Defensive Fortschritte / Offensiv fehlt den Teamleadern die INspiration der Meistersaison: Analyse Tore und Gegentore 19/20 – 22/23

Defensiv hatte der FCZ was die Leistung der Feldspieler betrifft in der Saison 22/23 sehr gute Werte, wie an dieser Stelle bereits gezeigt. Wie kommt es dazu? Schauen wir uns dieses Phänomen etwas genauer an! Ein wirklich erstaunliches Bild zeigt sich bereits in der ersten Grafik. Von 19/20 bis 22/23 hat der FC Zürich über mehrere Saisons hinweg unter verschiedenen Trainern (Magnin, Rizzo, Breitenreiter, Foda, Colatrella, Henriksen) die Verteidigung der gegnerischen Standards Schritt für Schritt stark verbessert (von rund 0,7 Standardgegentoren pro Partie auf unter 0,3). Auch nach der Meistersaison ist das Team in diesem Bereich noch einmal deutlich stärker geworden. Dies mag einige Leser erstaunen. Denn ohne eine systematische Untersuchung eines Phänomens hält man sich für die Beurteilung in der Regel an einzelne besonders in Erinnerung gebliebene Situationen und Spiele. Dazu gehört für die Saison 22/23 mit Sicherheit die 2:4-Heimniederlage gegen den FC Basel am 28. August mit gleich drei Standardgegentoren nach den Freistössen von Taulant Xhaka und dem Eckball durch Darian Males. Dieses Spiel war aber wie die Statistik zeigt, die Ausnahme, welche die Regel bestätigt.

Bessere Vorwärtsverteidigung und Abwehr von Standards als in der Meistersaison!

Beinahe ebenso stark wurden in der gleichen Zeitperiode die Gegentore aus dem Spiel heraus reduziert, wenn der Gegner aus einer tiefen Position angreift. Das heisst, man verteidigt von Saison zu Saison besser in hoher Position – und hat sich auf diesem Gebiet auch 22/23 im Vergleich zur Meistersaison nochmal verbessert! Der über Jahre anhaltende positive Trend in der Reduktion der Gegentore beim Umschaltspiel, Aufbauspiel und bei einer Hohen Position des Gegners konnte hingegen nicht fortgesetzt werden. In diesen Bereichen gab es einen Rückschritt – am meisten bei gegnerischem Aufbauspiel. Der FCZ verteidigt weniger gut als noch letzte Saison unter Breitenreiter, wenn er sich hinten reindrängen lässt.

Die verbesserte Verteidigung von Standards im Vergleich zur Meistersaison betrifft alle Bereiche mit Ausnahme der Penaltys. Am stärksten verbesserte hat man sich bei gegnerischen Einwürfen. Bei gegnerischen Eckbällen hat der fC Zürich im Verlauf der letzten Monate leichte Anpassungen in der Formierung vorgenommen und setzt nun auf zwei oder teilweise gar drei Raumdecker. Wenn der FCZ trotzdem wieder mal ein Corner-Gegentor kassiert, dann liegt dies jeweils eher nicht an der Taktik, sondern individuellen Unaufmerksamkeiten wie beim 2:3 durch Douline in Genf in letzter Sekunde oder einem vermeidbaren Gegentreffer Schettines im einzigen verlorenen Derby der Saison. Penaltys gegen den FCZ entstanden in der Zeitperiode 2019 bis 2023 am häufigsten nach Freistössen oder Einwürfen (je 3 Mal).

Linke Seite nicht mehr so wasserdicht, wie in der Meistersaison

Am meisten Gegenreffer kassiert der FC Zürich immer noch via Konterangriffe des Gegners, auch wenn sich dies seit der Saison 19/20 reduziert und im Vergleich zur Meistersaison auf dem Niveau von einem solchen Gegentreffer alle vier Spiele gehalten hat. Weiter reduziert haben sich aber die Gegentreffer bei gegnerischem (langsamem) Spielaufbau, wenn der FCZ hoch steht. Zu Magnin-Zeiten war in solchen Situationen die Verteidigungsarbeit der Stürmer und Mittelfeldspieler immer wieder mal ungenügend gewesen. Wie bereits weiter oben erwähnt nahmen die Gegentore des FCZ etwas zu, wenn er tief oder in einer mittleren Position gegen einen aufbauenden Gegner verteidigte. Gegentore aus Pressing- oder Gegenpressing-Situationen blieben hingegen relativ selten.

Obwohl die Standardgegentore weiter reduziert wurden, haben die Kopfballgegentore im Vergleich zur Meistersaison 22/23 wieder zugenommen, ohne dass es im Vorfeld von Gegentreffern mehr Flanken (definiert als Bälle von der Seite von ausserhalb des Strafraumes) gegeben hätte. Dies deutet vermehrt auf Kopfballgegentore aus dem Spiel heraus hin, teilweise durch kurze Chipbälle von innerhalb des Strafraumes. Weitschussgegentreffer haben im Vergleich zur letzten Saison hingegen abgenommen, was für die gute Arbeit speziell der FCZ-Akteure auf der 6er-Position (in erster Linie Cheick Condé) spricht. Deutlich zugenommen haben hingegen Tore auf gegnerische Angriffe durch die Mitte und über rechts (also die linke Zürcher Abwehrseite). Letztere hatten sich in der Meistersaison auf null reduziert. 22/23 konnten Guerrero, Aliti und Co. ihre Seite hingegen nicht mehr so gut schliessen, wie noch ein Jahr davor.

Inspiration bei den Offensivstandards ging verloren

Das Problem des FCZ 22/23 im Vergleich zur vorherigen Spielzeit lag in der Offensive, so viel ist schon länger bekannt. „Offensive“ bedeutet aber nicht automatisch „Stürmer“. Beispielsweise der Spielaufbau aus der Zone 1 in der eigenen Platzhälfte in die Zone rund um die Mittellinie schien in der Meistersaison besser zu funktionieren. Die Torausbeute hat in allen Spielphasen (Aufbau, Umschalten, Standards) und sowohl aus einer hohen wie auch tiefen Position durchs Band deutlich abgenommen, wobei dabei eine geringere Abschlusseffizienz eine gewisse Rolle spielte. Am stärksten reduziert hat sich die Ausbeute von Standards.

Schaut man die Standardtore im Detail an, sieht man einen leichten Anstieg bei den Penaltytreffern, aber eine starke Reduktion von FCZ-Treffern, die aus Freistössen und Eckbällen erzielt wurden – und zwar auf das tiefste Level der letzten vier Jahre. Was ist der Grund, dass Marchesano, Guerrero und Dzemaili nicht mehr so gute Freistösse und Corner hinkriegten wie in der Meistersaison? Dieses Rätsel zu lösen ist ein wichtiger Faktor für den offensiven Erfolg der kommenden Saison. Denn dass Marchesano, Guerrero, Krasniqi, Okita, Kryeziu und Co. grundsätzlich gute Standards drauf haben, ist unbestritten.

Weniger Erfolg im Knacken von tief stehenden Gegnern über die Seiten

In den letzten vier Jahren hat der FCZ am häufigsten Penaltys aus Freistössen und Konterangriffen erhalten. Auch aus Angriffen gegen tief stehende Gegner sowie aus Eckbällen gab es häufiger Penalty für als gegen den FCZ.

Aus dem Spiel heraus erzielt der FCZ weiterhin am meisten Tore aus dem Aufbauspiel gegen tief stehende Gegner sowie aus Konterangriffen, wobei vor allem ersteres in der abgelaufenen Saison stark abgenommen hat.

Offensiv fehlte die Überzeugung, das Zusammenspiel und das Timing bei den Standards aus der Meistersaison

Kopfballtore haben in der Saison 22/23 sehr stark abgenommen – von „einem in drei Spielen“ auf „eines in zehn Partien“. Dies hängt direkt zusammen mit der ebenfalls starken Abnahme von Toren aus „Angriffen über rechts“. Nikola Boranijasevic hat zwar insgesamt 22/23 gute Leistungen gezeigt, aber das Timing und Zusammenspiel mit den Stürmern in den entscheidenden Momenten funktionierte nicht mehr so traumwandlerisch sicher wie noch 21/22.

Durch die Analyse der Tore und Gegentore verdichtet sich das Bild über die Unterschiede zwischen der Saison 21/22 und der Saison 22/23. Die Teamleader Antonio Marchesano, Blerim Dzemaili, Adrian Guerrero, Willy Gnonto und Yanick Brecher zeigten sich von allen Kaderspielern als zu wenig anpassungsfähig an den Trainerwechsel und begannen die Spielzeit uninspiriert. Defensiv spielte die Mannschaft als Ganzes eine ganz gute Saison – speziell die neu verpflichteten Cheick Condé und später Ifeanyi Mathew sorgten im Zentrum für Stabilität. Ausserdem verbesserte man sich beim Verteidigen von gegnerischen Standards weiter. Offensiv fehlte hingegen die Überzeugung, das Zusammenspiel und das Timing bei den Standards, beim Abschluss und beim letzten Pass, welches die Breitenreiter-Mannschaft so ausgezeichnet hatte – exemplarisch illustriert durch die unglaubliche Serie direkt verwandelter Freistösse durch Marchesano, Kryeziu und Coric zum Saisonbeginn 21/22 im Kontrast mit dem verschossenen Penalty Marchesanos zum Auftakt 22/23 in Bern. Über die rechte Seite von Boranijasevic wurden nicht mehr so viele Tore vorbereitet wie noch in der Meistersaison, und die linke Seite mit Guerrero und Aliti war defensiv zwar immer noch gut, aber nicht mehr so ein wasserdichtes Bollwerk, wie noch im Jahr zuvor.

Ende Flaute: Boranijasevic effektiv über rechts – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 6

Bei den Standardtoren hat sich der FCZ in allen wesentlichen Diszplinen nochmal deutlich verbessert. Wenn man den Nachschuss von Kramer in Luzern freundlich mitzählt, dann wurden alle Liga-Penaltys aus dem Spiel heraus in dieser Vorrunde verwandelt – was in Testspielen oder im Penaltyschiessen in Yverdon bei weitem nicht immer der Fall war. Phänomenal ist natürlich die Freistossbilanz mit sieben Treffern in einer Halbserie – davon sechs direkt! Aber auch die in der Regel überlegt ausgeführten Eckbälle und Einwürfe waren wichtig. Es gab eine Zeit vor zwei, drei Jahren als weite Einwürfe beim FCZ (Pa Modou) und in der Liga allgemein als gefährliche Offensivwaffe angesehen wurden. Dies hat sich in der Realität aber nicht bewahrheitet. Es gibt auch weltweit kaum Einwerfer, die in dieser Weise in einer gewissen Regelmässigkeit Tore herbeiführen können. Nur weit einwerfen alleine genügt nicht. Da erscheint das unspektakuläre Vorgehen eines Nikola Boranijasevic mit seinem guten Timing effektiver. Es geht dabei ganz simpel darum, den Vorteil des Agierens in den eigenen Reihen zu behalten und vom Einwurf weg mit drei, vier abgesprochenen Spielzügen hintereinander immer einen Schritt schneller als der Gegner zu sein – und so schlussendlich in gute Abschlussposition zu gelangen.

Penaltys: Blaz Kramer erst im Nachschuss

Sechs Penaltys durfte der FCZ im Herbst treten, die Hälfte davon verwandelte Antonio Marchesano souverän. Gnonto traf gegen Solothurn vom Punkt, Ceesay war im letzten Spiel gegen St. Gallen erfolgreich – Kramer traf zu Beginn der Saison im Nachschuss in Luzern und jubelte vor dem gegnerischen Anhang.

Wegen seines verletzungsbedingten Ausfalles in der Mitte der Vorrunde hat Blaz Kramer rechnerisch in jedem fünften Spiel über 90 Minuten einen Penalty getreten und ist damit pro Zeiteinheit häufiger angetreten als Antonio Marchesano.

Coric und Guerrero die ersten unter vielen Standardspezialisten

58% der Eckbälle wurden von Adrian Guerrero getreten. Der Katalane trat diese je nach Variante von beiden Seiten.

Ziehen wir hingegen die Daten für die Anzahl Corner pro 90 Minuten, so steht Rechtsfuss Ante Coric beinahe auf gleiher Höhe mit Guerrero. Wenn der Kroate auf dem Platz stand, war er also einer der beiden hauptsächlichen Verantwortlichen für Eckbälle. Ansonsten übernahmen andere Rechtsfüsser wie Antonio Marchesano (häufig), Moritz Leitner oder Bledian Krasniqi seine Rolle.

Adrian Guerrero ist auch der mit Abstand häufigste Freistossschütze in Strafraumnähe – allerdings mit insgesamt etwas weniger als 50%. Krasniqi trat keinen einzigen solchen Freistoss, dafür waren Blerim Dzemaili und Mirlind Kryeziu ebenfalls für solche Situationen vorgesehen.

Auch bei den Freistössen sind allerdings Guerrero und Coric die Hauptschützen, wobei der Kroate in dieser Disziplin sogar noch etwas mehr Standards pro 90 Minuten augeführt hat, als der Spanier.

Umschaltspiel für einen Grossteil der Freistösse aus gefährlichen Positionen verantwortlich

Penaltys und vor allem zu Toren führende Freistösse sind in dieser Vorrunde überwiegend aus Umschaltsituationen entstanden. Rechnet man diese Treffer mit, dann haben insgesamt auch die FCZ-Tore aus Umschaltsituationen zugenommen. Am stärksten war die Zunahme bei den Kontertoren. Vor allem die Schnelligkeit von Assan Ceesay wurde dabei immer wieder beispielhaft ausgenutzt.

FCZ phasenweise spielbestimmend im Letzigrund

Auffällig die starke Zunahme an Toren aus dem Aufbauspiel gegen einen tief stehenden Gegner. Im ersten Vorrundendrittel erzielte der FCZ allerdings nur gegen Solothurn solche Treffer (gleich fünf an der Zahl). Im zweiten Vorrundendrittel gelangen solche Tore dann aber auch regelmässig in der Liga gegen Servette, Sion (2), GC und Basel (2) – alle im Letzigrund erzielt. Im letzten Vorrundendrittel wiederum erlahmte die Torproduktion aus diesen Spielsituationen heraus. Es kam nur noch indirekt zu einem Torerfolg im Aufbau gegen einen Tief stehenden Gegner beim Penaltytor in Lausanne. Auch gegen hoch stehende Gegner hat der FCZ in dieser Vorrunde aus dem Aufbauspiel mehr Tore erzielt, als in den Halbsaisons davor.

FCZ behebt Offensivflaute über rechts

Während defensiv die linke Zürcher Seite mit null (!) Gegentoren aus dem Aufbauspiel der Gegner brilliert, fällt offensiv der grosse Sprung nach vorne bei den Toren aus dem Spielaufbau über die rechte Seite (mit dem Duo Boranijasevic / Omeragic) ins Auge. Aber auch über links und vor allem durch die Mitte hat die Torproduktion im Aufbauspiel zugenommen. Dazu entstanden beinahe doppelt so viele Treffer wie letzte Saison in einem halben Jahr direkt oder indirekt aus einer Flanke. Auch mit Seitenwechseln vor dem Strafraum wurde vermehrt erfolgreich gearbeitet. Die Anzahl Weitschusstore hingegen blieb auf dem gleichen Niveau.

Beinahe die Hälfte aller Flanken der Vorrunde stammen von den beiden Aussenläufern Guerrero und Boranijasevic. Aber auch Zentrumsspieler wie Marchesano, Ceesay oder Gnonto weichen häufig auf die Seite aus und bereiten eine Strafraumchance für einen Mitspieler vor.

Pro 90 Minuten liegt hingegen Fabian Rohner mit 4,13 Flanken an der Spitze, deutlich vor Guerrero und Boranijasevic. Interessanterweise gibt es nur vier eingesetzte Feldspieler, die in der ganzen Vorrunde keine einzige Flanke von der Seite in den Strafraum gebracht haben: Mirlind Kryeziu, Marc Hornschuh, Stephan Seiler und Rodrigo Pollero.

Tosin baut gerne mit auf

Die Steilpässe sind noch stärker auf verschiedene Spieler verteilt – Antonio Marchesano hat dabei fast einen Viertel der Zürcher Steilzuspiele der Vorrunde gespielt.

Auch bei den Steilpässen pro 90 Minten liegt Marchesano an der Spitze. Danach folgt aber Tosin, der obwohl in erster Linie als Zielspieler stark, sich immer wieder gerne auch am Spielaufbau beteiligt.

Halbzeitanalyse, Teil 1 – Erfolgsfaktoren, Folgerungen und Ausblick

Halbzeitanalyse, Teil 2 – Mehr Gegentore auf Konter und Weitschüsse

Ceesay defensiv schon vor zwei Jahren mit Quantensprung / Halbzeitbilanz 21/22, Teil 3

Für welchen Gegner welche Taktik? – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 4

Tosin, Marchesano und Gnonto die Offensivstützen – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 5

Für welchen Gegner welche Taktik? – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 4

Während der FCZ defensiv in der Vorrunde eher durchschnittlich war, hat er offensiv so viele Super League-Tore erzielt (43) wie seit der Saison 05/06 nicht mehr (45).

FCZ stark mit seinen Standards

Von den drei Spielsituationen liegen dabei die Standards an erster Stelle. Dies unter anderem dank der sehr guten Detailarbeit bisher unter Trainer André Breitenreiter. Das Umschaltspiel war für etwas weniger als einen Drittel der Zürcher Treffer verantwortlich. Am wenigsten häufig gabe es Tore aus einem Aufbauspiel – mit 28%.

Fokussieren wir uns nur auf Liga-Spiele, dann liegt das Umschaltspiel zusammen mit den Standards ex-aequo an erster Stelle. Im Cup gegen unterklassige Gegner war der Anteil der Umschalttore klein, was nicht überrascht.

Starke Zunahme an Toren aus Aufbauspiel und Hoher Position

Der hohe Wert an Umschalttoren des letzten Saisonviertels 20/21 konnte in dieser Vorrunde gehalten werden. Die Anzahl Standardtore und vor allem die Tore aus dem Aufbauspiel haben aber stark zugenomen. Die Zahlen im Ersten Quartal sind etwas verzerrt durch das 10:0 beim FC Solothurn, aber auch im Zweiten Quartal wurden direkt aus dem Aufbauspiel sechs Tore erzielt. Ausserdem ist aus den Züri Live-Daten ersichtlich, dass vor allem die aus einer Hohen Position erzielten Tore stark zugenommen haben. Dies lässt die gleichzeitige Zunahme der Gegentore aus einer Hohen Position aus der Defensivanalyse in einem freundlicheren Licht erscheinen. Vor allem weil die erzielten Tore aus dieser Position stärker zugenommen haben, als die Gegentore. Somit sind diese zusätzlichen Gegentore die natürliche Folge eines im Vergleich zur Rizzo-Zeit allgemein häufiger höher stehenden Teams. Wie im ersten Teil der Halbzeitanalyse erwähnt, ist der FCZ im Ligavergleich beim Hohen Pressing im Mittelfeld anzusiedeln. Allerdings wurde in diesem Artikel die Aussage gemacht, das Breitenreiter-Team habe sogar weniger Pressing-Tore erzielt, als in der Rizzo-Zeit. Dies stimmt, wenn man nur die direkt aus dem Pressing erzielten Tore anschaut. Zählt man hingegen die aus Pressingsituationen entstandenen Penalty- und Direkten Freistosstore hinzu, dann sind es mehr.

FCZ erzielt seine Tore variabel

Bei den erzielten Toren lassen sich pro Gegner nicht so klare Profile erstellen wie bei den Gegentoren. Der FCZ erzielt seine Tore gegen die meisten Gegner auf variable Art und Weise. Am stärksten auf Standardtore ist der FCZ gegen Teams wie Lugano, Thun oder den FC Vaduz angewiesen. Mit Umschaltspiel am erfolgreichsten ist das Letzigrund-Team gegen Sion, GC und YB. Das Aufbauspiel führt nur gegen Xamax (und Solothurn) am ehesten zum Erfolg. Gegen Basel sind Umschaltspiel und Standards auf gleicher Höhe.

Gegen Sion, Luzern, Vaduz, Thun, Solothurn, Kriens und Chiasso hat der FCZ aus einer Hohen Position mehr Tore erzielt – gegen St. Gallen, Lausanne, YB und (mit kleinem Unterschied) Lugano oder Servette eher aus einer Tiefen Position. Bei einen Grossteil der Gegner ist die Bilanz diesbezüglich aber in den letzten zweieinhalb Jahren Fifty-Fifty oder beinahe.

Gegen YB, FCB, Servette, Lugano und St. Gallen aus Tiefer Position erfolgreicher

Führt man die Daten zur Offensive mit denjenigen zur Defensive zusammen, ergibt sich folgendes Bild. Gegen mehr als die Hälfte der Liga ist TIEF stehen sowohl aus Offensiver wie aus Defensiver Sicht auf Basis der Tore und Gegentore seit Sommer 2019 die vorteilhafte Option für den FCZ. Und zwar gegen die Spitzenteams YB und FCB sowie auch gegen Servette, St. Gallen und Lugano. Gegen diese Mannschaften spielt der FC Zürich am erfolgreichsten, wenn er möglichst immer mit allen Mannen hinter dem Ball ist. Mit Bällen in die Tiefe können diese Gegner am besten geknackt werden. Und defensiv sollte man sich keine Blösse geben und solidarisch verteidigen. Selbst Servette ist gegen den FCZ im Umschaltspiel immer wieder gefährlich. Gegen YB, Servette und St. Gallen ist die tiefe Position sowohl aus defensiven wie aus offensiven Gründen vorteilhaft – gegen Basel hingegen nur aus defensiven und gegen Lugano nur aus offensiven Gründen. Gegen den FCB geht es also in erster Linie darum, dem Gegner keinen Raum zum spielen zu lassen, während man gegen Lugano fast nur Tore erzielen kann, wenn der Gegner mal etwas aus seiner tiefen Position herausgelockt werden kann.

Taktik gegen Lausanne: erst Hohes Pressing, dann aus der Deckung locken

Der einzige aktuelle Liga-Konkurrent gegen welchen in den letzten zweieinhalb Jahren sowohl offensiv wie defensiv HOCH stehen am vorteilhaftesten war, ist Sion. Gegen die Walliser sollte der Ball also möglichst in der gegnerischen Hälfte gehalten werden. Gegen Lausanne ist der FCZ defensiv tief und offensiv hoch am erfolgreichsten, was zu einer speziellen Empfehlung führt: offenbar kann man gegen die Waadtländer den Ball gut in der gegnerischen Hälfte mit einem Pressing gewinnen, dann aber sollte man den Gegner rauslocken, allenfalls mit Rückpässen bis zum eigenen Torhüter, um mit Ball die Räume zwischen den Linien und hinter der Abwehr des Teams von Captain Stjepan Kukuruzovic zu finden. Geradezu exemplarisch dafür steht der 2:0-Führungstreffer Wilfried Gnontos zuletzt beim Auswärtssieg in den Tuilières, als man mit einem Rückpass zu Torhüter Brecher sogar ein in Unterzahl spielendes Lausanne entscheidend rauslocken konnte und so die Räume zwischen Abwehr und Mittelfeld der Waadtländer weit offen waren.

Gegen Luzern sind aggressives Gegenpressing und spielerische Lösungen wichtig

Der umgekehrte Fall ist Luzern. Gegen die Innerschweizer ist der FCZ offensiv HOCH und defensiv TIEF stehend am besten. Dies bedeutet, dass bei Ballverlust ein schnelles, aggressives Gegenpressing und Unterbinden des Luzerner Angriffs, allenfalls auch mit Fouls, besonders wichtig ist – damit man sich wieder in einer tiefen Position formieren kann. Mit Ball ist hingegen, sofern man diesen nicht im Gegenpressing gewonnen hat, geduldiges, spielerisches Aufbauspiel gefragt – mit langsamem Zurückdrängen und Einschnüren des Gegners. Keine Präferenz sowohl defensiv wie offensiv gibt es bei GC. Die Gegentore in den bisherigen zwei Derbys beispielsweise sind ausschliesslich auf Standards gefallen. Nicht berücksichtigt in dieser Analyse und den resultierenden Empfehlungen ist die Art und Weise der Entstehung der Standardtore. Und natürlich basiert sie auf Daten seit Sommer 2019. Auch wenn die meisten Kontrahenten in dieser Zeitspanne ihren Spielstil nicht wesentlich verändert haben, hat sich beispielsweise durch Trainerwechsel trotzdem die eine oder andere taktische Anpassung im Laufe der Zeit ergeben.

Halbzeitanalyse, Teil 1 – Erfolgsfaktoren, Folgerungen und Ausblick

Halbzeitanalyse, Teil 2 – Mehr Gegentore auf Konter und Weitschüsse

Ceesay defensiv schon vor zwei Jahren mit Quantensprung / Halbzeitbilanz 21/22, Teil 3

Für welchen Gegner welche Taktik? – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 4