungen je nach System

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr traf der FC Zürich im Letzigrund zum Auftakt der Saison 23/24 auf den damaligen Aufsteiger Yverdon Sport – und gewann mit 2:0. Nach einer Rohner-Flanke traf Jonathan Okita mit einem seiner seltenen Kopftore gegen einen tief stehenden und taktisch fehlerhaft agierenden Gegner. Das 2:0 besorgte Nikola Katic mit einem Kopfball aus kürzester Distanz knapp „über der Grasnarbe“ nach der einstudierten Weiterleitung Condés eines Guerrero-Corners am nahen Pfosten. Yverdon war damals mitten im Umbruch nach dem Besitzerwechsel. Nun bringen die Waadtländer deutlich mehr personelle Kontinuität mit. Ein zweiter grosser Unterschied ist, dass das Auftaktspiel diesmal im Municipal stattfindet.

Bilanz des FC Zürich in den Liga-Direktduellen 23/24

Yverdon immer noch bei Eckbällen stark

Yverdon war letzte Saison nach YB das zweitbeste Heimteam der Liga. Der tiefe Rasen im Stadion am Neuenburgersee ist das Gegenteil eines Kunstrasens, aber möglicherweise ähnlich spezifisch. Auch der FCZ verlor beide Auswärtspartien im Municipal und da es aufgrund des neuen Modus kein zweites Heimspiel für den FCZ gegen die Waadtländer gab, war die Bilanz der Direktbegegnungen am Ende negativ. Vor der abgelaufenen Saison hatte der FC Zürich in der ganzen Vereinsgeschichte nur ein Liga-Spiel gegen Yverdon verloren gehabt. Es war ein für den FCZ nicht mehr bedeutendes Spiel in einer Auf-/Abstiegsrunde Mitte der 90er-Jahre unter Coach Raimondo Ponte gewesen. Ausser gegen Yverdon hatte der FC Zürich ansonsten 23/24 nur noch gegen Lausanne-Sport und St. Gallen ebenfalls eine negative Bilanz. Und in den letzten fünf Saisons hat der Letzigrund-Club nur gegen YB im Schnitt weniger Punkte geholt.

Yverdon hat in der Testphase nach einem 2:1-Sieg gegen ein Team von „arbeitslosen“ Fussballprofis und einem 1:0 gegen einen der Aufstiegsfavoriten der kommenden Challenge League-Saison, Thun, im abschliessenden Vorbereitungsspiel gegen den FC Sion 1:4 verloren. Das Tor erzielte Innenverteidiger und GC-Junior Christian Marques nach einer einstudierten Eckballvariante. Es kann also vermutet werden, dass das Team von Alessandro Mangiaratti auch in der neuen Saison (wie 23/24 unter anderem mehr als einmal gegen den FCZ) wieder stark bei Eckbällen sein wird – weshalb man solche möglichst verhindern sollte. Die klare Niederlage war vor allem der Müdigkeit aufgrund der intensiven Vorbereitung geschuldet – ähnlich wie beim FCZ gegen Magdeburg.

Mit Dreierabwehr spielt Yverdon anders

Letzte Saison hat Yverdon anfänglich mit Viererabwehr gespielt, dann aber immer wieder mal zwischendurch auf Dreierabwehr gewechselt, bis man ab Anfang März mit Dreierabwehr durchgespielt hat. Auch im letzten Test gegen Sion trat das Mangiaratti-Team so auf. Spielt YS in diesem System, dann versuchen sie die Überzahl im Spielaufbau hintenheraus zu nutzen und flach hintenraus zu spielen – und dies unabhängig davon, ob der Gegner tief oder hoch steht. Der Spielaufbau gestaltet sich dann jeweils sehr variabel und die Offensivspieler sind viel in Bewegung. Tritt man hingegen mit Viererabwehr an, versucht man eher im Mittelfeld die Räume mit lauf- und kampfstarken Spielern dicht zu machen und mit Balleroberungen in dieser Zone schnelle Konterattacken zu fahren. Captain ist William Le Pogam, Wortführer auf dem Platz aber der von Servettes- Europacupbezwinger Viktoria Pilsen nun fix übernommene Mohammed Tijani. Le Pogam ist zusammen mit seinem Pendant auf der rechten Seite, Anthony Sauthier, aber trotzdem ein Schlüsselspieler. Die beiden Haudegen sind für die Aussenbahnen praktisch allein verantwortlich, sorgen für die Breite, aber auch Ruhe und Souveränität im Spiel – und haben dabei immer noch kaum interne Konkurrenz.

Zentral in der Hintermannschaft spielte bisher jeweils GC-Junior Christian Marques, der allerdings vom neu verpflichteten aber in den Testpartien noch nicht eingesetzten Jason Gnakpa Konkurrenz. Dazu kommt YB-Junior Breston Malula. Der reflexstarke Paul Bernardoni ist im Tor unbestritten. Vorne ist die Auswahl noch etwas dünn, vor allem wenn man berücksichtigt, dass Yverdon in der Regel mit drei Stürmern antritt. Aimen Mahious ist insgesamt der wichtigste Stürmer, da er sowohl offensiv wie defensiv enorm viel für die Mannschaft arbeitet. Der bissige algerische Nationalstürmer ist kaum vom Ball zu trennen. Liga-Topskorer Kevin Carlos (mit einem für einen Fussballer ausserordentlich stark definierten Oberkörper) fokussiert seine Kräfte und seinen Schnauf hingegen voll auf die vielversprechendsten Offensivaktionen bei Konterattacken und Standards. Links wird wohl Sion-Junior Mauro Rodrigues auflaufen, der manchmal aufpassen muss, dass das Spiel nicht an ihm vorbeiläuft. Hugo Komano ist wie der Neo-FCZ-ler Umeh Emmanuel ein aus der Bulgarischen Liga verpflichteter Stürmer. Der Franzose ist einsatzfreudig und kann eine gegnerische Hintermannschaft auf Trab halten.

Yverdon: Fragezeichen im Mittelfeld

Die grössten Fragezeichen bezüglich Aufstellung gibt es bei Yverdon Sport vor dem 1. Spieltag im Mittelfeld. Servette-Junior Boris Cespedes ist normalerweise Leistungsträger, spielte aber bis Anfang Juli mit Bolivien an der Copa America in den USA und kam in keinem Vorbereitungsspiel zum Einsatz. Der dynamische, aber fehlerhafte Vladan Vidakovic wird wohl mittelfristig aus Mangiarattis Überlegungen für die Startformation rausfallen, könnte aber zum Start gegen den FCZ nochmal zum Zuge kommen. Der aggressive Samba Koné sowie der quirlige Fodé Sylla kamen bloss zu einem Kurzeinsatz im letzten Test gegen Sion. Jason Gnakpa und Moussa Baradji spielten noch gar nicht im Yverdon-Dress. Der vom FC Basel ausgeliehene grossgewachsene und gleichzeitig technisch versierte GC-Junior Dion Kacuri könnte zum Saisonstart durchaus von Beginn weg auflaufen.

Der FCZ läuft seit der Stabübergabe an Ricardo Moniz entweder in einem 4-3-3 oder einem 4-4-2 mit Rhombus auf. Das Innenverteidigerduo Katic / Kryeziu scheint hinten weiterhin das Vertrauen zu geniessen. Rechts hat sich Lindrit Kamberi im Verlauf der letzten Saison ebenfalls einen Stammplatz erkämpft – allerdings trainierte er wie Bledian Krasniqi und Jonathan Okita lange mit Reha-Trainer Michael Sulzmann und kam zu keinem einzigen Testspieleinsatz. Der offensiver orientierte Doron Leidner hat links gegenüber Nemanja Tosic unter anderem den Vorteil, dass er das Kontingent der „Fussball-Ausländer“ nicht belastet. Der Argentinier wird als Alternative sowohl im Zentrum wie rechts gesehen.

Genug Alternativen: FCZ-Flügelstürmer können forciert werden

Bei einem Zweimann-Sturm würde das Duo Gouré / Bajrami Sinn machen. Die beiden haben sich in der Vorbereitung gut verstanden und sind ready für einen Startelf-Einsatz. Perea hingegen ist noch nicht so richtig in Gang gekommen. Wird mit echten Flügeln gespielt könnte sich zum Start das Duo Sabobo / Oko-Flex anbieten. Nachdem man lange fast keine echten Flügelstürmer im Kader gehabt hatte, ist die Auswahl auf dieser Position genauso wie im Sturmzentrum mittlerweile relativ gross. Dylan Munroe käme zusätzlich zu Emmanuel, Ligue, Chouiar oder Afriyie auch in Frage. Gut möglich, dass speziell in der Anfangsphase der Saison mit den Englischen Wochen die Anforderungen an die Flügelspieler viele Sprints beinhalten, im Wissen, dass viel rotiert werden kann.

Von den sechs Spielern mit den besten Werten an Minuten pro Skorerpunkt wird wohl keiner in Yverdon auflaufen. Norbu Lhakpa hat diesen Sommer als jüngerer U17-Jahrgang den Sprung in die U19 geschafft. Mahar, Vukelic und Isaiah Okafor stehen im Kader der Promotion League-Mannschaft. Die Brüder Reichmuth sind Leihkandidaten.

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Direktbegegnungen im Überblick (Transfermarkt)

Daten und Fakten im Vergleich (Transfermarkt)

Verschlafen, reagiert – und dann kam Pafundi / FCZ – Lausanne-Sport Analyse mit Randnotiz: Rangliste der schlechtesten Saisonleistungen

ZWEI TEAMS AUF DER SUCHE NACH DER ABSCHLUSSEFFIZIENZ / FCZ – LAUSANNE-SPORT VORSCHAU (Züri Live)

Ex-FCZ Trainer Ludovic Magnin hat den FC Zürich gut studiert und stellt seine Spielweise um. An Stelle des üblichen Kombinationsfussballs werden immer wieder hohe Bälle Richtung Mittellinie geschlagen, wo diese dann unbedrängt in die Tiefe hinter die Zürcher Abwehr gelenkt werden können. Dies geht auf, da vor allem Nikola Katic auch an diesem Tag praktisch jedes seiner Luftduelle verliert und keiner der Verteidiger schnell und / oder stark genug ist, um die Lausanner Offensivkräfte zu stoppen. Da Torhüter Letica mit den Füssen nicht so gewandt ist, agiert der multifunktionale Olivier Custodio als eigentlicher Regisseur des Lausanner Spiels von der Rechtsverteidiger-Position aus. Die Mannschaft wurde bei Lausanne in der 1. Halbzeit in zwei Teile aufgeteilt: sechs Verteidiger hinten und vier Konterstürmer vorne, die mit langen, hohen Bällen bedient wurden, und mit Diagonalläufen und -pässen die FCZ-Abwehr überforderten. Der FCZ versuchte zu Beginn hoch zu pressen und hinten herauszuspielen während die Gäste das Heimteam im Magnin-üblichen Mittelfeldpressing erwarteten.

Fenomeno Simone Pafundi

Unmittelbar nach dem Derby mit der besten 1. Halbzeit der ganzen Saison fiel der FCZ ins andere extrem und spielte mit einem Züri Live-Notenschnitt von 4,5 die mit Abstand schlechtesten ersten 45 Minuten der Spielzeit. Die Leistungen waren sowohl Defensiv wie Offensiv ähnlich ungenügend – in beiden Phasen wurden zu viele Fehler gemacht. Zumindest Offensiv gab es gleichzeitig von einem Teil der Spieler auch viele gute Aktionen. Die 2. Halbzeit war besser, blieb aber im Saisonvergleich ebenfalls unterdurchschnittlich. Der FCZ konnte oder wollte nicht so schnell umschalten wie Lausanne-Sport und benötigte für seine relativ wenigen Torchancen lange Passkombinationen. Im Gegensatz zu den vorangehenden Wochen lagen die Noten der FCZ-Einwechselspieler diesmal aber über dem Mannschaftsschnitt.

Zur Pause stellte der FC Zürich auf ein 4-3-3 um (mit Afriyie und Krasniqi auf den 8er-Positionen) und brachte die notwendige Energie auf den Platz. Die Gäste aus dem Waadtland wurden in der Phase nach der Halbzeit überrumpelt. Beim 1:2 spekulierten Krasniqi und Marchesano proaktiv auf einen Rebound beim Okita-Weitschuss und der 2:2-Ausgleich in der 52. Minute war eine Traumkombination. In der 66. Minute ist der Zürcher Angriffswirbel dann aber bereits wieder vorbei, weil Ludovic Magnin Italo-Talent Simone Pafundi einwechselt. Der 17-jährige bestimmt bei seinem ersten Super League-Einsatz von der Ersten Minute an Ballbesitz und Rhythmus – und nimmt fast schon im Alleingang für Lausanne-Sport das Heft wieder in die Hand. Seine enge Ballführung in hohem Tempo, Technik, Raum- und Spielverständnis sind phänomenal. Aus dieser wiedergewonnenen Spielkontrolle der Gäste resultiert dann auch das vermeintliche 3:2 durch Brighton Labeau, welches aber gleich wegen zwei Handspielen in der Entstehung (Poaty, Labeau) aberkannt wird. Dank der VAR-Intervention in dieser Szene beeinflusste die unterdurchschnittliche Schiedsrichterleistung Sven Wolfensbergers (einige falsche Einschätzungen bezüglich Fouls) den Spielausgang nicht entscheidend.

Highlights – Ganz än andere Fuessball wänn de Pafundi ufem Platz isch

Personalien – LS scheint Oko-Flex zu liegen, Katic am Ursprung der Gegentore

  • Nikola Boranijasevic: Wie so häufig gegen seinen Ex-Klub von Anfang an trotz Aussenbahn im Zentrum des Geschehens – sowohl mit guten wie auch weniger guten Aktionen.
  • Fabio Daprelà: Die Partie zeigt einmal mehr deutlich, dass Daprelà im Spielaufbau weniger Qualität hat, als sein Vorgänger Aliti.
  • Cheikh Condé: Macht das Leben seiner Mitspieler mit seiner Passivität schwerer, und bietet sich zu selten als echte Anspielstation an.
  • Armstrong Oko-Flex: Beginnt seinen “Shift“ übermotiviert mit einem unnötigen Foul vor dem eigenen Strafraum, steigert sich danach aber. Lausanne-Sport scheint ihm zu liegen, denn wie schon in der Auswärtspartie auf der Tuilières ist er erneut der Offensiv beste Mann beim FCZ.
  • Lindrit Kamberi: Erstmals in dieser Saison der Defensiv beste Mann beim FC Zürich – dafür diesmal Offensiv ungenügend.
  • Antonio Marchesano: Ähnlich wie Condé in dieser Partie ungewohnt passiv, kommt dem Ball zu wenig entgegen.
  • Nikola Katic: Seine Fehler stehen am Ursprung beider Gegentore sowie auch des aberkannten vermeintlichen Lausanner 3:2.
  • Bledian Krasniqi: Im Gegensatz zur Mehrzahl der Teamkollegen mit dem Anpfiff voll da. Zum dritten Mal in den letzten vier Partien der beste FCZ-Spieler der 1. Halbzeit und am Ende auch MVP.

Kommentare – FCZ hätt chuum ä Torchance

Randnotiz – Rangliste der schlechtesten FCZ-Leistungen der Saison

Das Heimspiel gegen Lausanne-Sport gehört zu den drei Leistungen mit dem tieften Züri Live-Notenschnitt der Mannschaft (5,3). Interessanterweise hat das Team von Coach Bo Henriksen keines seiner sieben schlechtesten Spiele verloren. Was weiter auffällt: die besten Partien gelangen gegen starke Gegner, die viel Druck machen, wie YB und Luzern. Der FCZ unter Henriksen scheint eine Mannschaft zu sein, die sich dem Gegner anpasst – nach oben wie nach unten. Tritt man gegen einen nicht so guten Gegner an, oder einen, der einen schlechten Tag erwischt hat, passt sich die eigene Leistung nach unten an – am Ende reichte es in solchen Fällen dann jeweils trotzdem zu einem Sieg oder mindestens Unentschieden.

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Quo Vadis FCZ?

Yverdon als Tiefpunkt? Das Derby als Wegweiser? Beim FCZ scheint der grosse Umbau erst noch bevorzustehen – eine Analyse   

Am 26. Oktober 2021 schied der FC Zürich im Schweizer Cup in Yverdon aus – nach einem epischen Penaltyschiessen. Coach André Breitenreiter war damals von seinem üblichen 3-4-1-2 abgewichen, schickte seine Mannschaft am Neuenburgersee in einem 4-3-3 aufs Feld – und verschaffte einigen Ergänzungsspielern eine Chance in seiner Startelf. Beides hatte er bereits in den ersten beiden Cup-Partien gegen Unterklassige in Solothurn und Kriens praktiziert. Die mentale Einstellung mehrerer Spieler stimmte in allen drei Partien nicht. Gegen das noch halb in den Sommerferien weilende Solothurn (klar) und das in der Challenge League mit einem Punkt aus sechs Spielen abgeschlagen auf dem letzten Platz liegende Kriens (knapp, dank Direktem Freistoss Marchesanos) reichte es trotzdem zum Weiterkommen – beim ambitionierten Challenge League-isten Yverdon-Sport nicht mehr.  

Dominanter Fussball kostet in der Regel Geld

Etwas mehr als zwei Jahre später reist der FCZ wieder ins Municipal. Und es folgen gleich mehrere Déjà-Vu! Das Trainerteam um Bo Henriksen (krank zu Hause) und Murat Ural (in dessen Vertretung am Spielfeldrand) wich auch diesmal von seinem üblichen 3-4-1-2 (defensive Phase) / 3-4-3 (offensive Phase) ab und liess die Mannschaft erstmals in dieser Saison von Beginn weg in einem 4-3-3 auflaufen – analog Breitenreiter zwei Jahre zuvor. Es handelte sich übrigens entgegen anderer Verlautbarungen tatsächlich um ein klassisches 4-3-3 – nicht nur defensiv, sondern auch im Spielaufbau. Cheick Condé agierte bis zu seinem Platzverweis durchgehend von seiner 6er-Position aus und liess sich nur zwei oder drei Mal für wenige Sekunden zwischen die Innenverteidiger zurückfallen. Auch diesmal schien einzelnen Spielern etwas die Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit im Auftreten zu fehlen. Man hatte zwar zu Beginn rekordverdächtigen Ballbesitz von mehr als 80% zu verzeichnen, vermochte sich aber kaum zwingende Torchancen zu erarbeiten.

Servette scheint sich derweil vom FCZ abgeschaut zu haben, wie man als Klub mit einem mittleren Super League-Budget YB herausfordern kann. Mit dem neuen Trainer René Weiler sind sie mit einem vor allem im Spiel mit Ball an «Breitenreiter-Fussball» erinnernden Stil trotz ihrer Unterzahl-Niederlage in Yverdon der einzige halbwegs verbliebene Herausforderer um den Meistertitel. Während sich der FCZ in Spielart (und in der Tabelle) zuletzt eher in die umgekehrte Richtung entwickelte – in gewissen Aspekten hin zu «Alain Geiger»-Fussball. Dies aber ohne die dafür geeigneten Akteure. Es soll ein dominanter Fussball sein mit einer hoch positionierten Viererkette und breit stehenden Flügeln. Dafür braucht es Spieler, welche die Physis, Technik und Antrittsschnelligkeit haben, um sich vorne in engen Räumen durchzusetzen. Spieler wie beispielsweise ein Filip Ugrinic, Meschack Elia oder Jean-Pierre Nsamé. Und man benötigt in der Regel kopfballstarke und gleichzeitig technisch starke Stürmer, weil Flanken in den Strafraum für dominante Teams fast immer ein wichtiges Mittel sind (ausgenommen einzelne Weltklasse-Teams wie Manchester City oder Barcelona zu ihren besten Zeiten). Solche Spieler kosten aber Geld. In den meisten Ligen Europas hat daher der jeweilige «Krösus» auch deshalb am meisten Ballbesitz, weil er sich die Spieler dafür leisten kann.

Keine Regel ohne Ausnahmen: Brighton, Fluminense, Thun, SLO, Lugano, Servette

Die Ausnahmen von der Regel sollen allerdings nicht unerwähnt bleiben, denn sie sind interessant! Die innovativen Ansätze des Ballbesitz-Spiels von Roberto De Zerbis Brighton & Hove Albion (Fokus auf Überzahl im eigenen Drittel, «Dritter Mann»-Konzept) oder Fernando Diniz’ Fluminense (Relationalismus) scheinen allerdings nicht der Philosophie zu entsprechen, die beim FCZ umgesetzt werden soll. In der Schweiz war früher der FC Thun das deutlichste Beispiel eines Teams, das mit einem kleinen Budget erfolgreich auf Ballbesitz setzte. In der aktuellen Saison kann man bis zur Ablösung von Anthony Braizat auch Stade Lausanne-Ouchy nennen. Gerade als sich die Waadtländer mit ihrem mutigen Spiel in der Liga immer besser zurechtfanden, wurde der Trainer allerdings entlassen und durch einen fast durchgehend mit einer Fünferkette agierenden ersetzt. Seither hat «SLO» kaum noch Punkte geholt. St. Gallen ist kein klassisches Beispiel für Ballbesitz-Spiel, weil die überdurchschnittlichen Ballbesitz-Werte der Ostschweizer vor allem aufgrund ihres Defensivkonzeptes zustande kommen. Servette zu Alain Geiger-Zeiten oder Lugano heute tragen dem Ball Sorge und erhöhen jeweils nur so weit das Tempo, dass es immer noch möglich ist, den Ball mit geringem Risiko und flach zu passen.

Basierend auf den Veränderungen der Spielweise der 1. Mannschaft im Trainingslager sowie in den ersten Super League-Partien nach der Winterpause, den Testpartien der U21 unter einem neuen Trainerteam und den Äusserungen von Milos Malenovic, Bo Henriksen oder Ancillo Canepa in Interviews und an Pressekonferenzen ist ziemlich deutlich geworden, was den Verantwortlichen vorschwebt – und dass es mit den oben erwähnten Beispielen jeweils nur in Einzelbereichen Überschneidungen gibt.

Ein Klub vom Polarkreis als gutes Beispiel  

Dass in Bezug auf die einheitlichen Prinzipien, die von den Jugendteams bis in die 1. Mannschaft umgesetzt werden sollen, an der Präsentation von Milos Malenovic als neuem Sportchef als Beispiele Ajax und Benfica genannt wurden, ist natürlich ein hingeworfener Knochen, an dem in unserer Medienlandschaft speziell die GC-, FCB- und YB-affinen Journalisten in den kommenden Jahren noch häufig mit grosser Dankbarkeit nagen werden. Sie werden dabei bewusst ausblenden, dass sich die Aussage einzig auf die Einheitlichkeit der Prinzipien vom Nachwuchs bis in die 1. Mannschaft bezog – nicht auf die Mitgliederzahlen oder das finanzielle und sportliche Level.

Kein Brighton, kein Fluminense, kein FC Thun, St. Gallen oder Lugano, und sicher kein Ajax oder Benfica… Mit welchem Team lässt sich denn nun das, was die ambitionierte sportliche Leitung mit dem FCZ vorhat, am ehesten vergleichen? Dazu lohnt sich ein Blick weit in den Norden auf einen Klub, den der FCZ aus seiner letzten Europa League-Kampagne kennt: Bodø/Glimt. Diese Mannschaft spielt schon seit längerer Zeit einen dominanten Fussball im 4-3-3 mit einer hoch stehenden Viererkette und intelligentem Pressing – genauso wie es beim FCZ in den letzten Wochen die 1. Mannschaft und die U21 mehr oder weniger erfolgreich versucht haben. So spielen sie auch gegen renommierte Gegner. Interessant: Bodø/Glimt hat wie beim FCZ vorgesehen auf diese Spielweise gewechselt, ohne dabei zu den begüterten Klubs der Liga zu gehören.

Beeindruckende Entwicklung von Bodø/Glimt auf allen Ebenen

Die Fussballer von nördlich des Polarkreises wurden über Jahrzehnte vom im Süden des Landes beheimateten Profifussball und dessen Traditionsklubs belächelt. Nicht nur wegen dem Stadion, sondern weil man Bodø ganz generell nicht als Fussballstadt gesehen hat. Gewisse Parallelen mit Zürich sind also auch diesbezüglich vorhanden. Mittlerweile hat Bodø/Glimt drei Meistertitel in vier Jahren gewonnen und die vormaligen Dominatoren Rosenborg und Molde überholt. Man hat mit dem Anfang 2019 direkt aus Nigeria an den Polarkreis dislozierten damals 18-jährigen Victor Boniface einen wesentlichen Anteil an der langjährigen Entwicklung eines der aktuell besten Stürmer der Bundesliga. Die jährlichen Transfereinnahmen haben sich Schritt für Schritt auf umgerechnet rund 15 Mio. Schweizer Franken erhöht. Der einheimische Cheftrainer Kjetil Knudsen ist trotz Interesse aus der Premier League nun schon seit sechs Jahren am Ruder. Geholfen hat dabei wohl auch die Konstellation, dass er erst im Alter von 50 Jahren erstmals im Profibereich tätig wurde.  

Auch international sorgte Bodø/Glimt für Furore. 21/22 hat man gegen den späteren Conference League-Sieger AS Roma in vier Begegnungen zwei Mal gewonnen und einmal Unentschieden gespielt – und dabei mit einem 6:1 José Mourinho gemäss Statistikern die höchste Niederlage der Trainerkarriere zugefügt. Die AS Roma lag eigentlich bereits im Koma. Trotzdem schied Glimt letztendlich gegen die Italiener aus. Davor wurde der schottische Primus Celtic mit zwei klaren Siegen aus dem Rennen geworfen – und dies ohne einen Urs Fischer und dessen Flankenkünste dafür zu benötigen. In der aktuellen europäischen Saison überwintern die Norweger zum dritten Mal in Folge und treffen im 1/16-Final der Conference League auf… Ajax. Man kann es sich mittlerweile dank der Transfererlöse leisten, mit Patrick Berg einen Stammspieler der norwegischen Nationalmannschaft für 4 Mio. Schweizer Franken aus Lens zurückzukaufen und den genauso wie Berg aus Bodø stammenden Stürmer Jens Petter Hauge im besten Fussballeralter (mit Kaufoption) von der Frankfurter SGE auszuleihen. Das wäre vergleichbar mit einem FCZ, der Anfang der laufenden Saison Ricardo Rodriguez von Torino zurückkauft und Josip Drmic von Dinamo Zagreb mit Kaufoption ausleiht.     

Die Entwicklung von Bodø/Glimt ist ein Vorbild und Idealszenario. Auch nur schon teilweise sich in den Fussstapfen der Norweger zu bewegen, wäre ein Erfolg. Gleichzeitig hat man in Zürich teilweise sogar bessere Voraussetzungen: nämlich das gemessen an der Einwohnerzahl grössere Einzugsgebiet an Talenten und Zuschauern als die Norweger.  

Schlechte Erfahrungen der letzten Jahre

«Ein oder zwei Sechser?» ist in der Welt des ballbesitzorientierten Positionsspiels fast schon eine religiöse Frage – wie «katholisch oder reformiert?». Christlich ist beides, aber der Teufel steckt in den Details. Aktuell spielt beim FCZ die 1. Mannschaft bei einer Viererabwehr mit einem Sechser, was auch die Präferenz des «Godfather» Johan Cruyff war. Die Schweizer Juniorennationalteams und die meisten Klub-Academy-Teams haben in der jüngeren Vergangenheit jahrelang fast ausschliesslich in diesem System gespielt – genauso Alain Geiger mit Servette. In der Premier League gibt es aktuell unter anderem bei den «Cruyff-Jüngern» Guardiola und De Zerbi aber wieder eine Entwicklung zur Doppel-Sechs im Spielaufbau. Klassisch wäre das ein 4-2-3-1, es kann sich aber beispielsweise auch um ein 3-2-4-1 handeln.   

Egal ob mit einem oder zwei Sechsern: das FCZ-Kader passt so oder so nicht zum angestrebten Fussball. Das ist keine neue Erkenntnis. Schon seit Jahren trägt der FC Zürich dieses Problem mit sich herum. Jedes Mal, wenn man unter Trainern wie Magnin, Rizzo oder Foda das Spiel dominanter gestalten wollte, führte dies in den Misserfolg. Selbst in der Endphase der Breitenreiter-Saison versuchte man erfolglos vermehrt höher zu stehen – nur spielte die dadurch sinkende Leistungskurve in diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr, da der Vorsprung vor der Konkurrenz schon zu gross war. Breitenreiters Pragmatismus und Erfolgsorientierheit hatte den FCZ zum Titel geführt. Der anschliessende Philosophie-Wechsel bekam der Mannschaft resultatmässig dann nicht gut.

Vertragsverlängerungen, die sportlich nicht zu passen scheinen

Das Hauptproblem war in den letzten Jahren jeweils der «Mismatch» zwischen Kader und Spielweise. Steht eine Mannschaft tief, wie der FCZ grösstenteils in der Meistersaison, braucht sie sprintstarke Stürmer. Steht sie hoch, wie dies jetzt wieder der Plan ist, braucht sie sprintstarke Verteidiger. Nikola Katic und Fabio Daprelà gehören zu den langsamsten Verteidigern der Liga. Auch Lindrit Kamberi ist in diesem Bereich nur Liga-Durchschnitt. Dies wurde den FCZ-Verantwortlichen nach der Winterpause in der Entstehung aller Gegentore (drei in Yverdon, zwei beim ersten Derby, zwei gegen Lausanne-Sport) erneut schmerzhaft vor Augen geführt. Mit schnellen Verteidigern hätten alle diese Gegentore verhindert werden können. Beim ersten Gegentor in Yverdon bezieht sich diese Aussage dabei auf die Entstehung des Freistosses.  

Katic und Daprelà sind typische Haudegen mit einer beschränkten Technik für eine tief stehende Mannschaft, die nicht das Spiel machen will und muss. Trotz dieses klaren Spieler–Spielweise Mismatches war Nikola Katic interessanterweise einer der ersten Spieler mit denen Sportchef Malenovic den Vertrag verlängert hat. Eine weitere frühe Vertragsverlängerung gab es mit Rodrigo Conceição, der mit seiner zu wenig engen Ballführung und etwas wilden Art ebenfalls das Profil eines Konterspielers hat. Bledian Krasniqi oder Antonio Marchesano sind ebenfalls in Umschaltsituationen am stärksten – sowohl offensiv wie defensiv.

Kaum Spieler im Kader für dominanten Fussball

Dasselbe gilt für Jonathan Okita. Dieser hat am Ball kein überragendes Tempo und ist daher kein Spieler, den man wie Assan Ceesay oder Fabian Rohner typischerweise hinter die gegnerische Abwehr lancieren kann. Er benötigt für seine Einzelaktionen und Weitschüsse trotzdem den Raum und die Zeit einer Umschaltsituation. Natürlich kann eine solche auch aus einem Hohen Pressing entstehen – aber dafür benötigt man ebenfalls die richtigen Spieler. Seit mehreren Jahren steht und fällt das FCZ-Pressing mit der Form des «Pressing-Leaders» Antonio Marchesano. Die anderen Stürmer sind in diesem Bereich nicht speziell stark.  

Auch Ifeanyi Mathew ist vor allem in Kontersituationen gut. Es gibt kaum Spieler im Kader, denen dominanter Fussball besser liegen könnte als der bisherige Spielstil. Cheick Condé ist ein Kandidat. Mit Amadou Dante kommt nun ein weiterer hinzu. Die Stossrichtung auf Seiten der Neuverpflichtungen scheint zu stimmen – auch in Bezug auf das Motto „Qualität vor Quantität“.

Drei Punkte im Derby dank Rückkehr zum Pragmatismus

Ein wichtiger Erfolgsfaktor der Meistersaison war André Breitenreiters Pragmatismus und Erfolgsorientiertheit, die er auch aufgrund seines Standings bis fast zum Ende der Saison durchziehen konnte. Er nahm keine Rücksicht auf Spielphilosophien, Nachwuchsentwicklung oder personelle Belange. Wer ein oder zwei Chancen erhalten hatte, und sie nicht nutzte, war für den Rest der Saison aussen vor. Entscheidungen wurden nüchtern gefällt und aus Fehlern rasch gelernt. Dass der Abgang von Bo Henriksen auf Ende Saison nun bekannt geworden ist, könnte einen ähnlichen Effekt haben – und für den Rest der Saison ebenfalls zu Pragmatismus und Erfolgsorientiertheit führen. Nichts könnte dies besser illustrieren als das zweite Derby: nach dem 1:0-Führungstreffer wurde der eigene Strafraum mit Mann und Maus verteidigt und auf schnelle Gegenstösse mit Fabian Rohner als einzigem Stürmer gesetzt. Daraus resultierten drei Punkte. Im ersten Derby nach der Winterpause hatte man nach einer 1:0-Führung risikovoll weitergespielt und lief dem Gegner zwei Mal ins offene Messer.      

Auch bezüglich Spielsystem kehrte Henriksen am Wochenende zum 3-4-3 / 3-4-1-2 zurück. Seit dem Auswärtsspiel in St. Gallen kurz vor der Winterpause hat man mit der Umstellung auf ein 4-3-3 im Verlauf der 2. Halbzeit grundsätzlich gute Erfahrungen gemacht. Die Kadenz der herausgespielten Torchancen erhöhte sich. Dies weil es für einen Gegner immer schwierig ist, während einer laufenden Partie auf so eine Umstellung zu reagieren. Das 4-3-3 als Grundformation und die hohen Linien haben aber erstmal weder in den Winter-Testspielen noch in Yverdon funktioniert. Gegen einen tief stehenden Gegner wie die Waadtländer braucht es dazu Spieler, die sich mit Technik, Kraft und Antrittsschnelligkeit (am liebsten alle drei Skills gleichzeitig) auf Super League-Niveau auf engem Raum durchsetzen können.

Yverdon erneut der Wendepunkt?

Betreibt der Gegner selbst ein hohes Pressing, benötigt man einen Zielspieler für Yanick Brechers hohe Bälle, um einen gegnerischen Ballgewinn in der eigenen Platzhälfte zu verhindern. Zu Beginn der Saison war Lindrit Kamberi dieser Zielspieler auf der rechten Seite – aber auf ihn haben sich die Gegner mittlerweile eingestellt, so am Samstag auch GC’s Florian Hoxha. Afriyie, Marchesano, Conceição, Krasniqi, Guerrero oder Mathew haben bei solchen hohen Bällen keine Chance. Okita und Boranijasevic gehen diesen trotz einer gewissen Körpergrösse aus dem Weg. Cheick Condé ist allenfalls noch eine Variante, die vereinzelt und ansatzweise nicht schlecht funktioniert hat. Der Guineer ist zuletzt aber etwas aus dem Tritt geraten und obendrein Stand heute noch für die nächsten zwei Spiele gesperrt.    

In Yverdon wurde vor zwei Jahren Breitenreiters Meisterteam endgültig geformt. Denn das 4-3-3 wurde nach der dortigen Erfahrung sofort wieder eingestampft. Pollero wurde zur Winterpause abgegeben, Leitner, Gogia, Hornschuh oder Coric spielten bis zum Ende der Saison nur noch untergeordnete Rollen. Marchesano, Gnonto und Tosin stiegen hingegen in der Hierarchie auf und wurden zu tragenden Säulen. Es folgte ein mirakulöses Last Minute-3:3 im Letzigrund gegen den FCB und danach neun Siege in Folge. Es wäre vermessen, in der aktuellen Saison noch vom Meistertitel zu träumen. Aber ist Yverdon auch diesmal ein Wendepunkt? Die vorläufige Rückkehr zumindest bis Ende Saison zum 3-4-1-2 und dem direkten Fussball durch die Mitte? Und die Herauskristallisierung einer griffigeren Stammformation mit Kryeziu, Krasniqi und Ligue an Stelle von Katic, Condé und Okita?

Schwierige Entscheidungen in der Kaderplanung

Im Hinblick auf den kommenden Sommer und die Zeit danach kann eine Transformation des Spielstils nur mit einem Kaderumbau umgesetzt werden. Es braucht dafür die passenden Spielertypen. Daher stehen schwierige Entscheidungen an. Die Verträge von Antonio Marchesano, Adrian Guerrero, Nikola Boranijasevic oder Marc Hornschuh laufen aus. Guerrero und Boranijasevic waren und sind die Schlüsselspieler des Erfolgssystems 3-4-1-2. Nur dank ihres Laufvermögens auf der Seite kann die Mannschaft in allen drei Linien im Zentrum immer wieder die so wichtigen Überzahlsituationen kreieren. Boranijasevic gehört zu den Top 3-Flankengebern der Liga und Guerrero zu den Top 3-Standardschützen.

Marchesano sorgt mit seiner Kombination aus stupender Technik und grossem Arbeitswillen immer wieder für die Differenz. Über die Jahre hat er sich beim FCZ enorm gesteigert und kann aktuell wieder eine Skorerquote wie in der Meistersaison vorweisen. Er ist genauso wie Guerrero mit Sicherheit auch ein entscheidender Mann für die Stimmung und den Team-Zusammenhalt. Marc Hornschuh war in den letzten zweieinhalb Jahren eine wertvolle Team-Ergänzung und immer da, wenn es ihn brauchte. Nichts symbolisiert seinen Wert für die Mannschaft so gut wie die Szene in St. Gallen, wo er sich aufopferungsvoll in den Schuss von Christian Witzig warf und daraufhin ausgewechselt werden musste. All diese Faktoren machen die zu treffenden Entscheidungen nicht einfacher. Ohne die bisherigen Säulen von Grund auf ein neues Haus zu errichten, in welchem alle für ein Team wichtigen Elemente berücksichtigt werden müssen, ist ein heikles Unternehmen.   

Erfolgreiche taktische Umstellung 5 Minuten vor Spielbeginn / Lugano – FCZ Analyse

Zwei Teams mit gleicher taktischer Formation? / Lugano – FCZ Vorschau (Züri Live)

Der FCZ geht nach einer Serie von acht ungeschlagenen Ligapartien in Lugano mit 0:2 als Verlierer vom Platz. Interessanterweise hatte das Team von Bo Henriksen gleichenorts gegen den gleichen Gegner mit dem gleichen Resultat verloren gehabt, bevor diese Serie mit dem 4:1-Heimsieg gegen Servette vor der WM-Pause startete. Damals kam die Niederlage wenige Tage nach dem Highlight im Emirates gegen Arsenal nicht überraschend. Diesmal war es ein leichter Abwärtstrend, der die zahlreich mitgereisten und kreativen Fans (Motto „Safety Matches“) mit einem etwas mulmigen Gefühl ins Tessin reisen liess.

Lugano’s taktischer Kniff fünf Minuten vor Spielbeginn griff

Ein wichtiger Teil des Duells fand schon vor dem Anpfiff statt. FCZ-Coach Henriksen stellte auf einen Dreimannsturm in einem 3-4-3 um und gab vorne dem Trio Tosin-Simic-Okita eine Chance. Lugano-Coach Croci-Torti hatte sein Team die ganze Woche auf das Zürcher 3-4-1-2 eingeschworen. Nun das! Er entschied sich kurzerhand fünf Minuten vor Spielbeginn die geplante Taktik und alle in der Trainingswoche vorbereiteten Abläufe über den Haufen zu werfen und ganz anders aufzutreten. So zog sich Macek auf der rechten Seite im Spielaufbau jeweils stark zurück, um hinten mit vier Mann plus Torhüter aufbauen zu können. Vor allem aber wurden viel mehr lange Bälle als üblich hinten heraus nach vorne geschlagen.

Da Lugano die von der Körpergrösse her wohl kleinste Mannschaft der Liga hat, versucht Croci-Torti die Taktik seiner Mannschaft immer so dem Gegner anzupassen, dass man im Aufbauspiel durch die vom Gegner abweichende taktische Grundordnung, Geduld, das Aufreissen und Ausnutzen von Zwischenräumen sowie proaktive Laufwege Überzahlsituationen schafft. Das Ziel: möglichst wenig Zweikämpfe. Gelingt dies, dann hat Lugano in der Super League mit seinen flinken Spielern gute Chancen, ein Spiel zu gewinnen.

FCZ lässt Leistungssteigerung nach der Pause vermissen

Das Zürcher Sturmtrio trat vorne in der 1. Halbzeit zu nonchalant (Okita, Tosin) beziehungsweise übermotiviert (Simic) auf und produzierte aus im Ansatz guten Möglichkeiten zu wenig Ertrag. Auch das Gegenpressing der Stürmer war häufig zu wenig konsequent – so beim Lugano-Führungstreffer auf Konter, nachdem Okita am Lugano-Strafraum ein Geschenk von Valenzuela scheinbar nicht annehmen wollte. Das Tor erinnerte in seiner Entstehung stark an den Monteiro-Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 für YB zuletzt im Letzigrund. Die Tessiner gingen kurz vor der Pause mit 2:0 in Führung, als einige Zürcher Akteure mit den Gedanken schon in der Kabine schienen – und erzielten zwei weitere wegen Offsides aberkannte Kontertreffer. Aliseda lupfte den Ball in der 65. Minute alleine vor Zürich-Keeper Brecher aus der Distanz über das gegnerische Gehäuse.

Die Partie war zu Beginn intensiv. In den ersten zwanzig Minuten hatte der FCZ angeführt vom im ersten Durchgang agilen Bledian Krasniqi im Cornaredo ein Chancenplus. Dazu gehörte der Lattenschuss von Nikola Boranijasevic in der 14. Minute. Die Lugano-Führung fiel gegen den Spielverlauf. In der 55. Minute wurde Tosin im gegnerischen Strafraum von Lugano-Keeper Osigwe penaltyreif gelegt, dies aber aus einer Offsideposition heraus. Zwischen der 49. und 63. Minute versuchte es der FCZ mehrmals mit durchaus ansprechenden Weitschussversuchen, denen aber kein Abschlussglück beschieden war. Insgesamt vermochte sich der FCZ in der 2. Halbzeit aber nicht zu steigern. Die Einwechselspieler entfalteten praktisch keine Wirkung.

Durchschnittsleistung zu wenig, um in Lugano zu punkten

Die Lugano-Verteidiger waren während der ganzen Partie nahe an den gegnerischen Stürmern dran, Nikola Katic hingegen liess Zan Celar viele Freiheiten, damit dieser die langen Bälle für seine Flügelstürmer ablegen konnte. Im Spiel mit Ball benötigte der FCZ zu viele Pässe, um zu einem Abschluss zu kommen. Die Mehrheit der FCZ-ler brachte im Cornaredo eine Durchschnittsleistung – ohne Ausreisser nach oben oder unten. Eine Note „8“ reichte Cheick Condé diesmal für die Auszeichnung als Züri Live-MVP. Am anderen Ende der Notenskala konnten sich Okita und Katic im Vergleich zu ihren schlechten Auftritten gegen Servette-steigern. Yannick Brecher hatte praktisch nichts zu tun und musste trotzdem zwei Mal hinter sich greifen. Zum ersten Mal im Jahr 2023 ist seine Defensivnote ungenügend.

Personalien

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