Grgic, Brecher und Domgjoni retten matten Zürchern einen Punkt / FCZ – Sion 1:1 in der Züri Live-Analyse

Spiel, Gegner und Taktik

Sion tritt im Letzigrund im gleichen System an wie ihr letzter Gegner St. Gallen (Schlussresultat ebenfalls 1:1), spielt aber einen komplett anderen Fussball, als die Ostschweizer. Statt Direktspiel in die Vertikale lässt man mit möglichst direktem, aber trotzdem kontrollierten Passspiel den Ball von links aussen nach rechts aussen und wieder zurück zirkulieren, um so im gegnerischen Abwehrverbund Lücken aufzureissen. Die Entstehung des 0:1 durch Luca Clemenzas erstes Super League-Tor ist ein Paradebeispiel dafür. Es ist das sechste Saison-Gegentor des FC Zürich in der Startviertelstunde.

Das unter Fabio Grosso entwickelte variable Positionsspiel der Walliser gestaltet sich im Ansatz sehr vielversprechend – es fehlt bloss in vielen Situationen noch an den Automatismen, speziell mit neuverpflichteten Spielern wie Lubomir Tupta. Ähnlich wie beispielsweise beim FC Basel bieten sich bei den Wallisern Zentrale Mittelfeldspieler genauso wie auch einer der Stürmer häufig ganz aussen an der Seitenlinie an, um auch schon im Mittelfeld die ganze Breite für den Spielaufbau zu nutzen. Speziell bei Sion ist, dass sich vor allem in der Ersten Halbzeit der gesamte Mittelfeld-Rhombus stark seitlich verschiebt, was die Walliser Mittelfeldspieler, die nicht zu den laufstärksten der Liga gehören, dann aber nicht über die gesamten 90 Minuten konsequent durchhalten können. Dies versucht der FCZ auszunutzen und spielt häufiger über die Seiten als sonst, vor allem die aktuell starke Linke Seite mit Aliti und Ceesay. Dies wird auch statistisch untermauert durch die bisher höchste von Züri Live in dieser Saison beim FCZ gemessene Anzahl Flanken. Dasselbe gilt für die Anzahl Steilpässe, die fast ausschliesslich ebenfalls über die Seiten gespielt wurden.

Massimo Rizzo schickt dasselbe Team auf den Platz wie beim Heimsieg gegen den FCB. Verschiedene Akteure wie beispielsweise Khelifi, Omeragic oder Aliti wirken gegen Sion aber etwas „müde“ beziehungsweise „überspielt“. Das Spiel illustriert, was für ein Vorteil es sein könnte, einen „zweiten Anzug“ zur Verfügung zu haben, dem man das volle Vertrauen schenken kann. Der FCZ profitiert in dieser Partie stark vom völlig misslungenen Auftritt ihres ehemaligen Juniors Anto Grgic auf der Gegenseite: schlecht getretener Penalty, weitere vergebene sehr gute Torchancen aus kurzer Distanz, und mehrere Ballverluste in der eigenen Platzhälfte – darunter auch diejenigen, welche zum Pfostenschuss Kramers und zum 1:1-Ausgleich führen. Sion verschiesst den zweiten Penalty hintereinander gegen den FCZ und Yanick Brecher hält den zweiten der letzten drei. Es ist ganz wesentlich Toni Domgjoni, der in der Folge die Differenz macht und voller Elan sowie Spielwitz die Partie immer mehr auf die Seite des FC Zürich ziehen kann.

„FCZ lange mit Sion-Gegenpressing nicht zurechtgekommen“ – Audio-Kommentare zum Spiel

Spielszene im Fokus

12. Minute – Luca Clemenza erzielt das 0:1

Im Anschluss an einen Sion-Eckball können die Walliser sich am Zürcher Strafraum installieren. Der FCZ findet zwar in seine Grundordnung zurück, ab einem bestimmten Zeitpunkt lässt aber das ballorientierte Verschieben nach. Omeragic und Doumbia lassen eine relativ grosse Lücke offen. Omeragic kommt dem in den Strafraum eindringenden Clemenza zwar noch halbherzig entgegen, dreht sich bei dessen Schussabgabe aber ab, um sich schmal (anstatt breit) zu machen.

Grösser als in einem Emmentaler erlaubt: das Loch in der Zürcher Defensivformation verursacht durch einen Moment des nachlässigen Verschiebens, welchen Luca Clemenza zu seiner Super League-Torpremière nutzt.

Personalien

Yanick Brecher (7) – Die langen Bälle des Zürcher Torhüters sind auch sonst jeweils besser als der Super League-Durchschnitt, diesmal gelingen sie aber besonders gut. Die 45 Meter-Bälle erreichen wie an einer Schnur gezogen Fidan Aliti oder Assan Ceesay an immer etwa derselben Stelle im Mittelfeld links an der Seitenlinie. Diese bekommen den Ball jeweils so serviert, dass sie ihn präzise in die Tiefe weiterleiten können. Der FCZ nutzt mit dieser Angriffsauslösung auch die taktische Formation des Sion-Mittelfeldes in einem Rhombus (in Deutschland „Raute“ genannt, SFL-Sprachregelung: „Diamant“) aus. Nachdem Yanick Brecher zuvor über Jahre hinweg alle Penalties reingelassen hat, hält er nach Moumi (YB) gegen Grgic (Sion) bereits den zweiten innert kurzer Frist! Mit dem von Serey Dié (ebenfalls Sion) bereits im November verschossenen Elfmeter gingen drei der letzten vier gegen den FCZ nicht rein. Die Zweite Halbzeit beginnt Brecher ungenügend und hat beispielsweise Mühe mit einer “Kerze“ von Omeragic im eigenen Strafraum.

Becir Omeragic (4) – Produziert unter anderem eine gefährliche “Kerze“ im eigenen Strafraum. In der Druckphase der Nachspielzeit wählt der Genfer bei einem vielversprechenden Konter die komplizierte Lösung mit einem Seitenwechsel in eine Zone, wo viele Gegenspieler stehen, anstatt des einfachen Steilpasses auf den völlig frei stehenden Schönbächler. Unverständlich seine Nomination ins „BLICK Team der Runde“.

Toni Domgjoni (9) – Nach dem von Yanick Brecher gehaltenen Penalty, ist es Toni Domgjoni, der stark aufdreht und die Mannschaft regelrecht mitreisst. Der Gesamteindruck von der Mannschaft ändert sich in dem Moment in erster Linie aufgrund eines Spielers. Gewinnt viele Bälle in der gegnerischen Hälfte im Pressing oder Gegenpressing, versteht sich sehr gut mit Fabian Rohner. Spielt sich im Laufe der Partie fast schon in einen Rausch mit zielgenauen Diagonalbällen und einem Dribbling, in welchem er den formstarken Wesley alt aussehen lässt. Im Spiel ohne Ball erschrecken Domgjonis Sprints die Gegenspieler manchmal so stark, dass sie vergessen, den Ball zu stoppen oder zu passen. Spielt ab der 79. Minute wieder auf der 10er-Position.

Ousmane Doumbia (3) – Das Auf und Ab seiner Leistungen geht weiter. Der Unterschied zu seinem Mittelfeldpartner ist: wenn Toni Domgjoni einen schlechten Tag hat, dann ist er Durchschnitt. Wenn Doumbia einen schlechten Tag hat, dann kippt die Bilanz seines Spiels ins Negative.

Salim Khelifi (2) – Nach drei ordentlich bis guten Leistungen hintereinander, stand gegen Sion wieder mal der „alte Khelifi“ auf dem Platz, der in vielen Situationen unkonzentriert wirkt, gedanklich zu wenig schnell von Verteidigen auf Angriff umschaltet und umgekehrt, und von dem man das Gefühl hat, er beherrscht kaum einen Quadratmeter seines Raumes.

Assan Ceesay (6) – Baut in der letzten Viertelstunde ab. Davor eine weitgehend gute Leistung. Seine Defensivarbeit wird immer wertvoller. Zur noch schnelleren Konterauslösung hat sich ein Automatismus eingespielt, dass Ceesay bei einem gegnerischen Eckball schon aus dem eigenen Strafraum heraus zum Gegenangriff startet, wenn der Ball auch nur schon halbwegs unter Kontrolle ist und der Zürcher in Ballnähe Ceesay gar nicht sieht. Durch Zurufen macht sich der Gambier bemerkbar und der Ball, wenn gewonnen, wird sofort in seine Richtung gespielt. Manchmal gelingen ihm gar technische Raffinessen wie ein präziser Absatzpass der Seitenlinie entlang auf Fidan Aliti, mit dem er sich gut versteht.

Blaz Kramer (1) – Birama Ndoye gehört zu den Defensivspielern mit eher beschränkten Qualitäten auf Schweizer Fussballplätzen, aber gegen Blaz Kramer konnte er sich profilieren. Der Slowene sieht kaum Land gegen den Senegalesischen Defensivhünen. Dazu kommt, dass Kramer wieder eine ganze Reihe von ausgezeichneten Umschaltmomenten mit zu geringer Handlungsschnelligkeit und Technik vermasselt und defensiv das ein oder andere Mal unaufmerksam ist.

Marco Schönbächler (1) – Auch wenn er sich zum Ende seines Einsatzes verbessert zeigt: der grösste Teil des Auftrittes ist so schlecht, dass es insgesamt nicht zu mehr als der Tiefstnote reicht. Mit dem Wechsel von Khelifi, der ebenfalls nicht seinen besten Tag erwischt hatte, zu Schönbi, gerät die Rechte Seite des FCZ mit dem offensiven Aussenverteidiger Rohner von einem Moment auf den anderen komplett „ins Schwimmen“. Dies bereits in der ersten Minute zwei Mal – aufgrund zu zaghaften Eingreifens. Sion hat dort nun völlig freie Hand. Auch das Passspiel sowohl als Absender wie als Empfänger ist über weite Strecken ein Graus.

Trivia

Timothy Fayulu beim Abstoss an einem sonnigen Winternachmittag im Letzigrund.
Crash zwischen Schiedsrichter Lukas Fähndrich und Sions José Aguilar abseits des Ballgeschehens.
Chilla will motiviert durch Blaz Kramers Ausgleichstreffer ebenfalls mitspielen und den Sieg für die Weissen holen.
Abstoss Yanick Brecher und Hohes Pressing von Sion aus der Lehrbuch-Perspektive.

Telegramm

„Domgjoni will unbedingt den Sieg“ – Audio-Highlights des Spiels

FC Zürich – Sion 1:1 (1:1)
Tore: 12. Clemenza (Tupta) 0:1, 39. Kramer (Marchesano) 1:1.
FCZ – Brecher; Rohner, Omeragic, Nathan, Aliti; Domgjoni (90. Winter), Doumbia; Khelifi (67. Schönbächler), Marchesano (79. H. Kryeziu), Ceesay; Kramer.
Sion – Fayulu; Wesley, Ndoye, Abdellaoui, Theler; Zock; Aguilar (83. Baltazar), Grgic; Clemenza (83. Tosetti); Karlen (60. Hoarau), Tupta (90.+1 Bamert).

(Standbilder: Blue)

Deutlich entschlossenere Verteidigungsarbeit als vor Jahresfrist beim 0:4 / FCZ – Basel 2:0 in der Züri Live-Analyse

Spiel, Gegner und Taktik

Dritter Sieg in derselben Saison gegen den FC Basel – das gab es noch nie! Wie so häufig in den letzten Jahren gewinnen die Zürcher gegen die Rotblauen das Spiel, wenn sie defensiv kompakt stehen, den Ballbesitz dem Gegner überlassen und auf schnelles Umschaltspiel setzen. Auf diese Art und Weise kommt der Letzigrundclub jeweils zu den besseren Torchancen als der Gegner und damit auch zum Sieg. Rekordverdächtige 108 Top-Defensivaktionen sind ein wesentlicher Baustein der drei gewonnenen Punkte. Der FCB kommt zu 13 Abschlüssen und bringt den Ball dabei nur ein einziges Mal Richtung Gehäuse von Yanick Brecher, der somit einzig und allein mit seinen zwei Fehlpässen in die Füsse von Edon Zhegrova auffallen kann. Der Fokus der Angriffe liegt über die ganze Partie hinweg beim FCB (Stocker / Petretta) genauso wie beim FCZ (Ceesay / Aliti) auf der Linken Seite. Dass Yanick Brecher in dieser Partie mit Kramer und Ceesay bei seinen Abstössen zwei statt nur einen Zielspieler zur Verfügung hat, ist ein grosser Vorteil für eine unberechenbarere Spielauslösung.

Auf der anderen Seite sind die mit Unterschnitt geschlagenen Abstösse von Heinz Lindner für den FCZ in der Regel relativ einfach zu verteidigen. Der FCB leidet aktuell an denselben Problemen, mit denen der FCZ lange zu kämpfen hatte: etwas zu viele unkonstante „Schönspieler“ im Kader, die defensiv zu wenig konsequent mitarbeiten. Nominell haben die Rotblauen immer noch die besten und talentiertesten Profis der Liga im Kader. Aber diese Saison wurden sie zusätzlich zu den bestehenden Herausforderungen von Problemen wie einer Quarantäne zurückgeworfen. Der FCZ hat demgegenüber den Vorteil, dass man die gröbsten diesbezüglichen Rückschläge bereits letzte Saison durchgemacht hat. Etwas speziell beim FCB sind aktuell die Einteilungen bei gegnerischen Eckbällen, wo Mittelstürmer Arthur Cabral jeweils den stärksten gegnerischen Kopfballspieler deckt und dabei manchmal etwas unvorsichtig agiert.

Entscheidende Szenen

00:16 – Stocker bei langem Ball in die Tiefe durch Salim Khelifis energischen Sprint gestört

Der FC Zürich hat Anstoss. Der lange Ball Omeragics wird von der Basler Abwehr geklärt, Valentin Stocker will sofort in seiner typischen Art einen gefährlichen langen Ball für Cabral auf der linken Seite in die Tiefe spielen. Da Salim Khelifi Stocker mit einem energischen Sprint aber genügend stört, kommt dieser Ball von der Präzision und dem Timing her nicht ideal und kann im Raum Mittellinie von Rohner abgefangen werden.

Salim Khelifi stört nach 16 Sekunden hoch am gegnerischen Strafraum Valentin Stocker in der Gegenangriffsauslösung energisch.

Man stelle dies in Kontrast zur 0:4-Niederlage des FCZ an gleicher Stätte vor einem Jahr. Valentin Stocker will ebenfalls sofort nach Anpfiff der Partie einen analogen Ball der Seitenlinie entlang in die Tiefe spielen. Obwohl er in dieser Szene viel höher (an der Mittellinie) postiert war, hatte Stocker überhaupt keinen Druck vom zunächst zögerlichen Schönbächler und konnte daher den Ball zentimetergenau in den Lauf des nach vorne preschenden Silvan Widmer spielen. Der FCZ kam ab diesem Moment immer einen Schritt zu spät – Hereingabe auf Cabral – Ablage auf Frei – Tor nach 12 Sekunden!

Vor einem Jahr am 8.2.2020 im Letzigrund: Valentin Stocker kann ungestört den „tödlichen“ Pass in die Tiefe auf Widmer spielen – Fabian Frei trifft nach nur 12 Sekunden zum 0:1.

00:42 – Fabian Rohner rauscht mit grossen Schritten heran und stoppt Valentin Stocker energisch am Zürcher Strafraum

Basel geht wie so häufig im Letzigrund mit Valentin Stocker Vollgas in der 1. Minute, aber nur 26 Sekunden nach Salim Khelifi kann auch Fabian Rohner Valentin Stocker dank eines energischen Sprints stoppen. Damit ist das Allergröbste an Basler Offensivpower für diese Partie bereits in die Schranken gewiesen.

Fabian Rohner bremst in der Startminute Valentin Stocker am eigenen Strafraum aus.

Personalien

Yanick Brecher (3) – Brecher und der FCZ haben Glück, dass das Spiel in der Anfangsphase nicht einen ganz anderen Verlauf nimmt, nachdem er gleich zwei Mal beim Aufbauspiel von hinten heraus den Ball Edon Zhegrova in die Füsse spielt. Der Kosovare vergibt die erste grosse Chance kläglich, bei der zweiten trifft er das Tor – steht dabei aber gemäss VAR im Offside.

Fabian Rohner (8) – Nach sehr guten Joker-Einsätzen nutzt Rohner seine erste Startelfchance seit mehr als drei Monaten. Gewinnt die Bälle vorzugsweise im Duett mit seinem langjährigen Teamkollegen Toni Domgjoni und läuft dem omnipräsenten Valentin Stocker einen entscheidenden Ball im eigenen Strafraum ab. Kommuniziert viel mit den Nebenleuten und dreht nach der Pause noch weiter auf.

Fidan Aliti (7) – Hat in der Ersten Halbzeit Probleme mit Nationalteamkollege Edon Zhegrova, weil er für seine Verhältnisse untypisch mehrmals geradezu übermütig hoch verteidigt und dann jeweils überlaufen wird. Steigert sich in der Zweiten Halbzeit deutlich. Versteht sich auf der Linken Seite sowohl offensiv wie defensiv sehr gut mit Assan Ceesay.

Toni Domgjoni (5) – Sonst fast immer unter den Teamstützen, diesmal über weite Strecken ein eher mauer Auftritt. Hat Mühe ins Spiel zu kommen, weil er seine übliche zupackende Art vermissen lässt, begeht dadurch auch mehr Fehler.

Ousmane Doumbia (9) – Der FC Basel scheint ihm zu liegen. Zum Jahresauftakt im St. Jakob Park MVP – und nun auch wieder. Dazwischen lagen vier Partien, in denen der Ivorer im Tief steckte. In einem allgemein gut verteidigenden Team sticht Doumbia mit 15 Top-Defensivaktionen nochmal etwas heraus.

Salim Khelifi (7) – Mit dem Salim Khelifi von früher hätte der FCZ gegen Basel wohl nicht gewonnen. Der heutige Khelifi ist stabiler geworden, unterstützt das Team mit regelmässigen wichtigen und effektiven Defensivsprints und starken Spieleröffnungen im Umschalten. Bremst so die durch Arthur Cabral und Fabian Frei immer wieder unterstützte offensiv starke linke Basler Seite zusammen mit Rohner weitgehend aus.

Assan Ceesay (8) – Denkt und hilft defensiv sehr gut mit. Wichtige Sprints und Blocks bei gegnerischer Konterauslösung sowie Unterstützung am und im eigenen Strafraum. Hat dabei auch einige gute Offensivaktionen: allen voran die Entstehung des wegweisenden 1:0, bei welchem Ceesay Jasper Van der Werff den Ball wegstibitzt und dann von Eray Cömert im Strafraum gelegt wird. Urkomisch die Szene, als Ceesay es an der Seitenlinie auf engem Raum irgendwie schafft, am eingewechselten Basler Kaly Sène vorbeizukommen und dieser danach wie Tom von ‚Tom & Jerry‘ in der von Turbo Ceesay hinterlassenen Staubwolke kniend wütend mit der flachen Hand auf den Boden schlägt, weil ihm sein Kontrahent entwischt ist.

Wilfried Gnonto (1) – Beginnt in den ersten Momenten nach seiner Einwechslung gut, fällt dann aber sofort wieder in den Trott seiner Bankrotterklärungen als Joker in St. Gallen und gegen YB zurück. Obwohl frisch im Spiel, trabt der junge Italiener den angreifenden Gegnern immer wieder im grossen Abstand hinterher, als hätte er einen anstrengenden Marathonlauf hinter sich. Mit der Einwechslung Gnontos erhält die linke Basler Seite um Stocker und Petretta viel Platz für ihre Angriffe und blüht richtiggehend auf. Davor war für die Rotblauen während 70 Minuten nirgendwo ein Durchkommen gewesen. Nun rollen die gefährlichen Angriffe im Minutentakt über Links. Dazu kommen bei Gnonto mehrere Ballverluste und inkonsequente Offensivaktionen.

Telegramm

FC Zürich – Basel 2:0 (1:0)
Tore: 26. Marchesano (Penalty, Ceesay) 1:0; 90.+2 Kramer (Gnonto) 2:0.
FCZ – Brecher; Rohner, Omeragic, Nathan, Aliti; Domgjoni, Doumbia; Khelifi (69. Gnonto), Marchesano (87. H. Kryeziu), Ceesay; Kramer.
Basel – Lindner; Van der Werff, Cömert (46. Cardoso), Klose, Petretta; Bunjaku (83. Pululu); Zhegrova (72. Sène), Kasami, Frei, Stocker; Cabral.

(Standbilder: Blue)

Dzemaili dirigiert den FC Zürich in die Niederlage: Vaduz – FCZ 3:2 in der Züri Live-Analyse

Spiel, Gegner und Taktik

Im Gegensatz zu YB und Lugano passt der FCZ seine taktische Formation auch diesmal nicht an den FC Vaduz an, aber der Respekt gegenüber dem schnellen Umschaltspiel der Liechtensteiner ist trotzdem zu spüren. Die Zürcher stehen nur leicht höher als der Gegner, und sind lange Zeit darauf bedacht, möglichst keine gefährlichen Räume hinter der Abwehr entstehen zu lassen. Mit den sehr guten Seitenwechseln der Liechtensteiner hat speziell Adi Winter etwas Probleme. Trotzdem kontrolliert der FCZ die Partie ohne zu glänzen und liegt durchaus verdient in Führung – bis zur Penaltyszene in der 53. Minute, die zum 1:1-Ausgleich führt. Bis zu diesem Zeitpunkt gewinnt das Rizzo-Team (in der Ersten Halbzeit Wind-unterstützt) auch klar die Mehrheit der Zweikämpfe. Am Ende der Partie steht mit 4,4 ein neuer Saisontiefstwert bei der Züri Live-Durchschnittsnote der Mannschaft.

Entscheidende Szenen

53. Minute: Blerim Dzemailis fatale Anweisung beim Vaduzer Ausgleich

Bis zur 53. Minute hat der FCZ die Partie im Rheinpark im Griff, steht gut und führt mit 1:0. Die Vaduzer spielen den Ball im Aufbau zwischen den drei Innenverteidigern hin und her, ohne eine Schwachstelle im Zürcher Abwehrverbund zu entdecken. Bis Blerim Dzemaili auf die Idee kommt, die Flügelspieler Tosin und Schönbächler lautstark anzuweisen, höher zu stehen. Von Blue-TV Kommentator Michael Fritschi wird er sofort für dieses oberflächliche Zeichen von Leaderqualitäten gelobt. Die FCZ-Flügel rücken dann auch tatsächlich an die Mittellinie auf. Aber mit fatalen Folgen: Yannick Schmid entdeckt sofort die Gelegenheit und spielt einen Diagonalball nach links vorne, wo wegen des aufgerückten Tosin Adi Winter nun in Unterzahl ist. Lüchinger und Obexer spielen sich ohne Gegenwehr an die Grundlinie und in der Mitte begeht Omeragic in der Hektik das Foul zum 1:1-Penalty Milan Gajics. Dieser bringt Vaduz ins Spiel und den FCZ auf die Verliererstrasse. Die Anweisung Dzemailis war nicht nur kontraproduktiv, sondern es ist auch schwer, einen Sinn dahinter zu erkennen. Einfach nur aufrücken ohne den Gegner gezielt zu pressen, ist „Selbstmord“.

Winter gerät gegen Lüchinger und Obexer in Unterzahl. Der aufgrund der Dzemaili-Anweisung zu weit aufgerückte Tosin rennt wieder zurück, kommt aber zu spät.

64. Minute: Dzemaili lamentiert – Gegenspieler Joël Schmied erzielt den Vaduzer Führungstreffer

Bei einem Gajic-Freistoss klammern sich Joël Schmied und Blerim Dzemaili knapp ausserhalb des Strafraumes gegenseitig am Arm und fallen um, während gleichzeitig Nathan den Ball ein erstes Mal aus dem Strafraum heraus klärt. Dzemaili lamentiert am Boden sitzend lautstark in Richtung Schiedsrichter Fähndrich, welcher ausgezeichnete Sicht auf die Szene hatte und weiterlaufen liess. Hekuran Kryeziu und vor allem Becir Omeragic lassen sich vom lamentierenden Dzemaili ablenken, bremsen, schauen zurück, und kommen etwas spät auf ihre Positionen am Fünfmeterraum, als die zweite Flanke in den Strafraum kommt. Schmied und Dzemaili stehen auf, wobei Letzterer dem Vaduzer Verteidiger nur halbherzig folgt, so dass dieser in der Lücke zwischen den „Päärchen“ Hekuran Kryeziu / Manuel Sutter sowie Becir Omeragic / Yannick Schmid völlig frei zum 2:1 einköpfen kann.

78. Minute: Geleitschutz beim Game Winning Goal von Matteo Di Giusto

Blerim Dzemaili verliert zuerst bei der Auslösung des Vaduzer Konters das Luftduell mit Coulibaly im Mittelfeld und bietet danach dem Torschützen Matteo Di Giusto weitgehend “Geleitschutz“.

Der ehemalige FCZ-Junior Matteo Di Giusto auf dem Weg zu seinem ersten Super League-Tor interessiert aus der Ersten Reihe beobachtet von einer FCZ-Legende.

Personalien

Becir Omeragic (3) – Sein hohes Standing im Ranking der besten Fussballtalente der „Equipe“ scheint ihm nicht bekommen zu sein. Wird von Spiel zu Spiel nachlässiger.

Fidan Aliti (6) – Sein herrliches erstes Super League-Tor hätte es verdient gehabt, mehr als nur ein Anschlusstreffer zu sein. Insgesamt nicht mehr ganz so überzeugend wie in den letzten Partien.

Blerim Dzemaili (1) – Zum zweiten Mal hintereinander mit der Tiefstnote „1“. An allen drei Gegentoren wesentlich mitschuldig. Seine Anweisungen und Äusserungen auf dem Platz waren in Vaduz geradezu kontraproduktiv und führten dazu, dass sein Team die Ordnung und Konzentration verlor. Die durchaus auch diesmal wieder vorhandenen einzelnen guten Offensivaktionen vermochten Dzemailis negative Einflüsse aufs Zürcher Spiel mit zahlreichen Fehlpässen, Ballverlusten und negativer Körpersprache bei weitem nicht aufzuwiegen.

Assan Ceesay (3) – Gegen einen tief stehenden Gegner wie Vaduz Assan Ceesay in der Sturmspitze zu bringen, macht wenig Sinn. Der Gambier verliert so zu viele Bälle und kann seine Schnelligkeit nicht ausnutzen.

Blaz Kramer (1) – Wie schon im „Hinspiel“ gegen Vaduz mutiert Kramer aus Sicht des FCZ zum „Torverhinderer“. Damals hatte er mit einem Stürmerfoul gegen Yanick Schmid den 1:1-Ausgleich Adrian Winters kurz vor Schluss zunichte gemacht. Diesmal verhinderte er direkt nach seiner Einwechslung in der 73. Minute erneut den praktisch sicheren 2:2-Ausgleich durch Nathan nach einem Dzemaili-Freistoss, weil er in der Flugbahn von Nathans Kopfball stand. Der Ball wäre in die rechte Torecke geflogen und Vaduz-Keeper Büchel hätte wohl kaum noch eingreifen können. Und auch diesmal fiel der Slowene vor allem mit unnötigen Stürmerfouls auf. Beispielsweise verhinderte er so am Ende der Nachspielzeit nochmal einen letzten Spielzug des FCZ Richtung gegnerisches Tor. Positiv ist Kramers Entwicklung in den letzten Partien als Manndecker bei gegnerischen Eckbällen.

Fabian Rohner (10) – Dritter Top-Einsatz als Joker. Und da kein Spieler aus der Startformation richtig überzeugen konnte, wird er genau wie beim Heimspiel gegen Vaduz wieder MVP. Damals hatte er mit seinem Rush aus dem Mittelfeld das vermeintliche 2:2 von Adi Winter eingeleitet. Diesmal mit seiner Flanke den 2:3-Anschlusstreffer. Ausserdem verhinderte er in der Rückwärtsbewegung mehrmals die Vorentscheidung zum 2:4, speziell in der 89. Minute, als er mit seinem Einsatz gegen Rahimi an der Fünfmetergrenze den so gut wie sicheren Gegentreffer verhinderte.

Telegramm

Vaduz – FC Zürich 3:2 (0:1)
Tore: 43. Marchesano (Ceesay) 0:1; 54. Gajic (Foulpenalty, G. Lüchinger) 1:1, 64. Schmied (Gasser) 2:1, 78. M. Di Giusto (M. Coulibaly) 3:1, 83. Aliti (Kramer) 3:2.
Vaduz – B. Büchel; Schmied, Y. Schmid, Simani; Dorn, Gasser (73. Prokopic), G. Obexer; Gajic, G. Lüchinger (88. Rahimi); Cicek (76. M. Di Giusto); M. Sutter (76. M. Coulibaly).
FCZ – Brecher; Winter (78. Rohner), Omeragic, Nathan, Aliti; H. Kryeziu, Dzemaili (78. Doumbia); Tosin (73. Kramer), Marchesano (78. Domgjoni), Schönbächler (58. Gnonto); Ceesay.

(Standbilder: Blue)

Zürcher Mittelfeld mit Offenbarungseid: FCZ – YB 1:4 in der Züri Live-Analyse

Spiel und Gegner

Alleine mit der Qualität der Berner ist die miserable Meisterschaftsbilanz des FCZ in den letzten Jahren gegen YB nicht zu erklären. Denn beispielsweise St. Gallen, Luzern oder Lugano holen gegen die Gelbschwarzen durchaus immer wieder mal Punkte. Im Cup hat das Letzigrund-Team gegen die Bundesstädter zwar drei der vier letzten Duelle gewonnen, aber in der Meisterschaft den letzten Punktgewinn im Herbst 2018 und den letzten Sieg gar weit zurück im Sommer 2014 geholt! In den letzten sieben Begegnungen gab es im Durchschnitt (!) 3,7 Gegentore. Und seit Oktober 2018 hatte der FCZ im Letzigrund gegen YB kein Tor mehr erzielt. Im aktuellen Duell schneidet der Stadtclub mit dem mit 4,6 schlechtesten Notenschnitt der bisher bewerteten Spiele dieser Saison ab. Wie üblich gegen YB ist die Anzahl Top-Defensivaktionen hoch – aber auch die Anzahl Fehler.

Nichtsdestotrotz startet der FCZ stark in die Begegnung mit dem amtierenden Schweizer Meister. Nach einer Viertelstunde lässt der Druck YB’s dann aber schnell mal die Schwachstellen im Zürcher Gebilde offenbar werden. Ein Dzemaili, Khelifi oder Kramer müssen als erste die Hüllen fallen lassen. Speziell das Mittelfeld mit dem indiskutabel schlechten Dzemaili, dem fahrigen Tosin und dem wankelhaften Doumbia ist ein Offenbarungseid. Der erneut mit viel Laufbereitschaft und Ideen überzeugende Marchesano kann da gegen eine Mannschaft wie YB alleine schlussendlich nichts ausrichten.

In den letzten fünf Minuten vor der Pause laufen mehrere Zürcher bereits derart „auf den Felgen“, dass man immer und überall zwei Schritte zu spät kommt und sich nur noch über den Platz zu schleppen scheint. In dieser Phase erhöht YB in kurzer Folge von 0:1 auf 0:3. Dem FCZ hilft auch nicht, dass der formschwache Moumi Ngamaleu seinen schwach getretenen Penalty nach der Pause von Yannick Brecher gehalten sieht (erster Penalty-Save seiner Karriere!). Das erste Tor der Partie hatte in der 14. Minute vermeintlich Tosin für den FCZ erzielt, aber dieser hatte bei seinem Lauf Richtung YB-Tor nach gutem Freistossball hinter die Abwehr von Ousmane Doumbia den Ball mit der Hand mitgenommen. Die erste reguläre Torchance des FCZ kommt erst in der 30. Minute bei einem Konter von Tosin (Vorlage: Aliti) nach einem YB-Corner, bei welchem sich der FCZ-Flügel aber zu stark von Sandro Lauper abdrängen lässt.

Taktik und Szenen

Kein Super League-Trainer ändert die taktische Formation seiner Mannschaft so häufig wie Gerardo Seoane. Dieser orientiert sich dabei jeweils einerseits an der eigenen Personalsituation, aber vor allem am jeweiligen Gegner. Auch wenn dieser Gegner beispielsweise Vaduz heisst. Gegen den FCZ lässt Seoane wie meist, wenn er davon ausgeht, dass der FCZ mit Viererabwehr agiert, im klassischen 4-4-2 spielen. Er bringt damit sein Team im Mittelfeldzentrum in Unterzahl. Aber mit dem Zürcher Trio Dzemaili / Doumbia / Marchesano werden Aebischer und Lauper spielend auch zu zweit fertig, und bilden für Super League-Verhältnisse eine gute zentrale „Wand“. Wie im Schach entscheidet auch im Fussball häufig das Zentrum die Spiele und beim FCZ ist an diesem Tag das Zentrum praktisch inexistent. Doumbia und vor allem Dzemaili sind mit ihrer Aufgabe überfordert.

Gleichzeitig vermag das YB-Sturmduo Elia / Siebatcheu, welches im Vergleich zum früheren Paar Assalé / Nsamé nochmal eine Qualitätssteigerung darstellt, vorne ständig für Druck zu sorgen. YB presst wie St. Gallen hoch, dies aber mit einer höheren Qualität, so dass es dem FCZ im Gegensatz zum St. Gallen-Spiel kaum einmal gelingt, die so wichtigen Bälle in die Tiefe zu spielen. Speziell Christian Fassnachts Einsatz im Spiel ohne Ball wäre da auf YB-Seite hervorzuheben. In der Anfangsviertelstunde kann sich der FCZ mehrmals gut über die linke Seite nach vorne kombinieren und dabei die kleine defensive Berner Schwachstelle Maceiras ausnutzen. Allerdings präsentiert sich der Rechte Innenverteidiger Camara magistral und bügelt die aus Berner Sicht heiklen Situationen aus.

26. Minute: 0:1 durch Sandro Lauper – Dzemaili 15 Meter vom Gegenspieler entfernt

Wie schon St. Gallen kann auch YB beim wichtigen 1:0-Führungstreffer von groben Schnitzern Blerim Dzemailis profitieren. Der FCZ macht ein hohes Pressing und Dzemaili lässt mit dem „6-er“ Michel Aebischer den entscheidenden Mann sträflich frei. Obs ein Black-out ist, oder bereits ein Konditionsproblem in der 26. Minute? Dies war der dritte Abstoss bei YB-Goalie Von Ballmoos – bei den ersten beiden hatte Dzemaili Aebischer noch gedeckt. Die Szene erinnert an das erste Saisonspiel der letzten Saison (0:4 gegen Lugano), als Denis Popovic genau das gleiche Missgeschick passiert war – nur wars damals bei Popovic eine Frage von zwei, drei Metern – nicht gleich 15 wie jetzt bei Dzemaili!

Der YB-Aufbau zum 0:1 wird über den völlig frei stehenden Aebischer lanciert: mehr als 15 Meter ist Dzemaili in diesem entscheidenden Moment von dem Ort entfernt, wo er eigentlich sein sollte.

Auch in St. Gallen hatte der FCZ früh hoch gepresst, und Dzemaili störte Stillhart zu wenig bei dessen entscheidendem Pass zum 1:0. Die Fehler wiederholen sich beim FCZ immer und immer wieder. Um hoch zu pressen, muss jeder Stürmer und Mittelfeldspieler eine hohe Laufbereitschaft mitbringen und jederzeit zu einem Sprint bereit sein. Wenn einzelne Spieler wie beispielsweise Dzemaili oder Popovic dazu bereits Mitte der 1. Halbzeit nicht mehr in der Lage sind, dann muss man es bleiben lassen! YB erhält dadurch enorm viel Platz, den vorentscheidenden Angriff zu fahren. Vor dem Zürcher Strafraum ist es dann wiederum Dzemaili, der Aliti und Khelifi in ihrer 2vs.3-Situation nicht unterstützt und somit Torschütze Lauper freie Bahn in den Zürcher Strafraum eröffnet. Danach macht Dzemaili Lauper an der Strafraumgrenze geradezu den Weg frei.

33. Minute: Dzemaili versteckt sich im Niemandsland

Ein weiteres Beispiel, wo das Zürcher Mittelfeldzentrum sich bei einer Situation des Hohen Pressings gemütlich irgendwo im Niemandsland aufhält. Dzemaili ist nicht bei seinem Gegenspieler Aebischer, und hilft auch nicht mit, Fassnacht aus dem Spiel zu nehmen. Auch Doumbia steht falsch. Beim folgenden Angriff hat YB erneut viel Platz und kommt nur darum nicht zu einer Topchance, weil Fassnacht vor dem Zürcher Strafraum einen Fehlpass spielt.

Die Distanzen vergrössern sich schon früh mit zunehmender Spieldauer – diesmal liegen bereits 20 Meter zwischen Dzemaili und Aebischer.

41. Minute: Amateurhaftes Verhalten und Körpersprache beim „Teamleader“

Beim Betrachten von Blerim Dzemaili im Spiel gegen YB wähnt man sich immer wieder wie auf einem Dorfsportplatz. Der in die Jahre gekommene arrivierte „Teamleader“ verliert ein Laufduell oder einen Zweikampf und verbringt dann erst mal eine Viertelminute mit sich und seinem Leid und überlässt das Spielgeschehen den Anderen, anstatt sofort wieder der Mannschaft zu helfen, den Ball zurückzuerobern. Für die Teamkollegen demoralisierend – und gefährlich. In dieser Situation kann Lustenberger ohne Bedrängnis mit Ball weit in die Zürcher Hälfte spazieren. Die Distanz für einen Ball hinter die Zürcher Abwehr ist somit nur noch läppische 20 Meter – Elia kommt zu einer hervorragenden Abschlussmöglichkeit direkt vor Yannick Brecher. Das Ganze „amateurhaft“ zu nennen, wäre selbst für den Amateurfussball eine Beleidigung.

Blerim Dzemaili sinniert über den verlorenen Zweikampf gegen Lustenberger nach.

44. Minute: 0:3 durch Jordan Siebatcheu nach Ballverlust Dzemaili

„Den Deckel drauf“ macht Jorden Siebatcheu nachdem Blerim Dzemaili in der 44. Minute zum wiederholten Mal in einem Dribbling hängen bleibt und dem Gegner dadurch eine ausgezeichnete Konterchance eröffnet. Während sein Gegenspieler Michel Aebischer Nationalmannschaftsniveau aufweist, ist Dzemaili immer noch sehr weit vom Super League-Niveau entfernt.

Lernresistenz: Blerim Dzemaili bleibt zum x-ten Mal seit seiner Rückkehr in die Super League in einem Dribbling hängen.

Personalien

Silvan Wallner (4) – Rennt lange Zeit der Musik hinterher und kommt sowohl im Spiel nach vorne, als auch in der Rückwärtsbewegung meist zu spät. Und dies obwohl Gegenspieler Moumi Ngamaleu diese Saison in der wohl grössten Schaffenskrise seiner Karriere steckt. Als einziger Zürcher Verteidiger steigert Wallner sich allerdings in der letzten halben Stunde der Partie.

Fidan Aliti (9) – Lange Zeit erneut die Zuverlässigkeit in Person in den Reihen des FCZ, bis er in der Schlussphase etwas nachlässt. Für die Offensive sind seine präzisen Bälle links der Seitenlinie entlang in die Tiefe sehr wertvoll – am Ende des Spiels der FCZ-ler mit den meisten Offensiven Top-Aktionen.

Blerim Dzemaili (1) – Minus 22 Punkte braucht es, um in der Züri Live-Bewertung die Tiefstnote Note 1 zu erhalten – Blerim Dzemaili kommt gegen YB auf rekordverdächtige Minus 52,5 Punkte. Seine Note ist in den ersten Einsätzen nach seiner Rückkehr von „3“ in Basel, über „2“ in St. Gallen auf eine klare „1“ gegen YB gesunken. Was Dzemaili gegen die Berner ablieferte, hatte mit Profifussball rein gar nichts mehr zu tun. Das erinnerte an einen 4.Liga-Match an einem nebligen Sonntagmorgen irgendwo in der Provinz – wenn zwei Mannschaften aus den hinteren Tabellenregionen aufeinander treffen. Und an den in die Jahre gekommenen ehemaligen Klubhelden, der seine Mannschaft fortwährend in grosse Schwierigkeiten bringt, weil er seinen eigenen Leistungsstand mal für mal überschätzt und denjenigen der Gegenspieler unterschätzt. Unbeirrbar geht Dzemaili immer wieder in zentraler Position ins Dribbling gegen einen Gelbschwarzen, obwohl er jedes Mal den Ball verliert und sich daraus jeweils ein gefährlicher Gegenstoss ergibt. Er überschätzt sich auch bei gegnerischem Ballbesitz in den Zweikämpfen, und kann dadurch vom Gegner wie ein hölzerner Schuljunge einfach ausgetanzt und an Ort und Stelle stehen gelassen werden.

Dazu kommen unpräzise Zuspiele und erneut Orientierungsprobleme im eigenen Strafraum bei einem gegnerischem Eckball, als er Lustenberger dadurch unverhofft eine Kopfballchance aus kurzer Distanz eröffnet. Wohl auch deshalb versteckt sich Dzemaili in der Folge in vielen Situationen geradezu in einer möglichst ballfernen Zone und lässt Doumbia und Co. die Arbeit erledigen. Der engagierte Antonio Marchesano läuft wie auf der Überholspur an Dzemaili vorbei, wenns nach vorne geht, und dann das gleiche wieder in der Rückwärtsbewegung. Vor Zweikämpfen scheint Dzemaili mit zunehmender Spieldauer fast schon Angst zu bekommen, weicht aus, um dafür unwichtige Passwege zuzustellen, und lässt dabei den Gegenspielern freie Bahn Richtung Tor. Ein Trauerspiel. Wie schon in St. Gallen ist Dzemaili auch gegen YB der Hauptschuldige am diesmal wegweisenden 0:1. Dies nachdem sein Team in der ersten Viertelstunde wirklich gut begonnen hatte. Und er muss auch den 0:3-Nackenschlag kurz vor der Pause auf seine Kappe nehmen.

Aiyegun Tosin (1) – Beginnt wie in St. Gallen schlecht und diesmal bleibt der Nigerianer bis zum Ende seines Einsatzes nach bereits 56 Minuten weitgehend auf dem tiefen Anfangsniveau. Ist keine Unterstützung der Aussenverteidiger und sein unnachvollziehbarer Ballverlust in der 42. Minute führt direkt zum 0:2.

Salim Khelifi (5) – Ist ein wichtiger Faktor in der starken FCZ-Startviertelstunde, danach wie üblich mit Auf und Abs.

Wilfried Gnonto (2) – Kann seine Chance wie in St. Gallen nicht nutzen. Wie Dzemaili überschätzt er sich beziehungsweise unterschätzt die Gegenspieler in vielen Situationen, was bei einem Jungen in diesem Alter eher noch verständlich ist – auch wenn sich Gnonto mehr als einmal vom nicht viel älteren Fabian Rieder düpieren lässt.

Toni Domgjoni (7) – Nicht so gut wie noch in St. Gallen, bestätigt aber seine aktuelle Verfassung einmal mehr. Das Mittelfeldpressing wird mit Domgjoni sofort organisierter, weil er auf den immer etwas mit sich selbst beschäftigten Kramer eingeht, ihn animiert und auf ihn wartet, um gemeinsam vorzugehen. Noch nie zuvor hat der Zürcher im Erwachsenenfussball in einer Liga-Saison drei Tore erzielt.

Hekuran Kryeziu (2) – Steht unaufmerksam beim ersten YB-Corner nach seiner Einwechslung komplett falsch – korrigiert dies dann beim zweiten. Lässt sich bei YB-Druckphasen am Zürcher Strafraum unnötigerweise auf die hintere Linie der Viererabwehr zurückfallen, anstatt seinen Raum als 6-er zu kontrollieren. Bei potentiellen Kontermöglichkeiten spielt er gerne quer oder gar rückwärts.

Adrian Winter (9) – Kampfstark, aufmerksam, zielstrebig. Winter bestätigt seinen guten bis sehr guten Einsatz in St. Gallen – diesmal als Einwechselspieler auf dem Flügel. Mit ihm hält die rechte Seite besser dicht und Wallner gewinnt an Sicherheit. Und erneut wird ein Joker zum FCZ-MVP. Auch weil Winter in seiner Einsatzzeit eine +1-Bilanz aufweist, wie man im Eishockey sagen würde – und weil Fidan Aliti in der Schlussphase nachlässt.

Telegramm

FC Zürich – BSC Young Boys 1:4 (0:3)
Tore: 26. Lauper (Elia) 0:1, 43. Siebatcheu (Elia) 0:2, 45. Siebatcheu (Elia) 0:3; 63. Siebatcheu (Fassnacht) 0:4, 76. Domgjoni (Gnonto) 1:4.
FCZ – Brecher; Wallner, Omeragic, Nathan, Aliti; Dzemaili (69. H. Kryeziu), Doumbia (69. Winter); Tosin (56. Schönbächler), Marchesano (56. Domgjoni), Khelifi (56. Gnonto); Kramer.
Young Boys – Von Ballmoos; Maceiras, Camara, Lustenberger (68. Garcia), Lefort; Fassnacht (68. Sulejmani), Aebischer, Lauper (62. Rieder), Moumi Ngamaleu (62. Mambimbi); Elia (68. Gaudino), Siebatcheu.

(Standbilder: Blue)

Die Aufstellungen im Detail: FCZ ohne Dzemaili, Sobiech, Omeragic und Schönbächler – Vaduz mit nur einer Änderung

Beim Punktgewinn gegen Leader YB hatte Vaduz am Wochenende Feldvorteile und die besseren Torchancen. Im Letzigrund nimmt der ehemalige FCZ-Stürmer Mario Frick nur eine Änderung vor: Gabriel Lüchinger spielt an Stelle des nicht aufgebotenen Cédric Gasser von Anfang an im Mittelfeld. Der aus dem FCZ-Nachwuchs stammende Matteo Di Giusto ist wie schon gegen Young Boys einer von zwei Offensivkräften in der Startformation.

Trainer Massimo Rizzo muss im Vergleich zum 4:1-Auswärtssieg zum Jahresauftakt in Basel auf die rekonvaleszenten Dzemaili, Omeragic, Schönbächler und Sobiech verzichten. Auf den Aussenverteidigerpositionen rücken Silvan Wallner und Tobias Schättin ins Team, Fidan Aliti voraussichtlich in die Innenverteidigung. Im Zentralen Mittelfeld kommt Toni Domgjoni und auf dem Flügel Wilfried Gnonto rein. Im Vergleich zum Wochenende sind zudem neu Adrian Winter, Fabian Rohner, Mirlind Kryeziu und Hekuran Kryeziu zusätzlich auf dem Matchblatt.

Zürich beginnt mit Débutanten Doumbia und Aliti, Vaduz setzt auf FCZ-Junior Di Giusto: Aufstellungen Vaduz – FCZ

Massimo Rizzo bringt in der Startaufstellung in Vaduz nach der klaren Niederlage in Lausanne, die das Ende der Ära Magnin bedeutete, mit Ousmane Doumbia (vom FC Winterthur) und Fidan Aliti (Kalmar) zwei neuverpflichtete Débutanten. Voraussichtlich wird Becir Omeragic auf der rechten Seite spielen, eine Position, die der Genfer in der Vergangenheit auch schon gespielt hat und mit seiner Antrittsschnelligkeit und Defensivqualitäten durchaus gute Voraussetzungen mitbringt. Silvan Wallner sitzt auf der Ersatzbank. Tosin kommt zu seinem ersten Saisoneinsatz in der Startaufstellung. Assan Ceesay ersetzt den in Lausanne erneut enttäuschend agierenden Kramer.

Vaduz-Trainer Mario Frick setzt auf die Motivation des vom FCZ verpflichteten Matteo Di Giusto, der letzte Saison einen guten Teileinsatz für die 1. Mannschaft des FC Zürich im Wankdorf gehabt und in der U21 ebenfalls auffällige Leistungen gezeigt hatte. Di Giusto wird wohl auf der 10-er Position auflaufen. Aus dem Trio Prokopic / Lüchinger / Wieser lässt Frick letzteren auf der Bank. Der solide Linksverteidiger Linus Obexer kommt auf der linken Seite zu seinem Vaduz-Début und im Tor fehlt überraschend Stammtorhüter Benjamin Büchel, der nicht gesperrt ist und auch nicht als verletzt gemeldet wird.

Das erste Spiel als Super League-Cheftrainer hat Massimo Rizzo vor fünf Jahren in St. Gallen durch Tore von Oliver Buff und Leandro Di Gregorio gewonnen.

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